Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, Dezember 2013

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ 2 0 1 3

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H e f t

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Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich

N o v e m b e r – D e z e m b e r

Pflanzenbau Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz Seite 460 Umwelt

Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch Seite 484

Agrarpolitik

Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017 Seite 492


Das Erdmandelgras ist ein invasiver Neophyt, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz stark verbreitet hat. Einmal an­gesiedelt, lässt sich das gefürchtete Acker­u nkraut nur mit grossem ­Aufwand bekämpfen. (Foto: Carole Parodi, ACW)

Inhalt November–Dezember 2013 | Heft 11–12 459 Editorial

Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, ­Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / ­Recherche Agro­nomique ­Suisse, Forschungs­anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Erika Meili (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, ­Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 26 407 73 00 Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Pflanzenbau Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): 460

die aktuelle Situation in der Schweiz Christian Bohren und Judith Wirth Pflanzenbau Wasserverfügbarkeit und Futter­ 468

produktion im Ackerbaugebiet Eric Mosimann et al. Pflanzenbau Auswirkungen einer ausgeprägten 476

Sommertrockenperiode auf eine ­montane Dauerweide im Jura Marco Meisser et al. Umwelt Abdrift – reduzierende Massnahmen im 484

Praxisversuch Simon Schweizer, Peter Kauf, Heinrich Höhn und Andreas Naef Agrarpolitik Ausführungsbestimmungen der 492

­Agrarpolitik 2014 – 2017 Thomas Meier Kurzbericht Agrarpolitik im Web 2.0 498 Kim Anh Joly und Sylvie Aubert 501 Porträt 502 Aktuell 507 Veranstaltungen Sortenlisten Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln Beilage

2014 Thomas Hebeisen, Theodor Ballmer, Tomke Musa, Jean-Marie Torche und Ruedi Schwärzel Merkblätter Beilagen Kartoffelsorten Erika, Gwenne und Verdi


Editorial

Agrarforschung: mit neuen ­Ansätzen die Zukunft gestalten Liebe Leserin, lieber Leser 2013 wurden verschiedene Weichen für die Zukunft der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft gestellt. Im Frühling hat das Parlament die Agrarpoli­ tik 2014 – 2017 (AP 14 – 17) verabschiedet, die einige grundsätzlich neue Ele­ mente enthält: Mit den vorgenommenen Änderungen sollen in Zukunft Leis­ tungen konsequent mit finanziellen Anreizen gefördert werden (vgl. Artikel S. 492). Auch die Leistungen, welche die Agrarforschung des Bundes bei Agroscope in der Periode 2014 bis 2017 erbringen soll, wurde in einem neuen Leistungsauftrag festgehalten. Dieser basiert auf sechs thematischen Schwer­ punkten, in denen besondere Akzente gesetzt werden sollen. Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft BLW

Forschungsresultate wirken langfristig Der grosse Unterschied in diesen beiden Leistungsaufträgen liegt in der zeit­ lichen Dimension der Auswirkungen. Die agrarpolitischen Massnahmen for­ dern von den Landwirten Leistungen, die einerseits jährlich kontrolliert wer­ den und andererseits rasch eine Auswirkung z.B. auf die Umwelt haben. Demgegenüber ist der Leistungsauftrag an Agroscope eine Investition in die Zukunft der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft: Die Resultate der Forschung von Agroscope werden eher nach 2017 Wirkung zeigen, weil das Wissen zuerst auf die Landwirte «einwirken» muss. Deshalb wurde der Leis­ tungsauftrag an Agroscope darauf ausgelegt, dass er Herausforderungen in der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft behandelt, die mit der AP 14 – 17 wohl noch nicht gelöst werden können. Zielkonflikte bei Ressourceneffizienz und Wettbewerbsfähigkeit Vor allem in den Bereichen Ressourceneffizienz, Wettbewerbsfähigkeit und in der betrieblichen Organisation (auch soziale Dimension) gibt es in der Schweizer Landwirtschaft Gestaltungsbedarf, will man die Herausforderun­ gen der Zukunft meistern. Diese Themen werden an Aktualität gewinnen und uns in Zukunft stark beschäftigen. Die Lösung der Probleme in diesen Bereichen ist komplex und geprägt von starken Zielkonflikten. Diese Kom­ plexität führt dazu, dass man die Herausforderungen nicht nur mit einer Jus­ tierung des Direktzahlungssystems wird lösen können; es werden neue Ansätze erforderlich sein. Agroscope und die weltweite Forschung müssen und werden neue Wege aufzeigen, wie mit diesen Herausforderungen in Zukunft umgegangen werden kann. Forschung bildet Grundlage für Agrarpolitik Eine Agrarpolitik kann immer nur so zielführend sein, wie der Erkenntnis­ stand und der politische Wille es zulassen. Anerkannte Forschungsergebnisse bilden eine solide Basis für die Konzipierung der künftigen politischen Rah­ menbedingungen für die Land- und Ernährungswirtschaft. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Agrarforschung auf exzellentem Niveau an den rele­ vanten Fragestellungen forscht. Was relevant ist und in Zukunft relevant sein wird, soll mit einem Blick auf international publizierte Forschungsresultate, zu denen erfreulicherweise auch Agroscope mit Erfolg beiträgt, aber auch in der Interaktion mit den verschiedenen Stakeholdern bestimmt werden.

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P f l a n z e n b a u

Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz Christian Bohren und Judith Wirth Forschungstanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz Auskünfte : Christian Bohren, E-Mail: christian.bohren@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 44 25

Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.var. aureus) – auch Knöllchenzypergras genannt – breitet sich in Zonen immer schneller aus, in denen Gemüse- und Ackerbau zusammentreffen. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

Einleitung Erdmandelgras (auch Knöllchen-Zypergras genannt) ist ein Sauergras aus der Familie der Cyperaceae. Bekannt sind zwei Unterarten (Zangheri 1976): subspecies (ssp.) sativus Boeck. (wird vor allem in der Gegend von Valen­ cia, Spanien, wegen der grossen, süssen Knollen als «Chufa» kultiviert) und subspecies aurea Ten. (blühendes Sauergras mit kleinen rundlichen Knöllchen). Die genaue Bezeichnung für unser Problemunkraut ist Cyperus esculentus ssp. aurea Ten. Die Flora Helvetica (2012) verzeich­ net keine Unterarten und erwähnt die Bezeichnungen «Essbares Zypergras», «Souchet comestible» und «Zigolo

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dolce»; im englischen Sprachraum wird die Bezeichnung «yellow nutsedge» verwendet. In der Folge wird die Un­ terart aurea besprochen und die Bezeichnung «Erdman­ delgras» verwendet. Die einkeimblättrige, ausdauernde Pflanze ähnelt im Aussehen einheimischen Seggen (Carex); Stängel und Blätter haben aber eine charakteris­ tisch gelbgrüne Farbe. Lebenszyklus Erdmandelgras kommt ursprünglich aus den Subtropen. Die Art vermehrt sich über Knöllchen im Boden. Die Knöllchen überleben auf der Bodenoberfläche selbst tiefe Temperaturen (Abb. 1) und treiben zur Zeit der


Maissaat im Frühjahr aus, wenn es beginnt, wärmer zu werden (ab 9 °C Bodentemperatur). Sie bevorzugen feuchte, leicht staunasse Standorte. Trockenheit und Kälte während der Keimzeit verzögern die Keimung, reduzieren die Keimrate jedoch unwesentlich. Aus den unterschiedlich grossen Knöllchen (0,5 – 15 mm Durch­ messer) treiben oft einer, meist aber mehrere Triebe aus (Abb. 2); bis zu fünf Triebe aus einem Knöllchen wurden beobachtet. In der Literatur sind unterschiedlichste Informationen zur Anzahl gebildeter Knöllchen pro Pflanze zu finden. Die Angaben reichen von 365 über 6900 bis 20 000 gebildete Knöllchen pro Pflanze und Jahr, wobei die Knöllchenbildungsrate unter feuchten Bedin­ gungen höher ist (Webster 2005; Tumbleson und Kom­ medahl 1961; Ransom et al. 2009; Li et al. 2001). In Gewächshausversuchen haben wir in Töpfen mit einem Volumen von ca. 1,5 l nach 110 Tagen eine durchschnitt­ liche Knöllchenbildungsrate von 1:35 ermittelt. Die Spanne gebildeter Knöllchen reichte dabei von 10 bis 120 pro Mutterknöllchen. Die Keimrate dieser Knöllchen lag zwischen 85 und 90 %. Auf kalte Temperaturen nach der Keimung reagiert Erdmandelgras wie Mais mit verzögertem oberflächli­ chem Wachstum und deutlicher Gelbverfärbung. Das Wurzel- und Rhizomwachstum scheint in Kälteperioden nach der Keimung weniger verzögert zu sein, da neue Triebe nach sehr kurzer Zeit mit steigenden Temperatu­ ren 5 – 20 cm von der Mutterpflanze entfernt erscheinen 

Zusammenfassung

Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz | Pflanzenbau

Erdmandelgras (Knöllchenzypergras) Cyperus esculentus L. gehört zu den Sauergräsern (Cyperaceae). Es vermehrt sich ausschliesslich über Knöllchen im Boden. In den letzten zwei Jahrzehnten hat dessen Verbreitung in der Schweiz stark zugenommen. Gründe dafür sind die veränderte Bewirtschaftung der Felder, die enorm schwierige Unkrautkontrolle und der geringe Bekanntheitsgrad dieses lästigen Unkrauts unter den Bewirtschaftern. Die Verschleppung von Knöllchen durch Arbeitsgeräte und Ernteprodukte (Wurzelfrüchte), der Mangel an parzellengenauen Daten des Vorkommens und fehlende flankierende Massnahmen fördern zur Zeit die Verbreitung von Erdmandelgras. Abhilfe würde eine Bekämpfungspflicht schaffen, die sich Bewirtschafter, Lohnunternehmer und Abnehmer von Ernteprodukten zu Nutze machen könnten. Die Sanierung von stark verseuchten Parzellen ist aufwändig und für den Bewirtschafter kostspielig.

Abb. 1 | Wenn es im Winter auf dem Acker so aussieht, ist die höchste Alarmstufe erreicht. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

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Pflanzenbau | Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz

gan 1979, Holm et al. 1977). Die Art besitzt eine grosse Anpassungsfähigkeit an ihre Umgebung. Die Standort­ ansprüche sind gering. Allerdings profitiert das Unkraut von viel Licht, guter Stickstoff- und Wasserversorgung und offenem Boden.

Abb. 2 | Ein Knöllchen kann mehrere Triebe bilden; Durchmesser der Knöllchen von 0.5 – 15 mm. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

(Abb. 3). Aus einem Knöllchen treibt mindestens ein Rhi­ zom in Richtung Bodenoberfläche. Knapp unter der Oberfläche entsteht eine Verdickung (Basalzwiebel) am Rhizom, aus welcher Blätter und Stängel nach oben, Wurzeln nach unten und Rhizome zur Seite hin wachsen. Entlang der Rhizome können sich weitere Basalzwiebeln bilden; am Ende der Rhizome bilden sich die Knöllchen (Abb. 4). Die neu gebildeten Knöllchen sind zunächst weiss und weich und ändern ihre Farbe im Lauf der Rei­ fung über hell- zu dunkelbraun. Überjährige Knöllchen sind schwarz und hart. Laut Literaturangaben befinden sich mehr als 80 % der Knöllchen in den oberen 15 cm der Bodenschicht (Stoller und Sweet 1987). Die oberirdischen Triebe bilden zahlreiche lange, grasartige, gelblich-grüne Blätter; später erscheint ein scharf dreikantiger, ca. 30 – 70 cm hoher blatt- und kno­ tenloser Stängel. Am oberen Ende erscheint der Blüten­ stand als Dolde, zusammengesetzt aus goldgelben Blü­ tenährchen (Abb. 5). Diese werden von mehreren verschieden langen Hochblättern umgeben (Schmitt und Sahli 1992). Der Beginn der Blüte ist stark temperaturab­ hängig. Die Hauptblühperiode dauert von Anfangs Juli bis Ende August; erste Blüten können bereits Anfangs Juni erscheinen. Erdmandelgras ist nicht selbstverträg­ lich und bildet je nach Jahr unterschiedlich viele Samen (Dodet et al. 2008). Eine bedeutende Bestandesbildung aus Sämlingen ist in unseren Anbaugebieten nicht bekannt. Mit den ersten Frösten endet das Wachstum, die oberirdischen Pflanzenteile sowie Wurzeln und Rhi­ zome sterben ab. Einzig die Knöllchen überwintern. Standorte Weltweit: Erdmandelgras kommt auf allen Kontinenten vor. Ursprünglich war seine Verbreitung auf die subtro­ pischen Regionen beschränkt. Auf dem amerikanischen Kontinent ist die Art weit verbreitet. Bereits in den 1970er Jahren wurde Erdmandelgras unter den zehn gefürchtetsten Unkräutern weltweit aufgelistet (Mulli­

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Verbreitung in der Schweiz: In der Schweiz hat sich das Vorkommen von Erdmandelgras in den letzten 20 Jah­ ren deutlich verändert. Schmitt und Sahli (1992) berich­ ten von Vorkommen im Tessin mit der Bolle di Magadino als vermutlich natürlichem Standort (seit 1989 als Problem­ unkraut bekannt, pers. Mitt. U. Feitknecht) sowie isolierten Vorkommen in Herzogenbuchsee (BE) und Otelfingen (ZH). In den Jahresberichten des Office Central Vaudois de la Culture Maraîchère wird die Art seit 1998 als Problemunkraut in der Region Chablais, und seit 2004 in der Orbeebene erwähnt. Günter (2003) berichtet von einer deutlichen Ausbreitung in Herzo­ genbuchsee mit einer Befallszunahme von 3 % Flächen­ anteil in 1992 auf 20 % im Jahre 2003. Waldispühl (2007) erwähnt weitere Standorte in Langenthal (BE), Witzwil (BE), Seuzach (ZH) und Jeuss (FR). Weitere Befallsmel­ dungen gab es aus den Kantonen Luzern (Ballwil, Inwil), St.Gallen (Diepoldsau, Widnau), Tessin (Sottoceneri), Thurgau (Frauenfeld), Zug (Cham) und Zürich (Ellikon an der Thur). Die Liste ist unvollständig, denn jährlich kom­ men Meldungen von verseuchten Feldern hinzu (Abb. 6). In der Schweiz sind vor allem Regionen betroffen, in welchen Gemüse- und Ackerbau betrieben sowie Felder ausgetauscht werden. Warum ein Problemunkraut? Man erkennt es nicht früh genug: Im Jugendstadium ähnelt Erdmandelgras von Weitem sehr stark den Hirsen. Dies erschwert die Früherkennung. Allerdings erweisen sich die gelblich-grüne Blattfarbe sowie die hart sich anfühlenden Blätter sowie die typisch V-förmige Blatt­ spreite mit deutlich sichtbarer Rille als zuverlässige Erkennungszeichen. Die Erkennung von einzelnen Pflan­ zen in neu verseuchten Feldern erfordert genaues Hinse­ hen. Je mehr Pflanzen vorhanden sind und je grösser diese werden, desto auffallender macht sich die typische gelbgrüne Färbung bemerkbar (Abb. 7). Gründe für die gegenwärtig feststellbare starke Verbreitung von Erd­ mandelgras in der Schweiz sind bei der vermehrten überbetrieblichen Zusammenarbeit zu suchen und lie­ gen in der Tatsache, dass das Unkraut noch zu wenig bekannt ist. Verschleppung der Knöllchen: Auf dem Acker ist die Mehrzahl der Knöllchen, die als einziger Pflanzenteil den Winter überdauern, vor allem in der obersten


Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz | Pflanzenbau

Abb. 3 | In wenigen Wochen nach der Keimung bilden sich viele Triebe um ein Mutterknöllchen. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

Bodenschicht bis 20 cm zu finden; vereinzelt werden sie auch in tieferen Schichten (bis 50 cm) aufgefunden. Die Knöllchen haften an Wurzelfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Randen, Karotten und vielen anderen Ern­ tegütern, sowie an Maschinenteilen und Rädern von Fahrzeugen und Schuhwerk. Dadurch werden sie auf Äckern und Gemüsefeldern mittels Maschinen und Fahr­ zeugen direkt oder über Ernteabfälle und Erdverschie­ bungen indirekt verteilt. Schlechte Herbizidwirkung auf Knöllchenbildung: Die nach oben strebende Stellung der Blätter sowie die Beschaffenheit der Blattoberfläche macht es Herbiziden nicht einfach, an den Blättern haften zu bleiben. Den­ noch gibt es einige Herbizide, mit deren Hilfe auch bei starker Verseuchung des Feldes Erfolge erzielt werden können (z.B Dual Gold in Mais). Allerdings findet Erd­ mandelgras trotz guter Herbizidwirkung auf die ober­ flächlich sichtbaren Blätter und Stängel (von beispiels­ weise 60  –  95  %, was zum Schutz der Kultur vor Unkrautkonkurrenz ausreichend sein kann), immer wie­ der Nischen zur Bildung von Knöllchen. Unter dem Strich steigt daher die gesamte Anzahl an Knöllchen stetig, ja mit zunehmender Cyperusdichte exponentiell an. Resis­ tenzfälle von C. esculentus L. var. aurea gegen Herbizide sind nicht dokumentiert.

Invasiver Neophyt: Erdmandelgras wird auf der WatchListe (Beobachtungsliste) von info flora (früher SKEWCPS), dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, geführt (www.infoflora.ch). Auf dieser Liste stehen invasive Neophyten, die das Potenzial haben, grosse Schäden zu verursachen; deren Ausbrei­ tung muss daher überwacht und wenn nötig einge­ dämmt werden. Das invasive Potenzial des Erdmandel­ grases belastet landwirtschaftliche Kulturen – in anderen Umgebungen kommt es kaum vor – durch seine spezielle Fortpflanzungsform mittels Knöllchen (Erdmandeln). 

Mai/Juni

September

März/April Abb. 4 | Einmal angesiedelt, lässt sich dieses gefürchtete Ackerunkraut kaum mehr ausrotten. Es vermehrt sich mit winterharten Knöllchen im Boden. Die Bekämpfung von massivem Befall bedeutet eine grosse wirtschaftliche Belastung.

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••Stark verseuchte Felder müssen saniert werden. ••Es ist wichtig, die Entwicklung des Erdmandelgrases während der gesamten Vegetationsperiode im Auge zu behalten, um nach der Ernte geeignete Bekämp­ fungsmassnahmen ergreifen zu können. Früherkennung: Die Früherkennung von neuen Befalls­ herden ist für die Wirksamkeit der Bekämpfungsmass­ nahmen von grosser Bedeutung (Neuweiler 2011). Kleine Vorkommen mit wenigen Pflanzen können aus­ gegraben und entsorgt (nicht im Kompost und nicht auf dem Mist) oder durch Bodensterilisation abgetötet wer­ den. Je weiter die Invasion fortgeschritten ist, desto intensiver und teurer wird die Bekämpfung. Abb. 5 | Blütenstand des Erdmandelgras. Erscheint diese Blüte auf dem Acker müssen die Alarmglocken läuten. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

Die Lebensdauer der Knöllchen im Boden wird in der Literatur mit ca. fünf Jahren angegeben, wobei die Keimfähigkeit mit den Jahren abzunehmen scheint (Kassl 1992). Bekämpfung Griffige Methoden zur langfristig wirkungsvollen Bekämpfung von Erdmandelgras in Acker- und Gemüse­ baukulturen sind bisher nicht bekannt. Die Erfahrung zeigt, dass die bisher ergriffenen Bekämpfungsmass­ nahmen ein Fortschreiten der Invasion durch Erdman­ delgras nicht aufzuhalten vermochten. Einzelmassnah­ men wie die «normale» Unkrautbekämpfung mit Herbiziden oder ein zusätzlicher Hackdurchgang wir­ ken zu wenig nachhaltig. Geschwächtes Erdmandelgras kann sich in der Kultur rasch regenerieren und genü­ gend neue Knöllchen bilden, um im Folgejahr noch zahlreicher aufzutreten. Um das Problemunkraut in den Griff zu bekommen, braucht es eine Bekämpfungs­ strategie, die über den Feldrand hinaus reicht. Es gelingt nur dann die Invasion zurück zu drängen, wenn verschiedene Elemente der Bekämpfung miteinander in Wechselwirkung stehen. Ziele: ••Landwirte und Lohnunternehmer müssen umfassend über Erdmandelgras informiert werden. ••Alle Bekämpfungsmassnahmen müssen letztlich zu einer Reduktion der Knöllchenbildung führen. ••Die Verschleppung der Knöllchen zwischen einzelnen Feldern muss unterbunden werden.

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Erste Massnahmen: Umfassende Aufklärung und Bera­ tung der Landwirte und Lohnunternehmer sind der erste Schritt zur erfolgreichen Bekämpfung von Erdmandel­ gras. Dabei muss jeder Bewirtschafter die Verantwor­ tung für seine Felder übernehmen. Vor allem in betrof­ fenen Regionen, aber auch in allen anderen Gebieten, sollen die Bewirtschafter Gelegenheit bekommen, diese Pflanze in Natura (Töpfen) zu sehen und anzufassen. Informationen sollen mündlich und schriftlich weiterge­ geben werden. Abnehmer von Wurzelfrüchten sollen Produkte aus verseuchten Feldern kennzeichnen und gesondert behandeln. Verschleppung: Die Verschleppung von Knöllchen muss bemerkt und verhindert werden. Einerseits gilt es, die Verschleppung innerhalb des Feldes zu unterbinden. Dies erfordert eine frühzeitige Erkennung des ersten Befalls. Andererseits muss die Verschleppung von Par­ zelle zu Parzelle verhindert werden. Fahrzeuge und Maschinen sollten nicht von einem verseuchten Feld zu einem sauberen wechseln dürfen, ohne vorher auf dem

Abb. 6 | Bekannte Standorte von Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.) in der Schweiz, Sommer 2013.


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verseuchten Feld aufs gründlichste gereinigt zu werden. Auch Schuhwerk muss gereinigt werden. Feldmäuse können ebenfalls Knöllchen verschleppen. Verseuchte Parzellen müssen kartiert werden. Diese Karten müssen vor allem Lohnunternehmern zur Verfügung stehen, um ihre Maschineneinsätze so zu planen, dass verseuchte Parzellen zuletzt an die Reihe kommen. Ernterückstände von Wurzelfrüchten aus verseuchten Parzellen sollten nicht mit Ernterückständen aus sauberen Parzellen ver­ mischt werden, sondern auf verseuchte Parzellen zurück­ gebracht werden. Verseuchte Ernterückstände oder Abfälle von Gärtnereien sollten nicht auf Felder oder in Feldrandkompostierungen gelangen, da diese Art Kom­ postierung die Knöllchen nicht zum Absterben bringt. Herbizide: Die chemische Bekämpfung ist nur bedingt erfolgversprechend. Innerhalb der Kulturpflanzenbe­ stände können nur wenige Herbizide angewendet wer­ den, die einen guten Wirkungsgrad besitzen. Die spezi­ fischen Gräserherbizide wirken auf Erdmandelgras nicht. An der Forschungsanstalt Agroscope ACW laufen zur Zeit Versuche mit verschiedenen herbiziden Wirkstoffen. Der Wirkungsgrad der Methode wird anhand der Anzahl gefundener Knöllchen im folgenden Herbst und Früh­ jahr bestimmt. Die alleinige Beurteilung der Wirkung nach der Herbizidapplikation anhand des Schadens an oberirdischen Pflanzenteilen ist nicht optimal, da von der sichtbaren Biomasse nicht direkt auf die gebildete Knöllchenzahl geschlossen werden kann. Nur die Reduk­ tion der Knöllchenzahl im Boden trägt zu einer nachhal­ tigen Wirkung der Bekämpfung bei. Bodenbearbeitung: Erste Erfahrungen aus unseren Ver­ suchen zeigen, dass eine Bodenbearbeitung im frühen Wachstumsstadium des Erdmandelgrases die Knöllchen­ bildung erheblich reduziert. Eine Wiederholung dieser Massnahme verbunden mit sofortiger Einarbeitung von Herbiziden erhöht den Effekt. Hacken oder Striegeln in Hackkulturen sind für die Cyperusbekämpfung nicht ausreichend, da nur etwa zwei Drittel der Fläche bear­ beitet werden können. Gründünger: Der Anbau von konkurrenzstarken Grün­ düngern wie Grünroggen, Buchweizen, Sorghum oder Hafer nach einer späten Bodenbearbeitung kann die Vermehrung von Erdmandelgras erheblich bremsen. Erste Ergebnisse aus Gewächshausversuchen sind vielver­ sprechend; Feldversuche dazu sind in Planung. Bodensterilisation: Kleine verseuchte Flächen, die der Produktion von Spezialkulturen dienen, können sterili­ siert werden. Es gibt Apparate zur Dampfbehandlung,

Abb. 7 | Oft breitet sich der Befall vom Feldrand aus; typisch für Erdmandelgras ist die gelbgrüne Farbe. (Foto: Christian Bohren, Agroscope)

die den Boden bis zu einer Tiefe von 30 cm auf 80 – 90 °C erhitzen (Keller 2013). Das Verfahren ist jedoch teuer; zudem werden durch die Hitze nahezu alle Bodenlebe­ wesen vernichtet. Kombination der Massnahmen: Alle beschriebenen Ein­ zelmassnahmen alleine sind nicht ausreichend, da sie hinsichtlich des Zurückdrängens der Art ungenügend sind. Um eine erfolgreiche und nachhaltige Bekämp­ fungsstrategie zu entwickeln, müssen die Massnahmen kombiniert getestet werden. Dazu sind bei Agroscope entsprechende Versuche in Planung. Ausserdem müss­ ten Hygienemassnahmen zur Verhinderung der weite­ ren Ausbreitung – wie Reinigung von Schuhwerk, Gerä­ ten und Fahrzeugen – durchgesetzt werden können. Durch eine gründliche Kontrolle von verseuchtem Sub­ strat, Ernteprodukten und Ernteabfällen sowie Pflanz­ gut wie Kartoffeln, Gemüsepflanzen, Blumenzwiebeln (-knollen), Baumschulerzeugnisse und Zierpflanzen­ stauden würde eine weitere Ausbreitung verhindert. Letztendlich müssen alle Bekämpfungsmassnahmen auf eine deutliche Reduktion der Knöllchenzahl im Boden abzielen. Fruchtfolge: Der Anbau von Hackfrüchten auf verseuch­ ten Parzellen ist problematisch. In Kartoffeln, Zuckerrü­ ben und Wurzelgemüse ist die Verschleppungsgefahr durch Erntegüter und Erntemaschinen sehr hoch. Das gleiche gilt für die Stoppelbearbeitung, sofern die Geräte nach der Arbeit nicht sorgfältig gereinigt wer­ den. In konkurrenzstarkem Getreide verhindern auch dichte Bestände nicht, dass sich Erdmandelgras vor allem in Bestandeslücken und Fahrgassen entwickeln und eine genügende Anzahl Knöllchen bilden kann, die das Prob­ 

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lem im Folgejahr verstärken. In Kunstwiesen kann sich Erdmandelgras vor allem im ersten Jahr noch stark ver­ mehren, wenn deren Bestand noch nicht die volle Dichte erreicht hat. Die Zerstörung eines dichten KunstwiesenBestandes durch Weide kann die Knöllchenbildung för­ dern. Es wird angenommen, dass eine dreijährige, dichte Kunstwiese den Besatz an Erdmandelgras stark vermin­ dert, sodass das Problem in den Folgejahren überschau­ bar bleibt. Diese Vermutung ist bisher noch nicht durch Versuche belegt. Sanierung von verseuchten Feldern: Stark verseuchte Felder müssen aus der Fruchtfolge genommen und saniert werden. Gemäss ersten Versuchsergebnissen von ACW führt eine Herbizidbehandlung im späten Frühjahr auf die jungen Triebe mit anschliessender Bodenbearbei­ tung zu einer sehr hohen Bekämpfungswirkung. Der Erfolg ist noch besser, wenn das Verfahren sechs bis acht Wochen später wiederholt wird. Das ist zeitraubend und eine Kultur könnte erst im Frühsommer angebaut wer­ den, wobei diese mit dem eingesetzten Herbizid ver­ träglich sein muss. Diese Massnahme müsste über meh­ rere Jahre wiederholt werden, bis die Verseuchung ein erträgliches Mass erreicht hat. Die Planung der Massnah­ men zur Sanierung eines Feldes muss in der Fruchtfolge­ planung berücksichtigt werden. Bekämpfung ist aufwändig und teuer: Erdmandelgras ist ein äusserst hartnäckiges Unkraut. Seine Biologie macht die Bekämpfung ausgesprochen schwierig. Bekämpfungsmassnahmen sind aufwändig und mit einer grossen wirtschaftlichen Belastung verbunden. Bei Erstbefall fällt zeitraubende Handarbeit an; bei fortge­ schrittener Verseuchung muss der Verzicht der Nutzung zu Gunsten von Sanierungsmassnahmen ins Auge gefasst werden. Es ist damit zu rechnen, dass Massnahmen über längere Zeit wiederholt und angepasst werden müssen. All dies verursacht zusätzliche Kosten, welche der Bewirt­ schafter tragen muss. Flankierende Massnahmen Die Produzenten allein können die Invasion und Ver­ schleppung von Erdmandelgras nicht aufhalten. Eine wichtige Voraussetzung für eine effiziente Bekämpfung wäre eine Deklaration als «besonders gefährliches Unkraut» sowie eine Melde- und Bekämpfungspflicht. Die Meldepflicht darf nicht als Instrument zur Bestra­ fung betroffener Bewirtschafter dienen. Die Melde­ pflicht würde es erleichtern, befallene Parzellen zu kar­ tieren. Diese Kartierung könnte einerseits dazu dienen, den Maschinen- und Fahrzeugverkehr von verseuchten zu sauberen Feldern zu unterbinden. Den Bewirtschaf­

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tern und vor allem den Lohnunternehmern würde so die bedeutsame Rolle zufallen, die weitere Verschleppung von Knöllchen zu unterbinden. Andererseits würde die Bekämpfungspflicht die Abnehmer von Erntegütern wie Zuckerrüben, Kartoffeln und Wurzelgemüse verpflich­ ten, die Reihenfolge der Abnahme so zu steuern, dass Produkte von verseuchten Feldern gesondert angenom­ men werden können. Eine Bekämpfungspflicht, welche nie eine Ausrottungspflicht sein kann, würde das Durch­ setzen koordinierter Hygienemassnahmen erleichtern. Es sollte keinen Bewirtschafter mehr geben, der auf dem Feld bemerken muss, dass «das neue Gras» nicht auf die Gräserbekämpfung reagiert und sich bereits stark ausge­ breitet hat. Die Beratung ist gefordert, alle Landwirte – nicht nur diejenigen in betroffenen Gebieten – rechtzei­ tig zu informieren. Alle Beteiligten müssen am gleichen Strick ziehen. Nur so kann eine Verseuchung des Agrarlandes im gan­ zen Mittelland verhindert werden.

Schlussfolgerungen ••Erdmandelgras (Knöllchenzypergras) überwintert und vermehrt sich ausschliesslich über Knöllchen im Boden; hohe Vermehrungsrate. ••Knöllchen werden mit Maschinen, Fahr­zeugen, Schuhwerk und Wurzelfrüchten ­aller Art verschleppt. ••Herbizide – auch in Kombination mit Hacken – in Kulturpflanzenbeständen wirken meist zu schwach, um die Knöllchenzahl d ­ erart zu reduzieren, dass die Gefahr der Verschleppung abnimmt. ••Flankierende Massnahmen wie Melde- und Bekämp­ fungspflicht sowie Kartierung der Parzellen sollen Lohnunternehmern helfen, ihre Arbeitspläne anzupas­ sen und Abnehmern von Landesprodukten helfen, Wurzelfrüchte in der richtigen Reihenfolge anzuneh­ men und mit Ernteabfällen sinnvoll umzugehen. ••Zur Sanierung von stark verseuchten Parzellen ist der Verzicht auf Ertrag ins Auge zu fassen. n


Novità sullo zigolo dolce (Cyperus esculentus L.) Lo zigolo dolce (Cyperus esculentus L.) fa parte della famiglia delle ciperacee. Si moltiplica esclusivamente attraverso piccoli tuberi nel suolo. Negli ultimi due decenni la sua diffusione in Svizzera è fortemente aumentata, poiché è cambiata la gestione dei campi. Controllare questa malerba è enormemente difficile e questa fastidiosa malerba non è abbastanza conosciuta dagli agricoltori. L’attuale diffusione dello zigolo dolce è favorita dalla disseminazione dei tuberi attraverso macchine agricole e prodotti raccolti (frutti a radice), la mancanza di un registro dettagliato delle parcelle contaminate e l’assenza di misure di accompagnamento. La lotta obbligatoria rappresenterebbe una soluzione che potrebbe essere sfruttata da produttori, contoterzisti e consumatori di prodotti vegetali. Per gli agricoltori il risanamento di parcelle fortemente infestate è oneroso e impegnativo.

Summary

Riassunto

Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz | Pflanzenbau

Yellow nutsedge: Actualities on Cyperus esculentus L. in Switzerland Yellow nutsedge (Cyperus esculentus L.), a Cyperaceae species, propagates exclusively with tubers in the ground. Its abundance in Switzerland has largely increased in the last 20 years, due to changes of land use and important difficulties to control. The species is not well known to farmers yet, and tubers are increasingly displaced by vehicles, machines, root crops and with shoes. Infested fields are not mapped yet. Effective strategies to control the weed in the sense of reducing tuber production and therefore reducing contamination of neighboring fields are missing. Agroscope started recently a trial programme for development of control strategies. A legal obligation to announce foci and to control would help farmers, contractors and purchasers of crops to coordinate actions for preventing tuber production and displacement. Key words: Cyperaceae, changes of land use, invasive species, management, herbicide.

Literatur ▪▪ Dodet M., Petit R.J. & Gasquez J., 2008. Local spread of the invasive ­Cyperus esculentus (Cyperaceae) inferred using molecular genetic markers. Weed Research 48, 19–27. ▪▪ Günter D., 2003. Neue Problemunkräuter in der Schweiz. Diplomarbeit an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft Zollikofen, 80 S. ▪▪ Holm L.G., Plucknett D.L., Pancho J.V & Herberger J.P. 1977. World's worst weeds. Distribution and biology. Honolulu, University of Hawaii, 609 S. ▪▪ Kassl A., 1992. Erdmandelgras – Cyperus esculentus L. Auftreten, ­Verbreitung und Bekämpfung in Kärnten. Dissertation, Universität für ­B odenkultur Wien, 221 Seiten. ▪▪ Keller M., Total R., Bohren C. & Baur B.,, 2013. Problem Erdmandelgras: früh erkennen – nachhaltig bekämpfen. Merkblatt August 2013, ­A groscope. Zugang: http://www.agroscope.ch [29. August 2013]. ▪▪ Lauber K., Wagner G. & Gygax A., 2012. Flora Helvetica. Haupt, Bern. ▪▪ Li B., Shibuya T., Yogo Y., Hara T. & Yokozawa M., 2001. Interclonal differences, plasticity and trade-offs of life history traits of Cyperus escultentus in relation to water availability. Plant Species Biology 16, 193–207.

▪▪ Mulligan G. A. (éditeur) 1979. La biologie des mauvaises herbes du ­C anada, 1-32; (publication 1693), Ottawa (Ontario), 380 S. ▪▪ Neuweiler R., Bohren C. & Total R., 2011. Erdmandelgras – Handeln bevor es zu spät ist. Gemüsebau-Info Nr. 15/2011 vom 21.06.2011. Agroscope Changins Wädenswil ACW; www.agroscope.ch ▪▪ Ransom C. V., Rice C. A. & Shock C. C., 2009. Yellow Nutsedge (Cyperus esculentus) Growth and Reproduction in Response to Nitrogen and ­I rrigation. Weed Science 57, 21–25. ▪▪ Schmitt R. & Sahli A., 1992. Eine in der Schweiz als Unkraut neu auftretende Unterart des Cyperus esculentus L. Landwirtschaft Schweiz 5 (6); 273–278. ▪▪ Stoller E. W. & Sweet R. D., 1987. Biology and Life Cycle of Purple and Yellow Nutsedges (Cyperus rotundus and C. esculentus). Weed Technology 1, 66–73. ▪▪ Tumbleson M.E. & Kommedahl T., 1961. Reproductive potential of ­Cyperus esculentus by tubers. Weeds 9, 646–653. ▪▪ Waldispühl S., 2007. Optimierung von Bekämpfungsstrategien gegen das Knöllchen-Zypergras. Diplomarbeit ETH Zürich, 64 S. ▪▪ Zangheri P., 1976. Flora Italica I. Cedan Casa Editrice, Padova.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 460–467, 2013

467


P f l a n z e n b a u

Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet Eric Mosimann, Claire Deléglise, Marielle Demenga, David Frund, Sokrat Sinaj und Raphaël Charles Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz Auskünfte: Eric Mosimann, E-Mail: eric.mosimann@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 36

Futterbauvergleich mit und ohne Bewässerung.

Einleitung Eine Teilnahme am Bundesprogramm «Graslandbetonte Milch- und Fleischproduktion» (Barth et al. 2011) setzt voraus, dass die Futterrationen von Raufutter verzehren­ den Nutztieren zu mindestens 80 % auf Gras basieren. Gegenwärtig erfüllen rund die Hälfte der schweizeri­ schen Milchviehbetriebe dieses Kriterium nicht (Schmid und Lanz 2013). In Wirklichkeit verwendet die Mehrheit der Mittellandbetriebe Maissilage, da diese Kultur ein hohes Produktionspotenzial aufweist (Winckler et al. 2012). Silomaisfutter, das den Kühen im Stall verabreicht wird, ermöglicht eine höhere Milchleistung als wenn die Tiere mit Weidefutter versorgt werden. Die letztge­ nannte Tiergruppe erzielt jedoch ein signifikant höheres Einkommen, wie ein Versuch aus der Zentralschweiz belegt (Hofstetter et al. 2011; Gazzarin et al. 2011). Ver­ gleiche verschiedener Futterstrategien fehlen jedoch für

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Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 468–475, 2013

andere Regionen, insbesondere für solche mit trockene­ ren Bedingungen. Im Sommer erhält das Genferseege­ biet weniger Niederschläge als die Zentralschweiz. Von Mai bis August beläuft sich die mittlere Niederschlags­ menge auf 325 mm für das Genferseegebiet und auf 530 mm für die Zentralschweiz (Daten von Meteo Schweiz für Changins und Sempach, Mittelwerte der Jahre 1981 bis 2010). Mit dem Klimawandel und der vor­ hersehbaren Abnahme der Niederschläge in den Som­ mermonaten wird das Bedürfnis an Bewässerungswasser im Westen des Landes (Fuhrer und Jasper 2009) ausge­ prägter werden, insbesondere dort, wo man eine Zunahme der Maisanbaufläche erwartet. Bereits in den Jahren 2003 und 2011 wurden die Grünlandflächen im Genferseegebiet durch Trockenperioden stark beein­ trächtigt, was sich in einer etwa 40 %-igen Abnahme der Jahreserträge der Weiden gezeigt hat (Mosimann et al. 2012). Um im Ackerbau in den trockenen Regionen Ver­


gleiche zwischen Futterbaustrategien anstellen zu kön­ nen, sind bessere Kenntnisse über die Einflüsse von begrenzter Wasserverfügbarkeit nötig. Im Genferseege­ biet wurde ein Versuch durchgeführt, bei welchem ver­ schiedene Wege der Futterproduktion verglichen wur­ den (ackerbauliche Fruchtfolgen versus langdauernde Ansaatwiesen). Auf diesen Flächen wurden zwei unter­ schiedliche Wasserversorgungsstrategien angewandt: «limitiert» = lokal verfügbarer Regen versus «nicht-limi­ tiert» = lokal verfügbarer Regen plus zusätzliche Wasser­ gaben. Das Ziel dieses Versuchs war es, Antworten auf folgende Fragen zu finden: 1. Welchen Einfluss hat die Verfügbarkeit von Wasser auf die Futterproduktion ? 2. Welche Futterpflanzen sollen in Ackerbaugebieten mit Trockenperioden ausgewählt werden? Die Resultate des dreijährigen Versuchs (2010 − 2012) werden hier vorgestellt, mit besonderer Berücksichti­ gung der Erträge und der Nährstoffentzüge.

Material und Methoden

Zusammenfassung

Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet | Pflanzenbau

Im Jahre 2009 wurde im Genferseegebiet auf einer Höhe von 390 Meter über Meer ein Versuch mit verschiedenen Futterbaustrategien (Ackerfruchtfolgen im Vergleich zu Kunstwiesen) angelegt. Ab 2010 wurden zwei Wasserversorgungsstrategien verglichen, welche einem Jahresniederschlag von 900 mm (mittlerer Jahresniederschlag des Standortes) und einem von 1200 mm (zusätzliche Wassergaben durch Bewässerung) entsprachen. Während der Trockenheitsperioden der Jahre 2010 und 2011 zeigten die Wassergaben in den Klee-Gras-Mischungen die grösste Wirkung. Eine Wassergabe von zehn Litern pro Quadratmeter erlaubte es, den Ertrag der Klee-Gras-Mischungen um 120 kg TS/ha zu erhöhen, während dieselbe Wassergabe bei Mais lediglich eine Zunahme von 50 kg TS/ha bewirkte. Allerdings verschlechterte sich die botanische Zusammensetzung der Kunstwiesen ab dem dritten Nutzungsjahr merklich. Damit einher ging auch eine konstante Abnahme der Futterproduktion. In sämtlichen Kulturen bewirkten die Wassergaben im Grossen und Ganzen eine geringe Abnahme des Stickstoffgehaltes und eine Zunahme der Kaliumgehalte in den Klee-Gras-Mischungen (Luxuskonsum). Die Gehalte der anderen untersuchten Elemente (P, Ca und Mg) veränderten sich wenig. Die vorliegende Studie verdeutlicht die Schwächen des Grünlandes unter Trockenheitsbedingungen und zeigt die Vorteile auf, welche die Kulturen Mais und Luzerne aufweisen.

Versuchsstandort Der Versuch wurde nach einer Pflugfurche im April 2009 auf einer vormaligen Winterweizenparzelle in Prangins (Waadt, 390 M.ü.M.) angelegt. Die Niederschlagsdaten während der Wintermonate wurden von der Meteosta­ tion in Changins geliefert, welche durch Erhebungen auf der Versuchsparzelle während der frostfreien Periode ergänzt wurden. Der braune, kalkhaltige Boden kann als schwacher Pseudogley mit geringem Skelettgehalt und einer Gründigkeit von 90 cm eingestuft werden. Die mittlere Textur der ersten 20 cm ist Ton-Lehm betont mit Anteilen von 31 % Ton und 43 % Schluff. Unterhalb von 30 cm ist der Boden weniger tonhaltig. Zu Beginn des Versuches ergaben die Analysen einen pH-H2O-Wert von 8,2, eine Kationenaustauschkapazität (KAK) von 17,7 Milli-Aequivalent pro 100 Gramm Boden und einen Gehalt an organischer Substanz von 3 %. Die mit Ammo­ nium-Acetat EDTA (Sinaj et al. 2009) extrahierten Men­ gen an Phosphor (P) und Kalium (K) waren befriedigend beziehungsweise sehr hoch.

Kulturen wurden mit üblichen landwirtschaftlichen Maschinen bestellt und bearbeitet (Bodenbearbeitung, Saat, Pflege, Unkrautbekämpfung). Die Kulturen wur­ den mit speziellen Erntemaschinen gemäht, welche es ermöglichen, , den gesamten Biomasseertrag pro Par­ zelle und den TS-Gehalt zu erheben.

Versuchsanlage Die Versuchsanlage war ein Split-Plot mit fünf Hauptver­ suchsvarianten bestehend aus verschiedenen Kulturen (Tab. 1) sowie zwei Unterversuchsvarianten mit unter­ schiedlicher Wasserversorgung («limitiert» und «nichtlimitiert») und vier Wiederholungen. Die insgesamt 40 Versuchsparzellen waren je 12 m lang und 6 m breit. Die

Fruchtfolgevarianten Die beiden ersten Versuchsvarianten waren zweijährige Fruchtfolge bestehend aus Mais, Gerste und einer Zwi­ schenfrucht mit Luzerne und Italienischem Raigras, wobei diese beiden Varianten um ein Jahr gegeneinan­ der verschoben waren. Die dritte Versuchsvariante enthielt eine Abfolge verschiedener Kulturen (lange 

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Pflanzenbau | Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet

Tab. 1 | Merkmale der fünf Fruchtfolgevarianten: Datum der Saat und der Ernte (erster und letzter Schnitt für die Fruchtfolgen 4 und 5), Kulturen, Sorten, Anzahl Schnitte und Menge an mineralischem N (kg N/ha)

2009

V1

V2

zweijährige Fruchtfolge 27/04 Mais Ronaldinio N 110 26/08

zweijährige Fruchtfolge 27/04 Frühlingsgerste Eunova 29/07 N 40 30/07 Luzerne-RGI 2 Schnitte N 30 29/10 1 Schnitt 25/04 N 30

02/10

Wintergerste Plaisant N 100

2010

25/06 25/06

19/10 20/04 06/05 2011 01/09 04/10

2012

04/07 10/07

11/05 Luzerne-RGI 2 Schnitte N 30

16/09 29/09

1 Schnitt N 30

Mais Ricardinio N 120 Wintergerste Plaisant

24/06 24/06

Wintergerste Fredericus

07/10

N 100

30/04 14/05 28/08 29/09

Luzerne-RGI 2 Schnitte N 30

V5 Kunstwiese 14/04 StM 430 5 Schnitte

N 220

29/10

19/11

15/03

14/04

19/07 20/07 30/09 08/10

15/07 15/07 30/09 04/10

1 Schnitt N 30 Mais Ricardinio N 120

04/07 10/07

Wintergerste Plaisant

22/10

24/10

V4 Kunstwiese 14/04 StM 430 7 Schnitte

N 130

N 100

Mais Ricardinio N 120

Luzerne-RGI 2 Schnitte N 30

V3 lange Fruchtfolge 14/04 StM 210 4 Schnitte

25/10

Sommererbsen Gregor N0 AP 1 Schnitt N0 Winterweizen Arina

27/10

N 100

06/04

AP 1 Schnitt N0 Wintergerste Fredericus

09/11

N 100

04/04

22/10 07/05 7 Schnitte

5 Schnitte

N 240

N 150

19/10 11/05 8 Schnitte

5 Schnitte

N 180

N 150 07/10

8 Schnitte Sorgho Hayking 2 Schnitte N 80 Getreide-Erbse Mischung

N 160

04/05

N 180

29/10

StM 330 MA 4 Schnitte N 90

24/10

Folgende Saatdichten wurden verwendet: Mais 95 000 Körner/ha; Wintergerste 300 Körner/m 2; Luzerne - Italienisches Raigras (RGI) 35 kg/ha; Standardmischung 210* = Rotklee, Alexandrinerklee + Italienisches und Westerwoldisch Raigras 30 kg/ha; Sommererbsen 262 kg/ha; AP = Sommerwickhafer 200 kg/ha; Winterweizen 450 Körner/m 2; Hybridsorghum 40 kg/ha; Standardmischung 430* = Weiss- und Rotklee, Englisches Raigras, spätreifes Knaulgras, Timothe, Rotschwingel und Wiesenrispengras 36 kg/ha; Standardmischung 330 A* = Weissklee, Rotklee, Alexandrinerklee, Englisches Raigras, späteifendes Knaulgras, Timotheund Wiesenschwingel 34 kg/ha. * Standardmischungen: die Zusammensetzungen der Mischungen von Gräsern und Leguminosen sind in der Liste der Standardmischungen aufgeführt (Suter et al. 2012).

Fruchtfolge). Die Versuchsvarianten 4 und 5 bestanden aus langjährigen Kunstwiesen (vierjährige Klee-GrasMischung) . Sie wurden mit zwei unterschiedlichen Häu­ figkeiten gemäht (Versuchsvariante 4: 7 bis 8 Schnitte pro Jahr = Simulation einer Weidefläche; V ­ ariante 5: 5 Schnitte pro Jahr = Mähwiese). Weitere technische Details des Versuchs sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Unterversuchsvarianten: Wasserverfügbarkeit Basierend auf Tensiometermessungen im Boden wur­ den ab April 2010 zusätzliche Wassergaben in den Par­ zellen mit der Unterversuchsvariante «nicht-limitiert» verabreicht. Dazu wurden Tröpfchenbewässerungslei­ tungen im Abstand von 50 cm (75 cm in den Mais­ flächen) direkt auf den Boden gelegt. Die Wassergaben betrugen je nach dem erreichten Wasserdefizit 5 bis 15 l/m² pro Tag. Die Tensiometermessungen wurden in

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allen Versuchsvarianten und Unterversuchsvarianten in einer Wiederholung mit Watermark©-Sonden (poröse Kerzen) durchgeführt, welche in zwei Tiefen (20 und 40 cm) plaziert waren. Diese porösen Kerzen waren mit einem Datenlogger verbunden, welcher drei Messungen pro Stunde aufzeichnete. Die Zuleitungen wurden von Hand abgekoppelt, sobald die Wasserspannung im Boden 60 cb (1cb = 1 kPa) überstieg, was der theoreti­ schen Schwelle der Erschöpfung der nutzbaren Wasser­ reserven des Bodens entspricht (Puech et al., 2003). Düngung Die Versuchsparzellen wurden mit handelsüblichen Mineralstoffdüngern gedüngt. Die N-Düngung wurde auf die Kulturen abgestimmt (Tab. 1) und in Form von Ammoniumnitrat (27,5  %) und punktuell im Getreide als Flüssigharnstoff verabreicht. Angesichts des Versor­ gungszustandes der Versuchsfläche bei Versuchsbeginn


Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet | Pflanzenbau

Tab. 2 | Trockensubstanzertrag und Wassermenge pro Fruchtfolgevariante und Wasseruntervariante sowie Reaktion auf die Wassergaben während dreier Jahre. Die statistischen Signifikanzwerte der Gesamterträge ergeben sich aus Vergleichen auf Grund der Varianzanalyse (*** P < 0,001; ** P < 0,01; * P < 0,05).

Jahr Variante 1 2010 2010 2011 2011 2011-12 2012 Variante 2 2010 2010 2010-11 2011 2012 2012 2012 Variante 3 2010 2010 2010 2010-11 2011 2011-12 2012 2012 Variante 4 2010 2011 2012 Variante 5 2010 2011 2012

Kultur Total 2010-12 Gerste Körner Gerste Stroh Luzerne-RGI (Herbst) Luzerne-RGI (Frühling) Mais Gerste Körner Gerste Stroh Luzerne-RGI (Herbst) Total 2010-12 Luzerne-RGI (Frühling) Mais Gerste Körner Gerste Stroh Luzerne-RGI (Herbst) Luzerne-RGI (Frühling) Mais Gerste Total 2010-12 StM 210 Erbse Körner Sommerwickhafer (AP) Gerste Körner Gerste Stroh Sommerwickhafer (AP) Gerste Körner Gerste Stroh Sorgho Roggen-Weizengemisch Total 2010-12 StM 430: 8 Schnitte StM 430: 8 Schnitte StM 430: 8 Schnitte Total 2010-12 StM 430: 5 Schnitte StM 430: 5 Schnitte StM 330: 4 Schnitte

Trockensubstanzertrag dt TS/ha

Wassermenge (l/m2)

Wassergabe Menge

Reaktion

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

(l/m2)

(g TS/l)

585,6 90,7 60,4 37,8 55,0 172,4 83,5 57,4 28,3 539,4 29,4 167,7 54,4 31,3 29,9 42,2 184,4

641,1*** 94,3 69,9 55,8 53,0 195,0 77,2 54,2 41,8 590,4** 27,9 179,9 63,1 46,2 33,7 40,9 198,6

2711

3630

920

371

474

103

442 106 311

277 25 366

366,3

417,4**

29,9 49,6 48,7 31,3 36,9 84,5 60,1 25,1

24,5 66,2 59,7 60,1 34,5 74,0 66,6 31,8

251,4 110,3 78,0 63,1 258,8 117,0 85,2 56,7

377,3*** 165,0 125,7 86,7 402,5*** 172,3 122,3 107,8

719 132 677 845 0 784 3844 218 710 792 0 744 234 563 583 3522 143 415 301 857 0 251 801 0 317 438 3871 1320 1144 1407 3834 1309 1185 1339

0,6 0,3 0,9 0,6 -0,8 0,6 -1,9 -1,0 1,2 0,5

wurden im März 2011 und im April 2012 alle Versuchsva­ rianten mit einer Grunddüngung von 90 kg P2O5/ha und 280 kg K2O/ha versehen, um eine sichere, gute Entwi­ ckung der Kulturen zu gewährleisten. Messungen und Berechnungen Bei Gerste und Weizen wurden Körner und Stroh geson­ dert geerntet. Das Erbsenstroh wurde zerkleinert im Feld belassen. Alle geerntete und aus den Parzellen abgeführte Biomasse hat man gewogen und in zwei Muster aufgetrennt. Das eine Muster wurde gewogen und getrocknet, um den Anteil an Trockensubstanz zu ermitteln und den Ertrag an Trockensubstanz zu berech­ nen. Die zweite Probe wurde getrocknet und vermahlen, um den Gehalt an Nährelementen zu bestimmen. Die

812 669 2711 218 321 496 534 228 332 583 2711 143 256 154 540 172 777 231 438 2711 813 756 1142 2711 813 756 1142

33 115 1133 0 389 296 210 7 231 811 0 159 147 317 79 24 86 0 1159 507 388 264 1122 496 429 197

0,3 0,3 0,5 0,2 -1,9 0,6 0,6 -0,3 1,1 0,3 0,9 -0,3 -4,5 2,7 0,8 1,1 1,1 1,2 0,9 1,3 1,1 0,9 2,6

Gehalte an N, P, K, Ca und Mg wurden gemäss den Refe­ renzmethoden der Agroscope-Forschungsanstalten (1996) bestimmt. Die Nährstoffentzüge wurden bei jeder Ernte durch Multiplikation von produzierter Trockensub­ stanz und den ermittelten Nährstoffgehalten berechnet. Die Effizienz der Wasserversorgung wurde berechnet, indem die Differenz des Trockensubstanzertrages bei den beiden Unterversuchsvarianten durch die zugege­ bene Wassermenge in den Parzellen «nicht-limitiert» dividiert wurde. Statistische Analysen Die Auswirkungen der Hauptvarianten (V1 bis V5) des Versuches und der Untervarianten («limitiert» und «nicht-limitiert») auf die Trockensubstanzerträge und

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471


cb-¹ 200

V1 − zweijährige Fruchtfolge Mais Gerste

Luzerne-RGI

V2 − zweijährige Fruchtfolge Gerste Luzerne-RGI

Mais

Mais

300

0

100

cb-¹ 200

300

0

100

Luzerne-RGI

Erbsen Zwi.

V3 − lange Fruchtfolge Gerste Zwi.

Weizen

Zwischenf.

472

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300 cb-¹ 200 100 0 300 cb-¹ 200

V5 − Kunstwiese (5 Schnitte pro Jahr)

100

Wasserverfügbarkeit Nach zwei eher trockenen Jahren (813 und 756 l/m² pro Jahr), besonders ausgeprägt im Sommer 2010 und im Frühling 2011, folgte dann 2012 ein feuchteres Jahr (1142 l/m²). Phasen, in denen die höchsten Wasseran­ sprüche auftreten, sind typischerweise begleitet von einem starken Anstieg der Wasserspannung im Boden (>200 cb in 20 cm, Abb. 1), wobei zwischen den Kulturen Unterschiede zu verzeichnen sind. Im Sommer 2010 lit­ ten vor allem der Mais und die Wiesen am meisten unter der Trockenheit. Im weiteren Verlauf litten auch die übrigen Kulturen unter der Trockenheit, so die Wiesen und der Zwischenfutterbau im Herbst 2010, das Getreide und die Wiesen im Frühling 2011, der Mais und der Zwi­ schenfutterbau am Ende des Sommers 2011, sowie der Mais und die Wiesen am Ende des Sommers 2012. So wurden, um ein Beispiel zu nennen, in den Unterver­ suchsvarianten «nicht-limitiert» im Juli 2010 dem Mais (V2) 220 l/m² zusätzliches Wasser verabreicht und im Mai 2011 erhielt die Kunstwiese (V5) eine Wassergabe von 159 /m². Im Mittel der drei Versuchsjahre ergab sich eine mittlere jährliche Wasserverfügbarkeit von 900 mm für das Unterverfahren «limitiert» und 1250 mm für das

V4 − Kunstwiese (7 bis 8 Schnitte pro Jahr)

0

Im Jahre 2009 wurde der Versuch ohne unterschiedliche Wasserversorgung abgewickelt. Damit wurde sicherge­ stellt, dass die Parzelle einheitlich war und sich die Erträge der Kulturen im Vergleich zu den Referenzwer­ ten der schweizerischen Landwirtschaft auf einem mitt­ leren bis guten Niveau befanden (Sinaj et al. 2009). Die in der vorliegenden Arbeit vorgestellten Ergebnisse beziehen sich auf die Jahre 2010 bis 2012, während derer die beiden Unterversuchsvarianten mit unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit geprüft wurden.

0

100

Resultate und Diskussion

cb-¹ 200

die Nährstoffentzüge wurden mit einer Zwei-FaktorVarianzanalyse untersucht. Anschliessend wurden noch post-hoc-Tests durchgeführt. Die verwendeten abhängi­ gen Variablen waren die Erträge oder die Nährstoffent­ züge jeder der Versuchsvarianten (Kumulierung der ver­ schiedenen Kulturen und der drei Versuchsjahre; Tab. 2 und 4). Die Auswirkungen der Wassergaben auf die Mineralstoffgehalte der Kulturen sowie auf die Nähr­ stoffentzüge pro Kultur wurden mit einer Ein-FaktorVarianzanalyse (Verfügbarkeit von Wasser) durchge­ führt. Dabei wurden die Daten der verschiedenen Jahre und der verschiedenen Versuchsvarianten als Wiederho­ lungen betrachtet (Tab. 3 und 5). Diese statistischen Ana­ lysen wurden mit dem Softwarepaket R, Version 3.0.1. (R Development Core Team 2008) durchgeführt.

300

Pflanzenbau | Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet

1,06 1,08 1,10 1,04 1,06 1,08 1,10 2010

2011

1,04 1,06 1,08 1,10 2012

Abb. 1 | Wasserspannung in 20cm Bodentiefe bei den fünf Fruchtfolgevarianten der Jahre 2010 bis 2012.

Unterverfahren «nicht-limitiert». Untersucht man den Wasserbedarf in einer Sojakultur, was in Analogie auch für andere Sommerkulturen wie beispielsweise Mais gilt, so zeigt sich, dass in Abhängigkeit vom Jahr, der Region und dem Boden Phasen mit Wasserstress 0 bis 5 mal pro Jahr auftreten (Waridel et al. 1997). Es stellte sich auch heraus, dass eine Bewässerung im Genferseegebiet jedes Jahr angezeigt ist, sofern man die Wasseransprüche der Kulturen befriedigen will.


Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet | Pflanzenbau

Tab. 3 | Mineralstoffgehalte der Kulturen (g/kg TS) im Mittel der drei Jahre 2010-2012. Statistisch signifikante Unterschiede ergeben sich aus der Varianzanalyse (*** P < 0,001; ** P < 0,01; * P < 0,05 ; ms [knapp signifikant] 0,05<P<0,1; kein Symbol = nicht signifikant) Variante 1-2 1-3 1-3 1-2 3 3 3 3 3 4 5

Kultur Mais Gerste Körner Gerste Stroh Luzerne-RGI Erbse Körner Zwischenfrucht AP Gerste Körner Gerste Stroh Sorgho StM 430: 8 Schnitte StM 430: 5 Schnitte

N (g/kg TS) begrenzt

unbegrenzt

10,1 16,3 4,3 33,4 33,4 23,0 19,0 5,8 18,9 27,1 25,5

9,2 15,9 3,9 31,4 34,3 24,5 16,3 4,0 17,9 26,5 23,6

P (g/kg TS) * ms ms *

* ms ms

K (g/kg TS)

Ca (g/kg TS)

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

1,8 4,0 1,0 3,7 4,8 3,5 3,5 1,0 4,4 4,1 3,7

1,8 4,2 0,9 3,8 5,3 3,8 3,5 0,8 4,1 4,3 3,8

7,3 4,9 15,6 32,9 10,6 24,2 4,4 11,5 24,7 31,4 29,5

7,6 5,0 17,2 36,0 11,8 26,1 4,4 9,8 24,1 34,7 32,2

2,5 0,5 3,2 17,3 1,1 11,0 0,5 3,6 8,3 11,6 14,4

2,1 0,5 3,2 14,5 1,1 12,0 0,4 2,7 7,3 11,4 14,5

**

ms

ms ** **

** *

Mg (g/kg TS) *

***

ms *

begrenzt

unbegrenzt

1,4 1,3 0,7 2,1 1,3 1,7 1,2 0,7 1,8 2,4 2,7

1,2 1,3 0,7 1,9 1,3 2,0 1,3 0,6 1,9 2,4 2,6

*

ms ** * ms

Tab. 4 | Entzug an Mineralien bei den fünf Fruchtfolgevarianten während der drei Jahre von 2010 bis 2012 (kg/ha). Die Signifikanzunterschiede ergeben sich auf Grund der Varianzanalyse (*** P < 0,001; ** P < 0,01; * P < 0,05)

Variante 1 2 3 4 5

Kultur Fruchtfolge 2 Jahre Fruchtfolge 2 Jahre lange Fruchtfolge Kunstwiese Kunstwiese

N-Entzüge

P-Entzüge

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

921 784 616 692 661

967 780 657 1017 944

159 121 116 101 94

176 138 127 159 152

*** ***

K-Entzüge begrenzt

* * *** ***

Trockensubstanzproduktion und Einfluss von Wassergaben Die Kulturen in den zweijährigen Fruchtfolgen der Ver­ suchsvarianten 1 und 2 bewirkten die höchsten Trocken­ substanzerträge. Im Mittel der drei Jahre wurden 188 dt TS/Jahr in der Untervariante «limitiert» und 205 dt TS/ Jahr in der Untervariante «nicht-limitiert» erreicht (Tab.2). Die Kunstwiesen (Varianten 4 und 5) erzielten für die beiden entsprechenden Unterversuchsvarianten Trockensubstanzerträge von 85 und 130 dt/Jahr. Die Tro­ ckensubstanzproduktion, welche während dreier Jahre bei Vermeidung von Wasserdefiziten erreicht wurde, ist signifikant höher. (Varianten 1, 4 und 5: p < 0,001; Vari­ anten 2 und 3: p < 0,01). Die markanteste Produktions­ steigerung wurde bei den Klee-Gras-Mischungen (V4 und V5) festgestellt. Im Mittel der drei Jahre nahm der Ertrag dank Bewässerung um 53 % zu. Der mittlere Ertragszuwachs erreichte bei den einjährigen Kulturen 9 %, wobei zwischen den Jahren grosse Unterschiede auftraten, insbesondere bei Gerste, Weizen oder der Sommer–Wickhafer-Mischung (AP). Im Jahre 2012 ergab die Bewässerung beim Getreide sogar negative Effekte, möglicherweise hervorgerufen durch physiologische Ungleichgewichte. Bewässerungsversuche in Soja haben zwischen den vegetativen und generativen Pflanzentei­ len Antagonismen aufgezeigt, die als Folge einer zu hohen Wasserverfügbarkeit vor der Blüte auftraten (Charles et al. 1999). Je nach Jahr nahm der Ertrag bei

813 659 494 775 742

Ca-Entzüge

unbegrenzt

987 786 592 1294 1284

*** ** *** ***

Mg-Entzüge

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

318 257 160 293 365

321 238 197 437 577

82 77 44 60 67

88 76 53 90 104

*** ***

*** ***

Mais um 7 % bis 13 % in der Untervariante «nicht-limi­ tiert» zu. Gemäss einer neueren Studie lässt sich ein gros­ ser Teil der Ertragsschwankungen durch die Temperatu­ ren während der Ährenbildung erklären (Baux 2013). Die Klee-Gras-Mischungen (V4 und V5) haben die Was­ sergaben sehr gut verwertet. Ihre Produktion hat jedoch im Laufe der Jahre abgenommen, was vor allem auf eine Verschlechterung der botanischen Zusammensetzung zurück zu führen ist. Im Herbst 2011 zeigte sich in Vari­ ante 5 ein massives Auftreten von Knaulgras (Dactylis glomerata L.), was im folgenden Frühling eine Neuan­ saat erforderte. Danach hat diese Kunstwiese sehr gut auf die Bewässerung mit einem Ertragszuwachs von 90 % im Jahre 2012 reagiert. Das Verhältnis der Ertrags­ unterschiede zwischen den Untervarianten und den Wassergaben präzisiert diese Beobachtungen. Der Effekt der Bewässerung (Tab. 2) war am deutlichsten in den Varianten 4 und 5 mit einer durchschnittlichen Trocken­ substanzproduktion von 1,1 und 1,3 g pro Liter Wasser und Quadratmeter. So kann in Kunstwiesen mit 10 Liter Wasser pro Quadratmeter ein Ertragszuwachs von 120 kg TS/ha erzielt werden. In den einjährigen Kulturen wird das Wasser weniger effizient umgesetzt. Ausnah­ men zeigen sich beim Stroh des Getreides und den Zwi­ schenfutterbaukulturen im Herbst (0,5 bis 0,6 g TS pro Liter Wasser pro Quadratmeter in den Varianten 1 bis 3). Im Frühling wurde die Luzerne-Raigras-Mischung durch  die Bewässerung eher negativ beeinflusst.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 468–475, 2013

473


Pflanzenbau | Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet

Tab. 5 | Entzug an Mineralien durch die Kulturen im Mittel der drei Jahre von 2010 bis 2012 (kg/ha/Jahr). Die Signifikanzunterschiede ergeben sich auf Grund der Varianzanalyse (*** P < 0,001; ** P < 0,01; * kein Symbol = nicht signifikant)

Variante 1-2 1-3 1-3 1-2 3 3 3 3 3 4 5

Kultur Mais Gerste Körner Gerste Stroh Luzerne-RGI Erbse Körner Zwischenfrucht AP Gerste Körner Gerste Stroh Sorgho StM 430: 8 Schnitte StM 430: 5 Schnitte

N-Entzüge

P-Entzüge

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

176,7 126,8 21,8 185,2 100,0 98,5 92,2 17,9 47,3 230,7 220,4

175,9 122,3 23,0 197,1 84,0 123,0 97,3 23,5 56,7 339,1 314,8

31,0 31,3 5,2 20,3 14,2 14,8 17,2 3,1 11,0 33,6 31,3

35,2 32,2 5,5 24,0 13,0 18,5 21,1 4,7 13,0 53,1 50,7

* *

K-Entzüge **

ms * *** ***

Nährstoffgehalte und Verluste In Tabelle 3 sind die Mittelwerte der drei Versuchsjahre für die Gehalte an N, P, K, Ca und Mg in der Biomasse der verschiedenen Kulturen aufgeführt. Im allgemeinen hat die Bewässerung zu tieferen N-Gehalten (signifikant für die meisten Kulturen in den Fruchtfolgen) und Ca-Gehal­ ten (signifikant für Mais, Sorghum und die Luzerne-Rai­ gras-Mischung geführt. Die Zunahme der K-Gehalte (sig­ nifikant für die Luzerne-Raigras-Mischung, Erbsen und Kunstwiesen) kommt dadurch zu Stande, dass das Was­ ser Kalium aus den Tonkomplexen im Boden freisetzt. Bei den erwähnten Kulturen führt dies zu einem Luxus­ konsum an Kalium. Die Nährstoffentzüge über drei Jahre (Tab. 4) waren in der getreidebetonten Variante 3 am geringsten. Die Grünlandkulturen, die Luzerne-Rai­ gras-Mischung und die Standardmischung 430 (mehrjäh­ rige Kunstwiese) haben die grössten Nährstoffmengen mobilisiert (Tab. 5), insbesondere N, K und Ca in der Untervariante «nicht-limitiert». Ohne Wasserstress wird die Mineralisation der organischen Substanz des Bodens durch Mikroorganismen gefördert, was den hohen Stick­ stoffentzug zu erklären vermag. Gleichzeitig mit der bereits erwähnten, starken Trockensubstanzzunahme haben die Wassergaben in den Verfahren 4 und 5 im Lauf der drei Jahre zu 1,5 bis 1,7 mal höheren Nährstoff­ entzügen geführt. Dieser Effekt war hingegen bei den meisten einjährigen Kulturen in den Varianten 1 bis 3 nicht signifikant.

Ca-Entzüge

Mg-Entzüge

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

begrenzt

unbegrenzt

128,4 38,6 81,5 185,7 31,7 103,4 21,3 35,4 62,4 258,4 247,3

145,7 39,4 101,9 227,7 28,9 130,5 26,3 59,1 76,8 431,3 428,0

44,2 4,1 16,6 96,4 3,2 47,7 2,6 11,5 20,9 97,5 121,5

40,9 4,1 19,1 92,8 2,7 62,8 2,7 15,9 23,1 145,5 192,4

24,1 10,2 3,4 11,5 3,8 7,2 5,9 2,2 4,6 20,0 22,3

23,3 10,3 4,3 12,3 3,1 10,1 7,5 3,4 6,1 30,1 34,8

*

* *** ***

ms ms

* **

* ms

* ms ** ***

beobachten kann. Für die Jahre 2010 und 2011 lassen die Resultate erkennen, dass die Grünlandflächen mehr unter der Trockenheit gelitten haben als die einjährigen Ackerkulturen. Unter diesen Bedingungen reagieren die Grünlandflächen ausgezeichnet auf Wassergaben: zehn Liter Wasser pro Quadratmeter ermöglichen einen Ertragszuwachs in der Grössenordnung von 120 kg TS/ha. Bei Mais und Getreide fällt die Reaktion auf Wasserga­ ben von Jahr zu Jahr schwächer und viel variabler aus. Die Analysen haben gezeigt, dass die Mineralstoffge­ halte durch die Wasserverfügbarkeit kaum beeinflusst werden. Dementsprechend ist es möglich, die Berech­ nung des Düngerbedarfes auf der Basis der Jahreser­ träge vorzunehmen. Die Schwankungen in der Produk­ tion der Kunstwiesen sind nicht nur durch die Wasserreserven im Boden zu erklären. Sie stehen auch in Verbindung mit einem Alterungseffekt, der in einer Degradation der Vegetationsdecke sichtbar wird. Die vorliegende Studie zeigt deutlich, dass es wichtig ist, spezifische Mischungen für trockene Regionen zu entwi­ ckeln. Diese Feststellung betrifft vor allem Mischungen mit Gräsern und Leguminosen, welche Kunstwiesen mit einer Dauer von mehr als drei Jahren (längerdauernde Mischungen) ergeben sollen. Die Resultate zeigen auf, dass die einjährigen Kulturen für Zonen, die Trocken­ phasen ausgesetzt sind, von besonderem Interesse sind. Hier können der Mais und die Luzerne die Futterversor­ gung sicherstellen. n

Schlussfolgerungen Die Futterproduktion ist unter dem Aspekt von zwei ver­ schiedenen Systemen der Wasserverfügbarkeit beleuch­ tet worden, nämlich eines mit 900 mm Jahresnieder­ schlag und eines mit 1250 mm Jahresniederschlag, wie man sie typischerweise im schweizerischen Mittelland

474

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 468–475, 2013

Dank

Die Studie Maïzen'herbe erhielt finanzielle Unterstützung von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF).


Disponibilità in acqua e produzione foraggera in zona di campicoltura Nel 2009 è stato istituito nel bacino lemanico ad un altitudine di 390 m, una prova di confronto tra diverse strategie foraggere (rotazione delle colture vs prati temporanei). A partire dal 2010 si sono testati due regimi d’approvvigionamento idrico, corrispondenti alle quantità annuali medie di 900 mm (pluviometria del luogo) e di 1200 mm (apporti supplementari d’acqua per irrigazione). Durante i periodi di siccità nel 2010 e 2011 gli apporti d’acqua sono stati più efficaci sulle miscele graminacee-trifogli. Una quantità di dieci litri d’acqua per metro quadrato ha permesso di aumentare la loro resa di 120 kg SS/ha, mentre questo aumento raggiungeva solamente i 50 kg SS/ha per il mais. Tuttavia, si è constatato, a partire dal loro terzo anno, una forte degradazione della composizione botanica dei prati temporanei. Essa era accompagnata da una costante riduzione di produzione. L’effetto degli apporti in acqua si traduce in una debole riduzione dei tenori in N per l’insieme delle colture e in un aumento dei tenori in K delle miscele graminacee-leguminose (consumazione di lusso). I tenori degli altri elementi analizzati (P, Ca e Mg) sono stati poco influenzati. Questo studio evidenzia le debolezze degli erbai in caso di siccità e i benefici che offrono le colture di mais e di erba medica.

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Summary

Riassunto

Wasserverfügbarkeit und Futterproduktion im Ackerbaugebiet | Pflanzenbau

Water availability and forage production in arable crops areas A comparison trial between various feed strategies (crop rotation versus ley) was established in 2009 in the western part of Switzerland, at an altitude of 390 m. From 2010, two water regimes were tested, corresponding to the average annual amounts of 900 mm (local rainfall) and 1200 mm (additional water supply by drop irrigation). During periods of drought in 2010 and 2011, water supplies were the most effective on grass-clover mixtures. A quantity of ten liters of water per square meter has increased performance of 120 kg DM/ha, while the increase was only 50 kg DM/ha for maize. In contrast, a sharp deterioration in the botanical composition of leys was observed from the third year. It was accompanied by a steady decline in production. The effect of additional water supply results in a small decrease in N contents for all crops and an increase in K content of grass-legume mixtures (luxury consumption). The contents of the other elements analyzed (P, Ca and Mg) have been little affected. This study highlights the weaknesses of grassland during drought and the benefits of maize and alfalfa. Key words: forage, water availability, grassland, crops.

▪▪ Puech J., Isbérie C. & Pexremorte P., 2003. Conduite de l’irrigation: de la stratégie au pilotage de l’irrigation. Irrigation – Guide pratique, Cemagref Editions, ISBN 2-85362-592-3, 344 S. ▪▪ R Development Core Team, 2008. R: A language and environment for ­s tatistical computing. ▪▪ R Foundation for Statistical Computing, Vienna, Austria. ISBN 3-90005107-0. Zugang: http://www.R-project.org. ▪▪ Schmid D. & Lanz S., 2013. Die Zusammensetzung der Futterration in der Milchviehhaltung der Schweiz. Agrarforschung Schweiz 4 (4), 184–191. ▪▪ Sinaj S., Richner W., Flisch R. & Charles R. 2009. Données de base pour la fumure des grandes cultures et des herbages (DBF-GCH). Revue suisse d’Agriculture. 41 (1), 1–98. ▪▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012. Standardmischungen für den Futterbau. Revision 2013-2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12. ▪▪ Waridel P. & Charles R., 1997. Culture du soja: stress hydrique et irrigation. Revue suisse d’Agriculture 29 (4), 205–209. ▪▪ Winckler L., Cutullic E. & Aeby P., 2012. Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg. Agrarforschung Schweiz 3 (2), 74–81.

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P f l a n z e n b a u

Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrocken­ periode auf eine montane Dauerweide im Jura Marco Meisser1, Claire Deléglise1, Eric Mosimann1, Constant Signarbieux 2, Robert Mills2, Patrick Schlegel3, ­Alexandre Buttler2 und Bernard Jeangros1 1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1, Schweiz 2 Laboratoire des systèmes écologiques (ECOS), EPFL, 1015 Lausanne, Schweiz 3 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz Auskünfte: Marco Meisser, E-Mail: marco.meisser@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 42

Abb. 1 | Eine überdeckte Parzelle (Trockenverfahren) wurde mit Schafen bestossen (Weideverfahren).

Einleitung

Die Wiesen und Weiden sind für die Landwirtschaft des Juras von zentraler Bedeutung, da sie die Grundlage für ihre typischen, auf Gras basierenden Produkte bilden (Kennzeichnung AOC-AOP). Das Klima und die Boden­ eigenschaften dieser Region sind sehr unterschiedlich. Die Niederschläge sind eher umfangreich, doch der Unterboden ist wegen der Rissbildung und der karstarti­ gen Natur des Gesteins oft wasserdurchlässig. Diese besonderen Bedingungen führen zu einem erhöhten Risiko von Wasserdefiziten. Im Kontext des Klimawan­ dels werden die Zusammenhänge der unter Wasserstress leidenden Futterpflanzen während Trockenperioden noch wenig verstanden. Aus agronomischer Sicht erwar­ tet man als ersten Effekt eine Ertragsverminderung. Als Folge der Trockenheitsperioden in den Jahren 2003, 2010 und 2011 betrugen die Einbussen bei den Weideer­

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trägen etwa 40 % (Mosimann et al., 2012 und 2013). Es sind auch Veränderungen im Nährwert und im Nähr­ stoffgehalt des Futters sowie in der botanischen Zusam­ mensetzung vorauszusehen, aber es fehlen Referenzen, welche die Art und das Ausmass dieser Veränderungen aufzeigen können. Die Auswirkungen sind grundsätzlich verschieden und hängen von zahlreichen Faktoren ab (Dauer des Trockenstresses, Art der Vegetation, mittleres Niederschlagsniveau, Häufigkeit der Nutzungen; Fay et al. 2000; Gilgen und Buchmann 2009; Vogel et al. 2012). Zudem sollte auch der Einfluss der Bewirtschaftungs­ weise während Trockenperioden genauer verstanden werden. Die Reaktion der Pflanzen auf Trockenstress äussert sich in morphologischer und physiologischer Hinsicht. Beispielsweise schliesst die Pflanze ihre Spaltöffnungen (Stomata) zur Vermeidung von Wasserverlusten. Dieses Phänomen verlangsamt die Assimilation und insbeson­ dere das Wachstum (Volaire et al. 2009), was die Höhe der Pflanzen stark verringert und deren Trockensubs­ tanzgehalt erhöht. Das Studium der funktionalen Merkmale der Pflan­ zen ermöglicht eine Beschreibung der Reaktionen der Pflanzengesellschaften und/oder der Ökosysteme bei Veränderungen der Umweltfaktoren (Schellberg und Pontes 2012). Die funktionalen Merkmale sind morpho­ logische und physiologische Eigenschaften, welche an der Pflanze messbar sind und indirekt die Leistung der Pflanzenarten (Individuen) beeinflussen, indem sie das Wachstum, die Reproduktion oder das Überleben beein­ trächtigen (Violle et al. 2007). Beispiele funktionaler Merkmale sind die Höhe des vegetativen Wachstums der Pflanzen oder der Trockensubstanzgehalt der Blätter. Gewichtete Mittelwerte der funktionalen Merkmale (Community weighted means, CWMs) können für die ganze Pflanzengesellschaft berechnet werden, indem man von Beobachtungen ausgeht, die man an den häu­ figsten Arten der Pflanzengesellschaft gemacht hat (Garnier et al. 2004). Gemäss Grime (1998) kann die


Funktionsweise eines Ökosystems beschrieben werden, indem die Bedeutung der Merkmale der häufigsten Arten berücksichtigt wird. Die funktionalen Merkmale treten nicht nur als Antwort der Pflanzengesellschaft auf Umweltveränderungen zu Tage; sie beeinflussen auch die Funktionsweise des Ökosystems (Effect traits). Die «agronomischen Dienstleistungen», insbesondere die Ertragsleistung und der Nährwert, können so anhand gewisser Merkmale vorausgesagt werden (Louaut et al. 2005; Pontes et al. 2007). Die vorliegende Studie beschreibt die Auswirkungen einer ausgeprägten, experimentell erzeugten Trocken­ heit auf die ökologischen, agronomischen und physiolo­ gischen Eigenschaften einer Dauerweide im Jura, wel­ che zwei Nutzungsarten unterzogen wurde, nämlich Mähen oder Beweiden. Es sollen insbesondere die agro­ nomischen Reaktionen im Falle von Trockenheit erklärt werden, wobei verschiedene Disziplinen zum Zuge kom­ men: botanische Analyse, Ökophysiologie des Bodens und der Pflanzen sowie die Erhebung der funktionalen Merkmale der Pflanzen.

Material und Methoden Der Versuch wurde im Sommer 2012 auf dem Betrieb La Frêtaz auf 1200 Meter über Meer im Waadtländerjura durchgeführt. Die Versuchsanlage enthielt zwei Haupt­ faktoren: der Wasserhaushalt und die Nutzung. Von ins­ gesamt 16 Versuchsparzellen (6 × 12 m) wurden deren 8 mit einem Gemüsebautunnel vom 19. Juni bis 3. Septem­ ber überdeckt (Verfahren Trocken – T), womit eine län­ gerdauernde Trockenheit simuliert wurde. Die übrigen acht Parzellen wurden nicht überdeckt (Verfahren Kont­ rolle – K). Innerhalb der beiden Gruppen von Parzellen wurden jeweils vier gemäht (Verfahren Schnitt – St) und die vier anderen wurden beweidet (Verfahren Wei­ den – Wn). Im Verfahren St führte man während der Sai­ son drei Schnitte; im Verfahren Wn wurde sechs Mal geweidet. Diese Parzellen wurden etwa alle vier Wochen während 36 bis 60 Stunden von Schafen beweidet (Abb. 1). In jeder Parzelle wurden in vorgängig definier­ ten Unterabschnitten an fünfzig Punkten botanische Untersuchungen vorgenommen. Diese Beobachtungen wurden zu Beginn der Vegetationsperiode (Mai) und am Ende der Trockenperiode (Ende August) durchgeführt. Bei jedem Beobachtungspunkt wurden die vorgefunde­ nen Arten nur einmal gezählt. Die Artenanteile (Daget und Poissonet 1969) wurden gesondert für jede der 16 Parzellen berechnet. Vor jeder Nutzung (Schnitt oder Weiden) und auf jeder der 16 Parzellen wurden vier Teilflächen von 1 m² gemäht. Das Futter von diesen Teilflächen wurde gewo­

Zusammenfassung

Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura | Pflanzenbau

Auf dem Betrieb von La Frêtaz (VD, 1200 m) wurde im Sommer 2012 ein Versuch durch­ geführt mit dem Ziel, die Auswirkungen von Wasserstress auf die agronomischen, physiologischen und funktionalen Merkmale einer Dauerweide genauer zu untersuchen. In einer 2 × 2 Versuchsanlage wurden zwei Faktoren geprüft: die Nutzungsart (Schnitt versus Weiden) und der Wasserhaushalt (Trocken versus Kontrolle) sowie die Interaktion zwischen den beiden Faktoren. Eine Trockenperiode wurde simuliert, in dem Plastiktunnels aus dem Gemüsebau während 84 Tagen installiert waren. Die beweideten Parzellen wurden etwa alle vier Wochen mit Schafen bestossen, während die Schnittparzellen im Verlauf der Saison dreimal gemäht wurden. Der Biomasseertrag und die Qualität des Futters wurden während der ganzen Saison erhoben. Die botanische Zusammensetzung und die funktionale Merkmale der wichtigsten Pflanzenarten wurden vor und nach der Trockenperiode ermittelt. Ebenso wurden die Nettophotosynthese, die Bodenatmung und das Bodenwasserpotenzial gemessen. Abgesehen von markanten Ertragssenkungen zeigte der Versuch, dass eine ausgeprägte Trockenheit den Nährstoffgehalt und den Nährwert des Futters wenig beeinflusst. Die ökophysiologischen Messungen belegten eine generelle Verlangsamung des ganzen Ökosystems (geringerer Metabolismus der Pflanzen und der Bodenbakterien, geringere Mineralisation). Die beweideten Parzellen, geprägt durch eine kürzere Bestandeshöhe, haben mehr unter der Trockenheit gelitten als die gemähten Parzellen.

gen und anschliessend durchmischt. Es wurden zwei Fut­ terproben gezogen: die erste Probe diente der Bestim­ mung des Trockensubstanzgehaltes und die zweite der chemischen Analyse. Die Erträge an Biomasse wurden als Mittelwert der vier Teilflächen von 1 m2 berechnet. Bei den beweideten Flächen führte man die Ernteerhebun­ gen unmittelbar vor dem Bestossen der Versuchsflächen durch. Der Rohproteingehalt (RP), die Zellwandbestand­ teile (NDF = Neutral Detergent Fibre; und ADF = Acid Detergent Fibre), die Rohasche (RA) und die löslichen 

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Pflanzenbau | Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura

30

Temperatur (° C)

25 20 15 10 5

PAR (µ mol · m-² · s-¹)

0 100001/06

01/07

01/08 Date

01/09

01/10

800 600 400 200 0 01.06

Kontrolle Trocken 01.07

01.08

01.09

01.10

Datum Abb. 2 | Lufttemperatur 30 cm über dem Boden und photosynthetisch aktive Strahlung (PAR). Die Trockenperiode ist durch das blaue Rechteck gekennzeichnet.

Kohlenhydrate (Zucker) wurden mittels NIRS bestimmt. Die Mineralstoffgehalte (Ca, P, Mg, K, Cu, Fe, Mn und Zn) wurden nach Veraschung (550 °C) durch optische Emissi­ onsspektrometrie (ICP-EOS) bestimmt. Schliesslich wurde der Energiegehalt des Futters (NEL) auf Grund von Regressionen berechnet (Agroscope 2003). Ökophysiologische Messungen wurden bei zwei wichtigen Parametern durchgeführt: bei der Nettopho­ tosynthese und beim Wasserpotenzial der Blätter. Der erste Parameter gibt einen Anhaltswert zur Menge des assimilierten Kohlendioxids pro Einheit Blattfläche. Er wird mittels eines tragbaren Infrarot-Gasanalysegerätes gemessen. Der zweite Parameter liefert eine Schätzung des Wasserhaushaltes der Pflanze unter Versuchsbedin­ gungen; er wird mit einer Druckkammer nach Scholan­ der gemessen. Erhebungen führte man bei zwei Pflan­ zenarten durch, nämlich beim Knaulgras (Dactylis glomerata) und beim Gemeinen Frauenmantel (Alchemilla vulgaris). Die Bodenatmung wurde alle 15 Tage mit einem Inf­ rarotgasanlysator LI-Cor 8100 gekoppelt an eine Mess­ kammer erhoben. Auf jeder Parzelle wurden die Mes­ sungen während zwei Minuten auf einem PVC-Ring von 10 cm Durchmesser (ohne Pflanzendecke) vorgenommen. Der CO2-Fluss wurde automatisch auf Grund der von LICOR mitgelieferten Regression berechnet. Die Werte der Merkmale wurden gemäss den Stan­ dardprotokollen von Cornelissen et al. (2003) bestimmt. Berücksichtigte Parameter waren: (i) die Höhe der Pflan­ zen, (ii) der Trockensubstanzgehalt der Blätter (LDMC), (iii) die spezifische Blattfläche (SLA, Verhältnis von Ober­

478

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 476–483, 2013

fläche und Gewicht der Blattspreite) sowie (iv) der Roh­ proteingehalt der Blätter (LNC). Die Angaben wurden für die 16 Hauptarten, welche auf den Parzellen vorka­ men, erhoben. Gewichtete Mittelwerte der funktiona­ len Merkmale (Community weighted means, CWMs) wurden gemäss dem spezifischen Beitrag der häufigsten Arten berechnet (Garnier et al. 2004). Die statistische Bewertung der Jahreserträge wurde mittels einer zweifaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) vorgenommen. Ebenso wurden die am Ende der Tro­ ckenperiode durchgeführten Beobachtungen (botani­ sche Analysen, Nährstoffgehalte, Nährwerte und funk­ tionale Merkmale) analysiert. Die Reaktion der acht häufigsten Arten (Agrostis capillaris, Dactylis glomerata, Festuca pratensis, Lolium perenne, Poa pratensis, Poa trivialis, Trifolium repens und Ranunculus acris) auf die Versuchsverfahren wurde ebenfalls mittels eines ANOVA getestet. Dabei wurden auf jeder Parzelle die Unterschiede der prozentualen Anteile zwischen Mai und August berücksichtigt (Unterschiede in der Häufig­ keit vor und nach der Trockenheit). Die statistische Bewertung der ökophysiologischen Beobachtungen (Nettophotosynthese und Wasserpotenzial der Blätter) wurde nur in Bezug auf die Beweidung vorgenommen; es wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse ANOVA (Wasserhaushalt) durchgeführt. Schliesslich wurden die Beziehungen zwischen den funktionalen Merkmalen und den Nährstoffgehalten einerseits und den Energie­ gehalten andererseits mittels einfacher linearer Regres­ sion oder mittels Regressionen höheren Grades beschrieben.


Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura | Pflanzenbau

deren Pflanzen in einem jungen Stadium gehalten wer­ den, sind gegenüber Wasserstress empfindlicher als die Pflanzenbestände, die weniger häufig genutzt werden (Vogel et al. 2012; Mosimann et al. 2013).

Ertrag (dt TS · ha-¹)

100 80

a

b

ab

c

60 40 20 0

Kontrolle Trocken Schnitt

Kontrolle Trocken Weiden

Abb. 3 | Jährlicher Biomasseertrag (Mittelwert und Standardfehler). Die verschiedenen Schraffuren entsprechen den Ernten. Werte, welche unterschiedliche Kleinbuchstaben tragen, unterscheiden sich signifikant voneinander (post-hoc Tukey HSD, p < 0,05).

Resultate und Diskussion Während der Trockenperiode, die während 84 Tagen (Mitte Juni bis Anfang September) eingehalten wurde, erhielten die Parzellen T (= Trocken) keinerlei Regen, während die Parzellen K (= Kontrolle) 300 l/m² Wasser erhielten. Dieser Wert entspricht einer mittleren Regen­ menge für die Beobachtungsperiode. Die Temperaturen, welche auf den trockenen Parzellen gemessen wurden, waren dieselben wie jene, die auf den Kontrollparzellen ermittelt wurden (Abb. 2). Im Gegensatz dazu war die photosynthetisch verwertbare Strahlung (PAR) etwas geringer: an Tagen mit starker Einstrahlung gab es Unterschiede zwischen den bedeckten und den unbe­ deckten Parzellen von etwas mehr als 20 % (Abb. 2). Jährlicher Ertrag an Biomasse Die Trockenheit hat die Biomasseproduktion stark beein­ flusst. Für die ganze Saison belief sich die Ertragsreduk­ tion beim Verfahren Trocken gegenüber der Kontrolle auf 25 % für die Mähvariante, und auf 49 % bei der Wei­ devariante (Abb. 3). Die Erträge der gemähten und beweideten Kontrollparzellen (K-St, K-Wn) waren ver­ gleichbar. Die Bestände der oft genutzten Parzellen,

Botanische Zusammensetzung Die botanische Zusammensetzung hat sich durch die Versuchsverfahren nur wenig verändert. Ende August waren die Anteile der drei Hauptpflanzengruppen in Bezug auf die Versuchsverfahren vergleichbar (Tab. 1). Eine genauere Analyse zeigte hingegen, dass gewisse Arten stärker auf den Wasserstress reagieren als andere, so zum Beispiel der Weissklee (Trifolium repens). Zwi­ schen Mai und August hat sich der Weissklee im Kont­ rollverfahren stark vermehrt, während er im Verfahren Trocken stabil blieb (p < 0,001; Unterschied von Mai bis August). Auch der Wiesenschwingel (Festuca pratensis) und das Wiesenrispengras (Poa pratensis) wurden von der Trockenheit beeinflusst, wenn auch in geringerem Ausmass (p < 0,10; Unterschied von Mai bis August). Wie beim Weissklee haben die Anteile dieser beiden Grasar­ ten nur im Kontrollverfahren zugenommen. Nährwert des Futters Tabelle 2 zeigt die Nährstoffgehalte und den Energiege­ halt am Ende der Trockenperiode. Die Gehalte an Ca, Mg, Cu, Mn und Zn wurden durch die Verfahren nicht beein­ flusst und sind deshalb in der Tabelle nicht aufgeführt. Die Nährstoffgehalte der Kontrollverfahren entsprechen den Referenzwerten eines Futters des Typs A2 (ausgewo­ gen, Stadium 2) aus den beweideten Parzellen und des Typs A4 (ausgewogen, Stadium 4) aus den gemähten Par­ zellen (Agroscope 2013). Zum Zeitpunkt der Ernte Ende August war das Futter der Variante Schnitt älter (Wieder­ aufwuchs aus neun Wochen, zweiter Zyklus) als jenes, das von der Variante Weiden (Wiederaufwuchs nach fünf Wochen, vierter Zyklus) stammte. Dieser Unterschied im Entwicklungsstadium erklärt die festgestellten Unter­ schiede zwischen Mähen und Beweiden in Bezug auf den  Gehalt an Rohprotein, NEL, Zucker und Kalium.

Tab. 1 | Anteil (%) der drei Pflanzengruppen (Gräser, Leguminosen und Kräuter) am Ende der Trockenperiode (Ende August). Dargestellt sind auch die Resultate der Varianzanalyse. Nutzungsart

Signifikanzniveau

Schnitt

Weiden

SEM

Nutzung (N)

Wasserhaushalt (W)

N × W

4,2

ns

ns

ns

Kontrolle

Trocken

Kontrolle

Trocken

65,0

67,5

66,7

69,8

Leguminosen

17,1

18,2

19,3

12,6

2,7

ns

ns

ns

Kräuter

17,9

14,3

14,0

17,6

2,7

ns

ns

ns

Gräser

SEM = Standardfehler des Mittelwertes. ns = nicht signifikant.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 476–483, 2013

479


Pflanzenbau | Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura

Tab. 2 | Gehalte an Rohprotein (RP), Zellwände (NDF), Lignozellulose (ADF), Asche (RA), löslichen Kohlenhydraten (Zuckern), Energie (NEL), Phosphor (P), Kalium (K) und Eisen (Fe) am Ende der Trockenperiode (Ende August). Die Resultate der Varianzanalyse sind ebenfalls aufgeführt. Nutzungsart

Signifikanzniveau

Schnitt Kontrolle

Weiden Trocken

Kontrolle

Trocken

SEM

Nutzung (N)

Wasserhaushalt (W)

N × W

RP (g/kg TS)

146

123

194

144

3,7

***

***

***

NDF (g/kg TS)

456

461

452

488

17

ns

ns

ns

ADF (g/kg TS)

277

267

264

267

3,7

ns

ns

ns

RA (g/kg TS)

100

90

105

77

6,2

ns

**

ns

Zucker (g/kg TS)

101

108

83

104

4,5

*

**

ns

NEL (MJ/kg TS)

5,8

5,8

6,3

6,0

0,05

***

**

*

P (g/kg TS)

3,9

2,9

4,3

2,6

0,14

ns

***

*

K (g/kg TS)

27,8

27,4

35,6

25,6

0,71

***

***

***

Fe (mg/kg TS)

486

240

503

159

126

ns

*

ns

SEM = Standardfehler des Mittelwertes. *** P < 0,001; ** P < 0,01; * P < 0,05; ns = nicht signifikant.

Die Gehalte an Rohprotein, NEL, Phosphor und Kalium waren im Verfahren Trocken signifikant tiefer als im Kontrollverfahren. Diese durch die Trockenheit hervor­ gerufenen tieferen Gehalte wurden vor allem im Weide­ nutzungsverfahren festgestellt (Interaktion zwischen Nutzung und Wasserhaushalt). Die löslichen Kohlenhyd­ rate (Zucker) zeigen ein anderes Profil: die Gehalte haben im Verfahren Trocken zugenommen. Die geringste Kontamination des Futters durch Erde wäh­ rend der Trockenperiode mag erklären, weshalb die Asche- und Eisengehalte im Verfahren Trocken geringer ausfielen. Ökophysiologische Beobachtungen Die Beobachtungen an zwei Pflanzenarten (Dactylis glomerata und Alchemilla vulgaris) auf den beweideten Parzellen haben gezeigt, dass die Photosynthese durch die Trockenheit massiv verringert wird. Die Reduktion

war bei Dactylis geringer als bei Alchemilla (Abb. 4a). Auch beim Wasserpotenzial der Blätter waren die Werte für Dactylis weniger negativ als jene bei Alchemilla (Abb. 4b). Diese Resultate weisen darauf hin, dass Dactylis tro­ ckenheitstoleranter ist als Alchemilla. Bei Trockenheit schliesst die Pflanze ihre Spaltöffnungen, um Wasserver­ luste durch Evapotranspiration zu vermeiden. Dieses Verhalten kann jedoch von Art zu Art unterschiedlich ausfallen (Signarbieux und Feller 2011). Durch diese Reaktion wird die Assimilation verringert, aber in gerin­ gerem Ausmass als das Wachstum (Boschma et al. 2003). Zucker wird für andere Pflanzenteile weniger remobili­ siert und reichert sich in den Blättern an, um den Was­ serverlust durch Evapotranspiration einzuschränken. Dies geschieht durch eine Erhöhung des osmotischen Drucks in den Blattzellen (Thomas und James 1999). Die in unserer Studie festgestellten Unterschiede bezüglich Photosynthese (Abb. 4a) und Nährwert (Tab. 2) zwischen

24.05

25

******

20

******

10 5

*** *** -2 -3 -4

0 19.06

19.07

09.08

20.08

19.07

09.08

-1

15

24.05

19.06

18.09

20.08

18.09

0

** ***

Ψb(Mpa)

Pn (µ mol CO2 . m-² . s-¹)

30

17.10

-5

*** ******

D. glomerata K D. glomerata T A. vulgaris K A. vulgaris T

***

Abb. 4 | Entwicklung der Nettophotosyntheserate (Pn) und des Wasserpotentials der Blätter (Ψb) für die beiden in der Saison 2012 geprüften Arten, Dactylis glomerata und Alchemilla vulgaris (nur Weideverfahren). Die Trockenperiode ist durch die beiden vertikalen gestrichelten Linien gekennzeichnet. Aufgeführt sind die Mittelwerte, die Standardfehler und die signifikanten Unterschiede für die jeweilige Art bei den Verfahren Kontrolle (K) und Trocken (T). *** P < 0,001; ** P < 0,01.

480

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 476–483, 2013

17.10


Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura | Pflanzenbau

Bodenatmung (µ mol · m² · s-¹)

12 10

Trockenheit (Ende August) ab

c

a

Erholungsphase (September)

b

8 a

6

a

a

b

4 2 0

Schnitt

Kontrolle Trocken

Weide

Schnitt

Weide

Kontrolle Trocken

Kontrolle Trocken

Kontrolle Trocken

Abb. 5 | Bodenatmung am Ende der Trockenperiode (Ende August) und während der Erholungsphase (September). Aufgeführt sind die Mittelwerte und die Standardfehler. Für dieselbe Messperiode sind jene Werte signifikant verschieden, welche unterschiedliche Kleinbuchstaben tragen (post-hoc Tukey HSD, p < 0,05).

dem Verfahren Trocken und dem Kontrollverfahren widerspiegeln die Verlangsamung des Pflanzenmetabo­ lismus während Trockenperioden sehr schön. Bodenatmung Abbildung 5 illustriert die Bodenatmung am Ende der Trockenperiode (Ende August) und etwas danach (Sep­ tember). Die Trockenheit hat zu einer markanten Verrin­ gerung der Bodenatmung geführt, wobei dieser Effekt in den gemähten Parzellen ausgeprägter war als in den beweideten Parzellen. Nach der Trockenheit wiesen die gemähten Parzellen erneut vergleichbare Werte auf (keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Kont­ rollverfahren und dem Verfahren Trocken). Auf den beweideten Parzellen war die Atmungsrate im Verfah­ ren Trocken höher. Die Absenkung der Bodenatmung während des Höhepunktes der Trockenheit beweist, wie wichtig der Wasserhaushalt für die Atmung der Wurzeln und der Mikroorganismen ist (Raich und Tufekcioglu

2000; Davidson et al. 2000). Nach der Trockenheit hat der erneut einsetzende Regen die Unterschiede zwischen den Verfahren grösstenteils zum Verschwinden gebracht. Der im September festgestellte Anstieg der Atmung auf den beweideten Parzellen im Verfahren Trocken (im Ver­ gleich zu den beweideten Parzellen im Kontrollverfah­ ren) könnte mit der Mineralisierung der tierischen Exkre­ mente im Anschluss an die Trockenperiode erklärt werden. Funktionale Merkmale und Beziehungen zum Nährwert Die Trockenheit hat auch die gewichteten Mittelwerte der Funktionalen Merkmale beeinflusst: im Vergleich zum Kontrollverfahren waren die Pflanzenhöhen und die spezifische Blattfläche (SLA) im Verfahren Trocken (Tab. 3) geringer. Die Trockensubstanzgehalte der Blätter (LDMC) waren hingegen höher. Der Parameter SLA ist stark mit der relativen Wachstumsrate der Pflanzen kor­ reliert (Poorter und Remkes 1990), ebenso wie mit der Konkurrenzfähigkeit der Pflanze um Licht und weitere Ressourcen. Pflanzenarten, welche eine hohe spezifische Blattfläche aufweisen, zeichnen sich durch die Fähigkeit aus, häufig neue Blätter zu bilden (junges Gewebe). Ebenso vermögen sie Blattstickstoff zu rezyklieren (hohe Gehalte in den Blättern) und sie sind bezüglich Lichtaus­ beute konkurrenzfähig (rasches Wachstum; Wright et al. 2004). Unter Wasserstress verlangsamt sich der Metabo­ lismus und die Dichte der Gewebe nimmt zu. Die Pflanze wechselt von einer Wachstumsstrategie zu einer Strate­ gie der Ressourcenschonung (Grime et al. 1997; Lavorel und Garnier 2002). Das Absinken der SLA und die Zunahme des Trockensubstanzgehaltes in den Blättern widerspiegelt diesen Prozess. Tabelle 4 zeigt, dass die SLA und der LDMC recht gute Indikatoren sind zur Schät­ zung der RP- und Energie-Gehalte. Diese Untersuchung bestätigt im Wesentlichen die Resultate von anderen Forschern (Louaut et al. 2005; Al Haj Khaled et al. 2006;  Pontes et al. 2007).

Tab. 3 | Trockensubstanzgehalt der Blattspreiten (LDMC), spezifische Blattfläche (SLA) und Höhe der Vegetation am Ende der Trockenperiode (Ende August). Die Resultate der Varianzanalyse sind ebenfalls angeführt. Nutzungsart Schnitt Kontrolle

Signifikanzniveau Weiden

Trocken

Kontrolle

Trocken

SEM

Nutzung (N)

Wasserhaushalt (W)

N × W

Höhe (cm)

28,8

18,9

19,4

9,2

0,67

***

***

ns

SLA (m2/kg)

27,3

23,3

32,3

24,2

0,68

***

***

*

LDMC (%)

24,5

30,0

21,5

28,3

0,57

***

***

ns

SEM = Standardfehler des Mittelwertes. ns = nicht signifikant.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 476–483, 2013

481


Pflanzenbau | Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura

Tab. 4 | Beziehungen zwischen den Merkmalen: Trockensubstanzgehalt der Blattspreiten LDMC (%), Stickstoffgehalt der Blätter LNC (%), spezifische Blattfläche SLA (m2 /kg) und dem Rohproteingehalt RP (g/kg TS), den Zellwänden NDF (g/kg TS) und dem Energiegehalt NEL (MJ/kg TS); n = 24.

y

x

r 2

RP

LDMC

0,75

y = – 7,98∙x + 365

***

NDF

LDMC

0,43

y = + 9,29∙x + 208

***

NEL

LDMC

0,53

y = + 13,6∙x

***

RP

LNC

0,61

y = + 60,6∙x – 1,05

*** ***

Gleichung

- 0,25

P

NEL

LNC

0,52

y = + 0,503∙x + 4,70

RP

SLA

0,88

y = + 7,23∙x – 40

***

NEL

SLA

0,71

y = + 0,058∙x + 4,44

***

Das Signifikanzniveau der Gleichungen ist mit dem P-Wert (F-Test von Fischer) angegeben. *** P < 0,001.

Literatur ▪▪ Agroscope, 2013. Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldatenbank/04834/index.html?lang=de+ [10.10.2013on] ▪▪ Al Haj Khaled R., Duru M., Decruyenaere V., Jouany C. & Cruz P., 2006. Using leaf traits to rank native grasses according to their nutritive value. Rangeland Ecology & Management 59, 648–654. ▪▪ Boschma S. P., Scott J. M., Hill M. J., King J. R. & Lutton J. J., 2003. Plant reserves of perennial grasses subjected to drought and defoliation stresses on the Northern Tablelands of New South Wales, Australia. Australian Journal of Agricultural Research 54 (8), 819–828. ▪▪ Cornelissen J. H. C., Lavorel S., Garnier E., Díaz S., Buchmann N., Gurvich D. E., Reich P. B., Ter Steege H., Morgan H. D., Van der Heijden M. G. A., Pausas J. G. & Porter H., 2003. A handbook of protocols for standardised and easy measurement of plant functional traits worldwide. Australian Journal of Botany 51, 335–380. ▪▪ Daget P. & Poissonet J., 1969. Analyse phytologique des prairies, applications agronomiques. Document 48, CNRS-CEPE, Montpellier, 67 p. ▪▪ Davidson E. A., Verchot L. V., Cattanio J. H., Ackerman I. L. & Carvalho J. E. M., 2000. Effects of soil water content on soil respiration in forests and cattle pastures of eastern Amazonia. Biogeochemistry 48, 53–69. ▪▪ Fay P. A., Carlisle J. D., Knapp A. K. & Blair J. M., 2000. Altering rainfall timing and quantity in a mesic grassland ecosystem: Design and performance of rainfall manipulation shelters. Ecosystems 3, 308–319. ▪▪ Garnier E., Cortez J., Billes G., Navas M.-L., Roumet C., Debussche M., Laurent G., Blanchard A., Aubry D., Bellmann A., Neill C. & Toussaint J.P., 2004. Plant functional markers capture ecosystem properties during secondary succession. Ecology 85, 2630–2637. ▪▪ Gilgen A. K. & Buchmann N., 2009. Response of temperate grasslands at different altitudes to simulated summer drought differed but scaled with annual precipitation. Biogeosciences 6, 2525–2539. ▪▪ Grime J. P. et al., 1997. Integrated screening validates primary axes of specialization in plants. Oikos 79, 259–281. ▪▪ Grime, J.P., 1998. Benefits of plant diversity to ecosystems: immediate, filter, and founder effects. Journal of Ecology 86, 902–910. ▪▪ Lavorel S. & Garnier E., 2002. Predicting changes in community composition and ecosystem functioning from plant traits: revisiting the Holy Grail. Functional Ecology 16, 545–556.

482

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 476–483, 2013

Schlussfolgerungen und Ausblick Die Trockenheit bringt insgesamt eine Verlangsamung des Pflanzenmetabolismus und eine abgesenkte mikrobi­ elle Aktivität im Boden (Reduktion der Mineralisierung) mit sich. Diese Prozesse erklären, unter anderem, den Ertragsrückgang und die Abnahme der Gehalte an Roh­ protein, Energie, Phosphor und Kalium. Die Interaktion zwischen dem Wasserhaushalt und der Nutzung werden ebenfalls deutlich: die häufig genutzten und damit kurz gehaltenen Pflanzenbestände leiden stärker unter den Auswirkungen der Trockenheit. Die funktionalen Merk­ male stellen ein interessantes Werkzeug dar, um die Reaktion der Pflanzenbestände auf den Wasserstress zu ermitteln. Sie sind überdies bei der Schätzung des Nähr­ wertes des Raufutters von Interesse. Da in der Schweiz die Umweltbedingungen und die Pflanzengesellschaften regional grosse Unterschiede aufweisen, ist es wichtig, die Beobachtungen auf andere Situation auszudehnen, damit man die Auswirkungen der Trockenheit im Kon­ text des Klimawandels besser verstehen kann. n

▪▪ Louault F., Pillar V. D, Aufrère J., Garnier E. & Soussana J.-F., 2005. Plant traits and functional types in response to reduced disturbance in a seminatural grassland. Journal of Vegetation Science 16, 151–160. ▪▪ Mosimann E., Meisser M., Deléglise C. & Jeangros B., 2012. Das Futterpotenzial der Juraweiden. Agrarforschung Schweiz 3 (11–12), 516–523. ▪▪ Mosimann E., Deléglise C., Demenga M., Frund D., ­Sinaj S. & Charles R., 2013. Einfluss der Wasserverfügbarkeit auf die und Futterproduktion im Ackerbaugebiet. Agrarforschung Schweiz 4 (11–12), 468–475. ▪▪ Pontes L. Da S., Soussana J. F., Louault F., Andueza D. & Carrère P., 2007. Leaf traits affect the above-ground productivity and quality of pasture grasses. Functional Ecology 21, 844–853. ▪▪ Poorter H. & Remkes C., 1990. Leaf area ratio and net assimilation rate of 24 wild species differing in relative growth rate. Oecologia 83, 553–559. ▪▪ Raich, J. W. & Tufekcioglu, A., 2000. Vegetation and soil respiration: ­Correlations and controls. Biogeochemistry 48, 71–90. ▪▪ Schellberg J. & Pontes L. da S., 2012. Plant functional traits and nutrient gradients on grassland. Grass and Forage Science 67, 305–319. ▪▪ Signarbieux C. & Feller U., 2012. Effects of an extended drought period on physiological properties of grassland species in the field. Journal of Plant Research 125, 251–261. ▪▪ Thomas H., James A. R., 1999. Partitioning of sugars in Lolium perenne (perennial ryegrass) during drought and on rewatering. New Phytologist 142, 292–305. ▪▪ Violle C., Navas M.-L., Vile D., Kazakou E., Fortunel C., Hummel I. & Garnier E., 2007. Let the concept of trait be functional! Oikos 116, 882–892. ▪▪ Vogel A., Scherer-Lorenzen M. & Weigelt A. 2012. Grassland resistance and resilience after drought depends on management intensity and species richness. PLoS ONE (doi:36910.31371/journal.pone.0036992). ▪▪ Volaire F., Norton M. R. & Lelièvre F., 2009. Summer drought survival strategies and sustainability of perennial temperate forage grasses in Mediterranean areas. Crop Science 49 (6), 2386–2392. ▪▪ Wright I. J. et al. 2004. The worldwide leaf economics spectrum. Nature 428, 821–827.


Effetti di una grave siccità estiva sui pascoli permanenti della montagna giurassiana Durante l’estate 2012 si è condotto una prova presso il demanio di La Frêtaz (VD, 1200 m) per poter precisare gli impatti dello stress idrico sul valore agronomico e diverse caratteristiche fisiologiche e funzionali di un pascolo permanente. Due variabili sono state testate in un disegno 2 × 2: il modo d’uso (sfalcio vs pascolo) è stato incrociato con il regime idrico (secco vs testimone). Per una durata di 84 giorni è stata simulata una siccità mediante l’uso di tunnel orticoli. Le parcelle da pascolo erano utilizzate praticamente tutte le quattro settimane da pecore, mentre quelle falciate sono state utilizzate tre volte durante la stagione. La produttività e la qualità del foraggio sono stati oggetto di un monitoraggio durante tutta la stagione. La composizione botanica e i valori delle caratteristiche delle principali specie sono state valutate prima e dopo la siccità. Si sono anche realizzate delle misurazioni della fotosintesi netta, del potenziale idrico e della respirazione del suolo. Oltre le importanti riduzioni di resa, l’esperienza ha mostrato che una grave siccità comporta anche degli impatti sui tenori nutrienti e sul valore nutritivo del foraggio. Le misure ecofisiologiche e pedologiche testimoniano un rallentamento generale di tutto l’ecosistema (riduzione del metabolismo delle piante e dell’attività microbica del suolo, minore mineralizzazione). Le parcelle pascolate, caratterizzate da una coperture più rada hanno sofferto molto più la siccità di quelle falciate.

Summary

Riassunto

Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrockenperiode auf eine montane Dauerweide im Jura | Pflanzenbau

Effects of a severe drought on a permanent meadow in the Jura mountains In order to determine the impacts of a severe summer drought on the agronomic value and diverse physiological and functional characteristics of a permanent meadow, a trial was carried out in 2012 on a mountain farm located in the Swiss Jura (1200 m). Two factors – management type (mowing vs grazing) and moisture (drought vs control) – were tested with a 2 × 2-design. The drought stress was simulated by means of rain shelters for a duration of 84 days. The grazed plots were grazed every four weeks with ewes, whereas the mowed plots were cut three times in the season. The biomass and the quality of the forage were monitored across the season. The botanical composition of the meadow and the functional traits of the 16 most abundant species were assessed before and after the drought treatment. The photosynthesis rate, the pre-dawn leaf water potential and the respiration of the soil were all measured. Apart from important yield losses, the drought stress also led to changes in the nutrient contents and the nutritive value of the forage. The ecophysiological measurements reflected a slowdown of the whole ecosystem. The grazed plots, characterized by a shorter vegetation, were more impacted by the drought than the mown plots. Key words: grassland, permanent meadow, drought, nutritive value, photosynthesis rate, leaf water potential, soil respiration, functional traits.

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U m w e l t

Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch Simon Schweizer1, Peter Kauf2, Heinrich Höhn1 und Andreas Naef1 1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 8820 Wädenswil, Schweiz 2 Institut für Angewandte Simulation IAS, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, 8820 Wädenswil, Schweiz Auskünfte: Simon Schweizer, E-Mail: simon.schweizer@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 783 61 91

Abb. 1 | Bei jeder Sprühapplikation von Pflanzenschutzmitteln entsteht Abdrift.

Einleitung Bei der Sprühapplikation von Pflanzenschutzmitteln (PSM) entsteht Abdrift: Wirkstoffhaltige Tröpfchen, die ausser­ halb des Zielbereichs abgelagert werden. Dieser direkte Eintrag in Gewässer und andere Nichtzielflächen stellt einen wichtigen Teil der Umweltbelastung durch PSM dar (Abb.1). Verschiedene Massnahmen können Abdrift redu­

484

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 484–491, 2013

zieren und damit einen Beitrag zur angestrebten Ökologi­ sierung der Landwirtschaft leisten – ohne einhergehende Einschränkungen für die Produktion. Risikomindernde Massnahmen Die Menge PSM, die ausserhalb der Kulturfläche abgela­ gert wird, nimmt mit der Distanz schnell ab. Das Umwelt­ risiko kann also vermindert werden, wenn ein Sicher­


heitsabstand zur sensiblen Fläche eingehalten wird, in welchem auf die Anwendung des PSM verzichtet wird. Genauso gut kann aber auch die Abdrift an sich redu­ ziert werden. Abdriftreduzierende Spritztechnik (Sprüh­ gerätetyp, Düsentyp, Düsengrösse, Spritzdruck, Luftun­ terstützung und Fahrgeschwindigkeit) oder physische Barrieren (Windschutzhecken oder Netze) leisten dies effektiv. Weitere Möglichkeiten wie z.B. einseitiges Sprühen der Randreihen oder der Zusatz von Adjuvan­ tien wurden hier nicht berücksichtigt. Situation in der Schweiz Bei der Zulassung eines PSM wird das zu erwartende Umweltrisiko durch Abdrift abgeschätzt. Die Höhe des Risikos ergibt sich aus dem Verhältnis von Toxizität (Gif­ tigkeit) und Exposition (zu erwartende Menge). Dieses Verhältnis wird als TER-Wert (Toxicity Exposure Ratio) angegeben, ein Indikator für die Risikobewertung. Die Toxizität eines Wirkstoffs wird durch ökotoxikologische Tests mit Modellorganismen ermittelt. Für die Abschät­ zung der Exposition durch Abdrift werden standardi­ sierte Depositionsfunktionen herangezogen, welche auf zahlreichen Praxismessungen basieren (Ganzelmeier et al. 1995; FOCUS 2001; Rautmann et al. 2001). Es wird unterschieden zwischen verschiedenen Kulturen und Applikationstechniken. Die wichtigsten Kategorien sind Obst, Wein und Flächenkulturen, wobei frühe und späte Kulturstadien bei den Raumkulturen Obst und Wein unterschieden werden. Bei der Abschätzung der Risiken durch Abdrift wird davon ausgegangen, dass nach guter agronomischer Praxis behandelt wird: Gesprüht wird nur bei geeigneter Witterung und mit gewartetem Gerät und die Applikationsparameter sind an die Kultur und deren Stadium angepasst (BAFU und BLW 2013). Je nach Ergebnis der Risikoabschätzung werden Sicherheitsabstände zu Gewässern verfügt, welche die Einhaltung der TER-Grenzwerte gewährleisten. Diese Abstände können 6, 20, 50 oder 100 m betragen. Mit dem Einsatz von abdriftreduzierender Technik dürfen verfügte Sicherheitsabstände verkleinert werden (BLW 2008). Der absolute Mindestabstand zu Gewässern für alle PSM-Anwendungen beträgt in der Schweiz drei Meter gemäss ChemRRV (2005) und sechs Meter für Betriebe, die den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erbringen. Sicherheitsabstände zu Gewässern betreffen einen wesentlichen Anteil der produktiven Fläche der Schwei­ zer Landwirtschaft. In den Kantonen TG, ZH, VD und VS würde ein Abstand von 100 Metern zu Oberflächenge­ wässern mehr als 20 % aller Kulturflächen (ohne Grün­ land) mit Einschränkungen belegen, wie eine Abklärung der räumlichen Situation mittels Geoinformationssystem

Zusammenfassung

Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch | Umwelt

Bei der Sprühapplikation von Pflanzenschutzmitteln (PSM) werden Gewässer und andere benachbarte Nichtzielflächen durch direkte Abdrift belastet: Wirkstoffhaltige Tröpfchen werden verfrachtet und ausserhalb der Zielfläche abgelagert. Bei der Zulassung eines PSM wird das zu erwartende Umweltrisiko durch Abdrift abgeschätzt. Wenn nötig, werden Abstandsauflagen zwischen 6 und 100 Metern zu Oberflächengewässern verfügt (Sicherheitsabstand mit Einsatzverbot). Wird die Abdrift mit geeigneten Massnahmen reduziert, dürfen diese Abstände verkleinert werden. Vier abdrift­ reduzierende Massnahmen wurden unter Praxisbedingungen der Schweizer Apfelproduktion geprüft. Hecke und Injektordüsen reduzierten die Abdrift je um rund 75 %, ein Hagelnetz über der Obstanlage um rund 65 %. Ein grobmaschiges Netz als Windschutz am Feldrand wirkte schlecht im Bereich von 20 % Abdriftreduktion.

(GIS) ergab (Publikation in Vorbereitung). Es ist deshalb von grossem Interesse, die Abdrift an sich zu vermindern, um die Abstände zu verkleinern. Die Schweizerische Regelung zur Risikoverminde­ rung im Pflanzenschutz wird aktuell überarbeitet. Für die Abdrift wird ein kumulatives System diskutiert, wel­ ches eine Verkleinerung des verfügten Sicherheitsab­ standes durch die Kombination verschiedener abdriftre­ duzierender Massnahmen ermöglichen soll. Ziel des Versuchs Es wurden Abdrift-Reduktionsfaktoren für das oben erwähnte System ermittelt. D.h., jede der untersuchten Massnahmen wurde in verschiedenen Kombinationen getestet, um einen mittleren Reduktionsfaktor angeben zu können. Der Versuch wurde praxisnah geplant und durchge­ führt. Als Modellkultur wurde Obstbau gewählt. Trotz seiner beschränkten Gesamtfläche ist Obstbau bezüglich Abdrift wichtig, einerseits wegen dem intensiven PSMEinsatz, andererseits weil die Abdrift in Raumkulturen  stärker ist als im Feldbau.

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485


Me ssfl äch e

10 m 15 m 20 m

a Me ssfl äch e

Kol lek tor en

Ausric Versuchtung der hsano rdnun g

Hec ke

App 5 ä likatio uss ns ers fläc ten he Ob mit stre de ihe n n

40 m

Wetterstation

b

3 5 mm

40

m

Ver Kei tikale ne s N Bar etz rier / e

Umwelt | Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch

Abb. 2 | Versuchsaufbau, massstäbliche Darstellung.

Material und Methoden Versuchsanordnung Die Abdrift-Messungen wurden vom 30. Oktober bis am 16. November 2012 auf dem Obstbau-Versuchsbetrieb des BBZ Arenenberg in Güttingen durchgeführt, in einer Apfelparzelle mit Golden Delicious, Arlet und Idared, alles Spindelbäume auf M9 vf, Pflanzdistanz 3,5 × 1,1 m, Baumhöhe 2,80 m (Höhe Hagelnetz), mittlerer Baum­ durchmesser 1,25 m, Pflanzjahr 1998. Die halbe Breite der Parzelle wurde durch eine Windschutzhecke begrenzt (Abb. 2, Messfläche a), die andere Hälfte konnte wahlweise frei bleiben oder mit einem vertika­ len Netz abgeschlossen werden (Messfläche b).

Abb. 3a | Depositionsmessung mit Filterstreifen. Im Vordergrund die abdriftreduzierende Massnahme «Netz am Feldrand», im Hintergrund die Windschutzhecke.

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Die Abdrift wurde in Zusammenarbeit mit der Gruppe «Global Application Technology» der Firma Syngenta ermittelt, mittels Tracertechnologie. D.h., an Stelle eines PSM wurde eine Tracersubstanz (fluoreszierender Farbstoff) gesprüht und ausgewertet. Die Deposition des Tracers wurde in den Abständen 0, 1, 3, 5, 10, 15, 20, 30, 50 und 75 m vom Feldrand gemessen. Pro Abstand und Messung wurden fünf Kollektoren aus Fil­ terpapier mit einer Fläche von je 250 cm2 ausgelegt (Abb. 2, Abb. 3a). Bei jedem Applikationsdurchgang wurden die äussersten fünf Obstreihen beidseitig mit einem praxisüblichen Sprühgerät behandelt: Holder NI800 mit Gebläse OVS50, beidseitig je sieben Düsen Albuz ATR80 gelb, Spritzdruck 9,5 bar, Fahrgeschwin­ digkeit 6,2 km/h, Gebläseleistung insgesamt 13 000 m3/h, Brühmenge 400 l/ha mit 180 g Tracerfarbstoff Helios SC500 (Syngenta). Die Deposition auf den Kollektoren (Abb. 3b) wurde in den Labors von Syngenta fluorime­ trisch quantifiziert. Es wurden vier abdriftreduzierende Massnahmen getestet: 1. Injektordüsen (Lechler ID 90 – 015 grün mit 8,5 bar), 2. Hagelnetz über der Obstanlage (Maschen­ weite 3,3 × 8 mm, optische Dichte 15 %), 3. Windschutz­ hecke (Hagebuche, 4,4 m hoch, 85 cm breit, optische Dichte 82 %) und 4. vertikales Netz am Feldrand (3,8 m hoch, gleiches Netz wie über der Anlage). Die zu prü­ fenden Massnahmen wurden in die Kategorien (Fakto­ ren) ‹Düsentechnologie›, ‹physische Barriere über dem Feld› und ‹physische Barriere am Feldrand› gegliedert und in allen sinnvollen Varianten kombiniert. Dies ergab zwölf verschiedene Kombinationen (Verfahren T1 bis T12, Abb. 4). Jedes Verfahren wurde mindestens drei Mal wiederholt.

Abb. 3b | Kollektoren unter UV-Licht. Oben: Injektordüse. Unten: Hohlkegeldüse. Beide in 5 m Abstand vom Feldrand. (Foto: Stefan Wolf, Syngenta)


Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch | Umwelt

Injektor-Düse

T4

T3

T7

T5

T9

Windschutzhecke

T 10

Vertikales Netz

X

T6

T1

Y Z

T 11

Feldrand frei

T2

Hohlkegel-Düse

T 12

T8

Abb. 4 | Darstellung aller Verfahren als dreidimensionale Matrix. Jede Box steht für ein Verfahren (T: Treatment), jede Ebene steht für eine Faktorstufe. X: Physische Barriere am Feldrand, Y: Physische Barriere über dem Feld, Z: Düsentechnologie.

Die Wetterbedingungen waren während der ganzen Messperiode sehr wechselhaft. Während jedem Mess­ durchgang (Applikation inkl. 8 Min. Wartezeit für die vollständige Deposition) wurden alle 30 s Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufgezeichnet. Für die Auswertung wurden deren Mit­ telwerte verwendet (vektorielle Mittel für Windge­ schwindigkeit und -richtung). Die Windrichtung wurde als Abweichung zur Ausrichtung der Versuchsanordnung berechnet. Für die Auswertung wurden alle Wiederho­ lungen mit Abweichung der Windrichtung > 40° und Windgeschwindigkeiten < 0,5 m/s ausgeschlossen (18 von 56). Die verwendeten Messwerte wurden bei Wind­ richtungen zwischen -39,6 und 20,3°, bei Windgeschwin­ digkeiten zwischen 0,6 und 2,8 m/s, bei Temperaturen zwischen 3 und 10,5 °C und bei relativer Luftfeuchtigkeit zwischen 59,3 und 100 % erhoben. Berechnung der Abdrift-Reduktionswerte mit nichtparametrischem Bootstrap Abdrift-Reduktionsfaktoren werden nach ISO 22369 – 2 (2010) durch den Vergleich eines Kandidaten mit einem Referenzverfahren ermittelt. Dieses Experiment hatte jedoch nicht das Ziel, eine einzelne Technologie mit einer gegebenen Referenz zu vergleichen. Es wurden Reduktionsfaktoren für mehrere Massnahmen gesucht, welche in Kombination eingesetzt werden können. Übli­ cherweise würde für ein solches mehrfaktorielles Ver­

suchsdesign ein verallgemeinertes multi-faktorielles Regressionsmodell verwendet. Dies war hier nicht mög­ lich, denn die Beeinflussung der Messwerte durch die Wetterbedingungen konnte nicht quantifiziert werden. Keiner der geprüften Ansätze (lineare und nicht-lineare Modelle) lieferte zufriedenstellende Ergebnisse. Alternativ wurde ein zweistufiges Verfahren entwi­ ckelt: Im ersten Schritt wurden Verfahrens-Paare vergli­ chen, welche sich nur in einer bestimmten Massnahme unterschieden. Für die Düsen z.B. standen sechs solcher Paarungen zur Verfügung (Abb. 4 vordere Ebene ↔ hintere Ebene). Für jedes dieser Vergleichspaare wurde ein Reduktionsfaktor berechnet, wobei nur Depositi­ onswerte aus Messungen mit ähnlichen Windbedin­ gungen verglichen wurden (Ähnlichkeitsannahme: Unterschiede der Windrichtungen ≤ 30°, der Windge­ schwindigkeiten ≤ 0,5 m/s). Nach Anwendung der Ähn­ lichkeitskriterien für die Windverhältnisse standen für diese paarweisen Vergleiche jeweils 10 bis 30 Mess­ werte je Abstand vom Feldrand zur Verfügung. Im zweiten Schritt wurden die individuellen Reduktions­ wirkungen dieser Paarungen zusammengeführt, um die mittlere Abdriftreduktion für die Massnahme ange­ ben zu können. Für die Berechnung der Abdrift-Reduk­ tionsfaktoren mit ihren realistischen Variabilitäten wurde ein nicht-parametrisches Bootstrap Verfahren verwendet (Efron und Tibshirani 1998; Davison und  Hinkley 2003).

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487


Umwelt | Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch

Messwerte der Vergleichspaarung T1 / T2 (n=15)

Stabilisierung der Reduktionsfaktor-Verteilung

0,7

0,8

T2 (5 m)

Reduktion

T1 (5 m)

B)

0,6

A)

0,5

nicht-parametrischer Bootstrap (Replicates)

Verteilung des Reduktionsfaktors für T1 / T2

10

20

30

100 300 500 700 1000 1500

Anzahl Bootstrap Replicates

Abb. 5 | A) Aus den Stichproben wurde eine Verteilung des Reduktionsfaktors bestimmt (Bsp. Düsen, Vergleichs­ paarung T1 / T2, Abstand 5m). B) Bei ca. 500 Replicates stabilisierte sich die Verteilung für den Reduktionsfaktor.

Im nichtparametrischen Bootstrap wurde aus den ver­ fügbaren Messwerten einer Vergleichspaarung eine realistische Verteilung des Reduktionsfaktors simuliert (Abb. 5a). Dafür wurden je Variante und Abstand zufäl­ lig Messwerte gezogen (mit Zurücklegen). Aus dem Vergleich der Mediane der beiden Ziehungen ergab sich dann jeweils ein Reduktionsfaktor. Diese Ziehun­ gen mit Medianvergleichen (Replicates) wurden solange wiederholt, bis sich die Verteilung des Redukti­ onsfaktors stabilisierte (Abb. 5b). Statistisch entspricht dies einem Sampling von Stichproben aus nicht-parame­ trischen Ver­ teilungen zur Bestimmung der Verteilung einer Zielgrösse (parametrische Methoden sind hier nicht sinnvoll, da z.B. eine Normalverteilung aufgrund kleiner Samplezahlen nicht plausibilisiert werden kann). Für jedes Vergleichspaar, das für die Bestimmung einer Massnahme zur Verfügung stand, wurde eine sol­ che Reduktionsfaktor-Verteilung ermittelt. Diese Vertei­ lungen wurden dann aggregiert und ergaben so das Endresultat: Den Reduktionsfaktor für eine bestimmte Massnahme mit seiner Variabilität, unter Berücksichti­ gung der verschiedenen Massnahmen-Kombinationen und Wetterverhältnisse.

Resultate Die Plausibilität der Güttinger Messungen wurde im Vergleich mit den Depositionsfunktionen (90. Perzen­ tile und Mediane) nach Rautmann (Rautmann et al.

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2001; Rautmann 2003) bestätigt. Die Depositionen aus Verfahren T1 (Abb. 6) entsprechen weitgehend diesen Funktionen. Die Auswertung wurde auf die Distanzen zwischen drei und 20 Metern beschränkt, korrespondierend mit ISO 22866 (2005), wonach die Messdistanz höchstens halb so weit sein darf, wie die Applikationsfläche breit ist (hier 40 m je Messfläche). Die mittels nichtparametri­ schen Bootstraps ermittelten Abdrift-Reduktionswerte für die vier geprüften Massnahmen sind in Tabelle 1 zusammengestellt.

Diskussion Abdriftreduzierende Massnahmen Die eingesetzte Injektordüse reduzierte die Drift um rund 75 %, was der Einschätzung nach Van de Zande et al. (2012) für die gleiche Düse entspricht. Deren Resultate wurden anhand einer Untersuchung des Tropfengrössenspektrums (Volumenanteil von Tropfen < 100 µm) erstellt und per Feldmessung verifi­ ziert. Ein Hagelnetz über der Obstanlage reduziert nach Herbst et.al. (2012) die Abdrift um mindestens 50 %, je nach Düsentyp auch bis 75 %. Auch dies wurde in Güt­ tingen bestätigt, indem das Hagelnetz eine mittlere Reduktion (d.h., sowohl die Verfahren mit Injektor­ düse wie auch jene mit Hohlkegeldüse wurden berück­ sichtigt) von 67 bis 84 % bewirkte.


Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch | Umwelt

Deposition in % der Aufwandmenge

10

1

0,1

Median (Rautmann 2003) 90. Perzentil (Rautmann et al. 2001) Verfahren T1, Güttingen 2012

0,01 0

20

40

60

Abstand vom Feldrand [m]

Abb. 6 | Vergleich der Depositionswerte in Güttingen (Verfahren T1) mit den Depositionsfunktionen (90. Perzentile und Mediane) nach Rautmann (Rautmann et al. 2001; Rautmann 2003).

Für Hecken werden Reduktionswerte von 10 % im Win­ ter (Wenneker und Van de Zande 2008) bis zu 90 % im vollen Laub (Ucar und Hall 2001) angegeben. Nach Richardson et al. (2004) reduziert eine Hecke die Abdrift am besten in ihrer nächsten Nähe. Je weiter weg, desto kleiner erscheint ihre Reduktionswirkung, was die vor­ liegenden Ergebnisse tendenziell bestätigen. Kriterien für die Beurteilung einer Hecke bezüglich ihrer abdrift­ reduzierenden Eigenschaft sind ihre Höhe (höher als die behandelte Kultur), die Dichte (nicht zu dünn, nicht zu dicht) und die Art: Es ist wichtig, dass die Hecke früh Laub entwickelt. Wenneker und Van de Zande (2008) empfehlen Ahorn, Holunder, Weissdorn oder Hagebu­ che. Die Hagebuchenhecke in Güttingen hatte eine optische Dichte von 82 % und zeigte eine vergleichs­ weise gute Abdriftreduktion mit Medianwerten zwi­ schen 78 und 95 %. Die Verfahren, welche das vertikale Netz am Feld­ rand als Faktor integrierten, wurden unter besonders ungünstigen Windbedingungen durchgeführt. Nach Anwendung der Ähnlichkeitskriterien (s.o.) konnten nur 35 Messwerte je Abstand verwendet werden. Wenige Messwerte mit grossen Variabilitäten führten zu enor­ men Streuungen der Resultate. Dass für das vertikale Netz z.T. negative Reduktionswerte erscheinen, ist vor

diesem Hintergrund zu sehen. Trotzdem kann festgehal­ ten werden, dass mit dem Einsatz des vertikalen Netzes kaum eine Abdriftreduktion erzielt werden konnte, obwohl das gleiche Netz verwendet wurde wie über der Obstanlage. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob mit einem anderen Material – z.B. mit einem feinma­ schigen Insektenschutznetz oder mit einem Windschutz­ flies – bessere Effekte erzielt werden können. Interpretation der Resultate Die in Tabelle 1 angegebenen Reduktionsfaktoren lie­ gen im Rahmen der Resultate verschiedener Europäi­ scher Institutionen, obwohl in diesem Versuch die Massnahmen in unterschiedlichen Kombinationen eva­ luiert wurden. Eine Regelung zur Verkleinerung von Sicherheitsabständen, welche die Reduktionsfaktoren kumulativ interpretiert, ist also möglich. Aus Sicht der Praxis ist dies zu wünschen, denn so bleibt den Produ­ zenten grösstmögliche Freiheit in der Wahl der Mass­ nahmen. Die Streuungen der Reduktionswerte sind jedoch relativ gross; die Quartile liegen z.T. weit vom Median entfernt (Tab. 1). Dafür verantwortlich ist zu weiten Teilen der Einbezug dieser verschiedenen Mass­ nahmen-Kombinationen, aber auch die praxisgerechte Berücksichtigung der unterschiedlichen Wetterbedin­ 

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Umwelt | Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch

Tab. 1 | Mediane und Quartile der Abdriftreduktion in %, für die vier geprüften Massnahmen je Abstand zum Feldrand. Resultate der ­B erechnung aus dem mehrfaktoriellen Versuchsdesign mittels nichtparametrischem Bootstrap. n: Anzahl Messwerte je Abstand. Mediane und Quartile der Abdriftreduktion [%] Injektordüsen (n=105) Hagelnetz (n=105) Windschutzhecke (n=80) Vertikales Netz (n=35)

3m 80 67 95 21

5m 86 74 78 49 98 89 78 -8

81 67 84 29

10 m 87 74 87 56 94 73 70 8

gungen. Dies sollte bei der Ausarbeitung einer Rege­ lung zur Verkleinerung der Sicherheitsabstände berück­ sichtigt werden. Insbesondere bei der Kombination mehrerer Massnahmen, welche zusammen eine sehr grosse Abdriftreduktion ergeben würden, ist Vorsicht angebracht. Herbst et al. (2012) hielten in diesem Zusammenhang fest, dass in Obstanlagen nie eine Abdriftreduktion von 99 % gemessen wurde, mit Aus­ nahme beim Einsatz von Tunnelsprühgeräten. Die Reduktionswerte konnten für drei bis 20 Meter Abstand vom Feldrand berechnet werden. Aus diesen Resultaten kann nicht ohne Weiteres auf die Deposition in grösseren Distanzen geschlossen werden: Rautmann et al. (2001) zeigten, dass in Raumkulturen die Funktion Deposition pro Abstand nicht kontinuierlich extrapoliert werden kann. Es ist insbesondere zu erwarten, dass beim Einsatz von physischen Barrieren am Feldrand die Abdriftreduktion mit zunehmender Distanz abnimmt (vgl. Richardson et al. 2004).

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79 76 85 19

15 m 85 67 96 64 98 62 55 -36

83 84 86 7

20 m 89 45 92 67 96 66 35 -22

76 79 78 -44

88 33 94 57 92 48 -13 -73

Schlussfolgerungen Die Wirkungen der abdriftmindernden Massnahmen im Güttinger Versuch entsprechen weitgehend den Ergeb­ nissen aus anderen Europäischen Versuchen. Eine Regelung für die Verkleinerung von Sicherheits­ abständen, welche abdriftreduzierende Massnahmen frei kombinierbar einsetzt, ist aufgrund der Resultate möglich. Die grossen Streuungen der Reduktionsfakto­ ren sind jedoch bei der Verwendung der Werte zu berücksichtigen. Sie zeigen die Variabilität der Abdrift­ reduktion unter Praxisbedingungen. Mit dem nichtparametrischen Bootstrap im mehrfak­ toriellen Versuchsdesign wurde eine Methode gefunden, welche die Bewertung einer abdriftreduzierenden Mass­ nahme in unterschiedlichen Kombinationen und bei ver­ schiedenen Wetterbedingungen ermöglichte. n


Misure per ridurre la deriva in una prova nella pratica Nell’applicazione mediante irroratrice di prodotti fitosanitari le acque superficiali e altre superficie limitrofe non interessate sono contaminate dalla deriva: goccioline contenenti sostanze attive vengono trasportate e depositate al di fuori della zona di destinazione. Nel corso del processo di omologazione di un prodotto fitosanitario l’atteso rischio ambientale è stimato attraverso la deriva. Se necessario si stabiliscono delle zone cuscinetto tra 6 e 100 m di distanza dalle acque superficiali (distanza di sicurezza con divieto d’applicazione). Queste distanze possono essere ridotte, se la deriva è ridotta mediante delle misure idonee. Quattro misure per ridurre la deriva sono state testate alle condizioni pratiche nella produzione di mele svizzere. Sia siepi che ugelli a iniezione hanno ridotto la deriva di ca. il 75 %, la posa di una rete antigrandine a coprire il frutteto di ca. il 65 %, mentre una rete a maglie larghe posata come frangivento a bordo del campo ha ottenuto solamente il 20 % di riduzione.

Literatur ▪▪ BAFU & BLW, 2013. Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft. Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug 1312. 58 S. ▪▪ BLW, 2008. Weisungen betreffend der Sicherheitsabstände, die bei Oberflächengewässern einzuhalten sind, und der Massnahmen, die eine ­Reduktion dieser Abstände erlauben. Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern. ▪▪ ChemRRV, 2005. Verordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten besonders gefährlichen Stoffen, Zubereitungen und ­G egenständen (Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung, ChemRRV). 814.81. Stand am 1. Juni 2013. ▪▪ Davison A. C. & Hinkley D. V., 2003. Bootstrap methods and their ­a pplication. Cambridge University Press, Cambridge. 582 S. ▪▪ Efron B. & Tibshirani R. J., 1998. An introduction to the bootstrap. ­Chapman and Hall/CRC, Boca Raton, Florida. 436 S. ▪▪ FOCUS, 2001. FOCUS Surface Water Scenarios in the EU Evaluation ­P rocess under 91/414/EEC. Report of the FOCUS Working Group on ­Surface Water Scenarios, EC Document Reference SANCO/4802/2001rev.2. 245 S. ▪▪ Ganzelmeier H., Rautmann D. et al., 1995. Untersuchungen zur Abtrift von Pflanzenschutzmitteln. Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin-Dahlem 304. ▪▪ Herbst, A., Osteroth, H.-J. et al., 2012. Test procedure for drift reducing equipment. Fourth European Workshop on Standardised Procedure for the Inspection of Sprayers, SPISE 4, Lana (South Tirol), Julius-Kühn-­ Archiv 439, 234–238.

Summary

Riassunto

Abdrift – reduzierende Massnahmen im Praxisversuch | Umwelt

Spraydrift – mitigation measures in field trials Drug-containing droplets from the application of plant protection products (PPP) can be transported and deposited outside of the target area, which is called direct spray drift and affects adjacent waterbodies and other non-target areas. The environmental risk expected through spray drift of PPP is estimated as part of the authorization-process. If necessary, spray free buffer zones of 6 to 100 m must be applied towards surface waters. If drift is reduced by appropriate measures, the width of these buffer zones could be diminished. Four drift reduction measures have been tested under practical conditions of Swiss apple production. Windbreak hedges or injector nozzles reduced drift by approx. 75 % each, a hail net on the top of the orchard by approx. 65 %. A coarse-mesh net as a windbreak at the edge of the field showed an effect of about 20 % drift reduction only. Key words: risk mitigation measures, spray drift, nozzles, windbreaks, hail net, vertical net, buffer zones, plant protection products, orchard, bootstrap, tracer.

▪▪ ISO, 2005. Equipment for crop protection – Methods for field measurement of spray drift. Ref. Nr. ISO 22866:2005(E). ▪▪ ISO, 2010. Crop protection equipment – Drift classification of spraying equipment. Part 2: Classification of field crop sprayers by field measurements. Ref. Nr. ISO 22369-2:2010(E). ▪▪ Rautmann D., 2003. Drift reducing Sprayers – Testing and Listing in Germany. ASAE Annual International Meeting 27-30 July, Las Vegas, Nevada (USA). ▪▪ Rautmann D., Streloke M. et al., 2001. New basic drift values in the ­a uthorization procedure for plant protection products. Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft BerlinDahlem 383, 133–141. ▪▪ Richardson G. M., Walklate P. J. et al., 2004. Spray drift from apple ­o rchards with deciduous windbreaks. Aspects of Applied Biology 71, 149–156. ▪▪ Ucar T. & Hall F. R., 2001. Windbreaks as a pesticide drift mitigation ­s trategy: a review. Pest Management Science 57 (8), 663–675. ▪▪ Van de Zande J. C., Wenneker M. et al., 2012. Nozzle classification for drift reduction in orchard spraying. Aspects of Applied Biology 114, 253–261. ▪▪ Wenneker M. & Van de Zande J. C., 2008. Spray drift reducing effects of natural windbreaks in orchard spraying. In: International advances in pesticide application: Robinson College, Cambridge, UK, 9–11 January 2008 (Ed. Alexander, L. S.). Association of Applied Biologists, Wellesbourne, 25–32.

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A g r a r p o l i t i k

Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017 Thomas Meier, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern, Schweiz Auskünfte: Thomas Meier, E-Mail: thomas.meier@blw.admin.ch, Tel. +41 31 322 25 99

Mit der Agrarpolitik 2014 – 2017 sind neu Steillagenbeiträge und höhere Hangbeiträge vorgesehen. Sie sollen die Offenhaltung von steilen Wiesen fördern. (Foto: BLW)

Einleitung Die Agrarpolitik 2014 – 2017(AP 14 – 17) führt einen Grossteil der agrarpolitischen Massnahmen kontinuier­ lich weiter. Wesentlichste Änderungen und innovative Neuerungen erfährt das Direktzahlungssystem. Dessen Wirksamkeit und Effizienz wird erhöht. Massnahmen mit unspezifischer Zielausrichtung werden durch zielge­ richtete Instrumente ersetzt. Die tierbezogenen Bei­ träge für Raufutter verzehrende Nutztiere und die Tier­ haltung unter erschwerenden Produktionsbedingungen werden in flächenbezogene Versorgungssicherheitsbei­ träge überführt. Der allgemeine Flächenbeitrag wird aufgehoben. Die dadurch frei werdenden Mittel werden

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für Instrumente zur Behebung von Ziellücken und den Übergangsbeitrag verwendet. Letzterer stellt den sozial­ verträglichen Wechsel vom heutigen zum weiterentwi­ ckelten Direktzahlungssystem sicher. Die Summe der Übergangsbeiträge reduziert sich jährlich in dem Aus­ mass, wie der Mittelbedarf für die leistungsorientierten Instrumente steigt. Im Rahmen der Qualitätsstrategie werden die Instru­ mente der Qualitäts- und Absatzförderung erweitert. Mit dem Ausbau von Artikel 11 Landwirtschaftsgesetz (LwG) kann der Bundesrat Massnahmen der Branche subsidiär unterstützen. Damit sollen Qualität, Nachhal­ tigkeit und Wertschöpfung in Produktion, Verarbeitung und Vermarktung gesichert und verbessert sowie die


Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungsketten gestärkt und Innovationen in diesen Bereichen geför­ dert werden. Mit Artikel 14 LwG kann der Bund die Kennzeich­ nung besonders nachhaltig hergestellter Produkte öffentlichrechtlich schützen. Die Umsetzung dieser Bestimmung wird in einem Multistakeholderprozess konkretisiert. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt auf Verordnungsstufe umgesetzt werden. Mit der Revision des LwG treten auch Änderungen in neun anderen Bundesgesetzen in Kraft. Die Anpas­ sungen im Bundesgerichtsgesetz, im Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht, im Bundesgesetz über die landwirtschaftliche Pacht, im Raumplanungsgesetz und im Gentechnikgesetz erfordern keine Verord­ nungsanpassungen, da diese Bestimmungen direkt anwendbar sind. Die Änderungen im Zolltarifgesetz, im Gewässerschutzgesetz und im Tierseuchengesetz wer­ den im Rahmen des vorliegenden Verordnungspakets umgesetzt.

Zusammenfassung

Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017 | Agrarpolitik

Nachdem sich das Parlament klar für die Revision des Landwirtschaftsgesetzes, die sogenannte Agrarpolitik 2014-2017, ausgesprochen hat und das Referendum nicht zustande kam, hat der Bundesrat nun die Ausführungsbestimmungen beschlossen. Die geänderten Erlasse treten am 1. Januar 2014 in Kraft. Der Artikel skizziert das Kernstück, die Regelungen der neuen Direktzahlungsinstrumente, und zeigt auf, wie die Verordnungsänderungen und die Gesetzesanpassungen zusammenhängen. Zahlreiche neue Gesetzesbestimmungen sind zudem ohne Verordnungsbestimmungen direkt anwendbar.

Resultate und Diskussion Konkrete Neuerungen bei den Direktzahlungen Die neue Direktzahlungsverordnung (DZV) ist grösser geworden, weil die Sömmerungsbeitragsverordnung, die Öko-Qualitätsverordnung und die Ethoprogramm­ verordnung integriert wurden. Der Gegenstand der DZV erfasst neu alle Direktzahlungsarten. In der Ver­ ordnung werden die allgemeinen und massnahmen­ spezifischen Voraussetzungen und Begrenzungen, die Höhe der Beiträge und das Verfahren festgelegt. Dazu gehören auch die Bestimmungen zu den Kontrollen und den Kürzungen. Sie enthält die folgenden neuen Regelungen: Voraussetzungen Die Abstufung der Beiträge nach Tierzahl wird aufgeho­ ben. Die Abstufung nach Fläche wird nur beim Basisbei­ trag der Versorgungssicherheitsbeiträge weitergeführt. Begrenzungen nach Einkommen und Vermögen gelten nur beim Übergangsbeitrag. Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN) Neu wird im ÖLN die vorschriftsgemässe Bewirtschaf­ tung von Objekten in nationalen Inventaren aufgenom­ men. Beim Boden- und Pflanzenschutz sowie bei der Nährstoffbilanz erfolgen Anpassungen. Der ÖLN soll integral auch bei der biologischen Landwirtschaft vor­ ausgesetzt werden, wobei für die geregelte Fruchtfolge und den Bodenschutz die Anforderungen der nationa­  len Fachorganisation massgebend sein können.

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Agrarpolitik | Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017

richtet werden. Zur Sicherstellung einer angemessenen Bestossung des Sömmerungsgebietes wird für Ganzjah­ resbetriebe, die ihre Tiere im Inland sömmern, ein Alpungsbeitrag eingeführt. Dieser ersetzt den heutigen Sömmerungszuschlag, der mit der Aufhebung der Bei­ träge für Raufutterverzehrer (Beiträge für RGVE und Tierhaltung unter erschwerten Produktionsbedingun­ gen) entfällt. Er wird einheitlich über alle Zonen in glei­ cher Höhe ausgerichtet. Beim Sömmerungsbeitrag wird für Schafe in Umtriebsweiden mit Herdenschutzmassnah­ men neu der gleiche Beitrag bezahlt wie für Schafe mit ständiger Behirtung. Die spezifischen Beiträge für Kurzal­ pung von Milchvieh werden bis Ende 2017 fortgeführt. Abb. 1 | Mit den neuen Landschaftsqualitätsbeiträgen können Leistungen zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Vielfalt und Qualität der Kulturlandschaft gefördert werden. (Foto: BLW)

Berechtigende Flächen und massgebende Tierbestände Die beitragsberechtigte Fläche ist im Grundsatz die land­ wirtschaftliche Nutzfläche (LN). Für neu als Bauzone ein­ gezonte Flächen werden keine Direktzahlungen mehr ausgerichtet. Die Bemessungsperiode für die massge­ benden Tierbestände wird aufgrund des Systemwechsels neu auf das vorangehende Kalenderjahr bezogen. Bei Tieren der Pferdegattung wird auf eine Unterscheidung von Heim- und Nutztieren bei der Bemessung der Direkt­ zahlungen verzichtet. Die heutigen Voraussetzungen und Anforderungen für die Sömmerung werden grund­ sätzlich weitergeführt. Sie gelten neu auch für die Biodi­ versitäts- und Landschaftsqualitätsbeiträge, die ab 2014 im Sömmerungsgebiet ausgerichtet werden. Kulturlandschaftsbeiträge Zu den Kulturlandschaftsbeiträgen zählen der Offenhal­ tungs-, der Hang-, der Sömmerungs- und der Alpungs­ beitrag. Ein Anteil des bisherigen allgemeinen Flächen­ beitrags wird als Offenhaltungsbeitrag ausgerichtet. Diese sollen das Verbuschen oder Verwalden von Flä­ chen verhindern. Weil in der Talzone die Offenhaltung ohne Beiträge gewährleistet ist, gibt es keinen generel­ len Beitrag für die LN. Bei den Kulturlandschaftsbeiträ­ gen werden die bisherigen Hangbeiträge und der Söm­ merungsbeitrag integriert. Für Betriebe, die mehr als 30 % ihrer beitragsberechtigten Flächen in Hanglagen über 35 % Neigung aufweisen, wird ein zusätzlicher Steillagenbeitrag ausgerichtet. Dieser steigt linear mit zunehmenden Anteil Hanglagen: Beitrag von Fr. 100.–/ ha bei einem Steillagenanteil von 30 %: Er nimmt bis Fr. 1000.–/ha bei einem Steillagenanteil von 100 % zu. Hangbeiträge sollen ab 2017 auch im Talgebiet und für eine neue dritte Hangneigungsstufe über 50 % ausge­

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Versorgungssicherheitsbeiträge Zu den Versorgungssicherheitsbeiträgen zählen der Basis­ beitrag, der Produktionserschwernisbeitrag und der Bei­ trag für die offene Ackerfläche und Dauerkulturen. Der heutige RGVE-Beitrag und der Zusatzbeitrag für offene Ackerflächen und Dauerkulturen werden in einen einheit­ lichen Basisbeitrag umgelagert. Die Basisstützung für den Ackerbau und die Dauerkulturen wird so auf das Stüt­ zungsniveau des Grünlands angehoben. Die erschwerten Produktionsbedingungen im Berg- und Hügelgebiet, die heute für die Tierhaltung mit dem TEP-Beitrag berücksich­ tigt wurden, werden ab dem nächsten Jahr durch den Pro­ duktionserschwernisbeitrag ausgeglichen. Eine Abstufung nach Produktionsintensität erfolgt bei der Dauergrünflä­ che. Für Biodiversitätsförderflächen (BFF) wird der halbe Basisbeitrag ausgerichtet. Damit Beiträge auf den Dauer­ grünflächen bezahlt werden, muss ein Mindesttierbesatz erreicht werden. Nur diejenigen Dauergrünflächen eines Betriebes, die den erforderlichen Mindesttierbesatz auf­ weisen, zählen bei den Versorgungssicherheitsbeiträgen. Biodiversitätsbeiträge Zu den Biodiversitätsbeiträgen zählen der Qualitäts- und der Vernetzungsbeitrag. Sie entsprechen weitgehend den bisherigen Beiträgen für den ökologischen Aus­ gleich, die biologische Qualität und die Vernetzung. Qualitätsbeiträge werden neu vollständig durch den Bund finanziert und für drei Stufen ausgerichtet. Die Stufe I entspricht dem heutigen DZV-Niveau, die Stufe II dem heutigen Ökoqualitäts-Niveau, in der Stufe III kön­ nen Objekte in Inventaren von nationaler Bedeutung (z.B. Flachmoore, Amphibienlaichgebiete, Trockenwie­ sen und -weiden) ab 2016 gefördert werden. Zusätzlich zu den bisher geförderten Ökoelementen werden die Elemente Uferwiese und artenreiche Grün- und Streue­ fläche im Sömmerungsgebiet eingeführt. Für die Vernet­ zung wird der Bund neu 90 % der Beiträge übernehmen. Synergien zu Landschaftsqualitätsprojekten sollen ins­


Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017 | Agrarpolitik

Tab. 1 | Geschätzter Finanzbedarfs für die Direktzahlungs­ instrumente im Jahr 2014 (in Mio. Fr.) Versorgungssicherheitsbeiträge

1111

Kulturlandschaftsbeiträge

501

Biodiversitätsbeiträge

307

Landschaftsqualitätsbeitrag

35

Produktionssystembeiträge

390

Ressourceneffizienzbeiträge

48

Übergangsbeitrag

417

Total

2809

besondere beim Verfahren genutzt werden, um so den administrativen Aufwand bei den Landwirten und den Vollzugsstellen zu senken. Landschaftsqualitätsbeitrag Mit den neuen Landschaftsqualitätsbeiträgen können Leistungen zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Vielfalt und der Qualität der Kulturlandschaft gefördert werden (Abb. 1). Die Massnahmen werden in Projekten auf Basis regionaler Ziele entwickelt. Die Beiträge wer­ den anhand eines projektspezifischen Beitragsschlüssels und auf der Grundlage vertraglicher Vereinbarungen ausgerichtet. Bis Ende 2017 werden die Mittel des Bun­ des für Landschaftsqualitätsbeiträge plafoniert und ent­ sprechend der LN und den Normalstössen (NST) im Söm­ merungsgebiet auf die Kantone aufgeteilt. Es gibt keine Limitierung der Anzahl Projekte pro Kanton. Produktionssystembeiträge Der bisherige Bio- und Extensobeitrag sowie die heuti­ gen Tierwohlbeiträge (BTS und RAUS) werden im Rah­ men der Produktionssystembeiträge weitergeführt. Der Extensobeitrag soll auch für Eiweisserbsen, Ackerboh­ nen und Sonnenblumen ausgerichtet werden. Einge­ führt wird ausserdem ein Beitrag für eine graslandba­ sierte Milch- und Fleischproduktion. Der Mindestanteil von Wiesen- und Weidefutter in der Futterration beträgt im Berggebiet 85 % und im Talgebiet von 75 %. Die RAUS-Beiträge werden leicht erhöht. Ressourceneffizienzbeiträge Zur Verbesserung der nachhaltigen Nutzung der natürli­ chen Ressourcen und der Effizienz beim Einsatz von Pro­ duktionsmitteln werden neu auf nationaler Ebene Mass­ nahmen zeitlich befristet gefördert (bis 2019). Eine ausgewiesene Wirkung haben emissionsmindernde Aus­ bringverfahren, schonende Bodenbearbeitung sowie der Einsatz von präziser Applikationstechnik im Bereich Pflanzenschutzmittel.

Übergangsbeitrag Der Übergangsbeitrag federt die finanzielle Differenz zwischen den heutigen allgemeinen Direktzahlungen und den neuen leistungsbezogenen Direktzahlungen eines Betriebs ab. Als Residualgrösse im Direktzahlungs­ kredit wird er mit der zunehmenden Beteiligung an den freiwilligen Programmen sinken. Für jeden Betrieb wird ein Basiswert berechnet. Am Jahresende wird festgelegt, welche Mittel noch für den Übergangsbeitrag zur Verfü­ gung stehen und welchen Prozentsatz beziehungsweise Faktor vom Basiswert den Betrieben ausbezahlt wird. Schlussbestimmungen Die dritte Hangneigungsstufe über 50 % Hangneigung und die Hangbeiträge im Talgebiet werden per 2017 eingeführt, weil auch die obligatorische Erfassung der Flächen und deren Nutzung mit einem geografischen Informationssystem erst 2017 in Kraft treten. Beiträge der Qualitätsstufe III für Inventare von nationaler Bedeutung sollen 2016 eingeführt werden. Für den Nachweis zur Erfüllung des ÖLN im 2014 gelten grund­ sätzlich die bisherigen Bestimmungen der DZV. (Stand am 1. Januar 2013). Mittelverteilung Gemäss dem vom Bundesrat beantragten Budget 2014 stehen für die Direktzahlungen 2809 Millionen Franken zur Verfügung (Tab.1). Ein Teil der Beiträge werden erst 2017 ausbezahlt. Für die Förderung der Biodiversität nimmt der Bedarf wegen zunehmender Beteiligung an den Massnahmen von 306 auf etwa 350 Millionen Franken im Jahr 2017 zu. Für den Landschaftsqualitätsbeitrag ist aufgrund des grossen Interesses der Kantone ein höherer Finanzbe­ darf zu erwarten als ursprünglich angenommen wurde. Er steigt von 35 auf 110 Millionen bis 2017. Ein Zuwachs bis 2017 ist auch bei den Produktionssystembeiträgen von 390 auf 417 und bei den Ressourceneffizienzbeiträ­ gen von 48 auf 74 Millionen Franken zu erwarten. Der Faktor für die Berechnung der einzelbetrieblichen Über­ gangsbeitrags dürfte aus heutiger Sicht im Jahr 2014 demnach rund 0,60 und 2017 rund 0,32 betragen. Wichtigste Änderungen in den übrigen Ausführungsbestimmungen Insgesamt werden 21 Bundesratsverordnungen per 1. Januar 2014 angepasst. In der Tabelle 2 sind bedeu­ tende Änderungen aufgeführt. Weitere Informationen zu den Verordnungspaketen bie­ tet die BLW-Internetseite: http://www.blw.admin.ch/.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 492–497, 2013

495


Agrarpolitik | Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017

Tab. 2 | Weitere Verordnungsänderungen und deren neue gesetzliche Grundlagen Verordnung SR-Nr.

Geänderte gesetzliche Grundlagen (Artikel im LwG, wo nichts anderes vermerkt)

Wichtigste Änderungen

Verordnung über das bäuerliche Bodenrecht (VBB) 211.412.110

• keine

• Berücksichtigung Arbeitsaufwand für Lagerung und Verkauf selbstproduzierter ­Erzeugnisse bei Berechnung der Standardarbeitskräfte (SAK). • Zusätzliche SAK-Faktoren und Zuschlägen für landwirtschaftliche Spezialkulturen und spezielle Betriebszweige.

Einzelkulturbeitragsverordnung (bisher: Ackerbaubeitragsverordnung) 910.17

• Neuer Art. 54; • Aufhebung Art. 55, 56 und 59.

• E inzelkulturbeiträge, auch zur Gewährleistung einer angemessenen Versorgung mit Nutztierfutter. • Der Attraktivität des Futtergetreideanbaus wird durch die stärkere relative Stützung des Ackerbaus gegenüber der Grünfläche über die Versorgungssicherheitsbeiträge verbessert. • Unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit kann im Gegenzug der Einzelkulturbeitrag für Z­ uckerrüben von heute Fr. 1900.–/ha auf Fr. 1400.–/ha und der Beitrag für Ölsaaten (exkl. Soja) und Saatgut von Fr. 1000.–/ha auf Fr. 700.–/ha reduziert werden. • Zur Förderung der Produktion von pflanzlichen Eiweissen bleibt der Beitrag für ­Körnerleguminosen (inkl. Soja) unverändert (Fr. 1000.–/ha). • Keine Beiträge mehr für Faserpflanzen und für die technische Verwendung in Pilotund Demonstrationsanlagen.

Landwirtschaftliche ­Begriffsverordnung (LBV) 910.91

• Beschränkung der Massnahmen zugunsten landwirtschaftsnaher Tätigkeiten auf Investitionshilfen, Forschung und ­Beratung (Art. 3 Abs. 1bis)

• Definition der landwirtschaftlichen Produktion und landwirtschaftsnahen ­Tätigkeiten. • Untere Grenze für Anerkennung eines Betriebes bei 0,25 SAK. • Ausschluss von Flächen mit Fotovoltaik-Anlagen von der LN. • Erhöhung des GVE-Faktors für «andere Kühe» auf 1,0 wie für gemolkene Kühe.

Strukturverbesserungs­ verordnung (SVV) 913.1

• Art. 89 Abs. 1 Bst. d und 93 Abs. 1 Bst. e: ­Anpassungen der Investitionshilfen zur Senkung der Produktionskosten und zur Verbesserung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der unterstützten Betriebe • Art. 89a, 97 Abs. 1 und 7, 108 Abs. 1bis und 2 und 166 Abs. 2 LwG, Aufhebung Art. 87 Abs. 2 • Art. 106 Abs. 1 Bst. d und Abs. 2 Bst. e • Art. 107a Abs. 1

• Förderung von Kooperationen zur Senkung der Produktionskosten. • L angfristige Tragbarkeit und gesamtbetriebliche Risikobeurteilung als Voraussetzung für Investitionshilfen. • Ersatz des Begriffs «ortsüblicher Bewirtschaftungsbereich» durch maximale Fahrdistanz von 15 km. • Aufhebung Einkommensgrenze und Erhöhung der Vermögensgrenze für verheiratete Gesuchstellerinnen oder Gesuchsteller. • Erhöhung der Anreize für Pachtlandarrondierungen durch höhere Entschädigungs­ ansätze und R ­ eduktion der minimalen Abtretungsdauer. • Sicherstellung der Wettbewerbsneutralität durch ein Anhörungsverfahren bei grossen Projekten, die obligatorische Publikation im kantonalen Amtsblatt und Einsprachemöglichkeit für betroffene Gewerbebetriebe. • Ausdehnung der Investitionskredite auf Massnahmen zur Marktanpassung von ­Spezialkulturen und zur Erneuerung von Dauerkulturen. • Investitionskredite für Bauten und Einrichtungen gewerblicher Kleinbetriebe auch im Talgebiet.

Verordnung über die sozialen Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (SBMV) 914.11

•D ie Befristung der Umschulungsbeihilfen wird um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert werden (Art. 86a Abs. 3).

• Rechtliche Grundlage zur Umverteilung der Bundesmittel im Fonds de roulement zwischen K ­ antonen mit hoher und knapper Liquidität. • Harmonisierungen mit der Strukturverbesserungsverordnung.

Agrareinfuhrverordnung (AEV) 916.01

• Das BLW kann gewisse Zollansätze anpassen (Zolltarifgesetz Art. 10 Abs. 3).

• Kompetenz des BLW zur Festsetzung der Zollansätze für Zucker und Brotgetreide. • Reduktion des Referenzpreises zur Bemessung der Grenzabgaben für Brotgetreide um 3 ­Franken je 100 kg.

• Der Bund kann Massnahmen zu treffen, um angesichts der stetigen Öffnung der Märkte die Ausrichtung der Land- und Ernährungswirtschaft auf eine gemeinsame Qualitätsstrategie zu unterstützen (Art. 2 Abs. 3, 10, 11, 12 Abs. 1-3, 14 Abs. 4).

• Rechtsgrundlage zur Förderung von Exportinitiativen. • Aufhebung der Kofinanzierung von regionalen Absatzförderungsprojekten; Teilprojekte von ­nationalen oder überregionalen Projekten können jedoch weiterhin unterstützt werden. • Unterstützung von Massnahmen im Bereich der Verpackungsgestaltung (Layout/­ Design), wenn sie die Wiedererkennbarkeit der Schweizer Herkunft am Verkaufspunkt sicherstellen. • Anforderungen an das gemeinsame Erscheinungsbild (Schweiz.Natürlich) gelten neu auch für überregionale Projekte und nicht produktgebundene Vorhaben (z.B. Kommunikation für ­gemeinwirtschaftliche Leistungen).

Landwirtschaftliche Absatzförderungsverordnung (LAfV) 916.01

Verordnung über die Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft Obstverordnung (bisher: Obst- und Gemüseverordnung) 916.131.11

496

•D er Bund erhält die Kompetenz, die Kennzeichnung besonders nachhaltig hergestellter Produkte öffentlich-rechtlich zu schützen (Art. 14 Abs. 1 Bst. f).

Art. 58 • Abs. 1: Neu auch für Beerenobst. • A bs. 2: Bis 2017 befristete Umstellungsbeiträge für Früchte und Gemüse.

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 492–497, 2013

• B efristete Unterstützung von wertschöpfungsrelevanten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsprogrammen. • Befristete Förderung innovativer Projekte der Wertschöpfungskette. • Einführung von Beiträgen zur Herstellung von Beerenobstprodukten. • Die Einführung von Massnahmen gemäss Art. 58 Abs. 2 wird im Jahr 2014 zusammen mit der Branche geprüft.


Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014 – 2017 | Agrarpolitik

Tab. 2 | Fortsetzung

Wichtigste Änderungen

Schlachtviehverordnung (SV) 916.341

• Art. 48 Abs. 2bis

• Zuteilung von 40 % der Zollkontingentsanteile bei Fleisch von Rindern, Schafen, ­Ziegen und P­ ferden, nach der Zahl der geschlachteten Tiere ab 2015. • Aufhebung der Beiträge für öffentliche Kälbermärkte.

Milchpreisstützungs­ verordnung (MSV) 916.350.2

• Festlegung der Verkäsungszulage bei 15 Rp./kg und der Zulage für silagefreie Fütterung bei 3 Rp./kg (Art. 38 und 39 jeweils Abs. 3); • Der Bundesrat kann neu Käse mit einem geringen Fettgehalt von diesen Zulagen ausschliessen (Art. 38 Abs. 2 und 39 Abs. 2).

• Keine Zulage für verkäste Milch und für Fütterung ohne Silage für Milch, die zu Käse mit einem Fettgehalt von weniger als 150 g/kg Trockenmasse verarbeitet wird. Ausgenommen davon sind Glarner Schabziger (traditionelles und regionalwirtschaftlich bedeutendes Produkt), Werdenberger und Liechtensteiner Sauerkäse sowie Bloderkäse (eingetragen im Register der Ursprungsbezeichnungen und geografischen ­Angaben). • Zulage für Fütterung ohne Silage für silofreie Schaf- und Ziegenmilch, die zu extrahartem, ­hartem oder halbhartem Käse oder Weichkäse mit geschützter Ursprungsbezeichnung verarbeitet wird. • Zulagen werden nur für die Ausgangsrohstoffe Vollmilch, Magermilch und standardisierte Milch ausbezahlt; keine Zulagen für Rahm, der zu Mascarpone verarbeitet wird.

Verordnung über die ­Ausrichtung von Beiträgen an die Kosten der Entsorgung von tierischen Nebenprodukten 916.407

Tierseuchengesetz • Art. 45a • Aufhebung Art. 62

• Ausweitung der Entsorgungsbeiträge für Tiere der Pferdegattung und Geflügel ab 2014; • Die Beiträge zur Entsorgung tierischer Nebenprodukte in ausserordentlichen Situationen kann nicht mehr nur in Zusammenhang mit BSE, sondern auch aufgrund anderer Tierseuchen ausgerichtet werden.

Disposizioni d’esecuzione sulla Politica agricola 2014–2017 Alla luce della chiara posizione del Parlamento a favore della revisione della legge sull’agricoltura, la cosiddetta Politica agricola 2014–2017 e del fallimento del referendum, il Consiglio federale ha varato le rispettive disposizioni d’esecuzione. Le modifiche degli atti normativi entreranno in vigore il 1° gennaio 2014. L’articolo illustra l’elemento cardine, vale a dire il disciplinamento dei nuovi strumenti dei pagamenti diretti, nonché le interazioni tra le modifiche d’ordinanza e gli adeguamenti della legge. Numerose nuove disposizioni contenute nella legge sono direttamente applicabili senza dover essere disciplinate a livello d’ordinanza.

Summary

Geänderte gesetzliche Grundlagen (Artikel im LwG, wo nichts anderes vermerkt)

Riassunto

Verordnung SR-Nr.

New regulation on the Swiss agricultural policy for 2014–2017 Since the Swiss parliament voted overwhelmingly in favour of the revised Federal Act on Agriculture, the so-called Agriculture Policy for 2014–2017, and too few signatures in favour of a referendum against the policy were collected, the Federal Council has now drawn up provisions for implementation. The modified decrees will come into force on 1st January 2014. This article outlines the key points, the regulations concerning the new tools for direct payments, and demonstrates how the changes to the regulation relate to the modifications of the law. In addition, many provisions in the revised Act can be applied without the need for implementing regulations. Key words: agricultural policy 2014–2017, legislation, direct payments, market subsidies, reform of agricultural policy.

Literatur ▪▪ 12.021, 2012. Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik (Agrarpolitik 2014-2017) vom 1. Februar 2012. ▪▪ Mo 06.3635 Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems

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497


K u r z b e r i c h t

Agrarpolitik im Web 2.0 Kim Anh Joly und Sylvie Aubert Agridea, 1006 Lausanne Auskünfte: Kim Anh Joly, E-Mail: kimanh.joly@agridea.ch, Tel. +41 21 619 44 57

Einen Tag nach Beginn der Vernehmlassung zu den Ausführungsbestimmungen zur AP 14–17 hat die AGRIDEA die Plattform www.focus-ap-pa.ch im Internet aufgeschaltet.

Die Zeit bis zum Inkrafttreten der Agrarpolitik 2014 – 2017 (AP 14 – 17) ist kurz. Die unternehmerischen Fähigkeiten der landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sollen zur Geltung gebracht und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe weiter erhöht werden. Im Vordergrund stehen eine strategisch geschickte Platzierung der Produkte auf den Märkten und ein kluges Ressourcenmanagement. Mitte Oktober 2013 war den Bauernfamilien und den sie begleitenden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren noch nicht bekannt, wie das neue Direktzahlungssystem im Detail funktionieren wird. Nichtsdestotrotz wollen sie die Herausforderungen der Reform gemeinsam angehen. Um das in vielerlei Hinsicht komplexe und anspruchsvolle Unterfangen zu unterstützen, hat die AGRIDEA die Internetplattform «Focus AP-PA.ch» lanciert. Im Nachgang zu den parlamentarischen Debatten zur Agrarpolitik 2011 wurde der Bundesrat beauftragt, das Direktzahlungssystem zu überprüfen. Im März 2011 wurde das Projekt für eine neue agrarpolitische Basis für die Periode 2014 – 2017 vom Bundesrat in die Vernehm­ lassung geschickt. Seither ist der Gesetzgebungsmecha­ nismus in vollem Gang: Hin und Her zwischen Bundesrat, Eidgenössischen Räten sowie Akteurinnen und Akteuren der Agrarpolitik, Vernehmlassungen und Referendums­

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Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 498–500, 2013

möglichkeiten. In diesem 30 Monate anhaltenden Klima der Ungewissheit setzten die Bauernfamilien ihre Strate­ gien um und versuchten, trotz vielen Unbekannten, vor­ auszuplanen. Um bestmöglich auf die Anliegen und Bedürfnisse der Akteurinnen und Akteure des landwirtschaftlichen Wissens- und Innovationssystems reagieren zu können und sie umfassend an den aktuellen Entwicklungen teilhaben zu lassen, wurde am 19. April 2013, einen Tag nach Vernehmlassungsbeginn zu den Ausführungsbe­ stimmungen der Agrarpolitik 14  –  17, die Plattform Focus AP-PA.ch (www.focus-ap-pa.ch) aufgeschaltet. Die Plattform wächst mit den vom Bundesamt für Land­ wirtschaft (BLW) mitgeteilten Neuerungen und Infor­ mationen. Plattform «Focus AP-PA.ch» Die Plattform «Focus AP-PA.ch» ist ein Web 2.0-Instru­ ment. Es stellt den Multiplikatorinnen und Multiplikato­ ren in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum Infor­ mationen aus erster Hand sowie Unterlagen und Arbeitsinstrumente zu den Neuerungen zur Verfügung, die die Umsetzung der AP 14 – 17 erleichtern. Um die Adressatinnen und Adressaten gut zu erreichen, ist die Plattform dreisprachig: Deutsch, Französisch und in eini­ gen Bereichen Italienisch.


Agrarpolitik im Web 2.0 | Kurzbericht

Abb. 1 | Die Mitglieder der AGRIDEA-Task Force «Focus AP-PA.ch» (von links nach rechts) Esther Thalmann, Bruno Arnold, Sylvie ­A ubert, Kim Anh Joly.

Focus AP-PA.ch ist ••ein Informationsportal, auf dem die AGRIDEA mit Unterstützung ihrer Partner – dem BLW und dem BeratungsForum Schweiz (BFS) – die wesentlichen Informationen zur AP 14 – 17 zusammenträgt und zur Verfügung stellt; ••ein Dokumentationspool, der im Hinblick auf die Umsetzung der neuen Massnahmen den Austausch und die Nutzung von Dokumenten und praktischen Hilfsmitteln fördert; ••ein Ort für den Wissens- und Erfahrungsaustausch: Die Partner im Landwirtschaftlichen Wissenssystem – Verwaltung, Forschung, Beratung und Bildung sowie die Kantone – arbeiten eng zusammen, um aktuelle Fragestellungen, Erfahrungen und Erkenntnisse bereit zu stellen. Die Plattform unterstützt den Austausch im Netzwerk. Zwei interessante Hilfsmittel Berechnung der Beiträge gemäss AP 14 – 17 Die AGRIDEA stellt mit dem Beitragsrechner AP 14 – 17 ein Tool für die Berechnung der neuen Direktzahlungen zur Verfügung (Excel). Das Tool basiert auf dem neuen, am 1. Januar in Kraft tretenden Direktzahlungssystem. Ziel ist es, die Bauernfamilien zu ermutigen, über ihre Betriebsstrategie nachzudenken. Beim Download des Instruments wird auf die kantonalen Beratungsstellen verwiesen, die die Überprüfung und die Interpretation der Ergebnisse gerne begleiten.

Bisher war der Rechner nur einem geschlossenen Kreis von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zugänglich. Durch das freie und unentgeltliche Herunterladen des Berechnungstools im Internet haben nun alle Interessier­ ten Zugang. Sowohl Beratungskräfte als auch interes­ sierte Landwirtinnen und Landwirte haben die Möglich­ keit, die voraussichtlichen Direktzahlungsbeträge für einen Landwirtschaftsbetrieb zu berechnen. Die Basis bilden die neusten veröffentlichten offiziellen Zahlen. Eine neu überarbeitete Version des Tools, mit den defini­ tiven Beträgen, wurde kurz nach Bekanntgabe des defi­ nitiven Verordnungspakets AP 14 – 17 aufgeschaltet. Seit der Rechner online zur Verfügung steht, haben verschiedene Beratungsdienste ihre Kunden auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht und ihnen empfoh­ len, die künftige Situation betreffend die Direktzahlun­ gen ihres Betriebs zu prüfen. Basierend darauf boten sie Unterstützung in Form einer individuellen Beratung oder − wie beispielsweise mit dem «AP14-Check» des Kantons Bern − die Möglichkeit, in einem Arbeitskreis mitzuwirken (http://www.inforama.vol.be.ch/inforama_ vol/de/index/beratung/beratung/agrarpolitik_2014 – 2017/ ap14-check.html). Bei den Unterstützungsangeboten geht es darum, dass die Bauernfamilien die Entwicklung ihres Betriebs im Hinblick auf die sich ändernden Rah­ menbedingungen überdenken und allenfalls anpassen. Berechnung der Futterbilanz Die Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion war das grosse, umstrittene Thema im Frühjahr, als das Ver­ ordnungspaket mit den Ausführungsbestimmungen zur AP 14 – 17 in die Vernehmlassung gegeben wurde. In Zusammenarbeit mit dem BLW erarbeitete die AGRI­ DEA darauf innert kurzer Frist ein erklärendes Doku­ ment (Factsheet) sowie das GMF-Tool (Excel) für die Berechnung der Futterbilanz für die Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion und stellte es online zur Verfügung. Die Hilfsmittel erklären die neu vorgeschla­ gene Beitragsart und zeigen vor allem die Bedingun­ gen für die Gewährung des Beitrags auf. Eine offene Diskussion über die Schwierigkeiten, die neue Mass­ nahme umzusetzen, wurde somit zwischen den bäuer­ lichen Kreisen und der Bundesverwaltung möglich. Die Erkenntnisse daraus konnten in die Stellungnahmen zur AP 14 – 17 einfliessen. Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft Bei der AGRIDEA ist eine vierköpfige «Task Force» beauf­ tragt, die Plattform zu betreiben (Abb.1). Die Task Force koordinierte im Frühjahr auch die Inbetriebnahme. Heute betreibt sie die Plattform und ist für den techni­ schen Unterhalt zuständig. Vor allem jedoch veröffent­ 

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 498–500, 2013

499


Kurzbericht | Agrarpolitik im Web 2.0

licht sie die Inhalte und die Informationen über die Ent­ wicklungen im Zusammenhang mit der AP 14 – 17. Die Erledigung all dieser Aufgaben war nur dank der erfolg­ reichen Zusammenarbeit und des guten Arbeitsklimas zwischen allen beteiligten Projektpartnern möglich. Das BeratungsForum Schweiz unterstützt den Ansatz von Focus AP-PA.ch voll und ganz, denn sie ermöglicht der Beratung ••die Bündelung der Kräfte durch das einheitliche, gesamtschweizerische Vorgehen und die gemeinsa­ men Tools. Diese Synergie spart Arbeitskraft und -mittel der kantonalen Beratungsdienste, die ander­ weitig zugunsten der Bäuerinnen und Bauern einge­ setzt werden können; ••die laufende Aktualisierung der Informationen und Berechnungstools für einen grösstmöglichen Realitäts­ bezug. Alle verfügen gleichzeitig über die gleichen Informationen am selben Ort und haben so die gleichen Voraussetzungen und Möglichkeiten.

Die Agrarpolitik 2014–2017 in den sozialen Medien Dieses Logo ist auf den BLWInternetseiten über die Agrarpolitik 2014-2017 zu sehen. Das BLW testet einen neuen Informationskanal für die Aktualitäten aus der ­Agrarpolitik und hat dafür im April 2013 ein Konto auf Twitter eröffnet. Bis heute erfolgten 34 Tweets und es gibt 120 Follower. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass es vor allem Journalisten, landwirtschaftliche Presseagenturen und Meinungsmacher im Thema sind, die sich in diesem sozialen Netzwerk ­aktiv betätigen. Eine erste Bilanz wird Anfang 2014 gezogen, bei der Inkraftsetzung der ­Verordnungen. Anne Rizzoli, Bundesamt für Landwirtschaft

Von den Partnern wird die Möglichkeit, sich auf Focus AP-PA.ch über das Geschehen in der Praxis auszutau­ schen und die Beratungs- und Weiterbildungsangebote bekannt zu machen, leider noch wenig genutzt. In Arbeit … eine FAQ-Sammlung Die Plattform Focus AP-PA.ch bietet einen Raum für Wis­ sen an. «Le savoir? Le voilà, partout sur la toile, disponi­ ble, objectivé. (…) Objectivé, certes, mais, de plus, distri­ bué», wie sich Michel Serres ausdrückt. Die AGRIDEA will einen Schritt weiter gehen, um noch besser auf die Erwartungen der Partner eingehen zu können, die die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe begleiten. Die kon­ krete und operationelle Umsetzung der neuen Rahmen­ bedingungen ist in den nächsten Monaten eine Heraus­ forderung. Ziel: Den Zug der neuen Agrarpolitik nicht verpassen! Die Plattform baut deshalb eine Sammlung häufig gestellter Fragen, ein FAQ, auf. Hier können inte­ ressierte Nutzerinnen und Nutzer ihre Fragen stellen und sachliche fachliche Antworten erhalten. Die aktive Teilnahme und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure der AP 14 – 17 werden für den Erfolg der neuen Dienstleistung FAQ ausschlaggebend sein.

Schlussfolgerung Die Inangriffnahme einer so bedeutenden Agrarreform wie die der AP 14 – 17 bedeutet einen Schritt ins Unbe­ kannte und erfordert neue Strategien. Auf allen Ebenen gilt es, sich anzupassen: sowohl bei der Bauernfamilie als auch bei der landwirtschaftlichen Beratung und Bildung, bei der beruflichen Interessenvertretung und bei der

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Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 498–500, 2013

Verwaltung. Das Web 2.0, wie es auf Focus AP-PA.ch ein­ gesetzt wird, ermöglicht es, zum selben Zeitpunkt die gleiche Sprache zu sprechen, rasch über die gleichen aktuellen Informationen zu verfügen und sich unterein­ ander auszutauschen. Diese neue Art zu kommunizieren eröffnet viele Möglichkeiten, an Informationen und Hilfsmittel zu gelangen und sich eine eigene Meinung zu einem Thema zu bilden. Die grosse Flut an Wissen und Informationen bedingt jedoch eine geschulte Begleitung, um Abwehr­ reaktionen auf Grund von Überforderung zu vermeiden. Dies wäre genau das Gegenteil der Wirkung, die die Partner mit Focus AP-PA.ch erzielen wollen. Das Vorha­ ben hat jedoch ein grosses Erfolgspotenzial, weil es auf die professionelle Unterstützung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und die durch das Web 2.0 eröffne­ ten Möglichkeiten abgestimmt ist. n


P o r t r ä t

Corinne Jud: «Ich arbeite für etwas Gutes» «Mit meiner Tätigkeit in der Agrarforschung leiste ich einen Beitrag an die Grundlagen der Ernährung. Ich arbeite für etwas Gutes. Das motiviert!», sagt Corinne Jud. Seit Juni 2013 leitet sie in Posieux FR den Fachbe­ reich Analytik am zukünftigen Institut für Nutztierwis­ senschaften von Agroscope. Forschen, organisieren, managen – «ich habe einen sehr abwechslungsreichen Job.» Und: «Die Mischung stimmt.» Dass Corinne Jud (Jahrgang 1979) Forscherin wurde, ist kein Zufall. «Schon als Kind fragte ich meinen Eltern Löcher in den Bauch, um das Lebendige zu verstehen», erklärt sie. – Ihre Eltern hätten ihr schliesslich ein Armee­ täschli aus Leder besorgt, in das sie ihre Bücher wasser­ dicht verstauen konnte. Zur Ausrüstung gehörte auch eine Pfeife, mit der sie um Hilfe rufen konnte, wenn sie wieder einmal in einem Gestrüpp festsass. Corinne Jud besuchte die Kantonsschule Wattwil SG. Nach der Matura folgte ein Zwischenjahr in Genf bei Ares-Serono SA als Datatypistin für klinische Versuche; sie lernte Französisch und Englisch. Danach stand das Berufsziel fest: Biochemie. Sie schrieb sich an der Univer­ sität Freiburg ein, wo sie das Studium bilingue – zwei­ sprachig – absolvierte. Nach der Diplomarbeit 2003 über Circadiane Rhythmen, auf Deutsch «24-Stunden-Rhyth­ men», folgte 2009 die Doktorarbeit zum Thema «Der Einfluss von Licht auf die innere Uhr von Mäusen und Menschen». Für ihre Dissertation erhielt sie einen der international vergebenen Chorafas*-Preise 2009. Das nächste berufliche Kapitel schrieb sie am Adol­ phe Merkle Institut für Nanotechnologie der Universität Freiburg: Von Anfang 2010 bis Mitte 2011 führte sie das Protein-Labor des Lehrstuhls für Physik der Weichen Materie. Sie arbeitete vor allem an der Verbesserung der Aufreinigung von Proteinen aus Kälberaugenlinsen. Ziel war es, das Zusammenspiel der Augenlinsenproteine zu untersuchen, um längerfristig die physikalischen und molekularen Ursachen des grauen Stars zu verstehen. Ab Mitte 2011 war sie am Lehrstuhl für Bionanomateria­ lien beschäftigt und für den Aufbau und die spätere Lei­ tung des Zellkulturlabors verantwortlich. Gleichzeitig leitete sie – von Seiten der künftigen Nutzer – den *Die Dimitris N. Chorafas Stiftung vergibt ihren Preis alljährlich an junge Forschende für aussergewöhnliche Forschungsresultate in den Bereichen Biotechnologie, Umweltschutz, Informationstechnologie, Mathematik, Medizin, Physik oder im Finanzwesen. Berücksichtigt werden dabei 26 ausgewählte Universitäten in 15 Ländern weltweit; in der Schweiz sind es die beiden ETH und die Universität Freiburg.

Umbau der Klinik Garcia ins Adolphe Merkle Institut. Im Januar 2013 wurde sie zur Oberassistentin befördert. Sie arbeitete weiter daran, ein Lungenmodell der alveolä­ ren Region in Zellkultur aufzusetzen, um an diesem Modell den Einfluss von Nanopartikeln auf die unterste Lungenregion zu testen. Corinne Jud ist verheiratet und wohnt in Marly FR. Gelbe Tomaten, violette Rüebli und blaue Kartoffeln – in der Freizeit baut sie mit ihrem Mann in ihrem Garten mit Leidenschaft nicht alltägliche Gemüsesorten an. Weitere Hobbys sind Spazieren, Ägyptologie, Sport treiben – «das kommt im Moment leider zu kurz!» – und sich um ihre drei Katzen kümmern. Bei Agroscope in Posieux hat sie sich gut eingelebt. In den nächsten Monaten will sie mithelfen, das neue Insti­ tut für Nutztierwissenschaften aufzubauen, damit es sich als Institut positionieren kann. «Das Potenzial ist vorhanden», ist sie überzeugt. Ein weiteres ihrer Ziele ist, gute Ergebnisse mit dem Team Analytik zu erreichen – trotz Personalreduktionen in den vergangenen Jahren –, dabei jedoch darauf zu achten, dass die Mitarbeitenden zwar gefordert aber nicht überfordert werden. Und wenn sie einen Wunsch in Bezug auf die For­ schung frei hätte? – Corinne Jud: «Einen vernünftigeren Publikationsdruck. Die Qualität und nicht die Quantität sollte im Vordergrund stehen.» Christine Caron-Wickli, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 501 2013

501


A k t u e l l

Aktuelles Feldbesichtigt anerkannte Pflanzkartoffelflächen* 2013 in der Schweiz Theodor Ballmer, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich Henri Gilliand und Brice Dupuis, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon

Sorte Lady Christl

anerkannte Fläche

angemeldete Fläche (ha)

davon abgewiesen oder ­zurückgezogen (%)

Total aller Zertifizierungs­ klassen (ha)

Flächenanteil pro Sorte (%)

32,2

0,1

32,1

2,2

Agata

44,5

0,0

44,5

3,0

Annabelle

46,3

5,5

43,8

2,9

Amandine

46,1

0,0

46,1

3,1

Celtiane

12,5

0,0

12,5

0,8

Charlotte

174,2

1,7

171,3

11,5

Lady Felicia

42,3

6,2

39,7

2,7

Gourmandine

32,3

12,2

28,4

1,9

Bintje

20,0

0,6

19,9

1,3

Victoria

110,0

4,8

104,7

7,0

Ditta

52,3

0,0

52,3

3,5

Nicola

14,6

0,0

14,6

1,0

Désirée

39,3

0,0

39,3

2,6

Laura

13,9

9,9

12,5

0,8

Agria

431,8

4,8

410,8

27,5

Jelly

29,9

0,0

29,9

2,0

Challenger

17,7

17,5

14,6

1,0

Lady Claire

53,6

0,0

53,6

3,6

Innovator

97,5

0,0

97,5

6,5

Lady Rosetta

37,0

0,5

36,8

2,5

Pirol

12,0

0,0

12,0

0,8

Fontane

57,9

0,0

57,9

3,9

Hermes

12,1

1,7

11,9

0,8

Markies

68,9

5,4

65,1

4,4

Antina

2,5

0,0

2,5

0,2

Panda

31,5

3,2

30,5

2,0

Blaue St-Galler

6,1

0,0

6,1

0,4

Alexandra

3,1

0,0

3,1

0,2

2013

1541,9

3,1

1493,9

100

2012

1532,0

3,2

1483,0

100

* Provisorische Flächen, Veränderungen zum Beispiel durch Abweisungen aufgrund der Virusuntersuchungen (ELISA) bleiben vorbehalten.

502

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A k t u e l l

Neue Publikationen

Futtermittel für Pferde: Aufgepasst vor Heilanpreisungen!

ALP aktuell

Futtermittel für Pferde: Aufgepasst vor Heilanpreisungen! Merkblatt für die Praxis

Nr. 47 | 2013

Autoren

Olivier Bloch, Agroscope

Walter Glauser Heinrich Boschung Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras Tioleyre 4 CH-1725 Posieux walter.glauser@agroscope.admin.ch heinrich.boschung@agroscope. admin.ch Impressum Herausgeber: Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras www.agroscope.ch Redaktion: Christine Caron-Wickli, Agroscope Gestaltung: RMG Design, Fribourg Druck: Tanner Druck AG, Langnau im Emmental Copyright: Nachdruck, auch auszugsweise, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet. ISSN 1660-7570

alp actuel 47_all.indd 1

Futtermittel sind keine Heilmittel. Deshalb sind Heilanpreisungen für Futtermittel unzulässig, was auch in der Futtermittelgesetzgebung fest verankert ist.

nahmen anordnen, um den rechtskonformen Vertrieb der Produkte sicherzustellen. Der Vertrieb von nicht konformen Produkten kann verboten werden.

Das Pferd ist für viele Menschen ein treuer Freizeit- und Sportpartner. Deshalb erstaunt es nicht, dass Mann oder Frau für sein Tier nur das Beste kaufen will und sich vom Futtermittel mit „innovativer“ Aufmachung angesprochen fühlt. Derartige Produkte entsprechen jedoch häufig nicht den Vorschriften der Futtermittel-Gesetzgebung, vor allem nicht in Bezug auf die Anpreisungen von (Heil-)Wirkungen. Werden die Vorschriften nicht beachtet, kann die amtliche Futtermittelkontrolle von Agroscope ALP-Haras Verwaltungsmass-

Dieses Merkblatt • zeigt auf, wie Pferdefreunde unzulässige Formulierungen und nicht konforme Futtermittel rasch erkennen können; • erklärt die Abgrenzung von Futtermitteln zu Tierarzneimitteln; • gibt Hinweise zu den allgemeinen Deklarationsvorschriften.

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ALP aktuell 47 Futtermittel sind keine Heilmittel. Deshalb sind Heilan­ preisungen für Futtermittel unzulässig, was auch in der Futtermittelgesetzgebung fest verankert ist. Das Pferd ist für viele Menschen ein treuer Freizeitund Sportpartner. Deshalb erstaunt es nicht, dass Mann oder Frau für sein Tier nur das Beste kaufen will und sich vom Futtermittel mit «innovativer» Aufmachung ange­ sprochen fühlt. Derartige Produkte entsprechen jedoch häufig nicht den Vorschriften der Futtermittel-Gesetz­ gebung, vor allem nicht in Bezug auf die Anpreisungen von (Heil-)Wirkungen. Werden die Vorschriften nicht beachtet, kann die amtliche Futtermittelkontrolle von Agroscope ALP-Haras Verwaltungsmassnahmen anord­ nen, um den rechtskonformen Vertrieb der Produkte sicherzustellen. Der Vertrieb von nicht konformen Pro­ dukten kann verboten werden. Dieses Merkblatt ••zeigt auf, wie Pferdefreunde unzulässige Formulierun­ gen und nicht konforme Futtermittel rasch erkennen können; ••erklärt die Abgrenzung von Futtermitteln zu ­Tierarzneimitteln; ••gibt Hinweise zu den allgemeinen Deklarations­ vorschriften. Walter Glauser und Heinrich Boschung Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

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Aktuell

Neue Publikationen

Maschinenkosten 2013 ART-Bericht 767

Maschinenkosten 2013 Gültig bis September 2014

September 2013 Inhaltsverzeichnis 1. Motorfahrzeuge

8

2. Zusatzgeräte für Motorfahrzeuge

12

3. Transport

16

4. Bodenbearbeitung

16

5. Saat, Pflege und Pflanzenschutz

20

6. Düngung und Kompostierung

24

7. Getreide-, Raps- und Körnermaisernte 28 8. Kartoffel-, Tabak- und Rübenernte

30

9. Raufutterernte

32

10. Futtereinlagerung, Futterentnahme und Fütterung

36

11. Übrige Geräte in der Innenwirtschaft 38 12. Forstwirtschaft und Bauarbeiten

40

13. Obstbau

42

14. Rebbau und Weinbereitung

44

15. Gemüsebau

48

Autoren Christian Gazzarin und Markus Lips, ART christian.gazzarin@agroscope. admin.ch Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch

Die Selbstkosten pro Produkteeinheit werden zu einem wesentlichen Anteil von den Maschinenkosten bestimmt. (Fotos: Christian Gazzarin, ART)

Die vorliegende Datensammlung enthält Grundlagen und Richtwerte für die Entschädigung überbetrieblich eingesetzter Landmaschinen. Die Entschädigungsansätze sind ausdrücklich als Richtwerte zu verstehen. Sie sind kalkulatorische Grössen, die unter den getroffenen Annahmen eine kostendeckende Benutzung der Maschine zwischen landwirtschaftlichen Betrieben erlauben. In der Praxis sind die verhandelten Entschädigungsansätze auch durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sodass sich mehr oder weniger grosse Abweichungen zu den ART-Ansätzen ergeben können.

Die Arbeitsleistungen beziehen sich nur auf die effektive Feldarbeitszeit; entsprechend sind Stör-, Rüst- und Wegzeiten (ausser bei Transportgeräten) nicht berücksichtigt. Deshalb können die angegebenen Ansätze beispielsweise nicht direkt mit jenen der Lohnunternehmungen (www.agrartechnik.ch) verglichen werden. Die Entschädigungsansätze gelten pro Arbeitsdurchgang. Die Treibstoffkosten sind immer inbegriffen. Für Kostenberechnungen im Einzelfall sind die Annahmen entsprechend der konkreten Betriebssituation anzupassen.

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 767 Die vorliegende Datensammlung enthält Grundlagen und Richtwerte für die Entschädigung überbetrieblich eingesetzter Landmaschinen. Die Entschädigungsan­ sätze sind ausdrücklich als Richtwerte zu verstehen. Sie sind kalkulatorische Grössen, die unter den getroffenen Annahmen eine kostendeckende Benutzung der Maschine zwischen landwirtschaftlichen Betrieben erlauben. In der Praxis sind die verhandelten Entschädi­ gungsansätze auch durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sodass sich mehr oder weniger grosse Abwei­ chungen zu den ART-Ansätzen ergeben können. Die Arbeitsleistungen beziehen sich nur auf die effektive Feldarbeitszeit; entsprechend sind Stör-, Rüst- und Wegzeiten (ausser bei Transportgeräten) nicht berücksich­ tigt. Deshalb können die angegebenen Ansätze bei­ spielsweise nicht direkt mit jenen der Lohnunterneh­ mungen (www.agrartechnik.ch) verglichen werden. Die Entschädigungsansätze gelten pro Arbeitsdurch­ gang. Die Treibstoffkosten sind immer inbegriffen. Für Kostenberechnungen im Einzelfall sind die Annahmen entsprechend der konkreten Betriebssituation anzupas­ sen. Christian Gazzarin und Markus Lips, ART

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Aktuell

ART-Bericht 768

Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2012 Hauptbericht Nr. 36 der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2003–2012)

September 2013

Autoren Dierk Schmid und Andreas Roesch, ART dierk.schmid@agroscope.admin.ch andreas.roesch@agroscope. admin.ch

Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon 1, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568

Das durchschnittliche Landwirtschaftsjahr 2012 konnte nicht an das sehr gute Pflanzjahr 2011 anknüpfen. (Foto: Robert Meier, Agroscope) Im Jahr 2012 sind die Einkommen je Betrieb im Vergleich zum Vorjahr hauptsächlich wegen tieferer Erlöse im Pflanzenbau gesunken. Das landwirtschaftliche Einkommen der Referenzbetriebe erreichte 56 000 Franken je Betrieb gegenüber 59 500 Franken im Vorjahr, was einer Abnahme von 5,9 % entspricht. Das landwirtschaftliche Einkommen verzinst einerseits das im Betrieb investierte Eigenkapital von 465 200 Franken, andererseits ist damit die Arbeit der 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschädigen. Der Arbeitsverdienst pro Familienjahresarbeitseinheit steigt infolge deutlich tieferer Zinssätze im Vergleich zu 2011 um 0,5 % von 43 500 Franken auf 43 700 Franken. Die Veränderung des Arbeitsverdienstes gegenüber dem Vorjahr ist stark von der Betriebsausrichtung abhängig. So konnten die Veredelungsbetriebe den Ar-

beitsverdienst pro Familienarbeitskraft gegenüber dem Vorjahr unter anderem dank guter Leistungen aus der Schweinehaltung um 28 % steigern, während dieser bei den Ackerbaubetrieben um knapp 9 % gefallen ist, da das durchschnittliche Landwirtschaftsjahr 2012 nicht an das sehr gute Pflanzjahr 2011 anknüpfen konnte. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen bleibt auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil am Gesamteinkommen beträgt knapp 32 %. Das Gesamteinkommen je Betrieb ist um 3500 Franken (–4,0 %) auf 82 700 Franken gesunken.

Ausführliche gesamtbetriebliche Ergebnisse finden Sie in den Tabellen auf den Seiten 10 bis 19.

Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2012 ART-Bericht 768 Im Jahr 2012 sind die Einkommen je Betrieb im Vergleich zum Vorjahr hauptsächlich wegen tieferer Erlöse im Pflanzenbau gesunken. Das landwirtschaftliche Einkom­ men der Referenzbetriebe erreichte 56 000 Franken je Betrieb gegenüber 59 500 Franken im Vorjahr, was einer Abnahme von 5,9 % entspricht. Das landwirtschaftliche Einkommen verzinst einerseits das im Betrieb investierte Eigenkapital von 465 200 Franken, andererseits ist damit die Arbeit der 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschädi­ gen. Der Arbeitsverdienst pro Familienjahresarbeitsein­ heit steigt infolge deutlich tieferer Zinssätze im Vergleich zu 2011 um 0,5 % von 43 500 Franken auf 43 700 Franken. Die Veränderung des Arbeitsverdienstes gegenüber dem Vorjahr ist stark von der Betriebsausrichtung abhängig. So konnten die Veredelungsbetriebe den Arbeitsver­ dienst pro Familienarbeitskraft gegenüber dem Vorjahr unter anderem dank guter Leistungen aus der Schweine­ haltung um 28 % steigern, während dieser bei den Acker­ baubetrieben um knapp 9 % gefallen ist, da das durch­ schnittliche Landwirtschaftsjahr 2012 nicht an das sehr gute Pflanzjahr 2011 anknüpfen konnte. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen bleibt auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil am Gesamtein­ kommen beträgt knapp 32 %. Das Gesamteinkommen je Betrieb ist um 3500 Franken (–4,0 %) auf 82 700 Franken gesunken. Dierk Schmid und Andreas Roesch, ART

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 18.10.2013 Universität Hohenheim und Agroscope unterzeichnen Kooperationsvertrag Von den natürlichen Standortbedingungen her sind sich die Landwirtschaft in der Schweiz und in Süddeutschland sehr ähnlich. Die politischen Rahmenbedingungen dage­ gen sind verschieden. Die Kooperation ist deshalb für Agrarwissenschaftler beider Länder reizvoll und vielver­ sprechend. Mit einer feierlichen Vertragsunterzeichnung am 17.10.2013 beschlossen die Universität Hohenheim und Agroscope, die Zusammenarbeit künftig deutlich zu vertiefen.

14.10.2013 Ist 2013 wirklich ein so später Weinjahrgang wie angenommen? Agroscope zieht Bilanz Die Reben blühten schon lange nicht mehr so spät wie in diesem Jahr: Frostige Temperaturen im Mai und ein hef­ tiger Kälteeinbruch Ende Juni sind der Grund dafür. Diese langsame Entwicklung im Frühling 2013 fiel des­ halb auf, weil in den vorangegangenen zwanzig Jahren fast ausnahmslos frühreife Jahrgänge zu verzeichnen waren. Verschiedene Medien haben die Sorgen einiger Produzenten aufgenommen und schrieben von einem besonders späten Jahrgang. Trifft das zu? Experten von Agroscope in Pully führen seit 1925 Buch über die HauptEntwicklungsstadien der Rebsorte Chasselas. Jetzt zie­ hen sie Bilanz. Auf einen äusserst unwirtlichen Frühling folgte glück­ licherweise ein prächtiger Sommer im Juli und August. Lediglich ein paar heftige Gewitter mit Hagel richteten in einigen Rebbergen Schaden an. MeteoSchweiz meldete sogar, dass es sich um den siebtwärmsten Sommer seit Beginn der nationalen Messungen 1864 handelte. Die Blüte begann am 1. Juli und endete bereits am 8. Juli. Somit konnte der Rückstand reduziert werden. Während der Rückstand zu Beginn der Blüte noch zwei Wochen betrug, waren es am Ende der Blüte nur noch 9 Tage. Unter den günstigen Sommer-Bedingungen begann die Reife am 18. August. Der Rückstand reduzierte sich auf noch 5 Tage verglichen mit dem Durchschnitt von 1925-2013 (respektive auf 11 Tage verglichen mit den letzten 20 Jahren). Die äusserst guten Bedingungen zu Beginn und gegen Ende des Monats September wirkten sich positiv auf die Reife aus. Somit wurde der grosse Rückstand von fast zwei Wochen, der bei Beginn der

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Agrarforschung Schweiz 4 (11–12): 502–507, 2013

Blüte festgestellt wurde, bis Ende September fast voll­ ständig aufgeholt. Die Weinlese 2013 erfolgte im Okto­ ber somit zu einem Zeitpunkt, der über eine längere Dauer betrachtet durchschnittlich ist.

03.10.2013 Grüne Wirtschaft: Ökodesign soll die Land- und Ernährungswirtschaft weiterbringen Auch die Land- und Ernährungswirtschaft muss ihren Beitrag zur Grünen Wirtschaft leisten. Eine Grundlage für die Entwicklung ressourcenschonender Produkte sind Ökobilanzen. Der Einsatz von Ökodesign-Methoden steht in der Landwirtschaft jedoch noch am Anfang.

01.10.2013 AlpFUTUR: Welche Zukunft hat die Alpwirtschaft in der Schweiz? Im Forschungsprogramm «AlpFUTUR – Zukunft der Söm­ merungsweiden in der Schweiz» haben sich 17 Instituti­ onen während fünf Jahren intensiv mit den Zukunfts­ perspektiven der Schweizer Alpwirtschaft auseinander gesetzt. Am 1. Oktober verschafften sich rund 160 For­ schende, Älplerinnen, Behördenvertreter, Beraterinnen und andere Alpinteressierte in Schüpfheim (LU) eine Gesamtsicht über die Resultate und Handlungsempfeh­ lungen. Das neu vorgestellte AlpFUTUR-Buch mit seinen beiden Dokumentarfilm-DVDs steht beispielhaft für die Umsetzung der Resultate in die Praxis.

26.09.2013 Sortenvielfalt an Schweizer Pflaumen und Zwetschgen höher als erwartet Die Sortenvielfalt beim Obst ist eine wichtige Basis für Landwirtschaft und Forschung – für optimal an lokale Bedingungen angepasste Bäume und für die Züchtung neuer Sorten mit guten Eigenschaften alter Sorten. Jetzt stehen bei Agroscope die Resultate für die Sortenvielfalt bei Pflaumen und Zwetschgen fest. Die Ausbeute an ein­ zigartigen Sorten ist höher als erwartet – von 400 Her­ künften erwiesen sich rund zwei Drittel als einzigartig, das entspricht 285 Sorten. Zum Vergleich: Bei Schweizer Äpfeln war die Ausbeute prozentual geringer – unter 2500 Apfel-Herkünften aus der ganzen Schweiz stellten sich 1300 als einzigartige Sorten heraus, also etwas mehr als die Hälfte.


Aktuell

Internetlinks

Veranstaltungen

Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora www.infoflora.ch Info Flora ist eine gemeinnützige, privatrechtliche Stif­ tung zur Dokumentation und Förderung der Wildpflan­ zen in der Schweiz .Im Internet-Portal findet man ein Online-Feldbuch, Informationen zu invasiven Neophyten, Publikationen und Kurse zur Schweizer Wildflora und vieles mehr.

Vor schau

November 2013 21.11.2013 Fachtagung NAP-PGREL 15 Jahre Nationaler Aktionsplan Die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt - Wo stehen wir heute? BLW und Schweizerische Kommission zur Erhaltung der Kulturpflanzen Inforama Rütti, Zollikofen Informationen: www.cpc-skek.ch 25. – 26.11.2013 Swiss Food InnoTech Forum Swiss Food Research Congress Center, Messe Basel Januar 2014

Januar 2014 / Heft 1 Auf den 1. Januar 2014 werden unter dem Dach von Agroscope die drei bisherigen Forschungsanstalten (ACW, ALP-Haras und ART) ­zusammengeführt. Der neue ­Leistungsauftrag an Agroscope (2014 – 2017) ­beinhaltet sechs ­thematische Schwerpunkte, welche jeweils von mehreren AgroscopeForschungs­instituten gemeinsam ­bearbeitet werden. Die Forschung der Land- und Ernährungswirtschaft richtet sich dabei insbe­ sondere auf die ­voraussehbare ­Ressourcenknappheit aus.

••Die Land- und Ernährungswirtschaft steht vor grossen Herausforderungen, Michael Gysi und Bernard Lehmann, Agroscope und BLW ••Genetische Diversität in der Landwirtschaft, Roland Kölliker et al., Agroscope

18. 01. 2014 Infotag HAFL Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel­ wissenschaften Zollikofen Informationen: www.hafl.bfh.ch 21. – 24.01.2014 Agroscope an der Agrovina Martigny 23. 01. 2014 Nachhaltigkeitstagung 2014 «Wasser in der Landwirtschaft – heute und in Zukunft» Agroscope Agroscope, 8046 Zürich 31.01.2014 Pflanzenschutztagung Feldbau 2014 Agroscope, 8046 Zürich

••Serie Proficrops: Ideen, welche die pflanzenbauliche Forschung verändert haben, Anna Crole-Rees et al., Agroscope und Institut Entrepreneurship & Manage­ ment IEM ••Feine und grobe Strukturen von Rohkomponenten im Futter für Mastpoulets, Danielle Albiker und Ruedi Zweifel, Aviforum ••Netzwerk agri benchmark: Vergleich der landwirt­ schaftlichen Produktion im internationalen Kontext, Hildegard Garming und Ester Bravin, Johann Heinrich von Thünen-Institut (Braunschweig) und Agroscope

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

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Donnerstag, 23. Januar 2014

1. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2014 «Wasser in der Landwirtschaft – heute und künftig» Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften

Themen • Wasserressourcen in der Schweiz heute und morgen • Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft • Anpassungen bei Landnutzung und Bodenbearbeitung • Neues zur Bewässerung verschiedener Kulturen • Politische Rahmenbedingungen Anmeldeschluss: 10. Januar 2014

AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe

Tagungsort Agroscope Vortragssaal in Zürich, Reckenholz Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich Detailprogramm und Anmeldung www.agroscope.ch > Veranstaltungen > 1. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung

Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma

Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 e-mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch


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