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Agrar forschung schweiz 2 0 1 3

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H e f t

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Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich

M a i

Nutztiere

Vergleich der Ökobilanzen von stall- und weidebasierter Milchproduktion Seite 230

Pflanzenbau

Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule im Bio-Kartoffelbau? Seite 238

Kurzbericht

Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft Seite 244


Forschende von Agroscope stellen in ihrem Beitrag den Umweltindikator «Energieverbrauch Landwirtschaft» vor. Dieser liefert Kennzahlen, mit denen sowohl die aktuelle Situation als auch Ent­w icklungstrends im Energieverbrauch der Landwirtschaft übersichtlich dargestellt und bewertet werden können. (Foto: Gabriela Brändle, ART)

Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, ­Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / ­Recherche Agro­nomique ­Suisse, Forschungs­anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, ­Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Inhalt Mai 2013 | Heft 5 215 Editorial 216

Nutztiere – Serie AlpFutur

Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht Sabrina Imfeld-Mueller

Nutztiere – Serie AlpFutur Beweidungsintensität und Ökosystem­ 222

leistungen im Alpgebiet Manuel K. Schneider, Hermel Homburger, ­Michael Scherer-Lorenzen und Andreas Lüscher Nutztiere Vergleich der Ökobilanzen von stall- und 230

­weidebasierter Milchproduktion Michael Sutter, Thomas Nemecek und ­ Peter Thomet Pflanzenbau Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und 238

­Knollenfäule im Bio-Kartoffelbau? Heinz Krebs, Tomke Musa, Susanne ­ ogel­gsang und Hans-Rudolf Forrer V Kurzbericht Energieverbrauch der Schweizer Land244

wirtschaft – Graue Energie schlägt z­ unehmend zu Buche Annett Latsch, Thomas Anken und ­ Franziska Hasselmann 248 Porträt 249 Aktuell 251 Veranstaltungen Sortenliste Liste der empfohlenen Winterrapssorten Beilage

für die Ernte 2014 Jürg Hiltbrunner und Didier Pellet Merkblatt Kartoffelsorte Alexandra Beilage


Editorial

Alpwirtschaft – Zusammenwirken von Praxis und Forschung Liebe Leserin, lieber Leser

Kim Anh Joly und Pierre Praz, ­AGRIDEA

Die Agrarforschung Schweiz informiert regelmässig über das Verbundprojekt AlpFUTUR. Verbreitung und Umsetzung der vielfältigen Ergebnisse sind ausschlaggebend, um den Schweizer Sömmerungsgebieten kurz- und lang­ fristige Perspektiven aufzuzeigen. Die Erkenntnisse fallen mit einer Phase agrar­politischer Reformen zusammen, die neue Massnahmen für die ­Sömmerungsgebiete vorsieht. Wie werden die Alpgebiete vor diesem Hintergrund von AlpFUTUR profitieren können? Das Teilprojekt Systalp geht dieser Frage auf den Grund. Mit einem ­Konzept, das in mehreren Studienregionen zur Anwendung kommen wird, ­sollen der Transfer der Ergebnisse sichergestellt und die Akteure bei der Umsetzung der für sie interessanten Erkenntnisse in die Bewirtschaftungsstrategie ihrer Alp begleitet werden. Partizipatives Vorgehen Das vorgeschlagene Konzept wird in der ersten Phase die Älplerinnen und Älpler sowie Akteure aus der Beratung an einen Tisch bringen. Ihre Situation soll diskutiert, die Entwicklung des Umfelds untersucht, eine Bestandes­ aufnahme der Schwierigkeiten gemacht sowie aktuelle und künftige Herausforderungen beschrieben werden, um eine gemeinsame Vision für die ­Sömmerungsweiden der Region zu erarbeiten. In einem zweiten Schritt wird der Handlungsbedarf beurteilt, um Chancen zu ergreifen und Herausforderungen entgegentreten zu können. Dies geschieht sowohl auf regionaler als auch individueller Ebene für die interessierten Älplerinnen und Älpler. Die Lösungssuche ist Teil der dritten Phase. Dafür werden die Resultate aus AlpFUTUR in den Regionen vorgestellt und diskutiert. Es kann sich dabei um Zahlen, Instrumente oder gute Beispiele handeln. Besprochen werden die Nützlichlichkeit der vorgestellten Ergebnisse, die Möglichkeiten und Grenzen für den Einbezug bei der Alpbewirtschaftung und der Zusammenhang mit den praktischen Erfahrungen der Akteure. Aus den Gesprächen können für die umfassendere Verbreitung der Resultate über Beratung und Weiterbildung wertvolle Schlüsse gezogen werden. Die in den Studienregionen gewonnenen Erkenntnisse werden durch die Begleitung einzelner Initiativen zur Umsetzung von Lösungen in der Praxis vertieft. In dieser letzten Phase werden Ziele festgelegt, individuell oder in Gruppen, und entsprechende Lösungen geplant. Die lokalen Akteure werden, wenn sie es wünschen, beim Festlegen der konkreten Aktionen, Ideen und Massnahmen sowie bei deren Realisierung unterstützt. Diese Erfahrung wird eine Weiterverfolgung der Umsetzung der Forschungsergebnisse erlauben. Gleichzeitig können sämtliche Akteure an einem Tisch versammelt werden. Neben der Evaluation des Wissenstransfers aus der Forschung in die Praxis wird dieses Projekt ebenfalls untersuchen, wie gross das Interesse an einem partizipativen Vorgehen ist, das den Dialog zwischen den Älplerinnen und Älplern sowie der Forschung und Beratung fördert.

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N u t z t i e r e

Serie AlpFUTUR

Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht Sabrina Imfeld-Mueller1,2 1 ETH Zürich, Institut für Agrarwissenschaften, 8092 Zürich, Schweiz 2 Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 8903 Birmensdorf, Schweiz Auskünfte: Stefan Lauber, E-Mail: stefan.lauber@wsl.ch, Tel. +41 44 739 24 83

Rassenvielfalt auf der Alp de Mem, San Vittore (GR). (Foto: Stefan Lauber, WSL)

Einleitung Die Sömmerungsweiden in der Schweiz werden jedes Jahr mit rund 800 000 Tieren bestossen. Da lokal Tiere fehlen und die Verteilung der Tiere auf den Weiden nicht immer optimal ist, kommt es zu Über- und Unternutzungserscheinungen (Lauber et al. 2013). Dadurch verändern sich Pflanzenzusammensetzung und Vege-

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tationsstruktur. Während Bewirtschaftungsvorschriften der Sömmerungsbeitragsverordnung gegen die Übernutzung helfen, sind gegen die fortschreitende Verbuschung und Wiederbewaldung andere Lösungsansätze nötig. Im AlpFUTUR-Teilprojekt 23 «Nutztiere» wurde darum eine umfassende Literaturübersicht zum Stand des Wissens im Bereich Nutztierhaltung auf der Alp


Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht | Nutztiere

Milchleistung, Energiebedarf und Stress Milchkühe weisen während der Sömmerung im Vergleich zu nicht gesömmerten Tieren einen erhöhten Energiebedarf auf (Zemp 1985; Christen 1992). Die Kühe reagieren darauf mit einem Rückgang der Milchleistung (Christen 1996), Gewichtsverlust und Mobilisierung von Fettreserven. Versuche, das Energiedefizit von Kühen auf der Alp auszugleichen, waren wenig erfolgreich (Berry 2000): Ein Kilogramm Kraftfutter verdrängte zwischen 1,4 und 2,6 kg Trockenmasse Gras. So ergab sich schliesslich trotz Kraftfuttergabe keine erhöhte Energieaufnahme. Der Rückgang der Milchleistung hängt allerdings vom Milchleistungspotenzial der Kühe ab (Zemp 1985): Je höher das Milchleistungspotenzial, desto stärker die Auswirkungen der Alpung. Trotzdem leisteten diese Kühe noch mehr als die Tiere mit niedrigem Milchleistungspotenzial, was dafür spricht, dass auch Kühe mit hohem Milchleistungsniveau grundsätzlich die Fähigkeit haben, sich an die Alpung anzupassen. Kreuzer et al. (1998) wiesen im Blut von Milchkühen während des Transportes zur Alpweide stark erhöhte Werte von Cortisol, Glucose und nicht veresterten Fettsäuren nach. Die Werte sanken aber innerhalb von ein bis drei Tagen wieder auf die Ausgangswerte ab. In einem zweiten Experiment fanden Kreuzer et al. (1998) noch nach acht Wochen auf 2000 m ü. M. signifikant erhöhte Blutcortisolwerte. Dies unabhängig davon, ob es sich dabei um Kühe handelte, welche auf der Weide waren oder welche in dieser Höhe im Stall gehalten wurden. Die im Stall gehaltenen Kühe profitierten offensichtlich nicht von den günstigeren klimatischen Bedingungen und der geringeren physischen Anstrengung. Die Autoren der Studien kommen zum Schluss, dass die metabolischen Veränderungen vor allem dazu dienen, den höheren Energieansprüchen gerecht zu werden. Insbesondere zu Beginn der Laktation reagieren Kühe mit starken Veränderungen auf den Transport und die Höhe. Leiber et al. (2004) empfehlen eine Verbesserung der Futterqualität auf Alpweiden, um den Milchmengenrückgang möglichst gering zu halten.

Zusammenfassung

erarbeitet (Imfeld-Müller 2013). Der vorliegende Artikel konzentriert sich auf drei Aspekte dieser Literaturanalyse: Erstens auf die Auswirkungen der Sömmerung auf die Tiere, zweitens auf die Eignung der Tiere für die Sömmerung und drittens auf ausgewählte Alternativen zur Milchviehsömmerung. Für Nischentierarten, wie beispielsweise Wasserbüffel, Lamas oder Yaks, und andere hier aus Platzgründen nicht behandelte Aspekte der Nutztierhaltung sei auf Imfeld-Müller (2013) verwiesen.

Der vorliegende Artikel beleuchtet drei Aspekte einer umfassenden Literaturanalyse zur alpwirtschaftlichen Nutztierhaltung: die Auswirkungen der Sömmerung auf die Tiere, die Eignung der Tiere für die Sömmerung und Alternativen zur Milchviehsömmerung. Die Bedingungen auf den Alpweiden führen bei Milchkühen zu einem Energiedefizit, welches in erster Linie einen Rückgang der Milchleistung zur Folge hat. Beim Jung- und Mastvieh folgt nach der Alpung meist kompensatorisches Wachstum. Ausserdem konnte bei Aufzuchtrindern eine erhöhte Milchleistung in der ersten Laktation nachgewiesen werden. Eine mögliche Alternative zur Milchviehsömmerung stellt die Alpung von Mutterkühen dar. Hier ist die dem Standort angepasste Wahl der Rasse entscheidend. In den Bereichen Mischweidesysteme und bei den lokal angepassten Rassen besteht im Hinblick auf eine bessere Nutzung von Alpweiden noch Potenzial. Dazu fehlen bisher allerdings gezielte Untersuchungen.

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Nutztiere | Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht

Abb. 1 | Walliser Schwarznasenschafe auf Alp Lenges, Oberwald (Obergoms). (Foto: Stefan Lauber, WSL)

Tiergesundheit In welchem Ausmass das Energiedefizit und die metabolischen Anpassungen negative Auswirkungen auf die Reproduktionsleistungen haben, wird sehr widersprüchlich diskutiert. Die Alpung scheint im Vergleich zu anderen Auslaufmanagement-Systemen zu einer kürzeren Zwischenkalbezeit zu führen (Köll 2004). Die Anzahl der Abkalbungen sowie die gesamte Nutzungsdauer wurden durch das Auslaufmanagement oder die Sömmerung nicht signifikant beeinflusst. Lotthammer (1999) sieht die Ursache für die positiven Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Gesundheit von Rindern in den klimatischen Bedingungen der Alp und den natürlichen Umweltreizen. Ist die Energiebilanz aber zu negativ, kann dies die Fruchtbarkeit und damit die Zuchtleistung von Milchkühen negativ beeinflussen (Buckley et al. 2003). In Bezug auf die Tiergesundheit

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birgt die gemeinsame Alpung von Tieren aus verschiedenen Betrieben weitere Risiken: Es kann zu Krankheitsübertragungen kommen (beispielsweise für die Tierseuche Bovine Virus Diarrhoe BVD nachgewiesen, Braun et al. 1999) oder zu Problemen mit der Eutergesundheit. Die Alpung erhöht das Risiko einer subklinischen Mastitis, also einer leichten Euterentzündung, signifikant (Busato et al. 2000). Dieses Phänomen wird mit den unterschiedlichen Stressfaktoren erklärt, welche durch die Alpung auf die Tiere einwirken. Zum einen müssen sie im steilen Gelände physisch mehr leisten, weiter gibt es Veränderungen beim Melkvorgang und bei der Herdenzusammensetzung und ausserdem Ställe, die aus sanitarischer Sicht häufig nicht ideal sind. Um Probleme zu vermeiden, werden die besten Milchkühe deshalb manchmal gar nicht gealpt. Gemäss Walkenhorst et al. (2005) wird die Zellzahl während der


Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht | Nutztiere

Alpperiode durch die Zellzahl im Tal, die Laktationsnummer und das Laktationsstadium beeinflusst. Während der Alpperiode wurden keine Neuinfektionen mit pathogenen Keimen festgestellt. Ein ungeübter Melker kann bei den Kühen derart viel Stress auslösen, dass Euterentzündungen auftreten (Sulzer et al. 2007). Mutterkühe als Alternative zu Milchkühen Die Zahl der gealpten Mutterkühe nimmt nicht rasch genug zu, um die Bestossung bisheriger Milchkuhalpen mit Mutterkühen aufrechtzuerhalten. Umfragen lassen aber darauf schliessen, dass in den kommenden Jahren mit weiteren Umstellungen auf Mutterkühe zu rechnen ist (von Felten et al. 2012). Bei der mittlerweile vorhandenen Rassenvielfalt stellt sich allerdings die Frage, mit welcher Rasse gearbeitet werden soll. In einem traditionellen, eher extensiven System können lokale Rassen durch ihre Adaption an die naturräumlichen Gegebenheiten besonders geeignet und ihre Haltung dadurch lukrativ sein (Rook et al. 2004). Der Vorteil der alten Rassen liegt vor allem in den zu erwartenden tieferen Tierarztkosten, der meist problemlosen Reproduktion, sowie den wegfallenden Kosten für Zusatzfutter. Ein Experiment mit Kühen der Galloway- und Hinterwälder-Rassen (Elsaesser und Goyert 2009) zeigte aber, dass lokale Rassen bei sich ändernden Bedingungen nicht unbedingt die geeignetsten sein müssen, um die Qualität der Weideflächen zu erhalten: Während Galloway-Kühe die auf vielen Weiden zunehmende giftige Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) frassen, verschmähten sie die Hinterwälder-Kühe. Die Galloway-Kühe zeigten dennoch keine Vergiftungsanzeichen. Relativ weit verbreitete Mutterkuh-Rassen sind die Zweinutzungs-Rasse Simmentaler und die reine Fleischrasse Angus. In einer Studie von Tschümperlin et al. (2000) wurden Kühe dieser beiden Rassen und ihre Kälber (alle von Angus-Stieren) miteinander verglichen. Keine der beiden Rassen erreichte mit der Alpung bis zu einem Alter von zehn Monaten den optimalen Ausmastgrad. Mutterkühe der Robustrasse Schottisches Hochlandrind können auch auf Alpweiden mit minderer Futterqualität ausreichend Nährstoffe aufnehmen, um ihr Gewicht nicht nur zu halten, sondern sogar zuzunehmen (Berry et al. 2002). Hingegen kann diese Rasse eine höhere Futterqualität nicht optimal verwerten. Mast und Aufzucht von Rindvieh Für die Alpung von Mast- und Aufzuchttieren ist es wichtig, dass ein Gewichtsverlust nicht anhaltend negative Folgen hat. In vielen Experimenten wurde bestätigt, dass

auf eine Periode mit restriktiver Fütterung bei ausreichendem Futterangebot kompensatorisches Wachstum folgt (Read und Tudor 2004). Ob und wie das Tier den Gewichtsverlust oder die reduzierte Zunahme kompensieren kann, ist allerdings abhängig von Dauer und Stärke der Einschränkung, sowie von Alter, Geschlecht, Rasse, Leistungspotenzial und Körperkondition des Tieres (Carstens 1995). Eine extensive Fütterung während der Aufzucht, wie sie durch die Alpung garantiert wird, kann sich bei Rindern positiv auf die Milchleistung in der ersten Laktation auswirken (Michel 1988). Auch die extensive Mast von Ochsen mit Alpung im zweiten Lebensjahr kann eine lohnende Alternative zur Sömmerung von Milchvieh darstellen (Chassot und Troxler 2006). Chassot und Troxler (2006) erachten allerdings eine Ausmast im Tal als empfehlenswert. Vier Wochen Ausmast reichen bereits, um eine optimale Fettabdeckung, sowie eine Verbesserung der Fleischigkeit, der Ausbeute und des Schlachtgewichtes zu erreichen. Mischweiden: Fressverhalten instrumentalisieren Die Auswirkungen der Weidenutzung auf die Vegetation sind je nach gesömmerter Tierart und -kategorie anders, da sich Tritt, Verdauung, Verbiss und Fressver­ halten unterscheiden (Schneider et al. 2013). Rindvieh zeigt ein relativ unselektives Fressverhalten und reisst das Futter mit der Zunge relativ weit oben ab (Schmid 2003). Schafe beissen das Gras im Gegensatz zu Rindvieh tief ab und können selektiver fressen, was zu einer Verminderung der Biodiversität führen kann. Wie Schafe, weiden auch Ziegen sehr selektiv. Schafe bevorzugen meist höher gelegene Weidesektoren (Abb. 1), während Ziegen sich vor allem in tiefer gelegenen Sektoren mit Sträuchern und Büschen aufhalten (Leiber et al. 2009). Pferde fressen grosse Mengen von Pflanzen minderer Futterqualität (Fleurence et al. 2007). Ausserdem nutzen sie Weideflächen sehr heterogen, was die Co-Existenz vieler Pflanzen- und Tierarten ermöglichen kann. Sie beissen das Futter im Vergleich zum Rind wesentlich tiefer ab (Rook et al. 2004). Die Unterschiede im Fressverhalten verschiedener Tierarten können in Mischweidesystemen (gemeinsame Weide verschiedener Tierkategorien oder Tierarten) ausgenutzt werden, so dass eine bessere Nutzung der Weideflächen erreicht wird (Loucougaray et al. 2004). Dieses System wird erfolgreich mit Ziegen und Milchvieh wie auch mit Pferden und Rindern praktiziert. Vermutlich bieten die Mischweidesysteme noch unausgeschöpftes Potenzial – auch unter Einbezug exotischerer Tierarten – zur besseren Nutzung von Weideflächen, wobei hier aber noch Wissenslücken geschlossen wer den müssen.

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Nutztiere | Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht

Schlussfolgerungen Die Auswirkungen der Sömmerung auf das Tier sind vor allem im Bereich Milchvieh gut erforscht. Schwierig ist es, bei der grossen Rassenvielfalt der Mutterkühe Aussagen über die Auswirkungen auf Tier und Umwelt zu machen, da aus der Schweiz bisher relativ wenige Forschungsergebnisse vorliegen. In den Bereichen Mischweidesysteme und bei den lokal angepassten Rassen besteht im Hinblick auf eine bessere Nutzung von Alpweiden noch Potenzial. Dazu fehlen bisher allerdings gezielte Untersuchungen. n

www.alpfutur.ch

Literatur ▪▪ Berry N. R., 2000. Production efficiency and nutrient cycling of Brown Swiss dairy and Scottish Highland sucklers on high altitude pastures under varied feeding conditions. Dissertation ETH Zürich. ▪▪ Berry N. R., Jewell P. L., Sutter F., Edwards P. J. & Kreuzer M., 2002. ­S election, intake and excretion of nutrients by Scottish Highland suckler beef cows and calves, and Brown Swiss dairy cows in contrasting Alpine grazing systems. Journal of Agricultural Science 139, 437–453. ▪▪ Braun U., Schonmann M., Ehrensperger F., Hilbe M. & Strasser M., 1999. Intrauterine infection with bovine virus diarrhoea virus on Alpine communal pastures in Switzerland. Journal of Veterinary Medicine Series a – Physiology Pathology Clinical Medicine 46 (1), 13–17. ▪▪ Buckley F., O'Sullivan K., Mee J. F., Evans R. D. & Dillon P., 2003. Rela­ tionships among milk yield, body condition, cow weight, and reproduction in spring-calved Holstein-Friesians. Journal of Dairy Science 86 (7), 2308–2319. ▪▪ Busato A., Trachsel P., Schallibaum M. & Blum J. W., 2000. Udder health and risk factors for subclinical mastitis in organic dairy farms in Switzerland. Preventive Veterinary Medicine 44 (3–4), 205–220. ▪▪ Carstens G. E., 1995. Compensatory growth in beef cattle. Symposium: Intake by Feedlot Cattle, 70-84. ▪▪ Chassot A. & Troxler J., 2006. Extensive Ochsenmast mit Alpung. ­A grarforschung 13 (9), 374–379. ▪▪ Christen R. E., 1992. Die Adaptation von Hochleistungskühen an die ­A lpung. Dissertation, ETH Zürich. ▪▪ Christen R. E., Kunz P. L., Langhans W., Leuenberger H., Sutter F. & Kreuzer M., 1996. Productivity, requirements and efficiency of feed and nitrogen utilization of grass-fed early lactating cows exposed to high Alpine conditions. Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition – Zeitschrift für Tierphysiologie, Tierernährung und Futtermittelkunde 76 (1), 22–35. ▪▪ Elsaesser M. & Goyert C., 2009. Differences in feed intake of Galloway

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and Hinterwaelder suckler cows in pastures with Colchicum autumnale. Vorgestellt an der Konferenz «Integrated research for the sustainability of mountain pastures», Les Diablerets, Schweiz. ▪▪ Fleurance G., Dumont B., Farruggia A. & Mesléard F., 2007. Impact du pâturage équin sur la diversité biologique des prairies. In: 33 èmes Journées de la Recherche Equine, Paris: 245–258. ▪▪ Imfeld-Müller S., 2013. Alpwirtschaftliche Nutztierhaltung. Literatur­ übersicht. Schlussbericht zu AlpFUTUR-Teilprojekt 23 «Nutztiere». ETH, Zürich. 49 S. Zugang: www.alpfutur.ch/publikationen. ▪▪ Köll S., 2004. Auswirkung von Haltungssystem und Wirtschaftsweise auf Milchleistung und funktionale Merkmale bei Fleckvieh und Braunvieh in Tirol. Diplomarbeit, Universität für Bodenkultur Wien. ▪▪ Kreuzer M., Langhans W., Sutter F., Christen R. E., Leuenberger H. & Kunz P. L., 1998. Metabolic response of early-lactating cows exposed to transport and high altitude grazing conditions. Animal Science 67, 237–248. ▪▪ Lauber S., Schüpbach B., & Koch B., 2013. Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet. Hotspot 27, 14–16. ▪▪ Leiber F., Kreuzer M., Jorg B., Leuenberger H. & Wettstein H. R., 2004. Contribution of altitude and Alpine origin of forage to the influence of Alpine sojourn of cows on intake, nitrogen conversion, metabolic stress and milk synthesis. Animal Science 78, 451–466. ▪▪ Leiber F., Kaulfers C., Schmid S., Kreuzer M. & Liesegang A., 2009. Differences in spatial grazing behaviour of sheep and goats in a heterogeneous high alpine environment. Vorgestellt an der Konferenz «Integrated research for the sustainability of mountain pastures», Les Diablerets. ▪▪ Lotthammer K.-H., 1999. Umweltbedingte Fruchtbarkeitsstörungen. In: Fertilitätsstörungen beim weiblichen Rind, 3. Auflage (Eds. E. Grunert & A. D. Kruif), Parey Buchverlag, Berlin, 307–335. ▪▪ Loucougaray G., Bonis A. & Bouzille J. B., 2004. Effects of grazing by horses and/or cattle on the diversity of coastal grasslands in western France. Biological Conservation 116 (1), 59–71.


L’allevamento di animali da reddito in alpeggio: una panoramica sulla letteratura Il presente articolo mette in luce tre aspetti di un’ampia analisi della letteratura sull’allevamento degli animali da reddito in alpeggio: gli effetti dell’alpeggio sugli animali, l’idoneità degli animali all’alpeggio e le alternative all’alpeggio per le vacche lattifere. Le condizioni nei pascoli di montagna provocano un deficit energetico nelle vacche lattifere che ha innanzitutto come conseguenza una diminuzione della resa lattiera. Negli animali giovani e negli animali da ingrasso, dopo l’alpeggio, si verifica una crescita compensatoria nella maggior parte dei casi. Inoltre, nelle vacche da riproduzione si è registrato una maggiore resa lattiera durante la prima lattazione. Una possibile alternativa all’alpeggio delle vacche lattifere è rappresentata dalla monticazione delle vacche madri; in tal caso è decisiva la scelta della razza adatta al luogo. Nell’ambito dei sistemi di pascolo misto e con le razze che si sono adattate alle condizioni locali esiste ancora del potenziale per un migliore sfruttamento dei pascoli di montagna. A tale riguardo, tuttavia, non sono ancora state eseguite delle ricerche mirate.

▪▪ Michel A., 1988. Einfluss von Aufzuchtintensität, Erstkalbealter und Alpung auf Wachstum und Milchleistung von Rindern unterschiedlicher Zuchtrichtung. Dissertation, ETH Zürich. ▪▪ Read D. & Tudor G., 2004. Compensatory Growth in Beef Cattle. In: Farmnote 22/2004. ▪▪ Rook A. J., Dumont B., Isselstein J., Osoro K., WallisDeVries M. F., Parente G. & Mills J., 2004. Matching type of livestock to desired biodiversity outcomes in pastures – a review. Biological Conservation 119 (2), 137–150. ▪▪ Schmid W., 2003. Themenbericht extensive Weiden. Relais – Praxis und Forschung für Natur und Landschaft, Schinznach-Dorf. ▪▪ Schneider M. K., Homburger H., Scherer-Lorenzen M. & Lüscher A., 2013. Beweidungsintensität und Ökosystemleistungen im Alpgebiet. A ­ grarforschung Schweiz 4 (5), 222–229. ▪▪ Sulzer B., Schuler K. & Oestreich M., 2007. Wie melkt man eine Kuh? In: Neues Handbuch Alp. Handfestes für Alpleute, Erstaunliches für Zaungäste. 2. Auflage, zalpverlag, Mollis, 208–213.

Summary

Riassunto

Nutztierhaltung auf der Alp – eine Literaturübersicht | Nutztiere

Livestock husbandry on alpine summer farms – a literature review This literature review focuses on three aspects of livestock husbandry on alpine summer farms: the impact of alpine summer farming on the animals; the suitability of the animals for alpine summer farming and alternatives to dairy cows on alpine summer pastures. The conditions on alpine summer pastures result in an energy deficit in dairy cows that leads first to a lower milk yield. For heifers and fattening stock, the period of alpine summer grazing is often followed by a period of compensatory growth. In addition, breeding cattle on alpine pastures had a higher milk yield during the first lactation after summer grazing. An alternative to alpine summer farming with dairy cows is to graze the alpine summer pastures with suckler cows. The challenge here is to choose the breed that best fits the conditions of each site. Mixed pasture systems may potentially lead to better use of alpine summer pastures, but this needs to be further investigated and the breeds best adapted to local conditions identified. Key words: alpine summer farming, animal production, dairy cows, suckler cows, literature review.

▪▪ Tschümperlin K., Erdin D., Leuenberger H. & Künzi N., 2000. Effizienz und Umweltwirkung der Mutterkuhhaltung auf alpinen und subalpinen Weiden: Produktionsparameter zweier Mutterkuhtypen. Tagungsband PRIMALP «Kulturlandschaften im Alpenraum – nachhaltig nutzen und gestalten», Davos, 16–17. ▪▪ von Felten S., Fischer M., & Lauber S., 2012. Alpwirtschaft in der Schweiz – Befragungen zu Situation und Wahl der Sömmerungsbetriebe. ­A grarforschung Schweiz 3 (4), 186–193. ▪▪ Walkenhorst M., Spranger J., Klocke P. & Schaeren W., 2005. Risk factors contributing to udder health depression during alpine summer pasturing in Swiss dairy herds. In: Mastitis in dairy production (Ed. H. Hogeveen), Academic Publishers, Wageningen, 642–648. ▪▪ Zemp M., 1985. Einfluss der Alpung auf produktionstechnische und ­p hysiologische Parameter von Kühen mit mittleren bis hohen Milch­ leistungen. Dissertation ETH, Zürich

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N u t z t i e r e

Serie AlpFUTUR

Beweidungsintensität und Ökosystem­ leistungen im Alpgebiet Manuel K. Schneider1, Hermel Homburger1,2, Michael Scherer-Lorenzen2 und Andreas Lüscher1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz 2 Universität Freiburg, Fakultät für Biologie, Geobotanik, 79104 Freiburg, Deutschland Auskünfte: Manuel Schneider, E-Mail: manuel.schneider@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 377 75 98 1

Abb. 1 | Kuh mit GPS-Empfänger auf einer Alpweide im Unterengadin. (Foto: Sandra Hilfiker) Bildlegende

Einleitung Die Erweiterung der betrieblichen Futterbasis, eine verbesserte Tiergesundheit und die Arbeitsersparnis im Sommer sind nach wie vor die wichtigsten Gründe für die Alpung in der Schweiz (Fischer et al. 2012). Zusätzlich erbringen die Alpweiden bedeutende gesellschaftliche Leistungen wie wertvolle Nahrungsmittel, Erholungs-

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raum und Landschaftsbild, die wesentlich von der Beweidung bestimmt werden. Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Direktzahlungen stellt sich die zentrale Frage, wie die erwartete abnehmende Bestossung (Flury et al. 2012) die Beweidungsintensität und somit die von den Alpweiden erbrachten Ökosystemleistungen verändert. Während für die landwirtschaftliche Nutzfläche im Berggebiet ein klarer Zusammenhang zwi-


schen der Bewirtschaftungsintensität und Ökosystemleistungen wie Futterertrag und Biodiversität gezeigt wurde (z. B. Kampmann et al. 2008, Peter und Lüscher 2009), ist dieser für das Alpgebiet weit weniger bekannt. Eine grosse Herausforderung ist im Alpgebiet die Quantifizierung der Beweidungsintensität, die zur Untersuchung dieser Zusammenhänge notwendig ist. In der Regel sind die Weideschläge eines Alpbetriebes nämlich sehr gross und das Gelände ist sowohl topographisch als auch bezüglich der Vegetation sehr heterogen. Solange die weidenden Tiere frei wählen können, bevorzugen sie innerhalb der natürlich bestehenden Gradienten bestimmte Flächen für Futteraufnahme und Aufenthalt. Im Rahmen des Verbundprojektes AlpFutur (www.alpfutur.ch) wurde auf zwei Alpen mittels GPS die kleinräumige Beweidungsintensität erhoben. Es interessierten die treibenden Kräfte für das räumliche Muster der Beweidungsintensität und die Zusammenhänge mit den Ökosystemleistungen Futterproduktion und Artenvielfalt. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Weideführung, da sie das Hauptwerkzeug der Alpbewirtschaftenden ist.

Material und Methoden Die Untersuchungen wurden auf zwei Alpbetrieben durchgeführt, auf der Alp Jänzimatt im Kanton Obwalden (1600 m ü. M.) und auf der Alp Sura im Unterengadin (2120 m ü. M.), beides Milchkuhalpen. Die untersuchte Weidefläche betrug auf Jänzimatt 26 ha und auf Sura 125 ha. Die Weidefläche der Alp Jänzimatt wird mittels fixen und mobilen Zäunen in zahlreiche kleinere Umtriebsweiden aufgeteilt, nachts sind die Tiere im Stall. Die Alp Sura verfügt über eine ausgedehnte Tagweide, die über die ganze Alpzeit gleich bleibt, und einige kleinere Nachtweiden. Auf Jänzimatt ist der untere südwestliche Teil der Weide locker mit Fichten bestanden, bei der Alphütte und im nördlichen Teil gibt es einige feuchte Weiden mit Sauergräsern. Die Weiden der Alp Sura sind über grössere Flächen mit Zwergwacholder und anderen Zwergsträuchern durchsetzt und das Weidegebiet wird von einer Geländerinne mit steilen Abhängen durchschnitten. Die Beweidungsintensität wurde auf zwei Arten erhoben: Einerseits wurden Besatz und Besatzdauer pro Weidekoppel von den Bewirtschaftenden erfragt, andererseits wurden je zwei bis drei Kühe aus der Herde mit GPS-Empfängern (Qstarz Ltd., Taipei, Taiwan) am Halsband ausgestattet (Abb. 1). Die Empfänger zeichneten die Positionen der Tiere über die gesamte Alpzeit 2011 im Zeitabstand von 20 Sekunden auf. Das Verhalten der mit GPS versehenen Kühe wurde stichprobenartig beobachtet, wobei jede Verhaltensänderung zwischen Gehen, 

Zusammenfassung

Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet | Nutztiere

Im Sömmerungsgebiet ist die Beweidungs­ intensität eine der wichtigsten vom Bewirtschaftenden gesteuerten Einflussgrössen in Bezug auf Vegetation und Ökosystemleistungen. Sie ist allerdings auf den grossen und heterogenen Alpweiden schwierig zu quantifizieren. Deshalb wurde mittels GPS die kleinräumige Beweidungsintensität auf je einer Milchkuhalp im Kanton Obwalden und im Unterengadin gemessen. Die zwei Alpen unterscheiden sich bezüglich Umweltbedingungen und Weideführung. Die kleinräumige Beweidungsintensität ist auf beiden Alpen stark von den naturräumlichen Gegebenheiten wie der Geländeneigung, der Futterqualität und der Distanz zu Stall und Wasserquellen bestimmt. Ein Effekt der Weideführung auf die kleinräumige Beweidungsintensität ist nur auf derjenigen Alp sichtbar, wo eine enge Umtriebsweide praktiziert wird. Auf dieser Alp ist auch ein negativer Zusammenhang zwischen Beweidungsintensität und der Pflanzenvielfalt erkennbar. Auf jener Alp mit grossen Weideschlägen und viel freiem Weidegang sind die Ökosystemleistungen hingegen weitgehend von den Umweltbedingungen und der Weidepflege bestimmt. Dies zeigt, dass eine enge Weideführung notwendig ist, um im Alpgebiet mit der Beweidungsintensität die Erbringung von Ökosystemleistungen zu steuern.

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

223


Nutztiere | Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet

Abb. 2 | Untersuchungsfläche mit Weideausschlusskorb zur Messung des Futteraufwuchses auf der Alp Sura. (Foto: Claudia Hoffmann)

Fressen und Ruhen notiert wurde. Mit einem Klassifi­ kationsverfahren wurden daraufhin alle Positionspunkte in die Verhaltenskategorien Gehen, Fressen und Ruhen eingeteilt (Homburger et al. 2012). Die Anzahl der aufgezeichneten Punkte aus der Kategorie Fressen in jeder Zelle eines Rasters von 25 m x 25 m diente als Mass für die Beweidungsintensität und wurde mit fünf möglichen Einflussfaktoren verglichen: (1) die Geländeneigung, (2) die Distanz zum zentralen Alpgebäude, (3) die Distanz zur nächstgelegenen Wasserstelle, (4) die Besatzdichte des jeweiligen Weideschlags, wie sie vom Bewirtschafter aufgezeichnet wurde und (5) die Futterqualität. Für letztere wurde die Alpfläche nach Lebensraumtypen gemäss Delarze und Gonseth (2008) kartiert und in zwei (für beide Alpen gleiche) Kategorien unterschiedlicher Futterqualität reklassifiziert: (A) gräserdominierte Vegetation von guter Futterqualität und (B) gehölz- oder seggendominierte Vegetation mit geringem Futterwert. Der Einfluss aller Faktoren auf das Beweidungsmuster wurde mittels räumlicher Regressionen geprüft. Die dazu verwendete integrierte genestete Laplace Approximation (INLA) ermöglicht bei grossen Datensätzen eine effiziente Schätzung der Modellparameter und berücksichtigt dabei die räumliche Abhängigkeit der Datenpunkte untereinander (Rue et al. 2009).

224

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

Um den Zusammenhang zwischen Beweidungsintensität, Futterproduktion und Artenvielfalt aufzuzeigen, wurden auf jeder Alp – stratifiziert nach Neigung und ­Distanz vom Alpgebäude – je elf Flächen à 25 m2 aus­ gewählt. Zur Messung der Futterproduktion wurde im Zentrum jeder Untersuchungsfläche ein 1 m2 grosser Weideausschlusskorb platziert (Abb. 2). Die im Korb aufwachsende Biomasse wurde in der Mitte der Alpsaison und nach Alpabzug erhoben. Zusätzlich wurde die Artenvielfalt der Gefässpflanzen für jede Untersuchungsfläche von 25 m2 erfasst.

Resultate und Diskussion Besatz pro Weidekoppel ist ein ungenügendes Mass für die Beweidungsintensität Die mittels GPS erfasste Beweidungsintensität zeigt kleinräumige Muster, die vor allem auf der Alp Sura mit ihren zum Teil mehrere Hektaren grossen Weideschlägen ganz erheblich von der durchschnittlichen Besatzdichte des Weideschlages abweichen (Abb. 3). Auf der Alp Jänzimatt ergibt sich durch die vielen Weideschläge eine relativ gute Übereinstimmung zwischen den Angaben des Bewirtschafters zur Besatzdichte pro Weideschlage und der mittels GPS


Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet | Nutztiere

Sura

Jänzimatt

GVE/ha

1,5

1,0

Bestossung der Weideschläge

Sura

0,5

Jänzimatt 0,0

Kleinförmige Beweidungsintensität

100 m

Abb. 3 | Besatzdichte (GVE/ha) auf den zwei untersuchen Alpen Jänzimatt (links) und Sura (rechts), ermittelt aus den Angaben der Bewirtschafter zur Bestossung der Weideschläge (oben) und kleinräumige Beweidungsintensität (GVE/ha), errechnet aus den erhobenen GPS-Positionen (unten). Orange Linien bezeichnen Weideschläge. Die schraffierten Bereiche sind ausgezäunt und werden nicht mit den Milchkühen beweidet.

ermittelten Beweidungsintensität. Dennoch gibt es auch auf dieser Alp einige Gebiete, für welche die Besatzangaben ungenügend sind. Auf Jänzimatt werden grosse Bereiche der Alp mit ähnlicher Intensität beweidet (Abb. 3). Auf der Alp Sura hingegen fallen einige kleinere, intensiv genutzte Bereiche in den Nachtweiden ins Auge, auf der übrigen Fläche wechseln sich stärker beweidete und kaum genutzte Flächen kleinräumig ab. Unterschiedliche Faktoren steuern die kleinräumige Beweidungsintensität Die dreidimensionale Visualisierung der beiden Alpen (Abb. 4) gibt deutliche Hinweise auf den Einfluss der Umweltfaktoren auf die Verteilung der Beweidungsintensität. Auf Alp Jänzimatt werden geneigte Flächen

unterhalb und oberhalb des Alpzentrums am intensivsten beweidet. Nur die ebenen, recht feuchten Weiden in Stallnähe und die stark geneigten und die nassen Flächen an den Rändern werden kaum beweidet. Auf Alp Sura ist deutlich zu erkennen, dass die Beweidungsintensität erheblich durch die Geländeneigung bestimmt wird. Hier werden alle flachen Stellen stark beweidet, sofern sie nicht zu weit vom Alpstall entfernt sind. Die visuell feststellbaren Einflussgrössen auf die Beweidungsintensität werden durch das räumliche Regressionsmodell bestätigt (Abb. 5). Auf beiden Alpen hat die Neigung einen negativen Einfluss auf die Beweidungsintensität. Allerdings ist dieser nur auf Alp Sura signifikant verschieden von Null, während er auf Alp Jänzimatt sehr klein ist. Auf beiden Alpen ist die Bewei- 

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

225


Nutztiere | Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet

Jänzimatt

Sura

Abb. 4 | Beweidungsintensität auf den Alpen Jänzimatt (oben) und Sura (unten) ermittelt aus den GPS Positionen. Weisse Linien markieren die Weideschläge, blaue Punkte die Untersuchungsflächen für Ökosystemleistungen. ­G rössenunterschiede entsprechen nur ungefähr den realen Unterschieden in der Flächengrösse. (Datenquellen: swissimage©swisstopo, dom©swisstopo)

dungsintensität auf Flächen mit guter Futterqualität signifikant höher als auf Flächen, die von Zwergsträuchern oder Seggen dominiert sind. Die qualitativ bessere Vegetation war allerdings auf Alp Jänzimatt mit 85 % Flächenanteil bedeutend häufiger als auf Sura mit 30 % Flächenanteil. Die zwei geprüften Distanzmasse wirken auf den beiden Alpen unterschiedlich. Auf Jänzimatt ist die Beweidungsintensität mit zunehmender Entfernung zum Stall höher und nimmt mit der Entfernung von den Wasserstellen ab. Dies ist auf die Gebiete in Stallnähe zurückzuführen, die kaum beweidet werden. Auf Alp Sura hingegen ist die Beweidungsintensität durch die Entfernung vom Stall limitiert, während die Distanz zu Wasserstellen einen kleinen positiven Effekt hat. Von besonderem Interesse ist, ob auf den untersuchten Alpen ein Einfluss der Weideführung feststellbar ist, das heisst, ob ein Effekt der durchschnittlichen Besatzdichte pro Weideschlag auf die kleinräumige Beweidungsintensität erkennbar ist. Die räumliche Regression zeigt für Alp Jänzimatt einen kleinen, aber signifikant positiven Effekt des Besatzes der Weideschläge auf die Beweidungsintensität. Auf Alp Sura hingegen ist kein

226

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

Einfluss feststellbar. Dies bedeutet, dass die Verteilung der Beweidungsintensität auf Alp Jänzimatt durch den Bewirtschafter mit seiner intensiven Umtriebsweide mitbestimmt wird, wohingegen sie auf Alp Sura weitgehend von der Topografie abhängt. Dabei ist zu erwähnen, dass die Weideführung auf Jänzimatt auch in einem grösseren Gradienten des Koppelbesatzes resultiert als auf Alp Sura. Alp-spezifische Zusammenhänge zwischen Beweidungsintensität und Ökosystemleistungen Die Beweidungsintensität zeigt auf den beiden Alpen unterschiedliche Zusammenhänge mit den untersuchten Ökosystemleistungen (Abb. 6). Auf Alp Sura gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Futterproduktion und der Beweidungsintensität: Flächen mit grossem Futterangebot werden von den Weidetieren auch häufig aufgesucht (Spearman’s ρ = 0,67, P < 0,05). Der Zusammenhang ist auf Alp Jänzimatt ebenfalls vorhanden, jedoch weniger stark ausgeprägt (Spearman’s ρ = 0,56, P < 0,1). Der Unterschied kann zu einem gewissen Teil durch den freieren Weidegang auf Alp Sura erklärt werden, wodurch die Kühe bevorzugt Flächen mit grossem Futterangebot beweiden.


Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet | Nutztiere

Sura

Jänzimatt Geländeneigung Distanz Stall Distanz Wasser Futterqualität (hoch vs. tief) Besatzdichte Weideschlag −2

−1

0

1

−2

2

−1

0

1

2

Abb. 5 | Einflussfaktoren auf die kleinräumige Beweidungsintensität auf den zwei Alpen Jänzimatt und Sura. Gezeigt sind Mittelwerte mit 95 %-Vertrauensintervall der Koeffizienten der standardisierten Variablen in einer räumlichen Regression. Koeffizienten sind signifikant von Null verschieden, wenn ihr Vertrauensintervall Null nicht überlappt. Distanzen wurden vorgängig log-transformiert.

Der Zusammenhang zwischen der Anzahl Pflanzenarten und der Beweidungsintensität ist auf beiden Alpen nicht sehr deutlich ausgeprägt. Auf Jänzimatt gibt es tendenziell weniger Pflanzenarten auf stark beweideten Flächen, während auf Alp Sura nur ein schwacher Zusammenhang besteht. Die beobachteten Muster sind auf den ersten Blick unerwartet, können allerdings damit erklärt werden, dass im Alpgebiet das Vieh einige Vegetationstypen sehr gerne besucht (z. B. Milchkrautweiden oder Blaugrashalden), die eine ausserordentlich hohe Artenvielfalt aufweisen (Dietl 1998). Im Gegensatz dazu sind verschiedene von Kühen gemiedene Vegetationsty-

pen (z. B. Zwergstrauchheiden, strenge Borstgrasrasen) nicht unbedingt artenreich (Schneider et al. 2011). Im Vergleich dazu ist auf Alp Jänzimatt die Futterproduktion eine weitaus bessere Erklärungsgrösse für die Anzahl Pflanzenarten als die Beweidungsintensität (Spearman’s ρ = –0,76, P < 0,01). Jänzimatt entspricht damit einer ganzen Reihe von anderen Alpen, die einen negativen oder unimodalen Zusammenhang zwischen Produktivität und Pflanzenvielfalt zeigen (Schneider et al. 2011). Auf Alp Sura zeigt auch die Futterproduktion keinen Zusammenhang mit der Artenvielfalt, da die  Artenzahl bei gleichem Ertrag sehr stark variiert.

Jänzimatt

5 4 3 2

70

70

60

60

Anzahl Pflanzenarten

Anzahl Pflanzenarten

Futterproduktion (t/ha)

6

Sura

50 40 30

1 0,0

0,5

1,0

Beweidungsintensität (GVE/ha)

50 40 30

0,0

0,5

1,0

Beweidungsintensität (GVE/ha)

1

2

3

4

5

6

Futterproduktion (t/ha)

Abb. 6 | Zusammenhänge zwischen Futterproduktion, Anzahl Pflanzenarten und Beweidungsintensität auf den zwei Alpen Jänzimatt (rote Kreise) und Sura (blaue Quadrate).

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

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Nutztiere | Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet

Schlussfolgerungen Im Alpgebiet ist die kleinräumige Beweidungsintensität in weit stärkerem Masse von der Topografie, der Zugänglichkeit und der Futterqualität bestimmt als vom Besatz pro Weidekoppel, der durch die Alpbewirtschaftenden geregelt wird. Es braucht zudem eine enge Weideführung im Stil einer intensiven Umtriebsweide, damit ein Einfluss auf die räumliche Verteilung der Beweidungsintensität sichtbar wird. Die positive Wirkung der Futterqualität auf die Beweidungsintensität zeigt, dass letztere auch durch die Weidepflege beeinflusst werden kann.

Der starke Einfluss von natürlichen Gegebenheiten auf die Beweidungsintensität lässt erwarten, dass auch Futterproduktion und Artenvielfalt auf Alpweiden wesentlich von natürlichen Faktoren abhängen und nur durch eine enge Weideführung und die Weidepflege beeinflusst werden können. Dies zeigt sich deutlich auf den zwei untersuchten Alpen: Auf Alp Jänzimatt mit ihrer engen Weideführung besteht ein Zusammenhang zwischen Beweidungsintensität und den Ökosystemleistungen Futterproduktion und Artenzahl; auf Alp Sura mit ihren grossen Weideschlägen und viel freiem Weidegang sind diese Ökosystemleistungen hingegen weitgehend von den naturräumlichen Gegebenheiten bestimmt. n

Dank

Das Teilprojekt 2 Nutzungsintensität von AlpFutur wurde durch die Fondation ­Sur-la-Croix und den Kanton Graubünden finanziert. Wir danken den Alpbe­ wirtschaftern für die gute Zusammenarbeit.

www.alpfutur.ch

Literatur ▪▪ Delarze R. & Gonseth I., 2008. Lebensräume der Schweiz. Verlag Ott, Thun. 424 S. ▪▪ Dietl W., 1998. Wichtige Pflanzenbestände und Pflanzenarten der Alpweiden. Agrarforschung 5 (6), I–VIII. ▪▪ Flury C., Zimmermann A., Mack G. & Möhring A., 2012. Auswirkungen der Agrarpolitik 2014–2017 auf die Berglandwirtschaft: Bericht ­F orschungsprogramm AgriMontana, Agroscope, Zürich. 16 S. ▪▪ Fischer M., von Felten S., & Lauber S., 2012. Heimfutterfläche – Schlüsselparameter der Sömmerungsnachfrage. Agrarforschung Schweiz 3 (4), 194–201. ▪▪ Homburger H., Schneider M. K., Hilfiker S., Scherer-Lorenzen M. & Lüscher A., 2012. Measuring grazing intensity in heterogeneous pastures using GPS-tracking. Grassland Sci. in Europe 17, 213–215.

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

▪▪ Kampmann D., Herzog F., Jeanneret P., Konold W., Peter M., Walter T., Wildi O. & Lüscher A., 2008. Mountain grassland biodiversity: Impact of site conditions versus management type. J. Nat. Conserv. 16, 12–25. ▪▪ Peter M. & Lüscher A., 2009. Magerwiesen der Alpen: Floristische Veränderung in 25 Jahren. Agrarforschung 16 (3), 76–81. ▪▪ Rue H., Martino S. & Chopin N., 2009. Approximate Bayesian inference for latent Gaussian models by using integrated nested Laplace approximations. J. Royal Stat. Soc. B 71, 319–392. ▪▪ Schneider M. K., Homburger H., Scherer-Lorenzen M. & Lüscher A., 2011. Survey of the biodiversity-productivity relationship in Swiss summer ­p astures. Grassland Sci. in Europe 16, 487–489.


Intensità di pascolo e prestazioni ecosistemiche nella regione alpestre Nella regione d'estivazione l'intensità di pascolo rappresenta uno dei principali elementi a disposizione del gestore per esercitare un influenza su vegetazione e prestazioni ecosistemiche. Essa, però, è difficilmente quantificabile sui pascoli alpestri estesi ed eterogenei. Abbiamo pertanto cercato di misurare l’intensità di pascolo su piccola scala su due alpeggi con mucche da latte nel Canton Obwaldo e in Bassa Engadina con l’aiuto di GPS. I due alpeggi si distinguono per le condizioni ambientali e la gestione del pascolo. In entrambi i casi l'intensità di pascolo su piccola scala è fortemente determinata dalle caratteristiche naturali del luogo, come la pendenza del terreno, la qualità del foraggio e la distanza dalla stalla e dalle fonti d'acqua. Un effetto della gestione sull'intensità del pascolo su piccola scala è visibile soltanto sull'alpeggio che pratica il pascolo a rotazione con spostamenti frequenti. Qui è anche riconoscibile una correlazione negativa tra intensità di pascolo e diversità floristica. Sull’alpeggio con parcelle estese e pascolo piú libero, le prestazioni ecosistemiche sono invece ampiamente determinate dalle condizioni ambientali e dalla manutenzione del pascolo. Ciò mostra la necessità di una gestione del pascolo assidua allo scopo di condizionare le prestazioni ecosistemiche degli alpeggi attraverso l’intensità di pascolo.

Summary

Riassunto

Beweidungsintensität und Ökosystem­l eistungen im Alpgebiet | Nutztiere

Grazing intensity and ecosystem services in the alpine region In the alpine summer-grazing area, grazing intensity is one of the most important management variables controlling vegetation and ecosystem services. In spite of this, grazing intensity is difficult to quantify on large, heterogeneous alpine pastures. For this reason, local grazing intensity on two alpine summer dairy farms in the canton of Obwalden and in the Lower Engadine, Switzerland, were quantified by means of GPS tracking. The two farms differed in terms of environmental conditions and grazing management. Local grazing intensity on both farms was strongly determined by natural conditions such as slope of the terrain, forage quality, and distance to sheds and water sources. An effect of grazing management on local grazing intensity was only detectable on the farm where strict rotational grazing is practised. On this farm, a negative correlation was also found between grazing intensity and plant species richness. By contrast, ecosystem services on the summergrazing farm with large pasture plots and free-range grazing were largely determined by environmental conditions and pasture management. This shows that strict grazing management is necessary in order to control the provision of ecosystem services on summer-grazing pastures via grazing intensity. Key words: grazing, subalpine pastures, GPS, INLA, ecosystem services.

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 222–229, 2013

229


N u t z t i e r e

Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­weidebasierter Milchproduktion Michael Sutter1, Thomas Nemecek 2 und Peter Thomet1 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz 2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Michael Sutter, E-Mail: michael.sutter@bfh.ch, Tel. +41 31 910 22 63 1

Hauptquellen der Umweltwirkung der Stallherde sind der Mais- und Sojaanbau.

Die Milchproduktion im Vollweidesystem weist ein grosses ökologisches Potenzial auf.

Einleitung

Ökobilanz untersucht. Die beiden Systeme sind saisonale Vollweide mit Blockabkalbung Ende Winter einerseits und Stallfütterung basierend auf Mais- und Grassilage mit einer relativ hohen Kraftfuttergabe zum Erzielen von hohen Jahres-Milchleistungen pro Kuh anderseits.

Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen, welche die Schweizer Milchwirtschaftsbetriebe gegenwärtig zu meistern haben, müssen sie sich vermehrt mit Klimaschutz, Umweltschutz und dem Verbrauch der knappen Ressourcen befassen. In den vergangenen Jahrzehnten war die stete Steigerung der Milchleistung pro Kuh und Laktation handlungsbestimmend. Heute wächst die Erkenntnis, dass diese Entwicklung in einem Grasland wie der Schweiz im Hinblick auf eine möglichst effiziente Nutzung von Ressourcen hinterfragt werden muss. Die einseitige Fokussierung auf die Milchleistung muss durch eine Betrachtungsweise der Nachhaltigkeit abgelöst werden. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der ökologischen Bewertung. Am Beispiel des dreijährigen Systemvergleichs Milchproduktion Hohenrain wurden die ökologischen Stärken und Schwächen von zwei unterschiedlichen Milchproduktionssystemen mittels

230

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 230–237, 2013

Material und Methode Versuchsaufbau Der Versuch fand auf dem Gutsbetrieb des landwirtschaftlichen Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung (BBZN) Hohenrain (LU) statt. Die Stallherde (SH) erhielt eine Teil-Mischration, welche während der Vegetationsperiode mit einem kurzen Weidegang von rund drei Stunden pro Tag ergänzt wurde («Siestaweide»). Die Stallherde hielt sich folglich vorwiegend im Freilaufstall auf. Die Winterfütterung der Weideherde (WH) bestand aus Belüftungsheu und Stroh, die Sommerfütterung ausschliesslich aus Weidegras (Tag- und Nacht-


weide). Die SH bestand aus je zwölf Brown Swiss und Holstein-Kühen und die WH aus je 14 Brown Swiss und Swiss Fleckvieh-Kühen. Die durchschnittliche Milchleistung der SH lag bei 8900 kg jene der WH bei 6074 kg (Tab. 1). Jede Herde hatte 13 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) und 180 000 kg Lieferrecht pro Jahr zur Verfügung. Bei der WH bestand die LN vollumfänglich aus Grünland, bei der SH wurden neben Grünland auch Futterweizen, Silo- und Körnermais angebaut. Der Versuch dauerte von 2008 bis 2010.

Zusammenfassung

Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion | Nutztiere

Swiss Agricultural Life Cycle Assessment Die Ökobilanzierung (englisch: Life Cycle Assessment oder LCA, deutsch: Lebenszyklusanalyse) betrachtet die Umweltwirkungen eines Produktes während seines ganzen Lebensweges. Somit fliessen auch die Umweltwirkungen der Produktionsfaktoren wie Dünger, Maschinen, Gebäude usw. in die Berechnungen ein. Dabei werden die Emissionen und der Ressourcenverbrauch sowohl bei der Förderung und Verarbeitung der Rohstoffe als auch bei der Entsorgung und Wiederverwertung der Abfälle berücksichtigt (Hersener et al. 2011). Für die Berechnung der Ökobilanzen wurde die Software SimaPro Version 7.3 verwendet (PRé consultants, Amsterdam). Das Ökoinventar stammt aus der Datenbank von Swiss Agricultural Life Cycle Assessment (SALCA) und der ecoinvent-Datenbank Version 2.2 des Schweizer Zentrums für Ökoinventare. Ein detaillierter Beschrieb der Ökobilanzmethode SALCA ist im Schlussbericht zur Zentralen Auswertung von Ökobilanzen landwirtschaftlicher Betriebe zu finden (Hersener et al. 2011).

Klimaschutz, Umweltschutz und der ­ erbrauch von knappen Ressourcen sind V Stichworte mit welchen sich die Schweizer Milchwirtschaftsbetriebe vermehrt beschäftigen müssen. Im Rahmen des Systemvergleichs Milch­ produktion Hohenrain konnte mit der Ökobilanzmethode Swiss Agricultural Life Cycle Assessment (SALCA) eine umfassende Betrachtung der Umweltwirkungen durchgeführt werden. Dazu wurden die ökologischen Stärken und Schwächen der beiden Systeme saisonale Vollweide und Stallfütterung einander gegenübergestellt. Die Stallherde ist in drei von 13 Wirkungs­ kategorien deutlich besser als die Weideherde-SILO. Im Gegenzug schneidet die Weideherde-SILO in sieben von 13 Wirkungskategorien besser ab. Eine wesentliche Schwäche der Weideherde ist der höhere Methanausstoss pro kg energiekorrigierte Milch (+ 41 %) und der 1,5 mal höhere Flächenbedarf pro kg energiekorrigierte Milch. Die Stallherde hat ihre grössten Schwächen in der Abholzung von Wald, dem Ressourcenbedarf an Phosphor und Kalium und der Ökotoxizität. Wichtigste Verursacher für das schlechte Abschneiden in diesen Kategorien sind der Mais und das Sojaschrot.

Variante Weideherde mit Silage Die WH wurde ohne Silage gefüttert (Tab. 1). Im Gegensatz dazu, erhielt die SH vorwiegend einsilierte Futtermittel (Mais- und Grassilage). Damit die Resultate der beiden Verfahren trotz unterschiedlicher Futterkonser-  Tab. 1 | Charakterisierung der beiden Versuchsherden. (FS = Frischsubstanz) Stallherde 24 Kühe Brown Swiss / Holstein (1:1) Milchleistung 8900 kg / Standardlaktation Teilmischration mit Mais-/Grassilage und Proteinausgleichsfutter (Milchproduktions-Potenzial= 27kg) Kraftfutter nach Bedarf ca. 1100kg FS / Kuh & Laktation

Weideherde 28 Kühe Brown Swiss / Swiss Fleckvieh (1:1) Milchleistung 6074 kg / Standardlaktation Vollweide auf Kurzrasenweide Keine Silage Kraftfutter nur zu Laktationsbeginn ca. 300 kg FS / Kuh & Laktation

«Siestaweide» während Vegetationsperiode (ca. 3 h pro Tag)

Vollweide

Abkalbung ganzjährig mit Häufung von Juni bis September

Abkalbung von Februar bis April

Der detaillierte Versuchsaufbau des Projektes «Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain» ist in Hofstetter et al. (2011) beschrieben.

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 230–237, 2013

231


Nutztiere | Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion

vierung besser verglichen werden konnten, wurde eine zweite Ökobilanz für die WH gerechnet, welche die WH mit Silagefütterung abbildet (WH-SILO). Im Unterschied zur ersten Ökobilanz der WH, wurden folgende Punkte angepasst: Reduktion des Stromverbrauchs (Wegfall Stromverbrauch Belüftungsheu), Verringerung Gebäudebedarf (Siloballenlagerung analog der SH im Freien) und Reduktion der Durchfahrten für das Wenden des Futters. Biodiversität Die Biodiversität wurde nach der «Methode zur Beurteilung der Wirkung von landwirtschaftlicher Aktivität auf die Biodiversität für Ökobilanzen» (SALCA-Biodiversität) der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (Jeanneret et al. 2009) berechnet. Für jede Herde wurde die Biodiversität der betriebseigenen Futterflächen als auch jene der betriebsexternen Flächen (indirekte Nutzung durch Zukauf von Futtermitteln oder Tieren) bewertet. Für die Berechnung der Biodiversität der beiden untersuchten Milchproduktionssysteme, wurden die Durchschnittszahlen aus der Forschungsinitiative von Coop und Agroscope Reckenholz-Tänikon «Ökologische Bewertung von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch» verwendet (Alig et al. 2012). Die ökologischen Ausgleichsflächen und die für den Anbau von Soja benötigten Flächen wurden bei der Berechnung der Biodiversität nicht berücksichtigt. Bei

den Ausgleichsflächen handelte es sich bei beiden Herden jeweils um dieselbe Fläche von je 0,91 ha und um dieselbe Kultur (Naturwiese extensiv). Da auch die Nutzung dieser Kultur in beiden Herden gleich war, kann davon ausgegangen werden, dass beide Flächen dieselbe Biodiversität aufwiesen. Die Sojabohnen welche in Form von Sojaschrot im Versuch verfüttert worden sind, stammten nicht aus der Schweiz, sondern vorwiegend aus Übersee. Da die Methode (SALCA-Biodiversität) für die Landwirtschaft in Übersee nicht geeignet ist, wurde Soja in der Berechnung der Biodiversität nicht berücksichtigt.

Resultate Die beiden Systeme unterscheiden sich deutlich Mit Ausnahme von drei der 13 Wirkungskategorien gibt es zwischen den beiden Systemen (SH und WH bzw. WHSILO) deutliche Unterschiede. So verursacht die WH bzw. WH-SILO in drei und die SH in sieben Wirkungskategorien mehr Emissionen als das verglichene System. Werden nur die beiden Varianten WH und WH-SILO betrachtet, sind die grössten Unterschiede in den Kategorien Ozonbildungspotenzial (+15 %), Ökotoxizitätpotenzial aquatisch (+13 %), Treibhauspotenzial (+11 %) und Ressourcenbedarf P (+9 %) zu finden (Tab. 2). Da die Ergebnisse der Variante WH-SILO aufgrund der angepassten Futterkonservierung besser mit der SH vergleichbar ist, beschränken sich die folgenden Kapitel mit den

Tab. 2 | Resultate der Ökobilanzen für die unterschiedlichen Wirkungskategorien und die beiden Versuchsherden inkl. der Variante WH mit Silagefütterung. (Durchschnitt der drei Versuchsjahre, Umweltwirkungen pro kg verkaufte ECM, in der Klammer die prozentuale Abweichung zur Stallherde).

232

Wirkungskategorie

Pro kg ECM

Flächenbedarf

ma

0,95

1,41 (+48 %)

1,42 (+49 %)

Treibhauspotenzial

kg CO2 eq

1,14

1,39 (+22 %)

1,52 (+33 %)

Ozonbildungspotenzial

person.ppm.h

0,0010

0,0011 (+14 %)

0,0012 (+29 %)

Eutrophierungspotenzial aquatisch N

kg N

0,0047

0,0046 (-3 %)

0,0048 (+1 %)

Humantoxizitätspotenzial

kg 1,4-DB eq

0,20

0,21 (+2 %)

0,20 (0 %)

Energiebedarf

MJ eq

5,10

5,18 (+2 %)

5,00 (-2 %)

Eutrophierungspotenzial terrestrisch

m2

0,96

0,72 (-25 %)

0,72 (-24 %)

Versauerungspotenzial

m2

0,24

0,18 (-25 %)

0,18 (-25 %)

Ökotoxizitätspotenzial aquatisch

kg 1,4-DB eq

0,0274

0,0136 (-50 %)

0,0173 (-37 %)

2

Stallherde

Weideherde

Weideherde-SILO

Ressourcenbedarf P

kg P

0,0010

0,0004 (-57 %)

0,0005 (-47 %)

Ökotoxizitätspotenzial terrestrisch

kg 1,4-DB eq

0,0014

0,0006 (-60 %)

0,0007 (-53 %)

Ressourcenbedarf K

kg K

0,0023

0,0002 (-90 %)

0,0004 (-84 %)

Abholzung

m2

0,0027

0,0004 (-96 %)

0,0004 (-96 %)

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Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion | Nutztiere

6

MJ eq. pro kg ECM

5 4 Tiere Saatgut PSM Maschinen Gebäude & Einrichtungen Futtermittel Energieträger Düngung

3 2 1 0

Stallherde

Weideherde-SILO

Abb. 1 | Verteilung des Energiebedarfs auf die unterschiedlichen Inputgruppen. Systemvergleich Milchproduk­ tion Hohenrain (2008-2010). ECM = energiekorrigierte Milch.

Resultaten der Ökobilanzen auf den Vergleich der SH mit der Variante WH-SILO. Energiebedarf ähnlich Die SH benötigte für die Herstellung von einem kg energiekorrigierter Milch (ECM) etwa gleich viel nicht erneuerbare Energieressourcen wie die WH-SILO. Allerdings unterschieden sich die Beiträge der verschiedenen Inputgruppen wesentlich (Abb. 1). Die SH benötigte bei der Inputgruppe Futtermittel 2,8-mal mehr Energie für die Herstellung von einem Kilogramm ECM als die WH-SILO (1,43 MJ eq. bzw. 0,51 MJ eq. pro kg ECM). Dieser grosse Unterschied ist auf die Verfütterung von Körnermais, Maiskleber und Silomais bei der SH zurückzuführen. Die Produktion dieser drei Futtermittel benötigte pro kg ECM bereits mehr Energie als die Produktion aller Futtermittel der WH-SILO. Weitaus den grössten Energiebe-

darf wies bei der SH die Herstellung von Maiskleber auf, wobei pro kg ECM 0,52 MJ eq. benötigt wurden. Der Energiebedarf für die Erstellung der Gebäude und Einrichtungen (0,98 MJ eq. bzw. 0,60 MJ eq. pro kg ECM) und für die Remontierung (1,09 MJ eq. bzw. 0,93 MJ eq. pro kg ECM) war hingegen bei der WH-SILO höher als bei der SH. Dieser Unterschied kann auf die grössere Tierzahl der WH-SILO zurückgeführt werden. Methanausstoss als Schwäche der WH-SILO Der mittels Modellrechnungen ermittelte höhere Methanausstoss der WH-SILO pro kg ECM führte zu den grossen Unterschieden beim Treibhaus- und Ozonbildungspotenzial. Bei der WH-SILO verursachte das Methan 60 % des gesamten Treibhauspotenzials, bei der SH ist die Relevanz des Methans mit 57 % etwas geringer als bei der WH-SILO (Abb. 2) (0,91 kg CO2 eq. 

1,60

kg CO2 eq. pro kg ECM

1,40 1,20 1,00 0,80 0,60

übrige Emissionen CH4 Methan

0,40

N2O Lachgas 0,20

CO2 - Fossil CO2 Landnutzungsänderung

0 Stallherde

Weideherde-SILO

Abb. 2 | Zusammensetzung der Treibhausgase für die beiden Herden. Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain (2008-2010). ECM = energiekorrigierte Milch.

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Nutztiere | Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion

bzw. 0,65 kg CO2 eq. pro kg ECM). Das Methan stammte bei der WH-SILO zu 99 %, bei der SH zu 98 % von den Tieren. Methan entsteht hauptsächlich bei der Verdauung der Wiederkäuer sowie bei der Lagerung der Hofdünger. Die Inputgruppe Tiere ist somit für das Treibhauspotenzial sehr wichtig. Insbesondere weil die Wirkung von Methan auf das Treibhauspotenzial rund 25-mal stärker ist, als jene von CO2 (Forster et al. 2007). Der in der Kategorie Fossil enthaltene, mehr als dreimal höhere Gesamtverbrauch an Diesel der SH, fällt hingegen wenig ins Gewicht. Grössere Ammoniakemissionen bei der SH Die WH-SILO verursacht weniger Versauerungspotenzial und terrestrisches Eutrophierungspotenzial als die SH. Der Grund liegt in den höheren Ammoniakemissionen der SH. Das Versauerungspotenzial besteht bei beiden Herden zu 90 % (SH) respektive 89 % (WH-SILO) aus Ammoniakemissionen (0,21 m2 bzw. 0,16 m2 pro kg ECM). Noch wichtiger sind die Ammoniakemissionen beim terrestrischen Eutrophierungspotenzial. So kann die terrestrische Eutrophierung in beiden Systemen zu 96 % auf die Ammoniakemissionen zurückgeführt werden. Beim System Vollweide waren die Tiere während der Vegetationszeit fast 23 Stunden täglich auf der Weide. Die Hofdüngermenge der Stallherde, die gelagert und ausgebracht werden musste, ist weitaus höher. Die Ausbringung dieser Hofdünger erfolgte vermehrt während der Sommermonate. Dann sind rund 35 % höhere Emissionen zu erwarten als im Winterhalbjahr (Frick et al. 1996). Die Kombination von mehr Hofdünger und mehr Ausbringungen im Sommer führt schliesslich zu einem Drittel höheren Ammoniakemissionen der SH verglichen mit der WH-SILO. Ackerland versus Grasland Für die Berechnung des Flächenbedarfs wurden nicht nur die LN im In- und Ausland berücksichtigt, sondern auch die Flächen, welche in Form von Wald für die Herstellung von Bauholz benötigt wurden und die Arealflächen auf welchen die Produktionsstätten stehen. Die

WH-SILO benötigte im Systemvergleich Hohenrain 49 % mehr Fläche für die Herstellung von einem kg ECM als die SH, allerdings unter der Voraussetzung, dass beide Herden pro Kuh den gleichen Stallplatz und Gebäudeanteil erfordern (Tab. 3). Die WH-SILO weist einen insgesamt höheren Flächenbedarf auf, dieser besteht aber zu einem Hauptteil aus Grasland. Da dieses nicht zwingend guten Ackerboden voraussetzt, auf dem auch Nahrungsmittel produziert werden könnten, steht die Fütterung der WH weniger in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung als jene der SH. Durch die grösseren Mengen an Kraftfutter und das Verfüttern von Silomais in der SH benötigt diese 2,3-mal mehr Ackerland als die WH-SILO. WH-SILO konnte Potenzial nicht ausschöpfen Die Umweltwirkungen der WH-SILO haben von Jahr zu Jahr abgenommen, während bei der SH kaum eine Veränderung stattgefunden hat bzw. die Emissionen sogar zugenommen haben (Abb. 3). Der Rückgang bei der WH-SILO lässt sich unter anderem durch die zum Versuchsbeginn neu angesäte Weide erklären. Diese produzierte im ersten Versuchsjahr noch nicht die maximale Biomasse (noch nicht geschlossene Saatreihen bei Kurzrasenweidenutzung). Zudem mussten sich sowohl die Betriebsleiter als auch die Herde an das Vollweide-System gewöhnen. Die WH-SILO scheint somit ihr Potenzial während des Versuches nicht ausgeschöpft zu haben. Ein Indiz hierfür ist das stetige Überschreiten der ZielAufwuchshöhe im Frühjahr. In jedem der drei Versuchsjahre stand der Herde somit mehr Weidefläche zur Verfügung als nötig gewesen wäre. Es bleibt offen, wie sich die WH-SILO weiterentwickelt hätte, ob deren Umweltwirkungen noch weiter abnähmen oder ob im dritten Versuchsjahr das System soweit etabliert ist, dass kein Rückgang mehr stattfindet. Weideherde mit höherer Biodiversität Die bewirtschafteten Flächen wiesen bei der WH eine höhere Biodiversitätspunktzahl auf, als jene der SH. So erreichte die SH 5,5 und die WH 6,7 Biodiversitäts-

Tab. 3 | Flächenbedarf für die Produktion von einem kg ECM im Durchschnitt der drei Versuchsjahre. Systemvergleich Milchproduktion ­H ohenrain (2008–2010). ECM = energiekorrigierte Milch. Stallherde m2 pro Jahr und kg ECM

234

Weideherde-SILO m2 pro Jahr und kg ECM

Ackerland

0,32

0,14

Grasland intensiv

0,50

1,06

Grasland extensiv

0,08

0,10

Wald

0,06

0,09

Übrige Fläche

0,02

0,02

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1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0

m2 pro Jahr und kg ECM

kg CO2 eq. pro kg ECM

Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion | Nutztiere

2008

2009

2010

1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0

2008

2009

2010

Weideherde-SILO Stallherde

Abb. 3 | Entwicklung der beiden Herden im Laufe der drei Versuchsjahre am Beispiel der beiden Wirkungskategorien Treibhauspotenzial (links) und Flächenbedarf (rechts). ECM = energiekorrigierte Milch.

punkte. Das schlechtere Abschneiden der SH ist im Wesentlichen auf den hohen Maisanteil in der SH-Ration zurückzuführen.

Diskussion Problematik der Methanemissionen Der Methanausstoss stellt gemäss den vorliegenden Ergebnissen die grösste Schwäche der WH-SILO dar. Die WH-SILO produzierte pro kg TS 1,08 kg ECM und somit deutlich weniger als die SH mit 1,28 kg ECM pro kg TS, wobei der Energiegehalt der Ration bei der SH bei 6,58 MJ NEL und bei der WH bei 6,07 MJ NEL lag (Hof­ stetter et al. 2011). Dementsprechend nimmt die WHSILO insgesamt mit 5,62 MJ NEL pro kg ECM gegenüber der SH mit 5,14 MJ NEL pro kg ECM auch mehr Energie auf. Daraus lassen sich gemäss dem Intergovernmental Panel on Climate Change (Eggleston et al. 2006) höhere Methanemissionen erwarten. Neuere Untersuchungen stellen jedoch diese Schlussfolgerungen in Frage. So konnten O’Neill et al. (2011) in ihrer Studie feststellen, dass die Methanproduktion im System Vollweide im Vergleich zum System Totalmischration (TMR) sowohl pro kg TS als auch pro kg ECM geringer ist. Dabei handelte es sich um gemessene Werte und nicht um Modellberechnungen, wie dies bei den vorliegenden Ökobilanzen der Fall ist. Die Autoren führten die signifikant tiefere Methanproduktion pro kg TS auf das hochverdauliche Weidegras zurück. Dieses führt zu einem tieferen pH im Pansen der Kühe, was zu einer geringeren Verdaulichkeit der Pflanzenfasern innerhalb des Pansens führt und in Folge zu geringeren Energieverlusten in Form von Methan. Eine weitere Erklärung für die tiefere Methanproduktion bei der Verfütterung von Weidegras sehen sie in der höheren Rohprotein-Konzentration von Weidegras. Der Abbau von Protein verursacht, im Gegensatz zum Abbau von Kohlenhydraten im Pansen, deutlich weniger Methan. Buddle et al. (2011) stellten in ihrer

Studie die These auf, dass ein hoher Anteil löslicher Zucker im Weidegras zu einer Reduktion der Methanproduktion führt. Bereits 2002 wiesen Robertson und Waghorn (2002) in ihrer Studie darauf hin, dass eine TMR Fütterung im Vergleich zur Weidefütterung nicht zu signifikant tieferen Energieverlusten via Methan führt (in % der Bruttoenergie). So konnte in dieser Studie ein deutlich höherer Energieverlust in Form von Methan bei der Verdauung von Grassilage im Vergleich zu frischem Gras festgestellt werden. Im Lichte der neueren Untersuchungen müssen die Methanemissionen ev. neu beurteilt werden, wobei sich die Ergebnisse zu Gunsten der WH beziehungsweise WH-SILO verschieben könnten. Problematik von Mais- und Sojaanbau Mais- und Sojaanbau sind die Hauptquellen von Umweltwirkungen bei der SH. So verursachte der Anbau von Mais, welcher als Silage oder als Körnermais kombiniert mit Soja oder Maiskleber verfüttert wurde, den grössten Anteil des Ökotoxizitätspotenzials (terrestrisch und aquatisch). Die Verfütterung von Sojaschrot verursachte bei der SH zu 99 % und bei der WH-SILO zu 92 % die Resultate der Wirkungskategorie Abholzung. Die Ration der WH-SILO wurde nur im ersten Versuchsjahr mit Sojaschrot ergänzt. Anders war es bei der SH. Diese Ration wurde zu einem deutlich grösseren Anteil als bei der WH-SILO und zudem über alle drei Jahre mit Sojaschrot ergänzt. Als Folge verursachte die Milchproduktion nach dem System SH mehr Abholzung von Wald als dies beim System WH-SILO der Fall war. Unterschiedlicher Anteil an Ackerfläche Steht die Produktion von möglichst vielen Nahrungsmitteln im Vordergrund, schneidet die WH-SILO besser ab. Dieses System benötigte für die Produktion von Milch rund 75 % Grasland, welches nicht zwingend in direkter Konkurrenz mit der menschlichen Ernährung steht. Die 

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Nutztiere | Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion

Stallherde benötigte zwar rund 40 % weniger Fläche, rund ein Drittel dieser Fläche steht jedoch in direkter Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln für die menschliche Ernährung auf Basis von pflanzlichen Produkten wie Getreide oder Zuckerrüben. Auch das Bundesamt für Landwirtschaft verlangt aktuell von den Landwirtschaftsbetrieben eine besser Nutzung des lokalen Futtervorkommens und eine standortgerechte Produktion (Bundesamt für Landwirtschaft 2011). Eine Herausforderung, welche mit dem System WH-SILO somit besser angegangen werden kann.

Schlussfolgerungen

Die Schwächen der WH liegen im höheren Methanausstoss und dem höheren Flächenbedarf. Die Werte beider haben sich im Verlauf der drei Versuchsjahre an die Werte der SH angenähert. Dies deutet darauf hin, dass der Durchschnitt der drei Jahre das Potenzial der WHSILO unterschätzt. In unserer Ökobilanz könnten zudem die Methanemissionen der WH-SILO, verglichen mit Berechnungen aufgrund neuerer Untersuchungen, überschätzt worden sein. Zudem benötigte die Stallherde deutlich mehr Ackerfläche, auf welcher Nahrungsmittel produziert werden könnten. Diese Abwägung zeigt, dass die Milchproduktion im Vollweidesystem ein grosses ökologisches Potenzial aufweist und zukunftsträchtig ist. n

Beide Systeme haben sowohl Stärken als auch Schwächen. In der Gesamtbetrachtung überwiegen jedoch die Vorteile der WH-SILO: Bezüglich Versauerungspotenzial, terrestrischer Eutrophierung, Ökotoxizität, Ressourcenbedarf P und K, Abholzung sowie Biodiversität ist die WH-SILO im Vorteil. Zudem nützt sie die natürlichen Ressourcen und das regionale Potenzial besser als die SH.

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 230–237, 2013

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Confronto dell’bilancio ecologico della produzione di latte tra stalla e pascolo Protezione del clima, protezione dell’ambiente e l’uso di risorse che scarseggiano sono le parole chiave con cui le aziende svizzere produttrici di latte sono obbligate a confrontarsi maggiormente. Nell’ambito del progetto «Confronto di sistemi di produzione lattifera Hohenrain», con il metodo d’analisi del ciclo di vita SALCA (Swiss Agricultural Life Cycle Assessment) si è effettuata una valutazione completa degli impatti ambientali della produzione di latte. A questo scopo si sono confrontate le forze e debolezze ecologiche di due sistemi; uno basato sul pascolo, l’altro sull’alimentazione in stalla. La mandria alimentata in stalla in tre categorie di impatto su 13 risulta essere significativamente migliore rispetto alla mandria alimentata al pascolo-SILO. Per contro la mandria alimentata al pascolo-SILO ottiene risultati migliori in sette categorie d’impatto su 13. Una delle principali debolezze di quest’ultima è la maggiore emissione di metano (+ 41 %) e l’elevato bisogno di superficie (x 1,5) per kg di latte corretto per il contenuto energetico (ECM).I punti deboli della mandria alimentata in stalla sono rappresentati dal disboscamento, il consumo di risorse (fosforo e potassio) e l’ecotossicità, dovute principalmente alla sua alimentazione con mais e soja.

Summary

Riassunto

Vergleich der Ökobilanzen von stall- und ­w eidebasierter Milchproduktion | Nutztiere

Life cycle assessment of intensive and pasture-based dairy production systems Swiss dairy farms must increasingly cope with climate protection, environmental conservation and the use of limited resources. In the context of the Hohenrain comparison of dairy production systems, a comprehensive assessment of the environmental impacts was conducted using the Swiss Agricultural Life Cycle Assessment method. The environmental strengths and weaknesses of seasonal full-pasture and indoor feeding systems were compared. The indoor herd performed significantly better than the pasture herd in three of thirteen impact categories. In contrast, the pasture herd performed better in seven of thirteen impact categories. A considerable weakness in the pasture herd was its higher methane emissions per kilogram of energy-corrected milk and the oneand-a-half times greater land requirement per kilogram of energy-corrected milk. The indoor herd had its main weaknesses in deforestation, the phosphorous and potassium resource requirements and higher ecotoxicity. The main causes for poor performance in these categories were maize and soybean meal. Key words: life cycle assessment, LCA, milk production systems, pasture, total mixed ration, enteric methane.

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P f l a n z e n b a u

Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­Knollenfäule im Bio-Kartoffelbau? Heinz Krebs, Tomke Musa, Susanne Vogelgsang und Hans-Rudolf Forrer Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Ränikon ART, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Heinz Krebs, E-Mail: heinz.krebs@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 377 72 34

Krautfäuleversuch Zürich-Reckenholz 2012; Sorte: Agria. Vorne: Unbehandelte Kontrolle, hinten: Phosfik-Behandlung. (Foto: ART)

Einleitung Kupfer hat eine gute Schutzwirkung gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel, Phytophthora infestans, und darf in der Schweiz im Bio-Kartoffelbau bis maximal 4 kg Cu/ha pro Jahr eingesetzt werden. In der EU ist Kupfer als Pflanzenschutzmittelwirkstoff bis 30. November 2016 mit der Auflage zugelassen, Massnahmen zur Reduktion der Eintragsmenge zu ergreifen (EU 2009). Aufgrund der Akkumulation des Kupfers im Boden besteht ein erhebliches Risiko für Bodenorganismen. Unter Freilandbedingungen wird ab 32 mg Kupfer/ kg Boden die Regenwurm-Reproduktion beeinträchtigt und bei einer Belastung von über 100 mg/kg Boden

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wurde eine Artenverschiebung der Regenwurmpopulation festgestellt (Kula et al. 2002). In mittleren und schweren Ackerböden gelten Kupfergehalte von über 20 mg/kg Boden als hohe Gehaltswerte. Kupfer ist in geringen Mengen für alle Lebewesen aber auch ein essentielles Element. Bei den Pflanzen ist Kupfer an den Prozessen des Eiweissaufbaus massgeblich beteiligt und bei den Tieren ist es notwendig für die Funktion und Synthese einiger Enzyme sowie zur Bildung von Hämoglobin im Blut. Ein Totalverbot von Kupfer wäre daher nicht sinnvoll (Lundsgaard et al. 2003). Die ökotoxikologisch zulässige Eintragsmenge beträgt 360 g Cu/ha pro Jahr (Kratz et al. 2009). Bereits bei einer sechsjährigen Fruchtfolge und mit ausschliesslichem Einsatz der erlaubten 4 kg Cu/ha bei Kartoffeln wird die ökotoxikologisch vertretbare Eintragsmenge um beinahe das Doppelte überschritten. Daher prüfen wir bioverträgliche Stoffe, um die Kupfermenge zu reduzieren. An Agroscope wurden in den letzten Jahren unter Laborund Feldbedingungen Naturstoffe bezüglich ihrer Wirkung gegen den Erreger der Krautfäule geprüft (Dorn et al. 2007). In weiteren Versuchen wurden pflanzliche Präparate mit antimikrobiellen Eigenschaften auf ihre Wirksamkeit gegen P. infestans der Kartoffeln untersucht. Zur Kupferminimierung wird in Deutschland und Österreich im ökologischen Weinbau Kaliumphosphonat in Pflanzenstärkungsmitteln gegen den Falschen Mehltau der Reben Plasmopara viticola eingesetzt (Kühne 2010). Daher wurde Kaliumphosphonat (alte Bezeichnung: Kaliumphosphit) in den Krautfäuleversuchen mitgeprüft.

Material und Methoden Zur Extrakt-Herstellung der zu prüfenden Pflanzendrogen (Abb. 1) wurden deren Organe (Wurzeln, Rinden, Blätter oder Blüten) mit einer Zentrifugalmühle (Retsch ZM 200, Haan) stufenweise bis auf eine Siebgrösse von 0,25 mm zerkleinert. Von jeder Prüfsubstanz wurden 3 g in 75 ml einer zehn prozentigen Ethanol-Lösung während zwei Stunden mit einem Magnetrührwerk bei Raumtemperatur suspendiert und anschliessend bei


Unterdruck durch einen Whatmann® Glasfaser Mikrofilter, Cat. No. 1820 060 (VWR, Dietikon) filtriert. Für den Sporangien-Keimtest wurde dieses Filtrat zusätzlich während 10 Minuten mit 6000 Umdrehungen pro Minute zentrifugiert und durch einen Acrodisc® 25 mm Syringe Filter, 0,2 µm HT Tuffryn® Membrane (Pall, Basel), filtriert. Als Standard-Vergleichsprodukt wurde das Kupferhydroxid-Produkt Kocide DF® in einer Dosierung von 0,05  % und das Kaliumphosphonat-Produkt Phosfik® (Biolchim GmbH, Hannover) in einer Konzentration von 1,0 % geprüft. Myzel-Wachstumstest (Agardiffusionstest) Die verschiedenen Testsubstanzen wurden in Petrischalen mit einem Roggen-Agar-Nährboden geprüft. In die Mitte jeder Petrischale wurde eine Myzelkultur (StammNr. 01 – 001) von 6 mm Ø geimpft. Im Abstand von 1,5 cm um das Impfstück wurden in sechs ausgestanzten Löchern von 6 mm Ø je 70 ml Testextrakt pipettiert. Die Nährbodenplatten wurden bei 18 °C in Dunkelheit inkubiert und nach acht Tagen das Radialwachstum der zentralen Myzelkultur gemessen und daraus die Hemmwirkung berechnet. Jede Testreihe enthielt eine sterile Wasserkontrolle und die Standardvariante mit Kocide DF®. Sporangienkeimtest Auf Objektträgern wurden vier Silikonringe mit einem Durchmesser von 1 cm aufgetragen und in die Mitte der Ringe je 40 µl der Testextrakte pipettiert. Nach 24 h Trocknungszeit wurden 40 μl Sporangiensuspension mit einer Sporendichte von 5,7 × 105 zugegeben und die Objektträger auf feuchtes Filterpapier in einer geschlossenen Box in einem Kühlschrank bei Dunkelheit und 4 °C aufbewahrt. Nach 24 h wurde unter dem Mikroskop die Häufigkeit der gekeimten Sporangien bestimmt und die relative Keimrate berechnet. Die Tests umfassten neben den Prüfextrakten eine sterile Wasserkontrolle und die Standardvariante mit Kocide DF®. Detached-Leaf-Test Kartoffelpflanzen der anfälligen Sorte Bintje wurden im Stadium BBCH-14 mit 20 ml Testextrakt mit 0,1 % des Netz- und Haftmittels Nu-Film-17® (Andermatt Biocontrol AG) besprüht. Einen Tag nach der Behandlung wurden von diesen besprühten Pflanzen vier Teilblätter abgeschnitten und in eine 5 × 20 × 30 cm transparenten Box, ausgestattet mit einem Filterpapier und einem Gitternetz, ausgelegt. Die Boxen wurden leicht angewinkelt aufgestellt und zirka 150 ml Wasser zugegeben. So kam der unterste Teil des Filterpapiers in Berührung mit Wasser; damit in der Box eine hohe Luftfeuchtigkeit

Zusammenfassung

Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­K nollenfäule im Bio-Kartoffelbau? | Pflanzenbau

Kupfer wird im biologischen Kartoffelanbau gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule, Phytophthora infestans, eingesetzt. Kupfer reichert sich im Boden an und schädigt bei höherem Eintrag die Bodenorganismen. Mit der in der Schweiz erlaubten Kupfermenge von 4 kg pro Hektar und Jahr wird bei nur einem Jahr Kartoffeln in einer sechsjährigen Fruchtfolge die ökotoxikologisch verträgliche Kupfermenge von 360 g pro Hektar und Jahr um rund das Doppelte überschritten. Agroscope prüfte in den letzten Jahren viele verschiedene Stoffe, um Kupfer im Kartoffelbau zu reduzieren oder zu ersetzen. Gute Wirkungsergebnisse wurden mit Kaliumphosphonat unter Feldbedingungen erzielt. Doch abhängig von der Eintragsmenge bilden sich Rückstände in den Knollen. Aus diesem Grund dürften Phosphonat-Produkte im biologischen Kartoffelbau kaum Anwendung finden. In den Freilandversuchen wurde mit einer Suspension aus fein gemahlener Faulbaumrinde Frangulae cortex eine mit 3 kg Kupfer pro Hektar vergleichbare Teilwirkung erreicht. Um die erlaubte Kupfermenge nicht zu überschreiten, könnten die Kartoffeln bei den letzten Behandlungen mit einer geeigneten Formulierung pflanzlicher Stoffe mit antimikrobiellen Eigenschaften vor Krautbefall geschützt werden.

herrschte. Die Teilblätter wurden mit je 70–75 µl Sporensuspension mit einer Sporendichte von 1,4 × 105 inokuliert und fünf bis sieben Tage nach der Inokulation bei 18 °C und 12 Stunden Licht der Blattbefall bestimmt. Feldversuche Testsubstanzen, die im Detached-Leaf-Test eine gute Wirkung zeigten, wurden anschliessend im Feld in Kleinparzellenversuchen (Parzellengrösse: 5 m2) an den Agroscope-Standorten Zürich-Reckenholz und Tänikon geprüft. Dazu wurden im Jahr 2011 die beiden mittelanfälligen Sorten Agria und Nicola, im Jahr 2012 zudem die hochanfällige Sorte Bintje angepflanzt. Für jedes Ver- 

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Pflanzenbau | Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­K nollenfäule im Bio-Kartoffelbau?

Japan. Kornelkirsche Lapachorinde Echter Salbei Isländisches Moos Queckenwurzel Indigo-Kraut Rehmanniawurzel Chrysanthemblüte Ginkgosamen Süssholzwurzel Malvenblüte Helmkrautwurzel Engelwurz Braunellenähren Schnurbaumwurzel Klettenfrucht Ballonblumenwurzel Goldfadenwurzel Picrorrhiza-Wurzelstock Gerbsäure Chinesischer Gallapfel Faulbaum-Trockenextr Guajakholz Faulbaumrinde Besenbeifusskraut Rhabarberwurzel Ratanhiawurzel Meerrettichbaum Wiesenknopfwurzel Kaliumphosphonat Kupferhydroxid

T H H H T B T T T H H H H T T T T T T H B H H H T H T H T

Bezugsquellen: B: Berg Apotheke, Zürich; H:Hänseler AG, Herisau T: Theater Apotheke, Freiburg D

Corni fructus Tabebuiae cortex Salviae folium Lichen islandicus Graminis rhizoma Indigo herba Rehmanniae radix Chrysanthemi flos Ginkgo semen Liquiritiae radix Malvae flos Scutellariae radix Angelicae radix Prunellae spica Sophorae radix Arctii fructus Platycodi radix Coptidis rhizoma Picrorhizae rhizoma Tannic acid Galla chinensis Frangulae normatum Guajaci lignum Frangulae cortex Artemisiae scop herb Rhei radix Ratanhiae radix Moringa oleifera Sanguisorbae radix Phosfik® Kocide DF

Sporangienkeimtest Myzelwachstumstest Detached-leaf-test 0

20

40 60 Wirkung in %

80

100

Abb. 1 | Wirkung von Kupfer, Kaliumphosphonat und Pflanzenextrakten auf den Blattbefall (Detached-Leaf-Test) sowie Hemmung des ­M yzelwachstums und der Sporangienkeimung von Phytophthora infestans . Mittelwerte aus zwei Versuchswiederholungen.

fahren wurden vier Wiederholungen in einer randomisierten Blockanlage angelegt. Mit insgesamt sieben Spritzungen pro Versuchsjahr wurden die pflanzlichen Stoffe als wässerige Suspension in einer Konzentration von 4 % unter Zugabe von 0,5 % Nu-Film 17® appliziert. Als Referenzverfahren wurde Kocide DF® mit 300 g Cu/ ha eingesetzt. Das Kaliumphosphonat Phosfik®, (Biolchim GmbH, Hannover), wurde im Jahr 2011 mit 1,5 l/ha und im Jahr 2012 unter hohem Infektionsdruck mit 3,0 l/ ha angewandt. Im Jahr 2011 wurden die beiden Pflanzendrogen Frangulae normatum 4 % und Sanguisorbae radix 4 % alternierend mit Phosfik® 3,0 l/ha eingesetzt. Im Jahr 2012 wurden bei den Verfahren 4 und 5 die ersten vier Behandlungen mit Phosfik® 3,0 l/ha und die folgenden vier Spritzungen mit Kocide DF® 300 g/ha respektive Frangulae cortex 4  % durchgeführt. Ab Befallsbeginn wurden wöchentlich der Krautbefall bonitiert und nach der Ernte der Knollenertrag ermittelt. Bei den Phosfik®-Varianten wurden die Knollen auf Phosphonsäure-Rückstände untersucht.

Resultate und Diskussion Die Screeningtests in Labor und Klimakammer dienten zur Auswahl der Substanzen mit einer Wirkung gegen P. infestans. In Abbildung 1 sind die Prüfverfahren mit ansteigender Schutzwirkung beim Detached-Leaf-Test im Vergleich zur Hemmwirkung auf das Myzelwachs-

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tum und die Sporangienkeimung dargestellt. Daraus ist erkennbar, dass nur Kocide DF® und Sanguisorbae radix sich sowohl beim Myzelwachstum und bei der Sporangienkeimung als auch auf den Kartoffelblättern durch eine gute Wirkung auszeichneten. Während sich Corni fructus als wirksam gegen das Myzelwachstum und die Sporangienkeimung erwies, war eine Behandlung der Kartoffelblätter völlig unwirksam. Demgegenüber war Phosfik® nur teilweise gegen das Myzelwachstum oder die Sporangienkeimung wirksam. Auf die Pflanze appliziert, wurde jedoch eine gute Wirkung gegen den Blattbefall festgestellt. Dies ist ein Hinweis für die geringe Direktwirkung und für induzierende Effekte der Phosphonsäure in der Kartoffelpflanze gegen P. infestans. Feldversuche In den zwei Kleinparzellenversuchen der Jahre 2011 und 2012 an den Agroscope-Standorten Tänikon und ZürichReckenholz wurde ab Befallsbeginn der Befallsverlauf und schliesslich der Knollenertrag ermittelt. In Abbildung 2 sind die Flächen unterhalb der Befallskurven der verschiedenen Behandlungen des Jahres 2011 am Standort Tänikon als Säulendiagramme dargestellt. Gesicherte Befallseffekte wurden bei den durchgehenden Behandlungen mit Kocide DF®, Phosfik® und F. cortex sowie bei den Behandlungen mit F. normatum und S. radix alternierend mit Phosfik® festgestellt.


Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­K nollenfäule im Bio-Kartoffelbau? | Pflanzenbau

Krautbefall AUDPC**

1000 900 800 700

Agria Nicola

600

Knollenertrag kg/a

Unbehandelt

Kocide DF 300 g Cu/ha

Frang. cortex 4%

Phosfik 1,5 l/ha

Galla chinen. Rheum radix Frang. norm. / Sangui. radix Sangui. radix / 4% 4% Phosfik 3 l/ha 4% Phosfik 3l/ha

350 300 250

Agria Nicola

200 Unbehandelt

Kocide DF 300 g Cu/ha

Frang. cortex 4%

Phosfik 1,5 l/ha

Legende: Unbehandelt Frangula corte x 4 %1 8x Kocide DF 300 g Cu/ha 8x Galla chinensis 4 %1 8x Phosfik 1,5 l/ha 8x Rhei radix 4 %1 8x 1 +Nu-Film-17 0,5 %

Galla chinen. Rheum radix Frang. norm. / Sangui. radix Sangui. radix / 4% 4% Phosfik 3 l/ha 4% Phosfik 3l/ha

Frangula norm. 4 %1 ↔ 2Phosfik 3l/ha je 4x Sanguisorba 4 %1 8x 2 Sanguisorba 4 %1 ↔ 2Phosfik 3l/ha je 4x 2 Produkte alternierend appliziert 2

Abb. 2 | Krautbefall und Knollenertrag der Sorten Agria und Nicola, Standort Tänikon, Jahr 2011. **AUDPC = Area Under the Disease ­P rogress Curve.

Bei der Sorte Agria, mit leicht besseren Resistenzeigenschaften, resultierte aufgrund des späteren Befalls bei keiner Behandlung ein Mehrertrag. Demgegenüber wurden bei der Sorte Nicola bei den wöchentlichen Kupfer- und Phosfik®-Behandlungen sowie bei F. normatum und S. radix – die beiden Letzteren abwechselnd mit Phosfik® eingesetzt – gesicherte Mehrerträge von über 20 Prozent geerntet. Im Jahr 2012 herrschte witterungsbedingt während der gesamten Vegetationszeit ein hoher Infektionsdruck. Unter diesen Bedingungen hatte bei der anfälligen Sorte Bintje am Standort Zürich-Reckenholz keine der Behandlungen eine ausreichende Wirkung gegen den Krautbefall, um Ertragsverluste zu vermeiden (Abb. 3). Dass die AUDPC-Werte bei der Sorte Bintje ­tiefer lagen als bei Agria, ist auf den frühen Zusammenbruch des Blattwerks durch den Krautfäulebefall zurückzuführen. Bei der Sorte Agria ist die gute Wirksamkeit der Phosfik® Behandlungen erkennbar. Aber auch die beiden Verfahren mit den vier Phosfik® Applikationen gefolgt von vier Spritzungen mit Kocide DF® oder F. cortex wurde der Krautbefall wirksamer kontrolliert als bei der Variante mit durchgehendem Kupfereinsatz. Mit den acht F. cortex-Behandlungen wurde eine mit den acht KupferSpritzungen (8 × 300 g Cu/ha) vergleichbare, wenn auch unter dem vorherrschend hohen Infektionsdruck ungenügende, Wirkung erzielt.

Auch am Standort Tänikon wurden im Jahr 2012 bei den beiden Sorten Agria und Nicola durch Krautfäulebefall bedingte Ertragseffekte festgestellt. Die beste Wirkung und die höchsten Erträge wurden wiederum mit den acht Phosfik®-Behandlungen erreicht. Die beiden Verfahren mit vier Phosfik®-Behandlungen gefolgt von vier Spritzungen mit Kocide DF® oder F. cortex waren wiederum wirksamer gegen die Krautfäule als die acht Kupfer-Behandlungen, und es resultierten höhere Knollenerträge. Die Wirkung von acht F. cortex-Spritzun­gen war auch in diesem Versuch mit Kupfer v­ergleichbar, wenn auch – insbesondere bei der Sorte Nicola – nicht ertragswirksam. Durch den drei Wochen früheren Befall und dem hohen Infektionsdruck als im Vorjahr wurde bei Phosfik® im Jahr 2012 die höhere der empfohlenen Aufwandmenge (3 l/ha) eingesetzt. So waren die Ertragseffekte zur unbehandelten Kontrolle ausgeprägter als im Jahr 2011. Unter dem hohen Infektionsdruck im Jahr 2012 hatten die protektiv wirkende Kupfer- und FrangulaBehandlungen keinen gesicherten Einfluss auf den Ertrag. Die gute Krautfäulewirkung und die hohen Ertragseffekte der Phosfik® Behandlungen sind auf die gute Regenfestigkeit sowie auf die protektive und kurative Wirkung der Phosphonsäure zurückzuführen. Phosphonat-Produkte könnten aufgrund ihrer Wirkung eine Alternative darstellen, um Kupfer zu ersetzen oder den Kupfereintrag zumindest zu reduzieren. 

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 238–243, 2013

241


Pflanzenbau | Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­K nollenfäule im Bio-Kartoffelbau?

KGD 0,05 AUDPC Ertrag Agria 212,4 35,4 Nicola 188,4 34,4

Phosfik®

3

350

3

Agria

400

5

4

Unbehandelt

2

3

350

5

4 6

4

Nicola

1

300

Knollenertrag kg/a

Knollenertrag kg/a

450

6

300

Unbehandelt

6 250

5

3

2

4

1 6

1

250

Bintje

Agria

5

200 2

KGD 0,05 AUDPC Ertrag Agria 269,4 40,0 Bintje 95,1 28,4

Phosfik®

2 1

150 500

1000

1500

2000

2500

Krautbefall *AUDPC 1 Unbehandelt 2 Kocide DF 300 g Cu/ha 8x 3 Phosfik 1,5 l/ha 8x

500

700

900

1100

1300

1500

1700

1900

2100

Krautbefall *AUDPC

4 Phosfik 3l/ha je 4x, dann Kocide DF 300 g/Cu/ha 4x 5 Phosfik 3l/ha je 4x, dann F. cortex 4 %1 4x 6 Frangula cortex 4 %1 8x 1 +Nu-Film-17 0,5 %

Abb. 3 | Krautbefall und Knollenertrag, Feldversuche Tänikon (links) und Zürich-Reckenholz (rechts), Jahr 2012, *AUDPC = Area Under the Disease Progress Curve.

Phosfik® 3 l/ha 8x

Rückstände H3PO3 mg/kg

70

y = 0,0046x + 6,916 R² = 0,79136

60 50

Phosfik® 3 l/ha 4x

40

Phosfik® 1,5 l/ha 7x

30 20 10 0

Unbehandelt 0

2000

4000 6000 Eintrag H3PO3 g/ha

8000

10 000

Abb. 4 | Feldversuche 2011 und 2012: Phosphonsäure-Rückstände in Kartoffelknollen in Abhängigkeit zur Eintragsmenge durch Krautbehandlung mit Phosfik ®.

Allerdings ist bekannt, dass sich bei dessen Anwendung Rückstände im Erntegut akkumulieren können. Untersuchungen im Obstbau haben jedoch ergeben, dass sich bei Phosphonat-Anwendungen vor der Blüte keine Rückstände in den Früchten bilden (Kelderer et al. 2010). Um abzuschätzen, ob sich bei den Kartoffelknollen bei einer Frühanwendung Rückstände vermeiden lassen, wurden bei den Phosfik®-Varianten die geernteten Knollen analysiert. Die quantitative Phosphonat-Analyse mittels Ionenchromatographie hat ergeben, dass die Rückstandsmenge in den Knollen im Wesentlichen von der Behandlungsmenge abhängt (Abb. 4). Obschon die

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 238–243, 2013

Phosphonsäure toxikologisch kaum eine Gefährdung darstellt (Michalik 2010), sind deren Rückstände in den Knollen nicht mit den Grundsätzen des biologischen Landbaus vereinbar. Die ungenügende Wirkung der Kupfervariante dürfte verschiedene Gründe haben: 1. Für das Jahr 2012 war der Spritzbeginn im Versuch für das protektiv wirkende Kupfer gemäss Bio-PhytoPRE deutlich zu spät. 2. Bei Dosierungen von weniger als 400 g Cu/ha und mit Niederschlagsmengen von mehr als 20 mm genügt der Spritzschutz nicht für sieben Tage. 3. Mit dem Prognoseystem Bio-PhytoPRE könnten die Behandlungen optimaler terminiert werden. Die gute Phosfik®-Wirkung ist im Wesentlichen auf die rasche Aufnahme durch die Pflanze und die gute Regenfestigkeit sowie auf die kurativen Eigenschaften der Phosphonsäure bis kurz nach einer Infektion zurückzuführen. Doch Phosphonate werden wohl wegen der Rückstände in den Knollen kaum zur Kupferreduktion im Bio-Kartoffelbau beitragen können. Doch mit einem integrierten Vorgehen beginnend mit dem Anbau wenig anfälliger Sorten, dem Einsatz von neuen Kupferformulierungen, der Anwendung geeigneter pflanzlicher Stoffe und einem gezielten Einsatz des Prognosesystems Bio-PhytoPRE könnte die Kupfermenge substantiell reduziert werden. n


Lotta alla peronospora della patata nella coltivazione biologica senza utilizzo di prodotti a base di rame? Il rame viene utilizzato nella coltivazione biologica delle patate contro la Phytophthora infestans, agente patogeno della peronospora. Esso si accumula nel terreno e in quantità elevate nuoce agli organismi presenti nel suolo. La quantità di rame consentita in Svizzera, ovvero 4 chilogrammi per ettaro e anno, supera di circa il doppio quella ecotossicologicamente sopportabile di 360 grammi l’ettaro e l’anno già con un anno di coltivazione di patate in una rotazione delle colture sessennale. Negli ultimi anni, Agroscope ha esaminato diverse sostanze allo scopo di ridurre o sostituire il rame nella coltivazione delle patate. Sono stati ottenuti buoni risultati con potassio fosfato bibasico anidro in condizioni normali. A seconda, però, delle quantità immesse di tale sostanza, nei tuberi si formano residui. Per tale ragione, i prodotti a base di fosfonati non vengono quasi mai applicati nella coltivazione biologica di patate. Negli esperimenti in pieno campo è stato raggiunta un’efficacia parziale comparabile a quella di 3 chilogrammi di rame per ettaro con una sospensione di corteccia di frangola Frangulae cortex finemente macinata. Per non superare le quantità di rame consentite, negli ultimi trattamenti si potrebbero proteggere le patate dall’infestazione tramite un’adeguata formulazione di sostanze vegetali con proprietà antimicrobica.

Literatur ▪▪ Dorn B., Musa T., Krebs H., Fried P. & Forrer H.-R., 2007. Control of late blight in organic potato production: evaluation of copper free preparations under field, growth chamber and laboratory conditions. European Journal of Plant Pathology 119, 217–240. ▪▪ EU 2009. Amtsblatt der Europäischen Union, Richtlinien der Kommission 2009/37/EG, vom 23. April 2009, Anhang I, 91/414 EWG, Nr. 282. ▪▪ Kelderer M. & Gramm D., 2010. K-Phosphonat als Wirkstoff für den Pflanzenschutz. 14. Fachgespräch, Berlin-Dahlem, 09. November 2010: Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau – Probleme und Lösungsansätze, 14–16. ▪▪ Kratz S., Haneklaus S. & Schnugg E., 2009. Kupfergehalte in Acker- und Grünlandböden und das Verhältnis dieser Gehalte zu den durch Pflanzenschutz ausgebrachten Kupfermengen. Journal für Kulturpflanzen 61, 112–116. ▪▪ Kula Ch. & Guske S., 2002. Auswirkungen von Kupfer auf Bodenorganismen bei langjähriger Anwendung. 7. Fachgespräch, Berlin-Dahlem,

Summary

Riassunto

Kupferfreie Bekämpfung der Kraut- und ­K nollenfäule im Bio-Kartoffelbau? | Pflanzenbau

Copper free control of potato late blight in organic potato production? Copper is used in organic potato production to control the late blight pathogen Phytophthora infestans. A disadvantage of copper is, that it accumulates in the soil and damages soil organisms. In Switzerland, the application of 4 kg of copper per hectare and year is allowed. In a six year crop rotation, the ecotoxicologically acceptable amount of 360 g per hectare and year is exceeded by a factor of around two by just one year of potato cultivation. Over the past few years, Agroscope has been testing different substances with the aim to reduce or replace copper in potato production. Satisfying results were achieved with potassium phosphonate under field conditions, however, residues are accumulated in the tubers depending on the input quantity. For this reason, phosphonate products will probably not be applied in organic potato farming. In the field trials, a partial effect comparable to 3 kg copper per hectare was achieved by a suspension of finely ground alder buckthorn bark (Frangulae cortex). In order not to exceed the permitted amount of copper, the potatoes could be protected from late blight infestation by using suitable formulations of plant substances with antimicrobial properties in the final treatments. Key words: late blight, organic potato production, copper fungicides, plant extract, phosphonate, laboratory screening, field trial.

06. Juni 2002: Alternativen zur Anwendung von Kupfer als Pflanzenschutzmittel, 11–16. ▪▪ Kühne S., 2010. Phosphonate. 14. Fachgespräch, Berlin-Dahlem, 09. November 2010: Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau – ­P robleme und Lösungsansätze, 4 ▪▪ Lundsgaard K., Prochazka V. & Fuchs N., 2003. Kupfer ist mehr als ein Schwermetall – Kupfer als Pflanzenschutzmittel im biologischen Rebbau. Eine Literaturstudie, 11. http://www.sektion-landwirtschaft.org/uploads/ media/Kupfer_ist_mehr_als_ein_Schwermetall_01.pdf ▪▪ Michalik S., 2010. Phosphonate: Dünger? Pflanzenstärkungsmittel? ­Fungizid? 14. Fachgespräch, Berlin-Dahlem, 09. November 2010: Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau – Probleme und Lösungsansätze, 10–13.

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 238–243, 2013

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K u r z b e r i c h t

Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft – Graue Energie schlägt zunehmend zu Buche Annett Latsch, Thomas Anken und Franziska Hasselmann Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen, Schweiz Auskünfte: Thomas Anken, E-Mail: thomas.anken@agroscope.admin.ch, Tel. +41 52 368 33 52

Abb. 1 | Neben der direkten Energie, die beispielsweise für die Beleuchtung oder Lüftung eines Gebäudes benötigt wird, steckt unter anderem in der Gebäudehülle und in den Folien für die Ballensilagen auch viel indirekte Energie. (Foto: Agroscope)

Ohne Energie läuft kein Traktor, keine Melkmaschine und keine Heubelüftung. Aber wie viel Energie verbraucht die Schweizer Landwirtschaft eigentlich? Welche Bereiche fressen am meisten Energie? Und gelingt es uns, den Energieverbrauch über die Jahre zu reduzieren? Ein Umweltindikator hilft bei der Einschätzung.

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 244–247, 2013

Der Umweltindikator «Energieverbrauch Landwirtschaft» liefert aussagekräftige Kenn­zahlen, mit denen sowohl die aktuelle Situation als auch Entwicklungstrends im Energieverbrauch der Landwirtschaft übersichtlich dargestel­lt und bewertet werden können. Der Indikator erfasst retrospektiv den Gesamtenergie­


Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft – Graue Energie schlägt zunehmend zu Buche | Kurzbericht

Tab. 1 | Direkter Energieverbrauch – Berechnungsgrundlagen und Datenqualität Energieträger Diesel und Benzin Heizöl und Gas (Gewächshäuser)

Datenquellen

Energiezahl (MJ-Äquivalent)

BAFU 2008: Treibstoff­ver­brauch und Schadstoff­ emis­sionen des Offroad-Sektors Flächen: BFS: Landw. Betriebs­struktur­erhebun­gen Energieverbrauch: EnAW 2011, unveröffentlicht Tierzahlen: BFS

Heizöl und Gas (Stallgebäude)

Flächenbedarf pro Tier: ART 2008: Abmessungen für Aufstal­lungssysteme

Strom

BFE 2010: Gesamtenergiestatistik

verbrauch (GJ/ha), der für die Produktion landwirtschaftlicher Primärgüter eingesetzt wurde (EK/EUROSTAT 2010a; Vinther et al. 2011). Dieser ergibt sich als Summe des Verbrauchs an direkter und indirekter Energie. Die direkte Energie umfasst dabei den Verbrauch, der durch den Betrieb und die Nutzung landwirtschaftlicher Maschinen und Gebäude hervorgerufen wird. Die indirekte oder graue Energie ist die Energiemenge, die zur Herstellung der Produktionsmittel (Bsp. Futtermittel, Dünger) und der Infrastruktur (Bsp. Maschinen, Gebäude) benötigt wird (Abb. 1). Bei der Berechnung unberücksichtigt bleiben die Weiter­ verarbeitung der Produkte (beispielsweise zu Käse oder Wein) und nicht landwirtschaftliche Tätigkeiten wie der Agrotourismus (BLW 2007). Der Indikator bezieht sich auf die gesamt­ schwei­ze­rische Ebene und ist mit europäischen Normen kompatibel. Gute Datengrundlage beim direkten Energieverbrauch Die Kalkulationen zum direkten Energieverbrauch berücksichtigen den jährlichen Treibstoffverbrauch (Diesel, Benzin) sowie den Verbrauch an Heizöl, Gas und Strom in Gewächshäusern und Stallgebäuden (Tab. 1). Berechnungsgrundlage bilden amtliche Statistiken und Studien mit tatsächlichen Verbrauchsdaten des Agrar­ sektors. Teilweise sind Bedarfsschätzungen notwendig, da entsprechende Daten nicht verfügbar sind. Für Treibstoffe liegen die Angaben beispielsweise nur fünfjährlich vor (BAFU 2008). Werte für die Zwischenjahre werden hier mittels Regression bestimmt. Der Heizöl- und Gasverbrauch in Gewächshäusern wird seit 2005 im Rahmen eines Monitorings in 120 Treibhäusern kontinuierlich erfasst (EnAW 2011). Auch der Stromverbrauch durch die Landwirtschaft wird seit dem Jahr 1999 jährlich ausgewiesen (BFE 2010). Grosse Unsicherheiten in der Berechnung gibt es beim Heizöl- und Gas­ver­brauch für Stallgebäude. Die Streuung der Werte zum Energie­ verbrauch pro Tierplatz ist enorm und für Hochrechnungen sind nur Schätzungen von Experten verfügbar.

Unterer Heizwert (Schweizerischer Energierat) – Max/Min-Werte für Ställe mit unterschiedlicher Ausstattung (Van Caenegem 2011) –

Datenqualität Klasse 2 Klasse 1–2

Klasse 2–3 Klasse 1–2

Eine Ein­schät­zung der Datenqualität erfolgt in Anlehnung an Nathani et al. (2011): Qualitätsklasse 1: v erlässliche Daten zum tatsächlichen Verbrauch (amtliche Statistiken mit jährlichen Angaben) Qualitätsklasse 2: ü ber den Bedarf indizierte Verbrauchsdaten ohne jährlich aktualisierte Angaben (z. B. Studien, Verbandsdaten, hochgerechnete Daten) Qualitätsklasse 3: D aten basieren auf Schätzungen von Experten oder auf Hilfsgrössen. Zahlen zum indirekten Energieverbrauch häufig unsicher Neben der grauen Energie, die zur Gewinnung von Treibstoffen, Heizöl, Gas und Strom eingesetzt werden muss, werden bei der Berechnung der indirekten Energie auch die Energieauf­ wen­ dungen zur Herstel­ lung landwirtschaftlicher Maschinen, Geräte, Motoren und Gebäude (Lagerhallen, Gewächshäuser, Ställe) erfasst. Ebenso wird die indirekte Energie von Mineral­düngern, Pflanzenschutz­mitteln und importierten Saatgut- und Futtermitteln ausgewiesen (Tab. 2). Die in den Landmaschinen enthaltene indirekte Energie ist auf Grund der wenig detaillierten Angaben zu Nutzungsdauer und Gewicht mit einer grossen Unsicherheit behaftet. Die angenommene Nutzungsdauer von 40 Jahren für Lagerhallen und Gewächshäuser liegt vermutlich in einem realistischen Bereich, ist aber ebenfalls nicht gesichert. Die Tierzahlen zur Berechnung der indirekten Energie von Stallgebäuden entstammen der Online-Datenbank des Bundesamtes für Statistik. Die Zuordnung der Tierarten zu den verschiedenen Stallgebäuden und deren Energiegehalt basiert auf Schätzungen. Auch zur Nutzungsdauer der Ställe liegen keine genauen Angaben vor, so dass die Zahlen mit grossen Unsicherheiten behaftet sind. Im Gegensatz dazu stützen sich die Energieberechnungen für Mineraldünger, 

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 244–247, 2013

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Kurzbericht | Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft – Graue Energie schlägt zunehmend zu Buche

Tab. 2 | Indirekter Energieverbrauch - Berechnungsgrundlagen und Datenqualität Energieträger

Datenquellen

Energiezahl (MJ-Äquivalent)

Datenqualität

Diesel und Benzin

siehe Tab. 1

Energiezahl Ecoinvent minus Unterer ­Heizwert (Schweizerischer Energierat)

Klasse 2

Heizöl und Gas (Gewächshäuser)

siehe Tab. 1

Energiezahl Ecoinvent minus Unterer ­Heizwert (Schweizerischer Energierat)

Klasse 1−2

Heizöl und Gas (Stallgebäude)

siehe Tab. 1

Energiezahl Ecoinvent minus Unterer ­Heizwert (Schweizerischer Energierat)

Klasse 2−3

Strom

siehe Tab. 1

Energiezahl Ecoinvent minus «Heizwert» Strom (3,6 MJ−Eq)

Klasse 1−2

Ecoinvent (6 Kategorien)

Klasse 2−3

Ecoinvent (nichtisolierte Holzkonstruktion)

Klasse 2−3

Rossier (2000)

Klasse 2

SALCA (spezifisch in Abhängigkeit vom Stalltyp)

Klasse 2−3

Eidg. Zollverwaltung, SBV

Ecoinvent (6 Kategorien), Rossier (2000)

Klasse 1

Pflanzenschutzmittel

BLW, unveröffentlicht

Ecoinvent (spezifisch in Abhängigkeit vom PSM)

Klasse 2

Import Getreidesaatgut

BFS 2003

Rossier 2000

Klasse 1

Eidg. Zollverwaltung

Ecoinvent (spezifisch in Abhängigkeit vom Futtermittel)

Klasse 1

Stückzahl: BFS 2003 Landmaschinen, Geräte und Motoren

Gewicht: FAT-Berichte, Herstel­ler­angaben, Prüfberichte, interne Zahlen ART Nutzungsdauer: ART-Bericht 747 (Maschinenkosten 2011) Stückzahl Maschinen: BFS 2003 Flächenbedarf: FAT-Bericht 590

Lagerhallen

Nutzungsdauer: Fachstelle Gebäudeschätzung Zürich, mündliche Mitteilung (40 Jahre) Flächen: BFS: Landw. Betriebsstrukturerhebungen

Gewächshäuser

Nutzungsdauer: Fachstelle Gebäudeschätzung Zürich, mündliche Mitteilung (40 Jahre) Tierzahlen: BFS: Online-Datenbankrecherche Tierartenzuteilung zu Stallkat.: Schätzung ART

Stallgebäude

Flächenbedarf Stallkategorien: ART 2008, GRUDAF 2009, Wirz Kalender 2012 Nutzungsdauer: Fachstelle Gebäudeschätzung Zürich, mündliche Mitteilung (40 Jahre)

Mineraldünger

Import Futtermittel

Futtermittel und Saatgut auf jährlich aktualisierte Datenreihen, die dem tatsächlichen Verbrauch der Landwirtschaft entsprechen (Eidg. Zollverwaltung, BFS 2003). Der Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass der Gesamtenergie­ verbrauch im Jahr 2010 gegenüber 1990 deutlich zugenommen hat (>10 %). Nach anfänglich leicht rückläufigen Zahlen ist der Wert seit 2001 kontinuierlich angestiegen. Der Verbrauch an direkter Energie hat sich über die Jahre in der Summe kaum verändert. Es ist zwar ein leichter Anstieg im Strom- und Treibstoffverbrauch zu

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 244–247, 2013

verzeichnen, parallel gibt es aber einen Rückgang beim Heizöl- und Gasverbrauch in vergleichbarer Höhe. Die Entwicklungen im Gesamtenergieverbrauch resultieren daher hauptsächlich aus Veränderun­gen bei der indirekten Energie, die mit etwa 70 % einen entscheidenden Anteil am Gesamtenergieverbrauch hat. Im betrachteten Zeitraum hat der indirekte Energieverbrauch deutlich zugenommen (von 38 auf 43 GJ/ha). Ein Grossteil der Energie steckt in landwirtschaftlichen Gebäuden und Maschinen. Ausserdem müssen durch die Ausweitung der Tierhaltung immer mehr Futtermittel importiert werden. Die Zahlen für Mineraldünger sind hingegen zwischen 1990 und 1998 zurückgegangen und


Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft – Graue Energie schlägt zunehmend zu Buche | Kurzbericht

70 Indirekte Energie Bereitstellung von direkter Energie Maschinen, Geräte, Motoren Gebäude Mineraldünger Pflanzenschutzmittel Import Getreidesaatgut Import Futtermittel

Energieverbrauch [GJ/ha]

60 50 40 30

Direkte Energie Treibstoffe Heizöl und Gas Elektrizität und Erneuerbare Energien Direkte Energie (GJ/ha)

20 10 0 1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

Abb. 2 | Umweltindikator «Energieverbrauch Landwirtschaft» – Entwicklung von 1990 bis 2010

seitdem stabil. Pflanzenschutzmittel und importiertes Getreidesaatgut haben keinen nennenswerten Anteil am indirekten Energie­verbrauch. Ausblick Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Energieverbrauchs bestimmt massgeblich die zukünftige Nachhaltigkeit, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit des Agrarsektors und sollte dementsprechend über den Umweltindikator «Energieverbrauch Landwirtschaft» weiter verfolgt werden. Die Berechnungsmethode ist grundsätzlich einfach und stellt keine Probleme dar. Sie profitiert von der Verwendung spezifischer Energiezah-

len zum Energiegehalt pro Einheit (z. B. pro kg oder m2) aus der Ecoinvent-Datenbank. Für die Zukunft ist es wünschenswert, die Qualität der Datenquellen (insbesondere im Bereich der Tierhaltung und bei den landwirtschaftlichen Maschinen und Gebäuden) weiter zu verbessern und möglichst alle relevanten Grössen zu erfassen, um den Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft noch wirklichkeitsnäher abzubilden. Weiterführende Informationen Details zum Berechnungsverfahren, das Literaturverzeichnis und weitere Hinter­grund­informationen sind auf der Seite www.agrartechnik-agroscope.ch verfügbar. n

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 244–247, 2013

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P o r t r ä t

Martin Scheeder: ein Leben an Schnittstellen Martin Scheeder ist Dozent für Fleischqualität und -technologie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL und gleichzeitig Leiter Forschung & Entwicklung für Schlachtkörper- und Fleischqualität bei der SUISAG. Damit pendelt er seit mehreren Jahren zwischen Fachhochschule und dem Dienstleistungszentrum für die Schweineproduktion. Die Zweiteilung zieht sich wie ein roter Faden durch seine berufliche Laufbahn. Etwas hat ihn dabei aber immer begleitet: sein wissenschaftliches Interesse an Fleisch. Bereits für sein Agronomiestudium an der GeorgAugust-Universität in Göttingen wählte er die Fachrichtung Tierproduktion und nicht etwa Pflanzenwissenschaften; für ihn eine einfache Entscheidung: «Ich fand Tiere schon immer spannender als Pflanzen. Sie sind meines Erachtens einfach komplexer und haben mich daher schon immer mehr interessiert.» Und dann fügt er beinahe philosophisch an: «Nur dank Nutztierhaltung und Jagd können die Menschen unwirtliche Gegenden wie beispielsweise die Mongolei oder die Arktis besiedeln.» Mit seiner Diplom- und seiner späteren Doktorarbeit vertiefte sich Martin Scheeder endgültig in der Tierproduktion und setzte vor allem seinen Forschungsschwerpunkt: Fleisch. Besonders die Faszination, sich mit einem Thema an der Schnittstelle zwischen Agronomie und Lebensmittelwissenschaften zu beschäftigen, hat ihn dazu gebracht: «Auf der einen Seite hast du das Tier als physiologisches Modell, mit all seinen Leistungen, Ansprüchen und Eigenschaften. Gleichzeitig ist das Tier aber auch Produkt, das von uns Menschen konsumiert wird.» Umzug in die zweite Heimat Vor über 15 Jahren zog es Martin Scheeder in die Schweiz, in das Land, aus dem er mütterlicherseits stammt und das er bei so manchem Besuch kennen und schätzen gelernt hatte. Es war aber nicht in erster Linie die Verbundenheit zur Schweiz, sondern ein Stellenangebot an der ETH Zürich, das ihn zum Auswandern bewog. Natürlich drehte sich auch an neuer Wirkungsstätte alles um Fleisch. Bei seiner Anstellung an den beiden Professuren Tierernährung und Ernährungsbiologie setzte er sich – an der Schnittstelle der beiden Forschungsgruppen – mit der Qualität tierischer Produkte auseinander.

248

Agrarforschung Schweiz 4 (5): 248, 2013

Weiterhin hungrig Wer sich knapp 30 Jahre intensiv mit Tierproduktion, Schlachtung und Fleischqualität beschäftigt, ist langsam gesättigt und möchte am liebsten kein Fleisch mehr sehen. Das könnte man zumindest meinen. Nicht so Martin Scheeder. Die Thematik fesselt ihn immer noch, und auch kulinarisch hat er dem Fleisch nicht abgeschworen: «Ich esse trotz meiner Arbeit noch Fleisch. Auch Würste finden oft den Weg auf meinen Teller.» Er kann sein Essen also trotz seiner Forschungstätigkeit noch unbeschwert geniessen und unterzieht den Inhalt seines Tellers nicht immer gleich einer wissenschaftlichen Qualitätsprüfung. Gute Qualität sei ihm bei der Ernährung aber schon wichtig, und zwar nicht nur bei Fleisch, meint er ergänzend. Matthias Zobrist, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen


A k t u e l l

Aktuell Die phänologischen Stadien der Kernobstfrüchte im Grossformat! Phänologische Entwicklungsstadien von Birne Autoren: Bernard Bloesch, Olivier Viret und Stefan Kuske, Agroscope, 1260 Nyon

0 Winterruhe

5 Entwicklung der Blütenknospen

Winterknospe

6 Blüte

7 Fruchtentwicklung

(Vegetationsruhe)

Knospen­ schwellen

Beginn der Blüte

00 (A)

51 (B)

61 (F)

Knospen­ aufbruch Entwicklungsstadien 0 = Winterruhe 5 = Entwicklung der Blütenknospen 6 = Blüte 7 = Fruchtentwicklung 8 = Fruchtreife BBCH-Skala

(Baggiolini-Skala)

00 51 ➝ 59 61 ➝ 69 71 ➝ 77 81 ➝ 89

(A) (B ➝ E2) (F ➝ H) (I ➝ J)

8 Fruchtreife

Nachblüte­ fruchtfall 71 (I)

Beginn der Fruchtreife 81

Vollblüte

53 (C)

Haselnuss­ grösse

65 (F2)

72 (J)

Mausohr­ stadium 54 (C3)

Grünknospen­ stadium 56 (D)

Fort­ geschrittene Fruchtreife

Abgehende blüte T­Stadium

67 (G)

85

74

Agroscope | AMTRA

Quellen b Baggiolini M., 1952. Les stades repères dans le développement annuel de la vigne et leur utilisation pratique. Revue romande d’Agriculture et d’Arboriculture 8 (1), 4–6. b Lancashire P. D., Bleiholder H., Van Den Boom T., Langelüddeke P., Stauss R., Weber E. & Witzenberger A., 1991. A uniform decimal code for growth stages of crops and weeds. Ann. appl. Biol. 119, 561–601. b Hack H., Bleiholder H., Buhr L., Meier U., SchnockFricke U., Weber E. & Witzenberger A., 1992. Einheitliche Codierung der phänologischen Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen. – Erweiterte BBCH-Skala, Allgemein. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 44 (12), 265–270.

Rotknospen­ stadium 57 (E)

Ballonstadium 59 (E2)

Ende der Blüte

Frucht­ wachstum

69 (H)

77

Pflückreife, genussreife Früchte 87– 89

Fotos: Carole Parodi

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

für 30.– pro Poster (Versandkosten inbegriffen) bestellt werden bei: AMTRA, Mme Antoinette Dumartheray, route de Duillier 50, case postale 1006, 1260 Nyon 1, Tel. +41 79 659 48 31, E-Mail: info@revuevitiarbohorti.ch oder auf der Webseite: www.revuevitiarbohorti.ch

Phänologische Entwicklungsstadien von Apfel Autoren: Bernard Bloesch, Olivier Viret und Stefan Kuske, Agroscope, 1260 Nyon

0 Winterruhe

5 Entwicklung der Blütenknospen

Winterknospe (Vegetationsruhe)

6 Blüte

7 Fruchtentwicklung

Knospen­ schwellen

Beginn der Blüte

51 (B)

61 (F)

8 Fruchtreife

Nachblüte­ fruchtfall 71 (I)

00 (A)

Knospen­ aufbruch

Beginn der Fruchtreife

53 (C)

81

Entwicklungsstadien 0 = Winterruhe 5 = Entwicklung der Blütenknospen 6 = Blüte 7 = Fruchtentwicklung 8 = Fruchtreife BBCH-Skala

(Baggiolini-Skala)

00 51 ➝ 59 61 ➝ 69 71 ➝ 77 81 ➝ 89

(A) (B ➝ E2) (F ➝ H) (I ➝ J)

Mausohr­ stadium 54 (C3)

Vollblüte 65 (F2)

Haselnuss­ grösse 72 (J)

Grünknospen­ stadium 56 (D)

T­Stadium Quellen

Agroscope | AMTRA

Zwei Poster mit den Abmessungen 100×70 cm auf Deutsch, Französisch oder Italienisch Während zwei Jahren wurden in der Obstanlage die charakteristischen Entwicklungsschritte der Kernobstbäume mit viel Geduld fotographisch festgehalten. Es ist für AMTRA nun ein Vergnügen, den professionellen Obstproduzenten sowie den Hobbyproduzenten den ganzen Entwicklungszyklus des Apfelbaumes (Sorte Gala) und des Birnbaumes (Sorte Williams) als Poster in den drei nationalen Sprachen anbieten zu können. Vom Aufbruch der Knospen nach dem Winter bis zur erntereifen Frucht wird so die Vegetationsperiode in 18 Abschnitten beschrieben, wunderbar illustriert und mit der internationalen BBCH-Skala versehen, welche auf alle kultivierten Pflanzen Anwendung findet. Die Originalphotos wurden in Parzellen von Agroscope in Changins aufgenommen. Diese Poster sind für Produzenten, landwirtschaftliche Institutionen und Ausbilder bestimmt. Aber sie können auch zur Ausschmückung von Ausstellungsständen, Versammlungssälen oder Verkaufslokalen genutzt werden. Die beiden Poster können

Eidgenössisches Departement für W irtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope

b Baggiolini M., 1952. Les stades repères dans le développement annuel de la vigne et leur utilisation pratique. Revue romande d’Agriculture et d’Arboriculture 8 (1), 4–6. b Lancashire P. D., Bleiholder H., Van Den Boom T., Langelüddeke P., Stauss R., Weber E. & Witzenberger A., 1991. A uniform decimal code for growth stages of crops and weeds. Ann. appl. Biol. 119, 561–601. b Hack H., Bleiholder H., Buhr L., Meier U., SchnockFricke U., Weber E. & Witzenberger A., 1992. Einheitliche Codierung der phänologischen Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen. – Erweiterte BBCH-Skala, Allgemein. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 44 (12), 265–270.

Rotknospen­ stadium 57 (E)

Ballonstadium 59 (E2)

Abgehende blüte

74

Fortge­ schrittene Fruchtreife 85

67 (G)

Ende der Blüte

Frucht­ wachstum

69 (H)

77

Pflückreife, genuss­ reife Früchte 87– 89

Fotos: Carole Parodi

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 249–251, 2013

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 29.04.2013 Dem Erdmandelgras Dampf machen Das Erdmandelgras hat sich auch 2012 in der Schweiz weiter ausgebreitet (Mitteilung vom 25.2.13). Dieses eingeschleppte Unkraut bedrängt die einheimische Flora sowie Nutzpflanzen. Das Problem hat sich in den letzten Jahren zugespitzt, neue Lösungen sind dringend nötig. Wie bisher ist es empfehlenswert, neue Befallsstellen frühzeitig zu erkennen, grosszügig auszugraben und zu entsorgen, um die weitere Ausbreitung im Feld zu verhindern. Jetzt haben Forschende von Agroscope eine Alternative zu diesem Vorgehen geprüft: die Behandlung mit Wasserdampf. Erste Resultate zeigen: Die Methode ist zwar energie- und kostenintensiv, dafür verhindert sie, dass man Boden abtragen muss.

25.04.2013 Pferdeforschung Schweiz blickt in die Zukunft An der 8. Jahrestagung des Netzwerks Pferdeforschung Schweiz vom 25. April 2013 in Avenches diskutierten die Teilnehmenden über zukunftsträchtige Themen. Die gut vernetzte Schweizer Forschungsgemeinschaft wollte sich durch den Blick über die Grenzen inspirieren, um rechtzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. So zeigten Forscherinnen aus Frankreich und Deutschland vor, wie Pferde in Zukunft trainiert oder wie die Persönlichkeit eines Pferds erfasst werden kann. Beide Themen beschäftigen sich mit dem Charakter der Tiere und gewinnen sowohl für Sport- als auch für Freizeitpferde an Bedeutung. Auf grosses Interesse stiessen zudem die an der Tagung präsentierten Arbeiten junger Forscherinnen und Forscher aus der Schweiz.

15.04.2013 Agroscope führt Divico ein – die erste multi-­ resistente Rebsorte Die bereits erfolgreich eingeführten Züchtungen Gamaret, Garanoir, Diolinoir, Carminoir und Galotta trumpften auf mit optimierter Qualität und Traubenfäule-Resistenz. Jetzt konzentriert sich die Forschung bei Agroscope seit 1996 darauf, Rebsorten zu züchten, die gegen die wichtigsten Pilzerkrankungen resistent sind. So kann Agroscope dieses Jahr die erste rote Traubensorte mit

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Agrarforschung Schweiz 4 (5): 249–251, 2013

hoher Resistenz gegen Echten und Falschen Mehltau sowie gegen Graufäule vorstellen: Divico. Diese Rebsorte ergibt Weine mit Gamaret-ähnlicher Qualität. Der Name erinnert an den legendären Anführer der Helvetier. Divico ermöglicht einen reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz und somit einen ökologischeren Weinbau.

04.04.2013 Ernte 2012: Erhöhter Befall mit Fusarium-Pilzen bei Mais und Weizen Der Befall mit Fusarium-Schimmelpilzen war 2012 bei Silomais, Körnermais und Winterweizen ausgeprägter als in den Vorjahren. Die Belastung durch die giftigen Stoffwechselprodukte der Pilze lag vielfach über den Richt- und Grenzwerten. Dies zeigen Untersuchungen von Agroscope im Auftrag der Kantone Bern und Aargau. Für Mais werden frühe Sorten und frühe Ernten empfohlen. Bei Winterweizen kann das Risiko einer Infektion durch eine geeignete Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und die Wahl wenig anfälliger Sorten verringert werden.

25.03.2013 Ambrosia in Schranken Im Verlauf der Wintersaison 2012/13 hat Agroscope im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle über 50 Proben von Körnermischungen für frei lebende Vögel erhoben und auf das Vorhandensein von AmbrosiaSamen analysiert. Mit Ausnahme von zwei im Ausland hergestellten Futtermitteln wurden alle Proben als frei von diesen unerwünschten Samen befunden. Dies kann als Erfolg der seit 2005 durchgeführten systematischen Überwachung und insbesondere der Bestrebungen der Herstellerfirmen gewertet werden.


Aktuell

Internetlinks

Veranstaltungen

Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE ist bei Facebook www.facebook.com/sgessn Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE weist die Facebook-User jeweils an erster Stelle auf die neusten Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft und auf ernährungsrelevante Events hin. Dazu bietet die Seite den Usern eine Plattform, um sich untereinander auszutauschen. Weiter informiert sie laufend über Neuigkeiten der SGE und ihre Angebote sowie die SGE-eigene Ernährungszeitschrift Tabula.

Mai 2013 22. – 23.05.2013 Fachtagung Düngerkontrolle MARSEP-/VBBo-­ Ringversuche Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und BLW Bern 28.05.2013 Die wichtigsten Anbausysteme der Schweiz im Vergleich Wissenschaftstagung und 1. Flurbegehung Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Zürich 30.05.2013 AGFF-Tagung AGFF / Agroscope / Inforama Innereriz BE

Vor schau Juni 2013 / Heft 6 Forscher von Agroscope haben die Milchqualität von Betrieben mit ­automatischem Melksystem und solchen mit Melkstand verglichen. Sie untersuchten, wie sich Verbesserungen bezüglich Technik und Betriebsmanagement auf die ­Milchqualität auswirkten. (Foto: Agroscope)

••Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial bezüglich Milchqualität, Ernst Jakob et al., ALP-Haras ••Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich, Johanna Besier et al., ALP-Haras

Juni 2013 07. – 08.06.2013 Tage der offenen Tür 2013 Agroscope Changins-Wädenswil ACW Wädenswil 19. – 20.06.2013 Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen Juli 2013 02. – 05.07.2013 ISHS Fireblight 2013 Agroscope Changins-Wädenswil ACW und ETH Zürich ETH Zürich

••Serie AlpFUTUR: Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet, Beatrice Schüpbach et al., ART

August 2013

••Serie AlpFUTUR: Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung, Xenia Junge und Marcel Hunziker, WSL

23.08.2013 InfoTag Medizinal- und Aromapflanzen Agroscope Changins-Wädenswil ACW Attiswil BE

••Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012, Rainer Frick, ACW ••Anfälligkeit der Kartoffel auf Weichfäule hervorgerufen durch Dickeya spp., David Gerardin et al., ACW ••Rehkitzrettung, Nicole Berger, HAFL ••Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2014, Jürg Hiltbrunner und Lilia Levy, ART und ACW

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

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Branchentreffen

im Rahmen der Tage der offenen Tür

Obst, Gemüse und Wein

Forschung erleben

Agroscope in Wädenswil Freitag, 7. Juni, 8.30 – 13 Uhr

Agroscope in Wädenswil, 7. und 8. Juni 2013

Gemüsebau, 8.30 – 11.30 Uhr, Aula der ZHAW, Wädenswil Grundlagen sowie phytopathologische und pflanzenbauliche Aspekte der Gründüngung.

Agroscope und die Zukunft, 11.45 Uhr, Agroscope Referat von Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft

Weinbau, 9.00 – 11.20 Uhr, Festzelt, Agroscope 18. Hefe- und Weinbautagung: Hefeversuche bei RieslingSilvaner und Blauburgunder. Blauburgunder-Klone im Vergleich. Anmeldung erforderlich: www.agroscope.ch Obstbau, 9.15 – 11.20 Uhr, Sandhof, Wädenswil Pflanzenschutzstrategien zur Rückstandsvermeidung, Totaleinnetzung, Einfluss von Pflanzenschutzstrategien auf Lagerung und Qualität.

Landwirtschaft – Lebensmittel – Umwelt

Gemeinsamer Apéro der Branchen, 12.15 Uhr, Agroscope. Freier Rundgang Tage der offenen Tür, ab 13 Uhr Anfahrt mit dem Auto: Ausfahrt Wädenswil und Wegweiser Parkplatz Geeren folgen. Shuttle-Bus zur Hochschule (Gemüsebau), zur Forschungsanstalt (Weinbau) und zum Sandhof (Obstbau). Anfahrt mit dem Zug: Bis Bahnhof Wädenswil, Bus 123, 126 oder 150 bis «Hochschule» (Gemüsebau); Bus 123 oder 126 bis «Forschungsanstalt» oder Bus 150 oder 160 bis «Mühlebach» (Weinbau); Bus 150 oder 160 bis «Sandhof» (Obstbau).

www.agroscope-forschung-erleben.ch

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Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

Eidgenössisches Departement für W irtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope

Mittwoch/Donnerstag, 19./20. Juni 2013

Tänikoner Agrartechniktage Forschungsanstalt Agroscope, Tänikon, Ettenhausen TG

Trends und Aussichten der Agrartechnikbranche • Farmstar – satellitengestütztes Management von Getreidefeldern • Blackenbekämpfung im Biolandbau – Durchbruch in Sicht? • TASC 3 berechnet Druckausbreitung, Zugkraft und Treibstoffverbrauch • Automatische Lenksysteme • Ecodrive – Neue Initiative zum Spritsparen • Anhängerbremsen und Sicherheit im Strassenverkehr

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Patronat Agrartechnikforum Schweiz Tagungsort Forschungsanstalt Agroscope Refental, Tänikon CH-8356 Ettenhausen TG Detailprogramm und Anmeldung: www.agroscope.ch >Veranstaltungen

10.04.2013 08:29:26


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