Adventist World German - July 2019

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Fragen zur Bibel

Ein ritueller Akt der Anbetung F

Was war der Zweck eines Brandopfers?

A

Die Bezeichnung „Brandopfer“ ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes Olah („ein aufsteigendes Opfer“). Es weist darauf hin, dass das Opfer als Ganzes auf dem Altar verbrannt wurde, und der Rauch zu Gott im Himmel aufstieg. Das Brandopfer war zur Zeit der Patriarchen das am häufigsten dargebrachte Opfer (1 Mo 8,20; 22,7). 1. Anlass und Ablauf

Jeder Israelit konnte dem Herrn als freiwilligen Akt der Anbetung ein Brandopfer bringen (3 Mo 1,2). Es konnte entweder im Zusammenhang mit einem Gelübde oder als freiwillige Gabe dargebracht werden (3 Mo 22,17–19). Im Zusammenhang mit einem Gelübde wurde dem Herrn ein Brandopfer dargebracht, nachdem ein Gelübde erfüllt worden war, um Dankbarkeit auszudrücken. Das Opfer als freiwillige Gabe war ein spontaner Ausdruck persönlicher Hingabe, Danksagung und Freude dem Herrn gegenüber. Es war jedoch auch für die täglichen Gottesdienste (4 Mo 28,3–8), den Sabbat (Verse 9–10) und die Neumondgottesdienste (Verse 11–14) sowie bei Festen (z.B. 4 Mo 28, 17–25; 3 Mo 23,10–14. 17–21; 16,3) vorgeschrieben. Brandopfer waren auch in Zusammenhang mit Reinigungszere­ monien obligatorisch (3 Mo 12,6; 14,19; 15,13–15; 4 Mo 6,11.14; 15,22–26; 3 Mo 5,7–10). Die Prozedur des Brandopfers sah vor, dass die Person, die das Opfer brachte, eine Hand auf den Kopf des Tieres legte (3 Mo 1,4), es schlachtete (Vers 5), in S­ tücke schnitt (Vers 6) und die Eingeweide und Schenkel wusch (Vers 9). Der Priester sprengte das Blut an den Altar (Vers 5) und legte das Opfer darauf (Vers 8). Das Fell erhielt der diensthabende Priester (3 Mo 7,8), aber der Rest des Tieres wurde vollständig auf dem Altar verbrannt. Das Opfertier war ein männliches Lamm, ein Widder oder ein Rind. In einigen Fällen war auch eine Turteltaube oder eine Taube möglich.

2. Der Zweck

Das Brandopfer wurde von Gott stellvertretend für denjenigen angenommen, der das Opfer brachte, „um Sühnung für ihn zu erwirken“ (3 Mo 1,3–4 EB). Anders gesagt: die Annahme des Einzelnen wurde durch die Annahme des Opfers durch den Herrn als Sühnemittel entschieden. Durch das Auflegen der Hände übertrugen die Sünder ihre eigenen Unvollkommenheiten symbolisch auf das fehlerfreie Opfer (Vers 3; tamîm, „ganz“, „vollständig“; „ohne Fehler“). Das Opfer fungierte als Ersatz für die Person, die es brachte. In 1. Samuel 7,1–10 und 13,12 ist das Brandopfer mit dem Gedanken verbunden, Gott zu „besänftigen“, ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit Gottes Zorn oder Missfallen verwendet wird (z.B. 2 Mo 32,11; 1 Kön 13,6; 2 Kön 13,4). Menschen, die Gott besänftigten, suchten seine Gunst oder Annahme (z.B. Sach 8,21–22), und der Herr erwies ihnen Gunst und Gnade (Mal 1,9; Ps 119,58). Der Kontext hier ist die Versöhnung, in dem Sinne, dass Gott selbst seinen Missfallen beiseitelegt und reuige Sünder annimmt. Das Brandopfer war ein Akt mit dem derjenige, der das Opfer brachte, Anbetung, Dankbarkeit, Freude und völlige Hingabe Gott gegenüber zum Ausdruck brachte. Und da die Menschen immer auf Vergebung angewiesen sind, wenn sie sich Gott nahen, diente es auch als Mittel zur Sühne beziehungsweise Versöhnung. Dieses Opfer sprach viele geistliche Bedürfnisse der Israeliten an. Da Gott uns heute durch das Sühneopfer Christi annimmt, können wir ihm freudig und dankbar unser ganzes Leben als geistliches Opfer darbringen (Röm 12,1).

Angel Manuel Rodriguez ist im Ruhestand nachdem er als Pastor, Professor und Theologe gewirkt hat.

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