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Ellen White entdecken
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Ellen White damals und heute Eine besondere Botin für eine prophetische Bewegung
Während ihres 70-jährigen öffentlichen Dienstes wurde Ellen White von Gott vollmächtig und in beeindruckender Weise für die Entwicklung und Unterstützung der prophetischen Bewegung der Siebenten-Tags-Adventisten gebraucht.
Wir sollten zu Beginn beachten, dass der Geist der Weissagung lange vor Beginn des Dienstes von Ellen White existierte, und ihre Schriften der Bibel nie etwas hinzugefügt haben. Für sie war die Heilige Schrift die „maßgebliche, unfehlbare Offenbarung“ 1 des Willens Gottes. Sie empfahl ihren Lesern „das Wort Gottes als die Richtschnur deines Glaubens und Handelns“ 2 , weil ihre „schriftlichen Zeugnisse nicht dazu dienen, neues Licht zu geben, sondern dem Herzen die bereits offenbarte Wahrheit eindringlich einzuschärfen.“ 3
Das zahlenmäßige Wachstum der Adventgemeinde im 19. Jahrhundert brachte viele Segnungen und Herausforderungen mit sich. Das Ringen um Orientierung zahlte sich aus, aber es war kein einfacher Weg. Gott benutzte seine Botin, um seine Gemeinde und ihre Arbeit auf allen Gebieten zu unterstützen und aufzubauen. Um es mit einem Bild zu sagen, das häufig von Uriah Smith verwendet wurde: Ellen White fungierte als Lotsin, die in einer gefahrvollen Zeit Orientierung gab. 4
In ihren beständigen Bemühungen, Christus zu erhöhen, schrieb Ellen White ihr kleines aber brillantes, meistübersetztes und meistgelesenes Buch Steps to Christ (1892) (Der bessere Weg), ein Meisterwerk über das Leben von Christus, The Desire of Ages (1898) (Das Leben Jesu bzw. Der Sieg der Liebe) und ein Buch über die bekanntesten Lehren von Jesus, Christ’s Object Lessons (1900) (Bilder vom Reiche Gottes). Diese
Bücher halten die göttliche und ewige Natur des Erlösers hoch und zeigen ihn als aus sich selbst existierende „geoffenbarte Fülle der Gottheit“. 5
Ihre oft wiederholte Verherrlichung Christi besagt ganz klar, wer Jesus war und ist: „Christus war Gott, im wesentlichen und allerhöchsten Sinne. Er war von Ewigkeit her bei Gott, Gott über alles, verherrlicht für immer und ewig.“ 6
Trotz mancher, die ihr zu ihrer Zeit kritisch begegneten und die ihr seither zweifelnd und skeptisch gegenüberstehen, hat Ellen White mit ihrem Leben, ihrem Wirken und ihrem Schrifttum die Aufmerksamkeit der Menschen auf Gott und sein Wort gelenkt. Ihr Vermächtnis und ihr prophetischer Beitrag für unsere Kirche haben Adventisten inspiriert und zu ausgewogenem Fortschritt in theologischer Beständigkeit, zu weltweitem zahlenmäßigen Wachstum und zur Mission an unerreichten Menschen motiviert. Darüber hinaus haben sie zur Gründung hochmoderner Gesundheitseinrichtungen und eines qualitativ hochwertigen Bildungswesens, zur Etablierung von Familien- und Jugendarbeit und eines Verlagswesens und zur Unterstützung der Lebensqualität im Allgemeinen durch die Vorbereitung von Menschen auf die Begegnung mit Jesus Christus beigetragen.
Eine Botin für heutige Generationen
Die Herausforderungen und Möglichkeiten unserer Zeit machen es nötig, dass Gott auch heute noch zu seinem Volk spricht. Sein Plan und sein Wunsch, uns mit seiner unveränderlichen Wahrheit zu retten, haben sich nicht geändert. Während sich die Methoden, die heutigen Generationen zu erreichen, geändert haben, spricht Gott die Menschen immer da an, wo sie sind, auf dem Level ihres Verständnisses und ihrer bisherigen Erkenntnis.
Gott hatte im Laufe der Geschichte immer Boten. Er hat seine irdischen Kinder nie ohne seine Unterstützung und Ausrüstung durch den Heiligen Geist zurückgelassen. Der Zweck und die Funktion der Propheten war schon immer, dass Gott sein Volk durch sie führte und ihm half, trotz unterschiedlicher Kulturen oder Weltanschauungen treu zu bleiben (Spr 29,18; Eph 4,13–14). Das galt für biblische Propheten, und es gilt auch für Ellen White, denn sie waren alle vom gleichen Geist inspiriert (2 Ptr 1,21).
Obwohl Ellen White vor mehr als 100 Jahren starb, schrieb sie sowohl für Menschen ihrer Zeit als auch für künftige Generationen. Sie war zuversichtlich: „Meine Schriften werden immer reden, und sie werden weiterwirken, solange die Zeit währt“ 7 , weil sie die Leser auf Jesus hinweisen und sein Wort erheben.
Die Menschen zurzeit von Ellen White brauchten die Bibel, und deren Botschaft ist heute sogar noch notwendiger. Die grundlegende Wahrheit von Christus, wie sie in der Bibel offenbart und im Schrifttum von Ellen White bekräftigt wird, wird nie altmodisch werden; sie wird immer gegenwärtige Wahrheit sein (2 Ptr 1,12). Deshalb sollten alle Gesellschaften und Volksgruppen die gute Nachricht Gottes empfangen (5 Mo 30,19–20; Hbr 3,13.15).
Der Gedanke, dass das Schrifttum von Ellen White durch zeitgenössische Alternativen verdrängt werden könnte, wird sich bei den Auserwählten Gottes, welche die biblisch fundierten und vom Geist der Weissagung unterstützten Lehren über Jesus Christus und seinen Erlösungsplan lesen und verkünden, nie durchsetzen. Für alle, die nach Sinn und Zweck in ihrem Leben suchen, finden sich im Schrifttum von Ellen White Antworten, besonders wenn man es im Blick auf den Deutungsrahmen des großen Kampfes liest. Alle, die die Anweisungen Gottes schätzen und vom Reichtum seiner Ratschläge lernen, profitieren nicht nur für ihr zukünftiges Leben mit ihm, sondern schon im Leben hier und jetzt. 8
Trotz vieler sinnentstellenden Interpretationen und eines großen Maßes an Fehlkommunikation und Kritik im Zusammenhang mit Ellen White, steht ihr Schrifttum den heutigen Generationen zur Verfügung, weil Gott die Menschen in sein Wort führen will, damit er sein Wort in sie hineinbekommen kann. Die biblische Wahrheit erhebt unser Leben, unser Denken, unsere Entscheidungen, unsere Einstellung und unser Verhalten.
Und in dem Maße, wie wir in Christus wachsen, werden wir durch den Heiligen Geist und die Liebe des Vaters motiviert, das was wir lernen auszuleben und an andere weiterzugeben.
1 Ellen G. White, Vom Schatten zum Licht, S. 11. 2 Ellen G. White, Frühe Schriften, S. 68f. 3 Ellen G. White, Testimonies for the Church, Pacific Press, Mountain View,
Kalifornien, 1948, Bd. 2, S. 605. 4 Uriah Smith, „Do We Discard the Bible by Endorsing the Visions?”
Review and Herald, 13. Januar 1863. 5 Ellen G. White, Evangelisation, S. 558. 6 Ellen G. White, „The Word Made Flesh”, Review and Herald, 5. April 1906; 227; Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 1, S. 261. 7 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, S. 57f. 8 Ebenda, S. 41–44.
Anna M. Galeniece, D.Min., ist Dozentin an der Abteilung für Praktische Theologie am Theologischen Seminar der Andrews Universität in Michigan (USA).