RECHTaktuell Juli/August 2014

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MANZ · INTERN]

Porträt des Monats:

Die Universität der bildenden Künste in Wien ist ein prachtvoll opulenter Bau aus dem 19. Jahrhundert. Rote Ziegel, goldene Fresken, dicke Kuppeln. Größer könnte der Kontrast zu den Räumlichkeiten von CMS Reich-Rohrwig Hainz gar nicht sein. Geradlinig, reduziert und technisch ist die Kanzlei, „wer hier arbeitet, hat keine Zeit, um aus dem Fenster zu schauen“, sagt Johannes Reich-Rohrwig. Er ist einer der Gründer und Partner jener Anwaltssozietät, die heute der CMSAllianz mit 3.000 Juristen in 58 Ländern angehört, 150 in Österreich. Johannes Reich-Rohrwig wurde 1954 als jüngstes von fünf Kindern in Linz geboren. Sein Vater war Chemiker, „ein Beruf, der in einer Juristenfamilie eher die Ausnahme war“, erzählt er. Seine Jugend in Linz war sportlich geprägt, als Handballer schaffte es seine Mannschaft an die Spitze der Landesliga. Die Schule absolvierte er „problemlos“, mochte Mathematik und maturierte 1972. Danach: „Ein Jahr freiwillig bei den Jägern in Glasenbach, so fit wie damals war ich körperlich nie wieder“, sagt Reich-Rohrwig, der bereits als Soldat an der Wirtschaftsuniversität Wien inskribiert war. Die Rechtswissenschaften kamen nach der Übersiedelung nach Wien 1974 noch dazu, machten dann aber das Rennen, weil „ich dort einen hoch anregenden Freundeskreis fand“. Mit ihm ist er bis heute verbunden, Gabriele Kucsko-Stadlmayer, Thomas MayrHarting oder Franz Marhold sind seine Weggefährten. Noch als Student arbeitete er als Studienassistent bei Helmut Koziol am Institut für Zivilrecht. Nach dreieinhalb Jahren hatte er sein Jus-Studium beendet, entschied sich für das Gerichtsjahr, sah sich aber auch die Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung als Praktikant in der Praxis an. Seine Schlussfolgerung: „Dort herrscht eine andere Wahrnehmung von Korrektheit.“ 1978 begann er als Anwaltskonzipient, begann seine Tätigkeit als Autor. „Das österreichische GmbHRecht“ ist Reich-Rohrwigs erstes Buch bei MANZ, mit dem er für Jahre einen Meilenstein in diesem Fachbereich setzte. 1983 machte er die Anwaltsprüfung. Bei der Vorbereitung dazu lernte er seine Frau Anneliese kennen, die ihrerseits das Richteramt anstrebte. Die beiden haben drei erwachsene Kinder. Sohn Alexander und Tochter Susanne sind Juristen, Sohn Leonhard Wirtschaftsingenieur. Die intensivste Zeit des erfolgreichen Anwalts begann Mitte der 1990er-Jahre. Die Kanzlei wuchs, Johannes Reich-Rohrwig schrieb an der zweiten Auflage R E C H T A K T U E L L # 0 7 / 0 8 | Ju l i /Au g u s t 2 014

seines Buches zum GmbH-Recht und arbeitete an seiner Habilitation zum Thema „Grundsatzfragen der Kapitalerhaltung“. Sein Zeitplan: Von Samstag bis Montag schrieb er, von Dienstag bis Donnerstag arbeitete er in der Kanzlei. Die intensiven Schreibphasen, in denen er neben seinem Anwaltsberuf Manuskripte verfasste, verlangten ihm alles ab. „Wenn ein Klient angerufen hat, war da immer das Gefühl von ‚Wer stört‘, ganz ähnlich wie in der Fernsehserie MA 2412 mit Roland Düringer und Alfred Dorfer.“ Reich-Rohrwig ist lieber Vertragsjurist, verhilft aber seinen Klienten gerne dann zum Recht, wenn es um streitige Auseinandersetzungen in Generalversammlungen oder in Gerichtsverfahren geht. Zu seinen Klienten zählen viele große Unternehmen. Mittlerweise hält der Vielarbeiter aber die Wochenenden als Erholungsphase ein. „Das habe ich meiner Frau versprechen müssen“, sagt er. Zwei Lehrveranstaltungen am Juridicum gehen sich aber aus. Neben Vertragsgestaltung und Kapitalgesellschaftsrecht bringt er Studierenden auch bei, dass die Gesellschaftsgründung eigentlich mit einem Businessplan beginnt. Sie lernen bei Reich-Rohrwig, ein fiktives Unternehmen zu planen, sich Kosten, Erträge und Finanzierung zu überlegen. „Am Ende wird ein Siegerteam prämiert, das macht Spaß.“

© CMS Reich-Rohrwig Hainz

Streitbar auf allen Seiten Johannes Reich-Rohrwig

JOHANNES REICH-ROHRWIG

ist als Wirtschaftsanwalt europaweit erfolgreich, als Autor geht er mit seinem Lieblingsthema in die Tiefe. „Die Generalversammlung der GmbH“ ist eben bei MANZ erschienen.

„Wer ein erfolgreicher Anwalt werden will, muss Intelligenz, Hausverstand und eine Gosch’n haben“ Neben seiner Mitarbeit an ecolex ist sein jüngstes Projekt als Mitherausgeber bei MANZ „Die Generalversammlung der GmbH“. „Das Schwierigste in unserem Beruf ist es, rechtliche Regelungen für Emotionen zu finden“, sagt er. Mehr als 90 Prozent der GmbH in Österreich haben nicht mehr als vier Gesellschafter, familiäre Verbindungen sind häufig, und „da können die Fetzen fliegen“, sagt er, der in den letzten Jahren auch immer häufiger als Schiedsrichter tätig ist. Was Reich-Rohrwig macht, wenn er nicht arbeitet? Schifahren im Winter, Jagen im Frühling und Herbst und Segeln im Sommer am Attersee. „Wer ein erfolgreicher Anwalt werden will, muss Intelligenz, Hausverstand und eine Gosch’n haben“, soziale Fähigkeiten seien von Vorteil, resümiert er. Karin Pollack 9


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