RECHTaktuell 07-08 2013

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MANZ · INTERN]

Porträt des Monats:

Sein Fahrrad, sagt Peter Lewisch, sei das hässlichste auf der Straße. „Dafür ist es mir auch noch nie gestohlen worden“, lacht er. In dunkelblauem Anzug, gestreiftem Hemd und Krawatte sitzt er im Besprechungszimmer jener Kanzlei, für die er seit 16 Jahren arbeitet. 1997 ist er als Anwalt bei Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH) eingestiegen. Über seinen persönlichen Lebensweg hat er in diesen Räumlichkeiten bisher wohl eher selten gesprochen. „Es ist ungewohnt, über mich selbst zu erzählen“, sagt er, kommt aber dann ganz gut ins Reden. Das Fahrrad jedenfalls benütze er seit vielen Jahren fast täglich, weil er zwischen Parkring und Schenkenstraße pendelt. Seit zwei Jahren hält Lewisch eine Professur für Strafrecht an der Universität Wien. Er unterrichtet mit Leidenschaft, betont er, „Strafrecht, wie ich es verstehe, ist wesentlich mehr als nur Mord und Totschlag, sondern Sanktionsrecht im weitestmöglichen Sinne“, erklärt er. Die Verbindungen von Ökonomie und Recht ist sein Spezialgebiet, eine Konstante, die auch seine Biographie bestimmt. Geboren wurde Peter Lewisch im Februar 1963 in Wien. Sein Elternhaus war naturwissenschaftlich geprägt, er besuchte das Theresianum, wo ihm so gut wie jedes Unterrichtsfach Freude machte. „Etwas Neues? Her damit“, sei schon damals sein innerer Antrieb gewesen. Nachdem er 1981 maturiert hatte, inskribierte er Jus und Volkswirtschaftslehre, beides sei sich eigentlich ganz locker ausgegangen. 1985 hatte er die Promotion in Jus in der Tasche und entschloss sich, ein Doktorat in Volkswirtschaft anzuschließen. Lewisch wollte an der Universität bleiben. „Das Nachdenken über juristische Probleme macht mir Spaß – bis heute treibt mich der Forschergeist, weil ich wissen will, was die Dinge zusammenhält“, sagt er. Er begann seine Lauf bahn 1986 als Assistent für Strafrecht, eine Halbtagesstelle, die er sich mit Martin Karollus, heute Professor für Zivilrecht in Linz, teilte. Ein Schlüsselerlebnis hatte Peter Lewisch im Sommer 1987 in Alpbach, wo er einen Vortrag des US-Professors James Buchanan über „constitutional economics“ hörte. Er war so begeistert von dessen allumfassender Weltsicht, dass er Buchanan an sein Institut in Viriginia folgte und ein Auslandssemester einlegte. Als Frucht dieses Aufenthalts entstand die Monografie „Punishment, public law enforcement and the protective state“. Noch davor, nämlich 1992, hatte er seine Habilitation in Strafrecht, 1993 in Verfassungsrecht beendet.

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Doch dann die Zäsur, der Wechsel in die Anwaltswelt. „Unterschiedliche Perspektiven tun gut“, sagt er und begann 1993 bei Dorda Brugger Jordis, wechselte 1997 zu CHSH, wo Telekomrecht und Regulierung seine Spezialgebiete wurden. „Es herrschte eine intellektuelle Goldgräberstimmung“, erinnert er sich, Wirtschaftsstrafrecht lief mit, zunächst aber nebenbei, „das hat erst in letzter Zeit eine ganz neue Dimension gewonnen“. Die universitäre Lauf bahn hat er neben dem Anwaltsberuf immer weiterverfolgt. Neben zahlreichen Vorlesungen im In- und Ausland und einer Gastprofessur in den USA für Europarecht wurde er 2002 Professor an der Imadec Privatuniversität. Seit 2012 ist er Professor für Strafrecht und Leiter des Zentrums für Wirtschafts- und Finanzstrafrecht an der Uni Wien. Publizieren ist für Lewisch Selbstverständlichkeit. Bei MANZ erscheinen aktuell sein Kommentar zum Verwaltungsstrafrecht (mit Mathis Fister und Johanna Weilguni) und im großen EUV/AEUV-Kommentar die Kommentierung zum EU-Wettbewerbsrecht. „Es ist derzeit wirklich recht dicht“, sagt er. Zeit für seine Frau Eva, eine Tierärztin, und seine drei fast schon erwachsenen Kinder, bleibt wenig, obwohl ihm das besonders am Herzen liegt. Dass seine älteste Tochter Charlotte Jus studiert, freut ihn, „weil es zu ihr passt“, sagt er, beeinflusst habe er sie jedoch bei ihrer Studienwahl keinesfalls.

Foto: Mike Ranz

Spaß an der Freude Peter Lewisch

PETER LEWISCH

ist Professor für Strafrecht an der Universität Wien und Rechtsanwalt. Beides bringt er unter einen Hut. Sogar die Oper geht sich noch aus.

„... bis heute treibt mich der Forschergeist ...“ Wer Peter Lewisch kennt, weiß auch um seine Passion für Musik. „Die Oper ist ja dein Wohnzimmer“, sage seine Frau immer zu ihm, und irgendwie stimme das auch, weil er dort nicht nur als Zuschauer, sondern oft auch als Statist gearbeitet hat. Seit vielen Jahren nimmt Lewisch auch Gesangsstunden. „Ich bin unbegabt, Singen macht mir aber unendliche Freude“, lacht er und sieht es als Ausgleich zu seinem Beruf. Das seien übrigens auch Schifahren und Reisen, „mit Rucksack und fernab von Fünfsternhotels“, sagt er. So wie er da in der noblen Kanzlei am Parkring sitzt, würde man das nicht meinen. Andere zu überraschen, das macht Lewisch aber auch Spaß. Karin Pollack

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