MANZ · INTERN]
Porträt des Monats:
Es gibt wenige Menschen, die den Winter so gerne mögen wie Johannes Zollner. „Ich bin schneeverliebt“, sagt er. Dass er die letzten Tage nur schwer zu erreichen war, lag am schlechten Handyempfang in den Bergen. Zwei Tage Lungau mit einem Bergführer seines Vertrauens, als dort das Wetter schlecht wurde, hat seine Schitourengehergruppe kurzfristig beschlossen, die Berchtesgadner Berge zu besteigen. „Ich muss noch Resturlaub abbauen“, sagt er fast entschuldigend. Am 1. April tritt Zollner die Nachfolge von Waldemar Jud an, jenem Professor, der ihm vor mittlerweile 17 Jahren den Einstieg ins akademische Leben ermöglicht hat. „Die Zeit als Studienassistent war fordernd und fördernd“, erinnert er sich. Damals mit knapp 20 Jahren am Institut für Handels- und Unternehmensrecht behandelte ihn Jud genau gleich wie die viel erfahreneren Kollegen: Unterlagen für Vorlesungen zusammenstellen, rechtliche Detailprobleme lösen – Zollner war mit Engagement bei der Sache. Dabei hatte sich die Entscheidung, Jus zu studieren, gar nicht so klar abgezeichnet. Juristische „Vorbelastungen“ gab es in der Familie nicht. Zollner wurde 1976 als Sohn eines Biochemikers und einer Lehrerin in Graz geboren. Er und sein Bruder wuchsen in sehr behüteten Verhältnissen auf. Er besuchte das Akademische Gymnasium, seine Lieblingsfächer waren Latein und Mathematik, aber möglicherweise habe ihn Ödön von Horváths Theaterstück „Jugend ohne Gott“ geprägt, denn die Rolle des Staatsanwaltes, die Zollner zu spielen hatte, gefiel ihm. 1994 inskribierte er Jus an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Graz, Medizin hatte ihn bereits nach nur zwei Vorlesungen abgeschreckt. 1999 beendete er das Jusstudium und begann mit dem Gerichtsjahr, das er jedoch abbrach, als sich die Möglichkeit bot, an die Universität Klagenfurt ans Institut für Rechtswissenschaften zu Robert Rebhahn zu wechseln. „Es war die Chance, meine Dissertation zu schreiben“, begründet er die Entscheidung, 2001 erschien seine Arbeit zum Übernahmerecht. Nach dem Bundesheer 2003 wurde dem Jungjuristen eine fixe Assistentenstelle an der Wirtschaftsuniversität Wien bei Susanne Kalss angeboten. Er übersiedelte, fühlte sich in Wien schnell wohl. „Es geht nichts über einen Backhendlsalat im Gasthaus ‚Zum Reznicek‘“, sagt er noch heute und zu Martini kommt er extra, um mit seinen Freunden ein Gansl dort zu essen. Dass Zollner eine Habilitation machen würde, war allen klar, dass er mit einem Apart-Stipendium ans MaxPlanck-Institut an die Bucerius Law School ging, war R E C H T A K T U E L L # 0 4 / 0 5 | A p r i l / M a i 2 013
ein Glück für den zielstrebigen Juristen, der noch heute von der Bibliothek und der Atmosphäre dort schwärmt. „Auf jede noch so exotische Detailfrage findet man dort jemanden, der sofort eine Antwort parat hat“, erinnert er sich. Er knüpfte viele Kontakte, nach drei Jahren war Zollners Habilitation zum Thema „Die eigennützige Privatstiftung aus dem Blickwinkel der Stiftungsbeteiligten“ fertig und Zollner zurück in Wien. Für MANZ hatte er zusammen mit Georg Kodek und Christian Ludwig begonnen, die Zeitschrift „Die Privatstiftung“ (PSR) herauszugeben, eben erschien „Privatstiftungsgesetz – Systematische Entscheidungssammlung“, für die er mit Christine Wrann und Stefan Fida verantwortlich zeichnet (siehe Seite 17). Als ihm im Herbst 2010 die Lehrstuhlvertretung in Klagenfurt angeboten wurde, entschied er sich, Wien zu verlassen. Die junge Uni dort gefiel ihm, und auch das Unterrichten war schon immer seine Sache gewesen. „Ich bin selbst ja noch recht jung und mag die Arbeit mit jungen Leuten“, lacht er, ihnen abstrakte Probleme anschaulich zu vermitteln und trockene Materie spannend aufzubereiten, ist ihm ein Vergnügen. Ist er streng? „Berechenbar“, sagt er, aber eine gute Ausbildung sei schließlich auch das Renommée für eine Universität. Als passionierter Läufer, Schwimmer und Radfahrer genoss er das außeruniversitäre Leben am Wörthersee, „als ehemaliger Triathlet ist man dort ja im Paradies“, sagt er, mittlerweile trainiere er nur mehr moderat vier bis fünf Mal die Woche.
Foto: Johannes Puch
Auf Tour d’Autriche Johannes Zollner
JOHANNES ZOLLNER
ist Experte im Privatstiftungsrecht. Als Professor übersiedelt er dieser Tage von Klagenfurt nach Graz, wo er die Nachfolge von Waldemar Jud antritt.
„Ich bin selbst ja noch recht jung und mag die Arbeit mit jungen Leuten“ Nun kehrt er zurück in seine Heimatstadt Graz, wo er einen Lehrstuhl am Institut für Österreichisches und Internationales Unternehmens- und Wirtschaftsrecht übernehmen wird. Wichtig dabei ist ihm, Forschung und Praxis eng miteinander zu verbinden. „Studierende brauchen Einblick in die Wirtschaft, es ist meine Aufgabe, ihnen das zu ermöglichen“, nennt er seine Ziele. Umgekehrt wolle er aber auch der Wirtschaft beweisen, dass die Uni kein Elfenbeinturm ist, sondern sich als Problemlöser begreift. Seine unmittelbaren privaten Ziele? „Vielleicht endlich ein Hund, am liebsten einen Weimeraner, weil er der Ferrari unter den Hunden ist, oder doch eine Brandlbracke?“ Karin Pollack 7