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Mit 300 PS unter der Haube durch Burgund

Beliebte Weingegend

MIT 300 PS UNTER DER HAUBE DURCH BURGUND

Am Steuer der Alpine A110 geht es manchmal schnell, sehr schnell sogar. Selbst im Burgund, wo die Landschaft und die Lebensart eher dazu einladen, sich Zeit für Natur und Kulinarik zu nehmen.

Die Alpine A110S in Irancy vor dem Soufflot.

Die Strecke von Luxemburg nach Auxerre hat abwechslungsreiche Landschaften und malerische Dörfer zu bieten. Bis Troyes nehmen wir die Autobahn, anschließend geht es über Nebenstraßen durch die Beauce, die Kornkammer Frankreichs, in den Norden Burgunds. Um dem Traditionsklub AJ Auxerre nach seiner Rückkehr in die oberste Liga des französischen Fußballs die Ehre zu erweisen, führt uns der erste Halt zum Stade de l’Abbé-Deschamps. Am Ufer der Yonne laden von Bäumen gesäumte Wanderwege, Weinstuben und Restaurants zum Verweilen ein. Die Fans ziehen hier einen guten Chablis oder einen anderen regionalen Wein dem ansonsten im Fußball allgegenwärtigen Bier vor. Das ist insofern kein Zufall, als dass die Weine der Gegend zum Besten zählen, was Frankreich in

Die Kirche von Préhy steht inmitten der Weinberge von Chablis.

dieser Hinsicht zu bieten hat. Auf der Suche nach der Seele der Stadt lassen wir uns anschließend entlang der Kais treiben und machen einen Abstecher in das historische Stadtzentrum. Der im 15. Jahrhundert erbaute Tour de l’Horloge (Uhrenturm) und die hoch über der Stadt thronende Abtei Saint-Germain gehören 56

zu den berühmtesten Bauwerken im

Zentrum und sind für ein schönes Erinnerungsfoto wie gemacht.

Die Place Saint Nicolas ist mit ihrem direkten Zugang zur Yonne der Besuchermagnet von Auxerre und erinnert an die goldenen Zeiten der Binnenschifffahrt, in deren Zentrum der Hafen SaintNicolas stand. Dieser Teil der Stadt ist geprägt von Fachwerkhäusern, kleinen Restaurants und zahlreichen Geschäften. Im Zentrum stoßen wir auf einen hübschen kleinen Brunnen, der das Viertel einst mit Trinkwasser versorgte.

AB NACH OBEN

Nachdem wir in Ruhe Auxerre erkundet haben, ist es an der Zeit, die Ufer der Yonne zu verlassen und sich in eines der ältesten Weinanbaugebiete Burgunds zu begeben.

Der Klang von Appellationen wie Chablis, Irancy, Saint-Bris, Chitry oder Coulanges dürfte die Herzen aller Weinliebhaber höherschlagen lassen. Denn so überraschend es auch klingen mag: Nicht in der Nähe von Beaune oder Nuits-Saint-Georges, sondern in den Weinbergen des Auxerrois verbirgt sich die älteste Rebparzelle, die im Burgund bepflanzt wurde. Es handelt sich um das Clos de la Chaînette.

Das Dorf Irancy mit seinen malerischen Gassen ist ein echter Geheimtipp und verdient einen ausgedehnten Halt. Wer sich die Zeit nimmt, um mit den Winzern vor Ort zu sprechen, erhält Einblick in deren Freuden und Sorgen. Vor allem jedoch

Weinberge, so weit das Auge reicht, auf den Anhöhen von Auxerre.

bietet sich dabei die Gelegenheit, viel Wissenswertes über ihren Alltag zu erfahren, in dem sich alles um die hohe Kunst der Weinerzeugung dreht.

Wir empfehlen Ihnen, unbedingt das eine oder andere Weingut zu besuchen. David Renaud, Benoît Cantin oder Stéphane Podor, der zugleich Bürgermeister von Irancy ist, sind nur einige der Namen, die uns dabei spontan einfallen und deren Erzeugnisse Sie zu einem regionalen Gericht von der Speisekarte des Restaurants „Le Soufflot“ verkosten könnten.

„IRANCY IST EIN SEHR SCHÖNES WEINBAUGEBIET“

Romain Favre hat das „Le Soufflot“ in Irancy vor gut dreieinhalb Jahren übernommen. Der junge Küchenchef spricht über die Philosophie, nach der er kocht.

Wie ist Ihre Beziehung zu den Winzern, denen Sie auf Ihrer Karte ja viel Platz einräumen?

Romain Favre: Wir haben ihre Weine nicht nur auf der Speisekarte, sondern bieten sie auch in unserem Laden an. Irancy ist eine sehr schöne Appellation mit einem sehr schönen Weinberg. Die Erzeugnisse harmonieren hervorragend mit der Küche, die ich anbieten möchte. Wir haben auch unser eigenes Spezialrezept entwickelt: „Œufs Meurettes au Ratafia d’Irancy“ – pochierte Eier mit Burgundersoße und Likör aus Irancy.

Romain Favre kultiviert Spitzenleistungen und das lokale Erbe.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie sich in Irancy niedergelassen haben?

Ich habe in Auxerre, also nicht weit von hier, das Fachabitur abgelegt und studiert. Ich bin ein Kind dieser Gegend. Anschließend habe ich in einigen Restaurants der Region gearbeitet, bevor ich als Küchenhelfer im „Le Soufflot“ anfing. 2019 habe ich schließlich die Leitung des Restaurants übernommen.

Wie haben Sie die turbulente Zeit der Pandemie überstanden?

Wir hatten fast eineinhalb Jahre lang geschlossen, weshalb wir schließlich auch das Ladengeschäft eröffnet haben, um zu überleben. Aber ja, es war kompliziert. Doch wir sind drangeblieben und haben viel Herzblut hineingesteckt. Und nun freuen wir uns einfach ungemein, endlich wieder normal arbeiten zu können.

NERVENKITZEL MIT DER ALPINE A110S

300 PS, kaum mehr als 1.000 kg: Die Alpine A110S steckt voller Energie. Ein Flitzer mit viel Charakter, der sich bisweilen aber launisch gibt, wenn Sie zu viel von ihm verlangen.

Das Wochenende im Burgund am Steuer der Alpine A110S stand schon lange im Kalender und wurde daher ungeduldig erwartet.

Äußerlich sind im Vergleich zu den anderen Modellen der Reihe kaum Veränderungen festzustellen. Was sofort ins Auge sticht, sind die in leuchtendem Orange gehaltenen Bremssättel. Ansonsten bedarf es schon eines sehr fachkundigen Blickes, um zu erkennen, dass die Reifen etwas niedriger (4 mm) und dass im Original Michelin-Reifen aufgezogen sind, die eher für die Rennstrecke als für die Straße vorgesehen sind.

Als müssten wir daran erinnert werden, dass wir uns in einer S-Version befinden, sind die Schalensitze ausgesprochen sportlich und bieten nur wenige Einstellmöglichkeiten. Vorwärts und rückwärts. Das war’s. Damit der Beifahrer einen etwas besseren Halt hat, haben die Ingenieure in weiser Voraussicht Fußrasten aus Aluminium angebracht. Der Schminkspiegel für „Madame“ an der Sonnenblende hingegen fehlt. „Ist das deren Ernst? Wie können sie es wagen?“, war diesbezüglich während der Fahrt zu vernehmen.

Auf der Straße klebt die Alpine S durch die härtere Aufhängung förmlich an der Fahrbahn. Auf Abschnitten, die mit geringer Geschwindigkeit befahren werden, kann sich diese feste Bauart als unbequem erweisen. Ihr ganzes Temperament entfaltet die A110S, wenn man nicht ganz so vernünftig fährt. Je höher das Tempo, umso ausgelassener die Stimmung. Doch Vorsicht! Die Kombination aus kurviger Straße, starker Beschleunigung und hohen Außentemperaturen bekommen dem Wagen nicht gut. Um eine Überhitzung zu vermeiden, waren auf dem Gipfel von Irancy einige Minuten Pause vonnöten.

Leistungsstärker, schneller und auch aggressiver: Diese A110 trägt stolz das S für Sport. Doch die Sportlichkeit hat ihren Preis: Das Modell ist das teuerste der gesamten Alpine-Reihe. Wer den Nervenkitzel auf der Rennstrecke liebt, wäre jedoch falsch beraten, auf ein solches Spielzeug zu verzichten.

Patrick THÉRY

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