abb. 17 arlecchino aus der Serie der commedia dell’arte Böttgersteinzeug, partiell poliert, Modell von Balthasar Permoser (1651–1732), zugeschrieben, 1710–12, H. 18,4 cm, Gotha, Schlossmuseum, Stiftung Schloss Friedenstein, Inv. Nr. St 24a
32
abb. 18 pulcinella aus der Serie der commedia dell’arte Böttgersteinzeug, partiell poliert, Modell von Balthasar Permoser (1651–1732), zugeschrieben, 1710–12, H. 16,8 cm, Gotha, Schlossmuseum, Stiftung Schloss Friedenstein, Inv. Nr. St 24b
abb. 19 hans wurst
Böttgersteinzeug, partiell poliert, Modell von Balthasar Permoser (1651–1732), zugeschrieben, 1710–12, H. 17,8 cm, Paris, Musée des Arts Décoratifs, Inv. Nr. 31698
abb. 20 brighella aus der Serie der commedia dell’arte
Böttgersteinzeug, partiell poliert, Modell von Benjamin Thomae (1682–1751), zugeschrieben, 1710–12, H. 16,2 cm, Gotha, Schlossmuseum, Stiftung Schloss Friedenstein, Inv. Nr. St 24c
abb. 21 Jacques Callot (1592–1635) pulliciniello – siga.
lucretia, Tafel 9 aus der Serie balli di sfessania, Kupferstich, 1621–22, 189 × 116 mm (Blattmaß), Washington, D.C., National Gallery of Art, Rosenwald Collection, Inv. Nr. 1946.21.220
33 die meissener manufaktur in ihrer frühzeit
Johann Joachim Kaendler, seine Vorgänger und seine Mitarbeiter
Gottlieb Kirchner
Der erste an der Manufaktur fest angestellte Modelleur war Gottlieb Kirchner, Bruder des Dresdner Bildhauers Johann Christian Kirchner (1669–1732), bei welchem er vermutlich seine Ausbildung genoss.242 Am 24. März 1727 bewarb er sich als Modellierer in der Manufaktur und trat am 29. April in deren Dienst, zu einem Lohn von 200 Talern jährlich, ein. Anders als die zuvor für Meissen tätigen Bildhauer, konnte Kirchner nicht nur einfach die Modelle für die zu fertigenden Plastiken liefern, er musste zudem Sorge für deren Umsetzung und Gelingen in Porzellanmasse tragen.243 Obgleich der Manufaktur-Inspektor Johann David Reinhardt im Laufe des Jahres 1727 über Kirchner zu berichten weiß, dass dieser „kein ungeschickter Mensch ist“244, er sich redlich um die Ausbildung der Lehrlinge bemühe und darüber hinaus 1728 eine Maschine zum Drehen der Porzellane erfunden hatte (die in der Folgezeit Anwendung unter den Drehern fand), war man mit dessen Gesamtleistung doch deutlich unzufrieden. In Folge eines Klagebriefes245 Reinhardts vom 14. März 1728 wird Kirchner dimittiert und verlässt die Manufaktur im Folgemonat in Richtung Weimar, wo er als Hofbildhauer die nächsten zwei Jahre verbringen sollte. Im Januar 1730 bewarb er sich aber erneut in Meißen und wurde zum 1. Juni 1730 als Modellmeister für 20 Taler Monatslohn wieder angestellt. Zu seinen Pflichten gehörte die Unterweisung der Former in der Verfertigung der Porzellangeschirre, die Unterrichtung der Lehrlinge im Zeichnen und Bossieren, die Erfindung neuer Modelle für Geschirre und Figuren und sodann deren Anfertigung. Über die von ihm angefertigten Modelle sollte er ab 1. Juni 1731 Buch führen, und ihr Verzeichnis vierteljährlich vorlegen. Einmal mehr ist man anfangs mit der Leistung
des Hofbildhauers zufrieden, gewährt ihm Ostern 1732 gar eine Lohnerhöhung (nachdem er wiederholt seinen Weggang angedroht hatte). Doch auch jene Euphorie wurde von der Realität eingeholt und Kirchner erwies sich letztendlich als ein wenig zuverlässiger und unmotivierter Angestellter, der schließlich im März 1733 seine Anstellung in Meissen endgültig aufgab.246
Auch hiervon zeugt ein Kommissionsbericht vom 28. April 1733: „Dem Modellmeister Kirchnern hat die Commission mit dem Ausgang des Monats Februar nur verwichenhin die Dimission und zwar mit höhern Vorwissen um deswillen, weil er einer vorgeschützten anhaltenden Leibesunpässlichkeit halber, selbst darum angesuchet, es auch nach jetziger Verfassung des Werkes, indem der Modellirer Kändler seine Stelle, die jener ohnedies eine Zeitlang gar nachlässig verwaltet, füglich vertreten kann und jetzo wirklich vertritt, nicht versaget“ 247 Kirchner hat nicht über die von ihm geschaffenen Modelle Buch geführt, nur selten legte er eine Liste vor.248 Menzhausen behandelt in In Porzellan verzaubert die von Kirchner geschaffenen autonomen Plastiken.249 Jene Modelle, die er seit 1731 nachweislich mit Hilfe Johann Joachim Kaendlers schuf, sind im Katalog dieser Arbeit als Kooperationen ausgewiesen. Im Gedächtnis bleibt Kirchner vor allem durch seine großformatigen Tierplastiken, die er auf Wunsch Augusts des Starken für die Ausstattung des Japanischen Palais zu Dresden nach der Natur oder nach grafischen Vorlagen schuf.
Johann Christoph Ludwig Lücke
Zwischen April 1728 und Januar 1729 – als Ersatz für den erstmals dimittierten Kirchner – arbeitete Johann Christoph Ludwig Lücke, der zuvor als
44
abb. 38 august ii. in deutscher rüstung
Modell von Johann Christoph Ludwig Lücke (1703–80), zugeschrieben, um 1728, H. 24 cm, Basel, Historisches Museum, Stiftung Pauls-Eisenbeiss, Inv. Nr. 1975.1006.
abb. 44
mops heinrich graf von brühls, Kat. Nr. 420
lem Gitterwerk gestaltet, wurden in Meissen modelliert (Kat. Nrn. 396, 415, 532 und 533). Für Letztere muss gelten, dass – ob ihrer unspezifischen Beschreibung und der wenigen erhaltenen Ausformungen –keine Zuordnung im Katalog vorgenommen werden konnte. Bekannt sind drei Exemplare: ein großmaschiger Vogelkäfig mit zwei seitlichen Erkern auf mehrfach profiliertem Fuß, der sich ehemals im Besitz Heinrich Graf von Brühls befand372, ein bronzemontierter Vogelkäfig gestaltet mit enger Masche und Vergissmeinnicht-Besatz373 und ein eindrucksvoller Vogelbauer mit Laubwerksmaschen, der sich heute im Besitz der Klassik Stiftung in Weimar befindet374
Der Mops und andere Schoßhunde Des Menschen bester Freund tritt in Meissener Porzellan in zwei Ausprägungen hervor, die gegensätzlicher kaum sein könnten: als Schoßhund oder als Jagdhund.
Den ersten Platz nimmt der Mops375 ein: Anfangs noch besonders für sein exotisches Erscheinungsbild bewundert, eroberte er bald durch seinen treuen und angenehmen Charakter einen Platz in den Herzen der höfischen Gesellschaft. Unzählige Gemälde zeigen namhafte Persönlichkeiten des galanten Zeitalters in Begleitung ihres treuen Freundes, der durch sein unglückliches Äußeres ein ums andere Mal die Schönheit seiner Besitzerin noch mehr zum Strahlen brachte.
Als Grundlage der nun folgenden Betrachtung muss festgehalten werden, dass es scheint, als hätte eben diese Hunderasse im 18. Jahrhundert – anders als heute – eine große Vielseitigkeit in Bezug auf das Erscheinungsbild zu bieten gehabt. Die Rasse Mops ist in seiner heutigen Ausprägung ein Resultat der Reinzüchtung in England im 19. Jahrhundert. Und so sind auch die Möpse aus Meissener Porzellan von einer außergewöhnlichen Vielgestalt. Besonders die kupierten Ohren mögen eigenartig anmuten, die ebenfalls erst seit dem 19. Jahrhundert unüblich sind.
Erstmals findet eine Gruppe von neun Mopsminiaturen in Porzellan im Mai 1734 in den Arbeitsberichten Johann Joachim Kaendlers Erwähnung. Die Hunde werden als liegend und nach hinten blickend (Kat. Nr. 56), als sich mit der Hinterpfote die Flöhe vom Rücken kratzend (Kat. Nr. 57) oder selbige totbeißend (Kat. Nr. 58), beieinander liegend (Kat. Nr. 59), gegen einander stehend (Kat. Nr. 61) oder miteinander auf und in einer Hundehütte zankend (Kat. Nr. 60) beschrieben. Besonders das Modell der
Hundehütte schien ausgesprochen beliebt, denn bereits im Februar 1737 überarbeitete Kaendler das bestehende Modell und fügte Hunde für verschiedene Varianten hinzu, deren Modell Johann Friedrich Eberlein im Dezember desselben Jahres nochmals überarbeitete. Diese Gruppe kleiner Mopsplastiken war wohl als Dessertdekoration gedacht.
Die Mehrzahl aller Meissener Mopsplastiken entstand jedoch als höfisches Hundeporträt. Niemand Geringeres als Königin Maria Josepha gilt als erste Auftraggeberin eines Porzellan gewordenen Abbilds
61
die autonomen figürlichen plastiken 1731–1748
abb. 45 Barbara Rosina de Gasc (1713–83), zugeschrieben porträt einer jungen dame vom mopsorden, Öl auf Leinwand, um 1770, 45 × 34 cm, Privatsammlung
abb. 63 pagodenpaar, Kat. Nrn. 111 und 112
abb. 85
Kleine Serie die vier kontinente, Kat. Nrn. 635, 654, 660 und 713
1688–1740), Bonaventura de Bar (1700–1729) und Jean Honoré Fragonard (1732–1806).449
Auch Jean-François de Troy (1679–1752) verfolgte zwischen 1723 und 1737 die Ideen der fête galante, transformierte sie jedoch erstmals in eine neue Form des zeitgenössischen erotischen Genres. Diese tableaux de mode waren Modegemälde mit einem galant-erotischen Sujet, eingebettet in zeitgenössisches Dekor und unter Einbeziehung zeitgenössischer Luxusobjekte. Darstellungen, wie sie das französische Publikum in dieser Form bis dato nicht kannte.450 Motive und Komposition von De Troys Werken nahmen keinen Einfluss auf die figuralen Erzeugnisse der Manufaktur Meissen, der Geist der tableaux de mode jedoch spricht überdeutlich durch die Porzellane zu uns.
Das große Feld der galanten Gruppen wurde erstmals im Dezember 1736 eröffnet, als Johann Joachim Kaendler das Modell eines sich innig umschlingenden Liebespaares (wahlweise mit Vogelkäfig, Kaffeetisch oder Mops, Kat. Nr. 131) nach einer Zeichnung Nicolas Lancrets (Abb. 102)451 bzw. eine Dame mit Fächer und einen Kavalier im Schlafrock (Kat. Nrn. 132 und 133) nach einem Stich von Pierre Filloeul (1696–nach 1755) nach Jean-Baptiste Pater (Abb. 106)452
schuf. Nur wenige Monate später, im April 1737, modellierte Kaendler eine der prächtigsten und sicherlich auch beliebtesten galanten Figurengruppen, die in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts geschaffen wurden: die sogenannte Handkussgruppe (Kat. Nr. 141). Sie umfasst drei Figuren und mutet wie eine zeitgenössische Momentaufnahme aus dem höfischen Umfeld von äußerst intimem Charakter an. Auf einem hohen Lehnstuhl sitzt eine junge Frau, als Schauplatz muss ihr privates Gemach angenommen werden. Dafür spricht das zur Robe de Chambre gehörige mantelartige Obergewand, die sog. Adrienne, welches sie über ihrem Gewand mit dem um 1730 in Mode gekommenen, vorne und hinten abgeflachten Reifrock (Panier à coudes) trägt.453 In ihrer rechten Hand hält sie ein mit Tee, Kaffee oder Schokolade gefülltes Schälchen mit Unterschale und blickt zu einem livrierten jungen Pagen mit Turban und Pluderhosen hinüber, der zu ihrer Rechten Stellung bezogen hat. Dieser wiederum hält in seiner rechten Hand eine Kredenz, die, je nach Ausformung, mit verschiedenen Objekten versehen ist. Zur linken Seite der schönen Dame kniet ein Kavalier in einem Gehrock, seinen Dreispitz unter den Arm geklemmt.
106
abb. 106 Pierre Filloeul (1696–nach 1755) le baiser rendu, Radierung nach einem Gemälde von Jean-Baptiste Pater (1695–1736), 1736, 375 × 516 mm (Blattmaß), Philadelphia, Philadelphia Museum of Art, erworben mit den Mitteln des Hawkes Fund (1949), Inv. Nr. 1949-10-21
abb. 107 dame mit fächer und kavalier im schlafrock, Kat. Nrn. 132 und 133
abb. 108 handkussgruppe, Kat. Nr. 141, s. auch S. 108–109
abb. 109 Pierre Alexander Aveline (1702–60)
l’enseigne, Kupferstich nach dem gleichnamigen Gemälde von Jean-Antoine Watteau (1684–1721), 1732, 519 × 837 mm (Blattmaß), Amsterdam, Rijksmuseum, Inv. Nr. RP-P-OB-70.429
107 die autonomen figürlichen plastiken 1731–1748
Arbeitsberichte Johann Friedrich Eberlein (1696–1749)
Archiv der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen I Aa 24 1735
Blatt 264 Sp ecification
Was ich Endes benander bey der königl: Porcelin Manufactur vom 18. April biß zu Ende des Monats Mäy, vor Bildhauer Arbeit verfertiget
Alß
1. Ein großen Schwann worzu zwey Helße
2. Ein dergleichen, klein nebst zwey Helßen
3. Einen großen Puhu mit einer Daube
4. Ein dergleichen, klein
5. Zwey Lemmer beysammen, klein
6. Einen G emßbock, groß
7. Einen dergleichen, klein
Signatum Meißen den 31. May 1735.
Vit:
J. G. Höroldt
Blatt 265 Sp ecification
Johann Friedrich Eberlein Bildhauer
Was ich Endes benander, bey der königl: Porcelin Manufactur vor Bildhauer Arbeit von den 1. Juny biß zu Ende des Monats July verfertiget
Als1. Zwey große Schwane von Maße verbotzet
2. Zwey große Gemßböcke verbotzet
3. Ein S chaff in Lebens größe von Dohn
4. Ein Marienbildgen nebst den Kind Jesu und Johannes mit den Lam.
5. Ein Storch groß worzu zwey Hälße
Signatum
Meißen den 31. July 1735
Vit:
J. G. Höroldt
Johann Friedrich Eberlein Bildhauer
154
Blatt 266 Sp ecification
Was Endes benander den Monath Augusti bey der königl: Porcellin Manufactur vor Bildhauer Arbeit verfertiget
Als 1. Zwey Sperlinge
2. Eine Truthenne worzu zwey Hälße
3. Ein S chaff, alles von Thon über lebens größe
Signatum Meißen den 31. Augustij 1735.
Vit:
J. G. Höroldt
Blatt 302 Sp ecification
Johann Friedrich Eberlein Bildhauer
Was Endes benander den Monath Septemb: bey der königl: Porcellin Manufactur vor Bildhauer Arbeit verfertiget,
Als1. Zwey kleine Figuren einen Tyroler und Tyrolerin tantzend vorstellend
2. Zwey dergleichen hollender
3. Einen Herlequin und Scarmutz
4. Drey Truthüner groß in Maße verbotzet
5. Ein S chaff groß in Maße verbotzet
Signatum Meißen den 30. 7bris, 1735.
Vit:
J. G. Höroldt
Blatt 325 Sp ecification
Johann Friedrich Eberlein Bildhauer
Was Endes benander den Monath Octobris bey der königl: Porcelin Manufactur an Bildhauer Arbeit verfertiget
Als1. Ein S chaff groß in Maße verbottzet
2. Vier Gemß böcke auch in Maße verbotzet
3. Einen kleinen Wey Keßel von Dohn possiert
4. Ein oval gemuschelt S chelgen und Kopgen in Dohn
5. Noch einen kleinen Wey Keßel von Dohne
6. Ein Einsetze S chelgen nebst Kopgen und Deckel mit Rosen beleget auch von Dohne
Signatum Meißen den 31. Octob: 1735
Vit:
J. G. Höroldt
Johann Friedrich Eberlein Bildhauer
155
arbeitsberichte eberlein 1735
Erste Erwähnung des Modells in den Arbeitsberichten
Weitere Erwähnungen des Modells in den Arbeitsberichten oder der Taxa
Ausformung
Detaillierte Angaben zum Modell
Weitere Ausformungen in musealen
Institutionen:
Boston, Museum of Fine Arts, Sammlung
Kiyi und Edward M. Pflueger, Inv. Nr.
2006.923: Morley-Fletcher 1993, S. 26f. – Dresden, Staatliche Kunstsammlungen
Dresden, Porzellansammlung, Inv. Nrn. PE 8: Staatliche Kunstsammlungen
Dresden 1982, S. 124; Kat. Slg. Dresden
2006, S. 171f., Kat. Nr. 265 und PE 52: Kat. Slg. Dresden 2006, S. 172, Kat. Nr. 266
55 7. Etliche kleine Thiergen Corrigiret und zum Gipß Formen geschickt gemacht. (Pietsch 2002, S. 23)
56 Mai 1734 Erstlich 9 Stück kleine Mops hunde, Ein jeder hatte eine andere Action.
1. Der erste war vorgestellet, wie er lieget und sich umsiehet. (Pietsch 2002, S. 23)
57 Erstlich 9 Stück kleine Mops hunde, Ein jeder hatte eine andere Action.
2. Wie einer lieget und sich mit der linken hinteren Pfote die Flöhe abscharret. (Pietsch 2002, S. 23)
Kaendler, August 1742:
8. Einen Mopß Hund Welcher sich kratzet Corrigiret und brauchbar gemachet. (Pietsch 2002, S. 92)
Verschiedene kleine Tiere
Modelle von Johann Joachim Kaendler, 1734
Mops, liegend und sich umsehend Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Ausformung: Privatsammlung, H. 3,7 cm: Dumortier/ Habets 2019, S. 169, Kat. Nr. 26
Mops, sich kratzend Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Überarbeitung:
Johann Joachim Kaendler, 1742
Literatur:
Kat. Ausst. München 1966, S. 194, Kat. Nrn. 1089 und 1090, Taf. 268; Kat. Slg. Jacksonville 2011, S. 495, Kat. Nr. 599; Kelleway/Weller 2021, S. 51, Abb. 31
Ausformung:
London, The British Museum, Inv. Nr. 1923,0314.81.CR
58 Erstlich 9 Stück kleine Mops hunde, Ein jeder hatte eine andere Action.
3. Wiederum einer stellet vor, wie er die Flöhe auf den Rücken todt beißet. (Pietsch 2002, S. 23–24)
59 Erstlich 9 Stück kleine Mops hunde, Ein jeder hatte eine andere Action.
4.–5. Zwei liegen beisammen und ruhen, und leget einer den Kopff auf den anderen auf. (Pietsch 2002, S. 23)
arbeitsberichte 1734
Mops, Flöhe auf dem Rücken totbeissend Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Ausformung:
Privatsammlung, H. etwa 2,2 cm: Dumortier/Habets 2019, S. 206, Kat. Nr. 95
Zwei beisammen liegende Möpse Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Ausformung:
Privatsammlung, H. 3,2 cm: Dumortier/ Habets 2019, S. 170, Kat. Nr. 30
Nr. Datum
32
60 6. Auch ist eine Hunde Hütte, welche so inventiret ist als wen selbige von Steinen gebauet und mit Dach Ziegeln gedeckt wäre.
7. Oben auf dieser Hunde Hütte befinden sich 2 Mops hündgen, wie sie sich auf der Hütte herum beißen, der alte Budel Hund aber welcher mit seiner anhabenden Kette aus dem Hunde Haus herraus gekrochen kömbt, siehet auf seine Hütte was passiret mit aufgesperrtem Maule als bellet er, Neben der Hunde Hütte befindet sich ein Freß Tröglein, worin allerley Knochen liegen. (Pietsch 2002, S. 23–24)
Überarbeitung durch Kaendler, Februar 1737 (mit drei neuen Variationen):
12. Eine Hunde Hütte geändert, und darzu 5 Hunde in Thon poussiret, als einen alten Wie er auf der Hütte lieget und an einem Knochen naget der andere ein Budel wie er in der Hütte lieget und heraus siehet der Dritte Eine Hündin, so auch oben auf der Hütte lieget, seine Zwey Jungen aber in der Hütte befindl. Der Erstere Hund aber so sonst zu der Hütte gehöret, ist auch wieder Repariret worden (Pietsch 2002, S. 45)
Eberlein, Dezember 1737 (Erneuerung der Modelle Kaendlers vom Februar 1737):
2. Eine Hunde Hütte nebst vier Hunden, jeder andersch, um zu verendern, Neu gemacht, (I Ab 9, Bl. 270)
Streitende Möpse auf einer steinernen Hundehütte mit Ziegeldach, beobachtet von einem Pudel
Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Überarbeitung:
Johann Joachim Kaendler und Johann Friedrich Eberlein, 1737 unter Fertigung drei neuer Varianten durch Kaendler:
1. Hundehütte, darauf ein Hund an einem Knochen nagend
2. Pudel in der Hundehütte, hinausschauend
3. Hündin auf der Hütte, zwei junge Hunde in der Hütte
Ausformung:
Privatsammlung, H. 13,7 cm: Dumortier/ Habets 2019, S. 171, Kat. Nr. 32; AndresAcevedo/Bodinek/Reyes 2020, S. 400, Kat. Nr. 124
Weitere Ausformungen in musealen
Institutionen:
Gotha, Stiftung Schloss Friedenstein, Inv. Nr. P 510 I (streitende Möpse auf einer Hundehütte, beobachtet von einem Pudel) und P 510 I (stehender Mops auf einer Hundehütte, beobachtet von einem Pudel): Kat. Slg. Gotha 2011, S. 86f., Kat. Nrn. 82 und 83 – Stockholm, Hallwylska Museum, Inv. Nr. XLVII:XII:O.b.e.18.
Kommentar:
Die zahlreichen existierenden Varianten der Hundehütte zeigen, dass die im Mai 1734 entstandenen kleinen Mopsfiguren nicht nur als Einzelfiguren ausgeformt wurden, sondern auch als Teil der Hundehüttengruppe Verwendung fanden.
Zwei
Nr. Datum Erste Erwähnung
in den Arbeitsberichten
Ausformung Detaillierte Angaben zum Modell arbeitsberichte 1734 33
des Modells
Weitere Erwähnungen des Modells in den Arbeitsberichten oder der Taxa
61
8.–9. Noch sind zwey kleine stehende Mopsgen gefertiget worden. (Pietsch 2002, S. 24)
kleine, stehende Möpse Modell von Johann Joachim Kaendler, 1734
Johann Joachim Kaendler (1706–1775) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Porzellan-Manufaktur Meissen. Er und seine ersten drei Werkstatt-Mitarbeiter Johann Friedrich Eberlein (1696–1749), Johann Gottlieb Ehder (1716/17–1750) und Peter Reinicke (1711–1768) trugen maßgeblich zum Erscheinungsbild der Meissener Porzellane der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei.
band 1 gibt einen Überblick über die Gründung der Manufaktur und stellt die Entwicklung der autonomen figürlichen Porzellane aus der KaendlerWerkstatt vor. Den Abschluss des Bandes bildet die vollständige Transkription der Arbeitsberichte Eberleins, Ehders und Reinickes bis zum Jahre 1748.
Auf der Grundlage der Arbeitsberichte Kaendlers und seiner ersten Mitarb eiter entstand ein Katalog mit 998 Modellen, der in band 2 präsentiert wird. Dieser ermöglicht es, die figürlichen Porzellane in der Reihenfolge ihrer Fertigung zu betrachten, mögliche Zusammenhänge zu erfassen und stilistische Veränderungen zu erkennen.