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JUNI 2015

Unsere Psyche Auf gute seelische Gesundheit!

Burn-out, Angststörungen, Demenz – das sind keineswegs Modebegriffe, sondern die Realität. Denn sie sind massiv auf dem Vormarsch und können bereits zu den Volkskrankheiten gezählt werden.

Burn-out Für das Volksleiden Burn-out wird gerne ein Übeltäter ausgemacht: die Arbeit. Wer ausgebrannt ist, braucht professionelle Hilfe und den richtigen Zeitpunkt für die Rückkehr in den Job. Seite 3

Trauma und Sucht Ob sexueller Missbrauch oder Gewalt – Menschen, denen in einem frühen Lebensabschnitt Schreckliches wiederfahren ist, geraten schneller in einen Strudel aus Alkohol und Drogen. Ihnen hilft nur eine spezielle Therapie. Seite 4

Psyche im Alter Sinngebung und Zufriedenheit sind wichtig für unseren Gemütszustand – auch im Rentenalter. Um Depressionen aus dem Weg zu gehen, will der Übergang in den Herbst unseres Lebens gut geplant sein. Seite 5

VON WIEBKE TOEBELMANN

Laut dem Bericht „Psychische Gesundheit und Arbeit: Schweiz“ der Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2014 kosten psychische Erkrankungen die Schweizer Wirtschaft jährlich rund 19 Milliarden Franken, also ganze 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Desweiteren leidet dem Bericht zufolge jeder dritte Bezieher von Arbeitslosengeld, Erwerbsunfähigkeitsrente oder

Sozialhilfe an einer seelischen Störung.

Augenmerk auf die Psyche im Alter Der fortschreitende demografische Wandel und die gestiegene Lebenserwartung rücken insbesondere die psychische Gesundheit der Älteren in den Fokus. Gerade in der zweiten Lebenshälfte ist ein Blick auf den mentalen Zustand ein Schritt, der genauso wie ein jährlicher Gesundheitscheck dazugehören sollte. Die

Konfrontation mit dem Alterungsprozess, der Gedanke an die eigene Sterblichkeit und die Angst vor Untätigkeit im Ruhestand können zu seelischer Belastung führen. Auch bestimmte Medikamente, der Tod eines Angehörigen oder ein altersbedingter Nährstoffmangel können zu einer Depression führen. Kein Einzelfall: Zwischen zehn und 45 Prozent der älteren Menschen erkranken an Depressionen. Nicht zu verwechseln mit kognitiven Störungen wie Alzheimer und Demenz, für die es künftig noch

ausgeklügeltere Betreuungskonzepte geben muss, erleben sie doch einen drastischen Anstieg. Fazit: Gesundheitspolitische Massnahmen und ein gesteigertes Bewusstsein sind Pflicht. In der Schweiz sind wir überdurchschnittlich gut versorgt, doch sollten wir uns nicht auf der „Insel der Seligen” wähnen: Zwar ist die Dichte an Psychologen und Psychiatern in der Alpenrepublik höher als in irgendeinem anderen OECD-Land. Dennoch besteht weiterhin jede Menge Handelsbedarf – etwa in der Forschung.

Alzheimer Viele von uns müssen im Alter die Reise ins Vergessen antreten. Noch ist Alzheimer nicht heilbar. Was aber nicht heisst, dass ein frühzeitiges Erkennen der Krankheit wichtig ist – zum Beispiel in einer Memory Clinic. Seite 6


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U N T ER N EH M ENSBEI T R AG

Haben Sie heute schon etwas für Ihre psychische Gesundheit getan? E

ine gute Gesundheit steht bei den meisten Menschen ganz oben auf der Wunschliste. Dafür gehen viele regelmässig zum Fitnesstraining und achten auf eine ausgewogene Ernährung. Wenn wir an Gesundheit denken und diese pflegen, geht es meistens um unsere körperliche Gesundheit. Das psychische Pendant ist viel diffuser, nicht fassbar, und entsprechende Programme und Angebote fehlen im riesigen Gesundheitsmarkt. Dabei ist das psychische Wohlergehen ein wesentliches Element unserer Lebensqualitä;, psychische Erkrankungen sind hingegen mit viel Leid – auch für die Angehörigen – verbunden. Kennen Sie jemanden aus Ihrem Verwandten-, Freundes- oder Bekanntenkreis, der psychisch erkrankt ist? Bestimmt, denn psychische Er-

ZUM AUTOR Dr. med. Hans Kurt, Präsident Aktionsbündnis Psychische Gesundheit Schweiz www.aktionsbuendnis.ch

krankungen sind in der Schweiz weit verbreitet. Es wird davon ausgegangen, dass jeder vierte Schweizer wegen psychischen Problemen eine Behandlung oder Beratung benötigt. Todesfälle aufgrund eines Suizides sind häufiger als solche aufgrund eines Verkehrsunfalls. Wieso sind in der wohlhabenden Schweiz trotz eines ausgebauten Gesundheitssystems so viele Menschen in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt? Suchen einfach mehr Menschen Hilfe als früher? Leben wir in einer materiell gesättigten Welt und haben dabei unsere inneren Werte verloren? Führt das Streben nach individuellem Glück zu Einsamkeit und Rücksichtslosigkeit?

Nicht zu vergessen die immer grösser werdende Gruppe der über 65-jährigen Menschen. Auch sie brauchen eine sinngebende Perspektive und nicht das Gefühl, im hohen Alter einfach verwaltet und versorgt zu werden. Betreuung braucht Respekt und einen würdevollen Umgang. Psychische Gesundheit ist für sie ein wesentlicher Faktor, um unabwendbare körperliche Beschwerden besser ertragen zu können. Aufmerksamkeit gilt es auch Risikogruppen, wie zum Beispiel Migranten, zu schenken.

Es kann jeden von uns treffen

Viele Einflussfaktoren werden nicht über das Gesundheitswesen beeinflusst, sondern über andere Bereiche in unserer Gesellschaft: Erziehung und Schule, Lehrlingswesen, soziale und finanzielle Unterstützungsangebote. Menschen in psychosozialen Schwierigkeiten brauchen ein gut ausgebautes Sozialwesen, Rechtssicherheit, niederschwellige Beratungs- und Behandlungsangebote, also Elemente, die gerade die psychische Gesundheit wesentlich mit beeinflussen und erhalten. Vorbeugen heisst also, nicht einfach mehr Behandlung, mehr Therapeuten oder Therapien, sondern das Schaffen von günstigen Lebensumständen für uns alle in einer Gesellschaft, in der gegenseitiger Respekt und gegenseitige Fürsorge einen hohen Stellenwert haben.

Fakt ist: Aufgrund der grossen Bedeutung psychischer Gesundheit braucht diese mehr Aufmerksamkeit – auch im Bereich Prävention. Neben vielen erprobten konkreten Massnahmen geht es darum, schon für Kinder und Jugendliche respektive deren Familien Bedingungen zu schaffen, in denen sie psychisch gesund bleiben können. Heisst: niederschwellige Angebote wie Beratung und – wenn nötig – materielle Unterstützung, kompetente Schulen, die neben dem Wissen auch das Zusammenleben und die sozialen Kompetenzen fördern, Angebote für Jugendliche, wo sie Unterstützung und Wertschätzung erfahren. Die Arbeitswelt als wesentlicher Lebensinhalt der Erwachsenen trägt zum psychischen Wohlergehen bei, wenn die Arbeitnehmenden zufrieden sind, der Stress erträglich und der Arbeitsplatz gesichert ist. Arbeitslosigkeit und ein Ungleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben bedeuten ein erhebliches Risiko für unsere psychische Gesundheit, ebenso Armut und ein niedriges Bildungsniveau.

Mehr Therapien sind nicht der Königsweg

Vorurteile in der Gesellschaft müssen abgebaut werden

werden ausgegrenzt, und wir alle möchten am liebsten nichts mit ihnen zu tun haben. Damit wir psychische Gesundheit fördern, aber auch Hilfsangebote zur Verfügung stellen können, die helfen – eine Heilung ist fast immer möglich –, bedarf es einer Sensibilisierung und intensiven Aufklärungsarbeit. Wir müssen unser Bewusstsein schärfen und Achtsamkeit für unsere eigene psychische Gesundheit entwickeln. In diesem Sinne laden wir Sie alle ein, Bedingungen zu schaffen, welche zum Erhalt, ja zur Verbesserung der psychischen Gesundheit beitragen. Dazu ist jeder Einzelne von uns gefragt, aber auch die politischen Entscheidungsträger sowie private und öffentliche Institutionen, damit wir, wenn wir von Gesundheit reden, nicht nur an unseren Körper denken, sondern auch an unsere Psyche, denn es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit. AKTIONSBÜNDNIS PSYCHISCHE GESUNDHEIT SCHWEIZ Das 2007 gegründete Aktionsbündnis Psychische Gesundheit Schweiz vereint über 50 Organisationen sowohl aus Betroffenenkreisen, als auch von Angehörigen und professionellen Vertretern. Die Ziele sind Vernetzung, Sensibilisierung und Information der Öffentlichkeit und politische Einflussnahme ganz unter der Devise: Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit!

Psychische Erkrankungen haben leider einen schlechten Ruf. Unsere Haltung wird von Vorurteilen wie Gefährlichkeit, Unverständlichkeit, Scham und Nichtwissen geprägt. Betroffene

Die BrainJoin Gruppe zählt mit der von Horst Kraemer entwickelten Methode Neuroimagination zu den führenden Unternehmen in den Bereichen Stressmanagement und Rehabilitation.

IM INTERVIEW Horst Kraemer, Gründer und Leiter der BrainJoin Coaching und Akademie Gruppe www.brainjoin.com

T +41 43 810 21 01

Herr Kraemer, ständige Überlastung im Alltag ist nicht gesund. Wie entstehen Stressfolgen, und müssen wir Stress neu definieren? Stress ist per se eigentlich etwas Gutes, aber Stresshormone dauerhaft im Alarmzustand schädigen den Menschen. Wir müssen den Fokus endlich auf Stressfolgestörungen legen. Ein Beispiel: Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Stress massiv auf die Verdauung auswirkt – somit werden Prozesse im Magen-Darm-Trakt ausgelöst,

die viele Auswirkungen auf Krankheiten wie Neurodermitis oder Krebs haben, die bislang nicht mit Stress in Zusammenhang gebracht wurden.

Wie kann die Technik der Neuroimagination diesem Prozess entgegenwirken, ihn verändern oder stoppen?

In mehr als 70 Prozent der Fälle sind Burn-out, Depressionen oder andere Erkrankungen Folge einer Stressverarbeitungsstörung. Was läuft da im Körper ab?

Wir können innerhalb kürzester Zeit feststellen, ob und in welchem Schweregrad die NSF ausgeprägt ist. Zusätzlich vermitteln wir die Technik der Neuroimagination während einer Stabilisierungs- und Trainingszeit so, dass mit täglichen Übungen von zwei Mal 20 Minuten, selbstständig und in den Alltag integriert, Blockaden weiter gezielt gelöst werden. Das Stresssystem wird wieder kontrollierbar, die Regenerationsfähigkeit wieder hergestellt. Liegt eine länger anhaltende Störung vor, muss diese unbedingt professionell von speziell ausgebildeten und lizenzierten Neuroimaginations-Coaches begleitet werden. Fragmentierte belastende Ereignisse werden dann zu einem Ganzen gefügt und aufgelöst. Kurz gesagt: Neuroimagination beeinflusst die Bewertung von Informationen und stellt das Zusammenspiel von Gehirn, Nerven-, Hormon- und Immunsystem wieder her.

In diesen Fällen ist das Zusammenspiel von Wille und Emotion durch ein Übermass der StressHormonproduktion gestört. Hormone dienen der Informationsübertragung im Körper. Sie steuern wichtige Funktionen wie Kreislauf, Stoffwechsel, Ernährung und sind unter anderem dafür verantwortlich, wie wir uns fühlen und verhalten. Sie treiben uns an, manchmal aber auch in den Wahnsinn. Kurzer Einblick in die Neurobiologie: Oberstes Kontrollorgan über das Hormonsystem ist das Gehirn. Die Wahrnehmung funktioniert durch das Stresssystem. Das heisst, dass Impulse durch Sinneswahrnehmungen im Gehirn analysiert, bewertet und – wenn nötig – korrigiert werden. Dann läuft alles „normal“. Wenn jedoch durch schlagartig massive oder anhaltende Ereignisse eine Überflutung der Hormone ausgelöst wird, leiten die Nerven unter Stress nur noch Fragmente weiter, oder es entsteht sogar eine Blockade und der Stress wird unverarbeitet gespeichert. Diesen Zustand bezeichnen wir als Neurostressfragmentierung (NSF), der dann wiederum die Ursache für die unterschiedlichsten Krankheiten sein kann.

Für wen kommt ein solches Coaching infrage? Für alle, die die Selbstverantwortung für ihre Gesundheit mit der Kompetenz der Selbststeuerung erhalten oder erlangen wollen. Wenn erste Warnzeichen wie Schlafstörungen oder emotionale Unausgeglichenheit auftreten, kann Neuroimagination Schlimmeres verhindern. Aber auch bei fortgeschrittenen Beschwerden oder Erkrankungen kann Neuroimagination medizinische Therapien sinnvoll ergänzen oder als neurobiologische Grundlage die Wirksamkeit von Therapien überhaupt erst ermöglichen. Die Methode wurde im in-

© gesundheitssprechstunde.ch/brainjoin

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„Stressfolgen erkennen – Gesundheit wiederherstellen“

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terdisziplinären Team und mit wissenschaftlichen Forschungsinstituten in den 1990ern entwickelt und wird seither in Coachings, Seminaren und Therapien eingesetzt. Ist Neuroimagination für Unternehmen geeignet, um zu einem gesunden Umgang mit Stresssituationen zu kommen? Wir unterstützen zum einen dabei, Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu schulen, damit diese achtsamer werden und ihnen Stressoren früher auffallen. Zum anderen führen wir Analysen zur Früherkennung psychischer und körperlicher Gesundheit durch und bieten als Soforthilfe zur Rehabilitation spezielle Intensiv-Coachings an. Wichtig ist: Unternehmenserfolg ist abhängig vom Umgang mit Hochleistungsphasen und Stresssituationen. Deshalb werden Programme, die aufzeigen, was für Stresszyklen es gibt, woran man sie erkennt und wie man mit ihnen umgeht, in Zukunft unerlässlich sein. Bin ich nach dem Coaching in der Lage, eigenständig eine Stress-Eskalation zu stoppen? In jedem Fall. Mit Neuroimagination sind Betroffene imstande, sich je nach Thematik auch ohne Coach wieder zu regenerieren. Menschen, die nach einer schweren Belastungsstörung wie nach einem Verkehrsunfall durch Neuroimagination gesund geworden sind, berichten, wie sie bei einem neuerlichen Ereignis innerhalb weniger Stunden ohne fremde Hilfe wieder aus der Situation herausgekommen sind. Hat man die Methode einmal erlernt, ist sie für das ganze Leben hilfreich.

Nach dem Burn-out zurück zur Arbeit? Immer mehr Menschen in der Schweiz fühlen sich innerlich ausgebrannt. Insbesondere der Weg zurück in den Job ist für Burn-out-Patienten oft ein Drahtseilakt, der jedoch bewältigt werden kann – und sollte.

B

etroffene und Angehörige sprechen von Burnout als psychosomatische Folge grosser Arbeitsbelastung. Mediziner diagnostizieren eine Erschöpfungsdepression, Schlafstörungen oder Verspannungs- und Schmerzzustände, die intensive Behandlung und eine Krankschreibung erfordern. Was heisst das für die Arbeit des Betroffenen? Es ist wichtig, bei Burn-out für Entlastung zu sorgen und die nötige Therapie früh und intensiv mit ärztlich-somatischen sowie psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungen, Physiotherapie und Entspannungstrainings zu beginnen – entweder ambulant oder in schweren Fällen tagesklinisch oder stationär. Bis zu einer nachhaltigen Besserung dauert es meist länger als anfänglich erhofft – oft mehrere Wochen bis Monate. Verfrüht einzusteigen bewährt sich nicht, sondern führt für den Betroffenen, sein Umfeld und den Arbeitgeber zur Enttäuschung.

Das Problem an der Wurzel packen Die alleinige Besserung der Symptome reicht nicht aus, wenn Arbeitsüberlastung zur Krankheit geführt hat. Gespräche mit Vorgesetzten oder ein Arbeits-Coaching noch vor Wiedereinstieg helfen, Druck am Arbeitsplatz, zeitliche und inhaltliche Überforderung sowie Belastungen im Arbeitsteam zu erkennen. Die Psychotherapie hilft, eigene Möglichkeiten im Umgang mit Belastungen zu finden und einzuüben. Weiter soll eine gesunde Lebensgestaltung mit Erholung und Ausgleich, Freude, Bewegung, Sozialkontakten und Naturerlebnissen angestrebt werden. Ein zu früher Einstieg macht genauso wenig Sinn wie die Wiederaufnahme der Arbeit aus Angst oder wegen überhöhter Ansprüche an sich selbst auf die lange Bank zu schieben. Es hilft, wenn ein Vorgesetzter den Kontakt zum kranken Mitarbeitenden sucht und ihm konkrete Unterstützung für einen sinnvollen Wiedereinstieg

anbietet, zum Beispiel mit einem zeitlich reduzierten Pensum. Arbeitsbezogene Massnahmen werden zunehmend auch von KrankentaggeldVersicherungen finanziert.

Neustart macht Sinn Der Wiedereinstieg in den Beruf nach einem Burn-out ist für alle Beteiligten wichtig: Für die Volkswirtschaft, weil die Kosten von Behandlungen und Wiedereingliederungsmassnahmen langfristig weniger schwer wiegen als die längerfristigen finanziellen Folgen verpasster oder spät einsetzender Behandlungen. Für Unternehmen, weil sie Leistungsträger nicht verlieren. Und in erster Linie natürlich für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen, weil Arbeit nicht nur belastet, sondern eine wichtige Basis darstellt für finanzielle Selbständigkeit, soziale Kontakte, Sinn und Identität und damit für eine ganzheitliche Gesundheit – psychisch, körperlich und sozial.

ZUM AUTOR Dr. med. Hanspeter Flury, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Chefarzt und Ärztlicher Direktor www.klinikschuetzen.ch

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n der Schweiz widmet sich unter anderem das Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz (NPG) dem Themenfeld psychische Gesundheit, basierend auf einem Zusammenarbeitsvertrag zwischen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und ‑direktoren (GDK), der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Durch Vernetzung der relevanten Akteure sollen Synergiemöglichkeiten sicht- und nutzbar gemacht sowie die Wirksamkeit der Massnahmen erhöht werden. Das NPG koordiniert unter anderem die nachfolgend vorgestellten Programme zur Sensibilisierung und Prävention psychischer Belastungen.

Bündnis gegen Depression Depressionen werden oft missverstanden. Wie Diabetes und Bluthochdruck ist eine Depression nicht Ausdruck persönlichen Versagens, sondern eine Erkrankung, die jede/jeden treffen kann, unabhängig von Beruf, Alter und sozialer Stellung. Ein deutsches Forschungsteam entwickelte das Aktionsprogramm „Bündnis gegen Depressionen“ zur Früherkennung und Behandlungsoptimierung von Depressionen. Es basiert auf vier Interventionsebenen:

G A S T BEI T R AG

Prävention psychischer Belastungen 1. Kooperation mit Hausärzten und Fortbildung 2. Info-Aktivitäten: Aufklärung der Öffentlichkeit mit folgenden Kernbotschaften • Depression hat viele Gesichter • Depression kann jede/n treffen • Depression ist behandelbar 3. Zusammenarbeit mit Multiplikatoren und Zielgruppen 4. Angebote für Betroffene und Angehörige Für die Schweiz hat das BAG die Nutzungsrechte für das Aktionsprogramm erworben. Das „Bündnis gegen Depression“ wird vom NPG verwaltet und kann kostenlos an interessierte Umsetzer weitergegeben werden.

10 Schritte für psychische Gesundheit Die meisten Menschen wissen, wie sie ihre körperliche Gesundheit fördern können - beispielsweise durch eine gesunde Ernährung oder durch tägliche Bewegung. Psychische Gesundheit und was man selber dafür tun kann, wird jedoch kaum thematisiert. Die „10 Schritte für psychische Gesundheit“ wurden von Pro Mente Oberösterreich konzipiert und sind als Denkanstösse gedacht: • Aktiv bleiben • Sich entspannen • Etwas Kreatives tun • Neues lernen • Sich beteiligen • Mit Freunden in Kontakt bleiben • Darüber reden • Um Hilfe fragen • Sich nicht aufgeben • Sich selbst annehmen Das NPG hat die Nutzungsrechte für die „10 Schritte“ erworben und stellt sie kostenlos interessierten Netzwerkmitgliern zur Verfügung.

Damit wird eine Sensibilisierung für Psychische Gesundheit und ihre Pflege gestärkt, indem möglichst viele Akteure mit der gleichen Botschaft arbeiten.

Ein Schritt der 10 Schritte für Psychische Gesundheit

KONTAKT info@npg-rsp.ch www.npg-rsp.ch

U N T ER N EH M ENSBEI T R AG – I N T ER V I E W

„Eine Verhaltensänderung ist unerlässlich“ T

ermindruck, Versagensängste, Arbeiten am Limit – wer nicht rechtzeitig die Reissleine zieht, dem drohen Burn-out und sogar eine stationäre Behandlung. Wie die abläuft, erklärt Dr. med. Boris Michelitsch von der Akutklinik Bad Saulgau.

sche Untersuchung und Mitbehandlung körperlicher Begleiterkrankungen ein wichtiger Baustein. Zudem umfasst die Psychotherapie die Berücksichtigung der Arbeitsplatzsituation sowie eine genaue Ana-

Für wen ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll? Da durch den Einbruch der Leistungsfähigkeit auch das Selbstwertgefühl verloren geht, kommt es nicht selten zu depressiven Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen mit suizidalen Krisen. Spätestens mit dem Auftreten einer chronischen Müdigkeit und ersten sozialen Rückzugstendenzen sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, um zu klären, ob eine ambulante psychotherapeutische Beratung oder Behandlung noch ausreichend oder aufgrund des eingeschränkten körperlich-psychischen Gesamtbefindens eine stationäre Behandlung erforderlich ist. Sie setzen in der Behandlung von Burn-out-Patienten auf ein ganzheitliches Konzept … Ja, das stimmt. Da Burn-out ein Hochrisikozustand ist, der sowohl zu gravierenden psychischen als auch körperlichen Einschränkungen und Erkrankungen führt, ist eine eingehende organmedizini-

IM INTERVIEW Dr. med. Boris Michelitsch, Ärztlicher Direktor der Akutklinik Bad Saulgau, Deutschland

lyse der Veränderungsmöglichkeiten. Hilfreich ist eine Kombination aus Verbesserung des Selbstmanagements und der Stressbewältigung durch Entwicklung individueller mentaler Strategien, dem Erkennen und Überwinden auf die individuelle Lebensgeschichte zurückgehender dysfunktionaler und damit pathogener Konfliktbewältigungsstrategien sowie dem Erkennen und Fördern eigener Ressourcen und Fähigkeiten („Salutogenese-Prinzip“).

aufarbeiten zu können. Meistens empfehlen wir eine ambulante Weiterbehandlung, um das wieder gewonnene Selbstvertrauen und die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, zu festigen und die Gefahr eines Rückfalls weiter zu minimieren.

Wie verläuft die Therapie in der Klinik konkret? Nach der eingehenden Untersuchung mit erweitertem Fokus auf die Arbeitsplatzsituation beginnt die intensive psychotherapeutische Zusammenarbeit im Rahmen von hochfrequenten Einzel- und Gruppentherapien wie etwa indikative Gruppen zum Thema „Stressmanagement“ oder „Problemkreis Schmerz-Angst-Depression“ – ergänzt durch Kreativ- und Körpertherapien. Bei einer Kombination aus Burn-out und schwerer Depression sind antidepressive Medikamente ratsam. In der zweiten Hälfte der Behandlung erweisen sich Rollenspiele von konflikthaften Arbeitsplatzsituationen als sehr hilfreich. Viele Patienten beginnen vor Abschluss der stationären Behandlung klärende Gespräche am Arbeitsplatz, um etwaige Probleme im stationären Setting noch weiter bearbeiten und konstruktiv

Wir bieten allen Patienten eine telefonische und persönliche Beratung an.

KONTAKT

Patientenmanagement Frau Andrea Traub T +49 7581 / 2006-336 andrea.traub@akutklinik-badsaulgau.de www.akutklinik-badsaulgau.de


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V ER BA N DSBEI T R AG

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Depressionen müssen raus aus der Tabuzone

Die Kehrseite des Rausches

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epression? - Der oder die Arme, doch was geht mich das an?“ denken die meisten. Die Antwort: Viel mehr, als vielleicht auch Sie vermuten würden. Heutzutage ist bereits jeder Fünfte in der Schweiz schon mal an einer Depression erkrankt. Es kann jeden, also auch Sie, treffen. Oder Sie sind indirekt betroffen, als Angehöriger oder Freund. Ich wünsche Ihnen dies mitnichten.

Wer an einer Depression leidet, hat kein Gipsbein vorzuzeigen, welches ihn sichtbar als krank kategorisiert und ihm ein „Gute Besserung!“ der Mitmenschen sichert. Betroffenen sieht man die Krankheit nicht an, nicht selten geraten sie in Erklärungsnot. Die Gründe: Viele depressive Menschen halten sich nicht für krank, sondern für Versager. Sie – und meist auch ihre Angehörigen – schämen sich für ihre schwer fassbare Erkrankung und verschliessen sich. Dabei ist die Depression aus medizinischer Sicht eine Krankheit. Fachleute vermuten, dass dafür unter anderem ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn verantwortlich ist.

Aufklärung der Öffentlichkeit

ZUR AUTORIN Christine Heim, Präsidentin Verein Equilibrium www.depressionen.ch

Psychische Krankheiten sind in der Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema – erst recht am Arbeitsplatz. Unsere Gesellschaft ist leider noch stark in alten Denkmustern verhaftet. Eine breite Aufklärung in Sachen psychischer Krankheiten tut not. Genau dies ist das vordringliche Ziel unseres Engagements im Verein Equilibrium. Wir wollen das Tabu abbauen, die Entstigmatisierung psychisch kranker Menschen vorantreiben. Ein Schritt, der zwingend auch von den Betroffenen selbst gegangen werden muss. Depressionen sind behandelbar und müssen bei Erkennen möglichst rasch behandelt werden. Betroffene sind keine Versager. Wichtig ist, dass über Depressionen gesprochen wird. Wir von Equilibrium forcieren dies künftig mittels intensiverer Zusammenarbeit mit dem Verein Angst- und Panikhilfe Schweiz. Wir tun dies in der Überzeugung, dass die angestrebte Fusion unseren gemeinsamen Anliegen mehr Gewicht verleihen wird. Und das ist dringend notwendig!

Das Bedürfnis nach Rauscherlebnissen ist so alt wie die Geschichte des Menschen. Es steckt in allen von uns drin, aber nicht allen gelingt der Umgang damit gleich gut. inige begegnen diesem Drang nach Rausch mit Sport, Shopping oder Meditation – andere mit dem Konsum von Drogen. Berauschende Substanzen haben die Menschen dabei schon immer inspiriert: In früheren Epochen wurden bei rituellen Bräuchen sakramentale Getränke verwendet, in der Mitte des letzten Jahrhunderts kamen vor allem in Künstlerkreisen bewusstseinserweiternde Substanzen wie LSD in Mode. Heute ist von einer regelrechten Partykultur die Rede, die stark geprägt ist vom Konsum von Alkohol und anderen Drogen. Im Unterschied zu den 1960er-Jahren, in denen Drogen vor allem in Kunstkreisen konsumiert wurden, machen Alkohol, Cannabis, Extasy und Co. heute vor keiner Gesellschaftsschicht halt. Auf der einen Seite steckt dahinter das Bedürfnis des Individuums, seine „normalen“ Lebenserfahrungen zu bereichern. Auf der anderen Seite versucht dieses auch einfach dem Druck, den es in seinem Alltag erlebt, etwas entgegenzusetzen

bei einer nicht unerheblichen Zahl von Menschen zu Problemen. Neueste Erhebungen zeigen, dass 22 Prozent der Schweizer Bevölkerung einen risikoreichen Umgang mit Alkohol haben. Rund 250‘000 Personen gelten als alkoholabhängig, und fast ebenso viele konsumieren täglich Schlaf- oder Beruhigungsmittel. 2,7 Prozent der Bevölkerung konsumieren regelmässig Cannabis und 0,5 Prozent gelten als geldspielsüchtig. Für die Betroffenen hat eine Abhängigkeit dabei oft sehr schwerwiegende Folgen: Sie verlieren ihre Arbeit, ihren guten Ruf und damit ihre Selbstachtung. Sie brechen vielfach mit Familie und Freunden und ruinieren sich finanziell. Diese Menschen brauchen keine Vorurteile und keine Stigmatisierung. Sie brauchen oft professionelle Hilfe, manchmal eine medizinische Behandlung, vor allem aber Unterstützung aus ihrem Umfeld und Menschen, die an sie glauben.

Damit der Ruhestand nicht zur Last wird Meetings und Anerkennung – Sinn geben kann und den Tag ausfüllt.

Ausstieg will geplant sein

VON TOBIAS LEMSER

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er Ausstieg aus dem Berufsleben und Eintritt ins Rentenalter fällt vielen Menschen schwer. Um nicht in ein Loch zu fallen und psychisch zu erkranken, gilt es rechtzeitig Massnahmen zu treffen.

Hilfe statt Stigmatisierung So verständlich das Bedürfnis nach einem „Rausch“ ist: dieses mit Drogen zu befriedigen birgt auch Risiken, denn der Umgang mit Rauschmitteln führt

Es gibt Berufstätige, die fiebern bereits von ihrem 50. Lebensjahr an auf die Rente hin, andere wiederum können es sich kaum vorstellen, jemals den Arbeitsalltag für immer hinter sich zu lassen. So unterschiedlich der Start ins Rentenalter emotional auch sein mag, die wenigsten Arbeitnehmer planen diese Lebensphase im Vorfeld und lassen stattdessen den Ruhestand einfach auf sich zukommen – mit der Gefahr, sehr schnell in ein mentales Loch zu fallen. Gerade Männer gehen häufig unvorbereitet auf das Rentenalter zu und wissen nicht, was ihrem Ruhestand – ohne

KONTAKT Fachverband Sucht ZUR AUTORIN

Weinbergstrasse 25 8001 Zürich

Petra Baumberger, Generalsekretärin Fachverband Sucht

www.fachverbandsucht.ch

U N T ER N EH M ENSBEI T R AG

U N T ER N EH M ENSBEI T R AG

Belastende Ereignisse in der Kindheit wie körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch, führen häufig zu einer späteren Abhängigkeitserkrankung. Durch integrierte, traumaspezifische Therapieansätze kann es gelingen, diesen Menschen eine neue Lebensperspektive zu geben.

„I

ch war immer angespannt und hatte ein verkrampftes Gefühl im Bauch“, beschreibt die heute 52-jährige Marion S. ihr Befinden als junges Mädchen. Im zarten Alter von sechs Jahren begann ihr Martyrium: Ihr Onkel missbrauchte sie sexuell über mehrere Jahre hinweg, ihre grosse Liebe, ein drogenabhängiger Mann, brachte Gewalt und Erpressung in ihr Leben. Die Angst um ihre Tochter gab Marion S. die Kraft, sich aus der Beziehung zu lösen. Was sie nicht abschütteln konnte, waren Panikattacken. Später kamen schwere Depressionen hinzu, der Alkohol hatte sie fest im Griff. Nur mit ihm schien es ihr zu gelingen, die heftigen Gefühle von Trauer, Scham und Versagen auszuhalten. Wenn die „Betäubung“ mit der Droge nicht mehr ausreichte, versuchte Marion S. sich das Leben zu nehmen. Nach dem fünften Versuch begann sie eine stationäre Therapie in der Klinik Im Hasel im Aargau, die für Patienten wie Marion S. massgeschneiderte Therapien anbietet. „In den kommenden sechs Monaten gelang es ihr, das eigene Leben besser zu verstehen, die gewalttätigen Ereignisse traumatherapeutisch aufzuarbeiten und eine neue Lebensperspektive zu entwickeln“, erinnert sich Klinikleiter und Chefarzt Dr. Thomas Lüddeckens.

Vom Trauma in die Abhängigkeit

www.klinikimhasel.ch

Eine integrierte Behandlung ist das A und O Traumatisierte Menschen mit einer Suchterkrankung geraten auch therapeutisch leicht unter die Räder: „Viele Angebote der Suchthilfe legen ihren Schwerpunkt der Behandlung ausschliesslich auf die Abhängigkeitsproblematik und der damit verbundenen negativen Folgen. Während die Abhängigkeit offensichtlich ist, führt das darunter verborgene Trauma jedoch oft zu Therapieabbrüchen oder häufigen und schweren Rückfällen“, erklärt der Psychiater und Psychotherapeut. Umgekehrt haben psychiatrisch-/psychotherapeutische Angebote für traumatisierte Menschen oftmals Mühe mit Suchtmittelabhängigen und ihren spezifischen Problemen. So finden Betroffene oft erst spät ein passendes Therapieprogramm, in dem beide Störungen gleichwertig behandelt werden. Die Klinik Im Hasel bietet seit 2007 einen Schwerpunkt zur integrierten Behandlung von Sucht und Traumafolgestörungen an. Auch und gerade bei schwerster Suchtabhängigkeit geht es hier um einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den Betroffenen, bei dem jede einzelne Lebensgeschichte mit ihren traumatischen Erfahrungen ernst genommen wird.

Betroffene müssen Zusammenhänge erkennen

bildet die Körper- und Kunsttherapie oft die entscheidende Brücke zur Innenwelt. „Für Marion S. kam der Durchbruch, als sie begann, die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge zwischen der frühen Traumatisierung und den späteren psychischen Problemen sowie der Alkoholabhängigkeit zu erkennen“, so Dr. Lüddeckens. „Heute, sieben Monate nach ihrer Entlassung aus der Klinik, sind nicht alle Probleme gelöst – aber sie kann auch schwierige Situationen ohne Alkohol bewältigen.“ Nun gelingt es ihr Schritt für Schritt sich wieder ein berufliches und soziales Leben aufzubauen – weiterhin wöchentlich begleitet von ihrer Psychotherapeutin. Ein neues Lebensmotto hat Marion S. bereits gefunden: „Durch die Therapie habe ich meinen Körper, meine Sexualität und mein Leben wieder entdeckt. Kein Stress, so lautet meine Devise!“

Sucht & Psychische Störungen

Erhöhte psychische Vulnerabilität Stressintoleranz

Eine umfassende Diagnostik, die sowohl Sucht als auch Missbrauchserlebnisse, emotionale Vernachlässigung, Gewalterfahrungen und vieles mehr im Blick hat, steht zu Beginn der BeBelastende handlung. Verlaufsmessungen helfen den therapeutischen Kindheitserfahrungen Prozess abzubilden und bei Bedarf die Interventionen anzupassen. Die Bearbeitung lebensgeschichtlicher Missbrauch und Vernachlässigung Belastungen sowie die kognitive und emotionale Verankerung im Gedächtnis sind ein zentraler Teil der Copyright: Dr. TDr. homas Lüddeckens, Klinik Im Hasel AG, Klinik Gontenschil traumaspezifischen Therapie. Wo Worte versagen, Copyright: Thomas Lüddeckens, Im Hasel AG, Gontenschil

Was unterscheidet Private Care von anderen Dienstleistern im Pflegebereich? Zum einen erstellen wir fixe Pflegeteams. Es kommen immer dieselben Mitarbeiterinnen zum Kunden, um sich um Betreuung, hauswirtschaftliche Aufgaben und individuelle Pflege zu kümmern – auf Wunsch rund um die Uhr. Nur so entsteht ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis, das insbesondere bei Demenzkranken oder Menschen mit psychischen Problemen sehr wichtig ist. Unsere

Um welche weiteren Anliegen kümmert sich die Care Managerin? Sie hält alle Fäden in der Hand. Zu Beginn der Zusammenarbeit sucht sie den Kunden zu einem Abklärungstermin auf. Dabei wird die Situation analysiert und der notwendige Bedarf an Unterstützung festgelegt, um ein auf den Kunden zugeschnittenes Pflegepaket mit Pflege, Betreuung und hauswirtschaftlichen Leistungen zu erstellen. Des Weiteren besucht die Care Managerin Kunden regelmässig, um sich vor Ort ein Bild zu machen und Leistungen gegebenenfalls anzupassen. Dies alles garantiert ein hohes Mass an Qualität.

Psyche wirkt sich auf Gesundheit aus Wie wichtig Sinngebung und Zufriedenheit im Rentenalter sind, zeigt eine auf acht Jahre angelegte britische Studie unter knapp 3‘200 Menschen ab 60 Jahren zum Thema Altern: Laut dieser im vergangenen Jahr veröffentlichten Untersuchung bauen Senioren, die glücklicher sind und das Leben mehr geniessen, körperlich langsamer ab als unzufriedene und niedergeschlagene Altersgenossen – Erkenntnisse, die gerade vor dem Hintergrund der stetig älter werdenden Gesellschaft zum Umdenken anregen, damit uns die Psyche im Herbst des Lebens nicht aus der Bahn wirft.

Arbeit ist vorbeugend und proaktiv ausgerichtet, damit – ganz im Sinne einer sicheren Betreuung – Veränderungen frühzeitig erkannt werden und auf diese entsprechend reagiert werden kann. Zum anderen bekommen unsere Kunden und deren Angehörigen eine persönliche Ansprechperson, eine Care Managerin, an die Seite gestellt. Sie koordiniert und instruiert die Pflegepersonen und ist mit anderen Fachpersonen im Kontakt. Für Notfälle ist eine diplomierte Pflegefachperson 24 Stunden telefonisch erreichbar.

IM INTERVIEW Rahel Schneider leitet den Bereich Pflege bei der private Care AG und weiss genau, warum ein Plus an Qualität, Sicherheit und Vertrauen in der Pflege und Betreuung so wichtig ist. www.private-care.org

Qualität hat bekanntlich ihren Preis. Wie sieht es mit den Kosten aus? Unsere Leistungen sind anerkannt und werden von den schweizerischen Krankenkassen anteilig übernommen – je nach Versicherung und Bedarf des Kunden. Da das Bezahlungswesen sich recht komplex gestaltet, steht auch hier die persönliche Care Managerin gerne mit Rat zur Tat zur Seite, hilft bei der Kostengutsprache und sendet dem zuständigen Arzt die Spitexverordnung. Private Care bietet alles aus einer Hand – rund um die Uhr und für ein rundum gutes Gefühl bei allen Beteiligten.

Inmitten herrlicher Magnolienbäume, mit einem fantastischen Ausblick über den Zürichsee und in die Glarner-Alpen, zeigt das Haus Wäckerling auf vielfältige Weise, dass es mehr ist als „nur“ ein Pflegeheim.

Peergroups „Shared Enviroment“ Familie Perinatale Einflüsse GeneGk

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Marion S. ist keineswegs ein Einzelfall. Schwere Kindheitsbelastungen in Form körperlicher, sexueller oder emotionaler Gewalt sind bei nahezu allen schwer suchtkranken Menschen zu finden. Massive Traumatisierungen kommen bei ihnen etwa drei Mal so häufig vor wie in der Allgemeinbevölkerung. Schon in frühen Jahren zeigt sich eine erhöhte psychische Verletzlichkeit, die sich in gedrückter Stimmung, Ängsten aber auch in sozial auffälligem oder aggressivem Verhalten äussern kann. Als Jugendliche suchen sie die Bestätigung in Peergroups und lernen so rasch die entlastenden und zunächst positiven Wirkungen der verschiedenen

Suchtmittel kennen. Durch ständige Wiederholung gelangen sie in den Teufelskreis der Abhängigkeitsentwicklung. In der Kindheit und Jugendzeit traumatisierte Menschen beginnen früher mit dem Substanzkonsum, haben mehr psychische Erkrankungen, verlieren häufiger ihre Arbeitsstelle und kommen öfter mit dem Gesetz in Konflikt.

Doch wie sollte der Umstieg idealerweise aussehen? Zunächst kann es sinnvoll sein, sich einen ausgedehnten Urlaub zu gönnen, um mit dem Berufsleben bewusst abzuschliessen. Dann ist es ratsam zu schauen, was bislang im Leben zu kurz gekommen ist, um sich gegebenenfalls in einem Verein zu engagieren, einem neuen Hobby zu widmen oder soziale Kontakte intensiv zu pflegen. Denn der kontinuierliche Umgang mit anderen hält nicht nur das Gehirn fit, sondern schützt auch vor Alterseinsamkeit und häufig damit einhergehenden Depressionen – jede vierte Person über 65 leidet schweizweit an dieser psychischen Erkrankung. Experten raten deshalb dazu, bereits fünf Jahre vor Eintritt in die neue Lebensphase nachzudenken, wie der so ungewohnte Ruhestand aussehen könnte, um auch dann noch Anerkennung geniessen und kreativ tätig sein zu können.

„Wir haben alle Bedürfnisse immer im Blick “

Zuhause am Zürichsee

Liaison dangereuse: Sucht und Trauma

ZUM UNTERNEHMEN

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ürdevoll altern in würdevoller Umgebung – mit diesem Bild lässt sich das Haus Wäckerling oberhalb von Uetikon am See wohl treffend beschreiben. Denn so, wie bei den Bewohnerinnen und Bewohnern die Blüte des Lebens in Schönheit gereift ist, präsentiert sich das Pflege- und Betreuungszentrum auf der Sonnenseite des Zürichsees: Als ganzheitlicher Ort des Friedens und der Lebensqualität.

Geborgenheit und Leben in allen Ecken Wohnen, begegnen, betreuen, pflegen – alles zum Wohle der Bewohnenden: So lautet die Grundphilosophie der Einrichtung. In diesem Sinne bietet das Haus Wäckerling nicht nur eine optimale Betreuung rund um die Uhr, vielfältige Therapieangebote sowie eine hervorragende medizinische Versorgung, sondern schafft in jedem Winkel eine vertrauensvolle Umgebung. Wer das Haus Wäckerling aufsucht, wird vor allem ein wohnliches Ambiente vorfinden. Nischen laden zum Verweilen ein, geräumige Zimmer gewährleisten, dass sich jeder Gast stets zurückziehen kann. Weiterer Wohlfühlfaktor: „Es riecht so gar nicht nach Altersheim“, sagt Heimleiter Alfred Weidmann. Dafür verantwortlich sind Luftneutralisierungsapparate, die nach Bedarf die Luft auch mit stimulierenden Ölen anreichern.

Individuelle Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt Liebe und Fürsorge für die Bewohnerinnen und Bewohner, gepaart mit einem Höchstmass an fachlicher Kompetenz, stehen im Haus Wäckerling im Vordergrund, um stets für eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit zu sorgen. Je 40

Betreuungsplätze teilen sich auf drei Abteilungen auf, der Pflegeabteilung, der geschützten Demenzabteilung und der psychosozialen Abteilung, wobei sich die Demenzabteilung in drei Stationen aufgliedert, was eine individuellere Platzierung ermöglicht. Besonders betagten Gästen mit Demenz offeriert der Flügel am östlichen Ende des Hauptgebäudes beste Rahmenbedingungen für die Betreuung in Wohngruppen, die sich inmitten einer auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnittenen Umwelt wohlfühlen. „Unsere Wohneinheiten gewährleis-

ten allen Bewohnerinnen und Bewohnern einen ständigen Kontakt zum Personal“, so Alfred Weidmann. „Und die Gewissheit, dass jemand für sie da ist.“ Dank einer neuen Absturzsicherung werden auch die grossen Balkone der Demenzabteilung selbständig zugänglich sein. Ein weitläufiger Demenzgarten dient als Inspiration für die Sinne. Übrigens: Das Haus Wäckerling, eine Institution der di Gallo Gruppe, beschäftigt deutlich mehr Personal, als in vergleichbaren Institutionen auf Grund des Kostendrucks und Fachkräftemangels üblich ist.

KONTAKT Haus Wäckerling Tramstrasse 55 8707 Uetikon am See www.hauswaeckerling.ch


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Juni 2015

V ER BA N DSBEI T R AG

G A S T BEI T R AG

Nur vergesslich...?

Unterstützung für Angehörige

und ein allzu starkes Mass annimmt, dann gilt es diese Anzeichen ernst zu nehmen.

Demenz wird häufig nicht erkannt

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er Name der Nachbarin, der einem nicht mehr einfallen will. Ein Termin, der vergessen geht. Der Schlüssel, der nicht mehr auffindbar ist. Wir alle kennen solche Situationen. Vergesslichkeit ist normal, und für das Gehirn ist es gesund, wenn nicht nur laufend gespeichert, sondern auch gelöscht wird. Dass die Vergesslichkeit im Alter zunimmt, ist ebenfalls normal. Wenn sie aber in Kombination mit anderen Warnzeichen auftritt DEMENZ – NICHT HEILBAR, ABER BEHANDELBAR Medikamente und Therapien können den Krankheitsverlauf verlangsamen und tragen zu einer besseren Lebensqualität bei – sowohl für den Menschen mit Demenz als auch für die Angehörigen. Informationen zu den Warnzeichen, zu Prävention und zu allen Fragen rund um Demenz: www.memo-info.ch Nationales Alzheimer-Telefon: 024 426 06 06.

Man schätzt, dass nur etwa 50 Prozent der Menschen mit Demenz eine Diagnose haben. Das ist fatal. Denn eine Diagnose bedeutet Zugang zu Therapie, Beratung und Begleitung. Im Wissen um die Krankheit können die betroffenen Familien das Leben mit Demenz planen und Unterstützung in Anspruch nehmen. Es ist deshalb wichtig, dass man die Warnzeichen kennt. Zu den insgesamt zehn Warnzeichen einer möglichen Demenzerkrankung gehören: • Vergessen • Probleme mit der Sprache • Orientierungsschwierigkeiten (räumlich und zeitlich) • Unangemessenes Verhalten • Veränderungen der Persönlichkeit • Schwierigkeiten bei Routineaufgaben • Wahnhafte Vorstellungen • Fehlender Antrieb Eine Abklärung ist sinnvoll, wenn sich mehrere dieser Anzeichen bemerkbar machen. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, die Hausärztin. Zunächst geht es darum, andere Ursachen für die Veränderungen auszuschliessen. Infektionen, psychische Erkrankungen (Burn-out, Depression), Stoffwechselprobleme und weitere Krankheiten kommen als Ursache für die Symptome ebenfalls in Frage. Sollte sich der Demenzverdacht erhärten, empfiehlt sich eine detaillierte Abklärung beim Spezialisten. 116‘000 Menschen leben in der Schweiz mit Demenz. Aufgrund der Alterung der Gesellschaft wird diese Zahl in den nächsten Jahren stark zunehmen. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität. Je mehr wir über Demenz wissen, desto besser können wir sie unterstützen. Machen wir uns schlau!

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ie Betreuung von Menschen mit körperlichen und psychischen Einschränkungen oder Demenz ist eine grosse Herausforderung, das Risiko einer Überlastung hoch. Der Entlastungsdienst Schweiz schenkt Angehörigen seit 30 Jahren die nötigen Ruhepausen.

dem Programm. Während dieser Zeit kann ihr Ehemann Dinge ausser Haus erledigen, Kollegen treffen oder ungestört Arbeiten in den eigenen vier Wänden von der To-do-Liste streichen.

Margit Gross-Schmidweber hat Parkinson mit zunehmender Beeinträchtigung der Hirnfunktionen. Im letzten Sommer kam ihr Ehemann Georges ans Limit und hat darum den Entlastungsdienst kontaktiert: „Die Betreuung meiner Frau wurde immer aufwendiger, und dies Tag und Nacht. Ich konnte einfach nicht mehr alles alleine bewältigen“, so Herr Gross.

Herr Gross ist begeistert: „Das Preis-LeistungsVerhältnis ist beim Entlastungsdienst Schweiz optimal. Zudem bin ich unabhängig und muss nicht immer Bekannte um eine Gefälligkeit bitten.“ Leicht gefallen sei es ihm aber nicht, einen Teil der Verantwortung abzugeben: „Hilfreich war für mich, dass die Vermittlerin des Entlastungsdienstes sehr einfühlsam eine Betreuerin vorschlug, die gut zu meiner Frau passt. Die Chemie stimmt einfach.“

Individuelle Hilfe zu Hause Seither unterstützt der Entlastungsdienst das Ehepaar Gross aus Opfikon. An einem Tag pro Woche kümmert sich immer dieselbe Betreuerin um Frau Gross. Sie geht mit ihr spazieren, kocht das Mittagessen, hilft im Haushalt mit und schaut, dass die Frau mit dem Rollator nicht stürzt. Auch Spiele, Handarbeit oder Vorlesen stehen auf

Liebevolle Betreuung ist das A und O

ZUR ORGANISATION Der „Entlastungsdienst Schweiz“ ist ein Dachverband von verschiedenen NonProfit-Organisationen. Diese betreuen seit 30 Jahren Menschen jeden Alters mit körperlichen, geistigen sowie psychischen Einschränkungen sowie bei Unfall und Krankheit. Die Einsätze können stunden- oder tageweise sowie an Wochenenden oder in den Ferien erfolgen. Auch kurzfristige Betreuung, so genannte SOS-Entlastungen, sind zum Teil möglich. Weitere Informationen unter www.entlastungsdienst.ch oder Tel. 044 741 13 30.

Ehepaar Georges und Margrit Gross-Schmidweber

Unsere Psyche | 7

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VON NADINE EFFERT

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etroffene mit Alzheimer-Demenz teilen ein gemeinsames Schicksal: das Vergessen. Stück für Stück löschen sich Gedanken, Fähigkeiten und Assoziationen aus dem Gedächtnis. Dagegen sind Alzheimer-Patienten machtlos. Es ist ein hartes Los, mit dem viele Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens umgehen müssen. Die Schweizerische Alzheimervereinigung geht davon aus, dass rund 116‘000 Personen hierzulande an einer Demenz erkrankt sind. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt acht bis zehn Jahre. Der grösste Risikofaktor ist das Alter. Nur in sehr seltenen Fällen erwischt die Alzheimer-Demenz Menschen unter 60 Jahre. Oftmals ist die Entstehung von Alzheimer ein Zusammenspiel aus Alterungsprozessen, erblichen Faktoren, Vorerkrankungen des Gehirns sowie Umwelteinflüssen.

Nervenzellen im Gehirn sterben ab Eine Heilung im Sinne einer Behebung der Ursache ist bei der hirnorganischen Krankheit nicht möglich. Derzeit angewendete Behandlungsverfahren verzögern lediglich die Krankheit und lindern die Begleitsymptome. Zum Krankheitsbild gehört nicht nur der Gedächtnisverlust. Probleme bei der Orientierung, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit gehen mit ihr einher und verschlimmern sich mit der Zeit. Der Grund: ein fortschreitender Verlust von Nervenzellen in der Hirnrinde und in tiefer liegenden Hirnstrukturen. Dieser Prozess geht Hand in Hand mit der Bildung von abnorm veränderten Eiweissstückchen (Plaques), die sich im Gehirn ablagern. Sie führen zu Störungen von Stabilisierungs- und Transportprozessen in der Nervenzelle und folglich zu ihrem Tod.

Warten auf ein Wunder

Trotz reger Forschung: Heilbar sind Demenzerkrankungen – darunter vornehmlich die Alzheimer-Krankheit – (noch) nicht. Mit der richtigen Therapie lässt sich jedoch der Verlauf beeinflussen. Auf der Suche nach effektiven Wirkstoffen

kamentöse Therapieformen in Betracht ziehen, da sie bei vielen Patienten eine positive Wirkung aufzeigen.

Medikamente können zu einer Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagbewältigung beitragen. Der bei der Alzheimer-Krankheit typische Mangel an Acetylcholin kann durch Cholinesterase-Hemmer und der Überschuss an Glutamat durch den Wirkstoff Memantine ausgeglichen werden. Leiden Betroffene zusätzlich zum Beispiel unter Depression oder Sinnes- oder Schlafstörungen und lassen sich diese problematischen Verhaltensweisen nicht durch Veränderungen im Tagesablauf oder Anpassungen der Umgebung beheben, kommen Neuroleptika oder Antidepressiva zum Einsatz. Derzeit sind gerade einmal vier Medikamente zur Behandlung von Alzheimer auf dem Markt. Die Hoffnung, dass Forscher endlich die Nachricht von einer Wunderpille verbreiten, die Alzheimer heilen oder wirksam behandeln kann, ist immens. Der grosse Durchbruch blieb bislang aus, was mitunter an der Komplexität der Erkrankung liegt. Am Ball bleiben lautet die Devise. Gegenwärtig wird an neuen Therapieformen geforscht, die

Dem Gedächtnis unter die Arme greifen

den fortschreitenden Untergang von Nervenzellen und Nervenzellenkontakten verlangsamen oder gar aufhalten können. Ein Fokus liegt dabei auf den Beta-Amyloid-Plaques. Künstlich hergestellte Antikörper sollen sich an das Protein heften und markieren, damit es vom Immunsystem abgebaut wird und so der Raum zwischen den Nervenzellen „sauber“ bleibt. Während Wissenschaftler und Pharmaunternehmen fleissig weiterforschen, sollten Betroffene durchaus auch nicht-medi-

Bei der Erinnerungstherapie etwa werden über äussere Auslöser wie Fotos, Musik, Gerüche oder Gespräche verblasste Erinnerungen wiederbelebt. Grundsätzlich erinnern sich Betroffene besser an Dinge, die weiter zurückliegen – etwa Anekdoten aus der Schulzeit. Beim Kurzzeitgedächtnis macht sich die Krankheit zuerst bemerkbar. Wer hat heute Morgen angerufen? Wie schalte ich noch mal den Herd aus? Im Rahmen der Milieutherapie geht es darum, den Lebensraum Demenzkranker so zu gestalten, dass sie Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit finden. Auch kleine Merkzettel, die Hinweise zu Zeit, Umgebung oder Personen liefern, erleichtern den Alltag. In der Ergotherapie lernen Patienten durch Übungen bestimmte praktische Fähigkeiten wie Körperpflege nicht ganz zu verlernen. Untersuchungen des Rush Alzheimer’s Disease Center in Chi-

IMPRESSUM Projektleitung: Alicja Pahl, ap@xm-solutions.com Redaktion: Nadine Effert, Tobias Lemser, Manuel Lippert, Wiebke Toebelmann V.i.s.d.P.: Nadine Effert Fotos: fotolia.com Druck: DZZ Druckzentrum Zürich AG Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Marc Kaars Sijpesteijn, ms@xm-solutions.com Xmedia Solutions AG, Hirschengraben 33, 6003 Luzern T: 044 998 11 33 Xmedia Solutions hat sich auf crossmediale Publika­t ionen spezialisiert, welche in Tageszeitungen und auf relevanten Online-Portalen veröffentlicht werden. Inhalte von Unternehmensbeiträgen sowie Gastbeiträgen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.

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cago an Patienten mit einer milden kognitiven Beeinträchtigung deuten darauf hin, dass sogar regelmässiges Gedächtnistraining das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Hier empfehlen die Forscher komplexe koordinative Aufgaben wie Jonglieren, da diese die Kombination verschiedener Fertigkeiten erfordern. Die Dauer der Wirkung dieser Palette an nichtmedikamentösen Therapien ist jedoch nicht bekannt. Alzheimer ist und bleibt nun mal eine Geissel vieler alternder Menschen.

E X PER T EN I N T ER V I E W

U N T ER N EH M ENSBEI T R AG

„Bei Alzheimer sind Abklärung und Beratung wichtig“ Warum ist eine frühzeitige diagnostische Abklärung bei kognitiven Störungen sinnvoll? Störungen der Hirnleistungen führen häufig zu einer starken Verunsicherung der Betroffenen. Frühzeitige Abklärungen ermöglichen entweder den Ausschluss einer Krankheit oder die frühzeitige Erfassung einer Alzheimer-Erkrankung oder einer anderen medizinischen Ursache der Symptome. Die Sicherung der Diagnose führt nach einer einfühlsamen professionellen Aufklärung häufig zu einer Entlastung. Es können konkrete Massnahmen eingeleitet werden, etwa eine umgehende medikamentöse Behandlung und die Umsetzung von vorausschauenden Massnahmen, wie die Wahl des künftigen Lebensmittelpunktes oder das Aufsetzen einer spezifischen Patientenverfügung. Wie gehen Sie bei der Diagnostik in der Memory Clinic vor? Der Untersuchungsablauf an einer Memory Clinic erfolgt sehr strukturiert entsprechend den etablierten Leitlinien der Fachverbände. Dabei wird geklärt, ob tatsächlich eine kognitive Störung vorliegt, welches Ausmass besteht, welche Funktionsbereiche betroffen sind und was die Ursachen sind. Zur Diagnostik gehört meist eine bildgebende Untersuchung des Gehirns: die Kernspintomographie. Die Abklärung erfolgt an verschiedenen Terminen innerhalb weniger Wochen und wird in der Regel ambulant durchgeführt. Dazu gehört eine ärztliche Untersuchung und

eine neuropsychologische Testung, also die Objektivierung und Differenzierung von kognitiven Defiziten. Zum Schluss werden der Patient und seine Vertrauenspersonen im ärztlichen Gespräch über die Erkrankung aufgeklärt und beraten. Welche Bedeutung kommt der stationären Behandlung zu und was wird dort gemacht? Eine stationäre Abklärung oder Behandlung ist nur in Einzelfällen erforderlich. Dies kann der Fall sein, wenn durch zusätzliche Erkrankungen oder eine Einschränkung der Mobilität eine ambulante Abklärung nicht möglich oder sehr kompliziert ist. Dann wird ein kurzer stationärer Aufenthalt erforderlich. Dies kann auch der Fall sein, wenn im Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung zusätzliche psychiatrische Symptome auftreten, wie eine schwere depressive Symptomatik oder wahnhaftes Erleben und Halluzinationen. Weiterhin kann es im Rahmen von somatischen Erkrankungen, beispielsweise Infektionen, bei an Demenz erkrankten Patienten zu akuten Verwirrtheitszuständen kommen, die stationär abgeklärt und behandelt werden müssen. Welche biologischen Veränderungen finden im Gehirn bei der Alzheimer-Krankheit statt? Bei Alzheimer treten zwischen den Nervenzellen umfangreiche Ablagerungen auf, sogenannte „Plaques“, die sich aus einem abnormen Protein namens Amyloid zusammensetzen. Innerhalb der Nervenzellen lagern sich zudem veränderte

Moleküle aus phosphoryliertem Tau zu den sogenannten „Tangles“ zusammen. Diese Veränderungen gehen einher mit einer zunehmenden Störung der Nervenzellfunktion und schliesslich mit einem Untergang von zahlreichen Nervenzellen und Nervenzellkontakten. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf zu einer für das Alter überdurchschnittlichen Minderung des Gehirnvolumens – der Atrophie – und zu Störungen von Hirnfunktionen. Was ist zur Prophylaxe und Behandlung von Alzheimer bekannt? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko für eine Erkrankung zu vermindern beziehungsweise den Verlauf günstig zu beeinflussen. Hierzu gehört die Kontrolle von Risikofaktoren für Arteriosklerose, etwa die Senkung eines erhöhten Blutdruckes. Auch eine gesunde Ernährung, zum Beispiel mit einer mediterranen Diät mit Gemüse und Fisch hat offenbar einen positiven Effekt. Ebenso sind geistige, körperliche und soziale Aktivitäten empfehlenswert. Bei bereits klinisch manifester Alzheimer-Erkrankung lässt sich durch eine medikamentöse Therapie mit Cholinesterasehemmern oder Memantin die Krankheitsprogression symptomatisch verzögern, jedoch nicht aufhalten. Eine kausale Behandlung ist aktuell leider noch nicht möglich. Welche alternativen Ursachen für kognitive Störungen gibt es, wie erkennt man sie und wie lassen sie sich behandeln?

Für jeden die beste Betreuung Die Tertianum Parkresidenz in Meilen bietet ihren Bewohnern jeden Komfort und die Sicherheit, auch bei eintretender Demenz versorgt zu sein. Diesem Thema widmet sich nun sogar ein spezielles Projekt.

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er malerische Zürichsee und die schneebedeckten Gipfel der Berge, die in der Ferne über ihm thronen – diesen unvergleichlichen Blick an ihrem Lebensabend täglich geniessen zu können, empfinden die Gäste der Tertanium Parkresidenz als ein grosses Geschenk. An diesem besonderen Ort kann der Blick über die Landschaft schweifen und auch auf den wunderschön angelegten mediterranen Park, der zu dem ästhetisch ansprechenden Gebäude gehört. Schnell wird dem Besucher klar: Hier waren Leute am Werk, die sich Gedanken gemacht haben.

Ein Angebot, das überzeugt

IM INTERVIEW PD Dr. Thomas Zetzsche ist Chefarzt an der Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Clienia Schlössli AG. Der Experte erläutert die Wichtigkeit von Diagnostik und Behandlung kognitiver Erkrankungen.

Es gibt eine Vielzahl von alternativen Ursachen für kognitive Störungen. Obwohl sie seltener sind als Alzheimer selbst, ist es wichtig sie nachzuweisen, da sie sich zum Teil sehr gut behandeln lassen. Zu diesen Ursachen gehört beispielsweise ein operativ gut entfernbarer Tumor der Hirnhäute, eine schwere Depression mit Konzentrationsstörungen – der Pseudodemenz – oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese Erkrankungen lassen sich durch eine sorgfältige ärztliche Untersuchung in Verbindung mit einer Kernspintomographie des Gehirns und ergänzenden Laboruntersuchungen gut nachweisen und sind durch einen operativen Eingriff, Medikamente, Psychotherapie oder eine Hormongabe gut zu behandeln.

Freizeitmöglichkeiten und die Metropole Zürich sind gleich um die Ecke – für Unternehmungen aller Art hat das Tertianum die perfekte Lage. Auch kulturell muss niemand darben: Es finden Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen statt sowie Fahrten zu Konzerten des Zürcher Kammerorchesters. In Meilen selbst gibt es alles im Alltag Benötigte, und im Haus steht neben einem Coiffeur auch ein Kosmetikstudio, ein Fitness-Center mit Therapie-Hallenschwimmbad, eine Podologin sowie eine Arzt- und Physiotherapiepraxis zur Verfügung. Zum Schlemmen lädt das Parkrestaurant mit gehobener Küche ein, zum Flanieren der Park mit bequemen Lounges. Rund 75 Mitarbeiter sorgen für das Wohl der Tertianum-Bewohner und haben es sich zur Aufgabe gemacht, jedem Bedürfnis individuell nachzukommen. Doch was, wenn der Geist irgendwann weniger fit ist oder bereits beim Einzug eine kognitive Einschränkung besteht? Im Tertianum darf jeder so sein, wie er ist – auch, wenn er an Demenz leidet.

Ein Demenzkonzept für engmaschige Betreuung Dafür hat die Residenz ein eigenes Projekt namens Demenzkonzept entwickelt. Hinter dem schlichten Namen verbirgt sich viel. Margrit Egolf ist Leiterin des im April gestarteten Projekts und erklärt die Hintergründe: „Wir haben in den vergangenen Jahren beobachten können, dass die Eintritte von Gästen in unser Haus immer später erfolgen, das heisst, sie kommen in immer höherem Lebensalter zu uns. Dementsprechend leiden viele, im Gegensatz zu früher, bereits an kognitiven Einschränkungen. Es hat sich also eine neue Situation ergeben, auf die wir uns individuell einstellen müssen.“ Egolf, zuvor 19 Jahre lang Pflegedienstleiterin im Tertianum, wurde mit der Aufgabe betraut, das gemeinsam mit der Hochschule St. Gallen erarbeitete Projekt zu implementieren. Dabei geht es vor allem um Früherkennung und optimiertes Eintrittsmanagement, um den Anforderungen bestmöglich und individuell nachzukommen. „In der Vergangenheit kam es teils zu Fehlplatzierungen in unseren Wohnungen, weil die Gäste ihre kognitiven Erkrankungen verschwiegen haben und auch deren Angehörige die Situation beschönigten. Es fiel uns schwer, dies aufzufangen. Unser Eintrittsmanagement wird künftig dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert.“

Gute Vorbereitung ist alles Dazu gehören etwa Hausbesuche, bei denen intensive Gespräche geführt und Fragen abgeklärt werden: Wie steht es mit der Kognition? Welche Unterstützung brauchen sie bereits und welche KONTAKT

Tertianum AG

T +41 44 925 06 00 parkresidenz@tertianum.ch

Parkresidenz Dorfstrasse 16

www.parkresidenz.tertianum.ch

CH-8706 Meilen

in Zukunft? Ein Vorgehen, das nicht nur ein massgeschneidertes Betreuungskonzept ermöglicht, sondern auch sogleich Vertrauen schafft. Nach dem Umzug ins Tertianum erfolgt dann eine engmaschige Betreuung. Ein wichtiger Baustein ist das sogenannte Assessment, bei dem wiederum die Bedürfnisse und Anforderungen eruiert werden – und das kontinuierlich und auf ganzer Linie. Auch andere Schnittstellen, wie etwa der Hausdienst, werden einbezogen und informiert. Einmal im Monat finden spezielle Vorbesprechungen statt: Wie hat sich der Gast eingelebt? Wo treten Probleme auf, wo ist Unterstützungsbedarf? Alles Massnahmen, die Krisensituationen besser auffangen oder gar nicht erst entstehen lassen.

Individuelle Bedürfnisse stehen im Fokus Zurzeit wohnen in der geschlossenen Demenzabteilung der Tertianum Parkresidenz sieben Demenzkranke, im gesamten Haus sind von insgesamt 76 Bewohnern etwa 20 stark kognitiv beeinträchtigt. Für sie gibt es Angebote wie Musiktherapie oder auch Tanzen im Sitzen. „Schwer Demente können sich zum Beispiel nur kurz konzentrieren, da entwickeln wir verschiedene ZehnMinuten-Aktivierungen. Wichtig ist wieder der personenzentrierte Ansatz, denn es hat ja nicht jeder Freude an den gleichen Dingen“, so Margrit Egolf. Persönliches und individuelles Engagement werden in der Tertianum Parkresidenz gross geschrieben. Die Projektleiterin bringt es auf den Punkt: „Jeder soll sich bei uns zu Hause fühlen – und wir holen jeden dort ab, wo er sich gerade befindet und begleiten ihn auf seinem Weg.“


PK 80-8274-9 www.multiplesklerose.ch


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