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»Leaving Carthago« am Theaterhaus

| THEATERHAUS JENA |

True Story!

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PINA BERGEMANN ERFAND EIN THEATERSTÜCK, um ihren Lebenslauf aufzupolieren. Nicht etwa, weil sie nichts vorzuzeigen hätte, sondern weil sie ein Kind bekommen hat und damit eine vermeintliche Lücke in ihrer beruflichen Vita klafft. Jetzt wird ihr einst fiktives Stück »Leaving Carthago« als Reflexion über den Druck, dem Frauen mit Kindern ausgesetzt sind, doch noch zum Leben erweckt.

Pina Bergemann ist Schauspielerin. Betrachtet man ihren Lebenslauf (einsehbar im Internet), dann finden sich eine beachtliche Anzahl an Engagements. Ihre beruflichen Stationen führten sie unter anderem an Spielstätten in Hamburg, München oder Leipzig — und, so ist es da zu lesen, auch nach New York. Dort hat sie mitgespielt in einem Stück Namens »Leaving Carthago«. Doch es gibt ein Problem: Dieses Stück hat es nie gegeben.

PERSÖNLICHER UMBRUCH

Um die Geschichte hinter »Leaving Carthago« zu verstehen, muss man auf die Zeit kurz vor Pina Bergemanns Schwangerschaft zurückschauen. »Ich steckte damals gerade in einer Phase des Umbruchs, beendete ein festes Theater-Engagement und wollte in der Zukunft freischaffend arbeiten. Viele Dinge standen in den Startlöchern. Dann wurde ich schwanger und meine Vorhaben haben sich in Luft aufgelöst«, erläutert die Schauspielerin und hat auch gleich ein unschönes Beispiel parat. »Zum Beispiel wurde ich aus einem Projekt herausgestrichen, ohne dass ich davon in Kenntnis gesetzt, geschweige denn mit mir nach einer gemeinsamen Lösung gesucht wurde. Das hat sich natürlich als negative Erfahrung festgesetzt. Ich meine, ich war schwanger, nicht krank. Ich hätte schon noch weitermachen können. Aber als werdende oder junge Mutter ist man einfach erstmal weg von der Oberfläche, auch in der künstlerischen Szene.«

Da Pina Bergemanns Ehemann ein Stipendium in New York erhalten hatte, ging es für die Familie gemeinsam nach Übersee. Dort verbrachte sie ihre Elternzeit und begann zeitgleich, sich um den Wiedereinstieg in das Berufsleben nach ihrer Rückkehr zu kümmern. »Ich hatte einige Existenzängste und Sorgen, nicht wieder richtig Fuß in meinem Beruf fassen zu können und machte mir eine Menge Gedanken: Wenn nun jemand in meinem Lebenslauf sieht, dass ich ein Jahr nicht gearbeitet habe, dann fragen die doch nach dem Warum. War sie nicht produktiv genug? Hatte sie keine Lust mehr? Wieso bekam sie keine Aufträge? Woher kommt diese zeitliche Lücke, was war da los?«

FINDING CARTHAGO

Und so kam ihr die Idee, ein erfundenes Stück in ihre Vita zu schreiben, um für diese Zeit etwas vorweisen zu können. Denn wer würde hier schon wissen, ob es das Stück auf einem anderen Kontinent wirklich gab? Allerdings stellten sich zwei Fragen: Wie soll das Stück heißen? Und was machen, wenn jemand nach der Handlung fragt?»So wurde »Leaving Carthago« geboren. »Eine Frau, die in See sticht und sich auf eine Heldinnenreise begibt — und das war es auch schon«, lacht Pina Bergemann. »Mehr hatte ich nicht anzubieten und hätte im Fall der Fälle ordentlich improvisieren müssen.« Dazu kam es allerdings nie. »Es hat überhaupt niemanden interessiert. Die New Yorker Theaterszene ist weit weg und hat hier keinerlei Stellenwert. Es hat mich bei meinen Vorsprechen nie jemand explizit nach ›Leaving Carthago‹ gefragt. Aber die Lücke war gefüllt!«

Doch woher kommen diese Ängste? Ist denn die Zeit, die man mit der Betreuung eines Kindes verbringt, gesellschaftlich immer noch nichts wert? »Es sieht ganz danach aus. Das ist es auch, was wir momentan in den Proben entdecken: In der Erziehung bekommt man unglaublich viele Qualifikationen mit hinzu. Organisation, Geduld, Pünktlichkeit. Alle Dinge sind vorher auch schon wichtig, aber bekommen mit Kind noch einmal einen ganz anderen Stellenwert. Davon könnten eigentlich alle Parteien bei einer Rückkehr ins Berufsleben nur profitieren. Und trotzdem ist es für die Frauen schwer.«

Nun kommt »Leaving Carthago« also doch noch auf die Bühne. Aber nicht als Stück über eine Heldin, die in See sticht, sondern als Antwort auf den Druck, den Frauen mit Kindern immer noch verspüren. Es handelt von entstandenen Lücken im Lebenslauf und zeigt auf, dass auch Kindererziehung Kraft und Einsatz erfordert — oftmals mehr als ein Job. Von einer angemessenen Bezahlung ganz zu schweigen. Und dass all das meist für selbstverständlich genommen, aber in keinster Weise gewürdigt wird. (mst)

HÜBSCHTE IHREN LEBENSLAUF AUF: Schauspielerin Pina Bergemann

Leaving Carthago: am 20.04. (öffentliche Probe), 21.04. (Premiere), 22.04., 23.04. und 27.04. um jeweils 20 Uhr sowie am 28.04., 29.04. und 30.04.2022 um jeweils 19 Uhr auf der Probebühne des Theaterhauses Jena Weitere Informationen sowie Karten unter: www.theaterhaus-jena.de

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