Zugerbieter 20180718

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P.P.A 6002 Luzern, Post CH AG – Nr. 28, Jahrgang 113

Mittwoch, 18. Juli 2018

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68er-Bewegung

Aufbruch in eine Gegenwelt zum Bürgertum welchen Schmuck Frauen tragen. Von Anfang an bis heute produziert Moser unkonventionelle Schmuckstücke. Auch stiess sie kulturell einiges an. Ende der 60er-Jahre wurden in Baar hauptsächlich Vereinsdarbietungen geboten. Lange vor der Gründung der RathusSchüür organisierte Brigitte Moser dann aber in Zusammenarbeit mit den damaligen Wirten an der Marktgasse für Baar neuartige Veranstaltungen wie Lesungen, den Kulturznacht und ein Strassenfest. Auch ihr Atelier war abseits des etablierten Kunstbetriebs von Anfang an eine Plattform für Kreative aus der Umgebung.

Auch in Baar gab es hier und dort Keimzellen für politische und gesellschaftliche Veränderungen. Involviert waren unter anderen Hans Peter Roth und Brigitte Moser. Claudia Schneider Cissé

Wir stehen vor einem Häuschen am Rande des Geländes der ehemaligen Spinnerei Baar. Darin hatte Hans Peter Roth viele Stunden lang diskutiert. 1967 bis 1970 war er Mitglied der Jungen Kirche, einer Jugendgruppe der Reformierten Kirche Baar. «Eines unserer Mitglieder war der Sohn eines damaligen Spinnerei-Direktors, deshalb durften wir den Raum nutzen», erzählt Roth. Auch zwei Söhne des damaligen reformierten Pfarrers nahmen an den wöchentlichen Sitzungen teil. «Einige in der Gruppe waren etwas älter, die haben viele interessante Diskussionsthemen eingebracht», blickt Roth zurück. Man sprach über antiautoritäre Erziehung, alternative Schulsysteme, Atomenergie und vieles mehr. «Mich persönlich hat der Vietnamkrieg politisiert. Ich denke, er war damals für viele Leute ein Auslöser dafür, sich Überlegungen zu machen.»

Die Gruppe liess es nicht beim Diskutieren bleiben «Drei Jahre lang haben wir diskutiert, dann fanden wir, wir müssten aktiv werden und nach aussen treten», erzählt Hans Peter Roth. Das «Info-Bulletin 5» vom Juni 1971 belegt eine Vielfalt von Gruppierungen, die damals entstand: Gruppe Bil-

Stelldichein vor dem Häuschen, in dem sich die Gruppe Junge Kirche Baar drei Jahre lang zu ausgiebigen Diskussionen traf. Gelegentlich wurde aber auch Musik gehört, es gab den Luxus eines Plattenspielers im Treffpunkt. Bild: Daniel Frischherz dung und Erziehung, Basisgruppe für Lehrlingsfragen, die Arbeitsgruppen Speak-out, Dritte Welt und Kanti Zug. Für Hans Peter Roth hatte diese Entwicklung zur Folge, «dass ich mein Leben während mindestens 15 Jahren nach meinen politischen Aktivitäten organisierte. Ich erachtete mich als Berufsrevolutionär». Nach einer Banklehre hatte Roth seinen Brotjob so organisiert, dass Zeit für die intensive Politarbeit blieb. Dies bedeutete beispielsweise, um 6 Uhr in der Früh vor den damals in Zug noch existierenden Fabriken Flugblätter an die Arbeiter zu verteilen. 1973 mündeten die Aktivitäten in der Gründung der «Revolutionären

marxistischen Liga». Anfänglich mischten in diesen neuen politischen Gremien kaum Frauen mit. «Nachträglich muss man sagen, sie wurden von unserem Machogehabe an die Wand gedrückt, das haben wir aber erst später realisiert», sagt Hans Peter Roth.

Konventionen liessen sich teilweise nicht vermeiden Brigitte Moser hatte sich politisch nie engagiert. Selbst die Frauenbefreiungsbewegung habe sie nicht sonderlich angesprochen. «Ich habe immer schon gemacht, was ich wollte. Ich musste mich nicht emanzipieren.» Einschränkungen durch die damaligen Konven-

tionen gab dennoch. So heiratete Moser, nicht nur, aber vor allem aufgrund der Tatsache, dass damals das Zusammenleben im Konkubinat im Kanton Zug verboten war. Im Übrigen handelte Moser eher aus Eigenwill ungewohnt unkonventionell. Sie führte 1969 bis 1971 in der Zuger Altstadt eine der ersten Jeans-Boutiquen – den komplett schwarz lackierten «Black Store». 1971 mietete die ausgebildete Goldschmiedin in Baar den heute als Kunstkiosk genutzten Pavillon, damals an der Marktgasse als Atelier – obschon ihr Lehrmeister stets gepredigt habe, Goldschmied sei ein Männerberuf, und Männer seien es auch, die bestimmen,

Prägende Jahre, die keine Reue aufkommen lassen Kürzlich habe ihr jemand erzählt, was man damals so über sie dachte in Baar, erzählt Brigitte Moser und lacht schallend. «Es ist heute unvorstellbar, wie konservativ und miefig das Leben damals in Baar noch war», konstatiert Hans Peter Roth. Er ist längst kein Parteimitglied mehr. Aber er engagiert sich im Namen der Alternative - die Grünen in der Integrationskommission Baar. Auch hat er sich vorgenommen, sich für den Erhalt des Häuschens am Waldrand beim Spinni-Areal einzusetzen. Brigitte Moser organisiert gerade eine Ausstellung, die Künstler verschiedener Generationen zusammenbringt. Die beiden sind sich einig, dass die 68er-Bewegung auch in Baar positiv zu einer kulturellen Veränderung und mehr gesellschaftlicher Toleranz beigetragen hat. Beide, Moser und Roth, sind selber bis heute unkonventionell geblieben.

1968 1968 war in mehreren Ländern ein Höhepunkt der Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen. In den USA gab es Proteste gegen den Vietnamkrieg und die schwarze Bürgerrechtsbewegung, deren Anführer Martin Luther King im April 1968 ermordet wurde, in Frankreich die MaiUnruhen, in Deutschland Studentenproteste, in der Tschechoslowakei den Prager Frühling, in Polen die März-Unruhen und in Zürich den Globuskrawall. In Baar regte sich unter dem Mantel der Biederkeit wenig. Für etwas chaotische Zustände sorgte ein Sturm, der am 9. Juli 1968 über die Lorzenebene hinwegfegte. Ausserdem ging Baar nach heftigen Regengüssen in der Nacht vom 22. September knapp an einer Hochwasserkatastrophe vorbei. Wie das Heimatbuch 1968/69 festhält, lebten zum Jahresende 12 848 Menschen in Baar – 466 Personen mehr als zum Jahresbeginn. An der Gemeindeversammlung im Dezember gab es wohl lebhafte Diskussionen, aber alle Vorlagen wurden oppositionslos angenommen. Für die Ersatzwahlen für das Gemeindepräsidium und die Vakanz im Gemeinderat im November 68 lag nur je eine Liste vor. So wurden Othmar Andermatt als Präsident und Armin Frei ohne Wahlgang gewählt. Ausserdem wurde die erste Etappe des Schulhauses Wiesental fertiggestellt. csc

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