Swissmade reinvented small

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Themendossier Z端rich Nummer 01

#swiss made reinvented



Wozu ein Themendossier? Das Themendossier gibt Journalisten Inspiration für eine Story über Zürich und seine Regionen Baden, Zug und Winterthur. Die Reportagen geben einen kleinen Einblick in das Leben der Menschen, die so unterschiedlich wie ihre Stadt sind. Sie erzählen Geschichten und liefern Ideen für eine Recherchereise nach Zürich. Die Texte und Fotos sind honorarfrei und stehen Redaktionen und Journalisten kostenfrei zur Verfügung (Quelle: Zürich Tourismus). Weiteres Bildmaterial steht zum Download bereit unter www.zuerich.com/themendossier.


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Vorwort Bewährtes neu erfinden Jüngst setzte der Global Innovation Index die Schweiz an die Spitze seiner Rangliste. Es ist also höchste Zeit, mit den verstaubten Vorstellungen über grasende Kühe und Jodler in voller Tracht aufzuräumen. Die Schweiz ist ein Land der Tüftler, Erfinder und Forscher, die aus Innovationen von gestern die Traditionen von morgen begründen. In der größten Stadt des Landes hat Innovation eine lange Tradition: Zürichs Erfindergeist und Fortschrittswille manifestieren sich in den imposanten Gebäuden der weltweit anerkannten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), im modernen Glashochbau «Prime Tower» im sich rasant verändernden Stadtteil Zürich-West oder vor dem Zürcher Hauptbahnhof, wo die Statue Alfred Eschers stolz auf die Bahnhofstrasse hinunterblickt. Escher seinerseits verhalf der noch jungen Schweiz des 19. Jahrhunderts zu einem flächendeckenden Eisenbahnnetz inklusive Gotthardlinie und gründete in seiner Heimatstadt Zürich zwei innovative Institutionen: das Polytechnikum und die Schweizerische Kreditanstalt – Vorläufer von ETH und Credit Suisse. Beide Institutionen stehen stellvertretend für die Zürcher Symbiose von Tradition und Innovation. Wie die Stadt selbst strahlen sie Beständigkeit aus und sind gleichzeitig Horte sprudelnder Kreativität. Folgt man bei einem Spaziergang Alfred Eschers Blick der Bahnhofstrasse entlang zur Altstadt, zeugen historische Steinbauten von jahrhundertelanger Robustheit. Einen Katzensprung entfernt trifft man auf lebendige Quartiere, wo sich Brutstätten der Kreativität in Industriegebäuden oder topmodernen Glasbauten immer wieder neu erfinden. Diese Fähigkeit, sich neu zu erfinden, und der Mut, neue Wege zu gehen, sind essenzielle Zutaten für Fortschritt und etablierte Tradition zugleich. Denn eines haben alle Traditionen gemeinsam: Sie wurden einst durch eine innovative Idee begründet. Und den langfristigen Fortbestand einer Tradition sichert man am besten, indem man zur richtigen Zeit Neues zulässt.

Martin Sturzenegger | Direktor Zürich Tourismus

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Übersicht Seite 11–14 // Natural

Schwungvolle Schönheit auf See | Boesch Motorboote

Seite 07–10 // Urban

Der intuitive Gestalter Studio Alfredo Häberli

Seite 15–18 // Cultural

Handwerk in neuen Händen | Böögg


Seite 23–26 // Cultural

Was für ein Theater Casinotheater Winterthur

Seite 19–22 // Natural

Kirsch für die Nische Etter Soehne AG, Distillerie, Zug

Seite 31–36

Karte, Impressum, Informationen

Seite 27–30 // Cultural

Im modernen Lichtspielhaus | Sterk Cine AG, Baden


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Der intuitive Gestalter | Studio Alfredo Häberli Industriedesigner Alfredo Häberli kreiert in seinem Zürcher Studio für namhafte Manufakturen innovative Möbel und überraschende Objekte. Im Atelier von Alfredo Häberli hat jedes Objekt seinen Platz. Prototypen liegen bereit, um bei Bedarf aufgegriffen zu werden, bereits produzierte Gegenstände zieren Ablagen genauso wie Entwürfe befreundeter Gestalter, die gefallen. Gesammelte Fundstücke aus aller Welt hängen an Tafeln und sollen inspirieren, Dutzende von Büchern zur Geschichte von Architektur, Design und Kunst bilden ein umfassendes Nachschlagewerk, das der


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gebürtige Argentinier auswendig kennt.

zeitlich in Italien arbeitete. „Bei meiner

Alfredo Häberli gehört seit Jahren zu den be-

Ausbildung hier in Zürich hatte ich diesen

kanntesten Industriedesignern der Schweiz

Aspekt vermisst.“

und ist noch heute aufgeregt, wenn ein

Sein großes Wissen um die Geschichte ge-

neues Projekt ungeahnte Ideen hervorbringt.

stalterischer Prozesse lässt Alfredo Häberli

De Sede, Vitra, 25hours Hotels und viele

in seiner Vorstellung ein komplexes Geflecht

Weitere gehören dabei zu seinen Auftrag-

aus Ideen knüpfen und dabei traditionelle

gebern, für die er ausgeklügelte, innovative

Entwürfe mit neuen, noch nie dagewese-

und oft auch überraschende Möbel, Objekte

nen Herstellungstechniken verbinden. Oft

und Interieurs kreiert.

ist er dabei seiner Zeit voraus. „Mir wird im-

„Projekte wähle ich nach meinem Bauchge-

mer mal wieder von Auftraggebern gesagt,

fühl aus“, sagt der 49-Jährige, der seit 1977

dass sich meine Ideen mit den gegenwärti-

in Zürich lebt. „Dabei sind mir die Menschen

gen Technologien noch nicht industriell her-

das

Wichtigste.“

Einer-

seits meint er damit seine Kollaborationspartner, die sympathisch sein sollen,

„Projekte wähle ich nach meinem Bauchgefühl aus.“

stellen lassen. Zumindest nicht auf eine Weise, die kein Vermögen kostet und das Produkt somit für zahl-

andererseits auch die Kunden, denn Alfredo

reiche Kunden bezahlbar macht.“

Häberli möchte, dass möglichst viele Leute

So kommt es, dass Entwürfe von Alfredo Hä-

kaufen können, was er entwickelt. Ihn inter-

berli häufig erst Jahre nach ihrer Entwicklung

essiere besonders die Herausforderung, wie

auf den Markt kommen. Doch auch beim

Produkte mit neuen Techniken und Typolo-

Folgeprojekt wird seine Vision bestehen

gien für ein breites Publikum erschwinglich

bleiben – und das Bedürfnis, den von ihm

hergestellt werden können. Ästhetik ist da-

kreierten Produkten eine Seele zu verleihen.

bei genauso wichtig wie Funktionalität: „Ich könnte niemals einen Stuhl entwerfen, der

Kontakt:

zwar schön anzuschauen, aber vollkommen

Alfredo Häberli Design Development

unbequem ist.“ Dass die Schönheit aber

Seefeldstrasse 301 a

ebenfalls ihre Berechtigung hat, lernte er

CH-8008 Zürich

während der Jahre, in denen er zwischen-

www.alfredo-haeberli.com


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Schwungvolle Schönheit auf See | Boesch Motorboote Markus Boesch bildet die vierte Generation in der Führung der gleichnamigen Familienfirma, die edle Motorboote in ausgiebiger Handarbeit herstellt. In eleganter Gestalt gleiten sie rasant über den See. Gehüllt in hochwertiges und wenn immer möglich FSC-zertifiziertes Mahagoniholz und mit einem Innenausbau aus Schweizer Ahorn und Fichte gehören die Motorboote der Familie Boesch zum Vornehmsten, was man sich als Fortbewegungsmittel auf hiesigen Gewässern zulegen kann. Während der über 90-jährigen Firmengeschichte hat sich nicht nur in Kennerkreisen die hohe Qualität


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der Boote herumgesprochen und so finden

von Zürich in Sihlbrugg befindet, Holz und

sich Kunden der Gefährte mittlerweile in der

Metall. „Dabei bemerkte ich allerdings bald,

ganzen Welt. Alleine auf dem Zürichsee und

dass ich für das Handwerkliche nicht son-

in den anliegenden Bootshäusern sind es

derlich geeignet bin.“

über 400 Stück.

Gleichwohl

Markus Boesch führt den Betrieb in vier-

Betriebsökonom bei seinem definitiven

ter Generation, an der Seite seines Vaters

Einstieg in die Firma ein Wissen über jeden

und seines Onkels. „Meine Familie hatte

Aspekt

sicherlich eine latente Erwartungshaltung,

„Wenn der eigene Name auf dem Produkt

dass auch ich in die Firma miteinsteigen

steht, tritt einem eine hohe Erwartungshal-

würde“, sagt er und fügt gleich an: „Doch ich habe heute keinen Zweifel, am richtigen Ort zu sein.“ Schon zu Schulzeiten arbeitete er

des

eignete

sich

der

studierte

Familienunternehmens

„Wenn der eigene Name auf dem Produkt steht, tritt einem eine hohe Erwartungshaltung entgegen.“

an:

tung entgegen, von den Kunden wie auch den Mitarbeitern.“ Heute ist er darum bemüht, die von seinen Vorvätern begründete Tradition,

in den Sommerferien im Betrieb, half seinem

erstklassige und langlebige Produkte her-

Vater im Büro aus oder bearbeitete in der

zustellen, mit Innovation zu verbinden,

Werkstatt, die sich seit 40 Jahren außerhalb

ohne dabei jedoch irgendwelchen Trends


zu folgen. Deshalb werden die Boote

25 bis 30 Stück werden in der Manufaktur

immer aus der praktischen Sichtweise eines

in Sihlbrugg pro Jahr von den Mitarbeitern

Ingenieurs, seit 45 Jahren von seinem Vater

in ausgiebiger Handarbeit hergestellt. Einen

und seinem Onkel, entworfen. „Unsere

Großteil davon liefert Boesch an Destinati-

Boote sollen durchaus eine schöne Form

onen in Zentraleuropa, seit jeher überwie-

haben, sie sollen aber auch einer stür-

gend an deutsche Kunden und an Orte am

mischen See standhalten.“ So werden

Gardasee oder Lago Maggiore. Was alle

Sonderwünsche von Kunden gerne ange-

Kunden nach Meinung von Markus Boesch

nommen und in die klare Formensprache

vereint: „Sie schätzen das Exquisite, be-

der Boesch-Boote übersetzt.

gleitet von Zürcher Understatement.“

Kontakt:

Boesch Motorboote AG

Seestrasse 197

CH-8802 Kilchberg

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www.boesch-boats.ch

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Handwerk in neuen Händen | Böögg Für das Frühlingsfest „Sechseläuten“ baut Heinz Wahrenberger seit Jahrzehnten den sogenannten Böögg. Mit Lukas Meier bildet er nun seinen Nachfolger aus. Die beiden Männer wissen ganz genau, was sie in den Händen halten. Entsprechend behutsam gehen Heinz Wahrenberger und Lukas Meier mit dem Kopf des Bööggs um, einer beliebten Zürcher Tradition. Heinz Wahrenberger kennt den Böögg in- und auswendig. Seit 48 Jahren baut er ihn und erschafft damit den jährlich heiß ersehnten Höhepunkt des im April gefeierten Zürcher Volksfestes „Sechseläuten“. Der Böögg, im Zürcher Dialekt so


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viel wie „verkleidete Gestalt“, ist eine Figur

Verwenden von praktischeren Materialien

in Form eines Schneemanns gefertigt aus

geht. „Ansonsten ist ein Schneemann nun

Tannenholz und Pappmaschee, gefüllt mit

mal ein Schneemann, da kann man nicht

Holzwolle, mit Watte überzogen und verse-

viel ändern.“

hen mit zahlreichen Knallern. Seit über 100

Eine sanfte Neuerung in der Tradition bildet

Jahren sagt seine Verbrennung traditionel-

immerhin die Tatsache, dass mit Lukas

lerweise den Sommer voraus: Je schneller

Meier bereits ein Nachfolger ausgebildet

die Petarde im Kopf des Schneemanns

wird. Seit fünf Jahren steht der 41-Jährige

explodiert, umso schöner wird die bevorste-

seinem Lehrmeister mit helfenden Händen

hende Jahreszeit.

zur Seite: „Ich schätze die ruhige Art, mit

Heinz Wahrenberger ist sich bewusst, dass

der Heinz an die Arbeit geht. Da stört kein

er jedes Jahr während einer Woche und

Telefon.“ Als Polydesigner 3D ist Lukas

ungefähr

50

Arbeits-

stunden etwas Vergängliches erschafft. „Wenn ich schließlich sehe, wie sich die Leute über den

„Wenn sich die Leute über den Böögg freuen, macht mich das glücklich.“

Meier in der Dekorationsgestaltung tätig und geht so wie sein Lehrmeister einem Beruf nach, der Kreativität und Hand-

Böögg freuen, macht mich das glücklich“,

werk vereint. Eile mit der Übernahme des

sagt der 73-Jährige. 1965 kaufte er eine

Böögg-Baus von Heinz Wahrenberger hat

Buchbinderei in der Stadt, deren Besitzer

er allerdings nicht: „Er wird sicher noch die

bereits lange für den Bau des Bööggs ver-

nächsten beiden Jahre den Hauptanteil des

antwortlich zeichnete. Nachdem dieser sein

Bööggs bauen und so die vollen 50 schaf-

Geschäft an Heinz Wahrenberger abgege-

fen. Dann schauen wir mal, wann genau

ben hatte, kam prompt ein Anruf vom Zen-

ich übernehme.“ In den Händen von Lukas

tralkomitee der Zünfte Zürichs: „Man fragte

Meier wird der Böögg wohl keine komplett

mich, ob ich auch den Böögg-Bau überneh-

neue Gestalt annehmen, aber die Tradition,

men möchte. Ich antwortete, ich würde es

Neues auszuprobieren, will er fortführen.

ausprobieren.“ Und das tut er noch immer,

Kontakt:

zumindest wenn es um das Anwenden von

Böögg, Bellevueplatz, CH-8001 Zürich

effizienteren Herstellungsweisen oder das

www.sechselaeuten.ch


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Kirsch für die Nische | Etter Soehne AG, Distillerie, Zug Seit über 100 Jahren verarbeitet die Familie Etter süße Kirschen zu einem geschmackvollen Obstbrand. Gabriel Galliker-Etter leitet die Firma in Zug heute gemeinsam mit seiner Frau. Im oberen Stockwerk der Etter-Produktionsstätte in Zug werden Flaschen von Hand versiegelt. Auf manche wird ebenfalls in Handarbeit ein Edelweiß aus Stoff geklebt. Es sind einige der letzten Arbeitsschritte, bevor die Flaschen bereit sind zur Auslieferung. Seit 1870 stellt das Familienunternehmen seinen Kirsch und weitere Obst-


brände in Zug her und hat sich damit über

Qualität eine Rolle sowie die Tatsache,

die Landesgrenzen hinaus einen Namen

dass man die Landwirtschaft der Region

gemacht. Dabei baut es auch auf die lange

unterstützt.

Zuger Kirschen-Tradition, die bis auf einen

Gabriel Galliker-Etter spricht leidenschaft-

entsprechenden Markt im Jahr 1627

lich darüber, wie die langsame, aber stetige

zurückzuführen ist.

Rückbesinnung auf lokale und qualitativ

„Wir 21

Früchte

beziehen für

die

unseren

Kirsch von etwa 70 Bauern aus der Umgebung“, sagt Gabriel

„Unsere Produkte bestehen alle zu 100 Prozent aus Schweizer Früchten.“

hochwertige Produkte auf dem Markt seinem Unternehmen zugutekommt.

„Was

viele

Firmen heute als Her-

Galliker-Etter, der durch die Produktions-

stellungsprozess und Verkaufsargument

räume führt und gemeinsam mit seiner

neu entdecken, haben wir schon im-

Frau Eveline die Firma in der vierten Gene-

mer so gemacht.“ Galliker-Etter kam als

ration leitet. „Einige der Bauern verfügen

junger Lehrling in die Firma und war ihr

über lediglich einen Kirschbaum, andere

von Anfang an stark verbunden. Als er

über zehn oder 100.“ Wie viele Kirschen

seine Frau kennenlernte, die Ur-Enkelin

dabei von jedem Betrieb geliefert würden,

des Firmengründers, wusste er, dass die

sei zweitrangig, in erster Linie spiele die

Verbindung wohl ein Leben lang anhalten


würde. Die beiden haben heute drei

bränden will Gabriel Galliker-Etter auch

gemeinsame Söhne.

damit die Nische der Feinschmecker

Auf die Traditionen der Firma zu setzen,

bedienen, die nach geschmacklichen

ohne dabei Innovationen außer Acht zu

Besonderheiten suchen und die Qualität

lassen, daran ist Gabriel Galliker-Etter viel

eines nachhaltigen, regionalen Produkts

gelegen: „Alle unsere Produkte bestehen

zu schätzen wissen. „Zu unserer Freude

zu 100 Prozent aus Schweizer Früchten.“

gibt es von diesen Leuten immer mehr.“

Das sei schon immer so gewesen und

Das ist wohl ein Grund zu feiern, wovon

das will auch die neue Generation im

im Juli in Zug diverse Events zeugen, wie

Unternehmen entsprechend weiterführen.

zum Beispiel der große Kirschmarkt. Zu-

Jedoch an der Entwicklung von neuen

dem soll die Aktion „1000 Kirschbäume

Produktionsgeräten wie auch an neu-

für die Stadt Zug“ den Fortbestand der

en Produkten selbst wird stets getüftelt,

feinen Frucht in der Region sichern.

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dabei sollen kurzlebige Trends allerdings keine Rolle spielen. „Wir könnten gar

Kontakt:

nicht so schnell auf solche Entwicklungen

Etter Soehne AG, Distillerie

auf dem Markt reagieren.“ Entstanden

Chollerstrasse 4

ist aber etwa ein Schweizer Whisky, der

CH-6300 Zug

Johnett Single Malt. Wie mit den Obst-

www.etter-distillerie.ch

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Was für ein Theater | Casinotheater Winterthur Als Satiriker im Schweizer Fernsehen genauso wie als Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur sorgt Viktor Giacobbo für beste Unterhaltung. Ein eigenes Theater, geführt von Künstlern für Künstler. Das schwebte dem bekannten Kabarettisten und Schauspieler Viktor Giacobbo vor, als er vor über elf Jahren vor dem heutigen Casinotheater stand, damals unbenutzt und baufällig. Zu Giacobbos Jugendzeit war das Theater als belebtes Versammlungshaus jedem in der Stadt bekannt. „Meine Ausmusterung fürs Militär fand zum Beispiel hier statt. Um vom Dienst befreit zu werden, spielte


ich damals meine erste erfolgreiche Rolle,

Unterhaltungsbranche geschmiedet. Ob als

einen Junkie.“ Im Laufe seiner Karriere hat

Mitglied verschiedener Kabarettgruppen,

er sich mit zahlreichen Rollen, vom Bundes-

als erfolgreicher Satiriker und Moderator

rat bis zum Zuhälter, stets neu erfunden und

im Schweizer Fernsehen, Kolumnist oder

damit längst seinen Platz in der Schweizer

Filmemacher und Schauspieler, er wählt

Populärkultur gefunden.

Projekte meist nach dem Lustprinzip aus.

Heute sitzt Viktor Giacobbo im Restaurant

„Meine Aufgabe als Künstler ist es in erster

des Casinotheaters und erzählt, wie sich

Linie zu unterhalten. Wenn es um Inhalte

das Haus weit über die Stadtgrenze hinaus einen Namen für sein facettenreiches, aber nicht

durchwegs

populäres

„Eine PointenShow habe ich nie gemacht.“

geht, frage ich mich jeweils: Was ist aktuell und was interessiert auch mich selbst?“ Gefallen könne man dabei

Programm in der Sparte der Kleinkunst

nicht allen, das habe er früh gelernt.

gemacht hat. „Wir wagen viel lieber immer

Dass seine Art der satirischen und klugen

mal wieder ein Experiment. Manchmal funk-

Unterhaltung großen Anklang findet, da-

tioniert es, manchmal eben nicht.“ Nach

von zeugt seine langjährige Karriere beim

diesem Credo hat sich der gebürtige Winter-

Schweizer Fernsehen. Seit 2008 in der

thurer auch seine Karriere in der Schweizer

Sendung „Giacobbo/Müller“ – und davor in


seiner eigenen Sendung „Viktors Spätpro-

Aufgabe. Neue Unterhaltungsformen oder

gramm“ – empfängt er regelmäßig Gäste aus

Rollen entstanden immer intuitiv und von

Politik und Wirtschaft, spielt bekannte oder

eigenem Interesse getrieben. Deswegen

erfundene Charaktere und kommentiert das

sagt er auch, er werde von der Bühne

Zeitgeschehen auf ironische Weise. Letzte-

abtreten, wenn er einfach keine Lust mehr

res tut er nach Sendeschluss gerne auch

darauf hat.

via Twitter. „Eine Pointen-Show habe ich nie 26

gemacht. Aber ich merke, dass wir durch unsere Art der Unterhaltung auch ein jün-

Kontakt:

geres Publikum für gegenwärtige Themen

Casinotheater Winterthur

interessieren können.“

Stadthausstrasse 119

Den Schweizer Humor neu zu definieren,

CH-8400 Winterthur

das sah Viktor Giacobbo nie als seine

www.casinotheater.ch

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Im modernen Lichtspielhaus | Sterk Cine AG, Baden Seit den 1920ern zeichnet die Familie Sterk in Baden für das Filmvergnügen verantwortlich, mit Alexandra Sterk heute in der vierten Generation. Alexandra Sterk lernte die Welt des Kinos als kleines Mädchen erst aus Erzählungen am Mittagstisch kennen. Ihre Eltern, Hannah und Peter, leiteten damals in dritter Generation das Kino Sterk in Baden sowie ein paar weitere Lichtspielhäuser in der Region. „Eliot, das Schmunzelmonster“ war es, das Alexandra Sterk in ebendiesem Filmsaal das erste Kino-Erlebnis bescherte. Seither hat sie die Begeisterung dafür nicht mehr losgelassen. Die



Spannung vor der Aufführung, das bunt ge-

Betriebs kennen: „Neben der Büroarbeit

mischte Publikum, die Bilderpracht auf der

verkaufte ich auch Tickets, wies den Zu-

Leinwand und die Gefühle, die sie auslösen:

schauern ihre Plätze zu oder führte die Filme

„Gemeinsam mit anderen das Film-Erlebnis

vor.“ In Baden werden bis heute die meisten

zu teilen, macht für mich die besondere

davon in der Originalfassung mit Untertiteln

Faszination aus.“

gezeigt, entgegen der Entwicklung in vielen

Es war 1912, als der Name Sterk erstmals in

Regionen der Schweiz: „Wir sind nicht be-

der Schweizer Kino-Landschaft auftauchte. Eugen Sterk war es zu der Zeit, der in Zürich dem Betrieb seiner Onkel beitrat. 1928 eröffnete er außerhalb der

„Mit anderen das Film-Erlebnis zu teilen, macht für mich die besondere Faszination aus.“

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geistert von diesem Trend. In der Originalfassung sind die Filme einfach authentischer und die Emotionen werden besser vermittelt.“ Außerdem dürfe man die

Stadt ein eigenes Kino beim Bahnhof in

Zuschauer durchaus etwas fordern.

Baden und gab ihm seinen Familiennamen.

Zu schaffen macht vor allem auch die

In nur fünfeinhalb Monaten wurde es erbaut

Herausforderung, dass sich viele Zuschauer

und verfügte über ein Hausorchester sowie

überlegen, ob sich ein Kino-Besuch über-

eine Varieté-Bühne. Das Lichtspielhaus be-

haupt lohnt oder der Film nicht einfach aus

gründete das Familienunternehmen, besteht

dem Internet geladen werden soll. Neben ei-

bis heute und ist inzwischen auf Arthouse-

ner schlauen Filmselektion glaubt sie weiter-

Filme spezialisiert.

hin daran, dass viele Leute denselben Zau-

Mittlerweile führt Alexandra Sterk gemein-

ber suchen, den sie damals bei ihrem ersten

sam mit ihren Geschwistern Franziska und

Kino-Besuch und seither immer wieder ge-

Martin die Sterk Cine AG, zu der auch das

funden hat: „Auch bei all dem technischen

2002 eröffnete Multiplex „Trafo“ gehört. Vater

Fortschritt – das wird sich nicht ändern.“

Peter wirkt als Verwaltungsratspräsident und Mutter Hannah arbeitet am Ticketschalter.

Kontakt: Sterk Cine AG

Als Alexandra Sterk 1993 ins Unternehmen

Brown-Boveri-Platz 1, CH-5400 Baden

einstieg, lernte sie jeden Aspekt des Kino-

www.sterk.ch

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Weiterführende Informationen 31

Studio Alfredo Häberli | www.alfredo-haeberli.com | 25hours Hotel Zürich West, Innendesign von Alfredo Häberli und seiner Frau Stefanie Häberli-Bachmann: www.25hours-hotels.com/zuerich/ | Atelier Pfister, kuratiert von Alfredo Häberli: www.atelierpfister.ch | De Sede Switzerland: www.desede.de Boesch Motorboote | Holzbootmanufaktur seit 1920: www.boesch-boats.ch | www.zuerichsee.ch Böögg | www.sechselaeuten.ch | Verein Ausstellung Zunftstadt Zürich: www.zunftstadt.ch Etter Soehne AG, Distillerie | Onlineshop Etter: www.etter-distillerie.ch | www.bremer-weinkolleg.de | www.segnitz.de | Zuger Kirsche: www.zugerchriesi.ch | Tourismusverband Zug: www.zug-tourismus.ch/de Casinotheater Winterthur | www.casinotheater.ch | Winterthur Tourismus: www.winterthur-tourismus.ch/de | Viktor Giacobbo: www.viktorgiacobbo.ch | Schweizer Fernsehen – „Giacobbo/Müller“: www.srf.ch/sendungen/giacobbo-mueller/-2

Sterk Cine AG | Kino Trafo: www.sterk.ch | Trafo Baden – Hallen + Hotel: www.trafobaden.ch | Baden Tourismus: www.baden.ch | Baden Menschenstadtgeschichten: www.badenfilm.ch




Karte von Z端rich, Baden, Winterthur und Zug


Impressum © 2013 häberlein & mauerer ag für Zürich Tourismus Text: Jeremy Gloor Fotos: Bruno Macor 35

Grafik: Kristin Abeln Kontakt Mediendienst Zürich Tourismus

Zürich Tourismus

Telefon +41.44 215 40 96

Stampfenbachstrasse 52

media@zuerich.com CH-8006 Zürich www.zuerich.com Pressekontakt häberlein & mauerer ag Rosenthaler Str. 52 D-10178 Berlin Miriam Oberer Johanna Broese Telefon +49.30.726 208-330

Telefon +49.30.726 208-209

miriam.oberer@haebmau.de johanna.broese@haebmau.de

Bildrechte Seite 3 | Löwenbräu Areal © PSP Group Services AG | www.psp.info Seite 7 | Porträt Alfredo Häberli © I&I Fotografie | www.ii-fotografie.ch Seite 10 | Porträt Alfredo Häberli © Herbert Zimmermann | www.herbertzimmermann.ch Seite 10 | 25hours Hotel Zürich West © Jonas Kuhn | www.junkmedia.eu


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O FOT PIL ATU S

www.zuerich.com


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