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Energiepolitik Wandel als Chance
SUISSETEC – WIR, DIE GEBÄUDETECHNIKER ENERGIEPOLITIK – WANDEL ALS CHANCE
Vor genau 50 Jahren hat der Club of Rome, ein Zusammenschluss von Experten für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit, den Bericht «Die Grenzen des Wachstums» publiziert und auf den menschgemachten Klimawandel hingewiesen. Exakt 35 Jahre später lancierte suissetec mit dem «CO2 Spiegel» eines der ersten Beratungstools für die energetische Sanierung von Gebäuden mit klimaneutralen Gebäudetechniklösungen.
Erst knapp vor einem Jahr lehnte das Schweizer Stimmvolk nach einem erbitterten Abstimmungskampf das revidierte CO2-Gesetz an der Urne ab. Was bleibt, ist der Klimawandel, der sich nach und nach zur Klimakrise entwickelt – und damit gleichzeitig auch grosse Chancen für unser Land bietet.
Der Handlungsbedarf ist also definitiv gegeben, und er ist dringlich. Aber anders als bei COVID-19, wo zuerst noch fieberhaft nach Medikamenten gesucht und Impfstoffen geforscht werden musste, sind die Instrumente und Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise längst bekannt, erprobt und breitflächig verfügbar. So lassen sich heute zum Beispiel Gebäude problemlos auf erneuerbare Energie umstellen und klimaneutral betreiben. Der suissetec Gebäudetechnikrechner bietet dabei die ideale Unterstützung.
Bei der Energiewende und beim Klimaschutz geht es aber deutlich zu langsam vorwärts. Das hat weniger mit Technologien als vielmehr mit politischen Rahmenbedingungen zu tun. Schweizer Energieversorgungsunternehmen und Finanzinstitute investieren derzeit vorwiegend in Europa, weil sich dort ihre Investitionen offensichtlich besser rentieren. Mittlerweile hat die helvetische Energiewirtschaft im Ausland erneuerbare Infrastrukturen aufgebaut, die jährlich rund 12 TWh erneuerbaren Strom erzeugen, während Politik und Medien mögliche Blackout-Szenarien für die Schweiz bewirtschaften. Dabei sind die Möglichkeiten, das Heft selbst in die Hand zu nehmen, riesig. Ein paar Beispiele:
Gebäude bieten fast unerschöpfliche Flächen für Photovoltaikanlagen, welche den Strom dort produzieren, wo er auch verbraucht wird. Das entlastet die Netzinfrastruktur, schafft Wertschöpfung für das lokale Gewerbe und schafft interessante Arbeitsplätze am Wirtschaftsstandort Schweiz. Was es dazu braucht, sind verlässliche Rahmenbedingungen, welche eine solche Investition über die Lebensdauer rentabel machen. Schweizer Wasserkraftwerke könnten relativ rasch zusätzliche Beiträge leisten, sofern nicht bei jedem Projekt zahlreiche Einsprachen den Ausbau der Anlagen verzögern oder gar verhindern. Das Gleiche gilt auch für Windanlagen, für welche es durchaus geeignete Standorte in der Schweiz gibt. Aber auch einheimisches Holz, Erdwärme sowie Speicher- und Effizienzlösungen können einen wichtigen Beitrag leisten.
In der Verantwortung ist aber auch der Staat, der heute mit seinen Betrieben und Beteiligungen den Kernauftrag aus den Augen zu verlieren scheint. Denkt man zurück, weshalb der Staat überhaupt erst in den Markt einzugreifen begann, wird klar, dass es um Bereiche geht, in denen kaum ein privates Unternehmen in der Lage gewesen wäre zu investieren: zum Beispiel um die Versorgungssicherheit im eigenen Land. Mit der Teilprivatisierung staatlicher Betriebe sind diese Grundaufträge in den Hintergrund und die Gewinnorientierung ins Zentrum gerückt. Die Politik muss sich die Frage gefallen lassen, ob es richtig ist, wenn der Staat Gewinnmaximierung auf Kosten des Gewerbes und damit der eigenen Steuerzahler betreibt.
Christoph Schaer
Direktor suissetec | Wir, die Gebäudetechniker Neben dem technologischen Fortschritt und der Innovation sowie förderlichen politischen Rahmenbedingungen braucht es aber vor allem eine aufgeschlossene Bevölkerung. Eine Gesellschaft, die bereit ist, sich zu informieren, sich politisch einzumischen und in diese Veränderung zu investieren. Erst wenn der Wandel nicht als Belastung, sondern als Chance akzeptiert ist, werden wir ihn in der notwendigen Geschwindigkeit meistern.

Worauf warten wir? Lassen wir gemeinsam die Leinen los!