Schulkunst Edition Zeichnen 2015/16

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Zeichnen heute Forschung in der Praxis

Abb 2: Hedwig Maier, Mimik-Puzzle

Eine Sache leuchtet den wenigsten Schülern ein, nämlich dass die Augen auf halber Höhe des Kopfes liegen. Es entspricht nicht ihrer Wahrnehmung. Hier sind praktische Übungen zur genauen Beobachtung hilfreich. Ausdrucksstarke Gesichter sprechen Schüler an. Sie verwenden Smileys oder Emoticons in Emails und Textmitteilungen per Handy, um zu zeigen, wie ihre Worte gemeint sind. Ein ganzes Sortiment an zwinkernden, grollenden oder grinsenden Köpfchen steht zur Verfügung, um auszudrücken, was sonst im Gespräch Gesichtsausdruck, Gestik und Stimme sagen. Ein Klick auf das passende Gesicht bringt den Schülern das Gefühl, auch emotional in Verbindung mit ihren Kommunikationspartnern zu stehen.

Wie Mimik bei naturnah gezeichneten Gesichtern funktioniert, erkunden die Schüler anhand des Mimik-Puzzles (Abb 2). Die 16 Elemente können ausgeschnitten und neu kombiniert werden. Interessant ist, dass Schüler beim Puzzeln intuitiv merken, welche Augenpartien und Mundpartien zusammen einen natürlichen Ausdruck ergeben und was unecht oder affektiert wirkt. Zum Beispiel wirkt ein Lachen mit weit aufgerissenen Augen aufgesetzt oder angestrengt, während schmale Augenschlitze ein Lächeln weich und natürlich machen. Es bietet sich an, einige selbstgewählte Kombinationen abzeichnen und Stichworte zur Gefühlslage der Person dazu schreiben zu lassen, etwa entsetzt, verärgert, Freude, Lachen… Eine individuelle Bearbeitung kommt den Schülern am meisten entgegen, weil so ihre eigenen Gefühle Raum haben.


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