ZEIT FÜR UNTERNEHMER 4/2021

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GELD FAMILY-OFFICE

Ruhiger schlafen

Foto: Uwe Dettmar

Andreas Hackethal ist Finanzprofessor und erklärt, was ein Family-Office trotz mancher Risiken bringt

ZEIT für Unternehmer: Herr Hacke- auch von Family-Offices nur als Beimithal, Sie forschen seit Langem zu pro- schungen mit kleinem Portfolio-Anteil gefessioneller Finanzberatung. Was ist nutzt werden. Beide werfen im Gegensatz die größte Herausforderung insbeson- zu Immobilien und Aktien aus sich heraus dere für Family-Offices? keine Renditen ab. Und Family-Offices Andreas Hackethal: Die Zinsen sind auf können hier keine privilegierten Markt­ dem Tiefststand, und jetzt zieht auch noch zugänge oder gar Preisvorhersagen bieten. die Teuerungsrate an. Um große Vermögen Wie lässt sich erkennen, ob ein Verlangfristig zu erhalten, müssen sich mögensverwalter das Geld gut anlegt? Family-­Offices also etwas einfallen lassen. Vermögensverwaltung ist wie FinanzberaUnd so steigen nicht nur die Anteile von tung ein sogenanntes Vertrauensgut: Der Immobilien und Aktien, sondern auch die Anlageerfolg lässt sich nur langfristig mesvon alternativen Anlageklassen wie etwa sen, und ob Glück oder Können dahinterBeteiligungskapital. stecken, lässt sich kaum verlässlich ermitDas klingt riskant. teln. Das ist anders als beim Friseur oder Ohne Risiko keine Mehrrendite. Tatsäch- beim Architekten, die Erfahrungsgüter lich wurden Beteiligungs-Fonds zuletzt liefern: Man erkennt schnell, ob die Leismit Geld zugeschüttet. Zwischen 2014 tung passt. Die Auswahl eines Family-­ und 2019 haben sich die eingesammelten Offices ist daher notwendigerweise VerMittel in Europa und auch in Deutschland trauenssache, und feines Ambiente und severdoppelt, und mehr als ein Zehntel der riöses Auftreten allein genügen nicht. Auch Mittel stammt von Family-Offices. Ob höhere Kosten dürften nur ein schwacher die profitablen Anlagegelegenheiten Schritt Indikator für bessere Leistung sein, minhalten, muss sich noch zeigen. Zur Streu- dern sie doch auch direkt die Rendite. ung tragen die Alternativen aber sicher bei. Sollte man also lieber gleich auf einen Family-Offices beteiligen sich auch di- Experten verzichten? rekt an Unternehmen ... Nein, es geht ja nicht nur um Risiko und ... und gehen so das kalkulierte Risiko von Rendite. Family-Offices übernehmen eine Totalausfällen ein: Die meisten Start-ups ganze Palette von Aufgaben für ihre überleben nicht, sodass sich Klienten, bei denen sich guter Direktbeteiligungen langfristig Rat auszahlt. Nicht zuletzt in nur auszahlen können, wenn im Form von geringeren psycho­ Family-Office herausragende logischen Kosten: Alle können Branchenexpertise existiert und ruhiger schlafen, vermeiden die Engagements als BeimiStreit, und wenn der Anlage­ schung behandelt werden. erfolg ausbleibt, gibt es sogar­ Was ist mit Bitcoin und Gold? einen Sündenbock, auf den man Meiner Meinung nach sollten Misserfolge schieben kann. Andreas Crypto-Assets und Edelmetalle Interview: Maren Jensen Hackethal

gesteckt, in den auch andere einsteigen können. Enthalten sind 30 internationale Technologieaktien: Apple, PayPal und Face­book etwa. »Tech ist für mich nicht nur eine Anlagestrategie«, sagt Köhler, »Tech ist die Zukunft.« Köhler will sein Geld aber nicht einfach vermehren. »Ich möchte innovative­ Ideen voranbringen«, sagt er. Auf seinem Smart­phone zeigt er Bilder mit bekannten Köpfen der Gründerszene, aufgenommen bei einem Dinner in SaintTropez. Ja, sich an jungen Firmen zu beteiligen kann im Totalverlust enden. Aber Köhler hat Spaß am Risiko: »Die Suche nach dem nächsten großen Deal ist wie in diesen alten Nintendo-Spielen, in denen der Boden hinter einem wegbricht und man immer weiterläuft, auf der Suche nach dem nächsten Treffer.« Wulf-Dietrich Spöring würde Geldanlage niemals mit einem Jump-’n’-RunSpiel vergleichen. Sein Poloshirt, sein ruhiges Lächeln, die grauen Haare: Alles an dem 67-Jährigen strahlt Verlässlichkeit aus. Spöring ist Vorstandschef der Bremer Family Office AG. Er und seine drei Kollegen beraten Unternehmer und ihre Familien dabei, wie sie ihr Vermögen anlegen können; 20 bis 30 Mandanten sind es pro Jahr. Zusammen verwaltet die Bremer Family Office AG damit ein dreistelliges Millionenvermögen. Spöring findet: Wenn es um Millionen geht, dann kommt es auf Vertrauen an. »Die berühmte Chemie muss stimmen«, sagt Spöring. Bei rund zehn Prozent seiner potenziellen neuen Mandanten komme eine Zusammenarbeit deshalb nicht infrage. Finanzielle Fragen seien sehr intim, sagt Spöring, deshalb sei es wichtig, sich gut kennenzulernen. Einen Besuch beim Family-Office müsse man sich vorstellen wie den Besuch bei einem Arzt: »Es darf keine Scheu bestehen, sich auszuziehen«, sagt Spöring. Auch wenn Vermögensverwaltung trocken erscheine, so sei die Arbeit eines Family-Officers doch sehr emotional, sagt Spöring. In Gesprächen höre er von Interessen und Plänen, die nicht einmal der Lebenspartner der Mandantin kenne.


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