REINHOLD SCHNEIDER
Kunstwerke im T66
Werke rund ums Hotel
©Foto: Barbara Breitsprecher
Kunst und Literatur 7: Arbeiten diverser Künstlerinnen und Künstler zum Text „Der Balkon“ des Freiburger Schriftstellers Reinhold Schneider zeigt das Kulturwerk T66 in der Talstraße
Der Schriftsteller Reinhold Schneider lebte bis zu seinem Tod in dieser Villa in der Mercystraße2/Ecke Lor ettostraße. Nach wie vor ist ungewiss, wie es mit dem leer stehenden Haus weitergeht.
Z
um siebten Mal hat der Bundesverband der Bildenden Künstlerinnen und Künstler Südbaden (BKK) einen Ausstellungswettbewerb in der Reihe „Kunst und Literatur“ ausgeschrieben. Die ausgewählten Werke sind noch bis zum 29. April im Kulturwerk T66 in der Talstraße 66 zu sehen. Die Ausstellung ist donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Als literarischen Ausgangspunkt für die Kunstwerke wurde die Schrift „Der Balkon“ von Reinhold Schneider ausgewählt. Dies geschah mit Bezug zur kommunalen Debatte um den Erhalt des ehemaligen Wohnhauses Reinhold Schneiders in der Mercystraße 2 im Stadtteil Wiehre. Und auch die Tatsache, dass der Kulturpreis der Stadt Freiburg, der den Namen Reinhold Schneiders trägt, in diesem Frühjahr turnusgemäß wieder in der Sparte Bildende
Der Freiburger Künstler Jürgen Giersch hat zum Thema Hotel-Abriss dieses Werk geschaffen. Es ist neben etlichen anderen Kunstwerken im T66 zu sehen.
18 | Freiburg Unterwiehre Stadtteilmagazin
Kunst vergeben wird, trug zur Ausschreibungsidee bei. Zu sehen sind im T66 die Arbeiten folgender Künstlerinnen und Künstler: Waltraut Brügel, Monika Fulda, Jürgen Giersch, Andrea Hess, Michaela Höhlein-Dolde, Christine Huß, Marianne Maul, Wilhelm Morat und Ludwig Quaas. Die Schrift „Der Balkon“ ist 1957 erschienen und ist Reinhold Schneiders vorletztes Buch. Ein Jahr später starb der Schriftsteller an den Folgen eines Sturzes. Er zeichnet in diesem Text ein Porträt seiner
Reinhold Schneider Geboren wurde der Schriftsteller Reinhold Schneider 1903 in einem noblen Hotel in Baden-Baden, das seinen Eltern gehörte. Auch Kaiser Wilhelm I. residierte, wann immer ins Badische kam, in diesem Hotel. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste das Hotel nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schließen. Die Mutter verließ die Familie, kurz nach Reinhold Schneiders 19. Geburtstag nahm sich der Vater das Leben. Erst gegen 1928 wagte Reinhold Schneider es, sich aufs Schreiben zu konzentrieren, nachdem er zuvor jahrelang als kaufmännischer Angestellter gearbeitet hatte. 1938 zog er nach Freiburg. 1958 starb er nach einem Unfall im Alter von 54 Jahren.
Heimatstadt Baden-Baden und schildert den Abriss des elterlichen Hotels ‚Maison Messmer‘ – symbolträchtig für den Untergang der wilhelminischen Epoche. Der Balkon des Prachtbaus wird zur Metapher. Kaiser Wilhelm I. nutzte den prunkvollen Balkon als Podium, zum winkenden Gruß an das jubelnde Volk. Hier ein Auszug aus „Der Balkon“ von Reinhold Schneider: „Der alte gemütliche Aufzug meines Domizils, der gemächlich schwankend die wenigen Stockwerke erklomm, wird unter erheblichem, langwierigem Lärm herausoperiert. Wenn der neue blitzschnell durch die Etagen fliegt, wo werde ich dann sein? (…) Der Abbruch des Hauses geschieht einen jeden Tag. Sollten wir verzichten auf Spiel und Form? Nein. Wer die Tragödie nicht vorwegnimmt und überall erwartet, verfehlt die Wahrheit selbst. Blicken wir sie an!“