16 zoom › internet
Josephine Kroetz
Foto: Detlev Schneider
Achtung, fiktiv!
Die 19-jährige Autorin und Enkelin von Maria Schell schreibt in yaez spannende Geschichten über aktuelle Themen
ohne Gefahr genutzt werden konnte, ist heute eine öffentliche Datenbank für Kriminelle geworden. Gestern starb die 15-jährige Schülerin Elisa M. an den Folgen des Web 2.0. Sie hatte in einem öffentlichen Chat die Bekanntschaft mit Eros666 gemacht, einem angeblich 16-jährigen Fußballspieler aus Hannover. Die Polizei konnte durch die vorhandenen E-Mails nachweisen, dass Eros666 und Elisa eine virtuelle Liebesbeziehung führten. Am 05.06. fragte er, ob sie ihn nicht in Hannover besuchen kommen wolle. Sie antwortete, dass ihre Eltern dies vermutlich nicht erlauben würden, versprach aber, sie zu fragen und sich dann zu melden. »Da Elisa uns weder eine Telefonnummer noch einen vollständigen Namen nennen konnte, haben wir es nicht zugelassen«, sagte ihre Mutter unter Tränen im Interview mit »yaez«. Deshalb bot ihr Eros666 am 08.06. an, nach Hamburg zu kommen. Als sie auch diesen Vorschlag
Elisabeth starb am Web 2.0 Neues Opfer in Hamburg, vom Täter fehlt jede Spur
E
es ist der 24.07.2012 – das Web 2.0 hat sich zu einer virtuellen Welt entwickelt, auf die wir nicht mehr verzichten wollen und die wir wie selbstverständlich nutzen. Einkäufe werden dort getätigt, Freundschaften und Liebesbeziehungen gemacht und gepflegt. Doch was in den ersten Jahren
ablehnte, wurde er sauer und behauptete: »Du liebst mich nicht wirklich.« Sie versuchte ihn zu beschwichtigen, aber ohne Erfolg. Tage nach dieser Diskussion erhielt Elisa einen Brief, Absender unbekannt: »Bald werde ich dir einen Besuch abstatten... In Liebe Eros666«
Per Zufall bekamen Elisas Eltern diesen Brief zwischen die Finger, wurden skeptisch und verboten ihr jeden weiteren Kontakt mit ihm. Das war am 10.06. Es wurde nachgewiesen, dass Eros666 Elisa in der Zeit vom 12.06. bis zum 23.07. digital überwacht hatte. Er hörte ihre Skype-Gespräche ab und las ihre ICQ-Chats mit. Er fand sie in dem Forum ihrer Schule, bekam über ihre online gestellten Fotos ihre genaue Adresse heraus und recherchierte über ihre Eltern. Er erkundschaftete mit Google Maps ihre Wohngegend, erfuhr über ihre Statusnachrichten bei SchülerVZ, wo sie sich überwiegend aufhielt und welchen Bus sie benutzte, um nach Hause zu fahren. Schlussendlich nahm er im Schulforum mit ihren Freunden Kontakt auf und kam so zu ihrer Telefonnummer. Am 23.07. war Elisa allein zu Hause. Sie loggte sich wie gewöhnlich im Internet ein, um mit Freunden zu quatschen. Dann klingelte ihr Handy, eine Nachricht auf der Mailbox: »Ich bin da, mach mir die Tür auf!« Was dann geschah, ist nicht nachweisbar, da keine technischen Geräte mehr benutzt wurden. Aber sicher ist, dass Elisa die Tür öffnete. Der Täter trug einen Hammer bei sich und schlug sie damit bewusstlos. Dann rammte er ihr einen so genannten Jesusnagel (20 cm lang) durch die Kehle und hämmerte sie damit auf dem Holzboden fest. Elisa wurde drei Stunden nach dem Mord von ihren Eltern gefunden. Sie war verblutet. Vom Täter fehlt jede Spur. Zu geschickt nutzte Eros666 das Web 2.0 für seine text: josephine kroetz Zwecke.