XAVER 07/08 | 20

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Juli /August

KURZ NACHGEFRAGT BEI Klaus Stemmler

XAVER: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, das eigentlich geplante Programm komplett über den Haufen zu werfen? Klaus Stemmler: Wir waren uns im FestivalDirektorium alle sehr schnell einig, dass wir den ursprünglichen Programmplan nicht einfach irgendwie runterbrechen können. Es sollte – wenn überhaupt – kein kleines EKM werden, sondern ein ganz anderes, angepasst an die aktuelle Situation. Also haben wir angefangen, ganz neu über das Konzept nachzudenken und neue Formate zu entwickeln, die in den Rahmen der geltenden Verordnungen passen. Weil sich die Lage nach wie vor ständig verändern kann, sind wir uns sehr bewusst darüber, dass wir natürlich flexibel bleiben müssen bis kurz vor jeder Veranstaltung. Weil fast alles draußen stattfindet, muss ja auch das Wetter passen.

XAVER: Dem geplanten Festivalthema „Ich & Wir“ sind Sie aber treu geblieben? Klaus Stemmler: Das Thema bleibt weiterhin präsent im Programm, genau. Zum Beispiel ganz konkret, wenn zwei Solisten bei der Klanginstallation im Münster zu einem großen Klangpaket, einem Wir, geschichtet werden. Generell passt dieses Thema sehr gut zur Coronazeit, wie ich finde: Man lernt das Wir-Gefühl wieder mehr zu schätzen; entdeckt vielleicht das eigene Ich wieder neu. Schon immer bestand die Qualität des Festivals darin, herausragende Kulturereignisse mit spirituellen Impulsen zu verknüpfen und auch in diesem Jahr will es einen Raum bieten für die Auseinandersetzung mit wichtigen Fragen, die vielleicht im Zusammenhang mit dieser Krise überhaupt erst aufgekommen sind. XAVER: Welche positiven Aspekte können Sie diesem erzwungenen Kurswechsel abgewinnen? Klaus Stemmler: Uns war es vor allem wichtig, hörbar, sichtbar und erlebbar zu bleiben! Und wenn die Menschen nicht zum Festival kommen können, dann kommt das Festival eben zu den Menschen – ein Aspekt, dem wir mit den Überraschungskonzerten im Festival-Mobil gerecht werden. So bietet sich die Chance, dass das Festival vielleicht größere Kreise zieht. Dass Menschen aufs Festival aufmerksam werden, die wir bisher noch nicht erreicht haben. Außerdem konnten wir erstmals Formate umsetzen, die nicht so richtig in ein „normales“ Festival gepasst hätten, was bestimmt Einfluss auf die künftige Programmplanung haben wird.

Spem in alium

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