t i t e l s t or y
Freitag, 5. April 2013
© medianet/Szene1/Katharina Schiffl
16 – medianet retail
B ern har d pr os s er
Neues Kompetenzzentrum Bernhard Prosser übernimmt nun auch die Führung der Egger Limonaden-Marke
Radlberger ruft das Ende des Zickzack-Kurses aus
Neo-Chef bei Radlberger Der 41jährige gebürtige Salzburger mit Wohnsitz in Tirol und Arbeitsplatz im niederösterreichischen Unterradlberg soll die Limo-Marke der Egger-Gruppe auf Kurs bringen – und Radlberger in der Positionierung ein klares Profil verleihen.
Mit neuen Produkten in der Pipeline und einem starken Werbeauftritt soll der Marktanteil wieder steigen. christian novacek
Wien. „Wir rüsten uns für die Zukunft“, sagt Radlberger-Chef Bernhard Prosser, „deshalb rücken Egger und Radlberger näher zusammen.“ Damit spielt Prosser auf seine neu erstandene leitende Doppelfunktion bei Egger-Bier und dem Limo-Produzenten Radlberger an, die beide zur Egger-Gruppe gehören. Abgesehen von der gemeinsamen Führung im Marketing und Verkauf sollen jetzt Synergien, die bis dato unzureichend wahrgenommen wurden, energischer geschöpft werden. Neben der Vorgabe, die Kernmärkte
künftig in Allianz zu bearbeiten, rückt etwa die gemeinsame Logistik ins Vorderfeld – allerdings mit Einschränkung: Während Egger ebenso in der Gastronomie distribuiert ist (mit einem GastronomieUmsatzanteil von rd. 5%), bleibt die Radlberger Limonade gastronomisch weiter außen vor.
Marktanteil steigern Ansonsten stehen aber bei der Limo, die im TV-Spot „einen Sommer wie damals“ beschwört, alle Zeichen auf Expansion – die soll den Umsatz über derzeit 65 Mio. € (inkl. Eigenmarkenproduktion)
hinaushieven und gleichfalls den Marktanteil „in die Höhe bringen“. Probates Mittel für zusätzliche Umsätze sind Exporte: Derzeit hält Radlberger bei der ohnedies stattlichen Quote von 32% – eine neue Listung bei einem großen deutschen Händler wie Edeka würde jedoch diese Quote flugs erhöhen und Umsätze generieren, die sich, so Prosser, „draufsetzen“. Die Getränke, die man ins Ausland verfrachtet, tragen aber nicht zwingend das Etikett Radlberger auf der Flasche; das Unternehmen zeichnet sich nämlich durch eine Vielseitigkeit aus, die letztlich mehrere tragende Geschäfts-
History 1988 gegründet, heute mehr Umsatz als Schwesterfirma Egger
Die Radlberger-Story: PET & Innovation
Wien/Unterradlberg. Im Jahr 1988 als Schwesterfirma der Egger Privatbrauerei gegründet, beschäftigt Radlberger heute 150 Mitarbeiter am Standort Unterradlberg. Radlberger füllte als erstes österreichisches Unternehmen Limonade und Wasser in PET ab. Heute werden in den drei Geschäftsbereichen Eigenmarken, Handelsmarken und Lohnabfüllungen in Summe rd. 180 Mio. Einheiten produziert, das entspricht einem Umsatz von rd. 65 Mio. €. Die bekanntesten Marken sind Radlberger (seit über 20 Jahren am Markt) und Granny’s (Marktführer im „Apfelsaft gespritzt“-Segment). Im Export ist Radlberger in Deutschland, Ungarn, Tschechien, Rumänien, Slowakei, Italien, den Niederlanden, der Schweiz, in Belgien, Slowenien und Griechenland vertreten.
Kompetenz & jede Menge neue Produkte Der unternehmerische Erfolg baut wesentlich auf der Kompetenz im wachsenden PET-Sektor auf. Als zweites Asset führt Chef Bernhard Prosser die „enorme Innovationskraft“ ins Treffen – sowohl bei der Entwicklung von Verpackungen als auch bei neuen Produkten.
säulen geformt hat: Erstens das Markengeschäft mit Radlberger und Granny‘s (Apfelsaft gespritzt), infolge aber auch die Lohnfüllung und das Eigenmarken-Geschäft sowie die Rolle als Verpacker für Getränke-Unternehmen wie die deutsche Eckes Granini. „Wir haben uns eine hohe Kompetenz erarbeitet, die uns zur ersten Adresse für Handelsmarken macht“, beschreibt Prosser einen erquicklichen Status quo, dessen Ausprägung technischerseits eine der modernsten Abfüllanlagen Europas darstellt. Und: „Wir haben zwar mit der Marke ‚Radlberger‘ im Vorjahr leicht an Umsatz verloren, das aber via Lohnabfüllungen kompensieren können“, bringt der Egger- und Radlberger-Boss den stichhaltigen Vorteil desjenigen, der auf mehr als einem Bein steht, ins Spiel.
Neue Produkte gefragt Das zweite Mittel, anhand dessen 2013 expandiert wird, sind neue Produkte. Prosser: „Wir haben gute Sachen im Köcher, mit denen wir gerade beim Austesten sind.“ Bezüglich Getriebenheit in Sachen Innovationen subsumiert er: „Wir müssen die Marke stärken.“ Mit „Stevita“ hat Radlberger bereits im Dezember 2011 ein ausschließlich mit Stevia gesüßtes Getränk auf den Markt gebracht. Die damit einhergehende Innovationsfreudigkeit wurde jedoch mit knapp mehr als einer Million ver-
kaufter Flaschen unter ihrem Wert geschlagen. Was wohl daran lag, dass große Marken bezüglich der neuen Süßungsmöglichkeit weniger mutig agierten – und somit die neue Kategorie de facto verhungern ließen. Dennoch gilt Markenstärkung via Innovation als Gebot der Stunde – nicht zuletzt deshalb, weil die Aktionshäufigkeit im LEH für Mittelklasse-Marken gefährlich dünkt. 25%-Warengruppen-Rabatte sorgen dafür, dass verstärkt Premiummarken gekauft werden. Zwischen rabattiertem Premiumund Tiefstpreisgefilde wird somit die Luft dünner. „Es ist eine große Herausforderung, sich neben Marken wie ‚Coca-Cola‘, deren Aktionsanteil jenseits der 60 Prozent-Marke liegt, zu positionieren“, umreißt Prosser die Situation.
personalia Prosser, Speiser und Stackl bilden das Geschäftsführungstrio von Radlberger. Der gebürtige Salzburger Bernhard Prosser ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der 41Jährige ist bereits seit 1995 im Unternehmensbund Egger tätig. Prosser verantwortet bei Radlberger als Geschäftsführer die Bereiche Verkauf und Marketing. Zu Prossers Hauptaufgaben zählt u.a. die Weiterentwicklung der Marke Radlberger. Manfred Speiser ist zuständig für Einkauf, Logistik und Qualitätsmanagement. Günter Stackl verantwortet die Bereiche Finanzen und kaufmännische Verwaltung.