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34 – healtheconomy

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Durststrecke bei Schweizer Actelion

P h a r m a r epo r t: L i f e s c i e n c e

Freitag, 24. Februar 2012

Seltene Erkrankungen Am 29.2. ist „Rare Desease Day“; US-Konzern garantiert Angebot von Medikamenten

CSL Behring forscht an neuen Plasmaprodukten

ZĂŒrich. Das Zugpferd der Schweizer Biotech-Firma Actelion, Tracleer, bekommt in den USA Konkurrenz durch das Gilead-Mittel Letairis und verliert 2015 seinen Patentschutz. FĂŒr die Zukunft verspricht sich Actelion Gewinne von zwei neuen Medikamenten. „Bis wir Macitentan und Selexipag auf dem Markt haben, wird es sehr schwierig fĂŒr uns, zu wachsen“, erklĂ€rt Firmenchef und -grĂŒnder Jean-Paul Clozel. Im Vorjahr machte das Unternehmen einen Verlust von 146,3 Mio. CHF statt prognostizierter 114 Mio. CHF. An der Börse verloren die ActelionAktien knapp ein Prozent auf 35,14 CHF.

Grazer Servicestelle fĂŒr Medikamentenzulassung Graz. „Regulatory Services“ sind Dienstleistungen rund um die Zulassung und Neuzulassung von Medikamenten. Das neu gegrĂŒndete Grazer Unternehmen „Pharmaceutical and Regulatory Services GmbH (PRSG)“, das erste Spin-off des Grazer K1-Kompetenzzentrums „Research Center Pharmaceutical Engineering“ (RCPE), reagiert auf die zunehmende Nachfrage in diesem Bereich: „In den vergangenen Jahren hat sich im rechtlichen Bereich viel geĂ€ndert. Wir unterstĂŒtzen Unternehmen im gesamten Zulassungsbereich, der entweder ganz zu uns ausgelagert oder durch uns erleichtert und unterstĂŒtzt werden kann“, erklĂ€rt PRSG-GeschĂ€ftsfĂŒhrerin Lydia Morawetz.

© Gerry Rohrmoser/Therme Wien

Eine neue Therapie fĂŒr RĂŒckenbeschwerden

Die Behandlung wirkt besonders auf den Bereich der LendenwirbelsÀule.

Wien. Ab MĂ€rz wird in der Therme „Wien Med“ im Rahmen des interdisziplinĂ€ren RĂŒckenzentrums die neue ambulante Behandlungsmethode „GammaSwing“ angeboten, welche die Streckung der WirbelsĂ€ule mit einer schwingenden Bewegung kombiniert. Es kommt zu einer sanften Dehnung der Muskeln und BĂ€nder, die GelenksflĂ€chen der kleinen Wirbelgelenke werden schonend getrennt und der Druck im Bereich der Bandscheiben wird dadurch vermindert. Zur EinfĂŒhrung kostet eine Behandling 29 €.

Wien. Die Österreich-Tochter des US-Pharma- und Biotechkonzerns CSL Behring rechnet fĂŒr heuer trotz des wachsenden Kostendrucks im Gesundheitswesen mit einer stabilen GeschĂ€ftsentwicklung. Das Unternehmen setzte im ersten Halbjahr des laufenden GeschĂ€ftsjahres weltweit 1,9 Milliarden USDollar um, sagte GeschĂ€ftsfĂŒhrer Norbert Piana im healtheconomyInterview rund um den „Welttag der Seltenen Erkrankungen“. CSL Behring ist ein weltweit operierendes Unternehmen auf dem Gebiet der Plasmatherapeutika mit Hauptsitz in King of Prussia, Pennsylvania, USA, und beschĂ€ftigt weltweit ĂŒber 9.000 Mitarbeiter in 19 LĂ€ndern und hat insgesamt drei Produktionsstandorte, die sich in Marburg (Deutschland), Bern (Schweiz) und Kankakee (Illinois, USA) befinden. Das Unternehmen engagiert sich fĂŒr die Forschung und Entwicklung von Plasmaproteinen und therapeutischen Proteinen unter Einsatz neuester Technologien und setzt sich verstĂ€rkt dafĂŒr ein, Leben zu retten und die LebensqualitĂ€t von Menschen mit seltenen und schweren Krankheiten zu verbessern, schildert der Österreich-Chef. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Produkte fĂŒr HĂ€mophilie, fĂŒr Immunstörungen, Produkte fĂŒr Seltene Erkrankungen, die aus Plasma gewonnen werden, und Produkte fĂŒr Gerinnungsstörungen in der Intensivmedizin. „Wir haben auch Produkte fĂŒr Seltene Erkrankungen, die man aus kaufmĂ€nnischen, betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten so nicht betrachten darf. Man muss das dahingehend sehen, dass wir Patienten gegenĂŒber verpflichtet sind, diese Produkte zur VerfĂŒgung zu stellen. Ich werde mich dafĂŒr einsetzen,

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Der Preisdruck im Gesundheits­ wesen macht Actelion zu schaffen.

CSL Behring bietet u.a. Medikamente fĂŒr eine Reihe von seltenen Erkrankungen an, sagt GeschĂ€ftsfĂŒhrer Norbert Piana.

diese Produkte auch im österreichischen Markt zu behalten“, versichert der CSL Behring-Manager. Dabei hat der Konzern eine sehr lange Tradition. Der FirmengrĂŒnder von europĂ€ischer Seite, Emil von Behring, hat 1901 etwa den Nobelpreis erhalten. CSL wurde 1916 gegrĂŒndet mit dem Ziel, den ozeanischen Raum mit Impfstoffen zu versorgen. Im Laufe der Zeit hatte Behring verschiedene EigentĂŒmer, bis durch Fusionen dann der heutige Konzern CSL Behring entstanden ist, schildert Piana. Den Druck auslaufender Patente, mit denen der Großteil der Pharmabranche derzeit kĂ€mpft, spĂŒrt CSL Behring weniger. Piana: „Man muss Firmen, die Plasmaprodukte herstellen, und klassische chemische Pharmaindustrie unterscheiden.

Bei uns sind die Entwicklungen langsamer, weil sie sich beschrĂ€nken auf Produkte, die aus Plasma hergestellt werden können.“ Eine rasante Entwicklung habe es aber bei der QualitĂ€t der Produkte gegeben. Speziell, was das Risiko der VirenĂŒbertragung anbelangt, habe sich mit neuen Verfahren sehr viel getan. „Das selbe Produkt unterscheidet sich heute deutlich zu jenem von frĂŒher.“ Der Erfolg speziell in Österreich sei zudem auch auf ein Team von langjĂ€hrigen Mitarbeitern mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz zurĂŒckzufĂŒhren. Es sei diesen und der Firma gelunden, diese Produkte auch gut am Markt zu etablieren und auch neue Therapiekonzepte zu etablieren; „die Behandlung von Gerinnungsstörungen in der Inten-

sivmedizin unterscheidet sich heute grundsĂ€tzlich von der Art, wie sie noch vor zehn oder mehr Jahren war; hier haben wir maßgeblichen Anteil an der Entwicklung.“

Potenzial in der Zukunft Aktuell arbeiten die Forscher an Produkten, die ĂŒber den Plasmabereich hinausgehen, etwa rekombinante Produkte wie einem „Faktor IX“-PrĂ€parat mit verlĂ€ngerter Halbwertszeit. „Es ist fĂŒr Patienten ein enormer Vorteil, ob man ein PrĂ€parat nur noch einmal die Woche nehmen muss; hier ist in Zukunft noch viel zu erwarten. In vielen Bereichen ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Es wird noch viele Indikationen geben, wo Immunglobuline eine wichtige Rolle spielen.“

OTC-Markt „Jungunternehmen“ geht heuer mit Lizenzen ins fĂŒnfte Jahr und bringt heuer auch Eigenentwicklung

Erwo-Pharma wĂ€chst weiter in Nischen Wien. Ernst Wolensky war lange Jahre fĂŒr Pharmaunternehmen tĂ€tig – zuletzt bei Nycomed als ViceprĂ€sident Marketing & Sales – und hat sich dann selbststĂ€ndig gemacht. Das war heuer vor fĂŒnf Jahren. Sein Unternehmen ErwoPharma konzentriert sich auf das Marketing und den Vertrieb von Humanarzneimitteln, NahrungsergĂ€nzungsmitteln und Medizinprodukten in öffentlichen Apotheken und KrankenhĂ€usern und ist im OTC-Segment bereits die Nummer elf in Österreich. „Wir kratzen bereits an der Zehn. Im Vorjahr wuchs der Umsatz um etwa 30 Prozent auf knapp an sieben Millionen“, sagt Wolensky. Sein Erfolgsrezept: Alte, bekannte Gesichter und erfahrene Profis im Team und alte, traditionsreiche Marken. Der Marktumsatz des Unternehmens lag 2008 bereits bei 4,3 Mio. €. „Wir haben als kleines Unternehmen eher sogar zu viel gemacht. Wir haben fĂŒnf Produkte im vergangenen Jahr eingefĂŒhrt.“ Bekanntes PrĂ€parat war „ein pflanzliches Produkt gegen Reisekrankheit, das nun auch eine

Registrierung gegen SchwangerschaftsĂŒbelkeit bekommen hat“. Dazu kamen zwei Produkte im Bereich Homöopathie. „Im Life Cykle-Management fĂŒr Latestage-Produkte ist eine gescheite Preispolitik wichtig und Erinnerungswerbung, wo man profitabel arbeiten kann; und das soll Margen eröffnen, die man auch in neue Produkte investieren kann.“ 2012 will Wolensky nicht mehr ein-

fach auf Volumen gehen, sondern auch schauen, was zum Unternehmen und Portfolio passt und sich auf Bereiche fokussieren. Dazu gehört auch eine Eigenentwicklung im NahrungsergĂ€nzungsbereich, die im vierten Quartal auf den Markt kommen soll – ein MuskelaufbauprĂ€parat auf pflanzlicher Basis, „wo wir in einem Projekt auch die Pflanze anbauen“, sagt der Erwo-GrĂŒnder, und wei-

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© EPA

Österreich-GeschĂ€ftsfĂŒhrer rechnet fĂŒr heuer trotz Preisdruck mit stabiler GeschĂ€ftsentwicklung.

Ernst Wolensky erwartet fĂŒr heuer ein Umsatzplus von zehn Prozent.

ter: „Ich bin ĂŒberzeugt, dass wir hier eine echte Innovation haben.“ Er erwarte sich auch fĂŒr heuer ein Wachstum von zehn Prozent, will zur Konsolidierung aber etwas vorsichtiger treten. „An reinen Zahlen mache in meinen Erfolg aber nicht mehr fest.“

Starker Logistik-Partner Er sehe die Zukunft der ErwoPharma als sehr profitables Unternehmen und wirtschaftlich sehr erfolgreich. „Wir wollen weiter in kleinen Nischen bleiben. Und wir wollen in Segmenten bleiben, die Werte fĂŒr die Verwender und fĂŒr alle Stakeholder im System schaffen.“ Nach wie vor seien die LĂŒcken zwischen großen Konzernen so groß, dass man mit guten und schnellen Lösungen sehr erfolgreich sein kann. Dazu brauche es in der Logistik einen wirklich verlĂ€sslichen und guten Partner, den man seit Beginn in der mit Pharma Logistik Austria habe. Wolensky: „Wir können die Logistik allein nicht machen. Wir sind die Spezialisten in der Vermarktung von Arzneimitteln.“ (iks)


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