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f e atu r e

Freitag, 22. November 2013

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© Panthermedia.net/Bernd Kröger

feature@medianet.at

spiel dafür bietet die Hamburger Axel Springer AG: Gemeinsam mit dem Investor General Atlantic gründete man „Axel Springer Digital Classifieds“ mit einem Beteiligungsverhältnis von 70 zu 30. Experte von Buchwaldt: „Ziel der Partnerschaft mit General Atlantic ist, sowohl die Kapitalausstattung als auch das internationale M&AKnow-how zu stärken.“ Was die Möglichkeit schafft, über lokale Start-ups hinaus reife OnlineUnternehmen außerhalb des Heimatmarkts zu übernehmen. Die Akquisition der britischen Seite „Totaljobs“ für 132 Mio. € gemeinsam mit dem Erfolg von StepStone in elf europäischen Märkten hievte Springer in die Nummer-1-Position bei Online-Jobs in Europa. Womit wir beim dritten klar erkennbaren Trend wären: Internationalisierung. Deutschland mag aus österreichischer Sicht ein Riesenmarkt sein; gerade die digitale Geschäftsentwicklung findet aber selbst dort klare Schranken. Das liegt zum einen an der nach wie vor überschaubaren Bedeutung des Digitalgeschäfts im wirtschaftlichen Gesamtkontext. Dazu

Andreas von Buchwaldt: „Bei der Wahl der passenden Beteiligung spielt mittlerweile nicht mehr nur das prognostizierte Potenzial für Deutschland eine Rolle; wer wirklich erfolgreich sein will, versucht ein Format zu finden, das ohne große Anpassung auch ins Ausland getragen werden kann.“ Als Erfolgsmodell schlechthin gilt die Zusammenarbeit von Holtzbrinck und Rocket Internet, dem Inkubator der Gebrüder Samwer. Paradebeispiel der Partnerschaft ist das mittlerweile unübersehbare Modeportal Zalando, das die Paketdienste in mittlerweile zwölf europäischen Ländern ins Schwitzen bringt. Beim Möbel-ShoppingClub Westwing funktioniert das Modell mittlerweile so gut, dass das Angebot nur ein Jahr nach Gründung in 14 Märkten inklusive Brasilien etabliert werden konnte – was vom Kapitalmarkt Ende 2012 mit 60 Mio. € zusätzlichem Spielgeld belohnt wurde.

Unterschiedliche Strategien Fazit von OC&C-Autor von Buchwaldt.: „Unzweifelhaft ist, dass das

Thema Digital-Investitionen von großer Bedeutung für TV-Sender und Verlage ist und bleibt.“ Dabei würden sich unterschiedliche Strategien und Strukturen immer stärker herauskristallisieren. Es gilt: „Die eine richtige Strategie gibt es wie immer nicht – zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen und die unternehmerischen Visionen der Beteiligten.“ Inklusive jener Vision, wie es denn nun mit Print tatsächlich weitergeht. Schließlich kommen die eingangs zitierten Zahlen nicht von ungefähr. Erklären lassen sich diese vom Zukunftsinstitut mit einem Paradigmenwechsel: Während bislang alles gedruckt wurde, bestünde die Rechtfertigung des Print-Produkts in Zukunft nur mehr im Premium-Segment während „Billig-Print“ digital abgebildet wird. Breit aufgestellte Zeitschriften, aber auch die meisten Zeitungen, seien „Diffusionsprodukte“. Das heißt: „Weitergehende Zusammenhänge sind in diesem Kontext überflüssig, die Zerstreuungskomponente dagegen von großer Relevanz.“ Demgegenüber würde sich Premium

über „die vielen superspezifischen Nischen von Fach-, Fan- und Spezialangeboten“ definieren und dort „einen dezidiert designerischen Aspekt haben: hochwertige Typografie und Grafik, Seitenkompositionen, angenehme Haptik und den Luxus des fixierten Moments“, im heimischen Markt etwa belegt durch den unglaublichen Erfolg von Servus in Stadt und Land. Letzten Endes kommt das Zukunftsinstitut zum Schluss, dass die Evolution der Printmedien mit der Digitalisierung nicht zu Ende geht. Das wird vor allem dann nachvollziehbar, wenn man sich vom Bild der gedruckten Publikation als einzig relevantem Produkt eines Verlags trennt und Tablets & Co letztlich als eine weitere technische Entwicklung akzeptiert. Schließlich hat „Print in den vergangenen Jahrhunderten seinen Fokus immer auch durch technische Neuerungen verschoben“ – mit neuen Nutzungsformen, neuen Geschäftsmöglichkeiten und zusätzlichem Wachstum für jene Player, die damit umzugehen wissen.


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