Career portrait
72 – careernetwork
Freitag, 12. Oktober 2012
Thomas Kraut schneider, Victor Ioane und Andre as Philipp leiten seit April das Miet textil-Unternehmen Salesianer Miettex im Trio. Wie es ihnen dabei ergeht und wie es dazu kam, verrieten sie im Gespräch.
10 Fragen © Christina Häusler
An T homas Kraut s chneider , Vi ctor Ioane und Andreas Philipp
„Ein Familienunternehmen ist die beste Unternehmensform“ Wien. Was haben ein jagender Psychologe, ein Tennis spielender Wirtschaftsingenieurwissenschafter aus Bukarest und ein westküstenaffiner Wirtschaftswissenschafter aus Wien gemeinsam? Sie leiten seit April des Jahres – quasi als „Triumvirat“ – Österreichs größten Miettextil-Dienstleister, die Salesianer Miettex GmbH. So unterschiedlich wie die eingangs erwähnten Interessen sind auch die Werdegänge von Andreas Philipp, Victor Ioane und Thomas Krautschneider: Für den Enkel der Unternehmensgründer Magdalena Wittmann und Josef Krautschneider ist „natürlich immer im Raum gestanden“, das Unternehmen zu führen: „Ich bin schon als Kind dabei gewesen, als die erste Waschstraße in der Roseggergasse eingebaut wurde“, schildert Thomas Krautschneider seine Kindheitserinnerungen: „Mein Vater ist gestorben, als ich 14 gewesen bin. Und als einziger Sohn ist für mich rasch klar gewesen, dass ich irgendwann ins Familienunternehmen einsteigen werde“, erzählt er weiter. „Druck hat meine Mutter aber nie ausgeübt; sie hat mir immer die Chance gegeben, das zu tun, was ich wollte.“ Und so entschied er sich nach der Matura nicht direkt für den Einstieg in den
Familienbetrieb, sondern dafür, Internationale Wirtschaft in Österreich, Frankreich und den USA zu studieren und diverse Internships bei Exportunternehmen und Banken zu absolvieren. „Nach zwei oder drei Monaten beim jeweiligen Praktikum ist mir aber schnell klar geworden, dass das eigentlich nicht so das meine ist.“ Unmittelbar nach Beendigung des Studiums, im Jahr 1997, war es dann aber so weit: „Ich habe mir trotz des Reizes der Westküste gedacht: ‚Schauen wir uns das einfach einmal an‘.“ Und daraus wurde rasch mehr: „Ich habe damals die einzigartige Chance bekommen, mit 26 in einen rasch expandierenden internationalen Player einzusteigen und musste nicht wie so manch anderer Firmenerbe mit einem angeschlagegenen Unternehmen Vorlieb nehmen.“ Diese Rahmenbedingungen und die Tatsache, dass er den Bereich ‚Gesundheitswesen‘ übernehmen sollte, seien einfach überzeugende Argumente gewesen, so Krautschneider.
Rasanter Aufstieg Für den 30-jährigen Victor Ioane kam der Einstieg ins Unternehmen eher unvermittelt: „Ich habe Wirtschaftsingenieurswissenschaften
1916–1961
1916 erwirbt Magdalena Wittmann eine Wäscherei in der Wiener Salesianergasse. Nach der Heirat mit Josef Krautschneider kaufen sie 1928 die „Erste Wiener Wasch- und Bügelanstalt“. In Erinnerung an das erste Geschäft nennen sie das Unternehmen „Salesianer“. 1948 kaufen sie den Betrieb Roseggergasse zu, 1952 den Betrieb Linzer Straße, die heutige Firmenzentrale.
in Fremdsprachen in meiner Heimat Bukarest studiert“, erzählt der heutige Geschäftsführer der Salesianer Auslandsgesellschaften. „Mein Wirtschaftsprofessor hat mich gefragt, ob ich mich bei einem österreichischen Unternehmen, das nach Rumänien expandiert, bewerben will. Und was soll ich sagen: Nach einem einstündigen Telefongespräch und einem Zugtrip nach Wien hatte ich den Job“, so Ioane. „Ich wollte immer für ein Start-up arbeiten. Und bei Salesianer Miettex hatte ich die Chance, eine Landesniederlassung vom kleinen Vertriebs- und Verkaufsbüro auf der grünen Wiese innerhalb zweier Jahre zur größten Wäscherei des Landes zu entwickeln.“
„Persona non grata“ Andreas Philipp ist dem Unternehmen seit mittlerweile 20 Jahren verbunden. Der studierte Psychologe begleitete Salesianer bereits in den frühen 1990ern als externer Berater beim Einstieg in den Miettextil-Service für das Gesundheitswesen und war maßgeblich am Divisionskonzept unter einer Dachmarke verantwortlich: „Für den Unternehmensberater, der mich an Bord geholt hat, bin ich zur Persona non grata geworden,
1962–1990
1962 übernimmt Hans Krautschneider, der Sohn des Gründerehepaares, die Geschäftsführung, wandelt den Putzereibetrieb in ein Miettextil-Serviceunternehmen um und gründet 1970 Salesianer Miettex. Nach Krautschneiders Tod 1985 übernimmt seine Gattin Christine die Geschäftsführung. Gemeinsam mit Josef Dutter startet sie die europaweite Expansion.
weil es nicht seiner Idee von einer eigenständigen Marke für den Medizinbereich entsprochen hat. Den damaligen Geschäftsführer Josef Dutter habe ich aber überzeugen können.“ Seit 2008 ist Philipp mittlerweile für das gesamte Inland verantwortlich – zudem fungiert er als Unternehmenssprecher. „Unsere große Stärke ist, dass es keine große Planung und mühsame Terminkoordination erfordert, damit wir drei zu einer Entscheidung kommen; bei uns gibt es keine Geheimniskrämerei und die Türen sind selten geschlossen“, beschreibt Krautschneider die Situation innerhalb des Führungstrios. „Einer unserer größten Erfolge ist sicherlich, den Geist des überschaubaren Familienunternehmens trotz steter Expansion und der Übernahme des größten Mitbewerbs im Jahr 2008 beizubehalten, ohne ihn aber gleichzeitig den Mitarbeitern aufzuoktroyieren. Wir finden immer wieder Leute, die genau zu uns passen“, ergänzt Philipp. „Wir sehen uns als Dienstleister für die eigenen Mitarbeiter und nehmen unsere Vorbildwirkung ernst. Dadurch ersparen wir uns auch kostenintensive Coachings und bleiben trotzdem extrem leistungsorientiert“, verrät Krautschneider abschließend. (jawe)
1991–heute
Die erste Auslandsniederlassung wurde 1991 in Budapest gegründet, weitere Standorte in Ungarn, Slowenien, Tschechien, Slowakei, Kroatien und Rumänien folgten. Mittlerweile hat das Unternehmen 20 eigene Betriebe und knapp 2.200 Mitarbeiter. Thomas Krautschneider wurde 1998 als Vertreter der dritten Generation der Familie geschäftsführender Gesellschafter. Nach der Pensionierung von Josef Dutter führt er das Unternehmen gemeinsam mit Andreas Philipp und Victor Ioane.
Als Kind wollte ich immer … Krautschneider: Fußball spielen. Ioane: Förster werden – es gab aber keine Universität dafür. Philipp: Jäger werden. Und ich bin es auch geworden. Mein Lebensmotto ist … Krautschneider: „Carpe Diem!“ Philipp: „Halte Ordnung und die Ordnung wird dich halten.“ Ioane: „Zum Erfolg führt kein Lift, man muss die Treppe benutzen.“ Mein letztes Geld würde ich ausgeben für … Krautschneider: … die Ausbildung meiner Kinder. Ioane: … eine Musik-DVD, z.B. von den Rolling Stones. Darüber kann ich lachen … Krautschneider: Alles, aber nicht immer mit jedem. Philipp: Niveauvolle Schlagfertigkeit. Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war … Krautschneider: Die Biografie von Keith Richards. Ioane: „Der Zauberer“ von John Fowles Philipp: Die Biografie von Winston Churchill. In 20 Jahren werde ich … Krautschneider: Hoffentlich Großvater sein. Ioane: Ein besserer Tennisspieler sein. Philipp: Hoffentlich noch jagen und mein Handicap beim Golf verbessern. Davor habe ich Angst … Krautschneider: Man muss nur Angst davor haben, Angst zu haben. Ioane: Vor der Zukunft Europas. Philipp: Misserfolg. Das ist meine größte Stärke … Krautschneider: Natürlichkeit und Authentizität. Ioane: Fairness. Philipp: Unbeirrbarkeit. Das ist meine größte Schwäche … Krautschneider: Natürlichkeit und Authentizität … Ioane: Privater wie beruflicher Perfektionismus. Philipp: Unduldsamkeit gegenüber Blödheiten und Langsamkeit. Mit dieser Person würde ich gerne für 24 Stunden die Rollen tauschen … Krautschneider: Mit meinem Vater – und mir ansehen, wie das Geschäft vor 30 Jahren lief. Ioane: Mit der rumänischen Tennislegende Ilie Nastase. Philipp: Sigi Wolf. Mich hat immer schon fasziniert, wie das geht, 150.000 Mitarbeiter zu koordinieren.