BVT Magazin 2 2024

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Bundesverband Tierschutz e.V.

Magazin des Bundesverband Tierschutz e.V. Ausgabe 2/2024

Wie Tiere in Social Media

lächerlich gemacht werden

Inhalt

Titelthema

Seite 4 „Witzige“ Tierdarstellungen in den sozialen Netzwerken Die neue Form der Tierquälerei

Tierschutz in Portugal

Seite 9 Neues aus dem Canil Sao Francisco de Assis Loulé

Unser aktueller Fall

Seite 12 Die Geschichte eines Mopses

Lucys aufregende Welt

Seite 15 Hunde und Musik zur Entspannung

Interview mit BVT-Mitarbeiterin Ronja Sievers

Seite 16 Die Verantwortung einer Tierschutzlehrerin

Das große Vergessen Seite 18 Auch Hunde können dement werden

ESMA-Tierheim in Ägypten

Seite 20 Tierschutz unter schwierigsten Bedingungen

Impressum

Tierschutz-Magazin des Bundesverband Tierschutz e.V. Herausgeber: Bundesverband Tierschutz e.V., Karlstraße 23, 47443 Moers Tel. 02841 / 252 44, E-Mail: office@bv-tierschutz.de, Webseite: www.bv-tierschutz.de Redaktion: Verantwortliche Redakteurin i.S.d.P.: Claudia Lotz Pressestelle Berlin, Tel. 030 / 80 58 33 38, E-Mail: lotz@bv-tierschutz.de Fotos: Bundesverband Tierschutz e.V., Tierheim Wesel, Tierheim Loulé (Portugal) und ESMA-Tierheim Ägypten, pixabay.com, Titelbild © Photoladybug /iStock, Seite 4 © graphicphoto /iStock, Seite 14 Wikimedia Commons Henry Bernard Chalon - A favorite pug (1802), Seite 18 unten © Christopher Bernard /iStock, Illustration Seite 15 Ronja Sievers, Umschlag/ Rückseite © Marita Spitzbarth Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Recyclingpapier mit „blauem Engel“, Auflage ca. 3.000 Exemplare Kontakt Tierheim Wesel: An der Lackfabrik 4, 46485 Wesel Tel. 0281 / 566 99, E-Mail: info@tierheim-wesel.de, Webseite: www.tierheim-wesel.de

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Spendenkonto DE72 3545 0000 1101 0103 69

Spendenkonto Tierheim Wesel DE49 3565 0000 0000 3001 86

Voraussichtlich im Herbst soll das neue Tierschutzgesetz verabschiedet werden, an dem sich die Bundesregierung abgearbeitet hat. Ich wähle absichtlich diesen Begriff, weil niemand, der im Tierschutz aktiv ist, diese Fassung als echte Reform ansieht. Viele gute Ansätze – wie zum Beispiel die Videoüberwachung in Schlachthöfen oder das Verbot der Anbindehaltung für Rinder – bleiben nichts mehr als das, weil hier wie dort Ausnahmen zugelassen wurden, die den Koalitionären der Grünen schon zu weit gingen.

Wie bedauerlich! Es wird die nächsten Jahre keine weitere Überarbeitung des Tierschutzgesetzes geben und so bleibt den – sich zeitintensiv mit Stellungnahmen beteiligten Organisationen und Verbänden – nur übrig, die wenigen Verbesserungen (wie u.a. das Qualzuchtverbot) als Fortschritt für die Tiere zu sehen.

Immerhin haben wir in Deutschland ein Tierschutzgesetz, denkt man unwillkürlich, wenn man auf Länder wie Ägypten schaut. Was dort der Schutz von Tieren bedeutet, schildern wir Ihnen am Beispiel des ESMA-Tierheims, das nahe der Hauptstadt Kairo liegt. Im Mittelpunkt unseres Berichts steht eine Deutsche, die ihr Gehalt und vieles mehr gibt, damit es den über 3000 Tieren im ESMA-Tierheim ein wenig besser geht. Wie Dagmar Kost die lebenserhaltende Hilfe organisiert, lesen Sie ab Seite 20.

Auch aus Loule berichten wir in dieser Ausgabe; dieses Mal kommt der aktuelle Zustandsbericht von der nach Portugal ausgewanderten Evelyne Römer-Hahn. Auch im Canil Sao Francisco de Assis Loulé wird jeder Euro zig mal umgedreht, weil die finanzielle Not so groß ist.

Vorwort

Und genauso wichtig wie der Blick auf den praktischen Tierschutz in Ägypten und Portugal – ist die Aufmerksamkeit für eine Entwicklung, die uns sehr große Sorgen bereitet: der Zunahme der grotesken Tierdarstellungen in den sozialen Medien. Ihre Besitzer geben ihre Tiere der Lächerlichkeit preis, rauben ihnen durch Verkleidungen, Verfremdungen, Zwangssituationen und Drangsalierungen die Würde, um die Lacher auf ihrer Seite zu haben. Und die User, die sich auf Instagram, YouTube & Co tummeln, liken die Posts.

Wie man die Plattformbetreiber stärker in die Pflicht nehmen könnte und warum dieses Phänomen direkt in den Kinder- und Jugendmedienschutz führt, haben wir Ihnen in der Titelstory ab Seite 4 dargelegt.

Bitte unterstützen Sie den Bundesverband Tierschutz e.V., damit wir helfen können. Wenn sich die Politik schon so schwer mit durchgreifenden Verbesserungen zum Wohl der Tiere tut, müssen wir bei den Kindern beginnen. Sie sind unsere Zukunft. Für die Jüngsten haben wir unsere Bildungsinitiative gestartet, damit sie eines Tages besser mit Tieren umgehen als wir heute.

Ich danke für Ihr Vertrauen in uns und wünsche Ihnen einen schönen Spätsommer

Herzlichst, Ihre Claudia Lotz

Die neue Form der Tierquälerei

„Witzige“ Tierdarstellungen in den sozialen Netzwerken

Mit Einführung des Internets wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die aus Tierschutzsicht überaus besorgniserregend ist: Tiere werden in den sozialen Netzwerken dargestellt – und zwar auf eine zuvor eher selten verbreitete Weise: Die Tiere werden lächerlich gemacht, ihre hilflose Abwehr verspottet, um Likes, mehr Reichweite und Follower zu generieren.

Doch die vordergründig „lustigen“ Bilder, Bewegtbilder und Videos sind alles andere als Humor: Den Tieren, auf perfideste Weise die Würde entzogen, wird psychisches Leid zugefügt. Dieses unterschwellige Leiden erkennt kaum ein User: Wer den Schmerz, die Angst und Verstörung der Tiere wahrnimmt, muss schon ganz genau hinschauen und sich mit tierischem Verhalten gut auskennen.

Von Kindern, die Beiträge mit Tieren in den sozialen Netzwerken stark konsumieren, ist kaum zu erwarten, dass sie im frühkindlichen Alter erfassen können, warum diese Darstellung nicht witzig, sondern tierschutzwidrig ist. Doch selbst ältere Kinder und Jugendliche sind mit ihren Eindrücken, wenn die Schule das Thema nicht aufgreift und im Elternhaus darüber nicht gesprochen wird, allein gelassen. Auch machen es Instagram, TikTok und YouTube den (jungen) Nutzern nicht leicht, Tierqual zu melden. Unser Fazit: Die sozialen Netzwerke können Kinder und Jugendliche bei missbräuchlicher Tierdarstellung nicht wirklich schützen.

Darüber wollten wir mit der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz in Bonn sprechen und haben Kontakt aufgenommen. Unser Hinweis wurde ernst genommen – und wir wurden als einzige Tierschutzorganisation zum ersten Partner-Netzwerk-Treffen der „Stelle zur Durchsetzung von Kinderrechten in digitalen Medien“ (KidD) nach Bonn geladen.

Warum sind die vermeintlich „lustigen“ Abbildungen und Filmchen mit tierischen Hauptdarstellern ein Tierschutzthema?

Der Grund: Die Tierquälerei wird nicht als solche wahrgenommen, wenn überhaupt erst auf den zweiten Blick erkannt. Die Tiere werden nicht geschlagen, getreten, in Ketten gelegt, isoliert im Zwinger gehalten, nicht dem Verhungern, Ertrinken oder einer anderen Nötigung preisgegeben – ihnen wird still, leise und dauerhaft seelische Gewalt zugefügt. Die psychische Gewalt gegenüber Tieren ist natürlich nicht neu – bekommt aber durch das öffentliche Darstellen in den sozialen Netzwerken eine völlig andere Dimension.

Wenn Tieren die Würde genommen wird, sie sich lächerlich in menschlicher Kleidung präsentieren, auf Hinterbeinen als „schwächliche Omi“ laufen und akzeptieren müssen, dass „ihr Mensch“ sie den Usern als kränkliche, verrückte oder verstörte Witzfigur vorführt, dann ist das eine grobe Misshandlung von Tieren, die sich indirekt, unterschwellig, verdeckt und subtil abspielt.

Eine aktive Tierquälerei würde in Social Media vermutlich keine Likes bekommen und möglicherweise zu kritischen Meldungen auf den Plattformen führen – das will niemand, der für seine Posts die lobende Zustimmung seiner User so dringend braucht.

Was spielt sich bei Instagram & Co ab?

Beliebt z.B. ist die Darstellung kranker Tiere: Kleine Hunde, Katzen und heimische Wildtiere etc. können ihren Kopf nicht gerade halten, die Zungenspitze hängt zwischen den Zähnen heraus, die Tiere wackeln, schaukeln, straucheln, kippen und fallen beim Laufen, was ein Hinweis auf eine Nervenschädigung oder andere Erkrankungen sein kann, wenn nicht den gar Tieren Alkohol gegeben wurde. Die „Unfälle“, „Stolperer“ und „Patzer“ der gehandicapten Tiere werden mit „Erklärungen“ kommentiert, die die Situation absichtlich fehlinterpretieren. Dieses „Missverständnis“ soll den Beitrag „humorvoll“ machen, entsprechend sind die Videos mit eingeblendeten Heiterkeitsausbrüchen unterlegt, die die User zum Lachen animieren sollen.

2. Die natürlichen Abwehrreaktionen von Tieren, die auch hier wieder bewusst von den Urhebern der Beiträge „falsch verstanden“ werden, sind abermals die Kernaussage der Posts.

Beispiele: Tier soll mit Plastikhaube und weiteren menschlichen Utensilien gebadet werden. Danach kommt die „Pflege“, das „Maniküren“, „Parfümieren“, eingehüllt wird es in einen Bademantel. Das Tier wehrt sich gegen die widernatürliche Behandlung und Verkleidung – hat damit aber natürlich keinen Erfolg: Jede verzweifelte Abwehrreaktion wird mit Lachsalven und absichtlich fehlinterpretierenden Kommentaren unterlegt.

3. Weil Haustiere dem Menschen grundsätzlich „gefallen“ wollen, wehren sie sich schlussendlich nicht mehr, akzeptieren bis zur Selbstaufgabe die völlig widernatürliche Behandlung und Ansprache.

Beispiele: Grotesk entstellte, verkleidete Tiere, zu Babys, Puppen, Comicfigürchen „umfunktionierte“ Tiere, sich schwerfällig auf Hinterbeinen schleppende „Omis“, durchs Bild laufende „Witzfigürchen“ werden gepostet – und noch erschreckender: zahlreich geliked!

In Kinderwagen und Betten liegen zu „Schlafpuppen“ verkleidete Tiere, mit Schnuller oder „von liebevoller Hand“ mit Löffel am Tisch sitzend gefüttert etc. Gerade diese Likes gehen in die Hunderttausende, weil ja im Vordergrund die „fürsorgliche Pflege“ der „Hundemama“ steht, die sich wie ihre User über das Hündchen amüsiert, das so „zauberhaft“ vom Löffelchen „schlappert“.

4. Weiteres Phänomen: Die unterschwellige Sexualität bzw. der indirekte Aufruf zum zoophilen Missbrauch mit Tieren!

Beispiele:

Eine schmale Hündin liegt auf dem Bett im durchsichtigen Negligee; der Blick des Betrachters geht automatisch auf die Zitzen und das Geschlecht der Hündin. Der Blick des Tieres ist erschütternd, ängstlich, verstört und fordert (eine bestimmte Klientel) damit umso mehr zur „Übergriffigkeit“ heraus

ein „lockendes“ Hündchen steht im Seidenhemdchen auf seinen Hinterbeinen vor der Tür, „lädt“ durch die Position und seinen ebenfalls verstörten Blick zum Eintreten ein

eine als femme fatale verkleidete „Prostituierte“ in Reizwäsche „flirtet“ mit dem Betrachter. Ebenfalls hier der sehr verstörte, bis zur Selbstaufgabe anmutende Hundeblick

eine als „naives Bauernmädchen“ verkleidete Hündin mit Dirndl, Schminke und falschen Wimpern „aalt“ sich vor Spiegel. Der Hund ist kaum noch als Retriever zu erkennen – im Vordergrund eine devot, demütig anmutende „Mädchengestalt“, die sich vor dem aufgestellten Spiegel betrachtet

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eine junge Frau lässt sich von einem jungen Schäferhundrüden von hinten bespringen; die Kommentare: „Der Boy hat aber Druck“ etc.

ein als „Zuhälter“ verkleideter Dobermann mit Goldkette, Brille Kleidung posiert vor dem Betrachter. Hier geht es um Dominanz, die der Dobermann ausstrahlen soll und durch seine gebrochene Haltung auf tragische Weise konterkariert wird.

Während bei diesen Beispielen keine sichtbare physische Gewalt vorliegt, geht es in all den vorgestellten Fällen um massive psychische Gewalt, die den Tieren über einen Zeitraum, möglicherweise jedoch täglich und dauerhaft zugefügt wird, ohne dass jemand eingreift.

Die Tiere – Hunde, Katzen, Kleintiere, heimische Wildtiere und landwirtschaftlich gehaltene Tiere –müssen Handlungen, Rituale und Behandlungen über sich ergehen lassen, die zum Lachen animieren sollen. Die hohen Klickraten zeigen, dass die Zielsetzung der Tierbesitzer nicht nur funktioniert, sondern – schlimmer noch – das Tierleid als solches nicht wahrgenommen werden will!

Neben diesen vordergründig „witzigen“, „humorvollen“ und „lustigen“ Fotos, Bewegtbildern und kurzen Videos gibt es die große Gruppe von Gewalt-Videos, die sich wie folgt zusammenfassen lässt:

Rituelle Gewalt: Schächten, zeremonielle Vorbereitung des Schächtvorgangs (Messer schärfen, Tier fesseln, fixieren, zu Boden bringen)

Sexualisierte Gewalt: Tiere in Reizwäsche, geschminkt, ans Bett gefesselt; erzwungene Deckakte mit Tieren (Tiere werden fixiert, angebunden, eingesperrt), Begegnung mit dem anderen Geschlecht wird „als Überfall“ inszeniert, der belacht wird (Lachsalven aus dem Off)

Mutproben und Übergriffigkeit an Wildtieren: Wildfänge einfangen, bedrängen, fesseln, erschrecken, einsperren, isolieren, an der Fortbewegung hindern

Schaulustigkeit bei Gewalttaten: Kamera draufhalten bei Tierkämpfen, auch bei Angriffen eigener Haustiere. Kämpfe und Übergriffigkeiten werden geduldet, nicht korrigiert. Den Tieren kommt niemand zu Hilfe, die Situation löst sich nicht positiv auf, weil Menschen nicht helfend eingreifen

Verstümmelungen und Amputationen: Auch diese fürchterlichen Videos gibt es, allerdings werden sie in der Regel von asiatischen Servern in den Umlauf gebracht: Äffchen ohne Arme, die verstört in beengender Kleidung sitzen und auf die Seite fallen, wenn jemand sie anstößt. Gleiches gilt für andere Tiere, denen Gliedmaßen entfernt wurden, um Mitleid, Spott oder Häme zu erzielen.

Wildfänge werden in engste Käfige gesperrt, die keine Rückzugsmöglichkeit bieten. Die Angst und Verstörung des gefangenen und schutzlos den Blicken ausgesetzten Tieres ist die Botschaft des Videos. Kinder spielen Fußball mit Igeln, Katzen, zünden Tiere an, sprühen sie mit Farbe an und vieles mehr.

Tierqual melden in den sozialen Medien – nur durch Recherchieren möglich!

Alle Plattformen sind verpflichtet, eine Meldefunktion für strafbare Inhalte zu installieren.

Beispiel Community-Richtlinien von TikTok: Beiträge mit diesen Inhalten sind verboten und sollen über die Meldefunktion angezeigt werden:

Essstörungen und Störungen der Körperwahrnehmung

Gefährliche Handlungen und Herausforderungen/Challenges

Nacktheit und körperliche Entblößung

Sexuell anzügliche Inhalte

Schockierende und explizite Inhalte

Glücksspiel

Alkohol, Drogen und Tabak

Tierquälerei

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Die Tierquälerei ist der abgeschlagene letzte Punkt, obwohl die Tiere in den sozialen Medien zu unfreiwilligen Hauptdarstellern geworden sind. Videos, Bewegtbilder und Fotos versprechen höchste Klickraten, wenn es um Tiere geht – und doch spielt die Misshandlung von Tieren in der Anzeigefunktion eine völlig untergeordnete Rolle.

Wer eine Tierquälerei melden möchte, macht dies über die Funktion MELDEN. Es öffnet sich bei allen Anbietern dann ein Fenster mit verschiedenen Formulierungen, in denen es nicht um Tiere, Tierqual oder Tiermisshandlungen geht. Erst bei weiterem Anklicken der aufgeführten Punkte stellt sich heraus, dass sich hinter der wenig eindeutigen Formulierung „Gewalt, Missbrauch und kriminelle Ausbeutung“ tatsächlich der Begriff „Tierquälerei“ verbirgt (Beispiel TikTok). Auch bei Instagram kann Tierquälerei nur melden, wer sich geduldig durch die anderslautenden Formulierungen arbeitet. Hier versteckt sich die „Misshandlung von Tieren“ hinter „Gewalt oder gefährliche Organisation“.

Welche Probleme ergeben sich aus dem Geschilderten?

Der Schutz der Tiere ist im Grundgesetz verankert. Tiere nehmen in den sozialen Netzwerken einen gewaltigen Raum ein. Damit spielen sie in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine sehr große Rolle.

Das Grundgesetz verpflichtet den Staat, Kinder und Jugendliche vor Beeinträchtigungen und Gefährdungen ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu schützen. Es gilt, die persönliche Integrität, die unbeeinträchtigte Entwicklung und die Entfaltung der Persönlichkeit von Heranwachsenden sicherzustellen. Bei Hinweisen auf Gefährdung dieser Schutzziele muss der Staat einschreiten. Das Internet bietet ungleich viele Gefährdungspotentiale für Kinder und Jugendliche, worauf das neue Jugendschutzgesetz reagiert. Die Schwierigkeit besteht darin, die jungen User an der digitalen Entwicklung teilhaben zu lassen, sie zugleich zum Selbstschutz zu befähigen und den Staat (Schutzauftrag) da eingreifen zu lassen, wo der Kinder- und Jugendschutz durch Netz-Inhalte bedroht ist.

43 solcher „Medienphänomene mit Gefährdungspotential“ listet der Gefährdungsatlas in seiner zweiten aktualisierten Auflage auf. Er soll die Arbeitsgrundlage für die neu geschaffene Bundeszentrale für Kinder und Jugendmedienschutz (BzKJ) sein. 43 Phänomene wie Gewaltverherrlichung etc. werden aufgeführt und umfangreich in ihrer Auswirkung auf Heranwachsende erläutert – das hochsensible Thema – Abwertung von Tieren, missbräuchliche Darstellung, artwidrige Behandlung, Zwangssituationen etc. – tauchen nicht auf!

Das Vernetzungstreffen der Stelle zur Durchsetzung von Kinderrechten in digitalen Medien (KidD) fand am 3. Juli in Bonn statt und wurde von der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) in diesem Mai ins Leben gerufen. Die über 20 teilnehmenden Institutionen und Prüfstellen stellten ihre Arbeit, den Schutz von Heranwachsenden in den digitalen Medien zu sichern, vor. Wir waren als einzige Tierschutzorganisation geladen und erläuterten, warum die missbräuchliche Tierdarstellung in den sozialen Netzwerken Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gefährdet. Wir verabredeten ein Zusammenarbeiten, um alle Beteiligten – Kinder, Jugendliche UND Tiere – besser zu schützen.

Wenn Sie sich weiter informieren wollen: www.kidd.bund.de

Doch wenn wir – wie oben geschildert – zahllose Tierdarstellungen in Social Media sehen, die auf psychischem Leid basieren, dann verstoßen diese Bilder, Bewegtbilder und Kurzvideos alle gegen die staatlich intendierten Schutzziele für eine ungefährdete Kindesentwicklung.

Denn die entwürdigende Tierdarstellung mit Kindern und Jugendlichen hat Folgen!

Sie nehmen Tiere nicht als eigenständige Lebewesen mit arteigenen Bedürfnissen wahr. Sie lernen außerdem, dass der Mensch den tierischen Anspruch auf Erfüllung seiner arteigenen Bedürfnisse (straflos!) ignorieren darf

Zugleich besteht die große Gefahr der Nachahmung. Doch wenn die Haustiere sich die Behandlung und Praktiken von Kindern nicht gefallen lassen und zubeißen, wird das drangsalierte Tier zum „Schuldigen“

Gefährlich auch, dass ein Bild von Tieren vermittelt wird, mit denen Menschen alles tun dürfen, was sie wollen. Die Tiere werden zu Objekten, zu Werkzeugen, zu Handlagern der perfidesten Ideen ihrer Besitzer. Sie haben und sie dürfen kein Eigenleben haben, sie haben nur im Hinblick auf die „Phantasie“ ihrer Menschen ein Existenzrecht

Die Darstellung von Tieren widerspricht jeglichem Bildungsauftrag, der Schüler zu Verantwortung, Empathie und Fürsorge für Tiere, Natur und Umwelt erziehen soll – womit wir auch einen Verstoß gegen den Schutzauftrag des Staates, der Kinder und Jugendliche zu Gemeinsinn, Verantwortungsbewusstsein etc. erziehen möchte, sehen.

Fazit: Nach unserer Erfahrung können (oder wollen?) die Internet-Plattformen den Schutzauftrag, den sie gegenüber Kindern und Jugendlichen haben, NICHT erfüllen. Gleiches gilt für den Schutz von Tieren!

Darüber hinaus: Alle Tier-Darstellungen sind für Kinder und Jugendliche frei zugänglich. Mit ihren Eindrücken bleiben sie alleine und sind mit der Einordnung des Gesehenen meist überfordert.

Alle Beispiele, die wir hier erwähnt haben, dürften laut Eigenaussage von z.B. TikTok gar nicht gezeigt werden. Zitat TikTok: „Wie in unseren CommunityRichtlinien erläutert, dulden wir keine Tierquälerei, Misshandlung, Vernachlässigung oder andere Formen der Tierausbeutung und entfernen Inhalte, die Tiere in Panik versetzen oder ihnen Schaden zufügen.“

Das Internet versagt bei der Selbstregulierung! Es ist unmöglich, alle Posts auf mögliche Verstöße zu kontrollieren.

DAHER sollte Gesetzgeber klare Regularien vorgeben, die alle Plattformen 1:1 verpflichtend im Wortlaut übernehmen müssen. So wäre es auch leichter, Tierqual zu melden, weil bei allen Anbietern die Formulierungen dieselben (!) sind.

Unser Definitions-Vorschlag

Gleich im ersten großen Fenster müsste diese Formulierung aufgenommen werden: Die Darstellung von Tieren verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Dann könnten verschiedene Gründe benannt werden, warum User X den Beitrag Y für tierschutzwidrig hält:

1. Tiere werden in Zwangslagen gebracht

2. Tiere werden artwidrig behandelt

3. Tiere werden zu unnatürlichen Bewegungen und Bewegungsabläufen gezwungen

4. Tiere werden ausstaffiert, verkleidet, zu Comicfigürchen gemacht

5. Die Tierdarstellung ist ein offener bzw. indirekter Aufruf zu sexuellem Missbrauch an und mit Tieren

6. Die Tiere werden sichtbar misshandelt (Schläge, Tritte, Futterentzug etc.)

7. Die Tiere zeigen durch ihre Mimik und Körperhaltung Angst, Stress und Fluchttendenzen

8. Die Tiere werden gefesselt, fixiert, angebunden oder eingesperrt gezeigt.

Unsere Forderungen

Medienkompetenz an Schulen als Pflicht-Curriculum einführen

Medienkompetenz stellt einen wichtigen Baustein in der reflektierten Mediennutzung dar. Da sich Kinder und Jugendliche ohne Orientierung und Leitlinien im Netz bewegen, können gewalttätige und übergriffige Darstellungen oft nicht richtig eingeordnet werden und führen zur Verunsicherung und ggf. zu falschen Wertvorstellungen. Medienkompetenz ist auch Prävention, denn regelmäßig konsumierte gewaltverherrlichende Darstellungen führen bewiesenermaßen zu einer gewissen Abstumpfung.

Aufklärungsarbeit

Mehr Aufklärungsarbeit leisten: Zielgruppe Eltern, die ihren Kindern/ Jugendlichen unkontrollierten Zugang zu Online-Medien gewähren. Eltern müssen mehr Bewusstsein dafür haben, welche Inhalte den Kindern vorgespielt werden können und welche Formen der Gewaltdarstellungen im Netz kursieren. Eltern müssen den Algorithmus dahinter verstehen und die Mediennutzung dahingehend anpassen.

Strengere Regularien

seitens der Online-Plattformen

Die Plattformen müssen stärker in die Pflicht genommen werden, Inhalte mit gewalttätigen Darstellungen zu blockieren (siehe oben).

Ausblick

Wir benötigen eine gesamtgesellschaftliche Debatte, welche Inhalte wir unseren Kindern und Jugendlichen zumuten wollen. Welche Inhalte wirken sich negativ auf die Entwicklung aus und welche Wertvorstellungen werden mit solchen Inhalten bei den Heranwachsenden verinnerlicht? All diese Darstellungen sind nicht förderlich für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen und lassen Rückschlüsse zu auf die zunehmenden Gewalttaten und Mobbingfälle unter Kindern und Jugendlichen!

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Tierschutz im südlichsten Portugal

1983 eröffnete die Deutsche Lilo ClaubergKranendonk gemeinsam mit vier weiteren Frauen ein Tierheim in Loulé. Das Canil Sao Francisco de Assis Loulé wurde Rettungsanker und Zuflucht in einem. Auch die ebenfalls aus Deutschland an die Algarve ausgewanderte Evelyne Römer-Hahn gehört zu den Unterstützerinnen des Tierheims, das im Schnitt über 500 Tiere gleichzeitig versorgt.

Unser Mitglied Evelyne lebt inzwischen seit über 20 Jahren in Faro, gemeinsam mit ihrem Ehemann und zahlreichen von der Straße aufgenommenen Hunden und Katzen. Die heimatlosen Tiere finden bei dem Juristenehepaar ein liebevolles Zuhause.

Der Bundesverband Tierschutz sammelt Spenden für das Tierheim und hat zuletzt im Rahmen einer Weihnachtsaktion 2000 Euro für die Begleichung von Tierarzt- und Futterrechnungen zur Verfügung gestellt. Über die aktuelle Situation im Canil Sao Francisco de Assis Loulé berichtet im Folgenden Evelyne.

Liebe Tierfreunde und Tierfreundinnen

in Deutschland,

vor ein paar Wochen war der 41. Geburtstag des Tierheims Sao Francisco de Assis Loulé, ganz leise und bescheiden begangen.

Selbst etwas überrascht stelle ich fest, dass ich seit fast der Hälfte dieser Zeit, nämlich 20 Jahre, dem Tierheim und seiner Mitbegründerin und Vereinsvorsitzenden Lilo Clauberg-Kranendonk freundschaftlich – quasi als AltVolontärin – verbunden bin. Fast ebenso lang, nämlich seit 2006, gehört der Bundesverband Tierschutz irgendwie mit dazu. Ihr habt mehrfach ausführlich über uns berichtet, Spenden für uns gesammelt und uns immer wieder ermutigt. Dafür sind wir sehr dankbar!

Heute möchte ich Euch etwas „updaten“: Es hat sich viel getan in diesen 41 Jahren. Die Rechtslage hat sich für den Heimtierschutz zwar stetig leicht verbessert, die Realität jedoch eher nicht.

Während Portugal schon 1994 dem Europäischen Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren beigetreten ist, ohne dass man in der Praxis des Aussetzens und der Misshandlungen nennenswerte Änderungen feststellen konnte, sind die wesentlichen Verstöße gegen das Tierwohl endlich 2014 unter Strafe gestellt worden, 2017 die Tiere von der Sache zum Lebewesen erklärt und ihre Tötung ohne Indikation verboten worden.

Im Jahr 2000 schlossen die letzten sogenannten Tötungsstationen oder wurden in Tierheime umgewandelt. Dennoch beklagt die Presse jährlich 1 Million herrenlose, ausgesetzte Hunde und Katzen auf Portugals Straßen – wer die wie, wann und wo gezählt haben will? Tatsache ist, dass jedenfalls an der Algarve deutlich weniger

Canil Sao Francisco de Assis Loulé

streunende Tiere anzutreffen sind als vor 20 Jahren, was mit der Chippflicht einerseits und der gewachsenen Zahl an privaten, einigen kommunalen Tierheimen und der (leicht zunehmenden) Tendenz zur Kastration zusammenhängen dürfte.

Übrigens: Nur hier zugelassene Tierärzte und Tierärztinnen dürfen kastrieren, die Kastrationskampagnen früherer Zeiten sind bei Strafe verboten*. Also mehr Heime – und alle sind voll, voll, voll!

Nicht nur Corona, was hier zur obligatorischen Schließung von Tierheimen für Monate geführt hat, auch die allgemein rückläufige Zahl von Adoptionen hat die Lage verschlimmert. Die Einführung von „TRACES“ (ein hochbürokratisches Verfahren der Registrierung und Kontrolle der Einfuhr auch von Heimtieren) für Auslandsvermittlungen, der Wegfall von Air Berlin, mit denen wir fünf, sechs, sieben Tiere gleichzeitig für geringes Geld transportieren konnten – nun kosten Transporte mit dem Auto ein Vielfaches (!) – die Angst vor der Inflation und die unsicher erscheinende Weltlage haben dazu beigetragen.

Machen wir uns nichts vor: Auch das Verbot, kranke, uralte und schwierige Tiere ohne jede Vermittlungschance einzuschläfern, hat dazu beigetragen, dass wir zur Zeit ca. 400 Hunde, 85 Katzen und 8 Huftiere beherbergen. Dies mit nur sieben Mirarbeiterinnen und Mitarbeitern. Rührender Weise seit über 30 Jahren mit dabei ein Ehepaar im Rentenalter, Pedro und Conceicao, hingebungsvolle, treue Tierfreunde, die von allen, besonders auch von den Tieren, sehr geliebt und geachtet werden.

Kommen wir zu den Finanzen; sie sind schlecht bis katastrophal. Nachdem Faro** im Mai kurzerhand die regelmäßigen Zahlungen mit der Argumentation eingestellt hat, nun ein eigenes Tierheim zu haben (Gegenvorstellung läuft, da sie vergessen haben, dass noch mehr als 30 Tiere aus der Tierrettung in Faro im Canil sind und täglich fressen und versorgt werden müssen), gibt von staatlicher Seite nur die Gemeinde Loulé eine regelmäßige finanzielle Unterstützung, auf deren Gebiet das Tierheim liegt. Doch diese Gelder decken nicht einmal die Hälfte des tatsächlichen Bedarfs.

Eine kleine regelmäßige Zahlung zur Unterstützung der Teilzeit-Tierärztin leistet ein netter Engländer. Ansonsten muss Monat für Monat um Hilfe bei Reparaturen, Futter, Medikamenten, Tierarztkosten etc. gebeten, ja „gebettelt“, werden. Mehr denn je ist das Tierheim auf private Unterstützung, also Spenden, angewiesen.

Es grenzt an ein Wunder, wie ich finde, dass das Tierheim überhaupt so lange durchgehalten hat! Das ist sicherlich auch und nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oft über ihre Arbeitszeit hinaus schuften und schuften, zu verdanken. Es muss die Liebe zu den vielen hilfsbedürftigen Tieren sein, die sie antreibt! Das gilt auch für die unermüdliche Lilo und ihre „Vize“Lurdes. Die portugiesische Steuerberaterin (Mitte 50) schlägt sich erfolgreich nit der hiesigen Bürokratie herum.

Bitte helft auch Ihr, das Fenster, das sich öffnet, wenn irgendwo eine Tür zufällt, mit aufzustoßen (dieses alte portugiesische Sprichwort passt hier in so vielen Situationen, und ich mag es sehr!).

Danke und herzliche Grüße von Evelyne

*Das staatliche Verbot, Kastrationskampagnen von ausländischen Tierärzten durchführen zu lassen, wird mit fehlender örtlicher Zulassung begründet. Auch der BVT hatte sich vergeblich bemüht, die Genehmigung für einen Arbeitseinsatz im Tierheim Loulé zu erhalten. Dr. Fred Willitzkat, ehemaliger BVT-Vorsitzender und im Ausland erfahrener Tierarzt, wollte mit Unterstützung von Kollegen im Tierheim Kastrationen durchführen, die Unkosten hätten er und der BVT getragen. Leider wurden alle Anträge mit o.g. Begründung zurückgewiesen.

**Faro ist das administrative Zentrum der Algarve in Südportugal.

Wie Sie helfen können

Das Allerwichtigste für das Tierheim sind regelmäßige Spenden. Nur wenn Gelder verlässlich jeden Monat kommen, können laufende Kosten für Futter, Tierärzte, Medikamente, Operationen und gegebenenfalls Baumaterialien für die Instandhaltung von Freigehegen und Gebäuden bestritten werden.

Übernehmen Sie Patenschaften für einen oder mehrere Hunde

Spenden Sie regelmäßig oder projektbezogen (für die nächste Futterlieferung, eine Operation oder ähnliches)

Nehmen Sie einen Hund oder eine Katze aus dem Tierheim Loulé auf

Wenn Sie Lilo oder Evelyne sprechen und mehr Informationen haben möchten, dann wenden Sie sich an uns. Wir stellen den Kontakt zu den beiden Tierschützerinnen her.

Sie können auch Ihre dem Canil zugedachten Spenden an uns überweisen. Wir sammeln die eingegangenen Spenden und schicken sie als Sammelüberweisung an das Tierheim. Sie erhalten eine Spendenquittung.

Bitte dann unter dem Stichwort „Hilfe für das Tierheim Loule“ spenden an

Bundesverband Tierschutz e.V. Spendenkonto DE 72 3545 0000 1101 0103 69

Mehr Infos zum Tierheim Loulé finden Sie hier: www.facebook.com/canil.saofranciscodeassis/

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“

Loriots Kultspruch und seine Folgen

„Das mit den Möpsen kann doch gar nicht so schlimm sein. Loriot hat gesagt, erst ein Mops macht das Leben gut“ – das ist eine von vielen Reaktionen, die Tierärzte zu hören bekommen, wenn sie ihren Kunden erklären, warum der Mops ein prominenter Vertreter einer Qualzucht-Rasse ist.

Im Vordergrund bei Möpsen steht seine erschwerte, oft krampfhaft anmutende Atmung. Sie ist die Folge des extrem kurzen Schädels und der optisch „plattgedrückten“ Nase. Die veränderte Anatomie des Kopfes hat Auswirkungen auf die Luftwege – sie werden stark eingeengt.

Für den Mops bedeutet das, schwerer Luft zu bekommen und sich häufig – bei Hitze, Aufregung, Erregung, schnellem Spiel, Bewegung, beim Fressen – in einem Zustand des Sauerstoffdefizits zu befinden. Das Atmen gleicht bei Möpsen denn auch eher einem verzweifelten Ringen nach Luft, schnelles Hecheln, Röhren, Japsen, Schnaufen und Keuchen begleitet die faltenreichen Hunde auf ihren kurzen Beinen, die einen zu kompakten, massig wirkenden Körper tragen müssen.

Auch Pascha hatte dieses Los gezogen – und mehr noch: Er musste sich die knappe Atemluft, die ihm zur Verfügung stand, mit den Zigaretten seiner Besitzerin teilen, die sie großzügig verkonsumierte. Als die alte Dame schwerstkrank in die Klinik eingeliefert wurde, war schnell klar, dass sie nicht nach Hause würde zurückkehren können. Doch für den acht Jahre alten Mops hatte sie nicht vorgesorgt, einzig den Nachbarn gebeten, in diesen ersten Tagen ihres Krankenhausaufenthaltes nach Pascha zu schauen. Der Nachbar fütterte den Hund und führte ihn kurz vor die Tür. Danach blieb Pascha alleine zurück.

Die schwerkranke Dame hatte eine Betreuerin, die Paschas Schicksal nicht losließ. Doch auch sie fand in ihrem Freundeskreis oder Arbeitsumfeld niemanden, der den vereinsamten Hund aufgenommen hätte. Ihr Arbeitgeber, das sozialpsychiatrische Institut Frankfurt, das uns (Claudia Lotz, Sandra Barfels) im vergangenen September zur Podiumsdiskussion eingeladen hatte, wies auf unser Hilfsnetzwerk „second home for lonely pets“ hin. So kam die Betreuerin mit ihrem Anliegen zu uns – und wir suchten im Datenbestand nach registrierten Helfern, die in der Nähe von Frankfurt wohnten und sich bereit erklärt hatten, einen Hund für eine gewisse Zeit in den eigenen vier Wänden zu betreuen.

Als ich mit Frau S. telefonierte, bestätigte sie sofort ihre Hilfe und setzte sich ins Auto, um Pascha aus der leeren Wohnung zu holen. Sie bemerkte, wie es auch ihrem Mann sofort auffiel, wie angestrengt der Mops atmete. Seine Augen wirkten entzündet, der Gang schwerfällig und die Muskulatur wenig ausgebildet.

Inzwischen hatte ich mich über die Betreuerin bemüht, dass Pascha dem BVT überschrieben wurde. Denn der Gesundheitszustand der alten Dame war so schlecht, dass sie voraussichtlich ins Hospiz verlegt werden würde. Sie stimmte zu, wie schon zuvor der Tierarztkonsultation.

Die hinzugezogene Tierärztin war schockiert, in welchem Maß sich die absurden Zuchtziele der Rasse bei Pascha niedergeschlagen hatten. „Am liebsten hätten ich den Hund sofort operiert“, sagte sie mit Blick auf die heute vielfältigen chirurgischen Möglichkeiten, angezüchtete Atemwegsprobleme zu korrigieren.

Doch uns war eine weitere Meinung wichtig, die Frau S. einholte und sich mit unserer Zustimmung schließlich für eine Tierarztpraxis entschied, die schon oft Eingriffe an sogenannten brachyzephalen Hunden durchgeführt hatte. Neben dem Mops kriegen weitere kurzköpfige Rassen wie Französische und Englische Bulldoggen zuchtbedingt schlecht Luft, ebenso Pekinesen, Boxer, Boston Terrier, Griffon, Cavalier Kings Spaniel und Lhasa Apso.

Wie die erst aufgesuchte Tierärztin konnte auch die nun ausgewählte Tierarztpraxis vor der OP das Herz nicht abhören, weil ein „Grundschnarchton“ alles überlagerte.

Die Operation fand im erweiterten Team statt, Herz und Lunge wurden überwacht, die Narkose in Anwesenheit des Tierarztes eingeleitet – und zunächst ging alles gut. Das Gaumensegel war erfolgreich gekürzt worden, nun sollte es um die Erweiterung von Naseneingang und Nasenvorhof gehen, danach um eine chirurgische Lidkorrektur der stark hervortretenden Augen.

Frau S. weinte, als sie uns den Tod des Hundes telefonisch durchgab. Pascha sei ein sehr lieber Hund gewesen, verträglich, fröhlich und immer gut aufgelegt, trotz seiner massiven gesundheitlichen Einschränkungen. Die Mutter zweier Kinder und selbst Tierhalterin hätte Pascha gerne ein dauerhaftes Zuhause nach der Operation geschenkt, doch ihrem Mann reichten die beiden Haustiere, Hund und Katze. So hätte sich Pascha, wenn er den Eingriff überlebt und sich bei Familie S. erholt haben würde, auf den Weg nach einem neuen Zuhause machen müssen.

Doch bevor mit dem zweiten Teil des Eingriffs begonnen werden konnte, starb Pascha – noch im Arm des Tierarztes. „Ich konnte es nicht fassen, solch ein ansatzloses Sterben“, sagte mir der Tierarzt später noch betroffen vom Erlebten. Der Hund sei fast 20 Minuten lang wiederbelebt worden, doch seine Herzkurve blieb eine tragisch stille Linie. „Wie gut, dass Pascha bei der Familie noch nicht sozial integriert war“, sagte der Tierarzt mit Blick auf Frau S., die Pascha erst seit kurzem versorgte und nach der Operation nicht hätte behalten können. Doch seine Bemerkung zeigte mir, wie schwer es für Tierärzte sein muss, ein Tier sterben zu sehen, wenn im Wartezimmer die Besitzer um sein Leben bangen.

„Pascha hatte 100 Gründe zu sterben“, sagte der Tierarzt und deute damit an, wie sehr er die aus dem Ruder gelaufenen „Rassestandards“ verurteilte.

Wir danken allen Beteiligten, besonders Familie S., für die liebevolle Betreuung.

Welche gesundheitlichen Probleme sollten Hundebesitzer von Mops & Co hellhörig werden lassen?

Der Hund

atmet sehr geräuschvoll ein und aus, selbst im Ruhezustand

fängt schnell an zu hecheln. Das Atmen hört sich an, als würde es gegen einen „Widerstand“ geschehen hat Probleme beim Schlafen. Er muss den Kopf hochlegen, hat häufig Atemaussetzer und schläft in stärkster Ausprägung seiner Atemnot im Sitzen würgt nach dem Essen oder bei Aufregung weißlichen Schaum hervor erbricht sein Essen, weil er bei der Futteraufnahme nicht genug Sauerstoff bekommt kollabiert schnell bei Aufregung oder Hitze und verliert das Bewusstsein.

Weitere Beschwerden: Weil die Augen stark hervortreten, leiden die Hunde oft unter Hornhautentzündungen. Außerdem können die Augen beim Spielen herausfallen.

Möpse und andere brachyzephale Rassen neigen zu Bluthochdruck und Herzproblemen, Zahnproblemen und Hautfalten-Dermatitis. Die Geburt der Welpen ist häufig nur mit Kaiserschnitt möglich, weil die Köpfe der Jungtiere nicht durch den Geburtskanal passen.

Bei brachyzephalen Hunden sind häufig diese Engstellen möglich, die dann zu Atemproblemen führen können:

Große Rachenmandeln zu langes und dickes Gaumensegel

Kehlkopf-Veränderungen

Verengungen des Luftwegs in der Nasenhöhle durch die Nasenmuscheln selbst zu enge Nasenlöcher und Nasenvorhöfe verengte Luftröhre.

Vom Qualzuchtmops zum Retromops?

Seit 2006 werden Möpse auf das Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts rückgezüchtet. Damals hatte der Mops, der eine Kreuzung aus verschiedenen Rassen war, lange Beine, einen gestreckten Köper mit einem gesunden Knochenbau und festem Bindegewebe. Der frühere Mops, verewigt auf Gemälden und Stichen, hatte eine Schnauze mit eingebetteten Augen und galt als sportlicher, unkomplizierter Hund.

Die Rassestandards orientierten sich dann im Laufe der Zeit an den Extremen, auf Showveranstaltungen wurden die Möpse ausgezeichnet, die im Exterieur besonders hervorstachen. So wurde aus dem gesunden Mops ein Hund mit verkürztem Gesichtsschädel, großen kugelrunden Augen und einer flachen Nase. Mit seinen schweren Hautfalten und dem gedrungenen Äußeren wurde der Mops zum „Liebhaberhund“. Das kindliche Aussehen mit „Stupsnase“ sorgten ebenso für Heiterkeit wie sein „lustiges Geschnaufe“ und seine „liebenswerte Trägheit“.

„Das Leben für einen Mops ist möglich, aber nicht sinnvoll“ (freie Abwandlung von Loriots Kult-Spruch).

Wenn Sie wie Frau S. in unserer Geschichte ein großes Herz für (Haus-)Tiere haben und in der Lage sind zu helfen, dann registrieren Sie sich bitte bei „second home for lonely pets“. Unser Projekt ist ein Hilfsnetzwerk; je mehr Menschen helfen und Tieren ein vorübergehendes Zuhause bieten können, desto öfter kann anderen Menschen in Notsituationen geholfen werden.

Alle wichtigen Informationen finden Sie auf unserer Homepage, unter der Rubrik FAQ´s haben wir mögliche Fragen zusammengestellt und informieren dort auch über Rechtliches, wie z.B. die Datenschutzbestimmungen.

Henry Bernard Chalon - A favorite pug (1802)

Lucys aufregende Welt Hunde und Musik zur Entspannung

Also, ich sag’s euch…

Das mit der Musik ist ja so eine Sache. Die Zweibeiner mögen das. Ganz verschiedene Sachen gibt’s da. Laute Musik. Und leise Musik. Manchmal schnell, manchmal langsam. Klingt immer wieder ein bisschen anders.

Mein Frauchen hat da auch so ein Faible für Musik. Hauptsächlich für etwas, das sie Klassik nennt. Ich versteh‘ ja nicht so viel davon, ich weiß nur, ob mir das Zeug gefällt oder nicht. Neulich war sie ganz und gar aus der Hundehütte, äh, ich meine natürlich, aus dem Häuschen. Da kam so ein rundes Ding mit der Post, das sie als CD bezeichnet. Alles Mögliche ist da drauf von Menschen, die man Komponisten nennt. Beethoven, Chopin, Brahms und sogenannte Zeitgenossen, also Leuten, die noch leben oder nicht lange tot sind. Gespielt haben das Frank Dupree und James Baillieu auf dem Klavier und Timothy Ridout auf der Bratsche.

Ich habe mir sagen lassen, dass viele Leute der Meinung sind, dass Hunde Musik von Streichinstrumenten nicht mögen. Stimmt aber nicht. Ich fand das total super, konnte mich prima entspannen und habe gemütlich dabei vor mich hingeträumt…

Was ich auch ganz toll finde, sind Sachen von Beethoven, Chopin und vor allem Mozart. Und dabei alles, was man auf dem Klavier spielen kann. Die Leute, die uns Vierbeiner in Hundeschulen unterrichten, sind der Meinung, dass man Musik ganz prima zur Ausbildung und Erziehung einsetzen kann. Klassische Konditionierung nach Ivan Pavlov nennen sie das. Na ja, scheint ja zu funktionieren, ohne dass wir uns allzu sehr dabei anstrengen müssen.

Mein Frauchen hat dazu so einiges ausprobiert und deshalb habe ich sie gebeten, dass sie hier mal extra erklärt, welche Erfahrungen sie gemacht hat, denn ich kann das nicht ganz so gut. Und während wir jetzt den Artikel schreiben, hören wir natürlich genau diese Musik…

Als Halterin einer kleinen Mischlingshündin aus einer Tötungsstation in Rumänien (Lucy hat ja in ihrer eigenen Kolumne schon ausführlich darüber berichtet), die auch nach Jahren immer wieder unter Ängsten leidet, bin ich natürlich ständig bemüht, Wege zu finden, die sie zur Ruhe kommen lassen.

Musik ist tatsächlich ein probates Mittel. Sehr gute Erfahrungen haben wir dabei mit Mozart gemacht. Der 2. Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur, KV 467 war und ist dabei besonders effektiv.

Unterdessen haben Studien in der Humanmedizin herausgefunden, dass die Klaviersonate in D-Dur, KV 448 besonders hilfreich zum Einsatz bei Epilepsiepatienten kommt. Innerhalb von 30 Sekunden, so das Ergebnis, habe sich die EEG-Kurve während eines Krampfanfalls von extrem bedrohlich zu beinahe normaler Variante entwickelt und dem Patienten sehr schnell Linderung verschafft.

Lucy und ich haben genau diese Sonate bei Sturm (Lucy hat extreme Angst davor) und nach einem aufregenden Nachmittag mit Hundefreunden getestet. Und siehe da: Nach etwa besagten 30 Sekunden waren sowohl Hund als auch Frauchen tiefenentspannt!

Angeblich, laut Studie, funktioniert die heilsame Wirkung in dieser starken Weise aber nur bei genau der genannten Klaviersonate von Mozart. Warum das so ist, konnte aber anscheinend noch nicht geklärt werden.

Lucy und ich sind der Meinung: Ausprobieren kann auf keinen Fall schaden...

Interview mit Ronja Sievers

Die Verantwortung einer Tierschutzlehrerin

Du arbeitest als Tierschutzlehrerin für uns und bist dabei für die Kitabesuche im Raum Hamburg zuständig. Wie führst Du die Mädchen und Jungen, die ja noch nicht zur Schule gehen, an das facettenreiche Thema Tiere heran?

Ronja: Am wichtigsten ist es, den Unterricht so zu gestalten, dass die Kinder vom Stoff begeistert sind. Wenn ihnen ein Thema, das gilt zum Beispiel für Insekten, „langweilig“ erscheint – dann muss ich über verschiedene Wege versuchen, ihr Interesse zu wecken. Manche Kinder finden Insekten sogar „eklig“; für sie ist es ganz schwer zu verstehen, dass auch Insekten Tiere sind.

Wir haben dann aus alten Blechdosen kleine Insektenhotels gebastelt, die sie anmalen und bekleben durften – und schon hatten sie den Zugang zur Welt von Biene, Käfer & Co. Generell lassen sich die Kitakinder sehr leicht begeistern: Bevor wir mit einem neuen Thema starten, frage ich sie, was ihnen dazu einfällt. Meistens wollen alle von ihren Erfahrungen berichten oder einfach nur erzählen, was ihnen für Gedanken durch den Kopf gehen.

Manchmal führe ich sie auch an neue Themen heran, indem ich Fragen in den Raum stelle, die noch nicht beantwortet werden können. Die Lösung erarbeiten wir dann gemeinsam. Am häufigsten sitzen wir zusammen und reden über Tiere, ihr Verhalten und ihren Lebensraum, zeichnen oder basteln (tierthematisch) oder lösen kleine (tierische) Rätselaufgaben.

Welche Themenfelder kannst Du mit den Kitakindern – im Hinblick auf ihr Alter – schon ansprechen?

Ronja: Wir behandeln schon recht viele Themen: Wir reden über heimische Wildtiere, in welchen Regionen Deutschlands sie beheimatet sind, welche Spuren sie in unseren Wäldern, Wiesen und Feldern hinterlassen, in welchen Strukturen (Familienverbänden etc.) sie leben und vieles mehr. Natürlich besprechen wir auch den großen Bereich der Haustiere, was Hunde, Katzen, Vögel und Kleintiere brauchen, um sich in unserer Obhut wohlzufühlen, welche Haltung richtig (weil artgerecht) ist.

Fasziniert waren die Kinder, als ich meinen Hund Jari mitgebracht habe. Wir konnten direkt an seiner Mimik beobachten, was er uns „sagen“ wollte. Da konnte ich dann den weiten Bogen zum Verhalten der Hunde schlagen und erklären, auf welche Weise sie uns etwas mitteilen, Hunger, Angst, Freude –eben das ganze Verhaltensrepertoire.

Bei bestimmten Themen spüre ich, dass ich nicht weiter in die Tiefe gehen sollte. Sensible Bereiche sind zum Beispiel die Tiere in der Landwirtschaft. Weil diese Thematik so eng mit der Ernährung der Kinder zusammenhängt, möchte ich den Eltern hier nicht vorgreifen. Ebenfalls schwierig: die Bedrohung des Lebensraumes wilder Tiere oder die Misshandlung von Haustieren. Zwar sind die Kitakinder daran sehr interessiert und zeigen, wie gerne sie etwas an den Situationen verändern würden, doch merke ich ihnen an, wie machtlos sie sich letztendlich fühlen, weil sie eben doch noch nichts verändern können

Kannst Du an der Reaktion der Kinder feststellen, welche Themen sie so richtig fesseln?

Ronja: Auf jeden Fall. Die Ausflüge in die Natur sind heiß begehrt. Und sie lieben alles, was mit Haustieren zu tun hat – wie gesagt, als mein Hund Jari dabei war, gehörte die Aufmerksamkeit komplett ihm.

Von heimischen Wildtieren möchten die Mädchen und Jungen ganz viel erfahren, u.a. deswegen, weil sie einige Tiere schon selbst gesehen haben und dann ganz begeistert Geschichten von ihren Begegnungen erzählen. In dem Zusammenhang kommen auch die Tierpräparate immer wieder gut an, weil die Kids die Tiere ganz nah vor sich haben und sie anfassen können. Die Berührung des Fells, der Federn oder der Haut spielen eine ganz große Rolle beim Begreifen von (nicht-menschlichen) Lebewesen.

Wenn wir in die Natur gehen, spielen wir TierDetektiv, nehmen immer Lupen mit. Damit suchen die Kinder – und das machen sie total begeistert –nach Insekten auf Blättern, in Büschen, auf dem Boden und nach kleinen und großen Tierspuren.

Wir hören, welche Vögel in den Bäumen sitzen und schauen, ob wir Tiere entdecken können, die man nicht so oft zu Gesicht bekommt. Bei einem Ausflug haben wir einmal so viele Fasane vom Boden in die Luft steigen sehen, dass wir aufgehört haben, sie zu zählen. Die Ausflüge sind auch unter einem weiteren Aspekt wichtig: Wie verhält man sich in Gegenwart von wilden Tieren, und worauf sollte man bei plötzlichen Begegnungen (Rehe, Wildschweine, Füchse etc.) achten? Darüber spreche ich ausführlich mit den Kindern.

Was mir übrigens besonders am Herzen liegt: Den Zusammenhang zwischen den Tieren und ihrer Umwelt herzustellen. So schafft man ein Bewusstsein für die Zusammenhänge, für das große Ganze.

Ein guter und fundierter Tierschutzunterricht hat das Ziel, Empathie für Tiere bei den Kindern zu fördern. Wer ganz viel über Tiere weiß und verinnerlicht hat, dass auch Tiere Gefühle haben, Schmerzen und Leiden verspüren, sich freuen und Spaß haben können, intelligent sind und ein Bewusstsein ihrer selbst haben – der wird später alles daran setzen, Tiere zu schützen und Tieren zu ihrem Recht zu verhelfen.

Damit trägst Du als Tierschutzlehrerin eine große Verantwortung. Siehst Du das auch so?

Ronja: Ja, das sehe ich genauso! Denn viele Kinder lernen im Elternhaus häufig nichts oder zu wenig über den notwendigen Schutz von Tieren. Für manche Mädchen und Jungen bin ich dahingehend ihre einzige Anlaufstelle. Dabei sind die Kinder sind so unendlich wissbegierig und möchten verstehen, warum Tiere so sind, wie sie sind.

Und logisch, dass sie im nächsten Schritt wissen wollen, was sie selbst tun können, um den Tieren das Leben zu erleichtern. Ich ermutige sie dazu, für sich und das, was ihnen wichtig ist, einzustehen, auch wenn sie erst drei, vier oder fünf Jahre alt sind. Und wenn das, was ihnen wichtig ist, die Tiere sind, die sie durch unseren Unterricht besser kennen lernen, werden sie hoffentlich auch später für sie da sein und Verantwortung übernehmen. „Wir können nur schützen, was wir kennen“ – dieser Satz ist die Basis des Tierschutzunterrichts!

Welche Werte im Umgang mit Tieren leiten Dich persönlich?

Ronja: Meine Kindheit und Jugend sind durch Tiere geprägt. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, in einem großen Haus mit einem weitläufigen Garten. Wir hatten anfangs Kaninchen, dann Meerschweinchen, einen Wellensittich und einen Hamster. Diese Tiere haben wir zum „eigenen Vergnügen“ gehalten, wie das wahrscheinlich bei den meisten Menschen so ist. Dass man Kaninchen und Meerschweinchen nicht zusammen und Wellensittiche dagegen nicht allein halten sollte, war mir nicht bewusst. Ich habe mich an ihnen erfreut, aber weiter nicht nachgedacht, wie es ihnen bei uns gehen könnte.

Meine Mutter hat immer ihr Bestes gegeben, um mir klarzumachen, dass die Tiere nicht für mich leben, sondern für sich selbst! Dazu gehört auch, die Tiere in Ruhe zulassen, wenn sie Anzeichen von Desinteresse oder gar Angst zeigen. Ich befürchte, dass viele Menschen diese Notsignale ihrer Tiere nicht deuten können.

Es hat gedauert, bis ich verstanden habe, dass kein Tier auf dieser Welt wandelt, um mich zu bespaßen. Ich bin tatsächlich als Kind sehr gerne in den Zoo oder Tierpark (auch Zirkus) gegangen, um die „schönen Tiere“ aus der Nähe anzusehen.

Heute meide ich selbstverständlich diese Institutionen, weil ich weiß, wie sehr die Tiere unter der artwidrigen Umgebung leiden und das Konzept Tierpark und Zoo längst an seine Grenzen gestoßen ist (vom Zirkus ganz zu schweigen).

Ich habe einen Hund und einen Kater und merke jeden Tag, dass die beiden eigenständige Lebewesen sind, mit individuellen Gefühlen und Gedanken. Sie zeigen mir ganz klar an, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Und jetzt bin ich auch glücklicherweise in der Lage, ihr Verhalten richtig zu deuten und ihnen somit ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Ich wünsche mir, dass meine betreuten Kinder ein solides Grundwissen über einen vernünftigen und verantwortungsvollen Umgang mit Tieren bekommen. Dabei sollten sie lernen, dass man Tiere nicht nur hält, um sich „an ihnen zu erfreuen“, sondern vor allem, um ihnen ein artgerechtes und gutes Leben zu schenken. Es ist mir sehr wichtig zu vermitteln, dass Tiere, gleiches gilt für unsere Mitmenschen, mit Respekt behandelt werden müssen.

Zum Schluss: Tiere haben mich schon immer fasziniert. Ich liebe es, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dass ich nun einen solchen Job – Tierschutzlehrerin für den BVT – ausüben darf, ist eine große Bereicherung für mich. Wenn ich erlebe, wie sich die Kinder für die unterschied-

Ronja Sievers

Das große Vergessen

Auch Hunde können an Demenz erkranken

Als ich die Wohnung betrete, weist mich die junge Frau auf ihren Hund hin. Ein alter Dackelmischling steht vor der Wand und starrt sie an. Seine Haltung wirkt unschlüssig, desorientiert, sein Blick leer, als müsse er sich aus anderen Welten zurückholen.

Tobi ist dement. Die Diagnose haben seine beiden Besitzerinnen gerade erst erhalten und sind noch ganz betroffen, weil sie nicht wissen, ob und wie sie ihrem an Demenz erkrankten Hund gerecht werden können.

Wann man bei Hunden von Demenz spricht oder die Verhaltensänderungen doch seinem zunehmenden Alter – Taubheit, Blindheit, Schmerzen bei Bewegung – zugeschrieben werden können, ist für Hundehalter oft schwer zu erkennen.

Demenz bei Hunden, als Canine Cognitive Dysfunction (CCD) bezeichnet, geht mit dem Alter von Hunden einher und äußert sich in ähnlicher Weise wie die Alzheimer-Krankheit bei Menschen. Die neurodegenerative Erkrankung betrifft das Gehirn und führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten. Auch bei Hunden wird die CCD durch den Abbau von Nervenzellen und -gewebe im Gehirn verursacht.

Mit zunehmendem Alter können sich diese degenerativen Veränderungen verstärken, was dann wahrnehmbar für die Besitzer zu Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit und Verhaltensänderungen ihres Hundes führt. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig erforscht – doch spielen, wie bei Menschen, genetische Faktoren eine große Rolle, außerdem die gesundheitliche Verfassung des Tieres.

Woran merke ich, dass mein Hund dement wird (oder schon geworden ist)?

Orientierungslosigkeit

Der Hund wirkt verwirrt, findet sich in bekannten Umgebungen nicht mehr zurecht oder bleibt in Ecken „stecken“, vor Wänden stehen

Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus

Betroffene Hunde schlafen tagsüber vermehrt und sind nachts sehr unruhig

Verminderte Interaktion

Erkrankte Hunde haben weniger Interesse am Spiel, sozialer Interaktion und bekannten Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet hatten

Verändertes Verhalten

Es können Angst, Aggressivität oder Nervosität auftreten – Verhaltensweisen, die die Hunde zuvor nicht zeigten

Verlust der Stubenreinheit

Hunde, die üblicherweise stubenrein waren, erleichtern sich in den Wohnräumen

Verminderte Lernfähigkeit

Dementen Hunden ist es nicht mehr möglich, Erlerntes abrufen. Sie vergessen Anerzogenes und sind nicht mehr in der Lage, neue Hinweise oder „Kommandos“ umzusetzen.

Wie bei Menschen sind die verschiedenen Formen von Demenz nicht heilbar, aber durch bestimmte Maßnahmen beeinflussbar. Medikamente zur besseren Durchblutung des Gehirns und Beeinflussung der Neurotransmitter sollen den Krankheitsverlauf verzögern und die Lebensqualität der vierbeinigen Patienten verbessern. Eine Futteranreicherung mit Antioxidantien und Omega 3-Fettsäuren wird ebenso empfohlen wie ein berechenbares Umfeld. Eine strukturierte Umgebung mit klarem Tagesablauf gehört zu den Möglichkeiten, die Hundehalter umsetzen sollten, um ihrem „verwirrten“ Hund das Leben zu erleichtern. Regelmäßige Spaziergänge, geistige Stimulation durch Spiele und Training sowie eine beruhigende Schlafumgebung können weiter dazu beitragen, den Hund zu „stabilisieren“.

Übrigens ist die Demenz bei Hunden kein neues Phänomen, wird aber häufiger diagnostiziert. Die Gründe: Die tierärztliche Versorgung von Haustieren ist umfassender und von Seiten der Hundehalter sehr viel regelmäßiger geworden. Hinzu kommt, dass selbst vorerkrankte Hunde (mit Ausnahme der überzüchteten und qualgezüchteten Rassen) dank Medikamentenversorgung heute ein recht hohes Lebensalter erreichen können.

Die Herausforderungen im Alltag

Ein ehemals lebhafter und verspielter Hund wird passiver und zieht sich bewusst von seinen Bezugspersonen zurück

Wenn der Hund oft nicht schlafen / durchschlafen kann, dafür aber eine stärkere Nachtaktivität entwickelt, macht sich über kurz oder lang bei allen eine zunehmende Erschöpfung bemerkbar

Unfälle und Unsauberkeiten im Haus sind eine weitere Herausforderung für den Hund und seine Besitzer

Auch die emotionale Belastung für die Hundehalter darf nicht unterschätzt werden: Der Rückzug des Hundes ins Vergessen ist genauso endgültig wie der spätere Abschied. Der vierbeinige Freund, der sich zuvor über seinen geliebten Menschen freute, mit ihm den Tag verbrachte, Liebgewordenes teilte – dieser Hund ist plötzlich nicht mehr erreichbar. Er steht, wie im obigen Beispiel, im Wohnzimmer, verloren vor der Wand und kommt, wenn sich Neugierde oder Erinnerung regt, schwankend zu den Personen gelaufen, die er einst in sein Herz geschlossen hatte.

Geduld, Verständnis und Liebe sind die Zauberworte. Die canine kognitive Dysfunktion schreitet fort und wird die Bedürfnisse des betroffenen Hundes verändern. Durch liebevolle Pflege, tierärztliche Betreuung und einen – der Erkrankung angepassten– Umgang kann die Lebensqualität des Hundes (zumindest für eine gewisse Zeit) erhalten werden.

Buchtipp

Unter dem Begriff Demenz wird eine Reihe von Erkrankungen des Gehirns zusammengefasst, die zu einer meist fortschreitenden Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Unterschieden werden die AlzheimerDemenz und die vaskuläre Demenz, welche auf Durchblutungsstörungen basiert. Auch Mischformen treten auf.

Die wichtigsten Merkmale einer Demenzerkrankung beim Hund sind Desorientierung, Vergesslichkeit, Verhaltensänderungen, Stimmungsschwankungen, neurologische Ausfälle, Stubenunreinheit und im späten Stadium Harnund Stuhlinkontinenz.

Ursachen einer Demenz sind das Alter, Durchblutungsstörungen, Kopfverletzungen, Stoffwechselerkrankungen, falsche Fütterung, Veränderungen im Hormonhaushalt, Tumore, Schlaganfälle, erbliche Faktoren, eine Leber- oder Nierenschwäche und hoher Blutdruck. Bei der "HundeAlzheimer-Demenz" sterben Nervenzellen ab und gehen bestehende Verbindungen zwischen den Nerven verloren. In den Nervenzellen und deren Zwischenräumen bilden sich Eiweißablagerungen, sogenannte Plaques. Diese stören den Stoffwechsel und die Verbindung der Nerven.

Was uns Menschen hilft, kann auch bei Tieren erfolgreich eingesetzt werden. Wer seinem dementen vierbeinigen Freund ohne Chemie und mögliche Nebenwirkungen helfen möchte, sollte es deshalb mit der Homöopathie und den Schüsslersalzen versuchen. Beide Therapien aktivieren die Durchblutung, den Stoffwechsel, die Selbstheilungskräfte und bringen das Tier wieder ins Gleichgewicht.

Wenn nichts mehr geht, bleibt nur die Hoffnung

Tierheim ESMA in Ägypten

Vom Himmel brennt die Sonne, die über 3000 Tiere im ESMA-Tierheim nahe Kairo haben seit zwei Tagen nichts gefressen. Viele Gehege sind defekt, die Hunde sitzen in Katzengehegen, ein schwer kranker Esel teilt sich seinen Trakt mit einem Hund, ein Affe springt ruhelos durch seinen zweiseitigen geschlossenen Bretterverschlag, stets auf der imaginären Flucht vor den Hunden, die er in unmittelbarer Nähe wahrnimmt.

Pro Monat verschlingt das ESMA-Tierheim Kosten von 30.000 Euro, für Tierfutter, Medikamente, Operationen, Gehälter für die 20-25 Mitarbeiter, für Strom, Wasser, die Grundstücksmiete und die Reparatur des uralten Autos. In keinem Monat kann die benötigte Summe von der Tierheimgründerin Mona Khalil aufgebracht werden. Dann weigern sich die Futtermittellieferanten Futter zu bringen, Tierärzte kommen nicht mehr ins Tierheim, um die Tiere zu behandeln – und die Mitarbeiter können ihren Kindern nichts mehr zu essen kaufen, weil sie wieder einmal auf ihr ohnehin schon geringes Gehalt warten müssen.

Und als wäre dies alles nicht schon genug, hängt über Mona und ihrem sich aufopfernden Team das Damoklesschwert schon ganz tief: Der Pachtvertrag für das ESMA-Tierheim, das nahe den Nebenpyramiden bei Kairo liegt, läuft zum 31. Dezember 2025 aus. Doch der Grundstücksbesitzer hat aktuell den Auszug vorverlegt: Nun müssen die

Tierschützer schon im Oktober das Gelände räumen. Alle Grundstücke neben dem ESMA-Tierheim sind bereits als Bauland verkauft – und der Eigentümer des Tierheim-Pachtlandes will genau dasselbe mit seinen zwei Hektar Land machen: zu einem Bestpreis verkaufen.

Tierheimleiterin Mona Khalil sucht in einer Verzweiflung, die kaum vorstellbar ist: Wo soll sie hin mit ca. 3000 Tieren, Hunden, Katzen, dem Esel und dem Affen? Wohin in einem Land, in dem der Tierschutz nicht nur keinen Stellenwert hat, sondern sogar geächtet wird? Wer sich für Tiere einsetzt, muss dies gegen Widerstände und vor allem nicht öffentlich tun, wie die ägyptische Schauspielerin, die kürzlich „heimlich“ im ESMA-Tierheim eine Spende hinterlassen hat.

Und weil die Tiere – es gibt kein Tierschutzgesetz in Ägypten – so wenig zählen in dem Land der Pharaonen, muss sich das Tierheim mit einer hohen Mauer schützen. Gegen Menschen, die Tiere quälen wollen, auch wenn sie schon hier im Tierheim als Ärmste unter den Ärmsten sitzen. Wenn ein Esel, der nicht mehr laufen kann, einfach auf der Straße stehengelassen wird, wenn Straßenhunde, die als staatliche Anweisung vom ESMA-Tierheim auf eigene Kosten kastriert, geimpft und gechippt werden mussten, Wochen später GEZIELT vergiftet erden, dann wird deutlich, was Tierschutz in Ägypten bedeutet oder besser: nicht bedeutet.

Hitze und Hunger

Spendenkonto BVT

DE72 3545 0000 1101 0103 69

Stichwort: ESMA-Tierheim Ägypten

keiten der Bevölkerung entzogen. So schwer, hart und entbehrungsreich das Dasein im Tierheim auch ist – hier kann jeder Schützling sicher sein, dass die Menschen ihnen Gutes tun, auch wenn das Futter für Tage fehlt, es keine Schmerzmittel gibt und Brüche und andere Verletzungen oft nicht behandelt werden können.

Im Oktober 2025 muß das Tierheim geräumt sein

Seit über drei Jahren fliegt Dagmar Kost, meistens begleitet von ihrem Mann, nach Ägypten. Mehrfach im Jahr bricht das engagierte Ehepaar zu ihren Arbeitsaufenthalten auf, im Gepäck acht schwere Koffer voller Medikamente und Spezialfutter für chronisch kranke Tiere. Dagmars Gehalt fließt komplett in das Tierheim, die Flüge bezahlt sie mit Bastel-, Häkel- und Strickarbeiten, die sie in Internetshops verkauft. Mit dem eingenommenen Geld, darunter auch einige Spenden aus ihrem Umkreis, bezahlt sie vor Ort in Ägypten aufgelaufene Futtermittel- und Tierarztrechnungen.

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Tierheim ESMA in Ägypten

In ihren schweren Koffern hat sie auch dringend benötigtes Material, das in Ägypten kaum zu bekommen ist, wie zum Beispiel Werkzeug, eine Bohrmaschine, Dübel, OP-Besteck, eine Schermaschine, ein Blasrohr und vieles vieles mehr. Die Handwerksarbeiten verrichtet dann ihr Mann, unterstützt von den Tierheimmitarbeitern. Nicht einmal eine Leiter gab es im Tierheim, weshalb sich immer wieder Mitarbeiter verletzten, wenn sie in luftige Höhen kletterten, um das Dach zu flicken oder anderes Defektes notdürftig zu reparieren.

Tierheim-Mitarbeiter

Wenn Dagmar und ihr Mann von Hannover nach Frankfurt fahren, um von dort nach Kairo zu fliegen, dann haben sie eine zweitägige Anreise vor sich. Am Morgen nach der Ankunft geht es um 7.00 Uhr los – der Arbeitstag im Tierheim wird nicht vor 24.00 Uhr enden. „Manchmal“, sagt Dagmar, „bin ich am Ende meiner Kräfte.“ Dagmar Kost ist 58 Jahre, Mutter von vier Kindern und berufstätig. Sie hat mehrere Katzen vom Tierheim ESMA aufgenommen, als Flugpatin nach Deutschland begleitet und daheim festgestellt, dass die Tiere schwere Verletzungen aufwiesen, die der damalige ESMA-Tierarzt nicht erkannt (oder verschwiegen) hatte. Kater Leo zum Beispiel hatte (vermutlich durch eine Axt) einen gespaltenen Schädel, einen gebrochenen, schief verwachsenen Kiefer und ein in die Augenhöhle eingesunkenes Auge. Heute geht es dem operierten Leo sehr gut, er hat seine Lebensfreude zurückgewonnen, Vertrauen aufgebaut und kann sich sogar schon wieder von Männern anfassen lassen, was zuvor unmöglich war.

Wenn Dagmar und ihr Mann in diesem September in Kairo mit ihren großen Koffern landen (und sie hoffentlich unbeanstandet durch den Zoll kommen, was aufgrund der Medikamente häufig nicht der Fall war), dann haben sie dieses Mal noch einen Laptop dabei. Denn im Tierheim gibt es keine Buchhaltung oder Karteikarten, auf denen zum Beispiel vermerkt sein könnte, an welcher Erkrankung Tier X leidet, wie es behandelt werden müsste, welche Medikamente (wenn überhaupt) gegeben wurden und wie die Dosierung lautet.

„Medikamente werden oft nicht korrekt eingesetzt oder falsch dosiert“, erklärt Dagmar mit Blick auf die Verständigungsschwierigkeiten. So wird oft aus dem ohnehin kargen Medikamentenvorrat ein Mittel genommen, das zwar grundsätzlich helfen kann, aber nicht spezifisch auf die jeweilige Erkrankung zugeschnitten ist. Schmerzmittel fehlen grundsätzlich bei der hohen Anzahl verletzter Tiere.

Der Esel mit seiner angeborenen Fehlstellung der Vorderläufe müsste dauerhaft unter Medikamenten stehen, denn Tierheimleiterin Mona Khalil lässt es nicht zu, dass Tiere eingeschläfert werden. Wenn „die Zeit zum Sterben gekommen ist, dann kommt sie“ – menschliches Eingreifen, selbst bei kaum noch lebensfähigen Tieren, gestattet sie

Dagmar Kost

Für das deutsche Ehepaar ist gerade der letzte Punkt kaum zu ertragen, doch bleiben die Beiden schließlich Gast im fremden Land. „Ich hatte einen Gnadenhof für Esel gefunden, der unseren Esel aufgenommen hätte“, sagt Dagmar und deutet an, dass der Esel dort von seinen Leiden erlöst worden wäre. „Er kann nicht laufen, kaum stehen, es ist schwer mitanzusehen.“

Aus dem Ausland unterstützen Tierfreunde das ESMA-Tierheim, wie u.a. der Musiker Josh Hinz aus den USA, Linda Newmann aus Großbritannien sowie Lia Holland oder die mit 17 Jahren aus Deutschland nach Kairo ausgewanderte Heidi. Marianne Brass von der Freien Tierhilfe, der jüngste BVT-Mitgliedsverein, sammelt Spenden für die ägyptischen Tierschützer und hatte uns im Mai gebeten, den seit drei Tagen hungernden Tieren die Futternäpfe zu füllen. Wir haben 2000 Euro für den Kauf von Futter vor Ort zur Verfügung gestellt und über Newsletter und soziale Netzwerke zu weiteren Spenden aufgerufen.

Aktuell haben wir Reiseveranstalter angeschrieben, die Touren nach Ägypten in ihrem Portfolio haben und ihnen vorgeschlagen, von der Buchung einen „Tierschutztaler“ von 5 Euro zu erheben, der direkt in das ESMA-Tierheim fließen könnte. Unser Argument: Wer Reisen für Touristen nach Ägypten anbietet, „partizipiert“ von dem Land und kann im Umkehrschluss auch Verantwortung für Menschen und Tiere übernehmen.

Dass Tierheime finanziell in die Lage versetzt werden, sich um die ungeheure Zahl von Straßentieren kümmern zu können, ist auch für Touristen eine Beruhigung. Denn viele tierfreundliche Reisende sind erschüttert vom Ausmaß des Tierelends, das sie täglich zu sehen bekommen. Diese soziale Verantwortung wäre ein zusätzliches Aushängeschild für die Veranstalter.

„Jeder Euro zählt!“, sagt Dagmar Kost beschwörend. Auch wenn die Zukunft ungewiss ist und Tierheimleiterin Mona noch kein Grundstück gefunden hat, auf dem ihr neues Tierheim errichtet werden kann, so klar ist auch: „Mona wird niemals die Tiere im Stich lassen. Sie wird alles daransetzen, ein Stück Land zu finden, die Schutzmauer zu ziehen und die Gehege zu errichten. Ich werde ihr dabei helfen mit allem, was mir möglich

Ersehnte Futterlieferung

Bitte helfen auch Sie

Spenden bitte nicht an das ESMA-Tierheim, die Gelder werden von staatlicher Seite bis zu drei Jahre „zurückgehalten“; spenden Sie bitte an uns.

Wenn Sie Medikamente für Tiere organisieren können, dann schicken Sie sie bitte direkt an Dagmar Kost (Kontakt: Plutoweg 3 in 31275 Lehrte, Tel. 0151 / 700 58 353, E-Mail: Dako21@gmx.de).

Wenn Sie einen Hund oder eine Katze aufnehmen möchten, dann setzen Sie sich bitte ebenfalls direkt mit Dagmar Kost in Verbindung. Sie erklärt den Ablauf der Adoption und welche Kosten (Impfungen, Flug etc.) auf Sie zukommen.

Wenn Sie Urlaub in Kairo machen, könnten Sie sich als Flugpate für auszufliegende Tiere zur Verfügung stellen und natürlich auch das Tierheim vor Ort besuchen. Wir können hier keine genaue Adresse des Tierheims angeben, weil es dort keinen Straßennamen gibt. Dagmar Kost weiß, wie man das Tierheim per Taxi erreicht.

Dagmar rechts im Bild
Mona Khalil

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Bundesverband Tierschutz e.V. · Karlstraße 23 · 47443 Moers

Telefon: 02841 / 252 44 · E-Mail: office@bv-tierschutz.de · Web: www. bv-tierschutz.de

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