HINEIN DENK EN _7
Umwelt, seiner sozialen und kulturellen Umgebung auseinandersetzt: das Kind als Akteur. Dies erfordert natürlich einen genauen Blick auf aktuelle Konzepte der Einrichtungen und eine Überprüfung der eigenen Haltung gegenüber dem Kind. Weitere wesentliche Themen in der Fort- und Weiterbildung der Erzieher/innen sind das Beobachten und Dokumentieren von Bildungsprozessen, Elternarbeit, Qualitätsmanagement oder der Übergang vom Kindergarten zur Schule. Das Eingehen auf diese Themen geschieht sicherlich mit unterschiedlicher Gewichtung, je nachdem, wie intensiv in den einzelnen Bildungsplänen darauf eingegangen wurde. Leider spielen in diesen Qualifizierungen die Aspekte von Kunst und Kultur beim Aufwachsen und Entdecken der Welt keine oder nur eine geringe Rolle. Und falls doch, so wird eher auf ihre pädagogische und bildende Funktion eingegangen, als dass handlungsorientiert und praktisch Methoden und Fertigkeiten vermittelt werden. Schlussfolgerungen: Für die Fachverbände der Kulturellen Bildung bieten die in den Bildungsplänen beschriebenen Inhalte der kulturell-künstlerischen Bildungsbereiche und des Bildungsbereichs Sprache gute Ansätze und Begründungen für eine enge Zusammenarbeit mit dem Kindergarten und der Grundschule. Die Auswirkungen der Bildungspläne auf die Qualität der Bildungsarbeit in Kindertagesstätten ist bisher nicht differenziert untersucht wurden, das Vorhandensein eines erhöhten Fortbildungsbedarfs für Erzieher/innen liegt jedoch nahe. Besonders die Bildungsarbeit mit Kindern der Altersgruppe von 0–3 Jahren, die bisher in Kindertagesstätten weniger vertreten waren, stellt für Erzieher/innen eine besondere Herausforderung dar. Daher sollten Angebote der elementaren Erfahrung mit Kunst und Kultur erarbeitet und in praxisorientierten Fortbildungen an die Erzieher/innen weitergegeben werden. Qualifizierung allein wird jedoch nicht zum Bildungserfolg führen, wenn nicht auch die Zeit dafür vorhanden ist. Bisher lassen die Betreuungsschlüssel gerade in der jüngsten Altersgruppe über die Pflege und einfache Betreuung hinaus kaum Raum für Bildungsarbeit im Sinne der Bildungs- und Erziehungspläne. In den Bundesländern, in denen die Implementierung der Bildungspläne nicht abgeschlossen ist, sollte versucht werden, Fortbildungen im Rahmen der Implementierungsphase zu entwickeln. Gleichzeitig sollten Kooperationen von Fachverbänden mit Kindertagesstätten oder deren Trägern entwickelt werden mit dem Ziel, für die Arbeit in den kulturellkünstlerischen Bildungsbereichen zu qualifizieren. Dabei wäre es wünschenswert zu zeigen, dass gerade spartenübergreifende Projekte (Tanz, Theater, Musik, Medien, Bildende Kunst) eine ganzheitlichen Bildung ermöglichen und die Bildungsbereiche nicht getrennt behandelt werden sollten. Die Ausbildung zum/zur Erzieher/in in Deutschland und die neuen Studiengänge Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern werden Erzieher/innen in Deutschland immer noch hauptsächlich an insge-
samt 423 Fachschulen bzw. Fachakademien ausgebildet und kaum an Fachhochschulen oder Universitäten. Jährlich schließen über 16.000 Erzieher/innen ihre Ausbildung ab. 2008 stellten Erzieher/innen 71,4% des pädagogischen Personals in Kindertageseinrichtungen, Kinderpfleger/innen 12,7% und akademisch Ausgebildete 4,2% (vgl. Rauschenbach 2009). Diese Zahlen machen deutlich, welchen Stellenwert die Fachschulen für die Qualifizierung frühpädagogischer Fachkräfte haben. Die Ausbildung der Erzieher/innen ist Angelegenheit der Länder, und auch hier zeigt sich wieder ein sehr heterogenes Ausbildungsfeld. Es gibt eine KMK-Rahmenvereinbarung aus dem Jahr 2000, die die berufliche Vorbildung im gesamten Ausbildungsweg der Erzieher/innen berücksichtigt. In der Regel soll die Ausbildung fünf Jahre, mindestens jedoch vier Jahre umfassen und eine in der Regel dreijährige, mindestens jedoch zweijährige Ausbildung an einer Fachschule beinhalten. Derzeit gibt es vier Ausbildungsvarianten. Einen sehr guten Ländervergleich der Lehrpläne an Berufsfachschulen und Fachschulen leistet die Analyse von Rolf Janssen (2010). Hier kann man sehr gut die Stundenübersicht über die künstlerischen Fächer und ihre Einordnung im Gesamtlehrplan sehen. Die immer noch vorherrschende „Breitbandausbildung“ sollte unbedingt überdacht werden. In ersten stichpunktartigen Interviews im Rahmen des Projektes „Qualitätsentwicklung durch Qualifizierung“ konnte der Autor feststellen, dass sowohl die Auszubildenden als auch die Lehrkräfte mit dem Stundenumfang nicht zufrieden sind. Bei den Auszubildenden kommt noch die Einschätzung hinzu, dass sie sich – in Bezug auf den künstlerischen Bereich – ungenügend und nicht handlungsorientiert auf die Praxis vorbereitet sehen. In diesem Zusammenhang sollte untersucht werden, wie die Fachlehrer/innen für die künstlerischen Fächer ausgebildet sind, wie sie sich berufsbegleitend weiterbilden und welche Weiterbildungen angeboten werden. Im Rahmen ihres Programms „Musikalische Förderung“ der Bertelsmann Stiftung und in deren Auftrag wurde die Studie „Musikalische Bildung in der Qualifizierung für Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen“ vom Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen (Stiftung Universität Hildesheim) durchgeführt. Deren Ergebnisse können, obwohl sie auf die musikalische Bildung fokussieren, zum Nachdenken über die Situation der gesamten künstlerischen Bereiche anregen. Der hohe Stellenwert der musikalischen Bildung in der Frühpädagogik wird hier betont, gleichzeitig werden aber die momentanen Defizite aufgezeigt: Das Spielen und die Nutzung von Instrumenten Das Erlernen eines Instruments ist nach Einschätzung der Fachlehrer/innen nur teilweise bis eher gar nicht im Lehrangebot verankert. Die materielle Ausstattung wird von dieser Gruppe für das Erlernen eines Instruments ebenfalls eher mittelmäßig eingeschätzt. Der Fortbildungsbedarf der Fachschüler/innen am Ende der Ausbildung wird von den Fachlehrer/innen als sehr hoch ein-