Hyperlokaler Publikation Theorie

Page 1

Generation Y not? Hyperlokale Publikation am Beispiel der Basler Feldbergstrasse Ana Brankovic Master Thesis Visuelle Kommunikation und Bildforschung Hochschule fĂźr Gestaltung und Kunst FHNW 2016 Basel MentorInnen Prof. Marion Fink Prof. Michael Renner Prof. Dr. Arno Schubbach


“Stich in den Oberkörper. Wenige Stunden zuvor war es bereits in der Stadt Basel zu einer Bluttat gekommen. Um 23 Uhr wurde dort in der Feldbergstrasse ein 24-Jähriger Mann niedergestochen.”10

0

Blick am Abend, Blutige Nacht in Basel, 2014, URL: http://www.blickamabend.ch/news/schuesse-und-messerstechereiblutige-nacht-in-basel-id3136540.html (Stand: 07/2016).


“Galt die Basler Feldbergstrasse einst als raues Pflaster, das wegen Schiessereien und Junkies von sich reden machte, ist sie heute ein «Place to Go».”100

00

Basler Zeitung, Von der Schmuddelzone zum Trendquartier, 2013, URL: http://bazonline.ch/basel/stadt/Von-derSchmuddelzone-zum-Trendquartier/story/17447655 (Stand: 07/2016).


“Mal hängt hier das Strassenschild und mal sogar der Segen schief. Mal sieht man lauter Studenten und Künstler, mal türkische Familien, die auf sesshafte Rentner oder betrunkene Gestalten treffen. Die Rede ist hier von der Kleinbasler Feldbergstrasse, welche durch ihren multikulturellen Charme besticht und wo einem bestimmt nie langweilig wird.”1000

000

Wie wär’s mal mit, Erasmuslädeli Basel: Duygu und Nevzat im Gespräch, 2015, URL: http://www.wiewaersmalmit. ch/Erasmusladeli-Basel-Duygu-und-Nevzat-im-Gesprach (Stand: 07/2016).


“Die Friends Bar veranstaltet am Samstag das grosse Finale der «Trinkenhilft»-Aktion. Sie soll dem «Feldberg Zine» der Basler Journalistin Ana Brankovic eine Anschubfinanzierung verschaffen – einer Publikation, die dem bunten Leben an der Feldbergstrasse gewidmet ist.”10000

0000

TagesWoche, Trinken für die Feldbergstrasse, 2016, URL: http://www.tageswoche.ch/de/2016_22/basel/720400/trinkenfuer-die-feldbergstrasse.htm (Stand: 07/2016).



Vorwort Die vorliegende Arbeit ist ein reales von mir initiiertes Projekt, welches das Thema des hyperlokalen Journalismus am Beispiel der Feldbergstrasse in Basel behandelt und dabei untersucht, wie alltagskulturelle Inhalte und Gegebenheiten der Strasse gestalterisch durch hyperlokalen Design Aktivismus in eine Publikation Ăźbersetzt werden kĂśnnen. Da es ein fortlaufendes Projekt ist, gibt es in diesem Sinne kein Endprodukt, sondern mehrere Einzelprodukte eines nie endenden Designprozesses. Ich bezeichne es gerne als eine Art Scientific Street View sowie als Hommage an den Schweizer Journalismus und insbesondere an die Basler Feldbergstrasse, die mich mit ihren heterogenen Themeninhalten und Menschen inspiriert.

7


Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 9 2. Hauptteil 11 2.1 Hyperlokaler Journalismus 11 2.2 Die Feldbergstrasse in Basel 16 2.3 Subkultur und Soziale Medien 22 2.4 Uncorporate Identity am Beispiel Sealand 27 2.5 Gestaltung einer hyperlokalen Publikation 31 2.6 Magazingestaltung 35 3. Schlussteil 47 4. Literaturverzeichnis 53

8


1. Einleitung

“Nirgends ist Journalismus so nah am Leben, so nah an seinem Publikum wie im Lokalen.”1

Gerade im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung, in welchem Informationen irgendwo in virtuellen Datenwolken, weit weg von der physischen Welt herumzuschwirren scheinen, sollte man sich auf das Nahe, das Fassbare, das Lokale zurückbesinnen, denn dieses bietet Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit.2 SLOC bedeutet small, local, open und connected und steht für ein nachhaltiges Gestaltungsmodell in einer dezentralisierten Welt, welches von Ezio Manzini auf Design Observer im Jahre 2013 besprochen wurde. Nach diesem Modell können lokale, kleine Gruppen eine nachhaltige Qualität aufweisen, solange sie offen und vernetzt bleiben.3 Im Journalismus überdauern Lokalzeitungen im Gegensatz zu anderen Nachrichtenformaten jegliche Krisen, da stets eine Nachfrage an Informationen für die betroffenen kleinen Gemeinschaften besteht und der Gesprächsstoff aus dem unmittelbaren Lebensumfeld der Leser stammt.4 Lokale Berichterstattung deckt im Gegensatz zu landesweiten Massenmedien wie beispielsweise den gratis Pendlerzeitungen 20 Minuten oder Blick am Abend nur jeweils eine Region ab und liefert dieser relevante spezifische Nachrichten. Da keine breite Masse angesprochen werden muss, haben Lokalzeitungen einen inhaltlichen Spielraum und dadurch die Möglichkeit, über spezifische Themen oder Menschen zu berichten. So sind für die Region Basel-Stadt beispielsweise die Basler Zeitung oder die TagesWoche relevante Lokalzeitungen, welche sowohl als Print als auch online existieren und Bedürfnisse der Bürger mit Informationen aus dem direkten Umfeld abdecken. Diese müssen sich natürlich genauso wie die Erzeugnisse grosser Schweizer Medienhäuser wie Tamedia (20 Minuten) oder Ringier (Blick am Abend) auf dem Markt behaupten können. Die Einführung neuer Pressemedien, wie die im Jahre 2011 gegründete TagesWoche, nützt zwar der publizistischen Vielfalt im Lokalen, kann aber auch zur Monopolstellung der Zeitung führen, wenn keine weiteren ähnlichen Medien ins Spiel kommen, die sich gegenseitig ergänzen und dadurch die Diversität fördern. Der Wettbewerb schlägt sich zwar eher im Umfang der Printzeitungen nieder als in der Struktur der Inhalte und schadet deshalb nicht zwingend dem Qualitätsjournalismus, wobei dieser Aspekt noch lange keine Vielfalt in der Berichterstattung bedeutet.5 Früher galt der Markt als Ort, an dem lokale Neuigkeiten ausgetauscht wurden und wo man Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft austauschte, sich eine Meinung bilden oder aktiv an Diskussionen einbringen konnte. Diese Rolle übernehmen heute Medien wie Lokalzeitungen, da diese eine Wirklichkeit der unmittelbaren Lebenswelt der Leser

1 2 3 4 5

Sonja Kretzschmar, Wiebke Möhring, Lutz Timmermann, Lokaljournalismus, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, S. 10. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Design Observer – Ezio Manzini, Small, Local, Open and Connected: Resilient Systems and Sustainable Qualities, 2013, URL: designobserver.com/feature/small-local-open-andconnected-resilient-systems-and-sustainable-qualities/37670 (Stand: 07/2016). Sonja Kretzschmar, Wiebke Möhring, Lutz Timmermann, Lokaljournalismus, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. Ebenda.

9


abbilden und dadurch die Wahrnehmung des eigenen Umfelds fördern. Auch existieren Zeitungen heute online, was ihre Reichweite erhöht und aufgrund der möglichen Informationsmenge eine Vorselektion durch den Nutzer erfordert.6 Lokale Medien gehen auf die Menschen ein und hören ihnen zu. Da die Gesellschaft immer heterogener wird, müssen auch die Themen dementsprechend vielfältiger werden.7 Wenn das Lokale so viel Pontential hat, weshalb also nicht einen Schritt weiter gehen und hyperlokalen Journalismus betreiben? Warum hyperlokaler Journalismus relevant ist und wie sich dessen Inhalte in ein fassbares Medium übersetzen lassen, sind Themen der nachfolgenden Kapitel. Daraufhin werden Eigenschaften von kleinen Gemeinschaften sowie Soziale Medien in Zusammenhang mit hyperlokaler Publikationsgestaltung diskutiert. Des Weiteren werden am Beispiel Sealand Designprozesse genannt, welche unter die Kategorie Uncorporate Identity fallen, da die ungewöhnliche Geschichte dieses Ortes im Internet einen Hype auslöste, welcher von Designern und Hackern weltweit geschaffen wurde. Literaturquellen, die zur Bearbeitung der Themen herbeigezogen werden, stammen bewusst vermehrt aus dem 21. Jahrhundert, in welchem das Publizieren anhand digitaler Möglichkeiten neue Formen annimmt. Raum der Informationsbeschaffung sind heute in der modernen Zivilgesellschaft die Medien und diese bieten eine Vielfalt an analogen und digitalen Umsetzungsmöglichkeiten.8 Die Bücher NO-ISBN on self-publishing (2015), The modern magazine. Visual journalism in the digital era (2013) und To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle (2014) sind Hauptquellen der schriftlichen Arbeit rund um das Thema der Gestaltung einer hyperlokalen Publikation. Des Weiteren werden in Zusammenhang mit der Hyperlokalität Themen wie Subkultur, die Schweizer Medienlandschaft, das Publizieren im digitalen Zeitalter sowie die Gestaltung von Magazinen diskutiert. Für die Untersuchung der Basler Feldbergstrasse als Ort und Möglichkeitsraum journalistischen Schaffens sowie der damit zusammenhängenden Bildung einer kleinen Gemeinschaft werden unter anderem Quellen wie Kosmonauten des Underground. Ethnografie einer Berliner Szene (2010), The Image of the City (1960), Uncorporate Identity (2010) sowie Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung (2014) beigezogen. Der Basler Feldbergstrasse und ihren heterogenen Inhalten eine Form als hyperlokales Medium zu geben, ist zentrale Problemstellung dieser Arbeit.

6 7 8

Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Sonja Kretzschmar, Wiebke Möhring, Lutz Timmermann, Lokaljournalismus, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014.

10


2. Hauptteil Was ist hyperlokaler Journalismus und weshalb ist dieser relevant? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der folgende Abschnitt und geht dabei unter anderem gestützt mit Literatur von Kevin Lynch rund um das Thema Stadtbild näher auf die Gegebenheiten der Feldbergstrasse in Basel ein. 2.1 Hyperlokaler Journalismus

“If a small group of people believe in something, it has a future.”9

Die grosse weite Welt zu verändern, ist wahrscheinlich unmöglich, hingegen im kleinen anzufangen und sein nächstes Umfeld zu verändern, ist machbar. Dieser Ansicht ist auch Architektin Julie Kim, welche auf ihrem Blog Core 77 das Konzept eines hyperlokalen Aktivismus vorstellt, der vor der eigenen Haustüre beginnt. Es soll sich dadurch ein tieferes Verständnis der eigenen Kultur und bestehender Netzwerke entwickeln, anstatt dass man sich in unbekannte Kulturen einmischt.10 Hyperlokal zu handeln, scheint die einzig sinnvolle Möglichkeit, die eigene Welt aktiv mitzugestalten.11

“It’s time for designers to refocus on our local communities, put aside absolute definitions of need and suffering, and create models for hyper-local design activism that can integrate into our existing lives.”12 9 10 11 12

Experimental Jetset, 2010, URL: experimentaljetset.nl/archive/future-of-print (Stand: 07/2016). Core 77 – Why We Need a New and Hyper-Local Model for Design Activism by Julie Kim, Core Jr, 2013, URL: core77.com/ posts/24424/Why-We-Need-a-New-and-Hyper-Local-Model-for-Design-Activism-by-Julie-Kim (Stand: 07/2016). Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Core 77 – Why We Need a New and Hyper-Local Model for Design Activism by Julie Kim, Core Jr, 2013, URL: core77.com/ posts/24424/Why-We-Need-a-New-and-Hyper-Local-Model-for-Design-Activism-by-Julie-Kim (Stand: 07/2016).

11


01

02 04

08

03 05

09


17

12

07 13

06

14

18 16

10

19

11

15


Beim hyperlokalen Journalismus handelt es sich um einen geografisch eng begrenzten Raum, für und über welchen Bericht erstattet wird. Die Nachrichten sind hierbei meist für eine kleine Gemeinschaft von Bedeutung.13 Es gibt innerhalb von BaselStadt beispielsweise auch ortsspezifische Plattformen wie den Verein REH4, welcher Designer, Shops, Galerien und Gastronomie in Kleinbasel vereint oder Mozaik, eine Quartierzeitung des Stadtteils Unteres Kleinbasel, die vor allem multikulturelle Themen beinhaltet. Und auch das noch junge Schweizer Magazin für Alltagskultur Wie wär’s mal mit, welches von Derya Cukadar und mir im August 2014 gegründet wurde, beinhaltet hin und wieder Berichte über Menschen und Institutionen aus dem Kleinbasel. Trotz räumlicher Konzentration auf das Kleinbasel decken diese Beispiele dennoch eine immernoch grosse Fläche ab, über die sie berichten. In Grossbasel findet man beispielsweise die Gundeldinger Zeitung, welche sich auf das Gundeldingen-Bruderholz Quartier konzentriert oder von denselben Machern die Spalentor Zeitung, welche über das westliche Grossbasel berichtet. Hyperlokaler Journalismus geht einen Schritt weiter und fokussiert sich in der vorliegenden Arbeit auf eine Strasse, nämlich die Kleinbasler Feldbergstrasse. Die Strasse ist nämlich etwas, das man sehen, im Gedächtnis behalten und erleben kann und die eine Vielfalt an Menschen sowie alltagskulturellen Themen vereint.14 Inhalte sind hierbei für kleinste Gemeinschaften von Interesse und die Vernetzung dieser Gemeinschaften spielt nebst dem Bereitstellen von Informationen eine ebenso wichtige Rolle.15 Aufgrund der geographischen Begrenztheit des hyperlokalen Nachrichtenraums, den geringen Veröffentlichungskosten sowie der einfachen Kommunikation und den Partizipationsmöglichkeiten, werden die Zielgruppen hyperlokaler Nachrichtenangebote heute häufig über das Internet angesprochen. Die Kosten sind deshalb gering, weil man beispielsweise keine Massenauflagen produzieren und auch nicht weit reisen muss, um über spannende Themen zu berichten.16 Guter Journalismus ist trotz globaler Reichweite dank des Internets in der Provinz zuhause, da man vor allem hier Dinge entdecken, erklären und erforschen kann. Provinz ist Heimat und Geborgenheit in vertrauten Formen und vertrauten Regeln. Die Welt muss provinziell sein, denn dann wird sie menschlich.17 Das Internets ermöglicht eine enge Einbindung der Nutzer hyperlokaler Nachrichtenangebote. In der Rolle eines Prosumenten tragen Nutzer Inhalte zu den von ihnen favorisierten Plattformen bei und konsumieren diese gleichzeitig. Durch diese Art des Crowdsourcing anhand von User-Generated-Content wird es möglich, Journalismus auf kleinste lokale Einheiten zu reduzieren und Themen aufzugreifen, die für die Nutzer von Interesse sind. Diese Art von Journalismus ist nicht neu und wurde beispielsweise von der Axel Springer Akademie im Jahre 2012 durch ein Online-Experiment rund um hyperlokalen Journalismus mit Fokus auf die Berliner Oranienstrasse lanciert. Auf zoomberlin.com wird eine Strasse durch zwanzig Journalistenschüler in den Mittelpunkt gerückt. Über Facebook, Twitter und einem eigenen Blog werden User eingeladen, zusammen mit der Redaktion Visionen für die Zukunft der Strasse zu entwickeln. Es geht hierbei vorwiegend um die Nutzung der Möglichkeiten von crossmedialem Journalismus und der Entwicklung kreativer Ansätze für digitales Storytelling.18 Neben online Angeboten existieren auch Printprodukte mit hyperlokalen Inhalten, auf die sich die vorliegende Arbeit konzentriert. Es entstand die Idee eines Printmediums mit 13 14 15 16 17 18

Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Axel Springer – Hyperlokaler Journalismus: Axel Springer Akademie startet zoom-berlin.com, 2012, URL: axelspringer.de/ presse/Hyperlokaler-Journalismus-Axel-Springer-Akademie-startet-zoom-berlin.com_7807071.html (Stand: 07/2016). Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Axel Springer – Hyperlokaler Journalismus: Axel Springer Akademie startet zoom-berlin.com, 2012, URL: axelspringer.de/ presse/Hyperlokaler-Journalismus-Axel-Springer-Akademie-startet-zoom-berlin.com_7807071.html (Stand: 07/2016).

14


hyperlokalem Content, welches die existierende Schweizer Medienlandschaft ergänzen soll. Die Feldbergstrasse hat kein eigenes Kommunikationsmedium und wird gelegentlich mal in den lokalen Basler Medien wie der TagesWoche oder Basler Zeitung erwähnt. Die Konzentration auf das Lokale und in diesem Fall auf das Hyperlokale funktioniert gut, da es präziser verantwortungsbewusster Journalismus ist, welchem das Publikum aufgrund von Nähe vertraut.19 Alle Inhalte für die hyperlokale Publikation stammen aus der Feldbergstrasse oder handeln von dieser und wurden durch Mithilfe von 18 lokalen und globalen Autoren, Fotografen und Illustratoren generiert. Die Mitwirkenden können unterschiedlichen Ursprungs sein, woraus sich spannende unterschiedliche Blickwinkel auf das Strassenleben ergeben. Das Team an Autoren und Fotografen ist genauso vielfältig wie die Strasse selbst und arbeitet bewusst ohne strenge stilistische Vorgaben, um möglichst diverse Publikationsinhalte über die Feldbergstrasse zu generieren. Es ist ein Designprozess, welcher die Darstellung der Heterogenität der Feldbergstrasse als Kernmotivation hat und somit keinen Regeln folgen muss. Man wagt sich offen und neugierig an das vielfältige Material und hinterfragt dabei auch die Gestaltung existierender Lokalmedien. Digitale Medien sind hierbei als Chance zu verstehen, da sie die Mobilität von Ideen und Bildern möglich machen und unterschiedliche Standpunkte weltweit miteinander verknüpfen können.20

“The magazine propagates a sense of freedom in that we have a very big “we don’t give a fuck” attitude. Not “we don’t give a fuck” in the sense of being assholes, but in the sense that if we’re really into something, we just do it.”21 Jörg Koch, Gründer des Berliner Magazins 032c 19 20 21

Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Tissue – Magazine Masters: Joerg Koch/032c, Uwe Jens Bermeitinger im Interview mit Joerg Koch, 2014, URL: tissuemagazine.com/story/magazine-masters-joerg-koch032c (Stand: 07/2016).

15


Die Methode ist Aktivismus, also aktives Handeln mit einer “can-do” Attitude und “why not?” Devise.22 Warum nicht aktiv visuelle Erzeugnisse in die Welt raus lassen und aus dem öffentlichen Feedback und den Kollaborationen Schlüsse ziehen und etwas kreieren? Inhalte über die Feldbergstrasse sowie Prozesse im hyperlokalen Schaffen werden über analoge Gadgets und digitale Medien öffentlich kommuniziert. So kam ein für die Strasse gestaltetes Logo in Umlauf, welches sich aus den drei Teilen des Strassennamen Feld, Berg und Strasse zusammensetzt und variabel ist. Dieses diente in erster Linie dazu, ein Team von Autoren und Fotografen für die hyperlokale Publikation an Bord zu bekommen und alle öffentlichen Aktivitäten, die mit dem Projekt zu tun haben, auf den gleichen Ursprung zurückführen zu können. Das Logo wurde nach und nach auf diverse visuelle Erzeugnisse wie Visitenkarten, Socken, Shirts und auf das erste als Teaser Zine definierte schwarzweisse A5 Printmedium platziert. Dieses wurde in einer Auflage von 100 Stück produziert und dient als analoges Informationsmedium, um auf die erste Ausgabe einer hyperlokalen Publikation aufmerksam zu machen. Es beinhaltet Zitate aus einem ausführlichen Interview mit einem BVB Busfahrer der Linie 30, welche durch die Feldbergstrasse fährt und mit dem iPhone aufgenommene Fotos, die sich auf Schaufenster der Strasse konzentrieren und einen visuellen Eindruck vom Ort vermitteln. Visitenkarten dienten in erster Linie dem Team, um bei ihren Interviewgesprächspartnern vor Ort Vertrauen gewinnen und diesen bei Bedarf einen Kontakt hinterlassen zu können. Bevor das Team in die Feldbergstrasse aufbrach, stattete ich den Institutionen und Menschen an der Strasse zuvor einen Besuch ab, um diese über das Vorhaben zu informieren und um zu erfahren, wer gerne mit Inhalten in der Publikation vertreten wäre. Das Hyperlokale ist hier also als Chance zu verstehen, da es mit Vertrauen, persönlichem Bezug und Bindung einhergeht und Glaubwürdigkeit das höchste Gut von Journalismus ist. Netzwerk und Crossmedia sind dabei relevant, um das Publikum optimal zu erreichen, transparent zu bleiben und direkten Zugang zu Informationen zu bieten. Über das Projekt informieren konnte man sich via Email, Facebook oder Instagram, wo Prozesschritte und Informationen punktuell mit den Interessenten geteilt wurden. Kernthesen der Arbeit sind, dass zum hyperlokalen Publizieren mehr gehört als die Gestaltung eines adäquaten Mediums und dass Printmedien aufgrund digitaler Medien nicht aussterben, sondern lediglich eine neue hybride Form annehmen. Was aber macht denn die Feldbergstrasse überhaupt aus? Im folgenden Abschnitt werden der Ort an sich und dessen Qualitäten behandelt. 2.2 Die Feldbergstrasse in Basel Das Staatsarchiv Basel-Stadt und lokale Medien wie die TagesWoche, Basler Zeitung oder 20 Minuten und Blick am Abend bieten eine Sammlung an Presseartikeln über die Feldbergstrasse, deren Inhalte je nach Medium von Schießereien, Ausländerghetto, Verkehrschaos bis hin zu Fassadenbepflanzungen, Trendquartierlobsagungen und Berlinvergleichen reichen.

22

autonome a.f.r.i.k.a. gruppe – Kommunikationsguerilla, Transversalität im Alltag?, 2002, URL: republicart.net/disc/artsabotage/afrikagruppe01_de.pdf (Stand: 07/2016).

16


“Heterogenität bedeutet dabei nicht einfach ein Miteinander oder Nebeneinander relativ homogener Kulturen. Vielmehr entstehen dadurch neue Kontakte zwischen Heterogenem, zwischen Eigenem und Fremdem, die eine Toleranz für kulturelle Differenz und jenseits von lokalbürgerlichen und soziokulturellen Gleichgewichtsvorstellungen entstehen lassen.”23

Das fragmentarische, heterogene Nebeneinander prägt also das Bild der Basler Feldbergstrasse. Hier findet man keine Konzerne wie Starbucks und Mc Donalds oder grosse Labels und Brands wie Nike oder Adidas, sondern Nischenprodukte und ein vielfältiges Kulturangebot, welches von Billigbier, Musik und einem Demenzladen über eine Galerie und ein Architekturbüro bis hin zu Fast Food und Konzeptrestaurants reicht. Nebst dem Kulturangebot leben hier natürlich auch die unterschiedlichsten Menschen von jung bis alt, Student bis Oma, Künstler bis Bauarbeiter. Wie die Feldbergstrasse, so soll auch die erste Publikation über diese sein, nämlich ein Hybrid, welcher durch die Kreuzung verschiedener Dinge entsteht. Die Strasse ist nicht Fashion, Design, Food oder Trash, sondern vereint alles in einem. Das Format ist etwas Fassbares, dessen Inhalte und Gestaltung die Vielfalt der Strasse berücksichtigen. Die 23

Martina Löw, Georgios Terizakis, Städte und ihre Eigenlogik, Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2011, S. 70.

17


Nutzung von sozialen Medien und crossmedialem Journalismus sind von vornerein gegeben, da es darum geht, einen Sachverhalt zu publizieren, also öffentlich zu machen und Plattformen wie Facebook oder Instagram sich dazu gut eignen. Digitale Medien dienen der Informationsverbreitung und zeigen Einblick in die Prozesse und das Geschehen rund um die Entstehung des Printmediums. Die Strasse kommt in einen öffentlichen Diskurs und beinhaltet Networking sowohl online als auch in der analogen Welt, was dem hyperlokalen journalistischen Schaffen einen Mehrwert schafft.24 Die Feldbergstrasse entwirft sich durch die Medienberichte und das Kulturangebot als Bild ihrer selbst. Es ein dynamisches Bild, ein Bild, das von stetigem Wandel und der konzentrierten Vielfalt der Eindrücke lebt. Lokale Sinnhorizonte, die einen mit offenen Armen empfangen sind Bestandteil der Strassenkultur. Die Strasse ist somit ein Schmelztigel mit einer Vielzahl an ethnischen, soziokulturellen oder durch ästhetische Lebensstile geprägten Gemeinschaften. Das Ensemble von Gewohnheiten und Traditionen verbinden wir mit Bedeutungen, die von Mensch zu Mensch variieren können, denn was ist schon typisch Feldbergstrasse?25

“Es ist mehr vorhanden, als das Auge zu sehen und das Ohr zu hören vermag - immer gibt es einen Hintergrund oder eine Aussicht, die darauf warten, erforscht zu werden.”26 Bereits Kevin Lynch stellte 1960 in seiner Publikation “The Image of the City” fest, dass die Wahrnehmung von Städten subjektiver Natur ist und voller Überraschungen steckt. Sowohl die beweglichen Elemente wie die Menschen und ihre Tätigkeiten als auch die stationären physischen Elemente der Strasse sind von Bedeutung. Unsere Wahrnehmung von der Strasse ist meist zerstückelt, fragmentarisch und mit anderen Dingen und Interessen vermischt.27

24 25 26 27

Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Ebenda, S.10. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960.

18


“Die allererste Aufgabe ist die Beschäftigung mit dem, was man “allgemeine Vorstellung” nennen könnte: mit den gemeinsamen geistigen Bildern, die eine grosse Anzahl der Einwohner einer Stadt in sich trägt.”28

Nach Lynch enthalten Vorstellungsbilder der Umwelt die drei Komponenten Identität, Struktur und Bedeutung. Identität meint hierbei jedoch nicht Übereinstimmung mit irgend etwas anderem, sondern Individualität oder Ganzheit.29 Der Wert dieser Kriterien eines guten Bildes variiert je nach Person und Situation, der eine lobt das zweckmässige System während der andere ein offenes und leicht verständliches System bevorzugt. Wiederum gibt es hier keinen Konsens und die Heterogenität überdauert die Vorstellung eines homogenen Bildes.

“Jeder Stadtbewohner fühlt sich mit irgendeinem Teil seiner Stadt eng verbunden, und sein Bild malt sich in den Farben von Erinnerungen und Bedeutungen.”30 Um einen Eindruck von der Strasse zu erhalten, muss man sich da mehrmals hinbegeben und mit den Menschen vor Ort reden, sowohl tagsüber als auch nachts. So 28 29 30

Ebenda, S.17. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Ebenda, S.10.

19


bekommt man ein Gefühl dafür, was die Feldbergstrasse ausmacht. Die Leute passen sich gemäss Lynch ihrer Umgebung an und gewinnen Struktur und Individualität aus dem ihnen zu Verfügung stehenden Material, nämlich der Strasse mit all ihren Eigenschaften und Angeboten.31 Nebst der ihr innewohnenden, inhaltlichen Vielfalt ist die Feldbergstrasse natürlich auch ein physischer Raum, ein Ort, also eine bestimmte Stelle auf der Karte, auf die ich mit dem Finger hinzeigen kann.32 Beim Bau einer Strasse greift der Mensch als Beherrscher der Natur planungsmässig in die Landschaft ein. Erhaltung und Ausbreitung des Imperiums sowie Ordnung, Struktur und Planung sind bis heute menschliche Züge.33 Im Gegensatz zu den heterogenen Inhalten, die die Feldbergstrasse zu bieten hat, führt der Bau von Strassennetzen zur Homogenisierung der Welt. Sobald ich aus dem Haus gehe, füge ich mich einem Netz, in welchem ich mich an einer beliebigen Stelle befinde, ohne an einer bestimmten zu Hause zu sein.34 Das Strassennetz ist ein Adersystem, durch welches der Verkehr pulsiert und auf welchem ich als Individuum anonym werde. Wir identifizieren und lokalisieren Orte aufgrund des räumlichen Herums, indem wir es abtasten, um uns zu orientieren. Das nächstliegende und greifbare versichert uns nämlich Wirklichkeit.35 Die Strasse ist aber auch Raum menschlichen Zusammenlebens und wird durch dieses modifiziert. Binswanger unterscheidet zwischen der Räumlichkeit des liebenden Miteinanderseins, wo keiner den anderen beengt und Schaffung von Heimat, Nähe und Innigkeit gewährleistet sind und dem Kampf um Lebensraum, um das Weichen eines Volkes, wo sich ein anderes gewaltsam Raum schaffen und niederlassen will.36 Es gibt aber auch noch einen weiteren Raum, den Raum freundschaftlicher Zusammenarbeit, welcher für meine Arbeit an der Feldbergstrasse zutrifft. Teilnahme aneinander, Gemeinschaft und gemeinsame Anstrengungen erzeugen hierbei Heimat und ein WirGefühl, welches vorher in dieser Form nicht existierte und durch Kulturprodukte wie die Socken mit dem Logo bestärkt wird.37 Nach Lynch sind Wege Kanäle einer Stadt, durch die man laufen und Gegebenheiten beobachten kann. Sie sind das vorherrschende Element einer Stadt, wobei ihre Bedeutung mit dem Bekanntheitsgrad der Stadt variiert. Menschen orientieren sich anhand von Strassen und kleinen Merkzeichen und weniger an Quartieren oder Bezirken, wenn sie einen Ort gut genug kennen.38 Man sollte deshalb die Dramatik und Individualität von Strassen nicht unterschätzen. Die Strasse hat aber auch Brennpunkte, so genannte Konzentrationspunkte, deren Bedeutung in der Verdichtung von Bedeutungszwecken oder in einer ausgeprägten Eigenart besteht, wie beispielsweise Strassenecken. Solche Knotenpunkte können entlang eines Weges entstehen. Des Weiteren sind auch Wahrzeichen oder Merkzeichen als optische Bezugspunkte entlang einer Strasse von Bedeutung.39 Inmitten der Feldbergstrasse steht die Matthäuskirche. Diese ist als höchstes Gebäude und einziger Ort, von welchem aus man den namensgebenden Feldberg in Deutschland sehen kann, ein Wahrzeichen der Strasse. Sie bietet einen kleinen Park, welcher durch Grünflächen von der stark verkehrsbelasteten Strasse abgegrenzt ist und somit einen Ruheort bietet. Die Strasse ist Schnellverkehrsweg für den Fahrer und Begrenzung für die Fussgänger, wodurch sich unterschiedliche Nutzungsweisen und Dynamiken bilden. So können Strassen auf verschiedene Arten Bedeutung erlangen, wobei der Verkehr natürlich den größten 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Ebenda, S.57. Otto Friedrich Bollnow, Mensch und Raum, Stuttgart: Kohlhammer, 2000. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Ebenda.

20


Einfluss haben wird. Verkehrshindernisse wie beispielsweise die vier Ampeln in der Feldbergstrasse, die meist an einer Kreuzung mit anderen Strassen wie Klybeckstrasse, Hammerstrasse oder Riehenring stehen, verzögern den Verkehrsfluss. Gleichzeitig sind Strassenkreuzungen etwas Wesentliches, da sie Entscheidungspunkte sind.40 Die Klybeckstrasse und der Riehenring sind wohl die markantesten Kreuzungen der Feldbergstrasse. In einer Befragung, auf die später näher eingegangen wird, wurde die Feldbergstrasse unter anderem mit den Begriffen Verkehrschaos, laut und Autos in Verbindung gebracht. Menschen nehmen diese also anhand unterschiedlicher Kriterien wahr. Läuft man die Strasse von der Johanniterbrücke her kommend, auf der Seite der geraden Hausnummern so hat dies eine andere Wirkung als liefe man sie vom anderen Ende von der Schönaustrasse her kommend und auf der Seite der ungeraden Hausnummern. Auch die Strassenenden haben klaren Charakter. Auf der einen Seite findet man die Johanniterbrücke, unter welcher der Rhein fliesst und am anderen Ende das Musical Theater und Messegelände, unter deren Verbindungsbrücke die Feldbergstrasse endet und die Schönaustrasse ansetzt. Die Richtungsqualität der Strasse ist sowohl der Rhein als auch die Messe Basel, wobei dies gleich zwei grosse Basler Merkzeichen sind. Merkzeichen zeichnen sich durch ihre Einmaligkeit und ihre Einzigartigkeit im Anblick aus, was beim Rhein auf natürliche Weise der Fall ist und bei der Basler Messe dank lokalen Stararchitekten wie Herzog & de Meuron künstlich erschaffen wurde.41 Der Wert eines Gegenstandes als Markenzeichen steigt, sobald sich ein Schild, eine Legende oder eine Bedeutung an diesen geheftet hat.42 So stieg wohl der Wert von banalen weissen Socken durch den Aufdruck des Feldbergstrasse Logos und es wurden damit gleichzeitig vorher nicht existente Kulturprodukte zu einer Strasse geschaffen. Der Begriff Kultur bezeichnet im Alltag geistige Güter, kulturelle Angebote oder die Pflege von Traditionen oder Verfeinerung von Dingen und Praktiken. In der Stadtplanung meint Kultur den Standortfaktor, um Städte konkurrenzfähig zu machen. Es gibt also keinen eindeutig definierbaren Begriff von Kultur.43 Am nächsten ist es die Gesamtheit menschlicher Äußerungen, also das Leben in Gemeinschaft und den daraus resultierenden Praktiken. Bei dieser Definition wäre Prostitution genauso Kultur wie Literatur, die Religion, das Geld oder die Strasse. Die Kultur der Stadt entsteht anhand Kontaktintensitäten und der Heterogenität der dort existierenden Lebenweisen.44 Dies lässt sich also auf die Basler Feldbergstrasse anwenden. Die sinnlich-ästhetische Erfahrung des Flüchtigen und Vorübergehenden, sowie Reizüberflutung und institutionelle Verbindlichkeit sozialer Beziehungen machen das Großstadtleben aus, können aber auch auf kleine Einheiten wie die Strasse übertragen werden. Typische urbane Verhaltensweisen von Großstädten entstehen durch Anonymität, soziale Distanz, Indifferenz, Individualisierung oder Blasiertheit sowie die Toleranz im Umgang mit Fremden.45 Solche Faktoren besitzt eine derart klar definierte Strasse von der Größe einer Feldbergstrasse nicht zwingend, da sich in der Nachbarschaft Anonymität und soziale Distanz kaum ausleben lassen. Dennoch aber findet die Toleranz im Umgang mit dem Fremden statt, weil sich unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Tätigkeiten da ansiedeln. Heterogenität ist zentrales Erfahrungs- und Wahnehmungsraster moderner Großstädte, lässt sich aber genauso in einer Strasse wie der Feldbergstrasse finden.46 Die Kultur einer Strasse thematisiert das spezifische Lokale einer Strasse, die sich von der Kultur anderer Strassen unterscheidet. Man schaut auf das Vertraute, das Nahe, das Lokale, auf eine Basler Strasse, welche geprägt von Routinen, Rhythmen und 40 41 42 43 44 45 46

Ebenda. Ebenda. Ebenda. Martina Löw, Georgios Terizakis, Städte und ihre Eigenlogik, Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2011. Ebenda. Ebenda. Ebenda.

21


Deutungsmustern ist. Spannungsvolle Nachbarschaften wie die Feldbergstrasse sind ein Zusammenprall von Gegensätzen, in welchen sich katholische Kirche, türkische Restaurants, Erotikshops, zeigenössische Galerien oder Designboutiquen finden lassen. Mit der Einführung eines Logos für die Strasse kam es zur Verbindung all dieser Gegebenheiten unter einem Image, welches nicht vorgegeben wurde, sondern von den Nutzern selbst interpretiert werden konnte. Da Socken, Sticker, Zines und T-Shirts mit dem Feldbergstrasse Logo in den Umlauf kamen, bildete sich eine kleine Gemeinschaft rund um die Strasse, die nicht nur hyperlokale Bürger beinhaltete. Die Kommunikation und Vernetzung anhand von Medien liess eine kleine Gemeinschaft rund um die Feldbergstrasse entstehen. Welche Rolle die Sozialen Medien im Designprozess spielen und was Merkmale kleiner Gemeinschaften sind, wird im folgenden Unterkapitel untersucht. 2.3 Subkultur und Soziale Medien

“Wer heute nicht im Netz ist, der ist bald nicht mehr.”47

Die Digitalisierung und das Internet vernetzen Menschen und Institutionen miteinander und machen diese jederzeit mobil erreichbar. Es sind neue Distributionsmöglichkeiten für Informationen, die aber kleine lokale Zeitungen keineswegs ersetzen.48

“Well, world domination is much easier digitally than with print.”49 Jörg Koch, Gründer des Berliner Magazins 032c

Im Fall der Feldbergstrasse in Basel existierte noch kein Medium, das Publikum und die Atmosphäre mussten selbst erzeugt werden. Durch Social Media Kanäle für die Feldbersgstrasse wurde eine Reihe von Kommunikationen in Gang gesetzt, die so in der Welt vorher nicht existiert haben. Das Projekt bekam ein Eigenleben, indem Menschen Bilder mit Feldberg Socken und Teaser Zines oder Trinkenhilft Eventfotos teilten. Sie wurden dadurch Teil eines sozialen vernetzten Körpers und zu einer Art hyperlokalen Gemeinschaft, welche ein Wir-Gefühl und eine Verbundenheit zur Strasse feierte. Es drehte sich dabei nicht zwingend alles um die Ursprungsidee der Gestaltung einer ersten hyperlokalen Publikation über die Feldbergstrasse, die sich unabhängig durch 47 48 49

Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014, S. 43. Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Tissue – Magazine Masters: Joerg Koch/032c, Uwe Jens Bermeitinger im Interview mit Joerg Koch, 2014, URL: tissuemagazine.com/story/magazine-masters-joerg-koch032c (Stand: 07/2016).

22


Crowdfunding selbstfinanzieren sollte, sondern soziale Aspekte spielten plötzlich in die Designprozesse mit rein. Im Mai 2016 gab es drei Events unter dem Namen Trinkenhilft. Alle Events fanden direkt an der Strasse statt. Die ersten beiden im Feldbergkiosk an der Feldbergstrasse 60 und das Finale in der Friends Bar, wo 10 Jahre zuvor der erste Trinkenhilft Event im Rahmen vom Verein REH4 stattgefunden hat. Für jeden Event wurden DJs aus unterschiedlichen Genres organisiert, von Trap und elektronischen Beats bis hin zu Grime, Clash und Hip Hop Bässen sollte auch musikalisch Heterogenität und Diversität vorgelebt werden. Die Events fanden in kleineren Bars statt, die sonst keine DJs buchen. Dieses Umfunktionieren von Räumen zielt auf Verflüssigung räumlicher Grenzen. Nicht nur, dass Menschen während der Events zahlreich auf der Strasse selbst herumstanden, sondern auch das Wandern von einem Ort zum anderen, hatte seine eigene Ästhetik. Die damit einhergehenden Kollaborationen mit den Locations selber, welche Zines, Socken und Shirts vor Ort auslegten und ihre Getränkepreise an den Eventabenden um 10% erhöhten, um diesen Anteil vom Erlös an die Realisation der hyperlokalen Publikation zu spenden, waren ebenso ein wichtiger Bestandteil des Prozesses. Trinkenhilft ist ein Format, bei welchem Geld für die Projekte durch geselliges Trinken zusammenkommt.50 Gründer der Idee ist Jan Schlomo Knopp, ein Dozenten am Institut Hyperwerk an der Basler HGK FHNW, welcher mich aus persönlichem Bezug zur Feldbergstrasse kontaktierte und mir diesen Tipp gab. Es kam zu freundschaftlichen Kooperationen an der Feldbergstrasse. Im Sinne von Hakim Bey werden so temporäre autonome Zonen, sogenannte Locations produziert, um diese wieder aufzulösen, also eine Art temporäre Nutzung von Raum, welche sich permanentem Wandel unterzieht.51 Der urbane Raum wird in ein Happening transformiert, wo Geschmack, Ästhetik und Gefühle Primärkategorien gesellschaftlichen Handelns sind. Bereits die Situationisten haben 1960 die fluide Stadt als urbane Utopie formuliert. Es sind Orte, mit Identität und Geschichte, die den Szene-Nomaden eine kollektive Identität geben, einen geteilten Ort und eine geteilte Geschichte, die im Aufsuchen der Orte reproduziert, verfestigt und weiter gesponnen wird. Das Umherschweifen und Umfunktionieren der Branchen mit den Zielen, die Trennung zwischen Individuen zu überwinden und die Konstruktion von gemeinsamen Momenten zu fördern.52 Anders als bei den wechselnden Locations lagern sich gewisse Ereignisse und Geschichten in den Raum ein und werden durch die physische Gestaltung des Ortes gespeichert und präsent gehalten. So gab es am ersten Trinkenhilft Event im Feldbergkiosk eine Beamerprojektion aller Poster, welche als visuellen Inspiration zum Thema Feldbergstrasse eingereicht wurden. Die Poster sowie die Namen der Gestalter wurden an eine riesige runde weisse Lampe in der Location projiziert, um ein Wir-Gefühl zu schaffen und als Dankeschön für die Partizipation. Zusätzlich wurden alle Poster ausgedruckt und an der Glasfront des Feldbergkiosks beidseitig aufgehängt, sodass sie von aussen, also von der Bushaltestelle aus sowie wie von innen betrachtet werden konnten. Eines der Poster sowie T-Shirts mit dem Logo hingen nach dem Event noch weiter. Diese permanenten Erzeugnisse an Orten sind wichtig, da sie Beziehungen verfestigen, die auf Partys nur flüchtig eingegangen werden und die Wissensvertiefung der Gemeinschaft hier durch Nachklang stattfindet. Es geht um Entspannung statt Anspannung, Geniessen statt Anstrengung, Kreativität statt Disziplin und um Kommunikation statt Einsamkeit. Menschen streben durch Kommunikation die Verschmelzung mit anderen an, wollen dazugehören an einem 50 51 52

About Great People – Alle helfen der Welt, wir helfen uns selbst, URL: aboutgreatpeople.com/about-great-peoplemagazine-de/leben-13/article-alle-helfen-der-welt,-wir-helfen-uns-selbst--53 (Stand: 07/2016). Anja Schwanhäusser, Kosmonauten des Underground. Ethnografie einer Berliner Szene, Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH, 2010. Ebenda.

23


22

24

33

23

27 34

25

29 30

20

31


45 43 28

44

36

21 26

41

35

42 32


Ort der Begegnung und Geselligkeit.53 Kommuniziert wurde über soziale Medien und Face-to-face, was in diesem hyperlokalen Rahmen sehr gut funktioniert und weshalb sich die Events durch die analoge und digitale Vernetzung schnell in unterschiedlichen Kreisen rumsprachen. Gewisse Teilnehmer waren über das Vorhaben einer hyperlokalen Publikation informiert, andere bekamen es nur am Rande mit oder waren wegen der Musik, den Socken, T-Shirts, Teaser Zines oder sonstigen Gründen an den Events anwesend. Natürlich sind gewisse Bekanntschaften an solchen Events reine “Hi-and-bye-relationships” aufgrund einer Aneinanderreihung an stetig neuen Bekanntschaften.54 Die Akteure eines hyperlokalen Netzwerks verfolgen jedoch gemeinsame Ziele und stehen in solchen Momenten in temporärer Beziehung zueinander. Es ist ein weites, sich wandelndes Netzwerk an Freunden, die Action suchen im Gegensatz zur Alltagsroutine und den Alltag aufgrund dessen ästhetisieren.55 Das Medium, welches es möglich macht den Augenblick an Events festzuhalten und visuell zu repräsentieren, ist Fotografie. Die Ästhetik der Räume und Momente wird durch die Fotografie in einem adäquaten Medium repräsentiert, wodurch Teilnehmende in Erinnerungen schwelgen können und Aussenstehende einen Einblick in die Ästhetik der Events bekommen.56 Kulturelle Produkte, unter anderem Kleidungstücke wie Socken und T-Shirts machten das Wir-Gefühl an den Events sichtbar. Das Bedrucken von Kleidungsstücken in Zusammenhang mit der Strasse sollte als eine Art Ironie zum Wort Streetwear und gleichzeitig als Anspielung auf gefälschte Markenprodukte verstanden werden, welche in der Feldbergstrasse ebenfalls zu finden sind. Man teilt durch das tragen dieser Kulturprodukte einen gemeinsamen Spirit und man teilt einen gemeinsamen Ort.57 Kommunikationsmedien wie das Internet und das analoge Teaser Zine sind dabei ästhetische und informelle Medien, die mit den initiierten Events einhergehen. Die Ausgestaltung einer solchen Geselligkeit soll nicht von der Kulturindustrie diktieren werden, was für unkonventionelle Raumnutzung und Kontexte spricht. Es kam bei den ersten beiden Events zwar die Kontrollistanz der Stadt, nämlich die Polizei vorbei, die Kommunikation mit diesen und die Events verliefen jedoch friedlich. Man könnte die in diesem Zusammenhang stattgefundenen Parties als symbolische Form eines Lebens “under construction” verstehen. Als Zeichen für einen nie endenden Prozess, für Entwicklung, Spontanität und Zufälligkeit sowie kultivierte Ziellosigkeit.58 Während des Prozesses ergaben sich Kollaborationen, die teils durch die vernetzten Teammitglieder oder durch soziale Medien zustande kamen. Dass es die Socken und das Teaser Zine an der I Never Read Basel Art Book Fair 2016 am Stand vom Sedici Verlag des Instituts Hyperwerk zu kaufen gab, ist naheliegend, da ein Hyperwerk Dozent den Trinkenhilft Tipp gab und ein weiterer, nämlich Olivier Rossel als DJ am letzten finalen Event auflegte. Des weiteren legte der Basler Verlag Popup Press die Teaser Zines und Socken an ihrem Stand aus, da einer der Mitglieder Inhalte für die hyperlokale Publikation beisteuerte. Auch in der Kleinbasler Buchhandlung Kosmos lagen die Feldbergsocken und das Teaser Zine im Schaufenster auf, da diese vom Projekt erfuhren und es als passend zu ihrem unter anderem lokalen Sortiment empfanden. Es scheint als wäre das Peer-to-Peer Prinzip nicht nur ein Computernetzerk, welches alle Rechner gleichberechtig miteinander verbindet, sondern auch ein Designprinzip zur Gestaltung von Kommunikation, bei welchem viele unabhängige Menschen gleichberechtig miteinander verbunden werden und dabei jede beliebe Rolle annehmen können, als beispielsweise Autoren, Vertreiber oder Kunden.59 Das von mir zu Beginn erstelle

53 54 55 56 57 58 59

Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014.

26


Strassenlogo war somit an der Buchmesse und an anderen Orten präsent, in einer kleinen Auflage, passend zur hyperlokalen Idee und zu einer kleinen Gemeinschaft. Man könnte dies als eine Art von Kommunikationsguerilla betrachten, als Aktivismus, der sich nicht von der Welt getrennt sieht, sondern bewusst in diese eingreift und hyperlokal versucht, etwas Neues zu schaffen.60 Das Logo ist abstrakt genug, damit jeder seine eigenen Vorstellungen von der Feldbergstrasse darauf projizieren kann und aufgrund der Verwendung des Strassennamens leicht verständlich. Design kann also etwas visualisieren, das da sein sollte, aber es vorher noch nicht war, oder da ist, aber ungesehen bleibt, dieses Vorhaben kann als Uncorporate Identity bezeichnet werden.61 Die Identität der Strasse wird dadurch einerseits hinterfragt und gleichzeitig offen gelassen, da es kein allgemeines einheitliches Strassenbild gibt, sondern dieses von der jeweilig befragten Person und ihrer subjektiven Erfahrung mit der Feldbergstrasse abhängt.62 Den Fragen, was Uncorporate Identity eigentlich ist und wie Identität von Orten anhand medialer Mittel geschaffen werden kann, wird im folgenden Kapitel anhand eines Beispieles nachgegangen. 2.4 Uncorporate Identity am Beispiel Sealand

“Corporate objects do not seem to be very interesting. They are impersonal and cold. A corporate suit, a corporate jet, a corporate pen, or a corporate logo are all just proxies. They are the sales representatives and apologists for an organization.”63 Das Logo oder Image, welches stellvertretend für eine Organisation steht, ist nur die Oberfläche, welche die Leere darunter verdeckt. Ein solches Image kann Bedürfnisse, Wünsche oder Erwartungen bei Menschen wecken, aber auch mit ihren Ängsten spielen. 60 61 62 63

autonome a.f.r.i.k.a. gruppe – Kommunikationsguerilla, Transversalität im Alltag?, 2002, URL: republicart.net/disc/artsabotage/afrikagruppe01_de.pdf (Stand: 07/2016). Metahaven (Daniel van der Velden und Vinca Kruk) und Marina Vishmidt, Uncorporate Identity, Baden: Lars Müller Publishers, 2010. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Metahaven (Daniel van der Velden und Vinca Kruk) und Marina Vishmidt, Uncorporate Identity, Baden: Lars Müller Publishers, 2010, S. 7.

27


37

38


40

39


Das Logo bleibt dabei immer eine Abstraktion, weil man die Organisation dahinter nie in ihrer ganzen Vollkommenheit sichtbar machen kann.64 Es hat beispielsweise nie jemand das Römische Reich, das vereinigte Königreich oder die Europäische Union gesehen, stattdessen haben wir die Regierung, Karten oder Gebäude, welche diese repräsentieren.65 Uncorporate Identity geht darüber hinaus, dass alles und jeder eine Marke ist, ohne jedoch das Phänomen von Corporate Branding zu kritisieren. Es meint vielmehr einen Ikonoklasmus, also die Zerstörung heiliger Bilder, indem unter der Hülle der Brands eine Leere ist, die bei Enthüllung zur Zerstörung des Images führt. Was hinter den Logos steckt ist eine Art Abstraktion statt das reale Ding an sich. Man zerstört das Bild, wenn man die Marke wegdenkt.66 Es kann auch zu einer Krise kommen, wenn eine Organisation verschwindet während ihr Embleme und die Trademarks weiterhin überdauern. So sieht man hin und wieder alte Logos von beispielsweise nicht mehr existenten Schweizer Warenhäusern wie EPA oder einen Ort, dessen Form, Grösse und Stil an das System erinnert, welches es errichtet hat. Uncorporate Identity berücksichtigt die Beziehung zwischen einer Organisation und ihrer greifbarer Form, so wie sie in der Welt existiert.67 Wenn man die Feldbergstrasse nun als Organisation betrachtet, die dank Kommunikationstechnologien anfängt als Netzwerk zu operieren, wird es nochmals schwieriger zu sagen, was diese Organisation eigentlich ist oder macht. Genau in dieser Offenheit und Interpretierbarkeit aber liegt das Potential, Menschen anzusprechen.68 Die Mediennutzung unter dem Pseudonym und mit Inhalten ausgehend von der Feldbergstrasse, die nun in Verbindung mit einem wiedererkennbaren Logo stand, schaffte so etwas Neues. Durch Kreierung analoger Gadgets, wie Socken, Shirts, Stickern und dem Teaser Zine, die allesamt das Logo beinhalten, wurden neue Werte geschaffen. Trägt jemand eine Feldbergsocke so ist dies auch ein Statement, dass sich diese Person der Strasse auf irgendeine Weise verbunden fühlt, sei dies aufgrund der Herkunft, der Erlebnisse oder aufgrund von Visionen und Träumereien. Die Feldbergstrasse kam dadurch auf verschiedenen Wegen, nebst dem hyperlokalen Jouranlismus, in den Diskurs und nicht anders als bei Organisationen wurde diese zu einer Art Marke, von der keiner genau wusste, was denn dahinter steckt, aber dennoch plötzlich unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Motivationen diesem kleinen hyperlokalen Netzwerk angehörten. Die Methode des aktiven Handelns, dem aktiven Erzeugen von Kulturprodukten zur Feldbergstrasse, welche es vorher so nicht gab, verleiht einem das Gefühl von Freiheit und einer Alles-ist-möglich Haltung.69 Es gibt extreme Beispiele, wo ein Hype oder ein ganzes Image zu einem Ort kreiert wurde. So wird im Buch Metahaven (2010) das Beispiel Sealand geanannt, eine von Menschen gebaute Insel in der Nordsee, welche ein Abwehrturm im 2. Weltkrieg sechs Meilen von der Britischen Küste war. In den 60er Jahren wurde diese als Piratenradio Station genutzt. Die Rough Tower Insel blieb als einzige erhalten und 1967 erklärte Paddy Roy Bates, ein Ex-Major der Britischen Armee die Insel im internationalen Wasser als sein Fürstentum namens Sealand. Bates und sein Sohn Michael wurden zu Prinzen, seine Frau Joan zur Prinzessin. Sealand war unabhängig von England, die Englischen Rechte zählten für Sealand nicht.70 Trotz der gesetzlichen Freiheit konnte man aber nicht viel machen auf der Insel, sie war wie ein Gefängnis im Namen der Freiheit, eine experimentale politische Einheit, eine ImagiNation, also vorgestellte Nation. Die Frage, was denn zuerst war, der Staat oder die Erkennbarkeit als Staat durch andere, bleibt 64 65 66 67 68 69 70

Metahaven (Daniel van der Velden und Vinca Kruk) und Marina Vishmidt, Uncorporate Identity, Baden: Lars Müller Publishers, 2010. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda. autonome a.f.r.i.k.a. gruppe – Kommunikationsguerilla, Transversalität im Alltag?, 2002, URL: republicart.net/disc/artsabotage/afrikagruppe01_de.pdf (Stand: 07/2016). Metahaven (Daniel van der Velden und Vinca Kruk) und Marina Vishmidt, Uncorporate Identity, Baden: Lars Müller Publishers, 2010.

30


unbeantwortbar.71 1970s konnte man mit Sealand Reisepässen auch in andere Länder reisen. Nach dem Mord von Modeschöpfer Gianni Versace im Jahre 1997 kam ein Fake Sealand Pass für den Mörder in den Umlauf, welcher dann diplomatische Immunität vor weiterer Strafverfolgung beantragte. Im Jahre 2006 bot sich Sealand selber auf eBay zum Verkauf an.72 Sealand wurde kreiert für die Träume anderer Leute. Hackers und Designer wurden ihre Ghostwriter und schrieben eine unauthorisierte Biographie im Internet. Dadurch wurde eine neue Form von Information generiert, eine hypothetische Wahrheit, denn durch Spekulationen wurde diskutiert, was an der Sealand Geschichte wahr sein könnte. Internetinformationen existieren, obwohl wir wissen, dass sie eigentlich gar nicht existieren. Sealand könnte aufgrund seiner Internetgeschichte als Schatten gesehen werden, ohne Logo oder Identität, als etwas Vorgeschlagenes statt explizit Existierendes, offen genug, um es auf unterschiedlichste Art und Weise interpretieren zu können.73 Zwar ist die Feldbergstrasse kein künstlicher Ort im Sinne von Sealand, sondern gehört klar einer Nation, der Schweiz und einem Kanton, nämlich Basel-Stadt an, aber durch das Logo, bekam die Strasse plötzlich eine abstrakte Identität, die mit den Vorstellungen der Menschen spielte. Die hyperlokale Idee wanderte durch Platzierung des Logos auf Socken, Sticker und Teaser Zines nicht nur in andere Schweizer Städte wie St. Gallen, Biel oder Lausanne sondern war plötzlich auch global zu sehen, beispielsweise in Moskau, Berlin, Paris oder Rom. Dies verlieh dem Projekt eine neue Dimension. Hyperlokal meint zwar einen geografisch klar definierten Raum, setzt jedoch keineswegs voraus, dass alle Beteiligten hyperlokal sein müssen, im Gegenteil. Wenn jemand aus Moskau in Russland Illustrationen anhand von Google Street View für die Feldbergstrasse machen will, wieso nicht? Dies war hier der Fall, da der Russische Illustrator und Gründer von Samopal Books Sasha Marshani via Instagram vom Projekt erfuhr und etwas zur hyperlokalen Publikation beisteuern wollte. Dies zeigt, wie die hyperlokale Idee durchaus globale Reichweite durch Medien erreichen kann und wie unterschiedliche Menschen Beiträge zu ein und der selben Sachen liefern können, ohne sich an Regeln halten zu müssen.74 Nun musste eine der Strasse und dem Prozess gerecht werdende Form her, um die hyperlokalen Ihnhalte, der vielseitigen Mitwirkenden in einem greifbaren Medium festzuhalten und diese nicht nur über die sozialen Medien zwischen digitalen Einheiten in der Luft schwirren zu lassen. Welche Form aber sollte diese hyperlokale Publikation annehmen? Dieser und weiteren Fragen geht das folgende Unterkapitel nach. 2.5 Gestaltung einer hyperlokalen Publikation Wie lassen sich Eigenschaften der Feldbergstrasse in einem Printmedium umsetzen? Um Klarheit darüber zu bekommen, was Menschen denn überhaupt mit der Feldbergstrasse in Verbindung bringen, machte ich eine kleine Umfrage, wobei ca. 20 Probanden mit unterschiedlichen Backgrounds je ein Wort aufschreiben mussten, welches ihrer Meinung nach zur Basler Feldbergstrasse passt. Es zeigte sich ein diverses Bild mit Wörtern, die von Stereotypen, Offensichtlichem und Allgemeinem bis hin zu Alltäglichem, Insidern und lokalen Gegebenheiten reichten. Es geht hierbei nicht um akribische Forschung, sondern um von aussen kommende Inspiration für weitere Arbeitsschritte im Designprozess. Die Antworten ergaben zwar Wortwiederholungen wie Döner, trendy, Swag, Design oder Hipster, dies führte aber keineswegs zu einem einheitlichen Bild. Die Erkenntnis, dass genau diese Heterogenität die Feldbergstrasse ausmacht, wurde zur Kernessenz für weitere Prozesschritte sowie für die Gestaltung. Um auch auf visueller Ebene von aussen kommende Inspirationen zu erhalten, 71 72 73 74

Ebenda. Ebenda. Ebenda. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014.

31


machte ich einen A3 Poster Call For Entries, indem ich Freunde über eine öffentliche Facebookveranstaltung zum Mitmachen und Einreichen einlud. Nach Einsendeschluss kamen 27 Poster zusammen, welche die Feldbergstrasse in irgendeiner Form thematisierten und sonst keine Gestaltungsvorgaben bis auf ein das einheitliche A3 Format hatten. Auch hier reichten die Resultate von Essensinhalten über die geografische Lage bis hin zu klar wiedererkennbaren ortsspezifischen Bildern. Die Heterogenität der Feldbergstrasse sowie eine kleine, am Thema interessierte Gemeinschaft wurde dabei erneut spürbar. Die Rolle von Designern befindet sich im Wandel, denn sie sind nicht nur für die Gestaltung und Umsetzung eines visuellen Erzeugnisses verantwortlich, sondern auch Initianten und Leiter von Projekten.75 In einem eintägigen Workshop mit PaTI StudentInnen zu den Themen Selfpublishing und hyperlokaler Journalismus im Huckebein Café an der Feldbergstrasse wurde gemeinsam ein Siebdruckposter gestaltet. An dem Tag entstandene Fotografien, die Namen der Beteiligten sowie vor Ort gefundene Objekte und erstellte Illustrationen wurden mit dem Poster in einem Format vereint, welches der Strasse gerecht wird. Anhand des Workshop Outputs, welcher in einem der Prozessschritte entstanden ist, wurde für die vorliegende Arbeit ein Magazinkonzept entwickelt, welches schlussendlich mehr als ein Magazin sein soll. Lose Blätter in Form von Einzelpostern, die einerseits als Magazin gefaltet und gelesen oder als Poster auf der Strasse aufgehängt und öffentlich wahrgenommen werden können, bilden den Ausgangspunkt. Es wird mit dem Format auch in der Gestaltung Bezug auf die Feldbergstrasse genommen und ein Hybrid bestehend aus Magazin und Poster entsteht. Die Feldbergstrasse kann ebenfalls als Hybrid gesehen werden, da sie eine Kreuzung verschiedener Dinge ist. Sie ist Strasse, Arbeitsplatz, Lebensraum, Verkehrsachse, öffentlicher Ort und vieles mehr. Der hyperlokale Content kann im Medium flexibel angeordnet werden, sodass die Einzelseiten als Poster, aber auch als Seitenabfolge in einem Magazin funktionieren und beliebig durch weitere Seiten ergänzt werden können. Ähnliche Ansätze finden sich beispielsweise beim Berliner Magazin mono.kultur oder beim Australischen Is Not Magazine, auf die später eingegangen wird.

“The art of making a magazine is editing. You have to make a choice, stick with it, then it’s out in the world and it’s done. That’s why I don’t believe print is dead.”76 Ralph McGinnis, Co-Gründer 75 76

Ebenda. Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013, S. 67.

32


des Magazins Put A Egg On it

Die Beschäftigung mit der Feldbergstrasse ist ein fortlaufendes Projekt, welches mit diesem Format stets ein neues Team, neue Inhalte sowie neue Gestalter an Bord haben kann, dadurch in der Lage bleibt zu überraschen und dennoch dem Content eine angemessene Form gibt und dabei der heterogenen Strasse gerecht wird. Je mehr weitere Inhalte dazukommen, desto dicker wird das Magazin und desto mehr Poster überlagern einander. Dies erinnert an Strassenwände, bei welchen mehrere Poster übereinander geklebt werden bis sie eine Dicke erreichen, dass man Tunnel in sie reinschneiden kann. Poster Tunneling nennt sich das in beispielsweise Berlin weitverbreitete Phänomen.77 Das Postermagazin gewinnt somit mit der Zeit an Volumen und wird zu einem Objekt, bestehend aus mehreren unterschiedlich gestalteten Inhalten. Es gibt in diesem Sinne kein Endprodukt, da das sichtbare Objekt nie wirklich in seiner Gesamtheit wahrnehmbar ist, weil es ein fortlaufendes Projekt ist und dabei die Gestaltung von Kultur und sozialen Organisationsformen im Vordergrund steht.78 Die Unvorhersehbarkeit der Gestaltung weiterer hyperlokaler Inhalte ist Teil des Konzeptes und ein Überraschungsfaktor, der bereits während des Prozesses mit den Feldberg Socken, den Events und dem Teaser Zine spürbar war. Jede Reproduktion ist ein Original und ein Neuanfang zugleich und jeder hinzukommende Beitrag kann eine neue Papierwahl, Drucktechnik oder neue Bild und Textverhältnisse aufweisen. Es geht nämlich um Heterogenität, Perspektivenwechsel und Interpretationsspielraum. Das Management ist kollektiv und der Inhalt nicht spezialisiert, wodurch die Neugierde an der Materie erhalten bleibt und unterschiedlichen Mitwirkenden genügend Handlungspielraum bietet.79 Als ephemere Printmedien eignen sich sowohl Poster als auch Magazine dafür, einen Zeitgeist zu repräsentieren, weshalb sie als Fusion doppelte Wirkung entfalten. Es ist eine zeitgenössische Schaffung von Öffentlichkeit, denn Publizieren heisst, öffentlich zu machen und was ist öffentlicher als allen zugängliche Poster auf der Strasse, die gesammelt auch als Magazin existieren können. Der Content bestimmt die Form und gleichzeitig bestimmt die Form den Content.80

“A good designer is someone who engages with the subject and comes up with ideas you didn’t have.”81 Bob Stein vom Institute for Future of the Book 77 78 79 80 81

Leslie Kuo, Design & Translation – Poster tunneling, 2013, URL: lesliekuo.com/blog/poster-tunneling (Stand: 07/2016). Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Ebenda. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Sara De Bondt und Fraser Muggeridge, The Form of the Book Book, London: Occasional Papers, 2009, S. 64.

33


Es kommt zu einem prozessualen Charakter des Sammelns, wodurch jede Publikation als einzigartiges Sammelstück in einer limitierten Auflage existiert und innerhalb einer gegeben Form mit jedem neuen Beitrag Heterogenität zulässt. Die Hybridpublikation ist Dokumentation und Zeugnis eines bestimmten kollektiven Moments, der so temporär sein kann, wie eine Ausstellung oder ein historisches Ereignis. Entscheidend ist, dass der geteilte Raum, der zwischen den Publikationen entsteht, in zwei scheinbar entgegengesetzte Richtungen wirkt. Einerseits besteht er aus Stimmen, die aus spezifisch lokalen Bedingungen und Kontexten hervorgehen und anderseits bietet die Publikation eine translokale Verbundenheit ähnlicher Singularitäten, die durchaus auch über die Landesgrenze reichen kann und dank Kommunikation durch Soziale Medien möglich ist.82 Diese temporären Gemeinschaften schaffen von Ausgabe zu Ausgabe Formen der Kommunikation, folgen dadurch ihrer eigenen Logik und verweigern erläuternde Erklärungen und beschreibende Aktionen während sie handeln. Es entstehen lebendige Lernprozesse von DIY Kulturen. Stimmen melden sich, um zu sein, um existiert zu haben und um einen Raum festzuhalten: Ich war hier.83 Das Projekt Feldbergstrasse ist ein aktives Archiv, ein Raum für Handlung und Engagement. Im Prozess findet offensichtlich mehr statt als das reine Gestalten und Publizieren an sich. Events, Gadgets, Social Media und Networking gehören mindestens genauso zum Designprozess wie die Gestaltung einer hyperlokalen Publikation selbst. Diese Prozessschritte stehen mit dem hybriden Magazin in Bezug, generieren neuen Content in Form von beispielsweise Eventfotos und lassen eine anregende Diskussion rund um die Strasse entstehen. Die Nähe zum Netzwerk muss dabei keineswegs geografischer Ebene sein, da sich Mitwirkende auch über Soziale Medien erreichen lassen. Die innere Qualität von Plattformen wie Instagram oder Facebook liegt nicht in der Technologie, sondern in ihrer sozialen Natur. Sie sind eine soziale Struktur, welche diejenige reflektiert, in welcher wir leben.84

“Eher als Tod von Print sind digitale Medien so zu seiner Zuflucht geworden, zu seinem Archiv und zu seinem Mittel gesteigerter Verbreitung [...] durch ein wahrlich soziales Netzwerk von einander 82 83 84

Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Ebenda. Ebenda.

34


überlappenden Einflüssen und sozialen Sphären.”85 Publizieren war schon immer limitiert, da sich nicht alle Menschen ein Buch oder Internetzugang leisten können.86 Gestaltet man ein Magazin, dessen Inhalte gleichzeitig als Poster rausgenommen und öffentlich zugänglich beispielsweise der Feldbergstrasse entlang aufgehängt werden können, haben auch Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mitteln Zugang zu Informationen. Auch werden dadurch Leute an einen physischen Ort gelockt, wodurch spannende Begegnungen entstehen können. Beim hyperlokalen Journalismus rund um die Feldbergstrasse war ein Zine Prinzip die Ursprungsinspiration, weshalb das Projekt auf Facebook und Gmail unter dem Namen Feldberg Zine läuft und lediglich auf Instagram als @feldbergstrasse zu finden ist. Was ein Zine ist und welche neue Formen von Magazinen es gibt, wird auf den folgenden Seiten untersucht. 2.6 Magazingestaltung

“TUNICA stems from an urge to assemble a platform that curates talents, combines disciplines and shares new ideas and styles. Its contributors represent a wide range of international and cutting-edge artistic disciplines. The result is more than a gallery, studio, or magazine, it is an evolving 85 86

Ebenda, S. 209. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015.

35


series of exclusive and collectible projects, with a vision of art that challenges commercial standards.”87

Was macht ein Magazin in der komplexen Medienlandschaft heutzutage aus? Wenn man alle Regeln brechen darf, kann und soll, gibt es das Magazin in allen denkbaren Formen. Mal als Schallplatte, mal als Kartensammelset und mal als T-Shirt und alle haben gleichberertichten Existenzwert. Es ist auf jeden Fall eine Art von Kommunikationsmedium, welches Zeitungs- und Webseitenstrukturen brechen kann, ohne dabei den zeitlosen Anspruch, welchen man beispielsweise Büchern zuweist, wahren zu müssen.88 Des Weiteren ist es Teil einer Serie, deren Outputs sich ähneln können aber nicht müssen. Als Teil der Serie existiert das Magazin auch als Oneoff Produkt, also als eigenständiges Objekt und gleichzeitig als Teil einer Serie an Objekten. Ähnliche Inhalte und Designs können zwar Erfolgsfaktoren sein, aber auch langweilen. Nimmt man den Begriff beim Wort, so ist dessen Sinn vom Französischen Wort magasin herkommend Warenhaus, Shop oder auch Waffe, gar Explosives. Auch im Arabischen bedeutet das Wort makhzan Lager oder Warenhaus.89 Magazine sind also eine Sammlung an Objekten, die überraschen beziehungsweise explosiv sein können. Das Wort Magazin wurde erstmals 1731 beim Launch vom Magazin The Gentleman’s gebraucht.90 Erste Magazine waren textlastig, ähnlich wie Bücher. In den 1920er Jahren kam dann die Fotografie hinzu und es entstanden Designs mit Text und Bild. Zwischen den beiden Weltkriegen kann man von Magazinen im Bereich des Grafik Designs sprechen. Dada und Futuristen führten visuelle Anarchie ein, um den linken und rechten Propagandaerzeugnissen entgegen zu wirken.91 Magazine und visuelle Trends dieser Zeit waren das Vu (F) Magazin oder die Arbeiter Illustrierte Zeitung (D), die beide neue Richtungen vorgaben. Nach dem 2. Weltkrieg in den 50ern gab es einen Konsumboom, wie wir ihn heute in Magazinform haben. Beispiele dieser Ära sind Publikationen wie Picture Post (UK) oder Harper’s Bazaar (USA). Die 60er Jahre gelten als die Goldene Ära der Magazine, unter anderem aufgrund von Werbung, Konsum, Farbkopien und auch Designs. Beispiele dieser glorreichen Zeit sind Look (USA), Twen (D) oder The Sunday Times Magazine (UK). Die 70er hingegen galten als eher konservativ mit Ausnahmen wie Time Out (UK), Rolling Stone (USA) sowie Punk Fanzines. In den 80ern kam es dann eher zu übergestylten Designer Exzessen wie Blitz (UK), Tempo (D) oder das self-published i-D (UK) Magazin, welches beim Launch Lo-Fi Qualität aufwies und lediglich in zwei Farben, gestapelt im Landscape Format und in Typewrite und Handwrite Stencils sowie mit leuchtenden Farben, die die Street Fashion und visuelle Identität reflektierten, auf den Markt kam. i-D ist eines der meist zitierten Inspirationsquellen für Magazingestaltung.92 Als schliesslich 1984 der erste Macintosh von Apple auf den Markt kam, lagen die Tools plötzlich in den Händen der Nutzer. Es kam jedoch nicht zu einem Downgrade, wie dies befürchtet wurde, sondern man schöpfte Potential daraus. Das Emigré (USA) war das erste mit dem Computer designte Magazin, welches Seitenlayouts 87 88 89 90 91 92

TUNICA Studio, URL: http://tunicastudio.com/about (Stand: 07/2016). William Owen, Magazine Design, London: Laurence King Publishing Ltd, 1991. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda.

36


mit selbst designtem 8-bit Typeface gestaltete, um zu experimentieren. Später kam dann RayGun (USA) raus, welches von David Carson gestaltet wurde. Carson nutzte die Technologie jedoch, um etwas Neues zu kreieren anstatt alte analoge Stile nachzuahmen. Print mit neuen Technologien war also nur der Start in etwas Neues und keineswegs der Tod dessen.93 Ende des 20. Jahrhunderts gab es einen Magazinboom durch die kommerzielle Standardisierung der Magazine anhand effizienter Seitenzahlen oder PR Manipulationen und ähnlichen Berechnungen. Kostengünstige Massenproduktion war möglich.94 Zu diesem Phänomen gab es natürlich unkonventionelle Formate, die an die Gegebenheiten und den Wert von Print erinnerten. So war das Nice Magazine (UK) einfach ein Stück Holz in Magazinformat, welches unsere physischen Erwartungen an ein Magazin in Frage stellte. Auch das Words Magazine (UK) und das One Page Magazine (UK) spielen ironisch und visuell analytisch mit unserer Wahrnehmung, indem sie Content Banalitäten unterstreichen. Traducing Ruddle (UK) ist eine Zeitung, welches das Tabloid Format mit lauter Designnonsense füllt. Die digitalen Möglichkeiten und technischen Fortschritte zwingen das Magazin also seine physische Materialität zu hinterfragen. So gibt es Magazine wie das Monocle (UK), welches eher wie ein Buch gestaltet ist, aber auch Zeitungen, die eher tägliche Magazine anstatt Newspapers sind, beispiele hierfür wären das i (P) oder The Guardian G2 (UK). Andere nahmen das Wort Magazin als Warenhaus voller gesammelter Objekte beim Wort und gestalteten thematische Kollektionen von Objekten mit unterschiedlichen Beitragenden. Das Spanische Magazin Las Màs Bella Revista (ES) beinhaltete verschiedene Publikationen, die je nach Ausgabe als Schuh, im Plastiksack oder als Spielbox erhältlich waren.95 Auch MK Bruce/Lee (ZA) gab Publikationen in Form von Sammelkartensets und weiteren Überraschungsobjekten raus. Es ist eine Sammlung an Dingen mit unterschiedlicher Verpackung, die von Ausgabe zur Ausgabe ändert. Das T-World (AUS) Magazin ist wohl die weltweit einzige Publikation über T-Shirts und das T-Shirts (SWE) Magazin sind Publikationen in T-Shirt Form, die vorne mit Illustrationen und hinten mit Content publizieren.96

“Visual Culture Now. Our activity also unfolds through collateral projects, furthering the idea that the magazine is an open platform that can exist in print, online and live. We engage in collaborations 93 94 95 96

Ebenda. Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. Ebenda. Ebenda.

37


46

58 47

48

51

59

60 52


53

49

54

50

56

55

57


with cultural organizations and brands seeking a creative and globally networked consulting team.”97

Auch Modebrands des 21. Jahrhunderts wie beispielsweise Vetements, Anti Social Social Club oder Places + Faces platzieren unter anderem Textinhalte auf Kleidungsstücke wie Jacken, Shirts, Socken oder Kappen, aber auch auf Autos und an die Wände von Ausstellungsräumen und lösen damit einen Hype aus. Dies ist zunächst nichts neues, da es immer schon Slogans auf Kleidungsstücken gab, diese Marken aber spielen mit den Bedürfnissen und Ängsten der Jugendkultur im Jahre 2016 und setzen auf viralen Hype über Instagram sowie auf angesagte Szenestars wie das Model Sita Abellan. Ähnliche Inhalte und Stars präsentieren zeitgemäße Magazine wie beispielsweise das im Jahre 2012 gegründete TUNICA Magzin aus New York, welches durch Kollaborationen mit diversen Namen aus den Bereichen Mode und Design entsteht und nebst Magazinen auch noch eine Gallerie bietet und Textinhalte auf großformatige Stofftücher druckt. Ein weiteres Beispiel ist das Magazin Kaleidoscope aus Mailand, welches seit 2009 existiert und zuletzt dem Künstler Sterling Ruby freie Hand für eine gewisse Seitenanzahl im Magazin gab. Der Künstler schuf somit ausschließlich für das Magazin etwas Neues, sprach über seine Kunst und mit seinen Bekanntschaften, gestaltete Magazinseiten mit und trug aktiv etwas zur Qualität des Mediums bei. Das Berliner Magazin mono.kultur (D) hinterfragt die Form des Magazins, ist in A5 und beinhaltet gleichgrosse Objekte oder Faltposter. Heute versuchen Magazine umzudenken, wenn es darum geht Content an den Leser zu bringen. Is Not Magazine (AUS) löst diese Aufgabe durch Flyposting des Contents als Poster in der Öffentlichkeit und I Am Still Alive (UK) erscheint regelmässig in anderen Publikationen, indem es mehrere Seiten einnimmt, als eine Art Parasitprojekt.98 Der heutige Kontext zwingt die Macher zum umdenken und Designer werden dadurch mehr als nur die Gestalter des Mediums. Die Geschichte zeigt, dass Gestalter und Herausgeber immer wieder innovative Ideen und einen produktiven Umgang mit den digitalen Mitteln fanden, die keineswegs zum Tod des Printmediums führen, sondern dieses im Idealfall ergänzen.99 Nebst den ausgefallenen Formaten gibt es auch Magazine, die im physischen Magazinformat bleiben, jedoch versuchen die Konventionen in der Gestaltung der Seiten zu überbrücken. Kasina A4 (FIN) liess sechs Menschen, allesamt Autoverkäufer, zum Thema “Luxury” illustrieren und publizierte damit User-Generated-Content. O.K. Periodical (NLD) und Ein Magazin über Orte (D) nehmen Beiträge unterschiedlicher Mitwirkender zu einem Thema auf. Zu Einsendeschluss wählen die Editoren aus all den Beiträgen aus und publizieren die Inhalte, ohne diese zu erklären oder zu kommentieren. Auch hier geht es um Partizipation und User-Generated-Content. Ein weiteres Beispiel, welches mit dem Internet und den Nutzern spielt ist Creative Review (UK), welches 2007 ihre Ausgabe auf eBay an Gestalter verkaufte. Die Agentur Mother aus London gewann den unüblichen Pitch mit ihrer Gestaltung “Mother paid 15’000 pounds to edit this edition”. Magazingestalter und Herausgeber spielen also mit den Erwartungen der Leser 97 98 99

Kaleidoscope, URL: http://kaleidoscope.media/about (Stand: 07/2016). Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014.

40


und mit dem, was ein Magazin heute alles sein und leisten kann.100 Nach all den Beispielen kehren wir zurück zur Gestaltung eines hyperlokalen Mediums, welchem sich diese Arbeit widmet. Von der Strasse kommender Content soll die Möglichkeit haben, auf der Strasse selber präsent zu sein und dennoch als Magazin mit Seitenabfolgen zu funktionieren. Das Magazin über die Feldbergstrasse besteht deshalb aus losen gefalteten Postern und wird somit zu einem Hybrid aus Magazin und Poster.

“In all editorial media the designer’s primary role is to communicate and express content: to act as a catalyst of comprehension in the interaction between message and reader.”101

Visueller Journalismus in Magazinen bedarf des Zusammenspiels von Autoren, Fotografen, Editoren und Designern, die gemeinsam Inhalte visuell ansprechend aufbereiten. Es entsteht dadurch eine neue Rolle von Designer-Journalisten, die sich sowohl dem Content als auch der Gestaltung widmen. Sie handeln wie Art Direktoren, die entscheiden, planen, koordinieren und kreative Aufführungsproben machen. Der jeweilige Kontext bestimmt dabei die Form des Magazins. Die Kunst ist es, eine Mitteilung zu kommunizieren in all ihrer Einfachheit. Die Magazininhalte über die Feldbergstrasse zeigen die Alltagskultur, sind dabei politisch unabhängig und erzählen als Interview, Reportage oder Kommentar vom Leben an der Strasse, welches unterschiedliche thematische Schwerpunkte haben kann. Magazine bauen aber keineswegs auf Erwartungen auf, sondern wollen stets überraschen. Mit Typo, Farben, Material und Bildern soll eine Story erzählt und das Interesse des Lesers aufrecht erhalten werden.102 Die Leitfrage für die Praxis ist also stets, ob das Resultat die Kommunikation der Mitteilung unterstützt und dem Content gerecht wird.103 Falls es etwas wie das neue Magazindesign gibt, dann aufgrund neuer kultureller und gestalterischer Kriterien sowie neuen Produktionsmethoden. Kostengünstiges Publizieren und mehr Kontrolle wurden beispielsweise durch digitale Gestaltung möglich. Der Designer ist aber immernoch Initiant und Kommunikator von Ideen und er ist es, der das Aussehen eines Magazines bestimmt.104 Solange es einen Boom an Buchmessen 100 101 102 103 104

Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. William Owen, Magazine Design, London: Laurence King Publishing Ltd, 1991, S.126. William Owen, Magazine Design, London: Laurence King Publishing Ltd, 1991. Ebenda. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014.

41


wie I Never Read Art Book Fair Basel (seit 2012) oder Miss Read Berlin (seit 2009) sowie Print fördernde Plattformen wie den von Sol LeWitt und Lucy Lippard im Jahre 1976 gegründeten Printed Matter Verlag oder Motto als den im Jahre 2007 von Alexis Zavialoff gegründeten, ersten Schweizer Verlag für Magazine und Zines gibt, wird es trotz digitaler Medien analoge Erzeugnisse der unterschiedlichsten Art zu sehen geben. Diese existieren als eigenständige Werke, da sie etwas machen, was vorher nicht existierte und unter die Rubrik Künstlerbücher fallen. Historische Beispiele solcher Bücher finden sich beispielsweise in den Werken von Lawrence Weiner oder Ed Ruscha, welche in den 60er Jahren als Konzeptkunst in Form von Publikationen entstanden.105 Im Kontext der Kunst gab es schon immer Menschen, die sich mit dem Printmedium Zeitung auf kreative Art und Weise auseinander gesetzt haben. Joan Miró malte 1972 sein Kunstwerk Le Journal direkt auf das Medium Zeitung und funktionierte dieses somit um. In ihrem Werk That’s why they’re called underwear aus dem Jahre 2009 transformierte Kim Rugg Texte und Bilder von Titelseiten wie diejenigen der Zeitung The Guardian in unleserliche Strukturen. Olaf Metzel wiederum setzt sich in seinen Arbeiten namens Jimi Hendrix, Susan Sontag oder Gegenkultur aus den Jahren 2010 und 2011 wiederum mit politischen und sozialen Themen auseinander. Es geht in seiner Arbeit um die Auseinandersetzung mit der Bilderflut herkömmlicher Printmedien, sowie diesen als vergängliche Zeitdokumente, welche wir zerknüllt in den Papierkorb schmeißen.106 Nebst Kunst rund um das Printmedium, Künstlerbüchern und dem Begriff Magazin existieren aber auch Zines, an deren Begrifflichkeit sich die Betitelung Feldberg Zine stützt.

“To me, a zine means you love the subject.”107 Ein Zine wird von Fans für Fans gemacht, sprich in diesem Fall von Fans der Feldbergstrasse für Fans der Feldbergstrasse, wobei auch Menschen angesprochen werden können, die sich zuvor nicht mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Es gibt viele Beispiele für Zines, die neue Wege gehen und unterschiedliche Formen annehmen können. So hat das Food Zine Put An Egg On It beispielsweise grünes Papier gewählt, um abstrakt und verspielt zu wirken. Es wird bewusst nicht versucht, das Essen perfekt aussehen zu lassen, weil dies nicht der Realität entspricht. Fehler im Print werden toleriert und gehören zur Ästhetik und zum Konzept der Herausgeber dazu, welche sich bei der Gestaltung auf die Ästhetik von Werbung in Comicbüchern und auf 80er Werbeschriften wie Barmeno und Cantoria konzentrieren. In den Augen der Gründer sollen Corporate Magazine verschwinden, weil sie der Kultur nichts bringen. Grosse Publisher sollen Geld in kreative Köpfe investieren und mehrere kleine Magazine in kleinen dreier Teams herausgeben, anstatt ein Riesenmagazin. So würden die Konzerne trotzdem profitieren und gleichzeitig die Vielfalt fördern.108

“The magazine has been evolving from its first day and 105 106 107 108

Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. artnet, URL: artnet.com/galleries/galerie-klueser/olaf-metzel-2010-galerie-klüser-2 (Stand: 07/2016). Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013, S. 69. Ebenda.

42


is driven by our curiosity to explore new worlds, meet new people and most of all share our finds and excitement through its pages for our readers.”109 Marco Velardi, Chefredakteur des Appartamento Magazins

Sei es also Food, Interior, Musik oder Gardening, in allen Genres ist die Tendenz da, den Leser durch innovative Ideen zu überraschen und einen Mehrwert für das Medium zu schaffen. Wer neue Wege wagt, stösst natürlich auch auf Kritik, so wie Mike Meiré, der Art Direktor des Magazins 032c, der dessen visuelle Sprache bewusst mit untypischen Mitteln brach.

“It got called the new ugly, but ugly was never, ever in my mind. I wanted to create a doubt in people’s minds about what is beautiful.”110 Mike Meiré, Art Director des Magazins 032c Der Content ist das Rohmaterial, aus welchem Magazine gemacht werden, bestehend aus Text und Bild. Einerseits soll der Content lesbar und grammatikalisch korrekt sein 109 110

Ebenda, S. 77. Ebenda, S. 133.

43


sowie den Leser informieren und anderseits soll das Magazin Einzigartigkeit und eine Persönlichkeit ausstrahlen. Text und Bild stehen in Beziehung zueinander und arbeiten stets eng zusammen. Editoren beider Seiten kollaborieren somit als visuelle Journalisten, um das bestmögliche aus dem Material zu ziehen.111

“In a world of easily accessible content, one of the virtues of printed magazines is their ability to combine multiple story-telling methods – text, photography, infographicy and illustration – to create strong narratives with distinct character.”112 Marissa Bourke, Art Direktorin des Magazins Elle Der geschriebene Inhalt muss sich dem Design genauso anpassen wie das Design den geschriebenen Wörtern. Es gibt dabei aber keine Regeln wie und weshalb man etwas machen muss. So soll beispielsweise ein Künstlerbuch mehr sein als nur eine Sammlung vorhandener Dokumente. Es gibt zwar Künstlermagazine, die über Kunst berichten oder Kataloge zu Kunstausstellungen, die Bilder und Texte zur ausgestellten Kunst beinhalten, dies sind aber deshalb noch lange keine Künstlerbücher. Ein Künstlerbuch beinhaltet Content, welcher das Medium aufwertet, indem es exklusiv für das Magazin oder Buch von Künstlern kreierte Inhalte vereint und dadurch etwas schafft, was vorher nicht existierte, eben das gewisse Mehr. Was dieses Mehr aber genau ist, kann von Buch zu Buch und von Thema zu Thema variieren.113 Das bereits erwähnte Berliner Magazin 032c hatte seinen Launch im Jahre 2000 mit 49 ungebundenen Zeitungspapierseiten in den zwei Farben Schwarz und Pantone Rot 111 112 113

Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. Ebenda, S. 115. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015.

44


032c, woher sich der Magazinname ableitet. Eine grosse rote Franklin Gothic Schrift und schwarze aggressive gestalterische Haltung lud zu Themen wie Zerstörung und was als nächstes kommt auf. Es war eine Art Punk Fanzine gestaltet von Dieter Rams. Danach kam ein neuer Art Direktor, der auf Vollfarbdruck und ein Zeitschriftenkonzept sowie Werbeseiten setzte. Das darauffolgende Redesign von Mike Meiré arbeitet mit künstlich gestretchten Headlines, bedient sich Farbenclashs wie rot und grün und hat einen unsauberen Touch. Dies bewusst, um die Frage provozieren, ob es nun brilliant oder einfach nur blöd ist. Die Frage nach dem, was wir als schön empfinden, sollte damit in den Raum geworfen werden.114

“The layouts really disappointed a number of the visual contributors.”115 Ashley Heat in Creative Review UK

Mike Meiré’s Gestaltung wurde von Ashley Heat in einem Onlineartikel auf Creative Review UK als fragwürdig bezeichnet und auch Grafiker Michael Bierut hinterfragt auf Design Observer anhand des künstlichen Dehnens der Schriften, ob denn nichts mehr heilig sei und “New Ugly” Trends unsere Zeit bestimmen würden.116 117 Meiré selbst spricht aber eher von Brutalismus statt von Hässlichkeit. Bilder, Typo und Content Clashs sind von Meiré gewollt und bewusst auf die Brutalisierung eines Minimalismus zurückgeführt, um es zu retten. Seiner Meinung nach muss man Emotionen teilen und energiegetriebenes emotionales Design machen, um das Publikum zu erreichen und zum Nachdenken zu bringen.118 Ein weiteres Beispiel ist das Magazin Elle, welches 1945 in Frankreich als lokale Version vom US Magazin Harper’s Bazaar seinen Launch hatte. Heute existieren 42 Editionen und Spin-Off Publikationen wie Elle Decoration oder Elle Girls und eine Serie von 27 Webseiten, die von unterschiedlichen Publishern weltweit produziert werden. Es handelt sich hierbei also um ein loses Netzwerk an Mitwirkenden, welche einen gemeinsamen Nenner in Sachen Content und Gestaltung haben. Jede lokale Edition operiert in ihrem eigenen Kontext, in ihrem lokalen Fashion Kontext, der von Ort zu Ort variiert. Der rote Faden für alle Editionen wird lediglich durch die Typografie wie zunächst Futura und nach 25 Jahren Baskerville gezogen. Am wichtigsten sind aber die Bilder, denn wenn man schlechte Bilder hat, macht es keinen Unterschied welche Schriften man braucht. Wenn alles da ist, wird’s gemacht und in die Welt gesandt und dann zum Nächsten übergegangen.119

114 115 116 117 118 119

Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013 Creative Review – Ashley Heat on 032c, URL: creativereview.co.uk/cr-blog/2007/september/ashley-heath-on-032c (Stand: 07/2016). Ebenda. Design Observer – Michael Bierut, How To Be Ugly, 2007, URL: designobserver.com/article.php?id=5867 (Stand: 07/2016). Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. Ebenda.

45


“I’m not interested in the questions around format. Print and digital have their place and do very different things. I’m much more interested in great ideas and producing inspiring, surprising and innovative content.”120 Marissa Bourke, Art Direktorin des Magazins Elle Printmedien bleiben haltbar und lesbar und deshalb nach wie vor aktive Kommunikationsmedien, die unterschiedlicher Natur sein können und deren Inhalt und Design sie einzigartig macht.121 Digitale Medien operieren als Stützen des Prints und haben eigene Qualitäten, welche die Kommunikation und Information fördern können.122

120 121 122

Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013, S. 115. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Ebenda.

46


3. Schlussteil Gemeinsame Wünsche und Hoffnungen und der dadurch entstehende Gemeinschaftsgeist können Gestalt annehmen und diese auch kreieren.123 Denn erst wenn der Bürger die Umwelt mit seinen Vorstellungen und Assoziationen beseelen kann, wird sie zu einem wirklich einmaligen und unverwechselbaren Ort.124 So hat die Feldbergstrasse zwar eine eindeutige Bewegungslinie, eine klare Richtung, man kann sich nicht auf der geraden langen Strasse verirren und dennoch bleibt man an der ein oder anderen Stelle hängen. Nicht nur Großstädte sind aufgrund der Intensität des Lebens und des nahen Beieinanders verschiedener Menschen ein abenteuerlicher, mit symbolischen Details beladener Ort, sondern auch eine einzelne Strasse, wie die Basler Feldbergstrasse kann diese Kriterien erfüllen.125 Diese allein hat natürlich nicht Millionen Einwohnern, aber dennoch kann sie als hyperlokale Nachbarschaft reich an spannendem Material sein, über welches berichtet werden soll.

“Magazines are about editing and choice, while the Internet is about immediacy. The art of making a magazine is editing.”126 Ralph McGinnis, Co-Gründer des Magazins Put A Egg On it Heutige digitale und technische Möglichkeiten des Herausgebens und Verbreitens stellen klassische autoritäre Modelle in Frage. Die Frage nach dem Original und der Reproduktion stellt sich nicht mehr, eher geht es um die Verabschiedung des Mythos um das Original zugunsten der Einzigartigkeit.127 Geteilte Autorität und eine Vielzahl individueller Verantwortlichkeiten sind mittlerweile meist üblich. Kein Werk ist original, da es mehrere Urheber hat und sie alle richtig sind.128 Die digitale Revolution bringt den Journalisten ein größeres Publikum als je zuvor. So können Blogs als Demokratie und als Chance neuer bürgerlicher Revolution gesehen werden, da man direkten Zugang zu Informationen hat. Digitale Informationen orientieren sich aufgrund vom rapide ändernden Konsumverhalten an den Bedürfnissen der Nutzer sowie an der Nachfrage. Nicht nur grosse Medienhäuser bedienen sich deshalb Crossmedia Strategien, um ihr Publikum optimal zu erreichen. Anders als beim Radio und TV, die 1982 in der Schweizer Bundesverfassung als Bildungsmedien, welche die kulturelle Entfaltung, freie Meinungsbildung und Unterhaltung fördern, aufgenommen wurden, gibt es für das digitale Zeitalter keine zeitgemässen Bestimmungen. Es herrscht ein Informationsüberfluss, aus welchem der Mensch selektieren muss. Nur wenn er aus 123 124 125 126 127 128

Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960, S. 110. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013, S. 68. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Ebenda.

47


dieser Informationsflut das Relevante herausfiltern kann, führt dies zum gewünschten Fortschritt.129 Das geschriebene Wort jedoch, sei es auf Papier oder in digitalen Geräten, ist unersetzbar, deshalb ist kein Ende der Zeitungen und Magazine zu befürchten. Es werden sich lediglich neue Formen für das Onlinezeitalter finden, welche Informationen und Meinungen uneingeschränkt verbreiten und somit die freie Meinungsbildung fördern.130 Die Presseförderung liegt im Interesse der Schweiz, was bereits jetzt für ein vielfältiges Medienangebot sorgt. Erfolgreiche Onlinekonzepte ergeben sich durch die Nutzung des Internets als Erweiterung der publizistischen Möglichkeiten und ergänzen die Printmedien statt diese zu ersetzen. Hierbei sind zuverlässige Informationen des Publikums, Fairness und Transparenz Grundlagen, auf denen Medienunternehmen bei aller Diversifikation ruhen.131 Qualitätsjournalismus wird meist analogen Medien zugeschrieben, da diese fassbar und dadurch vertrauenswürdig sind. Digitale Informationen hingegen orientieren sich fast ausschliesslich anhand der Nachfrage. Deshalb brauchen wir Journalismus, der bewusst unseren Blick auf Themen lenkt, wie dies im Fall von Zeitungen und Magazinen der Fall ist. Analoge Medien entwerfen durch Bündelung von Inhalten in 30 Minuten oder auf 50 Seiten ein Weltbild und geben eine Seitenabfolge vor, während digitale Angebote die Nutzer selbst die gewünschten Inhalte auswählen lassen und sich den Empfehlungen der Peer Groups anpassen.132 Der Verband Schweizer Medien, 1899 gegründet in Zürich, lehnt zudem Subventionen ab, da diese die Medien disziplinieren statt sie zu stärken und die freie Meinungsbildung manipulieren können.133 Watson.ch ist hierbei als zeitgemässes Beispiel ein unabhängiges Experiment, das guten Journalismus und Youtubeinhalte vereint. Der Schweizer Bund unterstützt die Presse einerseits indirekt durch Gelder für die Post und somit für den Vertrieb von Zeitungen, damit die Informationen zu den Bürgern gelangen, und andererseits direkt durch eine reduzierte Mwst. von 2.5% statt normal 8%, um die Medienhäuser zu entlasten. Der digitale Mehrwertsteuersatz läuft hingegen noch unter dem normalen Steuersatz von 8%, was nicht korrekt ist und zeitgemässen Anpassungen bedarf. Man sollte aber analoge sowie digitale Medien ganz von der Mehrwertsteuer befreien, da sie wichtige Kulturgüter sind, die zur Pressevielfalt sowie freier Meinungsbildung beitragen und dies relevante Säulen einer Demokratie wie der Schweiz sind.134 Kernargumente der vorliegenden Arbeit sind, dass es im Prozess des Gestaltens einer hyperlokalen Publikation nie ein Endprodukt gibt, sondern dass die Designprozesse alles Einzelprodukte eines sich für immer stets weiterentwickelnden Ganzen sind. Man macht etwas, man zieht Erkenntnisse daraus und macht daraufhin etwas Neues. Die hyperlokale Publikation über die Feldbergstrasse in Form eines aus Postern bestehenden Magazins zu gestalten, kommt einerseits der Strasse sowie der ihr innewohnenden Heterogenität an Instituionen und Menschen entgegen. Dass die Publikation beliebig weiterergänzt werden kann bis sie das Volumen eines Objektes annimmt und dabei aus losen Seiten besteht, die man ihr entnehmen kann, spricht für Magazine und Poster als ephemere Medien. Die Einbindung des Prozesses erfolgt in diesem Fall ebenfalls, da die Idee für das Magazin einem Workshop entnommen wurde, welcher zu den Themen Selfpublishing und hyperlokaler Journalismus an der Strasse selbst stattfand und ein Siebdruckposter mit den Inhalten der Feldbergstrasse in Form von Bild, Text und gescannten Objekten als visuellen Output hatte. Die Gesamtheit aller Einzelschritte macht also den nie endenden Designprozess 129 130 131 132 133 134

Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Ebenda. Ebenda. Ebenda.

48


aus, mit all seinen Fortschritten und Irrwegen. Aus den Schritten lassen sich mehrere mögliche Gestaltungsansätze entwickeln und jeder dieser Ansätze hat seine Daseinsberechtigung.135 Da es sich um ein reales Projekt handelt, konnte aufgrund des Feedbacks vom Publikum sowie von den beteiligten Institutionen rund um die Strasse festgestellt werden, dass eine hyperlokale Publikation die existierende Basler Medienlandschaft bereichern und die Leserschaft freuen würde. Es ist dabei auch festzuhalten, dass Printmedien aufgrund digitaler Medien nicht aussterben, sondern lediglich eine neue hybride Form annehmen, die keinen klaren Regeln folgen muss.136

135 136

Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Ebenda.

49





4. Literaturverzeichnis Bücher Otto Friedrich Bollnow, Mensch und Raum, Stuttgart: Kohlhammer, 2000. Bernhard Cella, Leo Findeisen und Agnes Blaha, NO-ISBN on self-publishing, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015. Sara De Bondt und Fraser Muggeridge, The Form of the Book Book, London: Occasional Papers, 2009. Fredy Greuter, Norbert Neininger (Hrsg.), Medien und Öffentlichkeit. Zwischen Symbiose und Ablehnung, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2014. Sonja Kretzschmar, Wiebke Möhring, Lutz Timmermann, Lokaljournalismus, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. Jeremy Leslie, The modern magazine. Visual journalism in the digital era, London: Laurence King Publishing Ltd, 2013. Martina Löw, Georgios Terizakis, Städte und ihre Eigenlogik, Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2011. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge: M.I.T. Press & Harvard University Press, 1960. Metahaven (Daniel van der Velden und Vinca Kruk) und Marina Vishmidt, Uncorporate Identity, Baden: Lars Müller Publishers, 2010. William Owen, Magazine Design, London: Laurence King Publishing Ltd, 1991. Florian Pfeffer, To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt. Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2014. Anja Schwanhäusser, Kosmonauten des Underground. Ethnografie einer Berliner Szene, Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH, 2010. Internet Zitierte Inhalte Design Observer – Ezio Manzini, Small, Local, Open and Connected: Resilient Systems and Sustainable Qualities, 2013, URL: designobserver.com/feature/small-local-open-andconnected-resilient-systems-and-sustainable-qualities/37670 (Stand: 07/2016). Experimental Jetset, 2010, URL: experimentaljetset.nl/archive/future-of-print (Stand: 07/2016). Core 77 – Why We Need a New and Hyper-Local Model for Design Activism by Julie Kim, Core Jr, 2013, URL: core77.com/ posts/24424/Why-We-Need-a-New-and-Hyper-Local-Model-for-Design-Activism-by-Julie-Kim (Stand: 07/2016). Axel Springer – Hyperlokaler Journalismus: Axel Springer Akademie startet zoom-berlin.com, 2012, URL: axelspringer.de/presse/ Hyperlokaler-Journalismus-Axel-Springer-Akademie-startet-zoom-berlin.com_7807071.html (Stand: 07/2016). Tissue – Magazine Masters: Joerg Koch/032c, Uwe Jens Bermeitinger im Interview mit Joerg Koch, 2014, URL: tissuemagazine.com/ story/magazine-masters-joerg-koch032c (Stand: 07/2016). autonome a.f.r.i.k.a. gruppe – Kommunikationsguerilla, Transversalität im Alltag?, 2002, URL: republicart.net/disc/artsabotage/ afrikagruppe01_de.pdf (Stand: 07/2016). About Great People – Alle helfen der Welt, wir helfen uns selbst, URL: aboutgreatpeople.com/about-great-people-magazine-de/ leben-13/article-alle-helfen-der-welt,-wir-helfen-uns-selbst--53 (Stand: 07/2016). Leslie Kuo, Design & Translation – Poster tunneling, 2013, URL: lesliekuo.com/blog/poster-tunneling (Stand: 07/2016). TUNICA Studio, URL: http://tunicastudio.com/about (Stand: 07/2016). Kaleidoscope, URL: http://kaleidoscope.media/about (Stand: 07/2016). artnet, URL: artnet.com/galleries/galerie-klueser/olaf-metzel-2010-galerie-klüser-2 (Stand: 07/2016). Creative Review – Ashley Heat on 032c, URL: creativereview.co.uk/cr-blog/2007/september/ashley-heath-on-032c (Stand: 07/2016). Design Observer – Michael Bierut, How To Be Ugly, 2007, URL: designobserver.com/article.php?id=5867 (Stand: 07/2016). Blick am Abend, Blutige Nacht in Basel, 2014, URL: http://www.blickamabend.ch/news/schuesse-und-messerstecherei-blutige-nachtin-basel-id3136540.html (Stand: 07/2016). TagesWoche, Trinken für die Feldbergstrasse, 2016, URL: http://www.tageswoche.ch/de/2016_22/basel/720400/trinken-fuer-diefeldbergstrasse.htm (Stand: 07/2016). Wie wär’s mal mit, Erasmuslädeli Basel: Duygu und Nevzat im Gespräch, 2015, URL: http://www.wiewaersmalmit.ch/ErasmusladeliBasel-Duygu-und-Nevzat-im-Gesprach (Stand: 07/2016). Basler Zeitung, Von der Schmuddelzone zum Trendquartier, 2013, URL: http://bazonline.ch/basel/stadt/Von-der-Schmuddelzone-zumTrendquartier/story/17447655 (Stand: 07/2016). Lokale Presse bazonline.ch tageswoche.ch wiewaersmalmit.ch Quartier gundeldingen.ch mozaikzeitung.ch reh4.ch spalentor-zeitung.ch Medien Schweiz bzm.ch neuemedienbasel.ch ringier.ch tamedia.ch watson.ch

53


Kunstbuchmessen ineverread.com missread.com Verlag mottodistribution.com popuppress.ch printedmatter.org Buchhandlung k-o-s-m-o-s.ch Mode placesplusfaces.com shop.antisocialsocialclub.com vetementswebsite.com Bildnachweis Bild 01: Strassenschild © Janne Litzenberger / jannelitzenberger.de Bild 02: Feldberg Restaurant © Ana Brankovic Bild 03: Corner Boys © popuppress.ch Bild 04: Restaurant Sultan Saray © Ana Brankovic Bild 05: Baby Wunderland © Ana Brankovic Bild 06: Feldbergstrasse Logo Variationen 1/6 © Ana Brankovic Bild 07: Feldbergstrasse Logo Variationen 2/6 © Ana Brankovic Bild 08: Feldbergstrasse Logo Variationen 3/6 © Ana Brankovic Bild 09: Feldbergstrasse Logo Variationen 4/6 © Ana Brankovic Bild 10: Feldbergstrasse Logo Variationen 5/6 © Ana Brankovic Bild 11: Feldbergstrasse Logo Variationen 6/6 © Ana Brankovic Bild 12: Teaser Zine Cover in Rostow, Russland © Sasha Marshani Bild 13: Teaser Zine Innenansicht in Moskau, Russland © Sasha Marshani Bild 14: Feldbergsocken in Deutschland, Berlin © Hala Alani Bild 15: Feldbergsocken in Italien, Mailand © Corinne Koller Bild 16: Feldbergsocken in der Schweiz, Lausanne © Nadine Schaub Bild 17: Feldberg Visitenkarten © Ana Brankovic Bild 18: Özdemir mit einem Feldberg Infoblatt © Ana Brankovic Bild 19: Feldbergstrasse Trinkenhilft Flagge © Ana Brankovic Bild 20: Feldberginsel © Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt Bild 21: Bauarbeiten an der Feldbergstrasse © Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt Bild 22: Alte Bäckerei an der Feldbergstrasse © Bildarchiv Verschwundenes Basel Bild 23: Demenzladen in Basel © Ana Brankovic Bild 24: Bar is Bar an der Feldbergstrasse © Ana Brankovic Bild 25: Matthäuskirche Kleinbasel © Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt Bild 26: Feldberg in Deutschland, Schwarzwald © Liftverbund Feldberg Bild 27: Little Shop of Erotik, Feldbergstrasse © Céline de Grenus Bild 28: Trinkenhilft Friends Bar © Shirin Zaid / shirinzaid.com Bild 29: Trinkenhilft DJ Set auf der Strasse beim Feldbergkiosk © Ana Brankovic Bild 30: Trinkenhilft DJ Set in der Friends Bar © Shirin Zaid / shirinzaid.com Bild 31: Trinkenhilft Publikum am tanzen © Shirin Zaid / shirinzaid.com Bild 32: Posterprojektion auf die Lampe im Feldbergkiosk © Timnah Sommerfeldt Bild 33: Poster an der Glasfront im Feldbergkiosk © Ana Brankovic Bild 34: T-Shirt und Poster im Feldbergkiosk © Catherine Iselin Bild 35: Feldbergsocken und Teaser Zine an der I Never Read Art Book Fair 2016 © Ana Brankovic Bild 36: Feldbergsocken und Teaser Zine in der Kleinbasler Buchhandlung Kosmos © Ana Brankovic Bild 37: Sealand © amusingplanet.com Bild 38: Paddy Roy Bates und Joan Bates © alchetron.com Bild 39: Sealand Reisepass © weheartit.com Bild 40: Onlinereaktionen auf Sealand durch Designer und Hackers © onlineopen.org Bild 41: Befragung – Eine Strasse, ein Wort © Ana Brankovic Bild 42: A3 Poster Call For Entries Beitrag von Ben Brodmann © Ana Brankovic Bild 43: PaTI Workshop im Café Huckebein © BB-2 Project Bild 44: PaTI Workshop Illustrationen Resultatpräsentation © Ana Brankovic Bild 45: PaTI Workshop Siebdruckposter mit Feldberg Inhalten © Ana Brankovic Bild 46: Poster Tunneling in Berlin © lesliekuo.com Bild 47: i-D Magazin Cover © i-d.vice.com Bild 48: MK Bruce Lee Publikationen © facebook.com/MKBruceLee Bild 49: SELF DOUBTS Ausstellung von Anti Social Social Club © inhype.com Bild 50: SELF DOUBTS Ausstellung von Anti Social Social Club © inhype.com Bild 51: Tunica Magazin Ausgabe Nr. 5, welches es in vier Covervariationen gibt © tunicastudio.com Bild 52: Kaleidoscope Magazin Ausgabe Nr. 27, Sterling Ruby Takeover © kaleidoscope.media Bild 53: Is Not Magazin Ausgabe Nr. 1 “Love Is/Not Lust” Publikation auf der Strasse © isnotmagazine.org Bild 54: mono.kultur Magazin Ausgabe Nr. 33 als gefaltetes Postermagazin © mottodistribution.com Bild 55: Yesterday’s News, Magazin im Zeitungsformat von Research and Development © esearchanddevelopment.se Bild 56: Ed Ruscha, Every building on the sunset strip, 1966 © daskunstbuch.at Bild 57: Kim Rugg, That’s why they’re called underwear, 2009 © nettiehorn.com Bild 58: Olaf Metzel, Susan Sontag, 2011 © wentrupgallery.com Bild 59: Sniffin’ Glue Punk Zine von Mark Perry, Cover der ersten Ausgabe, 1976 © zinewiki.com Bild 60: 032c Magazin Ausgabe Nr. 30, No Fear von Mike Meiré gestaltet © 032c.com

54



facebook.com/feldbergzine Instagram@feldbergstrasse ___ / 10


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.