architectum #27 (2/2019) - Deutsch

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I N T E R N AT I O N A L E S M AG A Z I N F Ü R Z I EG E L A RC H I T E K T U R IN DIESER AUSGABE: Nachhaltige Gebäudekonzepte Energieeffiziente Lösungen Verbesserung der Lebensqualität

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www.architectum.com

#27


2 EDITORIAL XXX

CHRISTOF DOMENIG CEO Wienerberger Building Solutions

MIT KERAMISCHEN BAUSTOFFEN DIE ZUKUNFT GESTALTEN Zu den Grundbedürfnissen des Menschen zählt seit jeher Sicherheit. ArchitektInnen leisten einen großen Beitrag, diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen, denn sie haben die Fähigkeit, zukunftssicheren und gesunden Lebensraum zu gestalten. Wienerberger hat in der 200-jährigen Unternehmensgeschichte den Anspruch verfolgt, sie in dieser Rolle mit den innovativsten, aber auch nachhaltigsten Lösungen zu unterstützen und hinsichtlich ökologischer und sozialer Dimensionen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu übernehmen. „Improving people’s quality of life“ – diesem Grundsatz folgt Wienerberger bei allen Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Das fängt beim rücksichtsvollen Abbau von Rohstoffen an, geht über die Umstellung auf energieeffizientere Prozesse, bis zur Entwicklung nachhaltiger und innovativer Produkte sowie ganzheitlicher Hauskonzepte. Das hat insofern besondere Relevanz für uns, als dass nachhaltige Systemlösungen langlebige und energieeffiziente Gebäude ermöglichen und somit einen gewaltigen Mehrwert für die Bauherren bieten und einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten. All das zahlt auf unser zentrales Ziel ein, mit unseren Lösungen die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Mit energieeffizienten und gleichzeitig optisch ansprechenden keramischen Systemlösungen sowie ganzheitlichen Wohnkonzepten unterstützt Wienerberger ArchitektInnen dabei, zukünftige Anforderungen bereits heute zu erfüllen. Den Beweis liefern die tollen Beispiele hervorragender Baukultur auf den folgenden Seiten: Die vorgestellten Objekte zeigen die gelungene Symbiose des Einsatzes von nachhaltigen Materialien unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten und bilden gleichzeitig den hohen Anspruch architektonischer Vielfalt und Ästhetik ab. Viel Spaß beim Lesen!

Christof Domenig

IMPRESSUM HERAUSGEBER Wienerberger AG, 1100 Wien VERLAG Starmühler Agentur & Verlag GmbH, 1010 Wien, www.starmuehler.at CHEFREDAKTEURIN Veronika Schuster-Hofinger (Wienerberger AG) GRAFIK & DESIGN Starmühler Agentur & Verlag GmbH, Artdirector: Thomas Tuzar, www.starmuehler.at LEKTORAT Susanne Spreitzer DRUCK Klampfer Druck Universitätsdruckerei, Barbara-Klampfer-Straße 347, A-8181 St. Ruprecht an der Raab PRODUKTION Klampfer Druck Universitätsdruckerei FOTO COVER Anna Maria Wendt FOTO RÜCKSEITE Wienerberger NV/SA WIENERBERGER AG WIENERBERGER BUILDING SOLUTIONS, A-1100 Wien, Wienerberg City, Wienerbergstraße 11, T +43 (1) 601 92-10551, marketing@wienerberger.com, twitter.com/architectum, youtube.com/wienerbergerofficial

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INHALT XXX 3

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ÖKONOMISCH 14 ENERGIEEFFIZIENT UND WOHNGESUND BAUEN e4-Konzept

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NACHHALTIGKEIT

16 NACHWEISLICH ÜBER DEN ERWARTUNGEN Rumänien

04 EIN KLARES BEKENNTNIS Wienerberger Nachhaltigkeitsbericht 2018

18 SYMBIOSE AUS FORM UND FUNKTION Frankreich

ÖKOLOGISCH

20 VON DER TURNHALLE ZUR SCHULE IN NUR EINEM CLICK Niederlande

06 IM ZEICHEN DER UMWELT Das natureplus-Umweltzeichen 07 NACHHALTIGKEIT ENTLANG DES GESAMTEN LEBENSZYLKUS Lebenszyklus Wandbaustoffe 08 SORGSAMER UMGANG MIT DER RESSOURCE WASSER Regenwassermanagement

SOZIAL 22 WOHNKONZEPT DER ZUKUNFT: GEMEINSAM Niederlande 26 ALLE UNTER EINEM DACH Belgien

10 NATÜRLICHE HIGHTECH-PRODUKTE Perlitverfüllter Porotherm-Ziegel

28 RAUMWUNDER IM STADTZENTRUM Schweden

12 EINE IMMERGRÜNE VERTIKALE VISION Deutschland

30 BÜROGEBÄUDE MIT WEITBLICK Belgien

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4 NACHHALTIGKEIT

EIN KLARES BEKENNTNIS ZUR NACHHALTIGKEIT Eine ganzheitliche Herangehensweise ist seit 200 Jahren Grundlage für die erfolgreiche Unternehmensstrategie von Wienerberger und der selbst auferlegten Verpflichtung, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Leistung des Unternehmens ständig zu verbessern.

DIE MITARBEITER ALS SCHLÜSSELFAKTOR Für ein produzierendes Unternehmen wie Wienerberger ist die Sicherheit, Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter eine Grundvoraussetzung und ein wesentlicher Faktor für Erfolg. Auch wenn in diesem Bereich im Laufe der letzten Jahre schon umfassende Verbesserungen erzielt werden konnten, gilt es, diese langfristig abzusichern und auszubauen. ZENTRALES THEMA RESSOURCENSCHONUNG Wienerberger hat sich selbst das ehrgeizige Ziel gesetzt, mit Steigerung der Energieeffizienz und Reduktion von CO2-Emissionen in der Produktion einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Rohstoffe, Energie und Wasser müssen verantwortungsbewusst und so effizient wie möglich eingesetzt werden. Wenn möglich, werden recycelte Materialien eingesetzt.

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Der Wienerberger Nachhaltigkeitsbericht 2018 liefert eine umfangreiche Darstellung der Nachhaltigkeitsstrategie und der erzielten Fortschritte.

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ls international führender Anbieter von Baustoff- und Infrastrukturlösungen ist sich Wienerberger seiner Verantwortung bewusst und schafft gezielt nachhaltige Werte, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Dabei hat der Begriff Nachhaltigkeit drei Aspekte – ökologische, ökonomische und soziale –, die bei allen Maßnahmen und Produkten des Unternehmens eine essenzielle Rolle spielen. Diese Ausgabe von architectum zeigt innovative Systemlösungen und Projekte, bei denen Planer dieser Maxime bei der Gestaltung von zukunftsfähigen, leistbaren Gebäuden gefolgt sind und so Standards für die Zukunft gesetzt haben. Durch den Einsatz innovativer, effizienter Systemlösungen wird zum Umweltschutz beigetragen und die Chancen nachfolgender Generationen gesichert. BUILDING FOR PEOPLE Auch der Nachhaltigkeitsbericht, der zusammen mit der Sustainability Roadmap 2020 ein wichtiges Steuerungsinstrument für Wienerberger darstellt, bildet die drei Aspekte innerhalb vier Handlungsfelder ab: Mitarbeiter, Produktion, Produkte sowie soziales und gesellschaftliches Engagement.

BLEIBENDE WERTE FÜR KUNDEN Als Innovationsführer der Industrie arbeitet Wienerberger kontinuierlich an der Weiterentwicklung von innovativen Produkten und Systemlösungen für alle Anwendungsbereiche. Im Jahr 2018 stieg deren Anteil am Gesamtumsatz auf 29 %. WERTVOLLER TEIL DER GESELLSCHAFT Wienerberger nimmt seine Rolle als verantwortungsbewusstes Mitglied der Gesellschaft ernst. Neben zielgerichteten Sachspenden und gemeinsamen Projekten mit Sozial­partnern, kooperiert Wienerberger mit der gemeinnützigen Organisation Habitat for Humanity. Bei den Projekten geht es, im Sinne der „Hilfe zur Selbst­ hilfe“, um die Schaffung von nachhaltigem Wohnraum für und mit Menschen in den ärmsten Regionen der Welt.   Wienerberger arbeitet intensiv und kontinuierlich daran, die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu erreichen und geeignete Maßnahmen umzusetzen. Unter wienerberger.com/de/download/nachhaltigkeitsbericht-2018.pdf kann der Nachhaltigkeitsbericht 2018 heruntergeladen werden. >


NACHHALTIGKEIT 5

-13

Der gruppenweite Anteil an ERNEUERBARER ENERGIE konnte 2018 bei 37 % gehalten werden.

%

VERBESSERUNG ENERGIEEFFIZIENZ Gruppenweit konnte ein Rückgang des spezifischen Energieverbrauchs von 13 % verzeichnet werden, wobei das Ziel von minus 20 % bis 2020 fest im Blick ist.

-75

%

%

0 2010

37

2018

%

Ziel

Die ARBEITSUNFALLHÄUFIGKEIT konnte im Vergleich zu 2017 um weitere 6 % gesenkt werden. Seit 2010 wurde ein Rückgang der Unfallhäufigkeit um insgesamt 75 % erzielt. Das Ziel sind 0 Unfälle.

85 70 kg

2020

SOZIALE VERANTWORTUNG Partnerschaft Habitat for Humanity – 2018 konnten 37 Familien sowie 290 Kindern und Jugendlichen geholfen werden.

kg

75 kg

2018

© Foto: Wienerberger AG

2020 RESSOURCENEFFIZIENZ: SUBSTANZIELLE FORTSCHRITTE Bei Kunststoffrohren sollte bis 2020 zumindest 70 kg Sekundärrohstoff pro produzierter Tonne eingesetzt werden. Dieses Ziel wurde 2018 mit 75 kg pro Tonne bereits übertroffen. Neues Ziel für 2020: 85 kg pro Tonne

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Im Jahr 2018 lag der Anteil von INNOVATIVEN PRODUKTEN UND SYSTEMLÖSUNGEN für alle Anwendungs­b ereiche bei 29 % vom Gesamtumsatz.

% 02|2019


6 ÖKOLOGISCH

Hergestellt aus natürlich vorkommenden Rohstoffen, stehen keramische Baustoffe für Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, hohe Wohn­ qualität und innovatives Bauen. Das nachhaltige Wohnprojekt „De Duurzame Wijk“ hat sich diese Vorteile zunutze gemacht.

IM ZEICHEN DER UMWELT Bei der Auswahl von Baumaterialien haben Nachhaltigkeitskriterien neben den klassischen bauphysikalischen Parametern wie Statik, Brand- und Schallschutz eine immer größere Bedeutung. Das natureplus-Umweltzeichen des gleichnamigen internationalen Vereins bietet Hilfe und Orientierung für Architekten, die zertifizierte nachhaltige Baustoffe suchen. Erstmals wurde das europaweit anerkannte Ökologie-Qualitätszeichen an einen Ziegelhersteller vergeben.

NEUESTER STAND DER TECHNIK Die Ziegel von Wienerberger sind Naturprodukte und erfüllen alle Voraussetzungen für nachhaltiges Bauen: Die Produktionswerke halten sich an umfassende Reinheitsgebote. Spezialfilter und thermische Nachverbrennungsan-

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WISSENSCHAFTLICH GEPRÜFT Nach eingehender Prüfung aller Produkte aus den Wienerberger-Werken Hennersdorf, Haiding, Göllersdorf und Apfelberg wurde das natureplus-Umweltzeichen erstmals in Europa an einen Ziegelhersteller verliehen. Das bestätigt, dass alle Produkte im Sortiment entsprechend der Anforderungen produziert werden und Wienerberger die Verantwortung für die Entwicklung energiesparender, gesunder und nachhaltiger Bau­ stoffe umfassend wahrnimmt. >

© Fotos: Studio Claerhout, natureplus, Wienerberger Belgium

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ie Anforderungen des Umweltzeichens werden von akkreditierten Laboren und Gutachtern nach anerkannten internationalen Standards verifiziert. Drei Kriterien werden überprüft: saubere und effiziente Produktion, Schutz von Umwelt und Gesundheit sowie die Nachhaltigkeit der Ressourcen. So müssen Produkte u.a. wiederverwertbar sein, dürfen keine umwelt- bzw. gesundheitsschädlichen Stoffe beinhalten und müssen aus nachhaltigen Quellen stammen, um sich für die Auszeichnung zu qualifizieren.

lagen sorgen für weit bessere Emissionswerte als gefordert. Durch den Einsatz modernster Brenner und Wärmetauscher sowie elektronischer Mess- und Regelsysteme wird vergleichsweise wenig Energie verbraucht. Aufgelassene Tongruben werden zu Biotopen und Freizeiteinrichtungen. Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist, dass sich monolithisches Ziegelmauerwerk (ohne Verbundverklebung mit Dämmstoffen) rasch und problemlos sortenrein entsorgen bzw. wiederverwerten lässt.


ÖKOLOGISCH 7

NACHHALTIGKEIT ENTLANG DES GESAMTEN LEBENSZYKLUS Wer ökologisch planen und bauen will, muss lebenszyklusorientiert denken und Produkte sowie Prozesse in ihrer Gesamtheit betrachten. Dabei sollten alle möglichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sowie der Verbrauch an Ressourcen qualitativ und nach Möglichkeit quantitativ berücksichtigt werden.

RECYCLING

ROHSTOFFGEWINNUNG

Ein großer Teil des Gesamtabbruchmaterials kann mit geringem Energieaufwand in den Kreislauf zurückgeführt werden und als recyceltes Baumaterial wiederverwendet werden.

Rohstoffabbau stellt immer auch einen Eingriff in die Natur dar; dieser wird während des laufenden Betriebs möglichst gering gehalten. Aufgelassene Abbaustätten werden rekultiviert, renaturiert oder einer Nachnutzung zugeführt.

DEPONIE Ziegel geben keine Schadstoffe an den U­ ntergrund ab und können daher zu geringen Kosten in der Eluatklasse 2 deponiert werden oder z. B. als mineralischer Bauschutt zur Grubenverfüllung genutzt werden.

ABBRUCH

ZIEGEL sind natürliche Baustoffe, die keinerlei Schadstoffe an ihre Umwelt abgeben, sei es bei der Errichtung von Gebäuden, in deren Nutzungsphase oder in der Nachnutzungsphase (z.B. beim Abriss). Für eine glaubhafte ökologische Bewertung berücksichtigt Wienerberger den gesamten Lebenszyklus (hier dargestellt am Beispiel von Wandbaustoffen).

Auch der Abriss eines Objektes ist mit einem relativ geringen Energieaufwand verbunden. Eine Stofftrennung ist bei einer einschaligen Ziegelbauweise nicht notwendig. Bei einem Ziegel-Zweischalenmauerwerk genügt eine einfache Baurestmassetrennung.

HERSTELLUNG Alle eingesetzten Materialien sind frei von ­Gefahrstoffen. Standardmäßig wird darauf ­geachtet, dass sie ökologische Vorteile aufweisen und Zuschlag- und Füllstoffe biogen und klimaneutral sind. Die Verarbeitung erfolgt unter ressourcen- und energieeffizienten Bedingungen.

TRANSPORTE An allen Wienerberger-Standorten werden Baustoffe lokal produziert. Zusätzlich wird der Rohstoffabbau mit der Produktion räumlich gekoppelt, was kurze Transporte mit einem niedrigen Energiebedarf und geringem Schadstoffausstoß zur Folge hat.

ERHALTUNG – RENOVIERUNG

VERARBEITUNG

Ziegelbauten sind besonders langlebig und haben dadurch auch einen besonderen Substanzwert. Renovierungen oder Sanierungen lassen sich einfach durchführen, wobei ein geringer Materialaufwand erforderlich ist.

Durch die Planziegel-Technologie wird eine rasche Bauweise ermöglicht, bei der keine Schadstoffemissionen entstehen, die Lärmbelästigung gering ist und eine vergleichsweise geringe ergonomische Beanspruchung auf der Baustelle stattfindet. Außerdem entstehen keine problematischen Baustoffabfälle.

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8 ÖKOLOGISCH

SORGSAMER UMGANG MIT DER RESSOURCE WASSER Immer häufiger auftretender Starkregen, lange Trockenphasen, Hitze und Überflutungen können ohne richtiges Regenwasser­management zu Erosion und Wasserverschmutzung führen. Pipelife und Wienerberger entwickeln Lösungen, die Überschwemmungen entgegenwirken und gleichzeitig das gesammelte Regenwasser einer sinnvollen Nutzung zuführen.

In einem Pflasterprojekt mit Passaqua/Aquata beträgt der Fugenanteil etwa 10 % der Gesamt­ fläche. Dies ist das Minimum, das für eine durchlässige Pflasterung erforderlich ist.

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ÖKOLOGISCH 9

Das unterirdische Raineo®-System ermöglicht ein effizientes Speichern und Versickern von Regenwasser. Dank des einfachen Stecksystems können die Stormboxen im Bau­ kastensystem gestapelt werden.

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© Fotos: Pipelife, Wienerberger NV/SA

or allem für Ballungszentren mit großflächig versiegelten Böden stellt plötzlich einsetzender Starkregen ein Risiko dar. Diese Böden können kein Sickerwasser aufnehmen und die Kanalsysteme sind für solche Belastungen nicht ausgelegt. Pipelife hat sich diesem Problem gewidmet und das Raineo®-System zum Regenwasser-Management entwickelt. Das unterirdisch verbaute und daher nicht sichtbare Komplettsystem ist derart konzipiert, dass es Planern und Anwendern ermöglicht, auf unterschiedlichste Anforderungen, wie etwa auf die Größe und Widmung der verbauten Fläche, den Verschmutzungsgrad des Wassers oder die Beschaffenheit des Bodens, einzugehen. TECHNOLOGIEVORSPRUNG FÜR DIE UMWELT Raineo® fängt als modulares und daher extrem variables System das Regenwasser auf, säubert es von Verunreinigungen und lässt es je Bedarf kontrolliert versickern oder speichert es in den sogenannten „Stormboxes“ zwischen. Diese sind Rigolenfüllkörper, die man dank eines einfachen Stecksystems stapeln kann und von wo das Regenwasser zur weiteren Verwendung für Sanitär-, Reinigungs- und Bewässerungszwecke zur Verfügung steht. So lässt sich einerseits wertvolles Nutzwasser gewinnen und andererseits kommt das Regenwasser durch Versickerung zurück in den Wasserkreislauf und hält die natürliche Bodenfunktion aufrecht.

DAS NATURNAHE ÖKOPFLASTER Einen weiteren innovativen Baustein für ein nachhaltiges Stadtentwässerungssystem hat Wienerberger mit Passaqua (NL) bzw. Aquata (UK) entwickelt. Der Tonpflasterstein mit Abstandshaltern für 6 mm breite Fugen entspricht den zeitgemäßen Planungsanforderungen. Denn obwohl der Pflasterstein selbst nicht durchlässig ist, erlauben die breiteren Fugen, dass Regenwasser einfach abfließen kann. Es wird in den Leerräumen unterhalb der sichtbaren Bodenfestigung gefiltert, gereinigt und aufgefangen, bevor es kontrolliert an den Untergrund oder die Kanalisation abgegeben wird. Dies erleichtert die Aufrechterhaltung des Grundwasserspiegels und senkt das Risiko von Überschwemmungen. Gleichzeitig reduziert sich das Risiko von Algen, Moos und Unkraut. Unter Beibehaltung des einzigartigen Stils, der Ästhetik und der langfristigen Leistung traditioneller Pflastersteine ist der optisch ansprechende Tonpflasterstein auch in unterschiedlichen Farbvarianten erhältlich. Er bietet hohe Qualität, Festigkeit und Haltbarkeit bei angemessener Rutschfestigkeit und eignet sich besonders für Terrassen, Einfahrten, gepflasterte Evakuierungswege für die Feuerwehr, Fuß- und Radwege im öffentlichen Bereich sowie für Parkplätze. >

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10 ÖKOLOGISCH

NATÜRLICHE HIGHTECH-PRODUKTE Wohnhäuser benötigen Ziegel und Wandsysteme, die den hohen Ansprüchen an Struktur, Energieeffizienz, Brand- und Schallschutz genügen. Mit dem perlitverfüllten Porotherm-Ziegel1 bietet Wienerberger einen praxiserprobten natürlichen Baustoff mit enormem Potenzial und leistet damit gleichzeitig einen Beitrag, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Er kann in den Wandstärken 36,5 und 42,5 cm eingesetzt werden und überzeugt durch seine bauphysikalischen Eigenschaften: Druckfestigkeitsklasse 10 Wärmeleitfähigkeit  = 0,09 W/(mK) Direkt-Schalldämm-Maß Rw,bau,ref ≥ 48 dB

B

auherren erwarten sich innovative Gebäude mit ökologischen Konzepten, geringem Energiebedarf und niedrigen Heizkosten. Planer sind daher angehalten, solide Gebäudekonstruktionen zu entwerfen, die nicht nur wirtschaftlich ausgewogen zu realisieren sind, sondern auch in ihrer Erhaltung ökonomisch und langfristig gesehen wertbeständig sind.

TON, WASSER, FEUER UND LUFT Der mit Perlit verfüllte Porotherm-Ziegel entspricht diesen Anforderungen. Er wird aus den Naturelementen Ton, Wasser, Feuer und Luft hergestellt, wobei das leichte Perlitgestein vulkanischen Ursprungs nach der Bearbeitung einen natürlichen Dämmstoff bildet. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,07 bis 0,09 W/(mK) braucht der verfüllte Porotherm-Ziegel als einschalige monolithische Wand keine zusätzliche Wärmedämmung, um heutige Energiestandards zu erfüllen. Das bedeutet auch weniger Kosten in der Errichtung und Erhaltung. Ein weiterer Vorteil des massiven, aber schlanken Mauerwerks ist, dass mehr Platz für Wohnraum bleibt. Dank der außergewöhnlichen Produkteigenschaften bietet der Baustoff optimalen Wärme-, Feuchte- und Schallschutz und ist für den Einsatz auf Passivhaus-Niveau geeignet. Beim Brandschutz wird er in die Baustoffklasse A1 klassifiziert und ist somit nicht brennbar. WOHNGESUNDHEIT GARANTIERT Seit 2008 lässt Wienerberger den perlitverfüllten Porotherm-Ziegel alle zwei Jahre einer ökologischen Prüfung durch das deutsche eco-INSTITUT unterziehen. 2018 bekam das Produkt das Label „Mineralisches Bauprodukt“ bereits zum fünften Mal. Das eco-INSTITUT-Label ist ein zuverlässiges Gütesiegel für Produkte, die strengsten Schadstoff- und Emissionsanforderungen nach dem neuesten Stand der internationalen Forschung und Wissenschaft genügen müssen. Der

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© Fotos: Wienerberger GmbH

EIGENSCHAFTEN DES POROTON-S9-P


ÖKOLOGISCH 11

Durch Mahlen und kurzzeitiges Erhitzen auf 1.000 °C bläht sich Perlit auf das Zehn- bis Zwanzigfache seines Ursprungsvolumens auf und wird aufgrund seiner Wärmeleitfähigkeit zur Wärmedämmung eingesetzt.

Porotherm-Ziegel garantiert Wohngesundheit, ist nicht schimmelgefährdet und gibt keine gesundheitsschädlichen Ausdünstungen (wie z.B. VOC, Formaldehyd etc.) ab. Selbst nach der Nutzungsphase lässt sich Abbruchmaterial als mineralischer Bauschutt kostengünstig in der Eluatklasse 2 deponieren oder mit geringem Energieaufwand in den Kreislauf zurückführen. > Weitere Information unter: www.wienerberger.de/informationen/wand/verfuellte-ziegel.html 1) In Deutschland: Poroton-Ziegel

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12 ÖKOLOGISCH

Die gerundete Kante des Gebäudeturms ist für die Architektur der Gegend typisch. Bullaugen in der Attika sowie der Abschwung zur benachbarten Dachkante setzen das Konzept fließender Linienführung um.

Der vertikale Garten ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Eckgebäudes.

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ÖKOLOGISCH 13

EINE IMMERGRÜNE VERTIKALE VISION In der Berliner Innenstadt gibt es eine lebende Gartenfassade, die Lärm und Staub schluckt und das ganze Jahr über als grüne Oase für die unmittelbare Umgebung dient. Direkt neben der Straße, mitten im Zentrum der deutschen Hauptstadt wurde die Fassadenbegrünung an perlitverfüllten Porotherm-Ziegeln1 von Wienerberger angebracht.

M

it seiner Architektur möchte sich das Gebäude in den gewachsenen Stadtteil einbringen, ohne aufdringlich zu wirken. Es hält sich vorsichtig zurück, bringt dennoch einen eigenen, unverwechselbaren sowie nachhaltigen Standpunkt zum Ausdruck“, so die Architektin Sarah Rivière über ihre Vision der Lückenbebauung in Berlin-Kreuzberg, die im Winter 2016/17 fertiggestellt wurde. Gemeinsam mit dem Bauherrn entwarf sie ein Konzept, bei dem das neue Gebäude passgenau an die Bestandsbauten anschließt, sich in fließenden Formen einfügt, Nachhaltigkeit gewährleistet und während sommerlicher Hitzeperioden auch kühlend auf den Stadtkörper einwirkt.

© Fotos: Deutsche Poroton / Claudius Pflug

LEBENDIGER GARTEN Die sogenannte Living Wall der Glogauer Straße ist nicht nur eine optische Bereicherung für das Viertel, sondern hat als Teil der

Das neue Eckgebäude fügt sich harmonisch in die architektonische Struktur der späten Gründerjahrhäuser ein. ­Dämmstoffverfüllte Porotherm-Ziegel ermöglichten eine ­monolithische Bauweise.

Nachhaltigkeitsstrategie des Eckhauses auch positive Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden der Menschen. Die Pflanzen absorbieren Lärm und Staub und sorgen für ein angenehmes Mikroklima. Sie wachsen vertikal auf einer im Ziegelmauerwerk verankerten Trägerkonstruktion und sind winterhart, wodurch die Fassade ganzjährig begrünt ist. Treten die Bewohner auf den Balkon, sind sie rundherum von Pflanzen umgeben. Zusätzliche Grünoasen gibt es auf den Dachterrassen sowie in dem neu kultivierten Innenhof. KONSEQUENT NACHHALTIG Möglich macht diese lebende Wand eine unsichtbare hinterlüftete Trägerkonstruktion, die auf 16 Metern Höhe sicher im Ziegelmauerwerk von Wienerberger verankert ist. Das sechsstöckige Gebäude ist ab dem ersten Obergeschoss monolithisch mit perlitverfüllten Porotherm-Ziegeln für den Geschossbau errichtet. Die dämmstoffverfüllten Ziegel ermöglichen es, ohne zusätzliche Außendämmung zu bauen, was die Werthaftigkeit des Gebäudes erhöht und Instandhaltungskosten dauerhaft minimiert. Sie bieten beste Brand-, Schallschutz- und Wärmedämmeigenschaften. Auch die Innenwände sind mit unverfüllten Porotherm-Planziegeln errichtet, welche die Raumtemperatur und -feuchte regulieren und ganzjährig für ein angenehmes Wohnklima sorgen. >

DATEN & FAKTEN Projektname Sechsgeschossiges Wohnhaus mit Vertical-Garden-Fassade, Berlin, Deutschland Architektin Sarah Rivière, RIBA Bauherr Privat Verwendete Produkte Perlitverfüllte Porotherm-Ziegel Jahr der Fertigstellung Winter 2016/2017 1) In Deutschland: Poroton-Ziegel

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14 ÖKONOMISCH

ENERGIEEFFIZIENT UND WOHNGESUND BAUEN

EIN HAUS, DAS GUT FÜR DIE UMWELT IST Der Schlüssel zur Energieeffizienz ist die richtige Kombination aus Gebäudehülle, Haus- und Heiztechnik sowie der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energieträger, wie z.B. Sonnenenergie. In Österreich wurde das e4-Konzept in Form des „e4-Ziegelhaus 2020“ mit Unterstützung des Austrian Institute of Technology (AIT) umgesetzt. Die energetischen Planer des Instituts haben sich für Porotherm-Ziegel1 als einschalige Außenwand ohne zusätzliche Wärmedämmung entschieden. Die damit errichtete massive Gebäudehülle hat verputzt einen U-Wert von nur 0,12 W/m2K. Die hohe flächenbezogene Masse der Ziegelwände von über 300 kg/m2 bewirkt eine enorm gute Wärmespeicherfähigkeit der Gebäude und sorgt das ganze Jahr über für ein angenehmes Innenraumklima.

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EIN HAUS, DAS LEISTBAR IST Bei der Errichtung ist für Bauherren der Faktor Zeit besonders wichtig – je länger die Bauzeit, desto kostenintensiver. Wienerberger hat zwei Produktsysteme entwickelt, durch die die Verarbeitung beschleunigt wird und außerdem ganze Arbeitsschritte entfallen können, wie z.B. die oben erwähnte zusätzliche Außendämmung. Die größte Kosteneinsparung erreicht das e4-Haus allerdings aufgrund niedriger Betriebskosten durch die Nutzung erneuerbarer Energien. Ein e4-Haushalt gibt im Jahr dadurch zwei Drittel weniger für Heizen, Warmwasser und Strom aus als der Durchschnitt.

1) In Deutschland: Poroton-Ziegel

Dieses e4-Ziegelhaus in Österreich ist ein gelungenes Beispiel für das Konzept. Durch eine gut gedämmte, keramische Gebäudehülle ergänzt mit alternativen Heizsystemen wird nicht nur wenig Energie verbraucht, sondern auch wenig CO2 emittiert.

© Fotos: Andi Bruckner, Wienerberger AG

Effiziente Energienutzung (Energy), erschwingliche Kosten (Economy), erneuerbare Energie (Ecology), einzigartige Wohnqualität (Emotion): Das e4-Konzept von Wienerberger vereint diese vier Grundsätze und steht für ein ganzheitlich nachhaltiges Gebäudekonzept, das S ­ tandards für die Zukunft setzt und Planern maximale Kreativität ermöglicht.


ÖKONOMISCH 15

EIN HAUS, DAS SICH SELBST VERSORGT Beim e4-Ziegelhaus 2020 wird die innovative Sonnenhaus-Technologie eingesetzt. Aufs Jahr gerechnet erzeugt das Haus so mehr Energie als es verbraucht, was einen wesentlichen Nachhaltigkeitsfaktor durch Einsparung von CO2-Emissionen darstellt. Innovative Solarwärmespeicher garantieren die Wärmeversorgung selbst über mehrere trübe Tage und Wochen hinweg ohne fossile Brennstoffe. Mindestens 50 % des Wärmebedarfs für Raumheizung und Warmwasser werden durch Nutzung von Sonnenenergie gedeckt. In der kalten Jahreszeit wird der Rest über andere alternative Heizsysteme, wie im österreichischen Fall einem Holzkessel, generiert.

EIN HAUS, DAS ZU SEINEN BEWOHNERN PASST Nachhaltiges Bauen schließt individuelle Gestaltungswünsche nicht aus. Ein e4-Haus ist kein standardisiertes Systemhaus. Architekten können individuelle Wünsche der Bauherren ohne Einschränkungen durch Rastermaße oder vorgegebene Haustypen umsetzen. Dank der flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten wird das e4-Haus allen ästhetischen Ansprüchen gerecht. Die hohen ökologischen und baubiologischen Standards des Baustoffes Ziegel ermöglichen darüber hinaus die Realisierung von umwelt- und vor allem gesundheitsverträglichen Gebäuden, die die Lebensqualität der Bewohner über Generationen hinweg verbessern. Am Ende steht ein energieeffizientes Objekt, das die Gebäuderichtlinien der EU übertrifft, die CO2-Emissionen deutlich senkt und gleichzeitig keine zusätzliche Belastung des Baubudgets darstellt. Das e4-Konzept repräsentiert eine überlegte und überlegene Lösung, welche die Marktanforderungen sofort, aber trotzdem langfristig und nachhaltig erfüllt. >

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16 ÖKONOMISCH

Mit dem Zusammenspiel von Schwarz und Weiß in klaren, strukturierten Formen setzten die Architekten auf einen modernen Look. Dieses Konzept wurde im Außen- und Innenbereich angewendet.

TECHNISCHE DATEN Nutzbare Bodenfläche 194,06 m2 Bebaute Fläche 325 m2 Primärenergieverbrauch 38,5 kWh/m2a Wärmeverbrauch 8,5 kWh/m2a CO2-Emissionen 6,4 kgCO2/m2a

DATEN & FAKTEN

MATERIAL Mauerwerk Füllwand

Projektname e4-Einfamilienhaus, Nähe Bukarest, Rumänien

Außenwände Porotherm TermoExpert 38 STh mit Thermomörtel und 14 cm Steinwolle Mineralwolle

Architekten Tecto Arhitectura

U-Wert 0,2 W/m2K

Bauherr Privat

Eingesetzte Gebäude& Heizungstechnik Photovoltaikanlage Solarmodule Grundwasserwärmepumpe Thermodynamische Solarwand Wandheizung/ -kühlung Fußbodenheizung / -kühlung

Verwendete Produkte Porotherm ThermoExpert 38 STh Jahr der Fertigstellung 2015

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ÖKONOMISCH 17

NACHWEISLICH ÜBER DEN ERWARTUNGEN 2015 wurde in der Nähe von Bukarest das erste rumänische Einfamilienhaus nach dem e4-Konzept fertiggestellt. Drei Jahre später kann sich die Zwischen­ bilanz sehen lassen: Das Konzept übertrifft alle Erwartungen.

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ach Einzug der Bewohner in das e4-Ziegelhaus wurden die Energieverbrauchs- und Komfort­ indikatoren über 24 Monate hinweg umfassend dokumentiert. Die analysierten Daten erbrachten den Nachweis, dass jegliche Parameter in allen Räumen stimmig und ausgewogen sind. Die Energieeffizienz­ indikatoren zeigen auch, dass das Haus in der Energiebilanz ein Plus vorzuweisen hat. „Die Monitoring-Daten für das erste in Rumänien errichtete e4-Haus liegen deutlich über den Erwartungen“, so Emilia-Cerna Mladin, Präsidentin der Gesellschaft der Gebäude-Energie-Auditoren und Professorin an der Polytechnischen Universität in Bukarest. ÜBERZEUGENDE SYSTEMLÖSUNG Erfolgsfaktoren des Konzepts sind die Ziegelbauweise und alternative Energiequellen, die ein nachhaltiges und angeneh-

© Fotos: Wienerberger AG

Die großen Fensterfronten sorgen für Tageslicht in den Räumen. Den Rest steuert das „Zentralhirn“ im Hintergrund. Dank modernster Automatisierungstechnik haben die Eigentümer Kontrolle über alle Parameter des Wohnkomforts und können die laufenden Kosten genau überwachen.

mes Wohnerlebnis mit einer kostengünstigen Bauweise sowie geringen Instandhaltungskosten verbinden. „Hausbesitzer legen immer mehr Wert drauf, Technologien einzusetzen, die die Lebensqualität in ihren Häusern verbessern. Eine maßgeschneiderte Steuerung, die Möglichkeit, Verbrauchsziele festzulegen und mit den am Ende des Monats erreichten bzw. tatsächlichen Verbrauchskosten zu vergleichen, werden von Privatkunden als Early Adopter sehr geschätzt. Das von Wienerberger entwickelte e4-Ziegelhaus-Konzept als Wohnlösung stellt eine kluge Wahl in unserer Zeit dar, in der sich die Wirkung ausgewählter Baustoffe deutlich in der Instandhaltung widerspiegelt“, ergänzt auch der Architekt Sergiu C. Petrea vom Büro Tecto Arhitectura. VOLLE KOSTENKONTROLLE Der Bauherr dieses e4-Ziegelhauses, der sich hier offen für innovative Lösungen zeigte und sein Haus mit einem „Zentralhirn“ für das Monitoring der wichtigen Parameter sowie für die Optimierung der Wartungskosten versehen ließ, zeigt sich ebenfalls überzeugt von seinem Objekt: „Das e4-Haus war definitiv eine gute Investition für unsere Familie. Wir genießen den Komfort, das natürliche Licht und die konstante Temperatur im Haus, unabhängig von der Jahreszeit. Nach dem Einzug in das e4-Haus wurden auch unsere Erwartungen hinsichtlich der monatlichen Kosten für die Versorgungsunternehmen übertroffen, da diese um die Hälfte unter denen des vorherigen Hauses liegen“, so Adrian Fortescu, der rumänische e4-Pionier, der ein Haus hat, das zwar Ressourcen und Energie spart, aber im Gegenzug nicht mit architektonischen Reizen geizt. Es wird ideal den Bedürfnissen einer Familie mit zwei Kindern gerecht, wobei fließend ineinander übergehende Innenräume und große Fensterfronten die Räume ausgiebig mit Tageslicht fluten. >

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SYMBIOSE AUS FORM UND FUNKTION Design und Kosteneffizienz schließen sich nicht aus. Die Residenz Safran, ein Wohnhaus mit 48 Einheiten in Ouistreham in der Normandie, ist dahingehend zu einem Referenzprojekt geworden. Denn CB Architectes haben ein e4-Haus realisiert, welches sich durch den Einsatz von Terrakotta-Ziegeln optimal in die Umgebung einfügt und gleichzeitig alle Blicke auf sich zieht. Auf den Dächern wurden 541 m2 Photovoltaikmodule installiert. Das führt dazu, dass der Gebäudekomplex mehr Energie produziert, als die Bewohner verbrauchen.

Projektname Safran Residence, Ouistreham Riva-Bella, Frankreich Architekten CB Architectes Bauherr Partélios Habitat _ Social housing Verwendetes Produkt Porotherm GF R20 + Innenisolation 11 cm Jahr der Fertigstellung 2017

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ie Zielsetzung lautete, allen Anforderungen an einen modernen Ziegelhausbau zu erschwinglichen Kosten gerecht zu werden, wobei maximaler Wohnkomfort und Wohngesundheit volle Berücksichtigung erfahren sollten. Dieser Anspruch wurde in den Wohnungen erreicht, schließlich wurde das Gebäude vom französischen Verein EFFINERGIE als erstes Projekt mit dem Label BEPOS effinergie 2017 zertifiziert. Frankreich gilt nicht nur als Vorreiter beim Klimaschutz, sondern auch als ein Land, in dem vollendetes Design einen hohen Stellenwert besitzt. Bei diesem Vorzeigeobjekt stellten die Architekten von CB Architectes ihr Können unter Beweis und kreierten eine Symbiose aus Form und Funktion, wobei ein sehr kompaktes Ensemble mit einer klar

strukturierten Fassade entstanden ist und die Baukörper Charakter bzw. Ecken und Kanten zeigen. ALLES AUFEINANDER ABGESTIMMT Für das Gebäude wurde der Porotherm GF R20 verwendet und von innen zusätzlich mit expandiertem Polystyrol isoliert. Der 20  cm starke Wienerberger Terrakotta-Ziegel bietet viermal mehr Dämmung als herkömmliches Mauerwerk und stellt gleichzeitig eine wirtschaftliche Baulösung dar. Um Wärmeverluste ganzheitlich zu verhindern, wurden die Dächer mit 32 cm Glaswolle ausgestattet und die Decken der verschiedenen Stockwerke zusätzlich mit 5 bis 10 cm expandiertem Polystyrol gedämmt. Die Fenster sind hauptsächlich nach Süden ausgerichtet und verfügen über eine

© Fotos: Armel istin

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Der Gebäudekomplex besteht aus 48 Wohneinheiten zu je zwei oder drei Zimmern mit 50 bis 65 m2 und befindet sich im Herzen des historischen Dorfes Ouistreham Riva-Bella in der Normandie.

Hochleistungs-Doppelverglasung. Das so erreichte hohe Level an Energieeffizienz äußert sich dabei auch in Form von niedrigen Betriebskosten. Um die Raumluftqualität zu verbessern, wurde in jeder Wohneinheit ein mechanisches Belüftungssystem installiert, das durch den Grad der Luftfeuchtigkeit im Wohnraum gesteuert wird. SELBSTVERSORGUNG AUF NEUEM NIVEAU Individuelle Gas-Brennwertkessel sorgen für die Heizung und Warmwasserbereitung. Darüber hinaus wurden auf den Dächern der beiden Gebäude mehr als 540 m2 Photovoltaikmodule mit Spitzenleistungen von 45,5 kWp und 41,6 kWp installiert, die die benötigte Energie abdecken können. Ein Haus, das sich mit erneuerbarer Energie nachhaltig selbst versorgt – bereit für die Zukunft. >

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VON DER TURNHALLE ZUR SCHULE IN NUR EINEM CLICK Eine Turnhalle zur Schule umzufunktionieren, ruft durchaus Abriss-Gedanken hervor. Nicht so in Enschede, wo die Berufsschule Het Diekmann einer Halle eine neue Aufgabe gab. Dabei spielte das innovative Trockenbausystem ClickBrick eine entscheidende Rolle, da zusätzliche Fenster problemlos dort eingebaut werden konnten, wo sie gebraucht wurden. Ein Maximum an Flexibilität.

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EIN ZWEITES LEBEN Dank des flexibel einsetzbaren ClickBrick-Trockenbausystems konnte der umfangreiche Umbau der Fassade vergleichsweise einfach durchgeführt werden. 18.000 Steine wurden entfernt, um Platz für die Fensterrahmen zu machen, diese wiederum zum Teil halbiert und zur weiteren Verwertung zur Verfügung gestellt. Am Ende wurden ca. 6.000 ClickBrick-Steine direkt in einem nächsten Projekt wiederverwendet. Das zeigt die großartige Rezyklierbarkeit des Materials, das als ökologischer Baustoff bei gleichbleibender ästhetischer Qualität und geringer Ausfallsrate wieder und wieder neu eingesetzt werden kann.

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EIN EINZIGARTIGES SYSTEM Designer sind oft auf der Suche nach neuen Materialien, um ihren persönlichen und ästhetisch ansprechenden Look und Feel zu kreieren. Gleichzeitig ist es für die Auftragnehmer wichtig, dass die Kosten für Materialeinsatz, Verarbeitung, Nachhaltigkeit und Instandhaltung berücksichtigt werden. ClickBrick ist ein Trockenbausystem, das im Vergleich zu geklebten und gemörtelten Ziegeln aus einem größeren Anteil an Ziegeln besteht. Die Verbindung untereinander und mit dem Untergrund erfolgt über Edelstahlclips und Wandbinder. Da die Fugen nicht gemörtelt werden müssen, kommt es zu keiner Ausblühung oder Fleckenbildung des fertigen Mauerwerks und das System kann vollständig recycelt werden. So lässt sich ohne Fachkenntnisse im Bereich Mauerwerk oder Montage sowie ohne zusätzliches Spezialwerkzeug ein ästhetisch anspruchsvolles, farbenfrohes Fassadenbild erschaffen. Damit gibt das ClickBrick-System auch eine Antwort auf die immer schneller wachsende Bauwirtschaft und dem damit Hand in Hand gehenden stärker spürbaren Fachkräftemangel in der Branche. >

Im Zuge des drastischen Funktionswandels von der Sporthalle zu Klassenzimmern wurden neue Fassadenöffnungen geschaffen, um Platz für 28 neue Fenster zu machen.

DATEN & FAKTEN Projektname Berufsschule Het Diekman, Enschede, Niederlande Architekt Renzo Pavanello, bct architectenbureau Bauherr Het Stedelijk Lyceum Verwendetes Produkt ClickBrick Jahr der Fertigstellung 2016

© Fotos: Wienerberger B.V.

mbauten stellen mitunter größere planerische Herausforderungen dar als Neubauprojekte. Renzo Panvello und sein Team von bct Architekten haben sich auf die Bereiche Nachhaltigkeit und Revitalisierung von Bildungsimmobilien spezialisiert und kombinierten diese beiden Aspekte bei dem Projekt in Enschede. Vor allem an der Fassade mussten große Veränderungen vorgenommen werden. Um mehr Tageslicht zu gewinnen, ließen die Architekten 28 neue Fenster einsetzen. Die Fassade besteht aus ClickBrick-Verkleidungssteinen, wodurch der Umbau problemlos durchgeführt werden konnte. „Dieser Stein liefert große, kontinuierliche, ununterbrochene Oberflächen ohne horizontale Fuge, wodurch eine interessante Optik entsteht. Zur Änderung der Funktion von der Turnhalle zu Klassenzimmern haben wir mehrere vertikale Fassadenöffnungen hinzugefügt, um Fenster zu schaffen. Zusammen mit der schönen Struktur des Steins entsteht dadurch ein gelungener Effekt“, so Renzo Panvello.


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Die ClickBrick-Fassade vor dem Umbau, für den insgesamt 18.000 Ziegel entfernt wurden.

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WOHNKONZEPT DER ZUKUNFT: GEMEINSAM Die einladende, warme Ziegelfassade macht deutlich, dass De Leyhoeve ein Ort zum Wohlfühlen ist. Architekt Hans Marquart von Marquart Architecten spricht über innovative Zukunftslösungen, nachhaltiges Design und maximalen Wohnkomfort im Alter.

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nsere Gesellschaft wird immer älter. Das ­erfordert innovative Ideen für das Zusammenleben und neue Wohnformen. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Architekten? Hans Marquart: „Wir haben viel Erfahrung in der Gestaltung von Pflege- und Altenheimen. Dabei berücksichtigen wir immer den menschlichen Faktor und versuchen, mit all unseren Designentscheidungen eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen. Gleichzeitig muss die Architektur sichtbar und unsichtbar alle Anforderungen an die Qualität des Gebäudes und den Wohnkomfort für die Bewohner erfüllen. De Leyhoeve ist eine Wohn- und Pflegesiedlung mit 200 Wohnungen, 85 Pflegesuiten, zwei Restaurants, einem Café, einer Bibliothek, einem Schwimmbad mit Wellnessbereich, einem Supermarkt und einer Kindertagesstätte. Viele der Gebäudeflächen sind flexibel nutzbar, sodass das Angebot an Einrichtungen an neue Erkenntnisse angepasst werden kann.“ Das Projekt De Leyhoeve ist ein vollkommen neues Konzept für eine Wohnsiedlung für ältere und pflegebedürftige Menschen. Wie sind Sie an die Aufgabe herangegangen? „De Leyhoeve sollte eine sehr unterschiedliche Zielgruppe mit unterschiedlichem Pflegebedarf ansprechen. Vor allem sollte es kein reines Pflegeheim werden. Trotz der großen Anzahl von Wohnungen und Einrichtungen gab es bei der Gestaltung viel Raum für persönliche Wünsche. Wir haben die zukünftigen Bewohner in verschiedenen Phasen des Projekts über die Gestaltung des Gebäudes und seiner Umgebung beraten. Die zukünftigen Bewohner konnten sogar das Wohnen in den Apartments vorab ausprobieren. Dies erwies sich als sehr aufschlussreich, <

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DATEN & FAKTEN Projektname De Leyhoeve Wohnlandschaft, Tilburg, Niederlande Architekt Hans Marquart, Marquart Architecten Bauherr Roozen van Hoppe Group Verwendete Produkte Terca Dinkelrood Flash, Dommelrood Gereduceerd und Marowijne Rood Zand Jahr der Fertigstellung 2016


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Š Fotos: Wienerberger B.V.

Die Konstruktion der Balkone ist von der Fassade getrennt, um diese nicht zu Ăźberlasten. Alle Fassadenfensterrahmen sind identisch und bodengleich als franzĂśsische Balkone konzipiert.

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< um die wichtigsten Bedürfnisse und Erwartungen zu ermitteln. So wurden beispielsweise die meisten Bäder und Küchen individuell gestaltet und realisiert.“

Der Slogan von De Leyhoeve lautet sinngemäß: „Bequem wohnen, während man zusammen alt wird.“ Woher kommt die Idee ursprünglich? „Gastfreundschaft ist die Grundlage des Designs. Hendrik Roozen von der Roozen van Hoppe Group – Entwickler und Baumeister des Projekts – hat vor einigen Jahren das Konzept für De Leyhoeve ausgearbeitet. Er sah, wie ein Paar in seiner Bekanntschaft nach fünfzig Jahren wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Frau nicht mehr zusammenleben konnte. Sein Ziel war es, eine Umgebung zu schaffen, in der die beiden weiterhin mit verschiedenen Einrichtungen in der Nähe zusammenleben können und in der sich auch ihre Kinder willkommen fühlen.“ Dieser Gedanke schlägt sich auch in den Restaurant- und Gemeinschaftsbereichen nieder, die so geplant wurden, dass die Bewohner mit Kindern, Enkeln und der jüngeren Generation im Allgemeinen zusammenkommen. „Ja, genau. Es ist wichtig, dass die Bewohner Ihre Familie und Freunde weiterhin willkommen heißen können, auch wenn sie in ein kleineres Zuhause gezogen oder pflegebedürftig geworden sind. Besucher können in einem der Gästezimmer des Hauses übernachten und die Restaurants im Komplex sind auch für Nichtansässige zugänglich. De Leyhoeve verfügt auch über eine Kindertagesstätte, die wöchentliche

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Aktivitäten für die Kinder mit den Senioren und Seniorinnen organisiert, wie z. B. Erzählkreise und Spaziergänge im nahe gelegenen Leijpark. Diese Art von Synergie macht das Leben in De Leyhoeve besonders lebenswert!“ Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung des Projekts im Jahr 2016 vergingen 13 Jahre. Warum hat es so lange gedauert? „Die meiste Zeit wurde in die Suche und Recherche nach dem besten Standort, den finanziellen Mitteln und die Feinabstimmung des Konzepts investiert. Marquart Architecten wurde 2011 mit dem Entwurf beauftragt. In der Realisierungsphase verlief das Projekt reibungslos. Die ersten Bewohner konnten bereits Weihnachten 2015 in ihren neuen Wohnungen feiern.“ Wie haben Sie den Nachhaltigkeitsgedanken in Ihr Design integriert? „Nachhaltiges Bauen hängt von vielen Aspekten ab: Materialien, Zirkularität und Instandhaltung spielen eine wichtige Rolle. Der im Projekt verwendete Ziegel ist in diesem Sinne ein wertvolles Produkt; es ist ein natürlicher, langlebiger nachhaltiger Baustoff, der auch einen hervorragenden Komfort bietet.“ In Ihren Projekten verwenden Sie oft Ziegel für die Fassadengestaltung. Welche Auswirkungen hat das auf die Bewohner der Gebäude? „Ziegel werden unmittelbar mit Gemütlichkeit in Verbindung gebracht und verleihen dem Gebäude ein

© Fotos: Wienerberger B.V., Adriaan van Dam

Die luxuriöse Wohn- und Pflegesiedlung befindet sich in der grünen Umgebung des Leijparks. Zusätzlich zum grünen Ambiente wurde der Standort auch wegen der Nähe zu Einrichtungen wie einem Krankenhaus und diversen Geschäften gewählt.


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Die einladende, warme Ziegelfassade macht deutlich, dass dieses riesige Gebäude zum Wohnen und Zusammensein gedacht ist. Hier leben Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichem Pflegebedarf unter einem Dach.

authentisches, klassisches Aussehen. Für De Leyhoeve haben wir handgefertigte Ziegel in zwei warmen Rottönen und einem Braunton verwendet: Terca Dinkelrood Flash, Dommelrood Gereduceerd und Marowijne Rood Zand. Die drei Farben markieren die verschiedenen Funktionen des Gebäudes und teilen die Fassade optisch auf. Die abweichenden Bausteine sind braun und etwas dunkler, wie die Sockel der Verbindungsstruktur. Alle Ziegel wurden mit dunkleren Fugen versehen, was sie zu einem einheitlicheren Ganzen macht. Trotz der weitgehenden Standardisierung, wie z. B. bei den Fenstern und Balkonen, wirkt die Fassade majestätisch und erzeugt eine lebendige, einladende Atmosphäre.“ Was könnten und sollten Architekten Ihrer Meinung nach beitragen, um nachhaltige und gesunde Gebäudekonzepte zu fördern? „Als Architekten müssen wir nachhaltige Alternativen zu den traditionellen Lösungen anbieten. Deren Umsetzung hängt dann in hohem Maße vom Kunden ab. Bei De Leyhoeve haben wir mit einem außergewöhnlichen Kunden zusammengearbeitet. Die hohen Ambitionen und innovativen Ideen von Hendrik Roozen konnten wir mit unserer Erfahrung im Architekturdesign für den Pflegebereich ergänzen. Unser Team fungierte als Sparringspartner und steuerte viele ungewöhnliche und nachhaltige Lösungen bei. Wir waren auf der gleichen Wellenlänge – das hat einfach gepasst. Und das macht sich im Design des Gebäudes bemerkbar.“ >

„Der Faktor Mensch und die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner waren entscheidend für das Design. Die treibende Kraft hinter dem Projekt ist jedoch ein passionierter Auftraggeber mit persönlichem Ehrgeiz.“ Hans Marquart, Marquart Architecten

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ALLE UNTER EINEM DACH Demografische Veränderungen sind ein wichtiges Thema nachhaltig ausgerichteter Architektur. Welche Vorteile es beispielsweise hat, wenn mehrere Generationen in einem Haus zusammenleben und wie dies auch baulich sinnvoll in ein Gesamtkonzept integriert werden kann, zeigt das Dreigenerationenhaus in Aalst in Belgien.

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eute erleben wir einerseits eine Arbeitswelt, in der häufig beide Elternteile berufstätig sind, und andererseits wissen wir, dass ältere Menschen bis ins hohe Alter vital bleiben. Angesichts dieses demografischen Wandels gewinnt die Idee des generationenübergreifenden Wohnens enorm an Attraktivität, wobei es gilt, dies stimmig in eine bauliche Substanz zu gießen, in der jede Generation ihre spezifischen Ansprüche verwirklicht sieht. Das war auch die Überlegung von Bauherr Etienne und seiner Familie bei der Planung eines flexiblen Wohnkomplexes, welcher 2017 fertiggestellt wurde und Menschen aus drei Generationen beherbergt. Die Generationentauglichkeit kam dabei auch bei der Auswahl umweltschonender Materialien zum Ausdruck, die zur Energieeffizienz und Langlebigkeit des Objektes beitragen. PRIVATSPHÄRE NICHT AUSGESCHLOSSEN Etienne und seine Kinder Leen und Chris entschieden sich dafür, vier Wohnungen innerhalb eines Komplexes zu bauen. Links und rechts befinden sich die Apartments von Chris und Leen. Zwischen den beiden wurde im Erdgeschoss eine Mietwohnung eingerichtet, die sich im Bedarfsfall barrierefrei adaptieren lässt. Darüber befindet sich Etiennes Duplex. „Wir teilen uns einen Keller mit acht Auto-Stellplätzen, ansonsten sind die Apartments voneinander getrennt – jedes mit einem separaten Eingang und eigenem Garten“, erklärt Etienne das Konzept, das Nähe zulässt, ohne dass jeder auf seinen Freiraum verzichten muss.

BEREIT FÜR DIE ZUKUNFT Architektin Patricia Pissens von HAMBLOK-PISSENS architecten verwendete auf Wunsch der Familie den hellen Fassadenziegel Terca Agora Gedämpft Silbergrau. „Um den sommerlichen Farbton und den massiven Charakter der Fassaden zu betonen, wurden die Fassadenziegel Ton in Ton verfugt“, so die Architektin. Damit das Haus auch den nächsten Generationen noch Freude bereitet, wurde es umfassend für die Zukunft gerüstet und entsprechend energieeffizient gebaut. Eine solide Isolierung für Wände, Dach und Böden garantiert in Kombination mit der Terrakotta-Fassade eine Gebäudehülle, die Energiekosten spart und die Umwelt schont. Eine Lüftungsanlage Typ D mit Wärmerückgewinnung sorgt für frische Raumluft. Abschirmungen an den linken Gartenseitenfassaden verhindern eine Überhitzung an heißen und sonnigen Sommertagen. Insgesamt erreicht der Wohnungskomplex ein Energie-Level von 37. >

Die silbergrauen Terca-Fassadenziegel verleihen dem Gebäude als nachhaltiger Baustoff ein stilvolles und zeitloses Äußeres über Generationen hinweg.

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DATEN & FAKTEN Projektname 4 Woningen Pad, Aalst, Belgien Architekten HAMBLOK-PISSENS architecten Bauherr Privat Verwendete Produkte Terca Agora Gedämpft Silbergrau Jahr der Fertigstellung 2017


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© Fotos: Wienerberger B.V.

Jede der vier Wohnungen innerhalb des Gebäudekomplexes verfügt über einen eigenen Eingang.

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RAUMWUNDER IM STADTZENTRUM Mitten in Malmö hat die Architektengruppe Malmö AB ein ungewöhnliches Sportzentrum verwirklicht. Das Projekt war aus zweierlei Gründen herausfordernd: Die Integration eines Multifunktionsbaus in zentralster Lage der Stadt und die gestalterische Einbettung des Gebäudes in die Umgebung. Heute ist die „Hästhagens Sporthall“ ein sozialer Treffpunkt der Einwohner und fügt sich durch die natürlich anmutende Fassade aus Wasserstrichziegeln bestens in die Nachbarschaft ein.

D Wie die angrenzende älteren Häuser ist die „Hästhagens Sporthall“ mit Ziegeln ummauert. Die zur Straße gerichtete Fassade hat einen rhythmischen Charakter mit hohen, abwechselnd schmalen und breiten Fenstern.

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er Platzmangel in Städten verlangt kreative Lösungen der Architektur. Auf der Fläche, die normalerweise für eine Sporthalle kaum reicht, hat die Architektengruppe Malmö AB gleich zwei Sporthallen geplant. Durch das einzigartige Konzept war es möglich, die beiden Hallen übereinander zu realisieren. Damit wurde nicht nur den beiden angrenzenden Schulen der langersehnte Wunsch nach einer neuen Sporthalle erfüllt, sondern auch ein Freizeitzentrum und Treffpunkt für alle EinwohnerInnen der Stadt gebaut. EIN SPORTZENTRUM ALS MOTIVATION FÜR BEWEGUNG Große Fenster in die Richtung einer Hauptstraße stellen einen Kontakt zwischen den Aktivitäten innen


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Das voluminöse Gebäude wurde als Solitär konzipiert. Gleichzeitig wurde spezielles Augenmerk auf die Details der dekorativ gemusterten Fassade gelegt.

© Fotos: Johannes Domeier, Anna Maria Wendt

und außen her. Rund 1.800 Schüler unterschiedlicher Altersgruppen nutzen das Sportzentrum untertags. Außerhalb der Schulzeiten ist es für die Öffentlichkeit frei zugänglich und wird für verschiedene Freizeitsportangebote und Veranstaltungen frequentiert. Auch ein Café und eine Parkanlage befinden sich auf dem Areal. Im Außenbereich gibt es zusätzlich einen Tischtennis- und Basketball-Platz sowie eine Laufbahn. Dadurch werden die Bürger zur Bewegung motiviert und haben darüber hinaus einen Treffpunkt für soziale Aktivitäten. Das begrünte Dach der Hallen bietet zusätzliche Grünflächen in der Stadt. FLIESSENDE ÜBERGÄNGE ZUR UMGEBUNG Damit sich die Hallen ins Stadtbild einfügen und zu den angrenzenden älteren Gebäuden passen, wurden sie mit den rotbraunen Wasserstrichziegeln W 409 Valmue aus der dänischen Fertigung in Petersminde ummauert. Um dem großen Koloss seine optische Wucht zu nehmen und ihm einen eigenen Charakter zu verleihen, wurden auf der straßenseitigen Fassade abwechselnd schmale und breite Fenster einge-

baut sowie ein besonderes Ziegelmuster geschaffen. Durch diagonal angeordnete, herausstehende Ziegel und verschiedene Verfugungsvarianten ergibt sich ein eindrucksvolles Ornament, das an einen Kelimteppich erinnert und verschiedene Schattenwirkungen hervorbringt. Während des Bauprozesses wurden detaillierte Zeichnungen, physikalische Großversuche an der Fassadenwand in enger Zusammenarbeit zwischen Maurer und der Architektengruppe Malmö AB durchgeführt, um das gewünschte Ergebnis der aufwendig gestalteten Fassade zu erzielen. ZUKUNFTSFÄHIGES KONZEPT Neben den umfangreichen ästhetischen Möglichkeiten war der Nachhaltigkeitsaspekt entlang der Wertschöpfungskette bei der Wahl der Baumaterialien entscheidend. Ziel war es nicht nur energieeffizient zu planen und zu bauen, sondern vor allem auch ein Augenmerk auf die Langlebigkeit der Gebäude zu legen. Mit der Umsetzung der „Hästhagens Sporthall“ hat die Architektengruppe Malmö AB das eindrucksvoll unter Beweis gestellt. >

DATEN & FAKTEN Projektname Hästhagens Sporthalle, Malmö, Schweden Architekten Arkitektgruppen I Malmö AB Bauherr Stadsfastigheter, Malmö Stad Verwendetes Produkt Wasserstrich Ziegel W 409 Valmue Jahr der Fertigstellung 2019

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BÜROGEBÄUDE MIT WEITBLICK Die Architektur beeinflusst maßgeblich das Wohlbefinden von Menschen, die sich in Gebäuden aufhalten. Das Quantum Building in Gent ist ein Paradebeispiel dafür, wie es gelingen kann, nicht nur einen hochqualitativen Arbeitsplatz für Mitarbeiter mit bester Aussicht und viel Licht zu entwickeln, sondern dabei auch die Nachhaltigkeit beim Einsatz der Materialien und dem Energiekonzept zu berücksichtigen.

RUHE DRINNEN, LEBEN DRAUSSEN Besonderes Augenmerk legten die Architekten auf die Akustik der Büroräume. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ungestört zu arbeiten, während sie vor den Fenstern das Leben der Stadt beobachten können. Das Quantum Building befindet sich nämlich an einem der Verkehrsknotenpunkte in Gent. Die Seitenfassaden wurden mit den Tonziegeln Koramic Tegelpan 301 verkleidet, die neben dem Farbspektrum auch durch ihre Leichtigkeit überzeugen. Sie fügen sich ausgezeichnet in den lokalen Kontext der benachbarten Objekte ein. Dem Glasatrium kommt dabei die Aufgabe zu, die Office-Räume mit Tageslicht zu fluten. Das Ziel, die Qualität jener Zeit, die im Büro verbracht wird, merklich zu heben, wurde von den Architekten mit Bravour erreicht. Dank eines solchen Konzepts erfüllt das Gebäude die Kriterien für die BREEAM-Bewertung „Ausgezeichnet“. BREEAM steht für „Building Research Establishment Environ-

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DATEN & FAKTEN Projektname Quantum Building, Gent, Belgien Architekten evr-Architecten Bauherr Alides nv Verwendete Produkte Koramic Tegelpan 301, Mischung aus Natural Red, Rustic, Amaranth und Braised Blue Jahr der Fertigstellung 2016

Der Grundriss des sechsstöckigen Bürogebäudes wird mit jedem Stock um einige Quadratmeter größer. So wird die zur Verfügung stehende Fläche optimal genutzt und die Fassade wirkt optisch weniger massiv.

© Fotos: Wienerberger NV/SA

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iel von evr-Architecten war es, ein Gebäude zu schaffen, das einerseits durch seine Fassade und die Außengestaltung Blicke auf sich zieht und andererseits ein perfektes Arbeitsumfeld im Inneren schafft. Es ist in drei Teile unterteilt: Zwei Office-Gebäude und ein Glasatrium verbinden sich in einem H-förmigen Grundriss. „Egal wo Menschen arbeiten, sie müssen immer Zugang zu einer schönen Aussicht und vor allem ausreichend Tageslicht haben. Das trägt nicht nur dazu bei, den Energieverbrauch zu senken, sondern verbessert auch das Erlebnis und das Wohlbefinden der Nutzer“, so Architekt Luc Reuse.


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„Das Design der Fassade war eine große Aufgabe für den Bauherrn, aber dank seines Engagements und der notwendigen Beratung ist das Endergebnis exquisit. Es zeigt, dass Architektur nur dann erfolgreich sein kann, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt.“ Luc Reuse, evr-Architecten

Die Fassaden an der Ost- und Westseite sind mit Koramic-Fliesen verkleidet. Der Farbübergang trägt zum ikonischen Erscheinungsbild des Gebäudes bei.

mental Assessment Methodology“ und ist das älteste und am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen. MIT FEUEREIFER Vor der Farbwahl der Tonfliesen wurden viele Studien durchgeführt, um den perfekten Farbverlauf zu kreieren. Vom Erdgeschoss bis in die Obergeschosse geht die Farbgebung der Koramic Tegelplan 301 Fliesen allmählich von Blau- zu verschiedenen Rottönen über. „Die Struktur, die wir im Vorfeld Fliese für Fliese entworfen haben, basiert auf einem sich wiederholenden, aber unsichtbaren Muster. Man könnte sagen, dass wir eine Wand aus Feuer und Flammen geschaffen haben“, erklärt Luc Reuse. >

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