Bucklige Welt Magazin Ausgabe 5 Herbst/Winter

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AUSGABE 5

HERBST / WINTER 2019 / 20

Entdeck die Bucklige Welt in den Wiener Alpen

Herbst in der Region: Die schönste Zeit für einen Ausflug auf den Hutwisch, das Dach der Welt


E N T D E C K D I E B U C K L I G E W E LT

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Verein Tourismus Bucklige Welt, Hauptstraße 22, 2813 Lichtenegg region@buckligewelt.at www.buckligewelt.info Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH., Wienerstraße 80, 3580 Horn

Inhalt 4 – 5 Meine Buckel von Josef Kleinrath 6 – 11 Zeitspuren 13 – 14 Pittenthaler Blasmusik 14 Bad Schönau 16 – 17 Linsberg Asia 18 – 23 Aspangbahn 24 – 25 Trendfahrzeug E-Bike 26 – 27 Bakabus Geheimnis 28 – 29 Museumsdorf Krumbach 30 – 31 Marienmarkt Wiener Neustadt 2

Editorial 32 – 33 Frisch aus dem Teich 34 – 35 Genussbauernhof Böhm 36 – 37 Obstvielfalt und Most 38 – 39 Schaubetrieb Kölbel 40 – 41 Prämierte Edelbrände 42 – 43 Luckerbauers Angus-Rinder 44 – 45 Ferstl-Gedankenweg 46 – 47 Jüdisches Leben 48  Weltgeschmack von Roland Graf 48 – 50 Advent

Der Herbst in der Buckligen Welt ist für viele die schönste Jahreszeit. Jedenfalls bietet er Gelegenheit zu Wanderungen, E-Bike-Touren, Heurigenbesuchen, Thermentagen und Museumstouren, etwa auf den „Zeitspuren“ im Museumsdorf oder im Hacker Haus. Eine Fahrt auf der Aspangbahn bietet neue Blicke auf die Landschaft, die Märkte in Wr. Neustadt laden zu Geschmackserlebnissen aus der Region ein. Lassen Sie sich überraschen!

Cover: Nini Tschavoll Karte: Artur Bodenstein Foto rechts: Stefan Knittel

Alle Angaben wurden mit großer Sorgfalt erhoben, erfolgen jedoch ohne Gewähr und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit


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HERBST / WINTER 2019 / 20

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Meine Buckel J O S E F K L E I N R AT H

„Was wir brauchen, gibt es vor der Haustür“

Josef Kleinrath, auf einem Bauernhof in der Buckligen Welt aufgewachsen und heute Publizist, schreibt über seine alte Heimat

Wer heutzutage Kolumnen schreibt, kommt am Thema Klimawandel nicht vorbei. Zu Recht. Wir merken es ja in unseren Breiten Jahr für Jahr: Die Sommer werden, wissenschaftlich erwiesen, wärmer. Da zieht es uns immer wieder heim in die Bucklige Welt, auf Sommerfrische sozusagen. Dafür sind die Winter dort milder geworden. 1972, in meinem Geburtsjahr, gab es Skilifte auch in der Buckligen Welt. Sie sind merklich weniger geworden. Wir hatten beim Nachbarn am Ohaberg mit dem alten Same-Traktor und der Seilwinde noch einen eigenen Lift, Abfahrt und Sprungschanzen inklusive. In der Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt ist übrigens auch das sperrige Thema des EU-Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten an­gekommen. Nahrungsmittel aus Südamerika? Nein, danke. Was wir brauchen, gibt’s vor der Haustür. Bei den Unternehmern, Direktvermarktern und Ab-Hof-Betrieben in der Buckligen Welt. Getränke jedweder Art. Rind, Geflügel, Schwein, Eier, alle Wurstprodukte. Brot und Gebäck, Süßigkeiten und Knabbereien für jeden Geschmack. Obst und jedes heimische Gemüse, bis hin zum Spargel. In der Buckligen Welt sind die Bauern mit den großen Kartoffeln mit Sicherheit nicht die dümmsten. Regional und biolog­isch leben und handeln: Das ist ein wichtiger Beitrag in Sachen Klimaschutz, den jeder leisten kann. Hinfahren und ausprobieren, jetzt etwa bei den vielen Schnidahahn-Ver­an­staltungen in der Buckligen Welt. Aber noch besser beim Einkauf ebendort für den täglichen Bedarf. 4

Foto: Franz Baldauf, Stefan Knittel

Aktiver Klimaschutz


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© Stadt Wiener Neustadt/Weller

© Wiener Alpen/Zwickl

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DAS TOR ZU DEN WIENER ALPEN WIENER NEUSTADT – PERFEKTER URLAUB DAHEIM In Wiener Neustadt gibt es so viel zu sehen, dass ein Tagesausflug gar nicht ausreicht: die Kasematten, einst Verteidigungsanlage und ausgebaut unter Kaiser Maximilian I., sind das neue touristische Highlight der Stadt und absolut sehenswert. Die Theresianische Militärakademie kann nun erstmals besichtigt werden. Führungen geben Einblick in die ehemalige Kaiserresidenz und älteste Militärakademie der Welt. Auch das Stift Neukloster ist eine echte Neuheit: zum ersten Mal öffnen sich die Tore zur Schatz- und Wunderkammer und zur prachtvollen Bibliothek. Bummeln in der bezaubernden Innenstadt und ein Besuch am Marienmarkt beenden den Tag auf die angenehmste Art: nämlich genussvoll und mit einer großen Auswahl an Kulinarik. Wiener Neustadt wird zu Recht als Tor zu den Wiener Alpen bezeichnet: In nur 30-40 Minuten genießt man wunderbare Fernblicke und das pure Landleben. Schneeberg, Semmering und Wechsel, die Rax und Bucklige Welt sowie die Hohe Wand liegen vor der Haustüre. Tourismus Wiener Neustadt Informationen unter 02622/373-904 tourismus@wiener-neustadt.at www.wiener-neustadt.at


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Juden, König, und die Welt im Kleinen CORNELIA REHBERGER

Hacker Haus in Bad Erlach Hauptstraße 10, 2822 Bad Erlach, T: 02627  /  465 30, 11. April–10.   November 2019, Do–So und Fei von 10  –  17 Uhr, Mo–Mi für Gruppen auf Anfrage www.hacker-haus.at

Bad Erlach

Das Hacker Haus als Erinnerung und Kulturzentrum „Zeitspuren im Land der 1.000 Hügel“ sind Geschichten, eine Zeitreise und eine Spurensuche in den Thermengemeinden Katzelsdorf, Lanzenkirchen, Bad Erlach und Pitten. Im Rahmen der Landesausstellung 2019 „Welt in Bewegung“ in Wiener Neustadt sind in diesen Gemeinden Ausstellungen und ein Themenweg über die historische Entwicklung der Region entstanden. Abwechslungsreich und unterhaltsam. 6

In Bad Erlach wurde im Zuge der Landesausstellung ein ehemaliges jüdisches Haus in ein modernes Museum und Kulturzentrum umgebaut. Das „Hacker Haus“ erzählt vom Leben der jüdischen Bevölkerung in der Buckligen Welt und im Wechselland. Hier lebten sie, arbeiteten und wurden schließlich verraten, vertrieben und vernichtet. Die Ausstellung ist nicht nur Mahnmal, sondern will Zusammenhänge erklären, um begreifbar zu machen, wie sich die Ereignisse entwickelt haben.


ZEITSPUREN

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Zur „Welt in Bewegung“ 2019 in Wiener Neustadt trägt auch die Bucklige Welt bei

Benedikt Wallner, Museumsleiter im Hacker Haus

geht auf das jüdische Leben in Bad Erlach ein. Wenn man an einer der Hörstationen den spannenden Zeitzeugenberichten lauscht, wird man schnell rund achtzig Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt. Das Hacker Haus ist nicht nur Museum, sondern auch Kulturzentrum. Im Rahmen der „1. Kulturnacht der Thermengemeinden“ am 5. Oktober wird es hier von 17 bis 22 Uhr eine Bastelstation für Kinder geben. Dort können sie ihren eigenen jüdischen Sederteller basteln und bemalen, versuchen, das jüdische Instrument „Schofar“ zu blasen, und eine Chanukka Dreidel, einen Kreisel, ausprobieren. Zur Verköstigung gehören koscher produzierter Traubensaft für die Kinder und ebensolcher Wein für ihre Begleitung.

Foto: Stefan Knittel

Lanzenkirchen

Durch die beeindruckende Schau führt Benedikt Wallner. Er empfängt die Besucherinnen und Besucher im modernen Foyer für eine Zeitreise durch die jüdische Geschichte in Bad Erlach. Unterstützt wird er dabei von Touchscreens, Audio-Installationen, „Sprechenden Büchern“ und einer großen interaktiven Karte. Diese modernen Medien machen den Rundgang besonders abwechslungsreich. Das Hacker Haus gliedert sich in zwei Ausstellungsbereiche. Der erste, die Sonderausstellung „mit ohne Juden“ widmet sich der Geschichte der jüdischen Familien in der Region. Zahlreiche Bilder und Objekte veranschaulichen ihre damaligen Lebensumstände. Vieles davon wurde von Nachfahren der einst hier ansässigen Familien zur Verfügung gestellt, die heute in aller Welt leben. Oft sind Fotos oder Briefe die einzigen Erinnerungsstücke, die ihnen von ihren Vorfahren geblieben sind. So wird diese Ausstellung auch für die jüdischen Familien bedeutsam. Unter dem Titel „Die Familie Hacker – Jüdisches Leben in Bad Erlach“ besteht im Haus eine Dauerausstellung. Sie

Das Leben des letzten französischen Königs Der Graf von Chambord Henri d’Artois aus dem Geschlecht der Bourbonen wäre als Heinrich V. der letzte rechtmäßige König von Frankreich gewesen. Die Julirevolution von 1830 änderte jedoch den Lauf der Geschichte. Statt den Thron in Frankreich zu besteigen, musste er fliehen und landete schließlich in Lanzenkirchen. Hier lebte er vierzig Jahre lang und förderte dabei die Gemeinde großzügig. Zur Erinnerung an ihn entstand in der Thermengemeinde der „Bourbonenweg“ mit zwölf Stationen, sie geben spannende Einblicke in Leben und Wirken von Henri d’Artois. Die Besucher begeben sich auf die Reise in eine prunkvolle Vergangenheit, erfahren, welche Rolle die adeligen Bewohner beim Bau des Klosters Sta. Christiana oder der „Knabenschule“ gespielt haben und wie es sich am Lilienhof und im Schloss Frohsdorf gelebt hat. 7


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Bourbonen-Themenweg Schülerinnen und Schüler der Sta. Christiana in Frohsdorf in Bourbonen-Kostümen

Was den Themenweg so besonders macht, sind die zahlreichen Aktivitäten, mit denen Geschichte zum Leben erweckt wird. Mehrmals schon schlüpften Akteure aus der Gemeinde in Bourbonen-Kostüme, um mit passenden Gewändern die Pracht der damaligen Zeit wieder aufleben zu lassen. Absolutes Highlight war das Straßenfest im Sommer mit Handwerkskunst, Straßenkünstlern und vielen historischen Kostümen. Ein Spektakel wie aus der Zeit von 1844 bis 1883. Das ließ sich auch Camilla Habsburg-Lothringen, eine direkte Nachfahrin Maria Theresias, nicht entgehen.Zur gemeinsamen „1.Kulturnacht der Thermengemeinden“ schlüpft man in Lanzenkirchen wieder in 8

Der Weg beginnt in der Parkallee 1, 2821 Lanzenkirchen, und ist das ganze Jahr über begehbar www.lanzenkirchen.gv.at

die Kostüme der Bourbonen. Am 5. Oktober wird um 19.30 Uhr eine stimmungsvolle Fackelwanderung vom Grandhotel Niederösterreichischer Hof über die Bourbonen-Stationen bis zum neuen Ortsplatz in Frohsdorf führen, wo Speis und Trank auf die Teilnehmenden warten. Wie die Bourbonen überhaupt nach Frohsdorf kamen, erläutert Günter Fuhrmann am 14. November. In seinem Vortrag „Von Versailles nach Frohsdorf – die Tochter Marie Antoinettes“ erklärt er auch, warum das Symbol der Lilie bis heute in der Gemeinde allgegenwärtig ist und was das alles mit Marie Antoi­nette zu tun hat.


ZEITSPUREN

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Der Folder „­Zeitspuren im Land der 1.000 Hügel“: erhältlich in allen Gemeinden, in den Museen und unter www.thermen gemeinden.at

Zinnfigurenwelt Katzelsdorf Hauptstraße 69, 2801 Katzelsdorf, Do–So und Fei, 10  –  17 Uhr Mo–Mi für Gruppen auf Anfrage www.zinnfigurenwelt-katzelsdorf.at

Franz Rieder beim Gießen der Zinnfiguren in Katzelsdorf

Katzelsdorf

Fotos: Stefan Knittel

Die Welt im Kleinformat samt Gespenstern Der erste Eindruck beim Besuch des Zinnfigurenmuseums in Katzelsdorf: Erstaunen über die Größe und die Vielfalt der Ausstellung. Auf 900 Quadratmetern werden in rund 250 Vitrinen unterschiedlichste Zinnfiguren in Szene gesetzt. Und schon fühlen sich vor allem ältere Besucherinnen und Besucher in die Kindheit zurückversetzt. Einer, der das gut nachempfinden kann, ist Franz Rieder. Seit der Eröffnung des Museums vor 15 Jahren engagiert er sich für das Haus. „Ich liebe Spielzeug und bin nie erwachsen geworden. Vor vierzig Jahren habe ich von meinem Bruder die erste Zinnfigur geschenkt bekommen und sie selbst bemalt“, erinnert er sich. Der Beginn einer großen Leidenschaft. Hinzu kommt sein Interesse an Geschichte. Beides kann er in der Zinnfigurenwelt verwirklichen. Die Figuren entstehen vor Ort. Sie werden nicht

nur für die Ausstellungen in Katzelsdorf gefertigt, sondern finden Abnehmer in aller Welt. Mehr als tausend Formsteine dienen der Herstellung der Figuren, die ältesten sind über hundert Jahre alt. Laufend kommen neue hinzu. So befinden sich gegenwärtig rund 400.000 Zinnfiguren im Lager. Einige davon erweckt Franz Rieder zum Leben, wenn er sie in Dioramen anordnet. In Vitrinen geschützt, erzählen sie ganz unterschiedliche, aber immer spannende Geschichten. Die heurige Sonderausstellung im Rahmen der Landesausstellung gilt der Geschichte und den Geschichten der Buckligen Welt sowie der von Wiener Neustadt. Bei der ersten gemeinsamen „Kulturnacht der Thermengemeinden“ am 5. Oktober wird die Zinnfigurenwelt bewegter. Denn ab 17 Uhr können hier Weine der Katzelsdorfer Winzer verkostet werden. Dazu gibt es ein Zinnfigurenschaugießen und eine Vorführung zum Bemalen von Zinnfiguren. Um 21 Uhr findet eine Taschenlampenführung mit überraschenden Einblicken in die Welt der Zinnfiguren statt. Geisterhaft wird es zu Halloween am 31. Oktober des Jahres. Unter dem Motto „Geister im Museum“ finden junge Besucherinnen und Besucher verschiedene Stationen zum Spielen und Basteln vor. Ein Laternenspaziergang rund um das Schloss hat dann vor allem eines im Auge: Die Suche nach Gespenstern. 9


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Ausstellungsstücke aus mehr als 3.500 Jahren: Besiedlungsgeschichte im Regionalmuseum Pitten

PIZ1000 – Pittener Regionsmuseum Zeitspuren im Land der 1.000 Hügel: Wr. Neustädter Straße 24, 2823 Pitten, 30. März –10. November 2019, Do–So von 10  –  17 Uhr, Mo–Mi für Gruppen auf Anfrage www.pitten.gv.at  /piz1000

Pitten

Der Corvinusbecher aus dem Kindergarten Eine denkwürdige Episode haben junge Gäste des Regionsmuseums PIZ1000 seiner Kuratorin Elfriede Oswald beschert. Oswald führte zahlreiche Besuchergruppen durch die Ausstellung über die 3.500 Jahre alte Besiedlungsgeschichte der Gemeinde. Herzstück ist der Corvinusbecher, ein vergoldeter ­Silberbecher in Form einer Eichel. Der ungarische König Matthias Corvinus soll 1485 gekommen sein, um den Pittener Hauptmann Wolf Teufel zu sehen, und ihm als Anerkennung für tapferen Widerstand den Eichelpokal zu schenken. Der Becher kehrte vor fünfzig Jahren zur 1.100-Jahr-Feier in die Gemeinde Pitten zurück. Eine Schenkung des Grafen Baudissin-Zinzendorf-Pottendorf, eines direkten Nachfahren Teufels. Derzeit ist das Original des Corvinusbechers im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt zu sehen. Damit auch die Gemeinde Pitten das Prunkstück Besuchern präsentieren kann, wurde bereits vor Jahren eine Replik angefertigt. Sie ist 10

Kuratorin Elfriede Oswald mit einer Replik hier einmal das stehen, was auf dem bild zu des wird Corvinusbechers im Museum in Pitten shenen ist, aber wer weiß es denn?

nun im Pittener Museum zu bewundern. Allerdings ist es nicht so einfach, einem etwa zehnjährigen Besucher den Unterschied zwischen Replik und Fälschung zu erklären, wie Frau Oswald kürzlich festgestellt hat. Das Interesse der jungen Besucher an der Geschichte der Gemeinde, von der mittleren Bronzezeit bis heute, ist generell sehr groß. Als etwa der Kindergarten der Gemeinde das Museum besuchte, war die Kuratorin vom Vorwissen erstaunt, das die Kleinen mitbrachten. Sie stellten viele Fragen und hörten gespannt zu. Unter dem Eindruck der Geschichte der Gemeinde und insbesondere der des Corvinusbechers bastelten sie mit ihren Pädagoginnen einen Pappmaché-Corvinusbecher. Oswald war von der Idee und der gelungenen Umsetzung so begeistert, dass der Kindergarten-Corvinusbecher nun auf einem eigenen Podest neben der Replik im Museum ausgestellt wird. Um es mit den Worten des zehnjährigen Besuchers zu sagen: „Eine Fälschung neben der Fälschung.“


ZEITSPUREN

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Lebenswelt VIKTORIA KORNFELD

Viktoria Kornfeld lebt in der Buckligen Welt und liebt sie wirklich. Daher lädt sie euch gern hierher ein

Mein Obstgarten Ich hatte das große Glück, auf einem Bauernhof aufzuwachsen. Glück deshalb, weil ich denke, dass man seinen Kindern kaum eine bessere Umgebung bieten kann. Absolute Freiheit und doch ist man nie allein. Bei uns am Bauernhof gibt es zwei große Obstgärten. Mein Papa hat immer mit großer Leidenschaft versucht, mir die verschiedenen Apfelsorten zu erklären. Welche sind gerade reif?

Fotos: Stefan Knittel, Birgit Finta

Wie lautet ihr Name? Wie schmecken sie? Kann man sie gut lagern? Früher packten wir dann auch alle gemeinsam an, sammelten das Obst und lieferten uns dabei den einen oder anderen Kampf mit Wespen und anderen Insekten. Um den Besucherinnen und Besuchern immer wieder neue Erlebnisse zu bieten, finden im Pittener Regionsmuseum zusätzlich kleine, feine Veranstaltungen statt. Im Herbst ist die „1. Kulturnacht der Thermengemeinden“ am 5. Oktober ein Highlight. Im Museum liest Sebastian Buchner aus seinem Buch „Unerzählte Geschichten“. Begleitet wird die Lesung von Musikern, die auf authentischen bronzezeitlichen Instrumenten uralte Melodien spielen. Ein Vortrag über Australien von Elfriede Oswald am 24. Oktober vermittelt Landschaft und Kultur dieses Kontinents. Am 7. November findet das Konzert „Harfe trifft Museum“ mit Trixi Huber und Agathe Ganster statt. |

Wohl überstanden, wurde das Obst schließlich eingelagert, gepresst oder verkocht. Wunderschöne Kindheitserinnerungen an warme Herbsttage kommen hier hoch.

Plakat zur ersten gemeinsamen Kulturnacht der Thermengemeinden der Buckligen Welt

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich die Leidenschaft von meinem Papa für Äpfel geerbt habe. Doch mittlerweile bin ich selbst stolze Besitzerin eines eigenen kleinen Obstgartens. Gespannt beobachte ich die Bäume das ganze Jahr über, erfreue mich am Heranreifen der Früchte und ernte diese besonders stolz im Herbst.

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Eine Frau gibt den Ton an SABINE EDITH BRAUN

Pittentaler Blasmusik

„Uns kann keiner erzählen, dass er keine Zeit hat“, sagt Andrea Lamprecht und lacht. Sie meint es ernst. Seit neun Jahren ist sie Obfrau der Pittentaler Blasmusik, davor war sie etliche Jahre Schriftführerin. Ihr Mann Bernhard ist seit 24 Jahren Kapellmeister. Kennengelernt haben sich die Querflötistin und der Klarinettist bei der Blasmusik – wo sonst? „Die Blasmusik ist unser gemeinsames Hobby“, sagt Andrea. Sie war immer dabei: Als die beiden Haus gebaut, berufsbegleitend ein FH-Studium absolviert und zwei Söhne großgezogen haben. Die sind nun 13 und 15 und natürlich auch dabei: als Schlagzeuger und Trompeter. Die Lamprechts sind nicht der einzige Musikerclan. „Offiziell sind wir 46 Aktive, aber im Wesentlichen besteht die Truppe aus drei Familien“, sagt Lamprecht. Geprobt wird am Freitagabend zur klassischen „Fortgehzeit“. Dennoch gibt es viele junge Mitglieder, das jüngste ist elf. Fortgegangen wird halt dann nach der Probe. Nicht immer war der Anteil junger Musiker so hoch. „Als ich das Amt als Obfrau übernahm, herrschte Nachwuchsmangel. Aber es gab einen finanziellen Polster, und den haben wir in den Nachwuchs gesteckt“, erzählt Andrea Lamprecht. Ein Jugendreferent pflegt enge Kontakte zu Schülern, Eltern und Lehrern. 12

Er ist auch dabei, wenn die Ensembles der Musikschule „Junior Brass“ und „Mini Brass“ proben. „Seit ich Obfrau bin, gab es nur zwei, die aufgehört haben, weil sie es uncool fanden“, sagt Lamprecht. „Der Rest ist mit Begeisterung dabei.“ Weil auch viel Modernes gespielt wird. Auch auf die Tracht sind die Jungen stolz. 700 Euro kostet eine Garnitur. Es ist keine Pittentaler, sondern eine steirische Fuhrmannstracht. Das wurde 1969 bei der Gründung der „Pittentaler Blasmusik“ beschlossen. Davor gab es die „Blasmusik in Pitten“. Während die „Pittentaler Blasmusik“ erst fünfzig ist, bringt es die „Blasmusik in Pitten“ schon auf 95 Jahre. Das ist nicht dasselbe, aber fast. „Also offiziell sind wir 95“, erklärt die Chefin die Verhältnisse. Das Fünfzig-Jahr-Jubiläum der „Pittentaler Blasmusik“ wurde im Juni als Bezirksmusikfest mit Marschmusikbewertung begangen. Sonst wird bei Konzerten, Frühschoppen, Begräbnissen und kirchlichen Anlässen gespielt. Im Schnitt fünfzig Mal pro Jahr.

Fotos: privat

Auf der Schmelz 62 2823 Pitten www.pittenthaler-blasmusik.at


MUSIK

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Das Gros der Musiker sind Schüler und Studierende, Gemeindebedienstete sowie Schichtarbeiter. „Ein Problem ist etwa das Spielen bei Begräbnissen oder Eröffnungen von Wohnhausanlagen tagsüber. Ich habe keinen einzigen Pensionisten als aktiven Musiker“, sagt Lamprecht. Auch sei es nicht so leicht wie früher, sich als Musiker für Auftritte freizunehmen. Auch die Entfernung zum Arbeitsplatz hat sich verändert. Kommt die Begräbnisbesetzung aus dem eigenen Verein nicht zustande, gibt es ein gut organisiertes Aushilfsnetzwerk. „Manche Musiker helfen bei zahlreichen Vereinen aus“, sagt Lamprecht: Pensionisten oder Berufstätige, die sich die Dienste einteilen können. „Heuer im Frühjahr hatten wir in zehn Tagen drei Begräbnisse. Dies während der Vorbereitungen zum Bezirksmusikfest zu organisieren war eine Herausforderung.“ Dafür gab es auch Erfreuliches: „Innerhalb von zehn Monaten durften wir dreimal den Live-Frühschoppen von Radio NÖ musikalisch umrahmen. Ein tolles Gefühl!“ Die nächsten Jubiläen stehen 2020 an: 25 Jahre Kapellmeister Bernhard Lamprecht und zehn Jahre Obfrau Andrea Lamprecht. Tusch! |

Bei der Pittentaler Blasmusik schwingt Bernhard Lamprecht den Taktstock. Das Kommando aber hat seine Frau Andrea

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Bad Schönau ist dank Heilwasser und Kohlensäuregas ein beliebter Kurort mit eigenem Kulturund Freizeitangebot

Der Schatz aus kühler Tiefe WERNER STURMBERGER

Mehr als 400 Meter unter dem Ort. Hier liegt der Schatz. Eine Heilwasserader. Sie hat Schönau zu einem Bad und beliebten Zentrum für Gesundheitssuchende werden lassen. Das Besondere an der Heilquelle ist – nicht das Wasser. Natürlich rein, wird für seine Heilwirkung entscheidend, was sich mit ihm den Weg aus der Erde bahnt: das Kohlensäuregas. Sein Vorkommen in Bad Schönau zeichnet sich durch ein besonders günstiges Mengenverhältnis aus, wie Herfried Pessenhofer von der Meduni Graz erklärt, ein Experte des Bad Schönauer Heilwassers. „Das Kohlensäuregas wird wegen der großen Tiefe des Vorkommens unter sehr hohem Druck im Wasser gelöst. Wenn es nach oben steigt, perlt es aus. Das kann man sich vorstellen wie bei einer Mineralwasserflasche.“ Die Kurbetriebe nutzen nicht nur das kohlensäuregashaltige Wasser, sondern auch das austretende Gas für eine Vielzahl von Therapien. Die Hauptwirkung des Kohlensäuregases ist die Erweiterung der Blutgefäße. Zusätzlich verbessert es die Sauerstoffabgabe aus den roten Blutkörperchen. Es wirkt schmerzlindernd bei rheumatischen Erkrankungen und kann die Wundheilung fördern. Ideal zur Vorbeugung und Behandlung von Durchblutungsstö14

rungen und Gefäßerkrankungen, lassen sich damit lebensstilbedingte Erkrankungen und Folgeerscheinungen von Diabetes sehr gut therapieren. Nebenwirkungen haben die Behandlungen keine: „Kohlensäuregas kommt auch im Körper selbst vor und spielt in vielen Regelprozessen eine wichtige Rolle. Wenn man das Gas therapeutisch zuführt, wirkt es genauso wie das körpereigene Gas“, sagt der Physiologe Pessenhofer. Für den erholsamen Aufenthalt außerhalb des Bades stehen neben den drei großen Kurbetrieben eine Vielzahl an kleineren Hotels, Pensionen und Gästezimmern bereit. „Bei uns liegen die Gesundheitsbetriebe nicht irgendwo auf der grünen Wiese, sondern mitten im Ort“, sagt Bürgermeister Feri Schwarz. „Auf Ruhe und Natur muss man dennoch nicht verzichten, denn der nächste Wald und der Kurpark sind keine 200 Meter entfernt.“ Im Kurpark sind vor allem die erzählenden Parkbänke und Audiostationen beliebt. Diese „Erzählstationen“ werden ebenso wie das jährliche Erzählfestival „fabelhaft!NIEDERÖSTERREICH“ von Folke Tegetthoff betreut. Und wer die Buckel der Buckligen Welt meistern will, dem stellen Hotels und Pensionen gerne E-Bikes zur Verfügung. www.badschoenau.at |

Foto: GSKB

Ab Frühjahr 2020 erfährt man in der neu errichteten Erlebniswelt „Sconarium“ viel über das natürliche Kohlensäuregas


Ich bin Ihr Tausendsassa. „Meine Geheimzutaten? Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und jede Menge Herzlichkeit. Ich liebe es, gemeinsam mit unseren Gästen passende Lösungen zu finden und sie bei der Erfüllung ihrer Wünsche zu unterstützen.“ (Adam Oroszvari, Rezeptionist im Vivea Gesundheitshotel Bad Schönau Zur Quelle)

So einfach kann Gesundheit sein.

Herzlich willkommen Wir verwöhnen Sie mit Therapien, köstlichen Gerichten und hervorragendem Service. Gönnen Sie sich eine erholsame Auszeit und sichern Sie sich jetzt Ihren Wunschtermin für eine wohltuende Gesundheitswoche in unseren Vivea Gesundheitshotels. Bad Schönau Zur Quelle (02646 90500-2501) und Bad Schönau Zum Landsknecht (02646 90500-1501).

vivea-hotels.com


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Gold für Entspannung BRUNO JASCHKE

„Nicht nur unser Küchenchef Michael Suttner ist stolz“, sagt Bettina Wülfrath, Marketingleiterin in Österreichs einziger Erwachsenentherme Linsberg Asia in Bad Erlach. „Nämlich stolz darauf, dass seine feine Fusionsküche so großen Anklang findet.“ „das Linsberg“ verbindet asiatische Kochkunst mit europäischen Einflüssen und regionalen Zutaten. Dafür erhielt das ErwachsenenResort heuer erneut eine Haube des Restaurantführers Gault Millau. Es hat aber auch seinen Teil zu einer weiteren Auszeichnung beigetragen: Dem gesamten Resort wurde ein „Gold Award 2019“ verliehen. Das 2008 eröffnete Linsberg Asia ist damit eines von 26 Hotels in Österreich und 185 Hotels weltweit, die vom Bewertungsportal „HolidayCheck“ ausgezeichnet wurden. „Unsere MitarbeiterInnen kreieren mit viel Engagement eine besondere Atmosphäre im Asia Resort Linsberg“, erklärt Wülfrath. Der HolidayCheck Gold Award ist in jedem Falle auch die Leistung der rund 160-köpfigen Belegschaft aus 19 Nationen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sorgen für den Erfolg der Wellnessoase inmitten der malerischen Natur der Buckligen Welt. Das Resort liegt rund siebzig Kilometer von Wien entfernt, in unmittelbarem Einzugsbereich des Verkehrsknotens Wiener Neustadt und nicht weit vom Neusiedler See. Manche Gäste nehmen sogar Anfahrtswege von bis zu 200 Kilometern in Kauf, um in der Therme oder dem Hotel & Spa Linsberg Asia ****S zu entspannen. Wie der Name andeutet, beziehen sich Innen- und Außenarchitektur des Resorts auf asiatische Gestaltungsprinzipien. Sie wurden insbesondere beim Japanischen Garten mit seinen Wasserflächen und Rundbrücken stilsicher angewandt. Gesund ist es hier auch: Das Thermalwasser wirkt wegen seiner Mineralienkonzentration vor allem bei Erkrankungen der Haut, des Bewegungsapparates und des Nervensystems heilsam. Gäste erleben Wellness in einem Bade- und Spa-Bereich von über 15.000 Quadratmetern mit acht Innen- und Außenpools sowie neun verschieden thematisierte Saunen. Zur Außentherme gehören der Open-Air-Pool, ein Whirlpool und das Sportbecken. Im Innenbereich wird das weitläufige Schwimmbecken durch ein 25 Grad warmes Venenbecken ergänzt. Besondere Entspannung bietet das 35 Grad heiße Galeriebecken mit Steinliegen im Wasser. 35 Grad hat die Luft im Laconium, ein Ort, um in Badekleidung sanft zu schwitzen. Im Garten liegen die Außensaunen. Die „klassischen Finnen“ sind mit achtzig bis hundert Grad Celsius temperiert. Eine 55 Grad warme Bambussauna bietet sanfte Musik, Lichtspiele und zarte Düfte. In den Außenbecken kommt der Kreislauf wieder 16


THERME

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„Ab sechzehn“ ist hier ein Qualitätsmerkmal. Linsberg Asia bietet Erwachsenen Atmosphäre Linsberg Asia Hotel Spa Therme Thermenplatz 1, 2822 Bad Erlach T: 02627/480 00 Öffnungszeiten Therme: Sonntag–Donnerstag, Feiertage vor Arbeitstagen: 9–22 Uhr Freitag, Samstag, Fenstertage, Feiertage & Tage vor Feiertagen: 9–23 Uhr www.linsbergasia.at

Michael Suttner erkochte 2019 erneut eine Haube von Gault Millau

Fotos: Stefan Knittel, beigestellt

Gerade im Herbst der ideale Ort für Erholung und Entspannung: die Therme Linsberg Asia

in Schwung, in den Whirlpools genießt man Massagen durchs Wasser. Wer dann besonders bequem liegen möchte, dem stehen für einen Aufpreis Futonliegen mit Baldachin zur Verfügung. Die exklusive Atmosphäre von Linsberg Asia erlebt man im Private Spa ganz speziell. Man kann es für zwei bis zu maximal sechs Personen buchen. Dazu gehören Dampfbad, Sanarium und Ruheraum, außerdem ein separater Dusch- und Garderobebereich, Früchteteller und eine Flasche Sekt. Das Spa-Angebot runden ein Bewegungsraum, Solarien, kosmetische Behandlungen und klassische sowie fernöstliche Massagen ab. 2016 hat das Linsberg Asia eine Altersuntergrenze von 16 Jahren eingeführt. Damit ist es Österreichs einzige Therme, die jungen Erwachsenen, Verliebten, Paaren, Wellnessfans und Best Agern ein ihren Ansprüchen entsprechendes Ambiente bietet. „Wir konzentrieren uns mit den Kundenangeboten auf die besonderen Bedürfnisse von Erholungssuchenden, Ruhe und Entspannung stehen immer im Fokus“, erklärt Bettina Wülfrath. „Aber auch Veranstaltungs- und Seminargäste wissen die Ruheund Entspannungsmöglichkeiten im Resort zu schätzen.“ | 17


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Auf der Aspangbahn CORNELIA REHBERGER

Im August 1881 fĂźhrte eine Bahnstrecke erstmals von Wien bis zum Bahnhof Pitten, Ende Oktober ging es dann bis Aspang. Hier die Station Edlitz-Grimmenstein, die in keinem dieser Orte, sondern in Thomasberg steht

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BAHNREISE

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Sie führt seit 1881 von Wiener Neustadt nach Aspang und ist die gemütlichste Form, durch die Bucklige Welt und in einige ihrer Orte zu kommen

Aspangbahn

Fotos: Stefan Knittel(2), Château Petit Versailles, David Capellari(1)

Der Betrieb der Lokalbahn von Aspang bis Wiener Neustadt wurde 2019 ausgeweitet. www.oebb.at

Sanfter Tourismus, Ruhe, Erholung in der Natur und Entschleunigung – alles nur wenige Kilometer vor der Haustür. Was gibt es Besseres? Im Herbst zeigen sich die 1.000 Hügel der Buckligen Welt von ihrer farbenprächtigen Seite – wie wäre es da einmal mit einer völlig neuen Perspektive? Die Region lässt sich nicht nur im Auto gut entdecken, sondern auch auf Schienen: mit der Aspangbahn. Sie führt von Wiener Neustadt aus direkt in die Bucklige Welt und weiter ins Wechselland. Nicht nur die Ausblicke entlang der Fahrt sind sehenswert, auch die Bahnhöfe verdienen die Aufmerksamkeit der Reisenden. Als die Bahn im August 1881 von Wien bis Pitten und Ende Oktober 1881 bis nach Aspang führte, wurde damit der Tourismus der gesamten Region angekurbelt. Es war die Blütezeit der Sommerfrische, und endlich konnten die Menschen aus den Ballungsräumen komfortabel in die Bucklige Welt und das Wechselland reisen. Heute stehen sämtliche Bahnhofsgebäude entlang der Strecke unter Denkmalschutz, und in so mancher Gemeinde erzählt man Anekdoten über die Anfänge der Eisenbahn-Ära in der Buckligen Welt.

Die in vielen freiwilligen Arbeitsstunden restaurierte Dampflok „Rosy“ am Bahnhof von Bad Erlach und Schloss Frohsdorf in Lanzenkirchen

Lanzenkirchen

Vom Bahnhof des Grafen zu Sagenpunkten So auch in der Gemeinde Lanzenkirchen, deren Bahnhof sich nicht im Zentrum der Gemeinde befindet, sondern etwas außerhalb, nämlich in Kleinwolkersdorf. Angeblich haben das die Lanzenkirchner und ihre Besucher dem Grafen Chambord zu verdanken. Dieser habe im Jahr 1879 die Bahnbetreiber davon überzeugen können, dass der Bahnhof in Kleinwolkersdorf besser aufgehoben sei als in Lanzenkirchen. Und so geschah es auch. Heute ist der Bahnhof eine der historischen Stationen entlang des Bourbonenwegs. Unter dem Motto „Auf den Spuren des Grafen von Chambord“ erfahren die Besucher allerhand Wissenswertes über den letzten rechtmäßigen französischen König Heinrich V. Graf von Chambord. Aber auch abseits der Bourbonen-Spurensuche lohnt sich ein Halt in der Gemeinde. Einen 19


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Verspricht Erholung von der Bahnreise: die Therme Linsberg Asia bei Bad Erlach

kleinen Fußmarsch vom Bahnhof entfernt findet man etwa das Bauernmuseum, das mit mehr als 6.000 Exponaten einen Einblick in das bäuerliche und handwerkliche Leben von einst gibt. (Geöffnet Freitag 14 bis 18 Uhr und Samstag, Sonntag 8 bis 18 Uhr, www.bauernmuseum-lanzenkirchen.at) Von Dämonen, Teufeln und Hexen sowie unerklärlichen Geschehnissen erfährt man auf den Sagenwegen in Lanzen­ kirchen. Die Wanderwege führen durch alle Ortsteile der Gemeinde und passieren dabei sogenannte „Sagenpunkte“ mit Volks­sagen, etwa vom Teufelsschlössl oder von den Leithahexen. Die S ­ agenwege sind ganzjährig frei zugänglich. Ein Übersichtsplan liegt auf der Homepage der Gemeinde (lanzenkirchen. gv.at), und zum „Sagenmeister“ samt Urkunde kann man dabei auch werden.

Bad Erlach

Therme und ein Museum voll jüdischer Geschichte Weiter geht es mit der nächsten Bahn in die Nachbargemeinde Bad Erlach. Kurz bevor der Zug in den Bahnhof einfährt, lohnt sich ein Blick aus dem linken Fenster in Fahrtrichtung. Hier steht „Rosy“, eine alte Dampflokomotive, die liebevoll und detailgenau restauriert wurde. Dieses Stück Eisenbahngeschichte stammt aus dem Besitz von Friedrich Ritter, einem bekannten Heimatforscher und Sammler. „Rosy“ bildet heute ein Wahrzeichen des Bahnhofs in Bad Erlach. Die Station ist ein guter Ausgangspunkt für unterschiedlichste Freizeitmöglichkeiten. Wem der Sinn nach Entspannung steht und wer älter als sechzehn ist, erreicht in wenigen Geh20

minuten die Therme Linsberg Asia – und falls der Badetag etwas länger dauert, kann man hier auch gleich im Hotel einchecken. Am Rand der Gemeinde liegt der neue Golfclub Linsberg. Zwar gehört er zum Gemeindegebiet von Lanzenkirchen, ist jedoch vom Bahnhof in Bad Erlach aus schneller zu erreichen. Auch für historisch Interessierte lohnt es sich, einen Zwischenstopp einzulegen. Hier erzählt das Museum für Zeitgeschichte, das Hacker Haus, multimedial die Geschichte der Juden in der Buckligen Welt und in Bad Erlach. Erforscht in einem außergewöhnlichen Zeitgeschichte-Projekt in 26 Gemeinden der Region. Ebenfalls gut zu Fuß zu erreichen ist der „Gläserne Kreuzweg“. Er wurde vom Bad Erlacher Glaskünstler Alois ­Hammer nach Entwürfen der Pittener Malerin Christine ­Buchner mit Tiffany-Glastafeln ausgestaltet. In den Abend­ stunden ist der gläserne Kreuzwerk beleuchtet, was für eine besondere Stimmung sorgt. Nach einem kurzen Waldstück erreicht man die im 13. Jahrhundert erbaute Ulrichskirche.

Fotos: beigestellt

Der Rosengarten in Pitten


BAHNREISE

HERBST / WINTER 2019 / 20

Rosengarten Pitten Alleegasse 57 2823 Pitten www.rosengarten-pitten.at www.pitten.gv.at

Pitten

Tausendjährige Geschichte und Rosengarten Weiter geht es nach Pitten. Hier wurde 1881 die Eisenbahnstrecke in die Bucklige Welt feierlich eröffnet. Als der Zug aus Wien um etwa elf Uhr im Bahnhof Pitten einfuhr, warteten die Bewohner in ihre besten Sonntagsgewänder gekleidet. Der Bürgermeister hatte zum feierlichen Anlass eine Kleiderordnung erlassen: Um den Zug ehrenvoll zu empfangen, galt es einen schwarzen Gehrock zu tragen. Heute darf man in Pitten auch in bequemer Freizeitkleidung am Bahnhof stehen oder den Zug verlassen. In Pitten gibt es viel zu entdecken. Am Marktplatz, der nach wenigen Gehminuten zu erreichen ist, steht man inmitten einer

3.500 Jahre alten Besiedlungsgeschichte. Die Gemeinde wurde vor 1.150 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Das neue Pittener Regionsmuseum PIZ1000 gibt anhand zahlreicher Exponate Einblicke in die lange und abwechslungsreiche Geschichte des Orts (Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, www.pitten. gv.at/piz1000). Der Historienpfad „Zeitsprünge 4.000“ führt an historisch bedeutende Orte der Gemeinde. Informationen darüber vermitteln Touchscreens entlang des Weges. Wem der Sinn nach einem prächtigen Garten steht, dem sei der Rosengarten vor dem barocken Pfarrhof empfohlen – gerade auch im Herbst. 21


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Die Burg Grimmenstein wird von ihrem Besitzer ständig ausgebaut

Burg Grimmenstein Burgweg 3 2840 Grimmenstein T: 0664 338 62 44 www.burg-grimmenstein.at

Scheiblingkirchen

Der nächste Halt: Bahnhof Scheiblingkirchen-Warth. „Zwischen Warth und Scheiblingkirchen fahrt a Bahn, doch muaßt dir’s mirken, sie bleibt erst in Scheiblingkirchen stehn, d’Warthler müaßn umi gehen“, heißt es im Lied über die Aspangbahn. Genau so ist es auch. Die Haltestelle in Scheiblingkirchen ist Ausgangspunkt für Wanderungen in die Region. In unmittel­ barer Umgebung des Bahnhofs liegt eine „Einstiegsmöglichkeit“ in den „Erzherzog Johann Rundwanderweg“. Die weitläufige Rundwanderung führt vom Zentrum des Orts mit seiner einmaligen romanischen Rundkirche über Gleißenfeld hinauf auf den Türkensturz. Hier eröffnet sich den Wanderern ein großartiger Panorama-Ausblick, ehe der Weg über die Gemeinde Thernberg wieder nach Scheiblingkirchen zurückführt. Die gemütliche Wandertour verläuft auf gut befestigten Wegen und Pfaden und ist rund zwanzig Kilometer lang. 22

Grimmenstein

Der Rundwanderweg zur Burg Nun bleibt die Bahn in Grimmenstein stehen. Oder ist es doch Thomasberg? Der Bahnhof Edlitz-Grimmenstein weist eine Besonderheit auf: Er liegt weder in Edlitz noch in Grimmenstein, sondern im Gemeindegebiet von Thomasberg. Die Landesstraße, die parallel zu den Schienen verläuft, bildet die Gemeindegrenze. überhaupt sollte alles überhaut ganz anders sein. Denn laut einer Anekdote, die bis heute gern erzählt wird, sollte der Bahnhof eigentlich in „Pumperwaldl“, einer Rotte von Edlitz, entstehen. Als die Bahn gebaut wurde, bestand Grimmenstein aus nicht viel mehr als drei Bauernhäusern und einem Wirtshaus. Angeblich versprach der Wirt den Bahnbetreibern, ihnen das Grundstück gegenüber seinem Gasthaus zu schenken, wenn sie den

Fotos: Burg Grimmenstein, Strobl/Audivision

Ausgangsort für Panoramawanderung


BAHNREISE

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Am Rad zwischen Bahn und Fluss Entlang der Aspangbahn führt ein Radweg: Der EuroVelo 9 bietet eine gemütliche Fahrt bis Aspang, dann wird er sportlich Wer gern in die Pedale tritt, kann die Reise entlang der Aspangbahn auch per Rad erleben. Über die gesamte Strecke verläuft, meist parallel dazu, der Radweg EuroVelo 9. Er verbindet die Ostsee mit der Adria und durchquert dabei auch Niederösterreich. Der nördlichste Punkt des EuroVelo 9 in der Buckligen Welt liegt in der Gemeinde Katzelsdorf. Hier endet der Thermenradweg entlang des Wiener Neustädter Kanals. Nun geht es durch die Bucklige Welt weiter, vorbei an Wiesen und Feldern, entlang der Pitten, die sich hier durch das Tal schlängelt. Bis nach Aspang ist der Radweg relativ flach und daher einfach zu bewältigen. Dann allerdings wird er sportlich und führt bergauf ins Wechselgebiet bis nach Mönichkirchen. Die gesamte Strecke verläuft über einen von der Straße getrennten Radweg und ist daher auch für Kinder gut geeignet. Für den Rückweg bietet sich die Aspangbahn als gemütliche Alternative zur Radtour an. www.eurovelo.at

Die romanische Rund- und Wehrkirche in Scheiblingkirchen

Aspang

Ausgangspunkt ins Wechselland

­ ahnhof an Ort und Stelle errichten würden. So kam der BahnB hof Edlitz-Grimmenstein auf Thomasberger Gemeindegebiet. Er hat aber auch wesentlich zum Aufschwung von Grimmenstein beigetragen. Eine Wanderung durch die herrliche Landschaft führt zur Burg Grimmenstein am Kulmriegel hinauf. Sie ist öffentlich zugänglich und wird von ihrem Burgherrn ständig ausgebaut (www.burg-grimmenstein.at). Der Rundwanderweg beginnt beim Rathaus, verläuft über knapp neun Kilometer durch den Wald bis zur Burg und von dort über die „Eben“ wieder hinunter ins Zentrum. Am Weg liegt die Mariengrotte, eine nette Rastmöglichkeit beim Aufstieg.

Der Bahnhof Aspang ist die letzte Station unserer Bahnreise durch das Land der 1.000 Hügel. Als die Aspangbahn im Herbst 1881 fertiggestellt wurde, war hier Endstation. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man hier in die Wechselbahn umsteigen und weiter in den Süden fahren. Vor allem für ambitionierte Wintersportler war der Halt in Aspang ideal. Nach der Zugfahrt ging es mit dem Bus nach Mönichkirchen hinauf und auf Ski wieder hinunter ins Tal. Die Bahn brachte auch einen Boom für den Tourismus in der Wechsel-Gemeinde Mönichkirchen. Bis heute sind Anekdoten von Kutschern und „Taxlern“ in Aspang überliefert, die vor dem Bahnhof auf Kundschaft warteten und darüber regelmäßig in Streit gerieten. Heute präsentiert sich der Bahnhof als friedlicher Ausgangspunkt, um die Besonderheiten der Wechselregion zu entdecken. Auf der Rückreise nach Wr. Neustadt oder Wien kann man die Erinnerung an abwechslungsreiche, feine und erholsame Erlebnisse in der Buckligen Welt nochmals genießen. | 23


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Nach der Fahrt nicht gleich ins Bett TOBIAS SCHMITZBERGER

Krumbacherhof

„Hinter jeder Kurve hier geht’s bergauf“, sagt Andreas Ottner. Er zeigt mir eine Route, auf der er sonst mit seinem Rennrad unterwegs ist. Wir fahren über die Hügel der Buckligen Welt, es geht hinauf, es geht hinunter, Bäume säumen die Wege. Teilweise hat man den Eindruck, wir sind als Einzige unterwegs, Autos kommen uns kaum entgegen. „Die Bucklige Welt ist wirklich eine gute Region für Radfahrer“, sagt Ottner. „Wir haben eine superschöne Landschaft und asphaltierte Güterwege, auf denen fast nie jemand fährt.“ Hin und wieder bleiben wir stehen und genießen den Ausblick. Dann schauen wir von einem der 1.000 Hügel auf die Orte der Buckligen Welt hinab, etwa auf Krumbach, dessen massiver Kirchturm von hier oben ganz klein ausschaut. Das Ganze hat einen Haken. Damit man den Ausblick von einem Hügel genießen kann, muss man erst hinaufradeln. Eine schweißtreibende Angelegenheit, gerade wenn man das Radfahren im Flachland gewöhnt ist. Für solche Besucher hat Ottner 24

eine Alternative: Er vermietet E-Bikes. Diese Fahrräder sind mit Elektromotoren ausgestattet, die bei der Fahrt unter­stützen. „Aber nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Will man schneller fahren, muss man das Rad mit Muskelkraft antreiben“, erklärt Ottner. Die Motorunterstützung reicht aus, um die Buckel entspannt hinauf- und hinunterzufahren, ohne am Ende ausgelaugt zu sein. „Unsere Gäste können mit den E-Bikes durch die Region radeln, sie erkunden und anschauen. Am Abend sind sie dann noch fit genug, um etwas zu unternehmen, und fallen nicht gleich ins Bett.“ Seit einigen Jahren gibt es Bemühungen, die Bucklige Welt E-Bike-freundlicher zu machen. Mittlerweile sind über 380 beschilderte Kilometer speziell für Radfahrer geeignet. 13 Routen findet man unter www.buckligewelt.info/ebike-touren. Sie führen auf Radwegen und schwach befahrenen Straßen durch

Fotos: Stefan Knittel, Paul Jokinen

Bundesstraße 19, 2851 Krumbach T: 02647/422 50 krumbacherhof.at/biken www.buckligewelt.info/ebike-touren


R ADFAHREN

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Weltklima ALOIS M. HOLZER

Alois M. Holzer, Meteorologe beim ORF, über das Wetter in der Buckligen Welt

Wirt im Krumbacherhof und E-Bike-Guide: Andreas Ottner

Die Bucklige Welt ist eine schöne Radfahrregion, trotz steiler Hügel auch für Gelegenheitsfahrer – dank E-Bike

das Land der 1.000 Hügel. Kürzlich sind auch Tourenlandkarten erschienen, in denen E-Bike-Strecken sowie Gasthäuser zur Einkehr, E-Bike-Verleihstationen und andere Ausflugsziele eingezeichnet sind. Der 45-jährige Ottner fährt viel in der Buckligen Welt – man spürt die Begeisterung, wenn er von seinem Hobby spricht: „Ich versuche, jede Woche 150 bis 200 Kilometer mit dem Rennrad zu fahren. Das hilft mir, den Kopf freizukriegen.“ In Krumbach betreibt er mit seiner Frau Karin seit 15 Jahren das Wirtshaus Krumbacherhof, seit sechs Jahren vermieten sie E-Bikes. Man kann bei Ottner aber nicht nur Räder ausleihen: Der Top-Wirt ist zertifizierter Radroutenführer und bietet Touren an. Mit sportlicheren Interessenten fährt er E-Mountainbike-­ Strecken. „Je nach Erfahrung der Teilnehmer fahren wir ins Gelände, wo man ohne Motorunterstützung nicht weiterkommt.“ Für alle, die es gemütlicher angehen wollen, bietet er Genussbiken an. Dabei radelt man nicht nur durch die Bucklige Welt, sondern steuert auch lokale Betriebe an, deren Produkte im Krumbacherhof verarbeitet werden: Den Ziegenkäsehof Mandl in Lichtenegg, den Eis Greissler und die Privatbrauerei Schwarz. Und den Tanzl (siehe Seite 32). Verkostungen und Führungen sind hier inklusive. Egal, ob man es lieber sportlich oder entspannt mag: In der Buckligen Welt ist für alle Radler etwas dabei. |

Alles Nebel und schön Einige meiner Freunde stimmen mir zu: Wenn die Tage kurz werden, bricht die schönste Jahreszeit in der Buckligen Welt an. Andere schreien sofort auf: Nein, der Sommer mit seinen bei uns immer noch erfrischenden Nächten ist in der Buckligen Welt am schönsten. Wieder andere meinen, dass der Frühling mit dem saftigen Grün und den blühenden Apfelbäumen einfach wunderbar sei, vielleicht schon in Vorfreude auf den später aus den Früchten unserer Streuobstwiesen erhofften Saft oder den erfrischend auf der Zunge prickelnden Apfelmost. So subjektiv also mein Eindruck in Bezug auf das Winterhalbjahr sein mag, so hat er doch einen klimatischen Hintergrund. Er heißt „nebelfrei“. Dem schönen Gast Nebel möchte ich seine ästhetischen Qualitäten ja gar nicht absprechen, wenn er sich lieblich über morgendliche Wiesen legt oder gar ein Glitzern an Sträuchern und Bäumen ermöglicht. Diese Kristallwelten können am besten auf den Höhenrücken der Buckligen Welt bestaunt werden. Hier streicht an einigen Stellen die Nebelluft so konzentriert über die Landschaft, dass die Raureifkristalle besonders verschwenderisch ausfallen. Und doch, zu viel des Nebels würde unserem Gemüt schaden. Deshalb bevorzugen wir in der Buckligen Welt unsere vergleichsweise wenigen Nebeltage und das Herausgehobensein aus dem tiefländischen Nebelmeer. Perfekt ist aber eigentlich an einem Tag beides kombiniert: Zuerst Raureif, dann Sonne. Man darf sich ja was wünschen. 25


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Bakabus Geheimnis B A R B A R A F R E I TA G

Bakabu, der kleine Ohrwurm, bestreitet gemeinsam mit seinen Freunden Abenteuer in einer Reihe von Kinder- und Hörbüchern mit viel Musik. Er ist auch entlang des KinderErlebnisweges zur Aussichtsplattform am Hutwisch bei Hochneukirchen zu hören. Auf der mit 896 Metern höchsten Erhebung der Buckligen Welt kann man ihn in Hörstationen erleben, wo er Spannendes über die Umgebung erzählt.

Was war denn Ihr liebstes Kinderbuch als Kind? Auhser: Das ist eine richtig schwere Frage. Zuerst waren es vor allem die Märchen, die mir mein Großvater vorgelesen und erzählt hat. Auch „Pippi Langstrumpf“ mochte ich sehr. Und einige „Pixi“-Bücher. Selbst lesen wollte ich eigentlich gar nicht so gern, bis die „Knickerbockerbande“ von Thomas Brezina kam. Die habe ich verschlungen. Das war einfach super, weil es da eben auch um richtig spannende Fälle ging, kein „Kinderkram“ mehr, sondern richtige Erwachsenen-Fälle.

Herr Auhser, was macht ein gutes Kinderbuch aus? Ferdinand Auhser: Es muss einen Zug haben. Man soll das Gefühl bekommen: Hier geht es um etwas. Die Charaktere sollten alle eine möglichst spezielle Persönlichkeit haben. Am besten auch schräg, skurril, damit das Ganze auch lustig ist. Kinder lachen gerne und Erwachsene auch. Aber ein gewisses Spannungsmoment darf nicht fehlen.

Was gibt es am Kinder-Erlebnisweg zu hören? Auhser: Bakabu und sein bester Freund Charlie Gru sind zu Besuch am Hutwisch und erleben ein Abenteuer, das sich über den ganzen Weg hinzieht. An jeder Station geht die Geschichte ein Stück weiter. Manfred Schweng, der Bakabu-Komponist, hat das Hörbuch gestaltet, und gelesen hat es, wie alle Bakabu-Hörbücher, der deutsche Schauspieler Christian Tramitz.

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WANDERUNG

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„Wir wollten mit unseren Liedern immer Ohrwürmer schaffen“, sagt Ferdinand ­Auhser. „Lieder, die den Kindern im Gedächtnis bleiben. Da war es irgendwie naheliegend, den Ohrwurm als Figur zu nehmen. Wie sie zu ihrem Namen kam, ist allerdings ein Geheimnis“

Verein „Musik und Sprache“ Ferdinand Auhser www.bakabu.at

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Kinder-Erlebnisweg​am Hutwisch Ein leicht begehbarer Rundweg für Kinder wie Erwachsene durch die lokalen Mythen. Mehr als fünfzig bemalte Vogelhäuschen, zehn Erlebnisstationen, neun ­Hörstationen mit Geschichten vom Ohrwurm Bakabu sowie Hängematten, Ruhebänke und besondere Plätze am Weg. Ziel ist die HutwischAussichtswarte mit 360-GradPanoramablick bis zu Neusiedler See, Schneeberg, Wechsel und nach Slowenien www.dachderwelt.at

Fotos: Stefan Knittel, Philipp Monihart

Sind Sie den Wanderweg schon selbst gegangen? Auhser: Na klar. Schon ein paar Mal. Es ist extrem schön da. „Bakabu“ ist ja auch ein pädagogisches Projekt zur sprachlichen Frühförderung. Warum ist das aus Ihrer Sicht überhaupt nötig? Auhser: Sprachliche Frühförderung war grundsätzlich immer nötig. Durch die Sprachförderung bekommen Kinder ein ganz essenzielles Werkzeug mit auf den Weg: die Fähigkeit, sich verständigen zu können. Und da hängt enorm viel dran und davon ab: Die Fähigkeit, andere zu verstehen, gegenseitiges Verständnis, die Fähigkeit, nicht nur etwas, sondern sich zu behaupten, etwas klarzustellen, sich kundzutun, Bedürfnisse,

Ferdinand Auhser, Autor und Philosoph mit familiären Wurzeln in Schwarzenbach in der Buckligen Welt, und sein Ohrwurm Bakabu

Probleme zu äußern, etwas anzusprechen und damit natürlich auch das Selbstverständnis in der Gruppe, die Stellung, das Selbstvertrauen. Wir haben mit Bakabu nicht die Sprachförderung erfunden. Wir haben lediglich eine neue Methode geschaffen, durch die Musik und Sprachförderung verbunden werden, damit das Lernen Spaß macht. Abgesehen davon werden durch Musik sämtliche Gehirnregionen der Kinder aktiviert. Sie fördert die frühkindliche Entwicklung ungemein. Das ist vielfach wissenschaftlich belegt. Wie kamen Sie überhaupt auf die Figur des Ohrwurms Bakabu? Auhser: Wir wollten mit unseren Liedern immer Ohrwürmer schaffen – Lieder, die den Kindern im Gedächtnis bleiben. Da war es irgendwie naheliegend, den Ohrwurm als Figur zu nehmen. Wie es zu diesem Namen kam, ist allerdings ein Geheimnis … so geheim, dass ich es selbst nicht weiß. | 27


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Warum sie im Sitzen schliefen SOPHIE HANAK

Bei der Ankunft überblickt man gleich das gesamte Dorf. Klein erscheint es auf den ersten Blick, das Museumsdorf Krumbach. Begrüßt werden wir von Rainer Holzbauer, der uns begeistert durch das Dorf führt: „Wir haben hier ein kleines, aber sehr feines Museumsdorf. Besonders viel Wert legen wir auf Authentizität. Zusätzlich haben wir uns auf eine Zeitschiene festgelegt, nämlich auf das Mittelalter um 1570.“ Unsere Führung beginnt im sogenannten Bürgerspital. Es wurde von Erasmus von Puchheim nicht als Krankenhaus, sondern als eine Art Altersheim gestiftet. „Die Herrschaft des Schlosses hat den Mitarbeitern sehr wenig bezahlt. Aber wenn sie schon recht alt waren, so um die 55 Jahre, kamen sie hierher und wurden versorgt, bis sie starben. Aufgrund der guten Pflege wurden die alten Angestellten tatsächlich steinalt, weit über achtzig“, lacht Holzbauer. Im nächsten Raum, einem kleinen Kino, läuft ein Film. Darin erzählt der Schlossherr von Krumbach, Erasmus von Puchheim, die Geschichte von „seinem“ Museumsdorf. Weiter geht es in die Kapelle des Bürgerspitals mit dem wunderschönen barocken Altar. Hier mussten die Bewohnerinnen und Bewohner täglich für Erasmus von Puchheim beten – diese Tradition hat sich bis 1910 erhalten. „Am anderen Ende der Kapelle finden wir etwas recht Makaberes, die Brauttotenkränze. Wenn eine Jungfrau starb, wurde diese noch vor der Bestattung mit dem Tod verheiratet – als Entschädigung für die im richtigen Leben nicht stattgefundene Hochzeit. Die letzte Totenhochzeit fand noch in den 1950er-Jahren statt“, erzählt Holzbauer. Weiter geht es dann ins eigentliche Museum. „Hier haben wir ein Modell eines Rauchhauses ohne Rauchfang. Wenn auf der Kochstelle gekocht wurde, hat sich der Rauch durch einen Abzug im Obergeschoß ausgebreitet, wo die gelagerten Güter desinfiziert und konserviert wurden. Auch hat der Rauch das Haus erwärmt. Das Problem war aber, dass die Menschen ständig Kohlenmonoxid eingeatmet und deshalb eine niedrige Lebenserwartung hatten.“ Wieder im Freien werfen wir einen kurzen Blick in die Mostgalerie. Hier können Besucher am Schluss der Führung 28

Ein Blick ins Museumsdorf ­Krumbach. Es zeigt Gebäude aus dem Mittelalter um 1570 in der Buckligen Welt

Most aus der Gegend verkosten und kaufen. Gleich nebenan geht es zur Bauernmühle, an der die Bauern einst Getreide mahlten: Tag und Nacht, daher gibt es hier auch eine Schlafkammer. In der Mühle steht auch eine Leinölstampfe. Diese wurde von einem Pferd oder Rind durch eine Stange bewegt. Herzstück des Museumdorfs ist der Tannbauer, eines der letzten Bauernhäuser aus dem 16. Jahrhundert. Es war der Gutshof der Puchheimer. 2016 wurde das Wohnspeicherhaus am Fuße des Schlosses Krumbach abgebaut und im Museumsdorf Stein für Stein wiederaufgebaut. Die Malerei rund um die Eingangstür soll ein Wolfsmaul darstellen und als Schutz vor Gefahren dienen. Der Mittelflur hat einen gestampften Lehm­boden, der mit Leinöl konserviert wurde. „Der Keller diente neben der Vorratshaltung auch als Rückzugsmöglichkeit, wenn Gefahr drohte. Auch Schatzverstecke wurden gefunden, Krüge, die in die Mauer eingebaut wurden. Waren Feinde im Anmarsch, wurden dort Wertsachen hineingeworfen. Wir haben Zaubersprüche


LOK ALGESCHICHTE

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Im Museumsdorf Krumbach kann man erfahren, wie Bauern im Spätmittelalter in der kleinen Ortschaft gelebt haben

Museumsdorf Krumbach

Fotos: Stfan Knittel

1. Mai–26. Oktober Sa, So und Fei von 14–18 Uhr Bürgerspital 2, 2851 Krumbach www.museum-krumbach.at

in Form von Runen entdeckt: gegen Wind, Erdbeben oder Sturm, und ein Huhn als Bauopfer.“ Wir verlassen den Tannbauer. Vorbei an der Brauerei, in der auch Brauereikurse angeboten werden, gelangen wir zum „Fuchs‘n Hausstock“, einem der ältesten Holzhäuser der Buckligen Welt. Neben einer voll ausgestatteten Rauchküche befindet sich eine Stube mit Betten, Kleiderkasten samt Hochzeitskleid von 1860 und Esstisch. „Die Stube war zweigeteilt: in die ,schöne‘ Seite mit Herrgottswinkel und Esstisch und in die ,schiache‘ wirtschaftliche Seite. Die Betten waren kurz, nicht weil die Menschen so klein waren, sondern weil sie so abergläubisch waren und meinten, dass im Liegen die Menschen sterben. Also schliefen sie im Sitzen.“ In der Haarstube neben der Rauchküche wurden Textilien verarbeitet und auf einem Webstuhl Hausleinen gewoben. Wem all die Mühe diente, wird ein Stück oberhalb des Dorfes sichtbar: Im Schloss Krumbach, wo einst die Herrschaft lebte. |

Im Bürgerspital wurden einst die Alten umsorgt. „Wenn die Schloss­ angestellten so um die 55 waren, kamen sie aus dem Schloss hierher und wurden versorgt, bis sie starben.“ Rainer Holzbauer, ­Museumsführer

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Markttage NINI T SCHAVOLL

„Die Powidlkipferln sind bei den Wiener Neustädtern besonders beliebt.“ Bäuerin Margit Luckerbauer. Ihr elfjähriger Sohn Samuel mag die mit Marillenmarmelade

Bäuerlicher Schmankerlmarkt Der Bäuerliche Schmankerlmarkt am Donnerstag ist das wöchentliche Ziel von Margit Luckerbauer. Dafür bäckt sie in ihrer Backstube herrlich flaumige Striezel und Rahmkipferl. Freitagfrüh hängt sie ihren großen Marktwagen an ihr Auto und fährt damit auf den Hauptplatz von Wiener Neustadt. Nachdem sie den Wagen geparkt und das Auto vom Platz gebracht hat, öffnet sie die Seitenklappe das Marktwagens: Ein herrlicher Duft zieht über den Platz, während sie die Markise montiert. Der Schmankerlmarkt wurde vor 25 Jahren eingerichtet. Seither bieten hier sechs Bauern aus der Region Woche für ­Woche ihre selbst produzierten Waren an. Margit Luckerbauer bekam ihren Marktwagen vor einigen Jahren von einem Verwandten zum Kauf angeboten. Sie überlegte nicht lang und schlug ein. Das Rezept für die Rahmkipferl 30

gab’s gleich dazu. Die Kipferl-Stammkundschaft musste sich nicht umstellen, auch die Sorten Marille, Topfen, Mohn, Powidl und Nuss blieben gleich. „Die Powidlkipferln sind bei den Wiener Neustädtern besonders beliebt“, sagt die Bäuerin, während sie ihre Backwaren über die Vitrine reicht. Der elfjährige Sohn Samuel tut kund, dass er ganz klar die Sorte mit der Marillenmarmelade bevorzugt. In den Ferien darf er abwechselnd mit seinem Zwillingsbruder Tobias die Mutter zum Markt begleiten. Am liebsten macht er die Kassa. Eine ältere Dame findet das gut und hält ein Schwätzchen mit den beiden. Nun bildet sich allerdings hinter ihr eine Schlange. Wer auf einen saftig-flaumigen Striezel aus ist, sollte früh hier sein, denn die Hefezöpfe sind meist schon zu Mittag ausverkauft. Was die Familie Luckerbauer (siehe Seite 42) sonst noch zu bieten hat? Eier von rund achtzig Freilandhühnern auf ihrem Hof in Gschaidt. Äpfel und Kartoffeln gibt’s im Herbst. „Ich bringe mit, was der Garten gerade hergibt“, erklärt Margit Luckerbauer. Dazu


KULINARIK

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„Ich sag immer: Sag niemals Schaf zu meiner Ziege!“ Michael Mandl aus Lichtenegg und seine Mitarbeiterinnen Yvonne und Zlata bieten am Marienmarkt Käse, Milch und Joghurt von Mandl‘s Ziegenhof an

Marienmarkt Hauptplatz Wiener Neustadt Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa 7.30–13 Uhr Mandl’s Ziegenhof am Marienmarkt Brötchen-Bestellung direkt im Geschäft oder unter T: 0699 11 28 85 88 Bäuerlicher Schmankerlmarkt

Der Bäuerliche Schmankerlmarkt und der Marienmarkt in Wiener Neustadt

Hauptplatz Wiener Neustadt Fr 9.30– 14 Uhr

gehört manchmal auch das Fleisch ihrer Angus-Weiderinder. Viermal pro Jahr kann man es bei ihr bestellen. Meist ist es so schnell weg, dass der Familie selbst nichts davon bleibt.

Fotos: Nini Tschavoll

Marienmarkt Am Marienmarkt am Wiener Neustädter Hauptplatz herrscht geschäftiges Treiben. Seit April bietet hier auch Mandl’s Ziegenhof Käse, Milch und Joghurt aus eigener Produktion an sowie regionale Schmankerl der Initiative „Sooo gut schmeckt die Bucklige Welt“. Erweitert wird das Sortiment mit österreichischen Produkten, die nicht in der Buckligen Welt hergestellt werden. Der Bergkäse kommt aus Kärnten und Salzburg, Feines vom Wild aus dem Weinviertel. Die Regale sind mit hochwertigen Speiseölen, Honig, Marmeladen, handgemachten Nudeln, Keksen, Schokolade, Spirituosen und was das Feinschmeckerherz sonst noch begehrt gut gefüllt.

Für Geschäftsführer Michael Mandl ist vor allem wichtig, dass die Produkte in Österreich hergestellt werden. Der gelernte Lebensmitteltechniker übernahm vor einigen Jahren den Hof der Eltern. Schnell war ihm klar, dass eine große Nachfrage an Ziegenmilchprodukten besteht. Er modernisierte den Hof mit viel Gefühl und Fachwissen und stockte den Bestand von fünfzig auf eine Herde von 300 Ziegen auf. Die meisten davon sind milchleistungsstarke weiße Saane-Ziegen. Sie geben bis zu drei Liter Milch pro Tag. Die braunen Nubierziegen hält Mandl „eher als Farbtupfer“ in der Herde. Seine Tiere beschreibt er als neugierig und zutraulich, sie seien ganz anders als Schafe. „Die Goaß’ holen sich ihre Streicheleinheiten beim Menschen, wenn es ihnen gerade passt. Ich sag immer: Sag niemals Schaf zu meiner Ziege!“, lacht er und verabschiedet sich. Am Hof im idyllisch gelegenen Lichtenegg warten die Ziegen und viel Arbeit auf ihn. Die Mitarbeiterinnen Yvonne und Zlata halten wochentags die Stellung am Marienmarkt und beraten die Kundschaft freundlich und kompetent. Neuerdings bereitet man hier auf Bestellung auch köstliche Häppchen mit Namen wie „Fieser Peter“, „Grünes Rumpelstilzchen“ oder „Fruchtige Ziegenlotte“ zu. Geliefert werden die Leckerbissen in der „Buckligen Box“. | 31


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Frisch aus dem Teich auf den Tisch MICHAELA PREINER

Sepp Tanzl liefert frische Bachforellen und ­S aiblinge aus seinen Teichen in der Buckligen Welt. Hier hält er eine Bachforelle

„Schuld war eigentlich der trockene Dorsch zu Weihnachten.“ So kurz und bündig berichtet Sepp Tanzl über seinen Grund, Fische zu züchten. In der Kindheit stand stets ein gebackener Fisch als Weihnachtsessen auf dem Speisezettel seiner Familie. Das kulinarische Ereignis ließ keine wirklichen Gaumenhöhenflüge zu. Weil Sepp aber als Bub schon vom Wasser fasziniert war, setzte er sich in den Kopf, einmal selbst Fische zu züchten. Bis daraus ein kleiner Einkommenszweig seiner Landwirtschaft wurde, dauerte es aber noch ein Weilchen. Bei der Übergabe des Hofes durch seine Eltern war Überlegen angesagt. Sepp Tanzl arbeitete zu jener Zeit als Bauleiter und hatte ein geregeltes und fixes Einkommen. Urlaub und Sonderzahlungen inklusive. „Ich habe es nicht bereut, die Landwirtschaft übernommen zu haben“, sagt er heute, einige Dezennien später. Obwohl sich die Ertragslage von kleinen Bauernhöfen drastisch verschlechtert hat. Dass er dennoch überlebt, verdankt er seinem Gespür für Neues. „Wenn man immer nur das macht, was man immer 32

gemacht hat, kommt man nicht weiter.“ So begann er neben der alteingesessenen Milchwirtschaft mit einer Wagyu-Rinderzucht, die bereits höchste internationale und nationale Auszeichnungen erhalten hat, und einer Fischzucht. In vier Becken werden Bachforellen und Saiblinge gezogen. Geliefert wird ausschließlich in die nächste Nachbarschaft. Frischer geht es nicht mehr! Nur vier Kilometer Luftlinie entfernt betreibt Andreas Ottner den Krumbacherhof. Bekannt ist der umtriebige Gastronom auch durch seine geführten Radwanderungen zu den Lebensmittelproduzenten der Umgebung. Ab vier Personen kann man beim passionierten Mountainbiker einen Ausflug buchen. Hierbei entdecken seine Gäste, welche Schätze in der Buckligen Welt produziert werden. „Für uns war vor zwanzig Jahren schon


KULINARIK

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Sepp Tanzl sorgt mit seiner Fischzucht dafür, dass bei Andreas Ottner im Krumbacherhof Frischfisch aus der Region zubereitet wird Krumbacherhof Bundesstraße 19, 2851 Krumbach T: 02647/422 50 krumbacherhof.at

Josef Tanzl

Karin und Andreas Ottner vom Krumbacherhof mit ihrem Fischlieferanten Sepp Tanzl (oben). Der Chef zaubert mit dem regionalen Fisch saisonale Kreationen auf den Teller

Fotos: Stefan Knittel

Ransdorf 13, 2813 Lichtenegg T: 0664 301 04 02 E: josef.tanzl@aon.at

klar, dass wir ausschließlich Regionales und Saisonales anbieten. Zu hundert Prozent. Nur Produkte, die nicht in unserer Gegend erzeugt werden können, kaufen wir zu.“ Daher war es für ihn selbstverständlich, seine Fische von seinem „Beinahenachbarn“ Sepp Tanzl zu beziehen. „Frischer geht es nicht mehr!“, schwärmt Ottner und fügt hinzu: „Da braucht es nicht viel mehr als Salz, Pfeffer und Koriander. Ich möchte den feinen Geschmack dieser Fische ja nicht mit Gewürzbomben übertönen.“ Auf seiner Karte finden sich ganzjährig Klassiker wie „Saiblingsfilet oder Lachsforellen-Medaillons aus dem Krumbacher-Schlossteich mit Kartoffelpüree und Gemüsegröstel“. Aber auch gebeizter Fisch, Fischtartar oder dünn geschnittene Fischfilets, nur mit etwas Zitronensaft und Salz serviert.

Dass Ottner und Tanzl gute Geschäftspartner wurden, verdanken sie auch der Initiative „Sooo gut schmeckt die Bucklige Welt“. Das Projekt wurde 2002 gegründet und arbeitet derzeit mit 46 Direktvermarktern, 23 Gastwirten, drei Bierbrauern, elf Fleischern, Bäckern und Konditoren aus 23 Gemeinden zusammen. Die regionale Vernetzung der Produzenten stand von Beginn an im Vordergrund und trägt in der Buckligen Welt viel zu nachhaltiger sowie ökologischer Gastronomie und Touristik bei. Wenn man es schmecken will, braucht man sich nur auf Erkundungstour durch die Region begeben. Am besten mit ­A ndreas Ottner auf einem E-Bike (siehe Seite 24–25). Bei Sepp Tanzls Fischteichen macht er sicher Station. | 33


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„Wir sind vielseitig geblieben“ MARTINA NOTHNAGEL

GenussBauernhof Böhm

„Ich finde es schön, den Weg von der Weintraube zum fertigen Wein oder vom Schwein zum fertigen Schinken mitzuerleben“, sagt Alexandra Böhm. Die angehende Juniorchefin vom Genussbauernhof und Heurigen Böhm weiß so genau, was auf den Teller oder ins Glas kommt. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie neben Buschenschank und Weinbau Obstbau, Rinderzucht, Schweinemast und Ackerbau. Eine solche Vielfalt ist mittlerweile selten, der allgemeine Trend geht in Richtung Spezialisierung. „Wir sind trotzdem vielseitig geblieben“, betont Alexandra. Die 23-Jährige hat die Berufsbildende Höhere Schule für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg absolviert. Nun ist sie im Familienbetrieb für diese Bereiche verantwortlich: Sie betreut zwei Hektar Weingärten sowie eine Intensivobstanlage zum Anbau verschiedener, regionstypischer Apfelsorten, aus denen Most und Saft gewonnen wird. Alexandras Aufgaben reichen vom Schnitt der Weinreben und Obstbäume, dem Anbinden der 34

Hauptstraße 86, 2801 Katzelsdorf T: 02622/780 01 M:0664 216 62 99 E: heuriger.boehm@aon.at www.heuriger-boehm.at

Reben über Lese und Ernte bis hin zur Ausschank im Heurigenlokal. Ganz allein muss sie diese Arbeit selbstverständlich nicht bewältigen: „Ich habe natürlich Unterstützung von meiner Familie“, beteuert die Jungwinzerin. „Wir ziehen alle an einem Strang und helfen alle zusammen.“ Alexandra und ihre Geschwister sind auf diesem Bauernhof aufgewachsen. Heute führt sie den Betrieb gemeinsam mit Mutter Maria, ihren Brüdern Michael und Florian sowie ihrer Schwester Lisa. „Jedes von uns vier Kindern hat erfolgreich eine andere fachspezifische landwirtschaftliche Ausbildung absolviert.“ Schon von klein auf wussten die Geschwister, dass sie den elterlichen Betrieb einmal weiterführen wollen.


BAUERNHOF

HERBST / WINTER 2019 / 20

Alexandra Böhm ist Genuss-Winzerin aus Überzeugung und Leidenschaft und steckt voller Pläne für die Zukunft

Fotos: Stefan Knittel

Alexandra (2. v. l.) mit ihren Geschwistern Michael, Lisa und Florian

Reguläre Arbeitszeiten mit pünktlichem Feierabend und freien Wochenenden gibt es in diesem Beruf freilich nicht: Der Tag am Bauernhof Böhm beginnt um sechs Uhr morgens. Manchmal auch früher, je nachdem welche Arbeiten anstehen. Nach dem Frühstück mit der Familie geht es für Alexandra in den Weingarten, den Obstgarten oder ins Heurigenlokal. Beschlossen wird der Arbeitstag mit einem gemeinsamen Abendessen, meist um etwa neun Uhr abends. „Es ist viel Arbeit, und die Arbeit geht nie aus“, bestätigt Alexandra. Trotzdem findet sie Zeit, um Zukunftspläne zu schmieden. Nach der Übergabe des Wein- und Obstbaubetriebs durch die Eltern plant sie einige Umstrukturierungen. „Ich bin diesbezüglich schon sehr engagiert und arbeite fleißig daran.“ Veränderungen

Feines vom Genussbauernhof Böhm. „Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Gast bei der Tür hinausgeht und sagt: Da müssen wir einfach unbe­ dingt noch einmal her.“ Alexandra Böhm

gehören dazu, findet Alexandra, gerade bei einem Generationenwechsel: „Das ist ja das Spannende am Familienbetrieb, dass hier die Erfahrungen mehrerer Generationen zusammenkommen.“ Was genau sie vorhat, möchte sie aber noch nicht verraten. Wie sehr Alexandra ihre Arbeit liebt, sieht man ihr an. Und sie schätzt die Freiheit, sich ihre Zeit selbst einzuteilen. Vor allem aber braucht sie die Abwechslung. „Ich liebe die Arbeit mit den Gästen beim Heurigen. Aber ich bin dann auch gern im Weingarten und genieße das Zwitschern der Vögel oder ein paar ruhige Minuten im Obstgarten.“ Ihren Erfolg als Bäuerin und Gastronomin misst sie an der Zufriedenheit der Gäste: „Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Gast bei der Tür hinausgeht und sagt: Da müssen wir einfach unbedingt noch einmal her.“ | 35


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Kaiserliche Medaillen für Obstbäume SABINE EDITH BRAUN

Maria Theresia förderte einst ihren Anbau. Seither prägen Obstbäume und ihre Früchte die Bucklige Welt

„Dass hier schon 1550 Most getrunken wurde, ist urkundlich belegt“, erzählt Karl Stückler. „Damals war ein Pfarrer so betrunken, dass er die Messe nicht mehr lesen konnte – und die Gläubigen beschwerten sich beim Bischof.“ Stückler ist Obstbaureferent der Landwirtschaftlichen Fachschule in Warth sowie Leiter der niederösterreichischen Imkerschule des Bildungszentrums Warth/ Aichhof. Die Vielfalt an Obstbäumen in der Buckligen Welt ist groß. Von den unterschiedlichen Arten des Obstbaus – Siedlungsobst im Hausgarten, Intensivobst am Spalier und Streuobst – überwiegt letztere. „Landschaftsgestaltenden Obstbau“ nennt Karl Stückler das. Die bis zu zehn Meter hohen Bäume dienen als Straßenrandbepflanzung, umrahmen landwirtschaftliche Gehöfte und bilden ein wichtiges landschaftsgestaltendes Element. Dass die Bucklige Welt an der Wende zum 20. Jahrhundert im Einzugsgebiet dreier Baumschulen lag, sei der Grund für die große Vielfalt, sagt der Experte. 300 Apfelsorten gibt es laut „Arche Noah“. Königin Olga, Goldgulderling oder Rote Walze sind nur einige davon. „Eine Gruppe ist interessant, die Bauern nennen sie ‚Rodeläpfel‘“, erklärt Stückler. „Wenn man den Apfel schüttelt, hört man die Kerne im Gehäuse ‚rodeln‘.“ Die Obstbäume der Region gehen auf einen Erlass von Maria Theresia, der Königin von Ungarn, zurück. Da die Bauern an Vitaminmangel litten, förderte sie ihren Anbau. Maria Theresias Sohn Kaiser Joseph II. verlieh für jeweils hundert gepflanzte Obstbäume eine Medaille. Neben der Versorgung der Betriebe mit Saft, Most, Essig und Schnaps hatten die Obstbäume weitere 36

Heurigenkalender Heurigenkalender der Obst-MostGemeinschaft Bucklige Welt unter www.mostheurige.at Karl Stückler 2831 Scheiblingkirchen E: info@dermetmacher.at dermetmacher.at

wichtige Funktionen: als Unterschlupf für Nützlinge sowie als Wind- und Erosionsschutz. An der Wende zum 20. Jahrhundert spielte der Most die Hauptrolle, denn Bier war teuer: Die Bauern versorgten die Städter mit Apfel- und Birnenmost. Als in den 1950er-Jahren Maschinen Einzug in die Landwirtschaft hielten, gab es Prämien für Rodungen. „Die Obstbäume standen der Mechanisierung im Weg“, bringt es Karl Stückler auf den Punkt. In der Folge verlor der Most seine Bedeutung – auch weil jeder sich nun Bier leisten konnte. Seine Renaissance erlebte der Most und mit ihm der Streuobstanbau in den 1980ern. Die Obst-Most-Gemeinschaft mit heute sechzig Mitgliedern wurde gegründet. Sie hat es sich zur


OBST VERWERTUNG

HERBST / WINTER 2019 / 20

Fotos: Stefan Knittel

„Auch Schnäpse unterliegen Moden.“ Karl Stückler, Obstbau­ referent der Landwirtschaftlichen Fachschule in Warth

Aufgabe gemacht, heimisches Obst qualitativ hochwertig zu veredeln und im Ab-Hof-Verkauf zu vermarkten. Die meisten Obstprodukte sind daher klimaneutral: Sie werden direkt am Produktionsort verkauft. Apropos „edel“: „Auch Schnäpse unterliegen Moden“, sagt Stückler. War es früher Fruchtschnaps und später Whisky, ist zurzeit Gin hoch im Kurs. Gut, das auch Wacholderbeeren in der Buckligen Welt gedeihen. Sie stehen bei der Ginproduktion im Mittelpunkt, es kommen aber bis zu zwanzig Sorten Kräuter dazu. „Werner Kölbel in Krumbach ist ein exzellenter Brenner!“ verrät der Experte Stückler. Was mag er selbst am liebsten? „Den Apfelmost in seiner Frische und Fruchtigkeit! Mit wenig Alkoholgehalt bringt er Lebendigkeit, macht aber nicht müde. Man kann ihn wunderbar spritzen!“ Stückler mag auch die für die Bucklige Welt typische Speckbirne: „Mein Liebling fürs Schnapsbrennen!“ Und Obst? „Kronprinz Rudolf – als kleiner Apfel ein hervorragender Snack!“ |

Karl Stückler mag am liebsten „Apfelmost in seiner Frische und Fruchtigkeit! Mit wenig Alkohol­ gehalt bringt er Lebendigkeit, macht aber nicht müde. Man kann ihn wunderbar spritzen!“

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Die Bucklige Welt am Gaumen WERNER STURMBERGER

Wer ein paar Tage in der Buckligen Welt verbracht hat, kennt das Problem: Nach Hause fahren möchte man nur ungern, mitnehmen kann man die Landschaft aber auch nicht. Werner Kölbel hat dafür eine elegante Lösung gefunden. Sie entsteht in der Des­tillieranlage am Hof der Familie Kölbel. Der Hof liegt mitten im Grünen auf 650 Metern Seehöhe. Seine Brennerei ist nicht nur hoch gelegen, sondern auch hoch dekoriert: Mehr als hundert Auszeichnungen gab es schon für ihre Produkte. So kann man die Schönheit der Buckligen Welt in der Flasche mit nach Hause nehmen. Eines der Geheimnisse für den Erfolg der Brennerei heißt Tradition: „Gebrannt wurde bei uns eigentlich schon immer. 1946 hat der Großvater mit einem kleinen Brenngerät angefangen“, erzählt Werner Kölbel. Als er 1990 selbst den Betrieb übernahm, begann die Ära der Edelbrände. 1998 installierte er eine größere, moderne Brennanlage. Um gute Brände herstellen zu können, braucht man neben den technischen Voraussetzungen auch eine ausgefeilte Brenntechnik. Sie hat sich Werner Kölbel durch jahrelange Erfahrung, aber auch in Kursen und durch Weiterbildung angeeignet. Zu den hochwertigen Apparaturen und dem umfangreichen Wissen ist noch ein Drittes zur Herstellung ausgezeichneter Brände nötig: hochwertige Zutaten. Am Hof der Familie Kölbel finden sich dafür ideale Bedingungen: Gebrannt wird mit dem besonders weichen, hauseigenen Quellwasser. Für den Geschmack sorgt der Obstgarten. Der Bauernhof ist umgeben von über hundert alten, hochstämmigen Apfel- und Birnenbäumen. Was zum Brennen sonst noch benötigt wird, stammt zum größten Teil aus der Region. Seinen Zugang zum Destillieren beschreibt Werner K ­ ölbel so: „Brennen ist für mich eine Möglichkeit, das vielfältige Angebot der Natur haltbar zu machen. Man braucht viel Sorgfalt und Feingefühl, um intensive und harmonische Destillate herzustellen, die mit ihrem Geschmack die Vielfalt der Region auch wiedergeben.“ Besonders eindrucksvoll ist ihm das bereits 1994 mit dem „Kraxados“ gelungen. Den Namen verdankt dieser Edelbrand der Lage des Hofes auf dem Kraxenberg und dem ­Calvados. Denn auch der Kraxados ist wie der Calvados ein ­Apfelbrand. Bei Kölbel reift er in Eichenfässern. Im alten Gewölbekeller entwickelt der Brand im Zusammenspiel mit den Eichenfässern sein ganz eigenes Aroma und 38

Edelbrände Kölbel Kraxenberg 1, 2851 Krumbach T: 02647/432 48, M: 0664 870 90 13 www.kraxados.at


EDELBRÄNDE

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Die Region bietet ausgezeichnete Edelbrände. Etwa die mit über hundert Preisen bedachten Produkte der Familie Kölbel

„Brennen ist für mich eine ­Möglichkeit, das vielfältige Angebot der Natur haltbar zu machen.“ ­Werner Kölbel, Edelbrand-Sommelier

Fotos: Stefan Knittel

Hier erklärt Werner Kölbel alles Wissenswerte über das Brennen, von der Frucht über die Maische bis zum fertigen Destillat. Auch eine Verkostung gibt es natürlich

bereichert so den Geschmack der Buckligen Welt. Zu ihm sagt der Edelbrand-Sommelier: „Bei einem Brand wie dem Kraxados stehen die Fruchtnoten im Vordergrund. Er schmeckt darum intensiv nach Apfel. Aber es kommen eben auch noch die Holzfassnuancen dazu. Sie verleihen dem Getränk zarte Rauchtöne und leichte Vanille- und Bitterschokoladenoten.“ Das Wissen um die Holzfasslagerung wendet Werner Kölbel auch an, um den ersten Whisky der Buckligen Welt herzustellen. Im Angebot der Brennerei finden sich natürlich auch klassische Fruchtbrände sowie Liköre und neuerdings auch ein hauseigener Gin. Wer gern mehr über die Herstellung der hochprozentigen Gaumenfreuden erfahren möchte, dem sei ein Besuch am Kraxenberg empfohlen. Dort erklärt Werner Kölbel alles Wissenswerte über das Brennen, von der Frucht über die Maische bis zum fertigen Destillat. Eine Verkostung bildet den Gipfel oder besser die Hügelspitze des Edelbranderlebnisses. Aber Vorsicht, die Bucklige Welt hat es in sich. | 39


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Edle Brände aus der Buckligen Welt Die Bucklige Welt ist für ihre Mostheurigen bekannt. Ungefähr 35 Bauern haben sich zur Obst-Most-Gemeinschaft zusammengeschlossen. Neben Most und Apfelsaft produzieren sie auch Edelbrände und Liköre. Seit 1999 werden jedes Frühjahr die besten Erzeuger aus der Buckligen Welt und ihrer Umgebung mit dem „Goldenen, Silbernen oder Bronzenen Schlossgeist“ ausgezeichnet. Hier präsentieren wir einige Goldene Schlossgeister

Birnenbrand RAINER PICHLER Steinbruchweg 3 2840 Grimmenstein-Hochegg www.mostheuriger-pichler.at

Ein herrlich duftender Birnenbrand aus vollreifen, aromatische Birnen ergibt einen besonderen Genuss im Glas. 11 €

WERNER KÖLBEL Kraxenberg 1 2851 Krumbach www.kraxados.at

Aus Dinkel und hauseigenem Quellwasser wird nach langer Lagerung im Holzfass der erste Whisky der Buckligen Welt. 36 €

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Fotos: Stefan Knittel (2), Nini Tschavoll (5), istock (2)

Dinkel Whisky


HOCHPROZENTIGES

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Regionales fein gebrannt und preisgekrönt

Old Apple Oak HUBERT UND CHRISTIANE EISINGER Schlagerstraße 10 2833 Bromberg www.hochegghof.at

Alte Apfelsorten aus dem Streuobstgarten landen im Eichenfass und werden zum vanilligen „Old Apple Oak“ Apfelbrand. 19 €

Nusslikör

Kümmelbrand FA MILIE BLEIER (G EIER) Maierhöfen 11 2583 Bad Schönau www.mostheurige.at

Löwenzahnlikör ANDREA REISENBAUER Bergweg 12 2831 Warth www.wildfruechte.at

THOMAS UNGERSBÄCK Zierhofweg 4 2840 Grimmenstein www.mostheurige.at

Aus noch grünen Nüssen wird ­dieser verdauungsfördernde Nusslikör nach altem Hausrezept angesetzt. Ausgeschenkt wird er nur im Mostheurigen.

Der prämierte Kümmelgeist hilft der Verdauung und wird am besten eiskalt nach einer schweren oder deftigen Mahlzeit genossen. 19 €

Der in den Wiesen der Buckligen Welt gesammelte Löwenzahn wird zu einem runden, süßlichen Likör, der den Stoffwechsel anregt. 20,50 €

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Schottische Gene NINI T SCHAVOLL

Kuh im Glück: Auf den Weiden der Luckerbauers herrscht Idylle

Bully hat’s gut. Mit seinen Artgenossinnen Heidi, Rosetta, Hanni, Hermi, Resi und Susi, 23 sind es insgesamt, lebt er ein glückliches Stierleben auf dem Angus-Rinderhof der Familie Luckerbauer inmitten der Buckligen Welt. Dass Bully seine Sache gut macht, sieht man. Er ist das einzige reinrassige Rind am Hof. Seine Gene werden fleißig mit Fleckvieh-Nachkommen gekreuzt. Daher haben einige der Tiere weiße Blessen oder Hörner. Das Aberdeen-Angusrind, eine hornlose, gutmütige Rasse, ist gegen Krankheiten besonders widerstandsfähig. Die Rinder werden den Großteil des Jahres auf der Weide gehalten und trotzen so Wind und Wetter. Auch mit den teils steilen Wiesen der Buckligen Welt scheinen sie keine Probleme zu haben, sie sind geländegängig. Die Kälber dürfen am Luckerbauer-Hof bei ihren Müttern bleiben, springen und hüpfen ausgelassen kreuz und quer über die Weide. Nur ein frisch geworfenes Kälbchen sitzt etwas matt im Schatten. „Das wird von der Mutter nicht angenommen, 42

daher müssen wir es füttern“, erzählt Margit Luckerbauer. Um die Herde langsam zu vergrößern, haben sie die Kalbinnen in den letzten Jahren behalten und aufgezogen. Die Idee zur Rinderzucht kam Hannes Luckerbauer bei einer seiner jährlichen Wanderungen nach Mariazell. Seine Eltern dachten daran, in Pension zu gehen und den Hof zu übergeben. Margit, die selbst aus einer bäuerlichen Familie kommt, wollte nach der Geburt ihres dritten Kindes nicht mehr in die Arbeit pendeln und freundete sich rasch mit dem Gedanken an, Bäuerin zu werden. „Für meine Kinder konnte ich mir einfach nichts Besseres vorstellen, als hier oben in dieser schönen Umgebung aufzuwachsen“, schildert sie ihre Beweggründe und zeigt auf das Panorama. Ihre Zwillinge Tobias und Samuel (11) und deren jüngere Schwester Evelyn (5) wachsen in einer dörflichen Idylle auf und müssen dennoch auf nichts verzichten. Die Buben sind in Fußballdressen zum Fototermin erschienen. Die begeisterten Fuß-


VIEHZUCHT

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Margit und Hannes Luckerbauer züchten eine Mischrasse aus Angus und Fleckvieh

Margit Luckerbauer Gschaidt 48, 2852 Hochneukirchen T: 0699 16 99 21 65 E: margitluckerbauer@gmail.com

Fotos: Nini Tschavoll

Margit und Hannes Luckerbauer mit ihren Kindern Evelyn, Samuel und Tobias. Mit auf dem Bild Rosetta und Sigi

baller spielen beim USC Hochneukirchen. Es gibt eine Vielzahl an Vereinen in der 1.647 Einwohner zählenden Gemeinde. Dazu zählen die Landjugend, die Freiwillige Feuerwehr, der Musik-, der Imker- und der Dorferneuerungsverein. Auf einer Hochzeit von Freunden bekamen die Luckerbauers an der Tafel „ein traumhaftes Fleisch vom Angusrind“, das ihnen in Erinnerung blieb. So kam es, dass Hannes Luckerbauer auf seiner Pilgerreise nach Mariazell mitten im Wald eine Eingebung hatte: Das bestehende Vieh des elterlichen Hofs mit einem Angusstier kreuzen. Wie problemlos das funktionieren sollte, hatten die beiden nicht gedacht. Ihre Herde wuchs und gedieh fast wie von selbst. Die Landwirtschaft führt das Paar im Nebenerwerb. Hannes Luckerbauer ist gelernter Elektriker und wochentags bei der Gemeinde beschäftigt. Seine Frau Margit, mittlerweile auch Ortsbäuerin von Gschaidt, führt den Hof mit großer Begeisterung. Sie versorgt drei Kinder, achtzig Hühner, 23 Rinder und macht

freitags am Bäuerlichen Schmankerlmarkt in Wiener Neustadt (siehe Seite 30–31) Kunden mit ihren hausgemachten Rahmkipferln glücklich. Dort verkauft sie zu bestimmten Zeiten auch das Fleisch ihrer Tiere. Bis dahin durften diese ein artgerechtes Leben auf den Weiden rund um Haus und Hof verbringen. „Vier Tiere werden jährlich geschlachtet. Die Nachfrage nach dem schmackhaften Fleisch ist groß“, sagt Hannes Luckerbauer. „Die Rinder werden weder gemästet noch bekommen sie Medikamente“, ergänzt Margit beim Spaziergang über die Weide. Es sei einfach nicht notwendig. Wenn geschlachtet wird, spricht sich das schnell herum. Dann laufen die Telefone heiß. Bestellt werden Pakete zu fünf oder zu zehn Kilogramm mit gemischten Teilen, vom Schnitzel über Suppenfleisch bis zum Rindsbraten. Bei einem 600 Kilogramm schweren Rind rechnet der Bauer mit etwa 220 Kilogramm gutem Fleisch. Sogar einen Luckerbauer-Burger gibt es in der Buckligen Welt. Den hat sich die Würstl-Boutique Wilczek in Wiener Neustadt einfallen lassen. Die Bäuerin liefert dafür fixfertig gewürzte Burger-Patties. „Oft ist es so, dass ich nach dem Schlachttermin die Kühltruhe aufmache und nichts mehr für uns selbst finde“, erzählt sie lachend. Zu beliebt ist das Fleisch der wuchtigen Gschaidter Rinder mit den schottischen Genen. | 43


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Wo die Worte sitzen BRUNO JASCHKE

„Die Tafeln sprechen eh für sich – die ­brauchen nicht erklärt zu werden.“ Ernst Ferstl vor einer der Tafeln am Ernst-Ferstl-Weg in Krumbach

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Fotos: Stefan Knittel

Dem aus Zöbern stammenden Dichter Ernst Ferstl ist ein „Gedankenweg“ gewidmet. Mit etwas Glück trifft man ihn dort an


WANDERWEG

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Ernst Ferstl besucht gern das Museumsdorf in Krumbach

„Wer leichter leben will, darf sich nicht über jede Kleinigkeit beschweren.“ Oder: „Wenn ein Wort sitzt, kann man es stehen lassen.“ Die scheinbar simplen Weisheiten, die Ernst Ferstl verbreitet, sind nicht ohne verbale Raffinesse. Erst recht nicht ohne Tiefsinn. Seine Aphorismen hat der aus Zöbern stammende, mittlerweile pensionierte Lehrer in über dreißig Büchern verewigt. Die Menschen in der Region haben erkannt, was sie an ihrem Dichter haben, und ein Zeichen gesetzt. Ferstls langjähriger Arbeitsplatz war die Haupt- und Polytechnische Schule Krumbach. Ihr damaliger Direktor Friedrich Geiderer und die Gemeinde Krumbach haben 2008 den Ernst-Ferstl-Weg eingerichtet. Entlang des rund 4,5 Kilometer langen Rad- und Spazierwegs zwischen dem Museumsdorf Krumbach und Bad Schönau stehen nun sieben „Denkmäler“, sprich: Gedankentafeln. Die Auswahl der Texte darauf nahm Ferstl selbst vor. „Die Vorgaben waren: Sie mussten kurz, so um die zehn Wörter und für alle zwischen neun und 99 Jahren verständlich sein, eine positive Grundstimmung verbreiten und verschiedene Themen auf den Punkt bringen. Die Themen sind Wege, Ziele, Zeit, Natur, Wald, Menschlichkeit, Lebensfreude und Miteinander“, erzählt der Autor. „Einzeln hinterlassen wir Spuren, gemeinsam einen Weg“ lautet der Leitspruch des Projekts. Im Frühjahr 2019 ist der Gedankenweg erneuert und erweitert worden. Er führt jetzt bis Zöbern, verbindet solchermaßen auf einer Länge von etwa 15 Kilometern drei Gemeinden und umfasst nun zwanzig „Denkmale“. Die Tafeln sind aus unbehandeltem Lärchen- und Douglasienholz. Verantwortlich für den Ausbau waren die Dorfer­

neuerungsvereine der Anrainergemeinden mit ihren freiwilligen Helfern, Krumbachs Bürgermeister Josef Freiler, der Initiator des Projekts Gedankenweg, Friedrich Geiderer, und nicht zuletzt Ernst Ferstl selbst. Der Gedankenweg führt größtenteils entlang des Zöbernbachs durch eine ruhige, bisweilen malerische, dicht mit Drüsigem Springkraut bewachsene Wald- und Wiesenlandschaft. In seiner ursprünglichen Länge ist der flache Weg für gehfähige Menschen auch noch in fortgeschrittenem Alter zu schaffen. Daher wird der ursprüngliche, kurze Gedankenweg von vielen Einheimischen und Kurgästen aus Bad Schönau genutzt. Will man die vollen 15 Kilometer bis Zöbern gehen, empfehlen sich neben einer halbwegs soliden Kondition Vorkehrungen wie Blasenpflaster und die Mitnahme von ausreichend Flüssigkeit. Zwischen Krumbach und Zöbern verlässt der Gedankenweg kurz den Bach und führt entlang der Landesstraße. Zurück am Wasser, endet der Weg nach einem besonders abwechslungsreichen letzten Abschnitt im Zentrum von Zöbern. Häufiger als Wanderer nutzen Radfahrende den Gedankenweg. Auch Ernst Ferstl selbst ist hier öfter mit dem Rad unterwegs. Dabei ergäben sich manche interessante Gespräche, erzählt er. Der Idee, Besucher über den nach ihm benannten Weg zu führen, kann er nicht viel abgewinnen: „Die Tafeln sprechen eh für sich – die brauchen nicht erklärt zu werden.“ Und so kommt man zum Weg: Von Wien aus über A2 und Abfahrt Krumbach; von Graz aus A2 und Abfahrt Aspang-Zöbern. Täglich fährt ein Bus direkt nach Krumbach und Bad Schönau. |

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EINE VERSUNKENE WELT JÜDISCHES LEBEN IN DER REGION BUCKLIGE WELT - WECHSELLAND

Hardcover, zahlreiche Abbildungen, 288 S., €29,90 ISBN: 978-3-99024-797-6

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren zahlreiche Jüdinnen und Juden, vorwiegend aus dem damaligen Westungarn, in Ortschaften der Buckligen Welt und des Wechselgebiets ansässig geworden. Zunächst als Hausierer, später meist als Kaufleute verdienten sie ihren Lebensunterhalt und waren oft in den dörflichen Alltag gut integriert. Mit dem „Anschluss“ 1938 fand aber auch hier das jüdische Leben ein gewaltsames Ende. Ein 18-köpfiges Forschungsteam - vorwiegend lokal und regional ansässige Heimatforscher/innen - hat nun zahlreiche Spuren der jüdischen Geschichte in den Ortschaften der Buckligen Welt und des Wechsellandes entdeckt und ausgewertet. Erstmals kann über die jüdische Geschichte der Region nachgelesen werden, nachdem in diesem umfangreichen Pionier-Projekt eine Vielzahl von einzigartigen Archiv-Quellen und Dokumenten gehoben wurde.

KRAL Verlag J. F. Kennedyplatz 2 2560 Berndorf office@kral-verlag.at 02672-82236 www.kral-buch.at www.kral-verlag.at


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So garstig, so grausam TOBIAS SCHMITZBERGER

Kurt Winkler und seine Cousine Martha Winkler unter einem Baum in Hochwolkersdorf, 1937

Kurt Winkler war ein Bub wie viele andere. Sein Vater betrieb ein Gemischtwarengeschäft in Hochwolkersdorf. Karl Kornfeld, Jahrgang 1925, war sein Nachbar. Später erinnerte er sich: „Der Kurt hatte ein Handwagerl und lud uns oft zum Spielen ein. Er hat sich hineingesetzt, und wir zogen ihn rund ums Dorf.“ Als Gegenleistung schenkte Kurt ihm Schokoladenstücke aus dem Geschäft. Die Episode stammt aus dem Buch „Eine versunkene Welt: Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt – Wechselland“. Zwei Jahre lang arbeitete ein Forscherteam die Geschichte jüdischen Lebens in 28 Gemeinden der Region auf. Die Regionshistoriker Johann Hagenhofer, 78, und Roman Lechner, 74, sind zwei der 21 Beteiligten. „Parallelgesellschaften gab es nur am Sabbat und am Sonntag. Doch selbst hier war man Nutznießer vom Feiertag des anderen“, sagt Lechner. Am Sabbat leisteten Christen die den Juden verbotenen Arbeiten, an Sonntagen hielten die Juden ihre Geschäfte für Einkäufe nach dem Kirchgang 46

offen. Sonst sei das Wort „Parallelgesellschaften“ unpassend, sagen die Forscher. Juden und Jüdinnen trugen Trachten, einige waren in den Feuerwehren aktiv. Kurt Winkler war einer von sieben Juden, die 1938 in Hochwolkersdorf lebten. Als Österreich an das Deutsche Reich „angeschlossen“ wurde, war es mit seiner friedlichen Kindheit vorbei. Plötzlich stürmten Hochwolkersdorfer das Geschäft seines Vaters – darunter langjährige Kunden. „Sie hatten immer geglaubt, dass sie im Ort viele Freunde hätten. Es war für sie ganz unverständlich, dass sich diese Leute auf einmal so garstig und grausam verhielten“, schreibt Hagenhofer im Buch. Eine Woche später floh die Familie Winkler aus Hochwolkersdorf und zog nie wieder in die alte Heimat zurück. Immerhin: Sie überlebte den Holocaust. Im Jahr 1938 lebten 130 Juden in der Buckligen Welt. Mindestens sechzig wurden von den Nazis ermordet. In rund einem Dutzend der Fälle ist das Schicksal ungeklärt, der Rest floh in alle


GESCHICHTE

HERBST / WINTER 2019 / 20

1938 lebten etwa 130 Juden und Jüdinnen in der Buckligen Welt, ehe sie unter der Nazi-Herrschaft vertrieben und ermordet wurden

Eine versunkene Welt

Fotos: Chaya Flint, Stefan Knittel

Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt – Wechselland ISBN: 978-3-99024-797-6 288 Seiten

Welt. „Früher sagte man, die Juden seien alle weggezogen. Als ob das freiwillig passiert wäre!“ Hagenhofer fand es an der Zeit, dieses dunkle Kapitel in einem 288 Seiten starken Buch zu behandeln. „Was nicht offen auf den Tisch kommt und aufgearbeitet wird, bleibt in einer Form gärend erhalten“, ergänzt Lechner. 1938 gab es aber auch Menschen, die den Winklers halfen. Am Tag nach dem „Anschluss“ versammelten sich einige Hochwolkersdorfer beim örtlichen Gasthaus. „Juden raus!“ und „Kauft nicht bei Juden!“ brüllte die Gruppe, erinnerte sich Winkler laut Buch. Da stürmte der damalige Bürgermeister Karl Fürst auf die Meute zu und sagte: „Geniert ihr euch nicht, was ihr da macht?“ Die Gruppe lief auseinander.

Johann Hagenhofer und Roman Lechner

Im Jahr 2010 besuchte Kurt Winkler Hochwolkersdorf zum letzten Mal. Hagenhofer war mit ihm schon lange in Kontakt und hatte ihn und seine Familie eingeladen. Nun führte Hagenhofer ihn durchs Gemeindeamt, in dem es den „Gedenkraum 1945“ gibt: „Auf einmal stockte Kurt und blieb stehen: Er sah ein Foto von Bürgermeister Fürst. Da kamen ihm die Tränen und er sagte: ‚Der Fürst, das war ein Mensch.‘“ 72 Jahre nach den Ereignissen hatte er dessen Gesicht nicht vergessen. Der Alt-Hochwolkersdorfer Kurt Winkler starb im Jänner 2016 in Tel Aviv. „Eine versunkene Welt“ sorgt dafür, dass seine und viele andere Geschichten jüdischer Menschen nicht vergessen werden. | 47


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Die Burgruine von Kirchschlag in der Buckligen Welt bildet die Kulisse fĂźr den Adventmarkt

Advent am Schlossberg

Vor imposanter Kulisse BRUNO JASCHKE

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Fotos: Strobl/Audivision.at, Dieter Moeyaert

Kirchschlag in der Buckligen Welt 6., 7. & 8. Dezember, 14–20 Uhr


ADVENT

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Weltgeschmack ROLAND GRAF

Roland Graf stammt aus der Buckligen Welt und schreibt Gastround Bar-Geschichten für den deutschen Sprachraum. www.trinkprotokoll.at

Den Christbaum „eintrinken“

Mit ihren pittoresken Schauplätzen können die Adventmärkte in der Buckligen Welt auf Kitsch und Spektakel verzichten Zur feierlichsten Jahreszeit passen die imposanten Kulissen von Burgen und Schlössern, wie sie in der Buckligen Welt stehen. Hier feiert man nicht nur vor erhabenem Panorama, man findet auch Kunst und Handwerk sowie kulinarische Schmankerl aus der Region: So präsentiert sich der Advent in der Buckligen Welt. Der Adventmarkt auf der Burgruine Kirchschlag ist einer der größten der Region. Seine Beliebtheit ist zum einen den Ausstel­ lern geschuldet, die in den geschmückten Weihnachtshütten gediegenes Kunsthandwerk präsentieren. Zum anderen aber auch dem großartigen Ausblick vom Schlossberg auf das Land der 1.000 Hügel. Während des Adventmarkts, der heuer vom 6. bis 8. 12. statt­ findet, verbinden Shuttlebusse das Kirchschlager Zentrum mit der Burg, die aber auch leicht zu Fuß zu erreichen ist.

Lange gehörten zwei Fixpunkte zum Winterprogramm: die Silvesterfeier in der Hofstatthütte bei Edlitz und der Christbaumkauf. Der erfolgte abwechselnd in Krumbach oder Schwarzenbach und dehnte sich zum Halbtagsausflug aus. Wobei die Suche im Wald selbst keine zwanzig Minuten in Anspruch nahm, aber das „Eintrinken“ des Baums dauerte halt. An den Christbaumbrauch dachte ich jetzt wieder – in einem Wiener Lokal mit einer Einrichtung um kolportierte vier Millionen Euro. Denn da informierte mich ein Fräulein hinterm Stehpult: „Aktuell haben wir andere Öffnungszeiten.“ Das ist mir in der Buckligen Welt nie passiert. War ein Wirt da, dann gab es auch zu essen. Was umso wichtiger war, als die Christbaumrunde wegen der ungewohnt schweren Waldarbeit ja reichlich „Unterlage“ brauchte. Ein Hausschnitzel oder eine Forelle gab es zwischen Weißem Kreuz und Tiefenbach immer – und damit dauerte das Baumholen zwangsläufig länger. Unvergessen ist die vorausschauende Gastfreundschaft beim Kirchenwirt in Schwarzenbach. Denn nach dem Zahlen der reichlichen Schnapserln stand da plötzlich ein großer Espresso für jeden auf der Budel. „I bin ka unguater Wirt“, beschied der Patron, genauer gesagt: Im Original verwendete er ein etwas deftigeres Eigenschaftswort. Wärmende Getränke, ebensolche Worte und Herzlichkeit sind genau das, was man als Teilzeitwaldarbeiter braucht. Das können keine Millionen für DesignerLampen und Kombidämpfer kaufen! 49


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Adventmarkt Schloss Krumbach Schloss Krumbach 16. & 17. sowie 23. & 24. November Adventmarkt im Museumsdorf Museumsdorf Krumbach 30. November & 1.Dezember, 13–18 Uhr 7. & 8. Dezember, 13–18 Uhr

Adventfolder Bucklige Welt mit allen Terminen unter 02643 94 111 oder region@buckligewelt.at

Fixe Programmpunkte des Advents am Schlossberg, dessen gastronomisches Angebot im Zeichen des Apfels steht, sind an allen drei Tagen Darbietungen von Musikern aus der Umgebung und Weihnachtsgeschichten des Heimatdichters Franky Beistei­ ner. Auch für die Unterhaltung und Betreuung von Kindern ist gesorgt. Am Samstag (7.) führt ein Fackelzug mit Nikolaus vom Hauptplatz zur Burgruine. Im Städtchen selbst beginnen die Adventveranstaltungen am 24. 11. mit dem Adventfrühschoppen von Radio Burgenland im Pfarrzentrum. Die Krippenausstellung der Krippenfreunde ist am 30. 11 und 1. 12. in der Aula der Neuen Mittelschule zu bewundern. Ebenfalls am 30. 11. und 1. 12. lädt die einheimische Band UINIP zum traditionellen Christkindlpassen ins Pfarrzen­ trum ein. Am 15. 12. gibt die Musikschule Kirchschlag ein Ad­ ventkonzert in der Pfarrkirche. Krumbach hat zwei malerische Stätten für die Vorweih­ nachtszeit: Vor dem Schloss findet an zwei Wochenenden im November (16./17. und 23./24.) ein Adventmarkt statt, in dem regionale Aussteller neben Kunsthandwerk selbst produzierten Honig, Schafkäse, Liköre und andere Köstlichkeiten anbieten. „Unsere Turmbläser zaubern mit ihren herrlichen Weihnachts­ klängen die passende Stimmung dazu“, freut sich Veronika Wimmer von der Geschäftsführung des Schlosses. Mit dem Museumsdorf hat Krumbach einen zweiten pitto­ 50

resken Schauplatz für einen Adventmarkt, Bodenständigkeit und der Verzicht auf jeglichen Lichter- und Sternenkitsch sind seine Merkmale. Eine Besonderheit sind die zwei Mal täglich stattfindenden Auftritte von Schülern der Musikschule. Der Adventmarkt im Museumsdorf findet heuer am ersten und zweiten Adventwochenende statt. Den Advent traditionell zu gestalten ist auch das Anlie­ gen des Kurorts Bad Schönau. „Weihnachten g’spian“ lassen ­Marianne Schöftner und Peter Meissner am 23. 11. im Pfarr­ heim. Am 30. 11. wird eine Adventkranzweihe in der Marien­ kirche mit anschließender Segnung am Dorfplatz abgehalten, zu der auch der Nikolaus (ohne Krampus) kommt. „Heiter und besinnlich in den Advent“ führt die „Xangsplauderei“ mit Gäs­ ten im Pfarrheim am 2. 12. Eine Herbergssuche von der Wehr­ kirche in die Seniorenpension wird am 5. und 19. 12. unter­ nommen. Am 8. 12. treiben die Krumbacher Schlossperchten beim Hotel Weber ihr Unwesen. Im Zeichen der Kinder steht die Märchenwanderung „Brüderchen und Schwesterchen“ am 9. 12. Im Gesundheitshotel Landsknecht geben die Edlseer am 13. 12. ihr Weihnachtskonzert. Am 21. 12. kommt es im Sconari­ um zum traditionellen Bad Schönauer Adventsingen mit vielen regionalen Ensembles. Kutschenfahrten, Kesselgulasch und die „Vaterbläser“ als musikalischer Rahmen werden am 23. 12. beim Punschstand des ÖKB auf dem Dorfplatz angeboten. |

Fotos: Christian Beiglboeck, Christian Kremsl

Am Jahresende machen winterliche Landschaft und Ruhe, aber auch die Adventfeiern hier die Bucklige Welt zur Märchenwelt


Michael Rösch

Der Vorarlberger war zuletzt in der Ukraine und in Nigeria im Einsatz. „Ich will meine Fähigkeiten dort einsetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Chirurgische Hilfe rettet Leben, vor allem in Konfliktgebieten.“ Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch. Ärzte ohne Grenzen wirkt weltweit. Wirken Sie mit.

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schulterwurf

Chirurg ohne Grenzen


Großes Ambiente

© Wiener Alpen/Christian Kremsl

Einmal die Zeit loslassen und beim Advent in der Buckligen Welt die Hektik vergessen

Die schönsten Ausflüge zur besinnlichsten Zeit des Jahres. Im Advent zeigen sich die Wiener Alpen und ganz besonders die Bucklige Welt von ihren romantischen Seiten. Umringt von Lichterzauber, Glühweinduft und altem Brauchtum kommt auf ChristkindlMärkten festliche Weihnachtsstimmung auf.

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