Besucherbroschüre '1917, Der totale Krieg in Flandern'

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Frank Hurley

BESUCHERBROSCHÃœRE

03.06.2017 > 31.12.2017 YPERN | ZONNEBEKE | HEUVELLAND MESEN | LANGEMARK-POELKAPELLE POPERINGE | HOUTHULST


Memorial Museum Passchendaele 1917, Zonnebeke: S. 46, 47, 49, 50, 52, 55 (rechts), 56, 60, 67, 68, 69 (oben), 71, 72, 77 (links), 148 Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden (m.d.a Patrick Brion): S. 138 (oben) Milo-profi Fotografie: S. 41 Ministère de la Culture, Médiathèque de l‘architecture et du patrimoine (F): S. 141 (unten) Ministère de la Défense, Memoire des Hommes (F): S. 116 Ministerie van Defensie, DOVO-SEDEE (Compagnie Poelkapelle): S. 32, 139 (unten) National Library of New Zealand (NZ): S. 100, 104 (unten) New Zealand Ministry of Culture and Heritage (NZ): S. 107 (oben) New Zealand Rugby Museum (NZ): S. 105, 106 New Zealand Truth (28 August 1915): S. 104 (oben) Ontario Archives: S. 129 (unten) Plugstreet 14-18 Experience: S. 111 Privatsammlung Brian Hanratty: S. 90, 95 (rechts) Privatsammlung Familie Redmond: S. 94 Privatsammlung Rebecca Lisle: S. 75 Privatsammlung Schilders: S. 129 (oben) Privatsammlung Stefanie Remberg: S. 125 (oben) Privatsammlung Wayne Sheen: S. 131 Provincial Archives of Alberta: S. 154 (rechts) Provincie West-Vlaanderen: S. 8 & 38 (Instappunt Zuid), 35, 147 (links) Redmond’s Irish Pub: S. 97 Scott Polar Research Institute, University of Cambridge: S. 26 Sigfried Debaeke: S. 138 (unten) Stephan Vanfleteren: S. 133 & 145 (rechts) Toerisme Heuvelland: S. 79, 93 (unten)

Toerisme Houthulst: S. 137 (unten) Toerisme Ieper: S. 8 & 37 (Instappunt Noord), 40 (unten), 43, 96 (rechts), 147 (rechts) Toerisme Langemark-Poelkapelle: S. 151 (rechts) ’t Oud Gemeentehuis: S. 123 Universitätsbibliothek Heidelberg (D): S. 12 (Lustige Blätter, 1917) US National Archives (NARA-USA): S. 118 Westtoer Wilfried Deraeve: S. 120 (rechts), 121 (oben) Wilfried Manhaeve: S. 152 www.westhoekverbeeldt.be (Privatsammlung): S. 54

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EINLEITUNG Der Krieg wütet nun schon fast drei Jahre und hat sich zu einem weltweiten Konflikt entwickelt. Alle beteiligten Länder gehen für einen Sieg bis zum Äußersten. Die Grenze zwischen den militärischen Ereignissen und dem Geschehen hinter der Front ver­ schwimmt. Wissenschaft, Technik, Indust­ rie, Wirtschaft und Gesellschaft sind Be­ standteil einer auf vollen Touren laufenden Kriegsmaschinerie. Die enorme Gewalt an den Fronten, die Mobilisierung von Millio­ nen junger Männer, der Einsatz neuer Waf­ fen und Taktiken, der hohe menschliche Tribut und die gewaltigen Zerstörungen kennen bis dato nicht ihresgleichen. Hinter der Front beliefert die Bevölkerung die Truppen und versorgt sie mit Lebens­ mitteln und Waffen. Produktion und Ver­ brauch sind vollständig auf den Krieg ab­ gestimmt. Viele leiden unter dem dadurch entstandenen Mangel. Eine starke Propa­ ganda der Regierung sorgt für die not­ wendige moralische Unterstützung. Das Feindbild verengt sich zu einer Karikatur. Der Nationalismus erlebt eine Blütezeit. Die großen Verluste und der Einsatz aller Mit­ tel führen bei keiner der gegnerischen Parteien zu nennenswerten Erfolgen. Die Machthaber halten jedoch an ihrem Vor­ haben – der totalen Vernichtung des Anderen – fest. Auch in Flandern eskaliert 1917 der Krieg und erreicht in der Dritten Flandernschlacht

seinen grausamen Höhepunkt. Der Durch­ bruchversuch im Ypernbogen beginnt mit einer Reihe unterirdischer Explosionen – der Minenschlacht bzw. der Zweiten Schlacht bei Mesen. Hundert Tage nach dem Beginn der dritten Schlacht von Ypern und fast eine halbe Million Tote später konn­ te die Front nur um acht Kilometer vorge­ schoben werden. Mensch, Tier und Maschi­ ne haben sich im Schlamm festgefahren. Die frühere Landschaft ist verschwunden. Hundert Jahre später wecken die bedeu­ tendsten Museen und Stätten des Ersten Weltkriegs in der Westhoek die Aufmerk­ samkeit für die damaligen Ereignisse. In Ypern können Sie eine Übersichtsausstel­ lung mit Kriegsfotos von Hurley & Wilkins und zeitgenössischen, überarbeiteten Bil­ dern von Alderman besuchen. Zonnebeke zeigt, wie die verwüstete Landschaft in der Umgebung von Passendale die Gefechte beeinflusst hat. Auch die Rolle der Iren (Heuvelland), der Neuseeländer (Mesen) und der Franzosen (Langemark-Poelka­ pelle und Houthulst), die Archäologie der Minenschlacht (Heuvelland) und der Ein­ satz von Artillerie und Munition (Houthulst), die Pflege der Verwundeten (Poperinge) und die Luftfahrt (Langemark-Poelkapelle) werden näher beleuchtet. Wanderrouten, Rad- und Autotouren führen Sie zu den Narben in der Landschaft und zahlreichen Gedenkstätten. Einleitung 1


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INHALT Karte

5

YPERN

6 9 35 36

ZONNEBEKE

44 47 68 70

HEUVELLAND

78 81

AUSSTELLUNG  In Flanders Fields Museum INFORMATIONSMODULE  Ypernbogen Was kann man in Ypern alles machen?

AUSSTELLUNG  Passchendaele 1917. Landschaft im Krieg INFORMATIONSMODUL  Besucherzentrum Tyne Cot Cemetery Was kann man in Zonnebeke alles machen?

AUSSTELLUNG  Zero Hour 7.6.1917 – Archäologie einer Schlacht AUSSTELLUNG  Zero Hour 7.6.1917 – Irisches Blut und flämischer Schlamm Was kann man in Heuvelland alles machen?

87 92

MESEN

AUSSTELLUNG  100 New Zealand Faces of Messines Was kann man in Mesen alles machen?

98 100 108

LANGEMARK-POELKAPELLE

112

AUSSTELLUNG  Die französischen Truppen in der Dritten Flandernschlacht AUSSTELLUNG  1917, ein Wendepunkt für die Luftwaffe Was kann man in Langemark-Poelkapelle alles machen?

114 118 122

POPERINGE

126 128 132

HOUTHULST

INFORMATIONSMODUL  Munition 1917 – 2017 INFORMATIONSMODUL  Drie Grachten Was kann man in Houthulst alles machen?

136 138 140 142

Kalender Weitere Veröffentlichungen

144 155

INFORMATIONSMODUL  Besucherzentrum Lijssenthoek Cemetery Was kann man in Poperinge alles machen?

Inhalt 3


YPERN Ausstellung  In Flanders Fields Museum Grote Markt 34, 8900 Ypern +32 (0)57 23 92 20 flandersfields@ieper.be www.inflandersfields.be Informationsmodul  Ausgangspunkt Ypernbogen Nord Hoeve Klein Zwaanhof Kleine Poezelstraat 6 8904 Boezinge (Ypern)

toerisme@heuvelland.be www.toerismeheuvelland.be

MESEN Ausstellung  Touristischer Informationspunkt (TIP) Markt 1, 8957 Mesen +32 (0)57 22 17 14 info@mesen.be www.mesen.be

LANGEMARK-POELKAPELLE

Informationsmodul  Ausgangspunkt Ypernbogen Ost Neben dem Hoher Krater Museum Meenseweg 467, 8902 Zillebeke (Ypern)

Ausstellung  Guynemer-Pavillon Brugseweg 126-128 8920 Langemark-Poelkapelle

Informationsmodul  Ausgangspunkt Ypernbogen Süd Provinzdomäne De Palingbeek Palingbeekstraat 18, 8902 Zillebeke (Ypern)

Weitere Informationen  Tourismus Langemark-Poelkapelle +32 (0)57 49 09 41 toerisme@langemark-poelkapelle.be www.langemark-poelkapelle14-18.be

ZONNEBEKE Ausstellung  Memorial Museum Passchendaele 1917 Villa Zonnedaele Berten Pilstraat 5c, 8980 Zonnebeke +32 (0)51 77 04 41 info@passchendaele.be www.passchendaele.be Informationsmodul  Besucherzentrum Tyne Cot Cemetery Vijfwegestraat, 8980 Zonnebeke info@passchendaele.be www.passchendaele.be

HEUVELLAND Ausstellung  Besucherzentrum Het Heuvelland & St.-Laurentius-Kirche Sint-Laurentiusplein 1 8950 Kemmel (Heuvelland) +32 (0)57 45 04 55 4  Karte

POPERINGE Informationsmodul  Besucherzentrum Lijssenthoek Cemetery Boescheepseweg 35a, 8970 Poperinge Weitere Informationen  Tourismus Poperinge +32 (0)57 34 66 76 toerisme@poperinge.be www.toerismepoperinge.be

HOUTHULST Informationsmodul  Belgischer Soldatenfriedhof Poelkapellestraat 44, 8650 Houthulst Informationsmodul  Drie Grachten Ieperleedijkstraat, 8650 Merkem (Houthulst) Weitere Informationen Tourismus Houthulst +32 (0)51 46 08 94 toerisme@houthulst.be www.houthulst.be


NIEDERLANDE London

Nordsee

VEREINIGTES KÖNIGREICH

WESTHOEK

Calais

BELGIEN

Brüssel

Rijsel

FRANKREICH

ee

s ord

N

WESTHOEK IJzer

Ausstellung

HOUTHULST

Informationsmodul

LANGEMARK-POELKAPELLE

POPERINGE

YPERN

ZONNEBEKE Leie

HEUVELLAND MESEN Karte 5


Diksmuide

Kortemark Hooglede

YPERN

Alveringem Lo­ Reninge

Houthulst Langemark­ Poelkapelle

Vleteren

Poperinge

Ypern

Heuvelland Mesen

6  Ypern

Staden

Zonne­ beke


IN FLANDERS FIELDS MUSEUM

Das in der wiederaufgebauten Tuchhalle untergebrachte Museum hat sich zu einem bedeutenden Symbol entwickelt. Es erin­ nert an das Kriegsleid und den Wiederauf­ bau. In der Dauerausstellung tauchen Sie ein in die Geschichte des Ersten Weltkriegs im westflämischen Frontgebiet. Sie erfah­

BESUCHER­ INFORMATIONEN Tourismus Ypern – In Flanders Fields Museum Grote Markt 34 8900 Ypern

WEITERE INFORMATIONEN +32 (0)57 23 92 20 flandersfields@ieper.be www.inflandersfields.be 01.04. – 15.11. täglich, 10.00 – 18.00 Uhr 16.11. – 31.03. Di – So, 10.00 – 17.00 Uhr

ren dort mehr über die ersten Monate des Bewegungskriegs, die vier langen Jahre des Stellungskriegs in der Westhoek (vom Strand in Nieuwpoort bis an die Leie in Armentières), das Kriegsende und das Gedenken an die zahllosen Opfer. Die Sonderausstellung im Königlichen Saal des In Flanders Fields Museums ist der Geschichte des totalen Krieges gewidmet, der in der Minenschlacht und der Dritten Flandernschlacht im Sommer und Herbst des Jahres 1917 rund um Ypern seinen Höhepunkt fand. (Siehe S. 9). Die Aufnah­ men des legendären Kriegsfotografen Frank Hurley tragen auf eindrucksvolle Weise dazu bei, diese Gefechte in unser visuelles Gedächtnis einzubrennen (siehe S. 25). Das fotodokumentarische Projekt Recovering the Past des Londoner Fotografen Ian Alderman verbindet die Arbeit der Minen­ räumer von DOVO-SEDEE mit den Kriegs­ erlebnissen der australischen Soldaten im Ypernbogen (siehe S. 32) und schafft da­ durch eine Verbindung zwischen Gegen­ wart und Vergangenheit. Ypern 7


YPERNBOGEN

Ausgangspunkt Nord Ausgangspunkt Ost

BESUCHER­ INFORMATIONEN Ausgangspunkt Nord

Hoeve Klein Zwaanhof Kleine Poezelstraat 6 8904 Boezinge (Ypern)

WEITERE INFORMATIONEN Ausgangspunkt Süd

Die drei Informationsmodule im Ypern­ bogen zeigen die Ausgangspositionen der alliierten Truppen am Vorabend der Drit­ ten Flandernschlacht. Die Filme informie­ ren Sie über die schrecklichen Ereignisse, die der Landschaft rund um Ypern ein völ­ lig neues Gesicht verliehen.

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01.04. – 15.11. täglich, 10.00–17.45 Uhr 16.11. – 31.03. täglich, 10.00–16.45 Uhr Ausgangspunkt Ost

Neben dem Hoher Krater Museum Meenseweg 467 8902 Zillebeke (Ypern)

Ausgangspunkt Süd

Provinziale Domäne De Palingbeek Palingbeekstraat 18 8902 Zillebeke (Ypern)


AUSSTELLUNG IN FLANDERS FIELDS MUSEUM

1917, DER TOTALE KRIEG IN FLANDERN

denn es gibt keinen Platz in der Ewigkeit, der mehr der Hölle gleicht

Genau wie die Anschläge des 11. Sep­ tember 2001 das 21. Jahrhundert einge­ läutet haben, kann der Erste Weltkrieg als Beginn des 20. Jahrhunderts betrach­ tet werden. Das relativ friedliche 19. Jahr­ hundert endete abrupt, die Welt stützte sich in einen noch nie dagewesenen Kon­ flikt. Die veränderten Machtverhältnisse in Europa bildeten den Ausgangspunkt. Die gegensätzlichen Interessen der Staaten sorgten überall für Spannungen. Nationa­ listische Gefühle erhitzten die Gemüter. So entfachte ein regionaler Konflikt einen Weltenbrand, der den meisten zufolge nur einige Wochen dauern würde. Man war

fest davon überzeugt, Weihnachten wieder zu Hause zu sein… Aber der Krieg dauerte vier Jahre. Die Kämpfe wurden jedes Jahr heftiger und unerbittlicher. Belgien war von Anfang an Opfer der Gewalttaten. Das Land wurde überrannt und größtenteils von den Deutschen besetzt. Danach lie­ ferte sich die kleine belgische Armee zu­ sammen mit alliierten Truppen vier Jahre lang heftige Gefechte an der Schützen­ grabenfront in der Westhoek. Die Dritte Flandernschlacht war ein trauriges Bei­ spiel dafür, welche allumfassende Form der Krieg 1917 angenommen hatte.

Ypern 9


TOTALER KRIEG Nie zuvor … hatte ein militärischer Konflikt zwischen Staaten so einen Umfang angenommen. … war die Anzahl der beteiligten Länder so groß und die Kriegsgewalt so stark. … wurde die gesamte Gesellschaft so intensiv in einen Krieg verwickelt. … war das Kriegsziel die totale Vernichtung „des Anderen“

genheere wurden konstant mit Wehrpflich­ tigen ergänzt. Das war sogar in Ländern wie Großbritannien der Fall, in denen es vorher keine Wehrpflicht gegeben hatte. Massenheere waren nicht neu – sie be­ standen bereits seit Ende des 18. Jahr­ hunderts – die Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft hingegen schon.

Die kriegführenden Länder setzten immer mehr Mittel ein, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, bis zum Äußersten zu gehen.

Wussten Sie das? Der französische Premierminister und Kriegsminister Georges Clemenceau betonte die Rolle des Volkes im Krieg. In seiner Rede am 20. November 1917 vor der französischen Abgeordnetenkam­ mer sprach er von einem guerre intégrale, bei dem alle Soldaten, Mittel, sowie psychische und moralische Kräfte für den Endsieg eingesetzt werden sollten.

Massive Mobilisierung „Bis zum Äußersten gehen“ hieß, dass die gesamte Gesellschaft und jeder einzelne die Kriegsanstrengungen mit allen Mitteln unterstützen sollten. In erster Hinsicht bedeutete das den Einsatz von Massen­ heeren. Die Berufsheere und die Freiwilli­ 10  Ypern

Wussten Sie das? Bis 1909 bestand die belgische Ar­ mee aus Freiwilligen und Ausgelos­ ten. Erst danach führte die Regierung die Wehrpflicht für einen Sohn pro Familie ein. Infolge der wachsenden internationalen Spannungen erfolgte am 30. August 1913 eine Erweite­ rung. Ab dann musste jeder Mann ab 18 Jahre Wehrdienst leisten.


und Soldaten verschwamm. Da man die Bevölkerung so tiefgreifend am Kriegsge­ schehen beteiligte, wurde auch sie ein legitimes militärisches Ziel. Deshalb gab es in diesem Krieg weit mehr zivile Todes­ opfer als in früheren Konflikten.

Alles und jeder Die Versorgung der Massenheere erfor­ derte die Ausrichtung der gesamten Indus­ trie auf die Herstellung von Waffen und Proviant. Gleichzeitig trafen die Regierun­ gen Maßnahmen, um den Verbrauch der Bürger stark einzuschränken. Begrenzt vorrätige Lebensmittel und Brennmaterial waren nur auf Marken erhältlich. Auch in anderen Bereichen wurden Vorschriften erlassen und Kontrollen eingerichtet. Um die Kriegswirtschaft instand zu halten, mussten die Arbeitsstellen, die durch die Einberufung der Soldaten frei geworden waren, neu besetzt werden. Das führte zwar zu einer Senkung der Arbeitslosigkeit, aber auch zum Einsatz von Frauen in Jobs, die früher ausschließlich Männern vorbe­ halten waren. Die Grenze zwischen Bürgern

Moralische Unterstützung Die geforderten Anstrengungen hatten schwere Folgen für die Bevölkerung der kriegführenden Länder. Nach einigen Jah­ ren war jeder der Erschöpfung nahe. Die Regierung versuchte, durch großangelegte, von starkem Patriotismus und zügellosem Nationalismus geprägte Propagandakam­ pagnen die Moral der Bevölkerung zu stär­ ken und schreckte dabei auch nicht davor zurück, den Feind als leibhaftigen Teufel Ypern 11


darzustellen. Alle Parteien machten sich grotesker Dämonisierungen schuldig.

Totale Mittel Alle industrialisierten Länder verwendeten die neusten technischen Errungenschaf­ ten, um Waffen mit einer bis dato unmögli­ chen Reichweite und einer unvorstellbaren Feuerkraft und Beweglichkeit herzustellen. Aufgrund enormer technologischer Fort­ schritte im Bereich der Kommunikation, der Luftfahrt, der Medizin, der Chemie usw. ver­ fügten die gegnerischen Parteien über ein Instrumentarium fürchterlicher Vernichtungs­ waffen. Die extreme Gewalt führte zu einer extrem hohen Anzahl von Toten. Vor allem die moderne Artillerie hatte gewaltige Aus­ wirkungen, und zwar nicht nur auf die Men­ schen, sondern auch auf die Landschaft.

Totaler Sieg Trotz des massiven Blutvergießens und des Einsatzes aller Mittel gelang es keiner der Parteien, die Überhand zu gewinnen. Die Zermürbungsschlacht schien endlos lange zu dauern. Nichtsdestotrotz hielten die politischen und militärischen Leiter an der Idee eines kompromisslosen Endsiegs fest. Die militärische Vernichtung des Fein­ des reichte nicht mehr, die gesamte Gesell­ schaft musste zerstört werden. Nur auf diese Weise ließen sich die großen Ver­ luste rechtfertigen.

Wussten Sie das? Die katholische Kirche war die erste Organisation, die im 17. Jahrhundert Propag­ anda für die Verbreitung ihrer Lehre einsetzte und auf diese Weise versuchte, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die Nationalstaaten taten das erst im Ersten Weltkrieg. Daher stammt auch das geflügelt Wort: „Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit“. Seitdem ist die Propaganda Bestandteil des modernen Lebens.

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Aus Rache? Der Begriff „totaler Krieg“ stammt nicht zufällig aus den 1930er Jahren, als der Nationalsozialismus in Deutschland eine Blütezeit erlebte und die Menschen auf den nächsten weltweiten Konflikt vorbereitet wurden. Erich von Ludendorff (1865-1937) verstand genau, was da vorging und führte den Begriff mit seinem Buch Der Totale Krieg (1935) ein. General von Ludendorff war im Ersten Weltkrieg die rechte Hand von Paul von Hindenburg. Er war der Mei­ nung, das deutsche Volk habe sich im Krieg nicht hundertprozentig eingesetzt, und fand im Gegensatz zu Clemenceau, dass die Gesellschaft in Kriegszeiten voll­ ständig unter Militärkontrolle stehen sollte.

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Letzte Skizze des britischen Angriffsplans fĂźr die in Flandern geplante EN-Offensive, 18. Mai 1917

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1917 IN FLANDERN Nach der Zweiten Flandernschlacht im Mai 1915 hatte sich die Front in Flandern größ­ tenteils stabilisiert. Die großen Offensiven im Jahr 1916 fanden anderswo statt. Im Früh­ jahr des Jahres 1917 war eine neue große Operation auf belgischem Boden geplant.

Die ausweglose Situation durchbrechen Seit Herbst 1914 hielten die Deutschen den Hügelrücken rund um Ypern besetzt. Die Front verlief im Norden in der Form eines umgekehrten S rund um die Stadt Ypern und im Süden rund um Wijschate. Von ihrer strategisch günstigen Position aus hatten die Deutschen einen hervorra­ genden Ausblick auf die gesamte Region. Zwischen dem Winter 1914-1915 und dem Sommer 1917 wütete dort ein Stellungs­ krieg, es gelang aber keiner der beiden Parteien, eine Bresche in die gegnerischen Stellungen zu schlagen. Feldmarschall

Douglas Haig – seit September 1915 der Oberbefehlshaber der britischen Streit­ kräfte an der Westfront – glaubte, die aus­ weglose Situation in Flandern durch­brechen zu können. Im Frühjahr 1917 erhielten seine Pläne eine konkrete Form. Sie hat­ ten das Ziel, bei Ypern durchzubrechen, den Hügelrücken, der die Stadt umgab, einzunehmen, und dann nach Roeselaere vorzurücken. Sobald man dort angekom­ men war, sollte eine Offensive an der flä­ mischen Küste in Kombination mit einer Landoperation in Oostende gestartet wer­ den. Nach Überschreiten der feindlichen Linien sollte zu den Kanalhäfen – wo die deutschen U-Boote vor Anker lagen – und ins Hinterland marschiert werden, um die deutsche Front aufzurollen.

Uneinigkeit Über die Art und Weise, wie der Plan durch­ geführt werden sollte, war man sich jedoch nicht einig. Haig wollte einen schnellen und massiven Durchbruch. Die Generäle

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It is a weird, awful and terrible sight, yet somehow wildly beautiful. For my part, Ypres as it now is, has a curious fascination and aesthetically is far more interesting than the Ypres that was. Frank Hurley, 4 september 1917 Herbert Plumer (Befehlshaber der Zweiten Britischen Armee) und Henry Rawlinson (Befehls­haber der Vierten Britischen Armee) hingegen waren für einen schrittweisen Vormarsch. Zuerst sollten die deutschen Stellungen durch schweren Artilleriebe­ schuss zerstört werden und danach dann die Infanterie das Niemandsland durchque­ ren und im eroberten Gelände standhalten. Auch das britische Kriegskabinett befürwor­ tete diese bite and hold Taktik. Sie schien eine passende Antwort auf die deutsche

Verteidigung in der Tiefe zu sein, die Ende 1916 eingeführt wurde und aus einem Stütz­ punktesystem von Bunkern bestand. Die Anzahl der Soldaten an der Frontlinie war zurückgeschraubt und die Reserven ver­ stärkt worden. Wurde eine Bresche in die Linien geschlagen, dann konnten Stoß­ trupps sofort zum Gegenangriff übergehen und die Angreifer zurückdrängen. Am 7. Mai 1917 teilte Haig seine Pläne den Generälen mit. Hubert Gough, der Befehls­

Douglas Haig Der britische Oberbefehlshaber Douglas Haig hat zahlreiche großangelegte Militäroperationen an der Westfront befehligt: die Schlacht um Neuve-Chapelle (1915), die Schlacht an der Somme (1916), die Schlacht bei Arras und die Dritte Flandernschlacht (1917). Der Tribut an Menschenleben war dabei so groß, dass die Soldaten ihm den Spitznamen Butcher Haig (Metzger Haig) gaben. Nach dem Krieg erhielt Haig trotzdem eine Auszeichnung nach der anderen. 16  Ypern


haber der Fünften Britischen Armee, erhielt die Leitung der Offensive. Der Kavallerieof­ fizier war dafür bekannt, dass er einen Angriff hartnäckig und ungeachtet der Ver­ luste durchführte. Haig ignorierte die Ein­ wände des Kriegskabinetts, setzte seinen Willen durch und entschied sich für einen schnellen allgemeinen Durchbruch.

Die Ouvertüre – Schlacht bei Mesen Die Dritte Flandernschlacht bestand ei­ gentlich aus einer monatelangen Reihe von Offensiven und Gegenoffensiven. Die Vorbereitungen begannen bereits im April 1916, die eigentliche Schlacht hingegen dauerte vom 31. Juli 1917 bis zum 12. No­ vember 1917. Ziel der Schlacht war es, den Hügelrücken bei Mesen einzunehmen. General Plumer befahl die Unterminierung der deutschen Stellungen über eine Länge von 15 Kilo­

metern. Am 7. Juni 1917 wurden 19 der 24 Tiefenminen zur Explosion gebracht. Die gut vorbereitete Operation war erfolgreich. 80.000 Soldaten von neun Divisionen er­ oberten mit nur geringen Verlusten den Hügelrücken. Die neuseeländischen Trup­ pen, die Mesen besetzen sollten, stießen jedoch auf heftigen Widerstand. Die Mine Petit-Douve, die das Gelände für sie vor­ bereiten sollte, war von den Deutschen unschädlich gemacht worden.

Tunnelratten In seinem Roman Birdsong (1993, deutsche Übersetzung Gesang vom großen Feuer) schuf der britische Schriftsteller Sebastian Faulks ein erschreckendes Bild von der Arbeit der sogenannten „Tunnelratten“, der groben Bergleute und Tunnel­ bauer, die weit unter den deutschen Stellungen Minen verlegten.

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Trotz des Erfolgs der Minenschlacht ver­ säumten es die Briten, zur Hochebene von Geluveld durchzubrechen, hinter der die deutsche Artillerie Stellung bezogen hatte. Die deutschen Geschütze bedrohten des­ halb weiterhin die Flanke des Ypernbogens. Außerdem wurde der Befehl zur eigentli­ chen Offensive erst am 31. Juli 1917 erteilt, sodass die Deutschen genügend Zeit hat­ ten, ihre Stellungen zu verstärken.

Hush und Strandfest Ein vitaler Bestandteil des Haig-Plans war der Angriff des britischen XV Corps auf die Küste bei Nieuwpoort, der von einer Lan­ dungsoperation in Oostende unter dem Namen Operation Hush unterstützt werden sollte. Die Bestürmung sollte zusammen mit einem Durchbruch bei Ypern beginnen, was die Deutschen jedoch zu verhindern wussten. Am 10. Juli 1917 lancierte die deut­ sche Marinedivision die Operation Strandfest und eroberte den britischen Brück­ enkopf über der Ijzer in Nieuwpoort. 200

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Flugzeuge unterstützten den Vormarsch. Der Verlust des Brückenkopfes erschwerte einen möglichen Erfolg der britischen Land­ offensive entlang der Küste, da die Truppen jetzt zuerst die Ijzer überqueren mussten.

Nicht Geluveld, sondern Pilkem Ab 16. Juli 1917 bereiteten die Briten das Gelände mit besonders intensivem Artille­ riebeschuss vor. Am 31. Juli rückten dann 100.000 Mann verteilt über neun britische Divisionen auf die deutschen Stellungen vor. Im Norden baute die 1. Französische Armee eine defensive Flanke auf, um den Vormarsch der 5. Britischen Armee zu de­ cken. Die 4. Deutsche Armee unter dem Befehl von General Sixt von Armin berei­ tete sich darauf vor, den Angriff aufzufan­ gen. Auf der linken Flanke und im Zentrum der Front, d.h. in dem Bereich, den die bri­ tische Artillerie genau unter Beschuss genommen hatte, konnte die Infanterie 2 km weit vorstoßen, und zwar über den Hügel­


Wussten Sie das? Der berühmte deutsche Schriftsteller Ernst Jünger hat als junger Leutnant an der Schlacht bei Pilkem teilge­ nommen und in seinem Buch In Stahlgewittern (1920) auf unnach­ ahmliche Weise über das Chaos und die Schrecken dieser Zeit berichtet.

rücken von Pilkem bis nach Steenbeek. Auf der rechten Seite, auf der die Artillerie weniger ihr Ziel weniger genau getroffen hatte, war das nicht der Fall. Es gelang den Briten zwar noch, Stirling Castle und Bellewaerde Ridge einzunehmen, aber die Hochebene von Geluveld blieb in deutscher Hand.

A fine day’s work (Haig) Die britischen Truppen gelangten nur bis zur Hälfte des gesteckten Ziels: Es wurde nicht der Hügelrücken von Geluveld, son­ dern nur der von Pilkem eingenommen. Dabei verloren die Briten 30 bis 60 % ihrer Schlagkraft. Vor allem die deutschen Ge­ genangriffe forderten einen hohen Tribut. Außerdem konnten die deutschen Ge­ schütze von Geluveld aus den weiteren britischen Vormarsch unter Beschuss neh­ men. Nichtsdestotrotz sprach Haig von einem „schönen Arbeitstag“ und Gough über einen „erkennbaren Erfolg“. Inzwi­ schen verwandelten heftige Regenfälle das Gelände in einen Sumpf, der die Bewe­ gungen der Truppen und des Materials stark behinderte. Nach einem Vormarsch von nur 2 Kilometern kam die Offensive am 2. August zum Stillstand.

Wiederaufnahme ohne Resultat General Gough beschloss, die Eroberung der Hochebene von Geluveld aufzugeben. Ein frontaler Angriff auf diese Anhöhe war durch die starke deutsche Verteidigung zum Scheitern verurteilt. Gough entschied sich für einen Vormarsch über eine breite Front. Der Ergebnis der Schlacht bei Lange­ mark am 16. August war jedoch vor allem Ypern 19


aufgrund der mangelhaften Artillerieunter­ stützung enttäuschend. Bei den Angreifern machte sich Verzweiflung breit. Nur die nördliche Flanke der Front konnte etwas vorgeschoben werden. Die Franzosen er­ reichten ihr Ziel am Kortebeek und am Sint-­ Jansbeek. Die 29. Division war die einzi­ ge britische Einheit, die ihr Ziel erreichte. Langemark wurde eingenommen.

Wussten Sie das? Der deutsche Oberbefehlshaber und bayerische Kronprinz Rupprecht schrieb in sein Tagebuch, dass die britischen Gefangenen „am liebsten ihre eigenen Offiziere erschossen [hätten], die sie auf die Schlachtbank führten. Es sei genug der Schlächterei!“

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Positionen verbessern Trotz der ungünstigen Aussichten blieb Haig bei seinem ursprünglichen Plan. Gough akzeptierte das. Auch das Kriegs­ kabinett stimmte einer Fortsetzung der Offensive zu, obwohl die angestrebten Ziele nicht erreicht wurden. In der zweiten Augusthälfte und bis zum 12. September führten die Briten mehrere Angriffe durch, um die eroberten Positionen zu verbes­ sern. Der kaum erwähnenswerte Gelän­ degewinn führte jedoch zu starken Verlus­ ten auf beiden Seiten. Am 25. August überließ Haig die Eroberung der Hoche­ bene von Geluveld der Zweiten Armee von Herbert Plumer. Dieser General ging behutsamer vor als Gough und entschied sich für ein schrittweises Vorgehen. Durch das schöne Wetter und die Kampfpause war der Boden wieder getrocknet.


Plumer hat das Kommando

Polygon und Broodseinde

Am 20. September leitete die Zweite Armee von Plumer den Angriff über einer Länge von 20 km entlang des Meenseweg ein. Ziel war es, anderthalb Kilometer weit vor­ zudringen. Sowohl vor, als auch während der Offensive erfüllte die Artillerie eine wichtige Rolle. Die Intensität des Beschus­ ses war ungeheuerlich. Die 121. Deutsche Division und die Königlich Bayerische Ersatz-Division bekamen die volle Ladung. Auch die deutschen Stoßtruppen konnten den Angreifern nicht genug Widerstand bieten. Die Taktik der kleinen Schritte erwies sich als erfolgreich, die gesteckten Ziele wurden erreicht. In sieben Wochen war die Front sechs Kilometer weiter vorgescho­ ben worden.

Auch die Angriffe auf den Polygonwald und Zonnebeke bewiesen, dass die geänderte Taktik trotz der hohen Verluste erfolgreich war. Der britische Vormarsch stellte die deutsche Verteidigung in der Tiefe auf eine harte Probe. Am 4. Oktober plante Haig einen dritten Angriff. Die 1. und die 2. Aus­ tralische Division sollten dabei den Hügel­ rücken von Broodseinde erobern und die neuseeländische Division ’s Graventafel einnehmen. Nach noch heftigeren Ge­ fechten besaßen die Briten einen Teil von Poel­kapelle und eroberten Broodseine und ’s Graventafel. Nur am Meenseweg konn­ ten sie wieder keine Fortschritte verzeich­ nen. Plumer hatte genug und beendete

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die Offensive am 4. Oktober. Der Hügel­ rücken blieb in deutscher Hand, die Ver­ luste waren enorm.

Wussten Sie das? Der Commonwealth of Nations war ein Verbund aus 53 Ländern, zu dem u. a. das Vereinigte Königreich, Irland (bis 1949), Kanada, Indien, Austra­ lien und Neuseeland gehörten. Hunderttausende von Soldaten des Commonwealth verloren im Ersten Weltkrieg ihr Leben. Viele von ihnen wurden in Belgien beigesetzt.

Passendale I Am 4. Oktober 1917 begann es wieder zu regnen. Das Gelände war so unzugäng­ lich, dass weder Geschütze noch Munition angeliefert werden konnten. Alles versank im Schlamm. Trotz des Widerstands seines Generals Plumer wollte Haig wieder angrei­ fen. Auch der Premierminister Lloyd unter­ nahm nichts, um Haig und die Offensive zurückzuhalten. Am 9. Oktober scheiterte der Versuch, das kleine Dorf Passendale zu erobern, an den deutschen Maschinen­ gewehren und dem Stacheldraht. Nur an der nördlichen Front konnte ein Fortschritt verzeichnet werden. Die beim Angriff am 12. Oktober entstandenen Verluste waren wieder unglaublich hoch. Vor allem den Neuseeländern erging es schlecht. Haig begriff, dass die Angriffe nur bei gutem Wetter durchgeführt werden konnten. Die Deutschen sahen von ihrer flexiblen Ver­ teidigung mit Stoßtrupps ab und verstärk­ ten die Frontlinie. 22  Ypern

Passendale II Ende Oktober hatten sich Alliierten bei ihrem Vormarsch in Richtung Passendale festge­ fahren. Das zerstörte Dorf hätte eigentlich bereits am ersten Tag der Offensive einge­ nommen werden sollen. Die Kanadier unter dem Befehl von Arthur Currie lösten die erschöpften britischen, australischen und neuseeländischen Divisionen ab. Genau wie sein Kollege Plumer entschied sich auch Generalleutnant Currie für ein schritt­ weises Vorgehen. Er plante einen dreima­ ligen Artilleriebeschuss, dem jeweils ein halber Kilometer Geländegewinn folgen sollte und das über eine nur knapp 3 km breite Front. Am 26. Oktober war es dann soweit. Das erste Ziel wurde erreicht: Die Kanadier eroberten die deutschen Bun­ ker nach hartnäckigen Zweikämpfen. Die zweite Angriffswelle begann am 30. Okto­ ber. Dabei konnten die Kanadier erneut Er­ folge verbuchen. Die Verluste waren jedoch enorm: Die meisten Bataillone verloren über die Hälfte ihrer Soldaten. Nichtsdestotrotz


We arrived at Hooge, where the tunnellers are excavating a series of underground dugouts, which will be occupied by the headquarters of our infantry. It is a wretched job as they are working 25 feet below the surface level and most of the time knee-deep in mud. From the roof trickles water and mud, which they jocularly term ‘hero juice’, on account of it percolating through tiers and tiers of buried corpses. Frank Hurley, 17 september 1917

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nahmen die kanadischen Truppen am 6. November endlich Passendale ein. Der Hügelrücken, um den es bei der Schlacht letztendlich ging, konnte größtenteils er­ obert werden. Nur das Stück in Richtung Westrozebeke und die Hochebene von Geluveld blieben trotz eines neuen Angriffs am 10. November in deutscher Hand.

Ende und Ergebnis Der Oberbefehlshaber Douglas Haig been­ dete am 12. November 1917 die Dritte Flan­ dernschlacht. Der Durchbruch durch den Ypernbogen war misslungen und der Geländegewinn nicht der Rede wert. Das war aber noch nicht alles: Die Briten konn­ ten das eroberte Gebiet kaum verteidigen und mussten es im Frühjahr 1918 ohne große Gegenwehr wieder preisgeben. Die Verluste betrugen grob geschätzt insge­ samt 450.000 Mann, eine unglaubliche Zahl an Opfern für eine Verschiebung der Front von nur acht Kilometern.

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Dritte Flandernschlacht 1917 Phase 1: 31. Juli – 28. August   Schlacht bei Pilkem (31. Juli)   Schlacht bei Westhoek (10. August)   Schlacht bei Langemark (16. August) Phase 2: 20. September – 12. Oktober   Schlacht am Meenseweg (20. September)   Schlacht am Polygonwald (26. September)   Schlacht bei Broodseinde (4. Oktober)   Schlacht bei Poelkapelle (9. Oktober)   Erste Schlacht bei Passendale (12. Oktober) Phase 3: 26 oktober – 10 november   Zweite Schlacht bei Passendale


FRANK HURLEY & DIE DRITTE FLANDERNSCHLACHT

konnte, verlieh man ihm den Grad eines Hauptmanns. Unterstützt von einem Chauf­ feur und einigen Hilfskräften machte er sich mit seinem Kollegen, dem 2. Leutnant Hubert Wilkins, an die Arbeit. Die Leitung des Dienstes hatte Charles Bean. Der offi­ zielle Historiker der australischen Armee maß der genauen und objektiven Dar­ stellung der Realität große Bedeutung bei. Diese Arbeit übernahm Wilkins. Hurley machte vor allem Aufnahmen, die in der Presse und zu Propagandazwecken ver­ wendet wurden.

Bewegend und scharfsinnig

Die Vorstellung, die wir heute von den schrecklichen Ereignissen an der Front haben, wurde u. a. durch die eindrucksvol­ len Fotos von Frank Hurley geprägt: eine von Bombentrichtern durchfurchte und mit Trümmern übersäte Landschaft, die in einen riesigem Schlammsee verwandelt worden war, mit kaum erkennbaren Silhouetten, die – wenn man genauer hinschaute – Men­ schen waren.

Die lebensgefährlichen Umstände, unter denen Hurley und Wilkins ihren Job aus­ übten, hatten manchmal zur Folge, dass die Aufgabenverteilung nicht respektiert werden konnte. Der überwältigende Ein­ druck, den der Krieg auf die Fotografen machten, geht aus jeder Seite des Tages­ buchs hervor, das Hurley führte. Er notierte darin genau die Orte, die durchgeführten Aktionen und die Gefühle, die er dabei hatte. Im Auge des Sturms, aber mit der Distanz eines Berufsfotografen war Hurley ein bemerkenswert scharfsinniger Beob­ achter des Kriegsgeschehens. Genau wie seine ergreifenden Fotos und Filme war auch sein Tagebuch ein mitreißendes Zeug­­nis des grausamsten Krieges in der Geschichte der Menschheit.

Kriegsgedächtnis

Systematisch

Im Sommer 1917 stellte die australische Armee Frank Hurley ein, um den Krieg mit Fotos und Filmen zu dokumentieren. Damit er sich ungehindert an der Front bewegen

Hurley und Wilkins kamen Ende August 1917 an der Front bei Ypern an. Bean führte sie in den ersten Tagen in der Mondland­ schaft herum, die ihr Arbeitsgebiet werden Ypern 25


sollte. Was sie dort zu sehen bekamen, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Hur­ ley notierte in sein Tagebuch: „Was für eine teuflische Aussicht. Alles ist bis zum Horizont weggeschossen.“ Hurley ging bei seinem Versuch, alle Aspekte des gna­ denlosen Kampfes darzustellen, sehr sys­ ­­­­­tematisch vor. Er machte Aufnahmen und Filmserien von der Artillerie, den Tunnel­ bauern, den Kriegsgefangenen, den Schüt­ zengräben, den Unterschlüpfen und den Truppen, die an die Front marschierten.

Verrückt Vor allem die Bilder, die Hurley machte, als er im Sog der Truppen mit vorrückte, sind sehr stark. Er war fortwährend auf der Suche nach dem einen Bild, das die Essenz des Krieges erfasste. Weder Scharfschützen, noch herumfliegende Granatsplitter konnten ihn daran hindern. Aufgrund seiner risiko­ vollen Aktionen erhielt er schon bald den Spitznamen mad photographer. Hurley woll­ te durch seine sensationellen Aufnahmen

Ein abenteuerlicher Kerl Der 1885 geborene Hurley hatte bereits vor seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg ein bewegtes Leben hinter sich. Im Alter von nur 14 Jahren verließ er sein Elternhaus, um in der Stahlindustrie zu arbeiten. Nach ein paar Jahren kehrte er zu seinen Eltern zurück, ging wieder zur Schule und fand Arbeit als Techniker. Als er die Fotografie kennenlernte, war sein Schicksal besiegelt. 1905 wurde er Berufsfotograf und spe­ zialisierte sich auf die Herstellung von Ansichtskarten. Die Experimente, mit denen er Aufmerksamkeit erregte, und die Originalität seiner Kompositionen bewiesen, dass er einiges zu bieten hatte. 1911 nahm er an der Südpol­expedition von Douglas Maw­ son teil. Drei Jahre später war er wieder in der Antarktis, dieses Mal als Fotograf der Imperial Trans-Antarctic Expedition unter der Leitung von Ernest Shackle­ ton. Der Versuch der Expedition, zum ersten Mal den Südpol zu überqueren, schlug jedoch fehl. Das Schiff geriet ins Packeis und wurde zermalmt. Hurley legte den Untergang des Schiffs auf einer Reihe von Fotos fest, die man als eine Art Timelapse-Fotografie (Zeitraf­ fer) avant la lettre bezeichnen kann. Um seine Abenteuer finanzieren zu können, fotografierte er zwischendurch u. a. auf Java. Seine Bilder sollten Tou­ risten dazu anregen, diese exotischen Orte zu bereisen. 26  Ypern


des Kampfes nicht nur das Publikum über das gewaltsame Kriegsgeschehen infor­ mieren, sondern auch bezeugen, dass die Australier tapfere Soldaten waren. Dass ihn das Kriegsleid tief berührte, geht aus zahl­ losen Tagebuchfragmenten deutlich hervor.

Photoshoppen? Hurleys fieberhafte, aber vergebliche Ver­ suche, durch die Linse das ultimative Bild des Krieges einzufangen, führten zu der Erkenntnis, dass die Kriegsrealität viel zu überwältigend war, um sie auf diese Weise darzustellen. Er fand jedoch eine Lösung in Form zusammengestellter Bilder, die seiner Meinung nach die Wirklichkeit des Krieges eindringlicher und glaubwürdiger zeigten. Diese Arbeitsweise fand jedoch keine Gnade bei Hurleys Vorgesetztem Bean. Er bezeichnete die Fotomontage als unzu­ lässige Manipulation. Bean war um seine Glaub­­würdigkeit als Historiker besorgt und wurde dabei vom Generalstab unter­ stützt. Hurley weigerte sich nachzugeben und kündigte.

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Wussten Sie das? Auch andere Kriegsfotografen hat­ ten Probleme mit der trockenen foto­ grafischen Wiedergabe von Kriegs­ szenen. Sie waren der Meinung, dass derartige Aufnahmen für eine Dar­ stellung der emotionalen Wirklichkeit nicht ausreichten. Ein berühmtes Foto von Alexander Gardner, einem der allerersten Kriegsfotografen, zeigt einen getöteten Scharfschützen im amerikanischen Bürgerkrieg (1863). Später kam heraus, dass Gardner dabei der Wirklichkeit ein wenig nach­ geholfen hatte, weil er die Leiche an eine andere Stelle verlegt hatte. Auch das bekannteste Foto des berühmten Fotografen Frank Capa – der Tod eines repub­ likanischen Kämpfers im spanischen Bürgerkrieg – soll inszeniert worden sein.

Weg aus Flandern

Erfolg und Fehleinschätzung

Inzwischen hatte Hurley die Genehmigung erhalten, im Frühjahr 1918 seine Montagen unter dem Titel Australian War Pictures and Photographs in den Grafton Galeries in London auszustellen. Der Generalstab erlaubte ihm, sechs Vergrößerungen mit kombinierten Aufnahmen zu zeigen. Das Publikum musste aber darüber informiert werden, dass es sich um zusammenge­ stellte Fotografien handelte. Hurley zog seine Kündigung zurück und machte sich wieder an die Arbeit. Am 9. November 1917 erhielt er den Befehl, das Kriegsgeschehen in Ägypten und Palästina mit visuellem Material zu dokumentieren. Hurley verließ Flandern mit dem Gefühl, dass er seine Arbeit dort abrunden konnte.

Im Mai 1918 konnte das Publikum Hurleys Werk in London bewundern. Ein imposan­ tes Spitzenstück war das zusammenge­ stellte Foto The Raid. Die 6 x 4,75 Meter große Vergrößerung hat auch heute noch nichts von ihrem spektakulären Charakter eingebüßt. Die Ausstellung war sehr er­ folgreich und wurde täglich von bis zu 1.000 Besuchern besucht. Hurley war zufrieden. Die Uneinigkeit über die zusammengestell­ ten Bilder blieb aber nicht ohne Folgen. Hurley erhielt für seine Arbeit bei der Drit­ ten Flandernschlacht nur eine ehrenvolle Erwähnung und wurde nicht wie Wilkins mit einem Orden ausgezeichnet. Seine Beziehung zur Armee verschlechtere sich so sehr, dass er am 11. Juli 1918 um seine Entlassung aus der Armee ersuchte. Da­ nach fotografierte Frank Hurley nur noch auf dem Südpol.

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IAN ALDERMAN. RECOVERING THE PAST Zwei verwandte Welten Der Londoner Fotograf Ian Alderman arbei­ tete in den vergangenen fünf Jahren an dem Fotoprojekt Recovering the Past und mach­ te dabei jeweils eine Kollage von zwei ver­ wandten Fotos, die qua Ort und Zeit jedoch weit auseinander liegen. Jeweils ein Bild ist eine zeitgenössische digitale Aufnahme mit hoher Auslösung von den Arbeiten der DOVO-Soldaten, die beim Minenräum­ dienst, dem Dienst voor Opruiming en Vernietiging van Ontploffingstuigen, ar­ beiten. Das andere Bild wurde im Ersten Weltkrieg aufgenommen und zeigt austra­ lische Soldaten in Belgien und Frankreich. Die historische Fotosammlung, aus der Alderman sein Material bezog, besteht aus Glasplatten, von denen Scans zur Verfü­ gung stehen. Alderman wählte die Bilder aufgrund ihres erzählerischen Werts, ihrer Deutlichkeit und ihres künstlerischen Bei­ trags zu seinem Projekt aus. Aldermans Montagen verbinden die Kriegsvergangen­ heit mit den riskanten Minenräumungen der DOVO-Einheiten in der Gegenwart. Die Munition, die auf jedem Bild vorkommt, stellt die Beziehung zwischen den beiden Geschichten her. Alderman hat sich bei seinen Montagen von dem Gemälde Das Menentor um Mitternacht des australischen Künstlers William Longstaff, sowie von den Fotos des le­ gendären Frank Hurley inspirieren lassen. Recovering the Past legt auf diese Weise Zeugnis ab vom Kampf der australischen 32  Ypern

Truppen an der flämischen Front. Außer­ dem ist das Projekt eine Hommage an den Mut der belgischen Minenräumer. Die zwei zu einem Bild vereinten Welten ergänzen einander. Manchmal wird diese Begeg­ nung noch durch zusätzliche Hinweise wie ge­schriebene Notizen oder die visuelle Beziehung zwischen den damaligen Gas­ masken und den modernen biochemi­ schen Schutzanzügen der Mitarbeiter von DOVO verstärkt.

Wussten Sie das? Die DOVO-SEDEE räumt in Westflan­ dern jährlich rund 150 Tonnen Spreng­ körper. Bis 1972 wurden alle Blind­ gänger ins Meer geworfen, danach war es gesetzlich verboten. Seitdem bringt DOVO alle Sprengkörper in sein Depot in Poelkapelle, wo sie von Spezialisten mit der Hand gesäubert und dann nach Herkunft (deutsch, britisch oder französisch) und Art (Zündung, Länge und Kaliber) sortiert werden. Granaten, die nur Sprengstoff enthalten, werden auf offenem Ge­ lände eingegraben und zur Explosion gebracht. 5 % der Granaten enthalten giftige Stoffe wie Chlorgas, Senfgas oder Phosgen und werden demontiert.


Ian Alderman über Recovering the Past „Dieses Projekt ist die visuelle Anerken­ nung von zwei gesonderten Geschichten, die durch ein Jahrhundert voneinander ge­ trennt sind. Meine Sympathie für die Sol­ daten, die im Ypernbogen gekämpft haben, wird an meine Hochachtung für die Minen­ räumer der DOVO gekoppelt. Ich fühle mich nicht dazu berufen, in den Krieg zu ziehen, daran teilzunehmen oder dessen unmittel­ bare Folgen zu fotografieren. Aber ich emp­ finde eine große Sympathie für diejenigen, die keine andere Wahl hatten. Es ist un­ möglich zu verstehen, wie einfache Men­ schen – Bäcker, Bauernknechte, Parkwäch­ ter… – mit den täglichen Grausamkeiten

des Kriegs umgingen: Sie waren von ihrem normalen friedlichen Leben abgeschnitten, weit weg von allem, was sie lieb hatten, und dazu gezwungen, an einem europäischen Krieg teilzunehmen, bei dem sie nur Zer­ störung und ein Grab in fremder Erde er­ wartete. Was müssen die empfunden haben, die sicher nach Hause zurückkehrten und dort merkten, dass ihre Kriegserlebnisse nicht ihrem Wert entsprechend geschätzt wurden? Darüber denke ich bei jedem Be­ such des Ypern­bogens nach. Eine pas­ sende Antwort gibt es nicht, aber die Bilder dieses Projekts bezeugen meine Gedan­ ken. Das Projekt Recovering the past ver­ leiht den australischen Männern zwar keine Stimme, aber es bietet ihnen ein Forum, das sie sichtbar macht.“

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Wald bei Houthulst

Bikschote Steenstraat

Poelkapelle Langemark

Pilkem

Boezinge

Passendale St.Juliaan Gravenstafel Broodseinde

Ypern

Polygonwald

Hooge

Beselare Dikkebus

Geluveld St.Eloois

Linie der Alliierten am 7. Juni 1917

Wijtschate

Britische Eroberungen bis zum 15. Juni 1917 Linie der Alliierten am 31. Juli 1917 Britische Eroberungen bis zum 4. Oktober 1917

Mesen

Linie der Alliierten am 10. November 1917

Nieuwkerke

0

1

2

3

4

5

6

7 km.

Der Verlauf der Dritten Flandernschlacht, von der Ausgangsposition am 7. Juni 1917 bis zum Ende der Gefechte am 10. November 1917

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INFORMATIONSMODULE

YPERNBOGEN

31. Juli 1917. Nach einer Woche heftigen Artilleriebeschusses auf die feindlichen Stellungen gingen die alliierten Streitkräfte over the top. Der Plan des Oberbefehlsha­ bers Douglas Haig, die deutsche Front zu durchbrechen und sich einen Weg zu den Kanalhäfen – und somit zum Endsieg – zu bahnen, sollte jetzt in die Tat umgesetzt werden. Aber es kam ganz anders. Die britischen und französischen Einheiten versuchten vergeblich, die gut vorbereite­ ten deutschen Stellungen zu durchbre­ chen. Das schlechte Wetter und der erbit­ terte Widerstand sorgten vier Monate lang für extremes menschliches Leid. Die Ausgangspunkte Nord, Ost und Süd entlang des Ypernbogens bieten Ihnen eine Übersicht der Lage während der Vorberei­ tung und des Verlaufs, sowie nach Ablauf des Angriffs in den ersten Tagen der Dritten Flandernschlacht.

Ausgangspunkt Nord Im Wohnhaus des wiederaufgebauten Bau­ ernhofs Klein Zwaanhof erhalten Sie In­ formationen über die Gefechte, die an der Front des Bogens stattfanden, der von Wieltje über Pilkem Ridge zur Kanalzone

(Boezinge) verlief. Dort stand die Guards Division, die mit Unterstützung der franzö­ sischen Truppen am Kanal für den Schutz der linken Flanke der Briten zuständig war.

Ausgangspunkt Ost Das Informationsmodul steht an der Ge­ denkkapelle, die neben dem wiederauf­ gebauten Schloss (jetzt Hotel Kasteelhof ’t Hooghe) und gegenüber dem imposanten Soldatenfriedhof Hooge Crater Cemetery liegt. Hier befand sich der Schwerpunkt der britischen Offensive, die das Ziel hatte, den Meenseweg und die Hochebene von Gelu­ veld zu erobern. Der Kampf war besonders heftig und brachte unsagbar viel mensch­ liches Leid mit sich.

Ausgangspunkt Süd In der Provinzialen Domäne De Palingbeek erfahren Sie mehr über die britischen Divi­ sionen und die Einheiten des Common­ wealth, die im südlichen Sektor des Ypern­ bogens von Hill 60 (Wervikstraat, Zillebeke) bis Sint-Elooi zum Einsatz kamen. Durch die Explosion der Tiefenminen und den starken Artilleriebeschuss war die frühere Landschaft nicht wiederzuerkennen.

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WAS KANN MAN IN YPERN ALLES MACHEN ? Staden

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12 Heuvelland

In Flanders Fields Museum Grote Markt 34, 8900 Ypern Im In Flanders Fields Museum erfah­ ren Sie alles über die Geschichte des Ersten Weltkriegs im westflämischen Frontgebiet.

2 Menentor Menenstraat, 8900 Ypern Das bekannteste Kriegsdenkmal des Commenwealth aus dem Ersten Welt­ krieg trägt die Namen von 54.896 ver­ missten Soldaten. Jeden Tag wird dort um 20.00 Uhr der Zapfenstreich Last Post geblasen. 36  Ypern

Zonnebeke

7 8 10

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3 Essex Farm Cemetery und Gedenkstätte Diksmuidseweg 146, 8904 Boezinge (Ypern) Der kanadische Arzt John McCrae schrieb auf diesem Friedhof 1915 das welt­berühmte Gedicht In Flanders Fields. 4 Ausgangspunkt Ypernbogen Nord, Bauernhof Klein Zwaanhof und Yorkshire Trench Kleine Poezelstraat 6, 8904 Boezinge (Ypern)

7

Hooge Crater Museum und Ausgangspunkt Ypernbogen Ost Meenseweg 467, 8902 Zillebeke (Ypern) Privatmuseum mit lebensgroßen Re­ konstruktionen von Szenen des Ersten Weltkriegs, sowie einer umfangreichen Sammlung von Waffen, Ausrüstungen und Fotos. Im nahegelegenen Aus­ gangspunkt erfahren Sie mehr über die Bildung der Front und die Ereignisse in der Mitte des Ypernbogens.

An diesem Ausgangspunkt erhalten Sie Informationen über die Bildung und Ent­ wicklung des nördlichen Bogens. In fuß­ läufiger Entfernung liegt der ehemalige britische Schützengraben Yorkshire Trench, der heute auch zu dieser edu­ kativen historischen Stätte gehört. 5 New Irish Farm Cemetery Briekestraat, 8900 Sint-Jan (Ypern) Soldatenfriedhof des Commonwealth mit über 4.500 Gräbern. 6 Saint Charles de Potyze Zonnebeekseweg 385, 8900 Ypern Auf diesem Friedhof ruhen über 4.000 französische Soldaten. 600 unbekannte Soldaten fanden in einem Massengrab ihre letzte Ruhestätte.

8 Hooge Crater Cemetery Meenseweg 479, 8902 Zillebeke (Ypern) Auf diesem Soldatenfriedhof des Com­ monwealth liegen 5.800 gefallene Sol­ daten. Er entstand im Oktober 1917, nachdem „Hooge“ zu Anfang der Dritten Flandernschlacht in die Hände der Alli­ ierten gefallen war. Ypern 37


9 Hill 60 Zwarteleenstraat, 8902 Zillebeke (Ypern)

britische Friedhöfen in der Westhoek. Die Gartenarchitektur macht den Bed­ ford House Cemetery zu einer einzig­ artigen Gedenkstätte des Ersten Welt­ kriegs. 12 Minenkrater Sint-Elooi Rijselseweg 214, 8902 Voormezele (Ypern) Im Weiler Sint-Elooi brachten Briten und Deutsche eine Menge Tiefenminen zur Explosion. Der Krater in Sint-Elooi ist durch die Sprengung der größten Tie­ fenmine in der Minenschlacht 1917 entstanden.

Dieser künstliche Hügel aus dem Jahr 1850 ist vor allem aufgrund der unter­ irdischen Kriegsführung bekannt, die im Ersten Weltkrieg stattfand. Die heu­ tige Landschaft ist durch die Explosion der Tiefenminen am 7. Juni 1917 ent­ standen.

13 Ausgangspunkt Ypernboog Zuid, The Bluff Provinziale Domäne De Palingbeek, Palingbeekstraat 18, 8902 Zillebeke (Ypern)

10 Hill 62 Canadalaan, 8902 Zillebeke (Ypern) Dieser strategisch gut gelegene Hügel geriet 1916 vorübergehend in deutsche Hände, bis es kanadischen Truppen ge­lang, den Hügel trotz enormer Ver­ luste zurückzuerobern. 11 Bedford House Cemetery Rijselseweg 152, 8902 Zillebeke (Ypern) Dieser Soldatenfriedhof liegt auf dem ehemaligen Gelände des Schlosses Rosendael und gehört zu den größten

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Dieser Ausgangspunkt bildet die Pforte zu einer einzigartigen Kriegslandschaft. Hier werden sowohl der unterirdische Krieg, als auch die Bildung und Ent­ wicklung des südlichen Bogens näher beleuchtet.


RADFAHREN   Route Ypernbogen (36 km) Der Ypernbogen entstand Ende Oktober 1914. Es bildete sich eine bogenförmige Front rund um die Stadt. Die Truppen gru­ ben sich ein und hoben ein System von Schützengräben und Minenstollen aus. Von Mai 1915 bis August 1917 blieb der „Kleine Ypernbogen“ nahezu unverändert. Es fie­ len eine halbe Million Soldaten aus über 50 Nationen. The Salient wurde dadurch eine der Ieperboog berüchtigtsten Regionen an der Westfront. Auf die­ ser Radtour entdecken Sie die Frontlinie rund um Ypern.

Hill 60 und die John Mc Crae-Gedenkstätte entführen Sie in die Zeit von 1914-1918. Start Ypern

de westhoek

YPRES SALIENT

FROM BATTLEFIELD TO KILLING FIELD

TOURIST CAR ROUTE 14-18 ieper

70 km

Die Broschüren zu den Routen sind bei Tourismus Ypern oder online shop.westtoer.be erhältlich.

de westhoek

Ypres Salient

FIETSROUTE 14-18 • CYCLE ROUTE 14-18 ITINÉRAIRE CYCLISTE 14-18 • FAHRRADROUTE 14-18

36 km

Start Ypern

Route Minenschlacht (42 km) Siehe S. 94

MIT DEM AUTO   Autoroute „Ypres Salient“ (70 km) Auf dieser Autoroute erfahren Sie etwas über die Geschichte der Front rund um Ypern und den Großen Krieg in der West­ hoek. Wichtige Sehenswürdigkeiten wie der Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery, der Studentenfriedhof in Langemark, das Memorial Museum Passchendaele 1917,

IM FOKUS ComingWorldRememberMe CWRM will erinnern, helfen, nachdenken und verbinden, und bringt deshalb Men­ schen in weltweit veranstalteten Workshops zusammen. Dort kann jeder eine kleine Tonskulptur modellieren, die an jeden im Ersten Weltkrieg auf belgischem Boden gefallenen Soldaten erinnern soll. Ziel der Initiative ist es, am Ende der Gedenkperi­ ode über 600.000 kleine Tonskulpturen zu verfügen. Im Frühjahr 2018 werden alle 600.000 Skulpturen einen zentralen Platz in der gläsernen Land-Art-Installation des Künst­ lers Koen Vanmechelen in der Provinzialen Domäne De Palingbeek in Ypern erhalten. An dieser Stelle befand sich im Ersten Welt­ krieg das Niemandsland des Frontgebiets rund um Ypern. Die Gefechte waren dort besonders hart und heftig. Die Installation soll uns deshalb an die Sinnlosigkeit des Ypern 39


Krieges – gestern, heute und morgen – er­ innern. Durch das Engagement aller wird dieses Kunstwerk ein Friedenssymbol, das Grenzen und Generationen überschreitet.

Workshop Ypern Di – Sa, 13.30–18.00 Uhr De Kazematten, Bollingstraat 1, Ypern +32 (0)58 62 39 29 www.cwrm.be cwrm@vzwkunst.be www.facebook.com/ comingworldrememberme

Gedenkbäume Es dauert nur 15 Minuten, eine kleine Skulp­ tur zu modellieren. Die Patenschaft kostet 5 Euro. Die Hälfte dieses Betrags wird direkt an eine Hilfsorganisation für Kinder über­ wiesen, die infolge von Kriegssituationen in physischer oder psychischer Not verkeh­ ren. Jeder Pate und jede Patin erhält ein Zertifikat der Teilnahme und eine Erken­ nungsmarke mit CWRM-Stempel. Das Pro­ jekt wird im Auftrag der Provinz Westflan­ dern durchgeführt und ist Bestandteil des umfangreichen Projekts GoneWest/Reflec­ tions on the Great War. Nehmen Sie an diesem einzigartigen Projekt teil und werden Sie Pate oder Patin! Sie können eine kleine Skulptur in einem Workshop oder in einem der festen Ateliers in Ypern oder Nieuw­ poort anfertigen, oder online Pate oder Patin werden. Vielleicht möchten Sie ja auch gern selbst ein mobiles Atelier veranstalten?

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In der Yperner Landschaft wird die Front auf subtile Weise mit 138 Gedenkbäumen angegeben. Die hochstämmigen Ulmen markieren den Frontverlauf von 1915 bis 1917. Mit der Ypres Salient Trees-Appli­ kation können Sie sich selbst auf Entde­ ckungstour im Ypernbogen begeben. Luft­ aufnahmen helfen dabei, ein Bild von damals und heute zu skizzieren.

Sie können die App kostenlos im Apple App Store und im Google Play Store downloaden.


Menentor

Der Zapfenstreich Last Post

Das Menentor ist das bekannteste Denk­ mal des Commonwealth in Flandern. In die Steinplatten wurden die Namen von 54.896 Soldaten eingemeißelt, die im Ypbernbo­ gen als vermisst gemeldet wurden und kein bekanntes Grab haben. Sie finden dort die Namen der Soldaten, die bis zum 15. Au­ gust 1917 gefallen sind. Außerdem enthält das Denkmal auch die Namen aller Ver­ missten aus den Gebieten in Übersee (außer Neuseeland). Die Namen der 34.957 Soldaten, die vom 16. August 1917 bis zum Kriegsende als vermisst gemeldet wurden, stehen auf den Tafeln des Soldatenfried­ hofs Tyne Cot Cemetery in Passendale (Zonnebeke). Das Menentor wurde an der Stelle des mittelalterlichen Tors errichtet, durch das die britischen Truppen an die Front marschierten, um dort den Ypern­ bogen zu verteidigen.

Seit 1928 erklingt jeden Abend pünktlich um 20.00 Uhr unter dem imposanten Menen­ tor der Zapfenstreich Last Post, der letzte Gruß an die Gefallenen. Die bewegende Zeremonie wird von den Trompetern der Last Post Association gespielt. Am 11. November um 11.00 Uhr findet ein speziel­ ler Zapfenstreich Last Post zum Gedenken an den Waffenstillstand statt. Da die ehe­ maligen Feinde fast genauso große Ver­ luste zu verzeichnen hatten, nehmen auch sie an dieser bewegenden Gedenkfeier teil.

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THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   1917-Tour Tagesprogramm 10.00 – 12.00 Uhr: In Flanders Fields Museum (siehe S. 7) Lakenhallen, Grote Markt 34, 8900 Ypern 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch

Passchendaele-tour Tagesprogramm 10.00 – 12.00 Uhr: Memorial Museum Passchendaele 1917 (siehe S. 45) Berten Pilstraat 5, 8980 Zonnebeke 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch 13.30 – 14.30 Uhr: Polygonwald (siehe S. 71)

14.00 – 14.30 Uhr: Besucher­ zentrum Het Heuvelland (siehe S. 79) Sint-Laurentiusplein 1, 8950 Kemmel (Heuvelland) 14.30 – 15.00 Uhr: Pool of Peace (siehe S. 93) Kruisstraat, 8953 Wijtschate (Heuvelland)

15.30 – 16.30 Uhr: Soldaten­ friedhof Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke) 42  Ypern

Lange Dreve 5, 8980 Zonnebeke

14.30 – 15.30 Uhr: Soldaten­ friedhof Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke) 16.00 – 17.00 Uhr: Guynemer-Pavillon (siehe S. 113) Brugseweg 126 – 128, 8920 Poelkapelle (Langemark-Poelkapelle) 17.30 – 18.30 Uhr: Lijssenthoek Military Cemetery (siehe S. 127) Boescheepseweg 35, 8970 Poperinge


ESSEN UND TRINKEN Hooge Crater Museum Gegenüber vom Hooge Crater Cemetery befindet sich ein einzigartiges Museum über den Ersten Weltkrieg und ein Themen­ lokal in einer restaurierten Kapelle. Aufgrund der Rekonstruktionen von Kriegsszenen, sowie der umfangreichen Sammlung von Waffen, Ausrüstungen und Fotos ist dieses Museum wirklich zu empfehlen. In der ge­ mütlichen Cafeteria können Sie eine beein­ druckende Sammlung von Trench Art be­ wundern und flämische Köstlichkeiten oder ein Wipers Times-Bier aus der Region ge­ nießen. Gleich neben dem Museum befin­ det sich der Ausgangspunkt Ost des Ypern­ bogens. Hooge Crater Museum Meenseweg 467 8902 Ypern (Zillebeke) +32 (0)57 46 84 46 www.hoogecrater.com

Weitere kulinarische Adressen in Ypern und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

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Hooglede Alveringem

Lo­ Reninge

ZONNEBEKE Vleteren

Houthulst Staden

Moorslede

Poperinge Ypern

Zonnebeke

Wervik

Heuvelland Mesen

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Roeselare

Langemark­ Poelkapelle


MEMORIAL MUSEUM PASSCHENDAELE 1917

Im MMP 1917 wird auf eine ergreifende Weise die Geschichte des Ersten Weltkriegs erzählt. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Dritte Flandernschlacht, die auch unter dem Namen Schlacht um Passendale

BESUCHER­ INFORMATIONEN Memorial Museum Passchendaele 1917

bekannt ist. Zwischen dem 31. Juli und dem 10. November 1917 fielen ungefähr 450.000 Soldaten für eine Verschiebung des Front­ verlaufs von nur 8 km. „Passchendaele“ ist deshalb ein Symbol für die große Sinn­ losigkeit dieser totalen Kriegsgewalt. Das MMP 1917 kombiniert die interaktive Aus­ stellung eines zeitgenössischen Museums mit dem außer­­gewöhnlichen Erlebnis in einem Dugout (unterirdischen Unterschlupf) und einem Trench (Schützengraben).

Berten Pilstraat 5A 8980 Zonnebeke

WEITERE INFORMATIONEN +32 (0)51 77 04 41 info@passchendaele.be www.passchendaele.be Veranstaltungen: www.passchendaele2017.org Täglich geöffnet von 09.00 – 18.00 Uhr Zonnebeke 45


VILLA ZONNEDAELE & TYNE COT CEMETERY

Die Ausstellung Passchendaele 1917. Landschaft im Krieg in der Villa Zonnedaele zeigt, wie die Landschaft 1917 beide Armeen dazu zwang, ihre Taktiken, Angriffs­ methoden und Logistik auf sie abzustim­ men. Auch die physischen und psychi­­schen Auswirkungen der Kraterlandschaft auf die einfachen Soldaten werden näher beleuch­ tet. Das Schlossgelände Zonnebeke, auf dem sich das MMP 1917 und das Touris­ musbüro befinden, ist ein idealer Aus­ gangspunkt für eine Entdeckungstour ent­ lang der Schlachtfelder von 1917.

In weniger als 3 km Entfernung befindet sich u. a. der bekannte Tyne Cot Cemetery. In dem neu eingerichteten Besucher­ zentrum dieses weltweit größten Soldaten­ friedhofs des Commonwealth steht eine interaktive Panoramatafel, auf der Sie er­ fahren, wie Sie die durch den Krieg völlig zerstörte Landschaft erkennen können.

BESUCHER­ INFORMATIONEN Villa Zonnedaele

Berten Pilstraat 5C 8980 Zonnebeke Täglich geöffnet von 10.30-17.30 Uhr

Besucherzentrum Tyne Cot Cemetery

Vijfwegestraat 8980 Zonnebeke Täglich geöffnet von 10.00-18.00 Uhr

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AUSSTELLUNG VILLA ZONNEDAELE

PASSCHENDAELE 1917. LANDSCHAFT IM KRIEG

Kennzeichnend für die Dritte Flandern­ schlacht war der ausschlaggebende Ein­ fluss der „neuen Landschaft“ auf die ver­ schiedenen Aspekte der Kriegsführung. 1917 bestand der Kampfbereich nicht mehr aus einer überwiegend grünen und be­ wachsenen Landschaft wie bei der Ersten und der Zweiten Flandernschlacht (19141915), sondern aus Kratern, Bunkern und Schlamm. Der veränderte Zustand des Geländes erschwerte die Kommunikation und den Transport. Die Truppen konnten sich in der verwüsteten Mondlandschaft viel

schwerer orientieren, außerdem mangel­ te es an Unterschlüpfen. Sogar die ange­ passte Ausrüstung der Soldaten reichte nicht aus, um dem fast unüberwindbaren Schlamm noch etwas entgegenzusetzen. Die extremen Umstände stellten die Solda­ ten sowohl physisch, als auch psychisch schwer auf die Probe. Die Auswirkungen der neuen Landschaft auf die Kriegsfüh­ rung waren alles umfassend. Um die Er­ eignisse im Ersten Weltkrieg verstehen zu können, ist ein gutes Bild von der Situation vor dem Krieg unbedingt notwenig.

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DIE LANDSCHAFT VOR DEM KRIEG Ypern ist im Süden und Osten von dem westflämischen Hügelland und dem mittel­ westflämischen Hügelrücken umgeben. Die halbkreisförmige Hügelformation bildet die physische Grenze zwischen den Flüssen Leie und Ijzer und besteht über eine Breite von nur wenigen Kilometern aus einer An­ einanderreihung von Anhöhen und tiefer gelegenen Gebieten. Im Norden und Süden davon liegen weite Ebenen.

Die Bebauung 1914 war die Stadt Ypern der größte und wichtigste Wohnkern in diesem Gebiet. In der für belgische Verhältnisse eher kleinen

Stadt mit 17.500 Einwohnern gab es relativ wenig Industrie. Sie war vor allem auf­ grund ihrer zahlreichen kunsthistorischen Gebäude berühmt. In der weiteren Umge­ bung Yperns lagen andere Städte wie Pope­ ringe, Menen und Roeselare, sowie Dut­ zende von Dörfern. Dazwischen befanden sich zahlreiche Weiler. Große imposante Gutshöfe und viele kleinere Bauernhöfe prägten das Land­­schaftsbild. Die Gebäude waren noch im traditionellen Fachwerkbau mit Holzbalken, Lehmwänden und Stroh­ dächern errichtet worden, oder sie bestan­ den aus Backstein und hatten Dachpfan­ nen. Kennzeichnend für diese Landschaft in der südlichen Westhoek waren auch die vielen Windmühlen und die Dorfkirchen, deren Türme hoch über die grüne Umge­ bung hinausragten.

Verdächtige Windmühlenflügel? Windmühlen hatten 1914 in strategischer Hinsicht eine große Bedeutung. Sie bildeten aufgrund ihrer Höhe genau wie Kirch- und Schlosstürme ideale Orientierungspunkte in der Landschaft. Außerdem konnten die Bewegungen der Wind­mühlenflügel als Code zum Durchgeben feindlicher Stellungen verwendet werden. Deshalb wurden in den ersten Tagen der Ersten Flandernschlacht viele Mühlen dem Erdboden gleichgemacht. Die „Windmühlencodes“ sorgten aber auch für einige brenzlige Situationen. Als am 21. Oktober 1914 zwei britische Kompanien des 2nd Bedfordshire Regiments an einer Mühle in Geluveld vorbeimarschierten, wurden sie kurz darauf von den Deut­ schen unter Beschuss genommen. Die Briten hatten gesehen, dass die Mühlen­ flügel eine halbe Drehung gemacht hatten und verdächtigten daraufhin den Müller, er habe dem Feind ihre Positionen durchgegeben. Der arme Mann konnte ihnen nur mit großer Mühe klar machen, dass er unschuldig war. 48  Zonnebeke


Ausgesprochen grün und geschlossen

Komplizierte Wasserverwaltung

Die Landschaft in der Umgebung von Ypern war überwiegend Agrarland und wurde von kleineren gemischten landwirtschaftlichen Betrieben geprägt, die sich auf Ackerbau und Viehzucht verlegt hatten. Kennzeich­ nend für alle Bauernhöfe und sogar für die meisten Häuser in Dörfern und Weilern war ein Gemüsegarten, der von anderen Parzel­ len durch dichte Hecken oder kleine Mauern getrennt war. Auch der Bewuchs an den Rändern der Parzellen und Wege fungierte in der offenen Landschaft wie ein Filter. Der Randbewuchs bestand aus Hecken, Bü­ schen und Holzwuchs, und mancherorts auch aus Baumreihen. Sie verliehen der Landschaft zusammen mit den Obstgärten und Wäldern einen geschlossenen und grü­ nen Charakter. Diese Art von Landschaft bezeichnet man als Parklandschaft – eine durch Landwirtschaft entstandene Kultur­ landschaft, die von einem ständigen Wech­ sel verschiedener grüner Landschaftsele­ mente geprägt ist.

Wasser war ein großes Problem in der Re­ gion Ypern. Trotz der zahlreichen kleinen Bäche machten Grundwasser und Regen viele Gebiete unzugänglich. Ein effizientes Entwässerungssystem sorgte dafür, dass das Grasland und die Bachtäler zugäng­ lich waren. Eine neue Technik, die kurz vor dem Krieg eingeführt wurde, bestand darin, Drainagerohre aus gebranntem Ton in die Felder einzugraben. An einigen Stellen wur­ den Deiche aufgeworfen, die dafür sorgten, dass Bäche, Gräben und Flüsse bei hohem Wasserstand nicht über die Ufer traten. Das war vor allen in den tiefer gelegenen Weideflächen der Fall, die in den Winter­ monaten oder nach heftigen Regenfällen durch den geringen Abfluss regelmäßig unter Wasser standen.

Das Transportnetz Vor dem Krieg gab es in der Region rund um Ypern ein dichtes Straßen- und Schienen­ Zonnebeke 49


netz. Die meisten Straßen waren jedoch noch unbefestigt. Man hatte höchstens etwas Kies oder Feldsteine angeschüttet. Von Ypern führten jedoch gepflasterte Stra­ ßen nach Komen, Veurne und Menen. Die letztere – der Meenseweg (Menin Road oder Ypernstrasse) – lag im Ersten Welt­ krieg mitten im Frontgebiet.

Schlösser und Landhäuser Vor allem in der Umgebung von Ypern gab es vor dem Krieg mehrere Schlösser und Landhäuser mit idyllischen Parks und um­ fangreichen Ländereien. Anfang des 20.

Jahrhunderts waren sie ein Ausdruck wah­ rer Größe. Die vielen Gebäude auf dem Schlossgelände wurden meist für funktio­ nale Zwecke genutzt und dienten beispiels­ weise als Dienstwohnungen oder Pfer­ deställe. In der Nähe und manchmal sogar mitten im Park der größeren Schlösser lag oft ein Bauernhof. Die Schlossparks bilde­ ten komplexe Cluster von verschiedenen Landschaftselementen in der Parkland­ schaft. Der friedliche Charakter dieser grü­ nen Oasen wurde durch die enorme Ge­ walt des Ersten Weltkriegs auf brutale Weise für lange Zeit zerstört.

Wussten Sie das? Der Polygonwald ist der Überrest eines großen Waldes. Er gehörte früher einmal zu den Klöstern in Zonnebeke und Nonnebossen, wurde 1914 aber Eigentum des belgischen Staates. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits lange als Pferderennbahn und mili­ tärisches Übungsgelände mit Schießstand gedient. Um die Schießübungen sicher verlaufen zu lassen, wurden zwei Erdhügel als Kugelfang aufgeschüttet. 1914 war noch einer dieser beiden Zielhügel oder „Buttes“ übrig geblieben. Nach der Zweiten Flandernschlacht fiel das Gebiet im Frühjahr 1915 in die Hände der Deutschen, die im Wald Bunker und in dem Erdhügel (Butte) Unterschlüpfe bauten. In der Dritten Flandernschlacht wurde dieser Teil der Wilhelmstellung am Ostrand des Waldes am 20. September 1917 von der 1. Australischen Division erobert. Sechs Tage später eroberte dann die 5. Australische Division den Rest des inzwischen durch Beschuss völlig zerstörten Waldes. Die Front blieb auf dem dahinterliegenden Hügelrücken stecken. Im Winter 1917 versuchten neuseeländi­ sche Truppen im Polderhoekpark südlich des Waldes durchzubrechen, aber auch dieser Versuch scheiterte. 50  Zonnebeke


Das Blumenschloss Der gut 30 ha große Schlosspark des Polderhoek- oder „Blumenschlosses“ aus dem 19. Jahrhundert war einer der schönsten der ganzen Region. In den zahlreichen Treibhäusern wuchsen Obst, Pflanzen für den Gemüsegarten und die Beete, sowie viele botanische Raritäten. Der imposante Zugangsweg wurde von prächtigen Blumenbeeten gesäumt. Als sich die Front Ende 1914 festgefahren hatte, lag der Polderhoek-Park in deut­ schem Gebiet. Am 4. Oktober 1917 gelang es den britischen Truppen, den nordöstli­ chen Teil des Parks einzunehmen. Weiter kamen sie nicht. Das gesamte Gelände war inzwischen durch starken Beschuss völlig zerstört und der Reutelbeek, der durch den Park floss, zu einem breiten Schlammstreifen geworden. Am 3. Dezember 1917 führten die neuseeländische Truppen einen neuen Angriff durch, aber die Operation schlug fehl und das Schloss – bzw. das, was noch davon übrig war – wurde erst im Herbst 1918 bei der Endoffensive erobert. Das Schlossherr Octaaf de Landas hatte danach nicht mehr den Mut, das Schloss wiederaufzubauen.

1914: DER KAMPF BEGINNT Die deutschen Truppen marschierten am 4. August 1914 in Belgien ein. Sie wollten in ei­ ner schnellen Sichelbewegung über das bel­ gische Grundgebiet vorstoßen und dann den französischen Truppen in den Rücken fal­ len. Aber die belgischen Streitkräfte leisteten länger als erwartet erbitterten Widerstand. Einige Monate nach der deutschen Invasion hatte sich die Front auf dem mittelwestflä­ mischen Hügelrücken festgefahren. Der ver­ bissene Plan, die Anhöhen zu beherrschen und auf diese Weise zu den französischen Kanalhäfen vorzustoßen, mündete in einen langen Kampf um den Hügelrücken, bei dem die Landschaft eine wichtige Rolle spielte.

Die Verteidigung war im Vorteil In der Ersten Flandernschlacht im Herbst 1914 wussten die angreifenden Deutschen,

dass die Landschaft in der Umgebung von Ypern eine natürliche Verteidigungslinie – sozusagen eine grüne Festung – bildete. Aufgrund der Hügel, der Wälder, des dich­ ten Bewuchses und der Bebauung war das Gelände sehr unübersichtlich und er­ schwerte den Truppen den Vormarsch. Diese Landschaft eignete sich besser für die Verteidigung als für den Angriff. Da beide Parteien noch den Gedanken eines Bewegungskrieges im Hinterkopf hatten, dachten sie nicht an ausgebaute Stellungen. Die ersten Frontlinien waren keine durchge­ henden Linien. Es wurde von hastig ange­ legten Stellungen aus gekämpft, die oft aus weiter nichts als einer Hecke, einer Reihe von Sträuchern oder einem Graben und da­ zwischen einigen Gebäuden bestanden, von denen aus Widerstand geleistet werden konnte. Die vielen kleine Wäldchen und Ge­ bäude waren ein ideales Versteck für Trup­ pen und Artillerie. Viele Soldaten kämpften in kleinen Gruppen verteilt in der Landschaft. Zonnebeke 51


Sobald die vorrückenden deutschen Trup­ pen die Hauptstraßen verließen, erschwerte ihnen die Parklandschaft auf dem Hügel­ rücken auch die Orientierung. Kam es zu einer Konfrontation, dann schien es, als kämpften sie gegen einen unsichtbaren Feind. Hinter jeder Hecke, jeder Baumreihe und jedem Strauch konnte Gefahr lauern. Die Verteidiger machten besonders dank­ bar Gebrauch von neuen Waffen wie dem Maschinengewehr. Das Grün bot eine per­ fekte Deckung, jeder sich nähernde Geg­ ner wurde gnadenlos niedergemäht. Bevor man erkannte, dass die alten Kampf­ techniken nicht mehr funktionierten, erlitten beide Seiten ernorme Verluste. Die Park­ landschaft spielte aber nicht nur eine be­ deutende Rolle beim Scheitern des deut­ schen Vormarsches. Die „grüne Festung“ sorgte im weiteren Verlauf der Schlacht auch dafür, dass die Alliierten keine Angriffe mehr unternahmen und zu einer defensiven Rolle gezwungen wurden.

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Der unerwartete erste Kriegswinter Die gegnerischen Parteien erkannten, dass niemand einen Durchbruch erzwingen konnte, und bemühten sich deshalb, ihre Stellungen zu verbessern. Es entstand eine geschlossene Frontlinie, die an Stra­ ßen, Grachten, Waldrändern und Hecken oder einfach durch das offene Feld verlief und zahlreiche Landschaftselemente mit­ einander verband. Der Grabenkrieg war eine Tatsache geworden. Die Stellungen wurden so ausgebaut, dass man mit Waf­ fen wie Maschinengewehren in der Lage war, das Gelände zu beherrschen. Zwi­ schen den feindlichen Linien lag das Nie­ mandsland, das auf beiden Seiten mit Sta­ cheldraht abgegrenzt wurde, um Angriffe abzuwehren. Die Kriegsführung auf dem Hügelrücken beschränkte sich fortan auf einige Scharmützel. Beide Armeen began­ nen sich definitiv einzugraben.


Im ersten Kriegswinter – der auch der „ver­ gessene Winter“ genannt wird – war nie­ mand auf einen Grabenkrieg vorbereitet. Tag ein Tag aus wurde das Netz von Schüt­ zengräben erweitert. Die konstante Beset­ zung der Front erfordert den Bau von Unter­ schlüpfen und Unterkünften. Dabei wurde auf allen Ebenen kräftig improvisiert. Die Truppen gruben Höhlen in die primitiven Schützengräben und nagelten im Wald Zeltplanen an die Bäume, um sich vor Regen schützen zu können. Alles was nicht niet- und nagelfest war wurde zum Bau von Unterschlüpfen verwendet: alle Arten von Holz reichend von Bäumen bis hin zu Türen und Fenstern aus den umliegenden Häu­ sern und Ruinen. Die Keller in den Ruinen von Gebäuden waren besonders beliebt. Auch der Schutt bot extra Schutz vor feind­ lichem Beschuss. Aufgrund des Mangels an Baumaterial musste man sich mit aller­ lei Landschaftselementen und Materialien behelfen, die man in der Nähe fand.

1915: VORHERRSCHAFT AUF DEM HÜGELRÜCKEN Unerwarteter Erfolg Die Franzosen, die im Winter 1914-1915 die Schützengräben der Alliierten besetzten, wurden Ende März von den Briten abgelöst. Darunter befanden sich auch Kanadier. Um doch noch einen Durchbruch zu er­ zwingen, setzten die Deutschen eine neue Waffe ein: Gas. Am 22. April 1915 drehten sie zwischen Steenstrate und Poelkapelle 6.000 Flaschen gefüllt mit Chlorgas auf. Eine gelbgrüne Wolke rollte langsam auf die alliierten Stellungen zu, wo die völlig überraschten Soldaten in Panik die Flucht ergriffen. Der Gasangriff, der die Zweite Flandernschlacht einläutete, sorgte für eine 6 km breite Bresche in der Front. Die Deut­ schen waren von dem großen Erfolg die­ ses Angriffs völlig überrascht und konnten

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den unerwarteten Geländegewinn auf­ grund eines Mangels an Reservetruppen und entsprechender Bevorratung nicht ent­ sprechend nutzen. Erneut bildete die stark bewachsene Landschaft ein großes Hin­ dernis für die vorrückenden Truppen.

Die Landschaft als Spielverderber In der dichtbewachsenen Landschaft, die zu diesem Zeitpunkt noch von groben Zer­ störungen verschont geblieben war, sorgte hartnäckiger Widerstand in den nächsten Tagen dafür, dass die vorrückenden deut­ schen Truppen aufgehalten werden konn­ ten. Genau wie 1914 zerbröckelte auch jetzt der Hauptangriff in viele kleine Attacken. Da die Briten die Umgebung hervorragend zu nutzen verstanden, konnten sie trotz ihrer ab und an aussichtslosen Lage mancher­ orts den Angriffen standhalten. Der britische Generalstab entschied sich nicht für eine große Offensive, um das verlorene Gelände wieder einzunehmen, sondern für einen kleineren, leicht über­ schaubaren Salient (Bogen). Der begehrte Hügelrücken wurde schließlich preisge­

geben, was schwere Folgen für eine zukünf­ tige Offensive der Alliierten hatte. Beide Parteien befanden sich wieder in einem Stellungskrieg. Das heißbegehrte Ypern lag für die Deutschen scheinbar im Hand­ bereich. Da ihr Vormarsch jedoch unter­ brochen wurde, mussten sie nun auf die idyllische Landschaft mit blühenden Weiß­ dornhecken, Baumreihen und dichten Wäl­ dern hinabschauen, die ihre Angriffe er­ schwert hatte.

1916: STELLUNGSBAU Die Armeen benutzten die relativ ruhige Zeit zwischen Ende 1915 und dem Frühjahr 1917 dazu, die Front zu befestigen und zu einem großen Netz von Schützengräben, Unter­ schlüpfen und Maschinengewehrnestern auszubauen. Im Hinterland wurden Reser­ velinien angelegt, sowie Straßen und Ver­ sorgungsrouten ausgebessert und auch Truppenunterkünfte gebaut. Alle Land­ schaftselemente wurden bei diesen Arbei­ ten genutzt, die sich entwickelnden Netz­ werke aber gleichzeitig auch von der Art der Landschaft mitbestimmt.

Ein Kahlschlag Das Aussehen der Stellungen im Ypern­ bogen unterschied sich wesentlich von dem, was in anderen Regionen üblich war. Dabei waren zwei Faktoren von Bedeutung: der Boden und der Wasserhaushalt. An vielen Stellen musste man beim Bau der Schüt­ zengräben den hohen Stand des Grund­ wassers berücksichtigen. Deshalb waren die Schützengräben oft mit einen komple­ xen Entwässerungssystem ausgestattet, 54  Zonnebeke


für das man sogar Pumpen einsetzte. Die britischen Truppen versuchten, das Wasser zu bezwingen, indem sie hölzerne Latten­ roste (Dugboards) auf dem feuchten Boden verlegten. Holz war an der Front des Ypernbogens ein heißbegehrtes Material. Es wurden täglich viele Tonnen zu Brennholz und Baumate­ rial verarbeitet. Um den kontinuierlichen Bedarf zu decken, rodeten die Truppen zahlreiche Wälder in der Umgebung. Sie fällten vor allem hochstämmige Bäume, sodass im Laufe der Zeit nur noch Sträu­ cher übrig blieben. Auch viele einzeln ste­ hende Bäume in den Obstgärten und an den Bauernhäusern wurden gefällt. Der Kahlschlag und der fast kontinuierliche Beschuss hatten tiefgreifende Folgen für den Wald auf dem Hügelrücken, der Mitte 1917 nicht mehr als solcher bezeichnet werden konnte. Durch die weitreichende Rodung und das Umschießen der Bäume war es kaum noch möglich, sich zu verste­ cken. Langsam wurde deutlich, dass man den noch übrig gebliebenen Bewuchs bes­ ser verschonte. Daraufhin entstand eine gut

organisierte Anfuhr von Holz aus Wäldern, die viel tiefer im Hinterland lagen.

Deutsche Verteidigung in der Tiefe Die Deutschen verlegten sich im Ypernbo­ gen auf einen defensiven Stellungskrieg. Sie hatten verstanden, dass es lange dau­ ern würde, bevor die Front durchbrochen werden konnte, und begannen deshalb damit, hinter der Front mehrere befestigte Linien anzulegen, die parallel zur Front ver­ liefen. Die Landschaft in all ihren Facetten spielte dabei eine wichtige Rolle. Niedriger Bewuchs wie Hecken und Sträucher diente als Camouflage und sollte genau wie die Bebauung so gut wie möglich erhalten blei­ ben. Die Deutschen hoben Schützengräben vorzugsweise entlang von Hecken aus, um auf diese Weise den Feinden die Sicht zu nehmen. Um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen, wurden die Hecken noch zusätzlich mit Stacheldraht durch­ flochten. Bunker und Unterschlüpfe wurden auch in unmittelbarer Nähe von bestehen­ den Gebäuden oder versteckt im Unterholz der Bäume errichtet. Zonnebeke 55


Wo ein natürlicher Schutz fehlte, berück­ sichtigte man insbesondere das Relief der Landschaft und sorgte dafür, dass sich die Bauwerke in die Landschaft einfügten und so nicht auffielen. Die deutschen Stellungen folgten stark der Topografie und wurden durch viele Reihen von Stacheldraht und Maschinengewehrnester geschützt. Man konnte eine deutliche Beziehung zwischen dem Standort der Stellung und großen

Wussten Sie das? Die dicht bewachsene Landschaft bot den Vorteil, dass die Deutschen unbeobachtet Bunker bauen konn­ ten. Dort, wo kein natürlicher Schutz vorhanden war, wurden der Bauplatz und die Zufahrt sorgfältig mit Netzen und Zweigen versteckt. Bunker im offenen Feld standen fast nie oben auf einer Anhöhe, sondern in der Flanke, sodass die Silhouette vom Boden aus weniger auffiel. Wenn der Bunker fertig war, wurde er mit Erde bedeckt oder durch eine Verschalung aus Brettern oder Flechtwerk den feindlichen Blicken entzogen. Einige Bunker wurden in bestehenden Gebäuden errichtet, andere erhielten ein eigenes Dach, falsche Fenster und Stacheldrahtabsperrungen, die wie kleine Gärten aussahen. Die Unübersichtlichkeit der Landschaft und die Camouflagemethoden sorg­ ten dafür, dass die feindlichen Luftund Bodenbeobachter diese Verän­ derungen nur schwer erkennen konnten. Auf diese Weise blieb der wahre Umfang der deutschen Ver­ teidigungssysteme im Verborgenen.

heterogenen Strukturen wie Dörfern und Waldgebieten erkennen, die oft wie eine Art Puffer zwischen den deutschen Stel­ lungen lagen. So bauten die Deutschen Mitte 1917 zwi­ schen der Front und Passendale vier brauchbare Verteidigungslinien. Die Alb­ recht – und die Wilhelm-Stellung bestan­ den aus einem Netz von Schützengräben und Unterschlüpfen. Die darauffolgenden Stellungen Flandern I und Flandern II waren eher Bunkerlinien.

Neue Taktiken Die deutsche Verteidigung in der Tiefe hatte schwerwiegende Folgen. Der Generalstab gab das Prinzip auf, dass die Front dicht bemannt sein musste, und entschied sich für eine elastische Verteidigung. Ein tieferes

Westrozebeke Bikschote Poelkapelle Langemark

Passendale Sint-Juliaan

Moorslede

❽ Zonnebeke

Sint-Jan

Ieper

Beselare

Zillebeke

Geluveld

❹ Voormezele

Kruiseke Zandvoorde Hollebeke

0

1

2

4 Km

1 = Front; 2 = Albrecht-Stellung; 3 = Wilhelm-Stellung; 4 = Gheluvelt-Riegel; 5 = Flandern I-Stellung; 6 = Mittelriegel; 7 = Artillerie Schutz-Stellung; 8 = Flandern II-Stellung; 9 = Flandern III-Stellung

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front 6 juni6.1917   Geallieerd Front der Alliierten, Juni 1917

10 november 1917 1917   10. November


Frontgebiet bestand aus einer dünn besetz­ ten Frontlinie mit Widerstandsnestern. Da­ hinter befanden sich verteilt in der Land­ schaft die Eingriffdivisionen, die bereit waren, gezielte Gegenangriffe durchzuführen. Das gesamte Gebiet wurde als ein weites „leeres Schlachtfeld“ aufgefasst, in dem der Gegner allmählich verblutete und für die feindliche Artillerie kaum große Ziele zu finden waren.

Wussten Sie das? Am 4. Oktober 1917 wollten die Deutschen um jeden Preis den Hügelrücken halten. Deshalb wichen sie von ihrer üblichen Taktik eines kontrollierten Rückzugs ab und stellten ihre Reservetruppen in vorderster Linie auf. Aber auch die Alliierten hatten an diesem Tag einen Angriff geplant. Die Schlacht bei Broodseinde endete im Chaos und führte bei den Deutschen zu enormen Verlusten.

den Stellungsbau der Briten, sondern wirk­ te sich auch nachteilig auf die Beobach­ tungsmöglichkeiten aus. Der Einsatz von Flugzeugen und Fesselballons konnte zwar Abhilfe schaffen, eine gute Observierung auf dem Gelände selbst war in einem Stel­ lungskrieg jedoch unerlässlich. Hohe er­­ kennbare Elemente in der Landschaft wur­ den deshalb systematisch unter Beschuss genommen. Es gab aber auch kreativere Lösungen wie die Irreführung des Feindes durch Camouflage. Anfangs ging es dabei um das Verstecken von Beobachtungspos­ ten, ab Mitte 1916 wurde dann auch Artil­ leriegeschütz gut versteckt aufgestellt.

Tiefer gelegene britische Stellungen Die Briten bauten auf ähnliche Weise ihre Frontstellungen aus. Da sie sich jedoch mehr auf den Angriff, als auf die Verteidi­ gung konzentrierten, sahen sie wenig Nut­ zen in einer starken Verteidigung in der Tiefe. Es war für die Briten ein großer Nachteil, dass ihre Stellungen meist tiefer lagen als die des Feindes. Die Deutschen konnten – einige Ausnahmen ausgenommen – im gesamten Bogen bis weit ins Hinterland ungehindert auf die britischen Stellungen hinabschauen. Das erschwerte nicht nur

1917: EINE NEUE LANDSCHAFT Die Dritte Flandernschlacht war anfangs nur ein Teil der britischen Flandernoffensive. Das Endziel war die Eroberung der Häfen Zee­ brügge und Oostende. Die Minenschlacht bei Mesen am 7. Juni 1917 läutete die erste Phase ein, bei der die südliche Frontlinie des Ypbernbogens begradigt wurde. Nach einem Aufschub begann sechs Wochen Zonnebeke 57


später Phase 2: Am 31. Juli 1917 leitete schwerer Beschuss einen Angriff an Land ein. Etwas mehr als 100 Tage später stran­ dete dieser Infanterieangriff auf dem Hü­ gelrücken bei Passendale. Das eroberte Gelände war in eine Mondlandschaft ver­ wandelt worden und der Frontverlauf konn­ te nur um 8 km verschoben werden. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr hoch: Schätzungsweise 245.000 alliierte und 215.000 deutsche Soldaten waren entwe­ der tot, verwundet oder als vermisst gemel­ det worden. Die dritte Phase sollte aus der Landung von Amphibienfahrzeugen hinter den deutschen Linien bestehen, die das Ziel hatten, Oostende einzunehmen. Der Befehl dazu wurde jedoch nie erteilt.

Totale Zerstörung Ein wichtiger Faktor im Kampf 1917 war der massive Einsatz der britischen Artillerie. Bei einem Versuch, die deutschen Linien zu vernichten, zerstörten die Alliierten vor je­ dem Angriff das Schlachtfeld durch starken 58  Zonnebeke

Beschuss. In wenigen Monaten wurde das gesamte Operationsgebiet in eine große Mondlandschaft verwandelt. Kein einziges Landschaftselement blieb verschont. Die Bodenbeschaffenheit, das Wetter und die Zerstörung des empfindlichen Entwässe­ rungssystems hatten zur Folge, dass das überschüssige Wasser nicht mehr abgeführt werden konnte. Einige Teile des Schlacht­ feldes wurden deshalb zu einem Schlamm­ see. Straßen und wichtige Überschlüpfe waren vom Erdboden verschwunden, nur die Betonbunker blieben oft stehen. So ent­ stand in der Dritten Flandernschlacht eine völlig „neue“ Landschaft, die sich sowohl bei den Angreifern, als auch bei den Verteidi­ gern auf bestimmte Aspekte der Kriegsfüh­ rung auswirkte.

Kaum vorstellbar Vor der Schlacht hatten die Alliierten keine genaue Vorstellung davon, was sie mit ihrem Beschuss anrichten würden. Am Vorabend der Schlacht war man von einem schnellen


Ein himmelweiter Unterschied innerhalb eines Monats 4. Oktober 1917 – die Schlacht bei Broodseinde Es gelang den ANZACs (Australian and New Zealand Army Corps) bei Broodseinde, eine strategisch wichtige Anhöhe und einen großen Teil des Plateaus von Beselare einzunehmen. Auf dem Hügelrücken konnten zwar Zerstörungen festgestellt werden, aber die Landschaft war noch relativ intakt. An der Front vor Beselare stand noch viel Gras und die Deutschen schossen aus halbzerstörten Wäldchen, Hecken und noch erkennbaren Häuserruinen auf die neuen Stellungen der Alliierten. Über dem Heulebeek-Tal erhob sich die grüne von Bäumen gesäumte Anhöhe Keiberghoogte. In der Ferne erstreckte sich ein belaubter Horizont. Zwischen kleinen Wäldchen, Hecken und Sträuchern konnte man sogar noch grasende Kühe erkennen. Die unverletzte, fast idyllische Landschaft stand in starkem Kontrast zu den Kilometer breiten Verwüstungen zwischen Ypern und dem Hügelrücken. 10. November – Ende der Zweiten Schlacht bei Passendale Nach der Einnahme der Trümmer von Passendale blickten die Kanadier auf einen undurchdringlichen Sumpf hinab. Am Horizont in der Ferne konnten sie Roeselare erkennen. Der Blick auf die Stadt bildete einen totalen Gegensatz zu der endlos erscheinenden Mondlandschaft hinter ihnen. Das Gebiet, auf das die Alliierten schauten, wurde in den kommenden Monaten durch anhaltenden Beschuss noch weiter zerstört. Die äußerste Reichweite der Kanonen der Alliierten bestimmte die Grenze der völlig zerstörten Landschaft. Das Gebiet war bis gut 6 km hinter Passendale in eine trostlose Wüste verwandelt worden.

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Durchbruch bei gutem Wetter – genau wie bei der Minenschlacht – überzeugt. Am 31. Juli 1917 waren große Teile des Hügelrü­ ckens – u. a. bei Passendale und Broods­ einde – noch begrünt. Tatsache war jedoch, dass die Alliierten durch das enorme Aus­ maß ihres Beschusses auch für sich selbst ein schier unüberwindbares Hindernis schu­ fen: eine Mondlandschaft, die sich immer weiter ausbreitete.

Anpassung der Taktik In der Dritten Flandernschlacht sahen sich die Alliierten gezwungen, ihre Kampftaktik mehrmals den Umständen anzupassen. Der ursprüngliche britische Angriffsplan konzen­ trierte sich auf eine sehr starke Unterstüt­ zung durch die Artillerie und große Objekte, die schnell eingenommen werden mussten. In der ersten Phase der Gefechte (31. Juli bis 18. August) gelang es einem massiven bri­ tischen Angriff nicht, einen großen Durch­ bruch zu erzwingen. Deshalb änderte der Generalstab seine Vorgehensweise. In der zweiten Phase (20. September bis 12. Okto­

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ber) wurde eine step-by-step und biteand-hold Taktik angewandt. Es gelang den ANZAC-Truppen mit gezielten Angriffen erneut durchzustoßen. Unterschlüpfe und Bunker, die auch mit größter Gewalt nicht zerstört werden konnten, mussten sorg­ fältig ausgeschaltet und noch während des Angriffs dauerhaft besetzt werden. Der Schwerpunkt des Infanterieangriffs wurde in die Bereiche verlegt, wo man den größ­ ten Widerstand erwartete.

Notwendige Atempausen Der Erfolg einer Reihe aufeinanderfolgender Angriffe gemäß der bite-and-hold Taktik hing von den zur Verfügung stehenden Atem­ pausen ab, die man benötigte, um neue Versorgungsrouten und Kommunikations­ leitungen anzulegen. Dadurch konnten fri­ sche Truppen zur Verstärkung, sowie große Mengen Geschütz und Munition nach vorn gebracht werden. Aufgrund des strengen Schemas der Oberbefehlshaber und des bald einsetzenden Herbstwetters hatten die Truppen jedoch nicht genug Zeit. In Phase 3


(26. Oktober bis 10. November) eroberten die Kanadier schließlich doch noch ein neues Ziel: die Ruinen von Passendale und die trockeneren Gebiete oben auf dem Hügelrücken. Die defensiven Methoden der Deutschen und die totale Zerstörung der Landschaft brachten die Alliierten zum Stillstand.

Hinter dem Sperrfeuer (creeping barrage) Die Infanterie bestand aus zu Fuß kämpfen­ den Bodentruppen. Ihr größter Feind war das Maschinengewehr mit seinem todbrin­ genden Kugelregen. Um den feindlichen Schnellfeuerwaffen nicht die Möglichkeit zu bieten, die angreifenden Infanteristen nie­ derzumähen, folgten die Soldaten zu Fuß der creeping barrage der Artillerie, einer Welle von Sperrfeuer, mit der ein Angriff der Infanterie eingeleitet wurde. Gelang es den Soldaten nicht, dicht hinter dem schützen­ den Sperrfeuer vorzurücken, dann hatten

die deutschen Verteidiger Zeit genug, um ihre Widerstandsnester zu verlassen und die Angreifer unter Beschuss zu nehmen. Der Passchendaele mud (Schlamm) und die zahlreichen in der Mondlandschaft verstreu­ ten Hindernisse bestimmten die Geschwin­ digkeit, mit der die vorrückenden Truppen der creeping barrage folgen konnten. Oft ging etwas schief. So verstrickten sich bei­ spielsweise die angreifenden neuseelän­ dischen Infanteristen am 12. Oktober 1917 in dem mit Stacheldraht übersäten Sumpf des Ravebeek-Tals, da die Artillerie nicht rechtzeitig nach vorn gelangt war und somit von einem Sperrfeuer nicht die Rede sein konnte. Die Folge war ein Blutbad, bei dem 2.700 Soldaten getötet, verwundet oder als vermisst gemeldet wurden.

Neue Ausrüstung Tiefer gelegene Gebiete verwandelten sich in einen Schlammsee, aber auch in höher gelegenen Bereichen war es schwer, vor­

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wärts zu kommen. Das Wasser blieb in den vielen Kratern stehen, sodass die Infante­ risten sich einen Schlängelweg durch das glitschige Gelände bahnen mussten. Bei einem Angriff auf Polderhoek am 6. November 1917 kam es zu einem ergrei­ fenden Vorfall. Der Schlamm im Tal des Reutelbeek war knietief. Ein paar Männer der 95. Brigade sanken so tief ein, dass sie erst nach 36 Stunden mit Seilen aus dem Schlamm gezogen werden konnten. Bei Truppenbewegungen in diesem schwieri­ gen Gelände machten die Briten dankbar Gebrauch von wasserdichten Umhängen und Gummistiefeln. Trotzdem brauchte die Ausrüstung in der Dritten Flandernschlacht nicht immer auf Schlamm und Wasser ab­ gestimmt zu werden. Viele Männer trugen an den warmen, trockenen September­ tagen 1917 kurze Hosen.

Herausforderungen der neuen Landschaft Im weiteren Verlauf des Krieges wurden der Artillerie immer mehr Aufgaben zuge­ teilt. Sie musste feindliche Kanonen aus­ 62  Zonnebeke

schalten, verhindern, dass der Feind für Nachschub sorgen und seine Truppen ver­ stärken konnte, die Vorsorgungslinien un­ terbrechen und die eigenen Truppen durch Sperrfeuer schützen. Maschinen und Ma­ terial waren aber nicht immer den vielen Herausforderungen der neuen Landschaft gewachsen. Wenn die Geschütze der Ar­ tillerie durch offenes Gelände manövriert werden mussten, waren sie ein besonders gutes Angriffsziel. Camouflagenetze und spezielle Schutzplatten boten Hilfe, aber der Mangel an guten Straßen und einem sta­ bilen Untergrund hatte zur Folge, dass das Geschütz nicht an Ort und Stelle gelangte, oder dass Kanonen auf hastig aufgestell­ ten Plattformen nach einigen Schüssen im Schlamm versanken. Auch die Panzer blieben weit häufiger im Schlamm stecken als vorgesehen. Maulesel und Pferde, die Munition an die Front brachten, rutschen oft von den glitschigen Laufbrettern direkt in den Schlamm. Da durch den Zustand des Geländes der gesamte Verkehr gezwun­ gen war, die wenigen Straßen und Wege zu benutzen, waren sowohl Infanterie als auch Panzer ein leichtes Ziel für die feind­ liche Artillerie.


Nicht blind drauflos schießen Eine gute Beobachtung war für einen opti­ malen Einsatz der Artillerie von ausschlag­ gebender Bedeutung. Der 26. September 1917 begann neblig, im Laufe des Tages klärte sich der schützende Nebel jedoch auf und es wurde warm und sonnig. Genau das richtige Wetter für eine Observierung. Bri­ tische Luftbeobachter schickten gegen Mit­ tag Funknachrichten an das Hauptquartier, um zu melden, dass sich der Feind zu einem Gegenangriff sammelte. Kurz darauf folgte die Bestätigung der Beobachtungsposten, die die Versorgungsrouten und Sammel­ plätze genau lokalisieren konnten. Noch bevor die Deutschen ihre Truppenmacht voll entfalten konnten, wurden sie unter schwe­ ren Beschuss genommen. Dort, wo doch angegriffen wurde, machten die Artillerie und die Maschinengewehre kurzen Prozess mit den Gegnern. Es verlief aber nicht immer alles nach Wunsch. Die Kanonen muss­ ten oft blind schießen oder konnten durch den Mangel an Observierungsmöglichkei­ ten nicht beigesteuert werden.

In Bunkern und Kratern unter der Erde Für den Mangel an Unterschlüpfen in der verwüsteten Landschaft fanden die Deut­ schen schon vor der Dritten Flandern­ schlacht eine Lösung. Es gelang ihnen auf­ grund ihrer defensiven Einstellung und der Verteidigung in der Tiefe, praktischen Ge­ brauch von der Landschaft zu machen. Die betonierten Bunker hielten oft den britischen Artillerieangriffen stand. Das war auch den Kanadiern schnell klar, als sie Anfang No­ vember 1917 erst nach blutigen Gefechten

ihr Endziel, die Einnahme von Passendale, erreichen konnten. Viele deutsche Truppen hatten sich in den zahlreichen befestigten Kellern des Dorfes versteckt. Das zwang die Kanadier dazu, die Widerstandsnester und die isoliert agierenden Scharfschützen einzeln und nacheinander auszuschalten. Neben den Betonkonstruktionen über und unter der Erde machten die Deutschen auch optimal Gebrauch von Granatentrich­ tern: Sie verbanden sie zuerst mit untiefen Schützengräben und versahen sie später mit Stacheldrahtabsperrungen. In die Kra­ terwände bauten sie primitive Unterschlüpfe. Die Lebensbedingungen in diesen Stel­ lungen waren oft erbärmlich. Die Soldaten saßen im Schlamm dicht zusammenge­ drängt unter einer Zeltplane, einem ver­ beulten Stück Wellblech, einem Camouf­ lagenetz und in vielen Fällen auch einfach unter freiem Himmel. Tausende fielen durch fehlende Schutzmaßnahmen im Kugelre­ gen der Schrapnells. Zonnebeke 63


Die Alliierten übernahmen im Laufe der Zeit gezwungenermaßen den deutschen Ansatz. Es konnten aber nicht alle Truppen in be­ festigten Granatentrichtern untergebracht werden. Da die Unterbringung großer Men­ gen von Soldaten vor der Dritten Flandern­ schlacht überirdisch nicht möglich war, begannen die Briten mit dem Bau tieferer Stollensysteme für Unterkünfte und die La­ gerung von allerlei Ausrüstung (deep dug­ outs). Es war dort feucht, es stank und die Gänge waren voller Ungeziefer. Trotzdem galt ein Dogout als sicherer Ort mit einem gewissen Maß an Komfort.

Die Titanenaufgabe der Pioniere Während des Kriegs kostete es sehr viel Mühe, die Straßen begehbar zu halten. Der

kontinuierliche An- und Abtransport von Soldaten, Artillerie, Munition und Material zur Front und zurück musste so schnell wie möglich geschehen. Es fehlten in der neuen Landschaft aber brauchbare Straßen. Des­ halb wurden kilometerlange Pfade aus Lat­ tenrosten oder hölzernen Laufbrettern und Schmalspurbahnen angelegt. Bei den Bri­ ten hatten die Royal Engineers die heikle Aufgabe, das eroberte Gelände zu erschlie­ ßen und instand zu halten. Sie legten Stra­ ßen, Wege und Pfade an, bauten Brücken über überflutete Bachtäler, richteten De­ pots, Unterschlüpfe, Erste-Hilfe-Posten und Hauptquartiere ein, sorgten wo nötig für Camouflage, entfernten Hindernisse und im Schlamm versunkene Kanonen, über­ nahmen die Versorgung mit Vorräten und stellten die Markierungen auf, die die Infan­ terie zu ihren Angriffspositionen leiteten.

Wussten Sie das? Der Mangel an Straßen und Wegen hatte auch tragische Auswirkungen auf die stretcher-­ bearers bzw. Krankenträger, die mit ihren Tragbaren für den Abtransport der Verwundeten zuständig waren. Nach den Gefechten am 9. Oktober war der Zustand auf dem Schlacht­ feld erbärmlich. Als die Neusee­ länder bei der Vorbereitung des Angriffs am 12. Oktober die Front übernahmen, trau­ ten sie ihren Augen nicht. Überall lagen Verwundetet oft ohne Versorgung noch an der Stelle, an der sie zwei Tage zuvor angeschossen worden waren. Nach der Schlacht zogen Gruppen beider Parteien – mit oder ohne Fahne des Roten Kreu­ zes –ins Niemandsland und zeigten einander die Verwundeten. Am Abend waren alle Verwundeten geborgen, darunter befanden sich auch einige Briten, die dort inzwischen schon vier Tage bei Wind und Wetter auf Hilfe gewartet hatten. 64  Zonnebeke


Alte und neue Kommunikation Ein gut ausgebautes Kommunikationsnetz war eine absolute Voraussetzung für das Gelingen einer Offensive. Zu diesem Zweck wurden neue Mittel wie die Telephonie, die Telegrafie, die Lichtsignalisierung und sogar Funk eingesetzt. Die Australier ver­ fügten sogar schon vor der Einnahme des Polygonwaldes am 26. September 1917 über drahtlose Funkverbindungen. Auch die Panzer wurden mit Funkgeräten ausge­ stattet. Wenn die modernen Mittel versag­ ten, griffen die Truppen auf traditionelle Lösungen wie den Einsatz von Kurieren, Tauben und Hunden zurück. So erhielt beispielsweise General Arthur Currie, der Oberbefehlshaber der kanadischen Streit­ kräfte, am 6. November 1917 die erste Be­ stätigung der Einnahme von Passendale mit der Taubenpost.

Üben mit Modellen Eine gute Orientierung auf dem Schlachtfeld war von ausschlaggebender Bedeutung. Zur Vorbereitung der Schlachten wurden

große Freilichtmodelle und sogar ganze Schlachtfelder nachgebaut, damit die Infan­ terie darauf üben konnte. Auf den detaillierten Miniaturmo­ dellen wurde das einzuneh­ mende Gebiet maßstabs­ getreu, komplett mit Straßen, Wasserläufen, Bewuchs, Schützengräben, Stacheldraht und Unterschlüpfen dargestellt. Die Modelle waren besonders nützlich, um die Soldaten mit dem Ypernbogen vertraut zu machen. Sie zeigten jedoch nur ein Idealbild, d.h. eine Landschaft, die noch nicht einem umfangreichen Beschuss ausgesetzt worden war. Da in der Umge­ bung deutliche Erkennungspunkte fehlten, ging deshalb 1917 auch des Öfteren etwas schief. Trotz vieler Hilfsmittel wie weißer Schleifen, Lampen und Namensschilder liefen viele Truppen durcheinander, falsch oder hatten Probleme bei der Bestimmung ihrer genauen Position. Der Mangel an gu­ ten Orientierungspunkten war bis zur Schlus­ soffensive im Jahr 1918 ein großes Problem.

Körper und Geist In Gegensatz zu vorherigen kriegerischen Auseinandersetzungen herrschte im Ers­ ten Weltkrieg ein konstantes Gefühl der Unsicherheit sowohl an, als auch hinter der Front. In der surrealen Landschaft wurden 1917 Soldaten und Offiziere sowohl men­ tal, als auch psychisch schwer auf die Probe gestellt. Die Angst bekam ein neues Ge­ sicht. Neben physischen Leiden durch den Mangel an Hygiene und den Zustand des Geländes waren oft auch psychische Pro­ Zonnebeke 65


The roads […] are almost one continuous line of Australian troops, marching on to take over the front line, which they will do tomorrow. I followed them along in the car, photographing and cineing. Fiendish dust at times almost obscured the men, who laden with full equipment and sweat and dust begrimed marched on cheerfully as only Anzacs can. Frank Hurley, 13 september 1917

bleme ein zusätzlicher „unsichtbarer“ Feind. Die grüne Landschaft vor 1917 war durch eine von Tod und Zerstörung geprägte Kraterlandschaft ersetzt geworden. Bei vielen Veteranen hat sich diese zerstörte Landschaft für immer tief ins Gedächtnis eingebrannt.

Die letzten Zeugen von 1917 Die vielen in der Landschaft verstreuten Friedhöfe und Denkmäler bezeugen den 66  Zonnebeke

Mut und die Tapferkeit der Soldaten. Aber auch weniger auffällige Elmente wie ein Wäldchen, eine Hecke, ein Bachtal oder eine Anhöhe sind Bestandteil der Ge­ schichte des Ersten Weltkriegs. Fast an jedem Ort in dieser Region hat es Todesop­ fer gegeben. Die Landschaft ist und bleibt jedoch der letzte Zeuge dieser unvergess­ lichen Ereignisse.


The Passchendaele Archives Ganz gleich, wie beeindruckend ein Besuch des Soldatenfriedhofs CWGC Tyne Cot Cemetery, des deutschen Soldatenfriedhofs in Langemark oder eines der vielen anderen Friedhöfe oder Denkmäler auch sein mag, Sie können dort oft nur den Namen eines Gefallenen wiederfinden. Das MMP 1917 hingegen will mit den „The Passchendaele Archives“ diesen Namen ein Gesicht verleihen und die Geschichte erzählen, die sich dahinter verbirgt.  http://archives.passchendaele.be/

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INFORMATIONSMODUL

BESUCHERZENTRUM TYNE COT CEMETERY

Die Landschaft besteht aus verschiedenen Ebenen. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Landschaftselemente hinzugefügt, geändert oder entfernt. Viele Spuren der Vergangenheit sind heute noch erkennbar. Anhand einer interaktiven Panoramatafel entdecken Sie die verschiedenen Ebenen der erhalten gebliebenen Kriegslandschaft. Die Überreste, die heute noch vom Besu­ cherzentrum Tyne Cot Cemetery aus sicht­ bar sind, ermöglichen eine Deutung der militär-historischen Ereignisse des Jahres 1917.

68  Zonnebeke

So kann beispielsweise die Geschichte der deutschen Verteidigung in der Tiefe anhand des landschaftlichen Reliefs erzählt wer­ den. Das Ravebeek-Tal mit seinem emp­ findlichen Entwässerungssystem war un­ trennbar mit der neuseeländischen Tragödie vom 12. Oktober 1917 verbunden. Grüne Landschaftselemente wie Hecken und Wäl­ der verweisen auf die Ereignisse in der Zweiten und der Dritten Flandernschlacht. Sogar Jahrhunderte alte Elemente wie eine mittelalterliche Motte im Berlin Wood haben das Inferno von 1917 überdauert.


Wussten Sie das?

Als die Bewohnerin des Bauernhofs Beecham 1999 buchstäblich durch den Boden ihres Hauses sackte, wurde klar, dass die Grundmauern über einem Stollensystem aus dem Ersten Weltkrieg errichtet worden waren. Das Bauwerk wurde aus Sicher­ heitsgründen entfernt, aber zuvor alles genau untersucht und ausgemessen. Verschiedene Elemente verwiesen auf einen Dogout bzw. Unterschlupf deutscher Herkunft. Das Dach befand sich rund zwei Meter unter der Erdoberfläche. Die Dugouts an der Front lagen tiefer, weil sie heftigem Beschuss standhalten mussten. Am 4. Oktober 1917 eroberten die Neuseeländer dieses Bauwerk der Deutschen. Es handelte sich dabei um einen Unterschlupf für 66 Soldaten und 4 Offiziere.

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Houthulst

WAS KANN MAN IN ZONNEBEKE ALLES MACHEN ?

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Staden LangemarkPoelkapelle

Roeselare

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6

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ZONNEBEKE

8

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9

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1

Memorial Museum Passchendaele 1917 Mesen Berten Pilstraat 5A, 8980 Zonnebeke Das MMP 1917 liegt im Schlosspark von Zonnebeke und ruft die Erinnerung an die Schlacht um Passendale (Dritte Flandernschlacht) im Jahr 1917 wach.

2 Villa Zonnedaele Berten Pilstraat 5C, 8980 Zonnebeke In diesem imposanten Landhaus kön­ nen Sie die Ausstellung Passchendaele 1917. Landschaft im Krieg über die Rolle der verwüsteten Landschaft in der Schlacht um Passendale besuchen.

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Wervik

Leie

E403

N38

3


3 Tyne Cot Cemetery und Besucherzentrum Vijfwegestraat, 8980 Passendale (Zonnebeke) Aufgrund der fast 12.000 Gräber und der Namen von 35.000 Vermissten ist der Tyne Cot Cemetery der größte Com­ monwealth-Soldatenfriedhof der Welt, ein stiller Zeuge der blutigen Schlacht um Passendale. Im Besucherzentrum erfahren Sie mehr darüber. Außerdem bietet es einen panoramischen Ausblick auf die Schlachtfelder des Jahres 1917.

5 Polygonwald Lange Dreve, 8980 Zonnebeke Im Polygonwald befindet sich der Commonwealth-Soldatenfriedhof But­ tes New British Cemetery mit dem New Zealand Memorial to the Missing. Auf dem Hügel steht ein Denkmal für die 5. Australische Division. Auf der anderen Straßenseite können Sie den Polygon Wood Cemetery besuchen. Jedes Jahr findet hier am ANZAC Day (25. April) ein Dawn Service statt. Im Wald stehen noch mehrere Bunker von damals. 6 Gedenksäule für die neuseeländische Division ‘s Graventafelstraat, 8980 Passendale (Zonnebeke) Das Denkmal im Weiler ’s Graventafel erinnert an die Rolle der neuseeländi­ schen Division in der Schlacht um Broodseinde (4. Oktober 1917).

4 Road to Passchendaele Monument, Maagdestraat, 8980 Zonnebeke Heute ist die „Road to Passchendaele“ ein Fahrrad- und Wanderweg. Am 4. Oktober 1917 war dieser Bahndamm jedoch für die Australier der einzige noch begehbare Weg in einer völlig zerstör­ ten Schlammlandschaft. Sie treten von Zonnebeke bis zum Tyne Cot Ceme­ tery in ihre Fußstapfen.

7

Crest Farm Canadian Memorial Canadalaan, 8980 Passendale (Zonnebeke) Monument zum Gedenken an die Akti­ onen der kanadischen Armee, die in der Schlacht um Passendale schwere Ver­ luste erleiden musste, letztendlich aber doch die Trümmer von Passendale er­ obern konnte. Zonnebeke 71


8 Scottish Memorial Ieperstraat, 8980 Zonnebeke

Das Denkmal für die 15. Schottische Division befindet sich in Höhe des Frenzenbergs. Die Schotten waren dort während der Dritten Flandernschlacht an einer Reihe blutiger Angriffe beteiligt. Die Gedenkstätte bietet einen hervor­ ragenden Ausblick auf das ehemalige Schlachtfeld.

10 Cryer Farm Menenstraat, 8980 Gheluveld (Zonnebeke), nur nach vorheriger Verabredung mit einem Führer Wenn Sie die Treppen in den unterirdi­ schen deutschen Bau hinuntergehen, gelangen sie in einen einzigartigen medizinischen Versorgungsposten mit Pumpenraum, Operationssaal und War­ tezimmer für ungefähr 50 Soldaten. In diesem Versorgungsposten wurde bis September 1917 erste Hilfe geleistet. 11 Passchendaele Memorial Park Kasteelpark, 8980 Zonnebeke

9 Deutscher Kommandobunker Gaverstraat, 8980 Zandvoorde (Zonnebeke)

Dieser Bunker aus dem Jahr 1916 zeigt, wie fachgerecht die Deutschen ihre Bau­ werke und Stellungen in dieser Region eingerichtet haben. Das Gelände ist frei zugänglich. 72  Zonnebeke

Sieben kleine Gärten in Form einer Mohnblume bilden den Erinnerungs­ garten für die Nationen, die in dieser Region gekämpft haben. Die Mohn­ blumen wurden jeweils von den betei­ ligten Ländern selbst gestaltet.


WANDERN

RADFAHREN

Wandern in Zonnebeke und Umgebung

Route The Legacy (37 km) In Zonnebeke befinden Sie sich mitten im Herzen des Ypernbogens. In der Dritten Flandernschlacht (Schlacht um Passen­ dale) im Jahr 1917 fielen in 100 Tagen un­ gefähr 450.000 Soldaten für eine Verschiebung The Legacy des Frontverlaufs von nur 8 km. Der Schlosspark in Zonnebeke ist ein idealer Ausgangspunkt für eine Rundfahrt durch das ehe­ malige Schlachtfeld. de westhoek

FIETSROUTE 14-18 - CYCLE ROUTE 14-18 ITINÉRAIRE CYCLISTE 14-18 - FAHRRADROUTE 14-18

37 km

Drei Schleifen sind Bestandteil der The Legacy-Wanderroute: Vom Schlossgelän­ de in der Nähe des MMP 1917 führt eine Schleife zum Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery (8,5 km) und eine andere zum Polygon Wood (9 km); die dritte Schleife ist eine Wanderung rund um Geluveld (4,5 km). Sie können auch dem Canadian Remembrance Trail (6,5 km) in der Nähe von Passendale oder der Pionier-Wander­ route (11,7 km) folgen, auf der Sie mehr über die deutsche Geschichte erfahren. Start Zonnebeke

Start Zonnebeke

Route Pionier (38 km) Diese Fahrradroute führt durch die Front­ landschaft. Sie erfahren dabei mehr über die deutschen Aktivitäten in der Region zwischen der Zweiten und der Dritten Flan­ dernschlacht. Sie fahren an allerlei Über­ resten wie deutschen Bunkern, Solda­ tenfriedhöfen und Denkmälern entlang, begeben sich auf die Spuren der deut­ schen Militärtransporte und lernen etwas über die Pionier strategische Bedeutung der hügeligen Landschaft südöstlich von Ypern. de westhoek

FIETSROUTE 14-18 - CYCLE ROUTE 14-18 ITINÉRAIRE CYCLISTE 14-18 - FAHRRADROUTE 14-18

38 km

MMP1917

Start Zandvoorde (Zonnebeke)

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MIT DEM AUTO   Route Pionier (75 km)

Route Ypres Salient (70 km)

Sie erkunden mit dem Auto das deutsche Frontgebiet, in dem die deutschen Pioniere im Ersten Weltkrieg eingeteilt waren. Die Pioniertruppen waren für den Bau und die Instandhaltung der Schützengräben, Bun­ ker, Munitionsdepots, Feldlazarette usw. zuständig. Für die Einwohner war das täg­ liche Leben in diesem Gebiet sehr schwer. Auf der Westseite waren vor allem Bri­ PIONEER ten, Iren, Australier und Neuseeländer stationiert.

Siehe S. 39

de westhoek

THE GERMAN MASTERS OF CONCRETE IN THE TRENCHES

TOURIST CAR ROUTE 14-18

zonnebeke - wervik - wervicq-sud (f) - bousbecque (f) comines (f) - comines-warneton - mesen 75

km

Start Zonnebeke

74  Zonnebeke

de westhoek

Die Broschüren zu den Routen sind bei Tourismus Zonnebeke oder online shop.westtoer.be erhältlich.

14-18 map autoRoutEkaaRt • car route autorouten CaRtE autoRoutièRE • Karte

6

routes


THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   Auf den Spuren von ... Harry und Ronald Moorhouse

Der Angriff blieb stecken und so gut wie alle Truppen mussten sich in ihre Ausgangs­ positionen zurückziehen. Die Leichen von Vater und Sohn Moorhouse wurden nie gefunden.

Tagesprogramm 10.00 – 12.00 Uhr: Memorial Museum Passchendaele 1917 (siehe S. 45) Berten Pilstraat 5, 8980 Zonnebeke 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch

Sowohl der Berufssoldat Harry Moorhouse, als auch sein Sohn Ronald wurden bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs der 4th Battalion King’s Own Yorkshire Light Infan­ try (KOYLI), einer Einheit der 49th Division, zugeteilt. Harry wurde zweimal verwundet, konnte aber jedes Mal wieder zu seinem Bataillon zurückkehren. In der Dritten Flan­ dernschlacht 1917 hatte er als Oberstleut­ nant das Kommando. Anfangs stand das 4. Bataillon KOYLI noch in Reserve, aber das dauerte nicht lange, denn der Kampf wütete heftig und es war Verstärkung nötig. Während Hauptmann Ronald seine Kom­ panie zum ersten Ziel führte, wurde er töd­ lich verwundet. Sein Vater und Befehls­ haber Harry suchte Hilfe, wurde aber beim Verlassen seines Kommandopostens von der Kugel eines Scharfschützen getroffen.

13.30 – 15.00 Uhr: Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Im Tyne Cot Memorial hinten auf dem Soldatenfriedhof wurden auch die Namen von Harry und Ronald Moorhouse in die Wand gemeißelt. Ihre Geschichte lesen Sie im Fol­ genden. Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke) 13.30 – 15.00 Uhr: In Flanders Fields Museum (siehe S. 7) Lakenhallen, Grote Markt 34, 8900 Ypern 17.30 – 19.30 Uhr: Abendessen in Ypern 20.00 Uhr: Zapfenstreich Last Post unter dem Menentor (siehe S. 41) Menenstraat, 8900 Ypern

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Auf den Spuren von ... Francis Pegahmagabow (1889 – 1952)

Tagesprogramm 10.00–12.00 Uhr: Memorial Museum Passchendaele 1917 (siehe S. 45) Berten Pilstraat 5, 8980 Zonnebeke 12.00–13.30 Uhr: Lunch 13.30–15.00 Uhr: Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke)

Der im kanadischen Parry Sound (Ontario) geborene Francis Pegahmagabow wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern von Stammesbrüdern der Parry Island First Na­ tion erzogen. Bei Ausbruch des ersten Welt­ kriegs gelang es ihm, das Eintrittsverbot in die Armee zu umgehen. Er wurde dem 1. Bataillon der Canadian Expeditionary Forces zugeteilt. Nach außergewöhnlichen Leistungen als Scharfschütze mit 378 confirmed kills war Pegahmagabow der am höchsten dekorierte kanadische Soldat ein­ heimischer Herkunft und einer der 38 Kana­ dier, die mit einer Military Medal with two bars ausgezeichnet wurden. Er erhielt die Medaille, weil er als Kurier und Beobachter außergewöhnliche Aufträge – u. a. auch bei der Dritten Flandernschlacht – ausgeführt hatte. Pegahmagabow überlebte den Krieg und setzte sich sein Leben lang als Stam­ meshäuptling und Vater von acht Kindern für gleiche Rechte der Ureinwohner ein. 76  Zonnebeke

15.00–15.30 Uhr: Crest Farm Canadian Memorial (siehe S. 71) Canadalaan, 8980 Passendale (Zonnebeke) 15.45–16.15 Uhr: Kanadisches Denkmal (siehe S. 122)

Brugseweg, 8920 Langemark (Langemark-Poelkapelle)

16.45–17.45 Uhr: Hill 62 (siehe S. 38) Canadalaan, 8902 Zillebeke (Ypern)


NEUES BUCH

ESSEN UND TRINKEN

Passendale 1917. Landschaft im Krieg befasst sich mit der Landschaft in der süd­ lichen Westhoek, wo 1917 die Dritte Flan­ dernschlacht wütete. Im ersten Teil werden die Bausteine und Strukturen der Yperner Landschaft besprochen. Der zweite Teil geht tiefer auf die Wechselwirkung zwi­ schen Landschaft und Krieg, sowie auf die Zerstörungen ein, die 1917 für einen Wend­ punkt sorgten. Der dritte Teil ist den vielen Spuren gewidmet, die auch heute noch an die Vergangenheit erinnern. Er richtet den Blick auf die zeitgenössische Landschaft als letzten Zeugen.

Brasserie De Volksbond

Setzen Sie Ihren Besuch mit diesem Buch fort! Diese einzigartige Veröffentlichung ist im Memorial Museum Passchendaele 1917 und bei Tourismus Zonnebeke erhältlich. Nur verfügbar in Englisch und Niederländisch.

De Volksbond ist das älteste Lokal in Zon­ nebeke. Seit der Eröffnung der Brasserie im Jahr 1923 hat sich die Innenausstattung kaum verändert. Viele Generationen von Gästen haben hier ein gutes Glas Bier und leckere Gerichte genossen. Die Bierkarte mit über 200 Bieren wird regelmäßig ge­ ändert. Trapisten-Biere und Biere mit Spon­ tangärung gibt es hier immer. Neben vie­ len Snacks für den kleinen Hunger stehen auch Steak, Rib-Eye, Rippchen, Vol-au-vent (Hähnchenragout), Schmorfleisch und eine Fischpfanne auf der Speisekarte. Gut zu einem (oder mehreren) Bier(en) passt auch der Teller mit Passendale-Käse, Alverin­ gemer Pastete und Zonnebeeker „langen Fingern“ (luftgetrockneter Wurst). Im Som­ mer können Sie auf der großen Terrasse hinter dem Haus gemütlich draußen sitzen. Ieperstraat 26 8980 Zonnebeke +32 (0)51 77 98 38 www.volksbond.be Weitere kulinarische Adressen in Zonnebeke und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

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Lo­ Reninge

Houthulst Langemark­ Poelkapelle

Vleteren

HEUVELLAND

Poperinge

Ypern

Heuvelland Mesen FRANKREICH

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Zonne­ beke


BESUCHERZENTRUM HET HEUVELLAND & ST.-LAURENTIUS-KIRCHE Im Ersten Weltkrieg verlief die Front zwi­ schen den deutschen und den alliierten Truppen quer durch Heuvelland. Der Ort hatte eine große strategische Bedeutung: Wer die Hügel kontrollierte, verfügte über einen guten Ausblick auf die Front, konnte seine Stellungen besser verteidigen und von dort aus leichter Angriffe durchführen. Die denkwürdige Minenschlacht fand im Juni 1917 in dieser Gegend statt. In der aus acht Dörfern bestehenden Ge­ meinde Heuvelland sind deshalb auch heute noch zahlreiche Spuren des Ersten Weltkriegs erkennbar. Auf der Flanke des

BESUCHER­ INFORMATIONEN Sint-Laurentiusplein 1 8956 Kemmel (Heuvelland) WEITERE INFORMATIONEN +32 (0)57 45 04 55 toerisme@heuvelland.be www.toerismeheuvelland.be 01.04. – 15.11. Mo – Sa: 9.30 – 12.00 Uhr und 13.00 – 17.00 Uhr An Sonn- und Feiertagen: 10.00-16.00 Uhr 16.11. – 31.03. Di – So: 9.30 – 12.00 Uhr und 13.00 – 16.00 Uhr An Mon- und Feiertagen geschlossen

Lettenbergs – einem Ausläufer des Kemmel­ bergs – befinden sich vier britische Beton­ bunker, die Zugang zu einem unterirdi­ schen Hauptquartier verliehen. Verpassen Sie auch die wunderbare Aussicht auf dem Hügelrücken nicht. Die Stätte Bayernwald in Wijtschate mit Schützengräben, Minen­ stollen und Bunkern ist ein einzigartiger Restant der deutschen Kriegsführung. Das Gedenken an die Toten und die Erin­ nerung an die damaligen Ereignisse sind tief in der Landschaft verankert und werden auf rund 30 Commonwealth-Soldatenfried­ höfen, am bekannten Minenkrater Pool of Peace in Wijtschate und dem Grab des irischen Nationalisten William Redmond in Loker wach gehalten. Das brandneue Besucherzentrum Het Heu­ velland befindet sich in der ehemaligen Pas­ torei in Kemmel. Dort können Sie 2017 eine Ausstellung über die materiellen Überreste der Minenschlacht besuchen. In der nahe­ gelegenen Kirche steht die Beteiligung der Iren am Ersten Weltkrieg im Fokus. Heuvelland 79


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AUSSTELLUNG BESUCHERZENTRUM HET HEUVELLAND

ZERO HOUR 7.6.1917 ARCHÄOLOGIE EINER SCHLACHT

Am 7. Juni 1917 brachten die Briten süd­ lich von Ypern unter den höher gelegenen deutschen Stellungen rund um Wijtschate und Mesen 19 starke unterirdische Minen zur Explosion. Fast eine halbe Million Kilo Sprengstoff erzeugten die bis dato größte künstlich verursachte Explosion. Sie wurde erst durch die Atombomben übertroffen, die 1945 Japan trafen. Ein Jahrhundert später sind immer noch Spuren dieses ultimati­ ven Ausdrucks eines „totalen Kriegs“ in der Landschaft – sowohl über- als auch unter­ irdisch – erkennbar.

Der Wijtschatebogen Die Gegend östlich und südlich von Ypern wird von dem westflämischen Hügelrücken

geprägt, der im Südwesten an die westflä­ mischen Hügel anschließt. Die Frontlinie hatte dort die Form eines umgekehrten S: rund um Ypern im Norden (Ypernbogen oder Ypres Salient) und rund um Wijtschate und Mesen im Süden (Wijteschatebogen oder Messines Ridge) mit Hill 60 als Schar­ nierpunkt. Die Deutschen hatten das höher gelegene Gebiet eingenommen und domi­ nierten von dort aus die Front.

Kampf unter der Erde Ab Februar 1915 versuchten beide Partei­ en, die festgefahrene Front in Flandern mit neuen Waffen zu durchbrechen. Die erste zu diesem Zweck eingesetzte Technik war eigentlich schon sehr alt. Sie bestand darin,

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die gegnerischen Stellungen zu untergra­ ben und zu sprengen. Man ging dabei vor wie im Bergbau. Der Boden bestand jedoch nicht aus Gestein, deshalb mussten die Stollen vollständig mit Holzbalken gestützt werden. Die Deutschen verwendeten dazu vorfabrizierte Rahmen mit Stift- und Loch­ verbindungen. Die Höhe der Stollen vari­ ierte von 1,20 m bis 1,50 m und die Breite von 0,70 m bis 0,85 m. Die Deutschen legten ihre Stollen meistens von schräg abfallenden Eingängen aus an. Die Briten benutzten vertikale Schächte, die sie nach dem Prinzip eines Steinbrunnens aushoben: Die Konstruktion sinkt durch ihr eigenes Gewicht weiter nach unten, indem man unten immer weiter ausschachtet und oben immer weiter aufbaut. Die Art des Un­ tergrunds spielt dabei eine bedeutende Rol­ le. Unter den obersten Erdschichten lagen einige wasserführende Schichten, die auf einer wasserundurchdringlichen dicken 82  Heuvelland

Schicht aus blaugrauem Yperner Ton la­ gen. Der britische Generalstab beschloss deshalb schon im Frühjahr 1915, zu die­ sem Zweck Spezialeinheiten – sogenannte Tunnelling Companies – zu gründen. Sie bestanden vor allem aus Zimmerleuten, ehemaligen Bergleuten und Männern, die in London am Bau der Metro oder der Ka­ nalisation beteiligt waren. Auf deutscher Seite gab es in dieser Zeit keine speziel­ len Mineur-Einheiten, es wurden aber auf Divisionsebene bestimmte Pioniereinheiten für diese Arbeiten eingeteilt.

Untiefe und halbtiefe Minen Anfangs hatte die Tunnellers und Mineure große Probleme mit den wasserführenden Schichten (running sands oder Schwimmsände). Die Stollen wurden deshalb nur einige Meter unter der Erdoberfläche ge­ baut. Da beide Parteien ungefähr das glei­ che taten und einander gegenseitig unter­


minierten, entwickelte sich der Minenkrieg 1915 zu einer Art Katz- und Mausspiel. Ab und zu landeten die Parteien sogar in geg­ nerischen Stollen. Neben den Sprengla­ dungen, die an der Oberfläche einen Kra­ ter verursachten, wurden auch sogenannte Camouflets oder Quetschminen gezündet, die nur dazu dienten, die Ausgrabungsar­ beiten der Gegner zu stören. Nach Ende des Jahres 1915 gelang es den Briten dann doch, die starke Tonschicht u.a. durch den Einsatz von Stahlsegmenten zu durchdringen. Am 27. März 1916 brachten Sie bei Sint-Elooi in dieser Tiefe die ersten halbtiefen Sprengladungen zur Explosion. Die dadurch entstandenen Krater wurden bei den darauffolgenden Gefechten von den Deutschen eingenommen und befes­ tigt. Die deutschen Mineure legten von dort aus neue Stollen an und drangen dabei ihrerseits bis auf die Yperner Ton­ schicht vor.

Die Deutschen begriffen bald, dass eine neue Phase des unterirdischen Krieges be­ gonnen hatte. Sie reorganisierten ihre Mi­ neur-Einheiten nach britischem Modell und teilten die Front in Minensektoren auf, de­ nen sie Frauennamen wie Anna, Bertha, Cä­ cilie und Dora gaben. Sie bauten zwischen Hill 60 und Petit Bois eine Reihe vertikaler, schräg abfallender Eingänge zu neuen Mi­ nenstollen in der Yperner Tonschicht. Die­ se unterirdischen Stollen wurden mit ei­ nem Sektorennamen und einer – Nummer versehen wie beispielweise Bertha 4. Der halbtiefe Minenkrieg spielte sich meistens 8 bis 12 Meter unter der Erdoberfläche ab. Südlich von Petit Bois verwendeten beide Parteien weiterhin die bestehenden untie­ fen Stollenkonstruktionen.

Tiefe Minen In Herbst 1915 begannen britische, austra­ lische und kanadische Tunnellers mit dem

Heuvelland 83


ehrgeizigen Plan, die vorgeschobenen deutschen Stellungen in Wijtschate in gro­ ßer Tiefe zu untergraben. Der Architekt des Vorhabens war der Ingenieur, Bauunterneh­ mer und konservative Parlamentsabgeord­ nete John Norton-Griffiths. Die Tunnellers platzierten insgesamt 25 Sprengladungen und manchmal drei oder sogar vier Ladun­ gen an derselben Stelle. Der Tunnel zu den Kruisstraat-Minen war fast 660 m lang und enthielt unter Sint-Elooi in einer Tiefe von 38,1 m eine Ladung von 43,3 Tonnen Ammonal-Sprengstoff. Es handelte sich dabei um den bis dato längsten Stollen, sowie um die stärkste und tiefste Ladung Sprengstoff. Ungefähr ein halbes Jahr nach den Briten begannen auch die Deutschen damit, wirk­ lich tiefe Stollen auszuheben. Das geschah oft von der zweiten Linie aus. Da die deut­ schen Stellungen meistens etwas höher lagen als die britischen, mussten sie ein Stück tiefer graben – oft über 40 m tief – um dasselbe Niveau zu erreichen. Wäh­ rend höher gelegene Stellungen bei der überirdischen Kriegführung einen deutli­ chen Vorteil boten, war es unterirdisch genau umgekehrt. Die tiefen deutschen Gegenminenstollen erhielten Männerna­ men. Der erste Buchstabe verwies auf den Sektor, in dem sie lagen: Adam, Anton, Bernhard, Cäsar, Dietrich, Daniel...

Meisterwerke Die tiefen deutschen Gegenminenstollen waren Meisterwerke des unterirdischen Konstruktionsbaus. Um durch die schlech­ ten Bodenschichten zu kommen, wurden sie oft aus Beton gegossen. An anderen 84  Heuvelland

Stellen wurden sie mit Stahlringen, gemau­ erten Betonsteinen, klassischem Holzbau und in seltenen Fällen sogar noch mit einem schräg abfallenden Eingang gebaut. Die Deutschen waren den Briten gegenüber aber mehrere Monate im Rückstand und konnten das bis zum Sommer 1917 nicht mehr einholen. Viele Konstruktionen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig oder durch Probleme mit dem Boden stillgelegt worden. Trotzdem gelang es den Deut­ schen, den britischen Bauten mancherorts ernsten Schaden zuzufügen. So konnten sie beispielsweise bei Peckham und bei Petit Douve einen britischen Stollen zer­ stören, der Zugang zu einer Reihe bereits platzierter Sprengladungen verlieh. An anderen Stellen wie bei Hill 60 und Span­ broekmolen konnte der durch die deut­ schen Explosionen angerichtete Schaden erst kurz vor „zero hour“, der Stunde Null, behoben werden.


Am 7. Juni 1917 waren die Sprengladungen fertig, aus taktischen Gründen wurden die vier südlichsten vor Ploegsteertbos jedoch nicht gezündet. Die anderen wurden um 04.10 Uhr Ortszeit in die Luft gejagt. Es folgte ein Erdbeben, das Wijtschate am stärksten traf und die Deutschen dort völ­ lig verwirrte. Die Iren konnten daraufhin das in Trümmern liegende Dorf relativ leicht ein­ nehmen. An den äußersten Punkten des Bogens konnten weniger große Fortschrit­ te verzeichnet werden. Das galt sowohl für die Briten bei Hill 60, als auch für die Aus­ tralier bei Ploegsteertbos. Mesen wurde von den Neuseeländern eingenommen. Die meisten Militärhistoriker halten diese Offensive für eine der am besten vorberei­ teten und erfolgreichsten Operationen des Ersten Weltkriegs.

Dug-outs und Subways Die Briten bauten im Anschluss an die offensiven Stollensysteme an verschie­ denen Stellen auch sogenannte dug-outs. Es handelte sich dabei um geräumigere

Formen von Stollen. Sie dienten den Trup­ pen als Unterschlupf oder als vorgescho­ bene Hauptquartiere, Erste-Hilfe-Posten usw. Oft wurden in Kombination mit diesen dug-outs auch subways bzw. unterirdische Infanterieverbindungen ausgehoben, um es den Truppen zu ermöglichen, sich unter­ irdisch von der zweiten zur ersten Linie zu begeben. In den Dug-out-Systemen bei Hill 60 und The Bluff war unterirdisch Platz für bis zu 2.000 Mann. Auch mit dem Stollen zu den Tiefenminen unter Sint-Elooi, Petit Bois und der Kruisstraat waren wichtige unterirdische Hauptquartiere verbunden. Nach dem 7. Juni 1917 wurden in den Rändern der Kra­ ter von Sint-Elooi, Hollandseschuur, Kruis­ straat und in einem der Trench 127-Stollen auch Dug-outs ausgehoben. Über den An­ schluss der deutschen minierten Unter­ stände an Stollensysteme konnte nur wenig gefunden werden. Deren Umfang war aber auf jeden Fall viel begrenzter, da sich die Deutschen hauptsächlich auf den Bau über­ irdischer Betonbunker verlegt hatten.

Heuvelland 85


Die Landschaft Im Laufe der Jahre sind viele materielle Er­ innerungen an die Minenschlacht dem Zahn der Zeit zum Oper gefallen. Bei Begradi­ gungsarbeiten nach dem Krieg wurden klei­ ne Krater gefüllt und Zugänge zu den Stol­ len abgerissen. Bei Bodenversackungen kamen dann wieder Überreste der Stollen und Schächte und vor allem der Dug-­outSysteme auf natürliche Weise zum Vor­ schein. Da diese Überreste im Laufe der Zeit immer weiter verschwanden, muss­ ten sie so gut wie möglich archäologisch dokumentiert werden. Von dem untiefen unterirdischen Krieg sind nur noch Krater bei Hill 60 und The Bluff, sowie ein kleiner Krater nicht weit vom Peckham-Krater in Wijschate entfernt übrig geblieben. Von dem halbtiefen unterirdi­ schen Krieg findet man noch Krater auf Hill 60 und The Bluff. Die bekanntesten halb­ tiefen Gegenminenstollen sind Bertha 4 und Bertha 5 auf dem Gelände Bayernwald in Wijtschate. Die Holzschächte wurden be­ reits bis in eine Tiefe von 17 m und 21 m ausgepumpt und befinden sich in ihrem ur­ sprünglichen Umfeld mit rekonstruierten Schützengräben und Betonbunkern. Der tiefe Minenkrieg hat die meisten Überreste hinterlassen. Von den 19 Minenkratern des 86  Heuvelland

Sprengstoffüberreste Am meisten regen jedoch die am 7. Juni 1917 nicht explodierten Sprengstoffladungen die Fantasie an. Nach dem Krieg entstand zwi­ schen der belgischen und der briti­ schen Regierung die Diskussion darüber, wer die vier Sprengladun­ gen bergen sollte, die bei Ploegs­ teert nicht explodiert waren. Letztendlich geschah nichts und die Zugangsstollen wurden einfach zugeschüttet. Die Angelegenheit geriet in Vergessenheit bis am 17. Juli 1955 ein Blitzeinschlag eine der Ploegsteert-Minen zur Explosion brachte. Die anderen Ladungen bestehend aus insgesamt über 35.000 kg Sprengstoff liegen immer noch dort. Auch bei Peckham und La Petite Douve befinden sich noch ungezündete Sprengladungen. 7. Juni 1917 sind 13 vollständig und 3 teil­ weise erhalten geblieben. Die Krater auf flämischem Grundgebiet stehen unter Denkmalschutz. Von den deutschen tie­ fen Gegenminenstollen ist der gemauerte Schacht Dietrich in Wijtschate in seinem Originalbunker erhalten geblieben.


AUSSTELLUNG  ST.-LAURENTIUS-KIRCHE

ZERO HOUR 7.6.1917 – IRISCHES BLUT UND FLÄMISCHER SCHLAMM

Multinationale Staaten in Kriegszeiten In einem totalen Krieg fällt es multinationa­ len Staaten oft schwer, ihre heterogene Bevölkerung zu mobilisieren. Die Motiva­ tion, um gemeinsam in den Krieg zu ziehen, ist nicht selbstverständlich. Außerdem birgt die Bewaffnung von Minderheiten Gefah­ ren. Der Aufbau einer eigenen Armee ist ein wichtiges Element auf dem Weg zur Unab­ hängigkeit. Die Verfügbarkeit von Waffen kann aber auch zu einem Aufstand führen. Multinationale Staaten versuchen dieses Problem meisten dadurch zu lösen, dass sie Rekruten mit demselben Hintergrund über die ganze Armee verteilen und nicht in bestimmten Einheiten zusammenlegen.

Das umfangreiche Britische Reich Vor dem Ersten Weltkrieg erstreckte sich das britische Imperium über ein Viertel der Welt. Dominions wie Australien, Neusee­ land und Kanada verfügten über ein großes Maß an Selbstständigkeit. Trotzdem wur­ den die Divisionen aus diesen Ländern an­ fangs so gut wie möglich über die gesamte britische Armee verteilt. Ab 1917 änderten die Briten ihre Strategie. Sie hatten festge­ stellt, dass sich die Leistung der Truppen auf dem Schlachtfeld verbesserte, sobald

sie mit ihren Landsleuten zusammen kämpf­ ten. Die Kanadier führten ihren ersten ge­ meinsamen Angriff – allerdings unter briti­ schem Oberbefehl – bei Vimy durch. Für die ANZACs galt einige Monate später bei Passendale das gleiche.

Irland, der Außenseiter Im Jahr 1914, ganz Irland war Bestandteil des Vereinigten Königreichs. Auf der Insel hatte es noch nie eine zentrale Regierung Heuvelland 87


gegeben. Die Engländer hatten dort bereits seit dem Mittelalter bestimmte Rechte, was zu einer langen Reihe von Konflikten führte. Um die Kontrolle über die Insel zu gewin­ nen, beschlagnahmten sie den Grundbesitz der Aufständischen und verteilten ihn an Kolonisten, die vor allem aus Nordengland und den schottischen Low Lands stamm­ ten. Diese Ländereien waren zwar über die ganze Insel verteilt, befanden sich aber hauptsächlich im Nordosten. Viele Kolonis­ ten waren ehemalige Soldaten oder Günst­ linge des Königshauses. Später kam dann noch die klassische Migration hinzu, wo­ durch sich die Oberschicht der Gesellschaft von traditionell keltisch-irisch-katholisch in britisch-protestantisch veränderte.

Connaught – die zusammen in 32 Graf­ schaften unterteilt waren. Wer nicht aus­ wanderte, wurde immer mehr in den Streit zwischen Nationalisten und Unionisten ver­ wickelt. Die erste Gruppe bildete die agra­ risch-katholische Mehrheit. Die zweite Grup­ pe war vor allem protestantisch und mehr im industrialisierten Nordosten des Landes angesiedelt. Beide Gruppen gründeten zur Verteidigung ihrer Interessen paramilitäri­ sche Organisationen: die Ulster Volunteers und die Irish Volunteers. 1914 entschied sich die Mehrheit schließlich doch für eine Form der Selbstverwaltung bzw. die Home Rule, deren Durchführung jedoch durch den Aus­ bruch des Krieges verschoben wurde.

Zusammen an die Front

Teil der Union Nach einem der zahlreichen Aufstände wurde Irland 1801 integraler Bestandteil Großbritanniens, des „United Kingdom of Great Britain and Ireland“. Die Politik der Großgrundbesitzer und eine große Hun­ gersnot sorgten erneut für Unruhen. Es entstand eine große Auswanderungswelle, was dazu führte, dass die Bevölkerungs­ zahl von 8,2 Millionen auf 4,4 Millionen im Jahr 1911 sank. Irland bestand aus 4 Pro­ vinzen – Ulster, Munster, Leinster und 88  Heuvelland

Im Gegensatz zu anderen Großmächten stellten die Briten 1914 keine riesige Arme auf die Beine, sondern eine Expeditions­ armee bestehend aus 100.000 Berufssol­ daten. Darunter befanden sich auch meh­ rere irische Bataillone. Außerdem meldeten sich noch Zehntausende freiwillig zum Kriegsdienst. Die Zahl erwies sich schnell als unzureichend. Deshalb wurde eine große Rekrutierungskampagne eingerich­ tet. In Ulster, wo die meisten Unionisten wohnten, bildeten die Ulster Volunteers den Kern der 36. Ulster Division. Im Süden ent­ stand ein Zwiespalt zwischen den gemä­ ßigten Nationalisten – die sich durch die Teilnahme am Krieg die versprochene Selbstverwaltung erhofften – und anderen, die nicht die Deutschen, sondern die Eng­ länder für den größten Feind hielten. Die Gemäßigten gewannen die Überhand und bildeten zwei Divisionen von Freiwilligen: die 10. Division, die nach Salonika ging, und


Seine besten Kräfte William Redmond (1861-1917) stammte aus einer wohlhabenden katholischen irischen Familie. Er war 34 Jahre Abge­ ordneter im britischen Unterhaus, wo er als überzeugter Vertreter der Home Rule auf sich aufmerksam machte. Redmond setzte sich für die Selbst­ verwaltung, aber nicht für die irische Unabhängigkeit ein. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, zog der inzwischen 53-jährige Redmond an die Front. Er hoffte, dass der gemeinsame Kampf die Gegensätze überbrücken würde. Er wurde zum Major der 16. Division befördert und nahm am 7. Juni 1917 an der Minenschlacht teil. Dort wurde er schwer verwundet von John Meeke, einem protestantischen Soldaten der 36. Division, in Sicherheit gebracht. Redmond starb noch am selben Tag.

die 16. für die Westfront. Durch die Abreise vieler gemäßigter Anführer erhielten die radikalen Nationalisten wieder mehr Spiel­ raum und entfachten 1916 in Dublin einen Aufstand (Osteraufstand oder Eastern Rising), der von den britischen Truppen nie­ dergeschlagen wurde. Aufgrund der stän­ dig wachsenden Verluste und der Erkennt­ nis, dass der Krieg nicht schnell vorbei sein würde, nahm die Zahl der Frei­willigen ab. 1916 führte die britische Regierung des­ halb die allgemeine Wehrpflicht ein. Ange­ sichts der gespannten Lage in Irland trat diese Maßnahme dort erst 1918 in Kraft.

Seite an Seite in Wijtschate Die katholische 16. und die protestantische 36. Division wurden beide für die Teilnahme an der Minenschlacht am 7. Juni 1917 ab­ kommandiert. Obwohl die beiden Traditio­ nen sich deutlich voneinander unterschie­ den, war die Atmosphäre hinter der Front

kameradschaftlich. Die Soldaten spielten sogar manchmal zusammen Fußball. Nach den Explosionen der Minen nahmen sie ge­ meinsam Wijtschate ein. Einige Wochen später, am 16. August 1917, wurden die Iren in der Schlacht bei Passendale noch ein zweites Mal zusammen eingesetzt. Diese Operation endete jedoch in einem Blutbad. Die darauffolgende Ergänzung mit britischen Bataillonen bedeutet de facto das Ende des außergewöhnlichen Cha­ rakters der beiden Divisionen.

Kampf an der Heimatfront Als der Krieg endlich vorbei und die Truppen wieder zu Hause waren, ging es erst richtig los. Die Britten hielten einige Versprechen nicht und die protestantische Bevölkerungs­ gruppe widersetze sich aus Angst, ihre Machtposition zu verlieren, gegen ein Statut der Selbstständigkeit. Aus den Irish Volun­ teers erwuchs die Irish Republican Army Heuvelland 89


(IRA), die sich zwischen 1919 und 1921 den Weg zur Unabhängigkeit erkämpfte. Schließlich wurde doch ein Vergleich ge­ schlossen, bei dem 26 der 32 Grafschaften einen Irischen Freistaat bildeten, der den Status einer neuen Dominion im britischen Imperium erhielt. Die sechs nördlichsten Grafschaften erhielten in Ulster eine eigen­ ständige Regierung, blieben aber Bestand­ teil Großbritanniens. Die radikalsten Nationalisten, die sich jetzt Republikaner nannten, waren gegen eine bleibende Verbindung mit Großbritannien

und den Verlust eines Teils von Ulster. Die IRA ging größtenteils in der neu gegrün­ deten National Army auf, ein Teil kämpfte jedoch weiter. Es kam zu einem Bürger­ krieg, bei dem die Republikaner den Kür­ zeren zogen.

Spirale der Gewalt Befürworter und Gegner des Vertrags be­ herrschten noch jahrelang die Politik des Freistaats. Nach der Neutralität im Zwei­ ten Weltkrieg wurde der Süden 1949 eine vollwertige Republik. Alle Verbindungen mit

Auf den Spuren von… Alphie Hanratty Alphie Hanratty aus der irischen Stadt Drogheda war gerade 20 Jahre alt, als er im Oktober 1915 in die britische Armee eintrat. Nach seiner Ausbildung landete er an der Front in Flandern. Von Mitte 1916 bis Anfang 1918 war er beim 10. Bataillon der Royal Irish Rifles, einer Einheit der 36. Ulster Division, eingeteilt. Am ersten Tag der Minenschlacht stürmte die Einheit den Hügelrücken des Wijschatebogens (Messi­ nes Ridge). Hanratty und sein Peloton konnten ohne große Verluste die angestreb­ ten Ziele sichern. Die Gefechte hinterließen einen enormen Eindruck bei dem jungen Hanratty. In einem erhalten gebliebenen Brief vom 14. Juni 1917 wollte er seiner Mutter alles erzählen, aber „es scheint, als ob jeder Versuch, eine realistische Beschrei­ bung zu geben, sinnlos ist. Jeder war fest entschlossen auf Leben und Tod zu kämpfen. Es gelang uns, uns immer tiefer in unsere Stellungen einzugraben. Wir waren todmüde, aber auch froh und stolz, weil wir den Gipfel des berühmten Hügels eingenommen hatten.“ Alphie überlebte den Krieg und studierte Medizin. Später erhielt er die McArdle Gold Medal for Surgery.

90  Heuvelland


Anschläge gegen die andere Bevölkerungs­ gruppe. Der Zustand eskalierte. Um die Lage zu beruhigen, schickten die Briten ihre Armee als neutralen Schiedsrichter. Der komplizierte Konflikt war von 1970-1990 täglich in den Nachrichten. Dutzende von Friedensverhandlungen schlugen fehl.

Dann doch Frieden?

dem früheren Britischen Reich waren nun abgeschnitten. Um 1968 begannen die Probleme in Nordirland, wo die Hälfte der Bevölkerung einen katholisch-irischen Hin­ tergrund hatte und die andere Hälfte einen protestantisch-unionistischen. Eine neue IRA versuchte fast 30 Jahre lang den Nor­ den durch Gewalttaten zum Anschluss an den Süden zu bewegen. Auch ein harter Kern protestantischer Unionisten beginn

1998 sorgte die Unterzeichnung des Kar­ freitagsabkommens dann doch noch für eine politische Lösung. Nordirland erhielt erneut ein selbstständiges Statut innerhalb des Vereinigten Königreichs, aber mit einem integralen Ansatz für die ganze Insel und Garantien für beide Bevölkerungsgruppen, um gemeinsam über ihre Zukunft bestim­ men zu können. Der Friedensvertrag setzte auch einen Versöhnungsprozess in Gang, bei dem nach verbindenden Elementen aus der Vergangenheit gesucht wurde wie… dem gemeinsamen Kampf vor Wijtschate am 7. Juni 1917.

Ein denkwürdiger Händedruck Die Anerkennung der gemeinsamen Vergangenheit führte zum Bau eines Denkmals im Irischen Friedenspark in Mesen. Es handelt sich dabei um einen für Irland sehr typischen, 34 m hohen, runden Turm. Jugendliche aus beiden Bevölkerungsgruppen haben sich am Bau beteiligt. Die Einweihung fand am 11. November 1998 in Anwe­ senheit der irischen Präsidentin Mary McAleese, der britischen Königin Eli­ sabeth II. und des belgischen Königs Albert II. statt. Die Staatsoberhäupter Irlands und des Vereinigten König­ reichs schüttelten einander aus die­ sem Anlass zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit Irlands die Hände.

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N8

WAS KANN MAN IN HEUVELLAND ALLES MACHEN ? 8

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Besucherzentrum Het Heuvelland Sint-Laurentiusplein 1, 8956 Kemmel (Heuvelland) Dieses Besucherzentrum ist genau der richtige Ausgangspunkt für eine Ent­ deckungstour durch Heuvelland. Die interaktive Dauerausstellung Landschaft und Krieg. Das Heuvelland 1914-1918 erklärt auf verständliche Weise den Einfluss der Hügel auf den Verlauf des Ersten Weltkriegs.

2 St.-Laurentius-Kirche Kemmel Sint-Laurentiusplein 1, 8956 Kemmel (Heuvelland)

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Die Kirche in Kemmel beherbergt 2017 die Themenausstellung „Irisches Blut und flämischer Schlamm“.


3 Spanbroekmolenkrater Kruisstraat, 8953 Wijtschate (Heuvelland) Der Spanbroekmolen-Krater, der auch als Pool of Peace bezeichnet wird, ist der größte und imposanteste Minen­ krater aus dem Ersten Weltkrieg in der Westhoek. Er entstand durch die Ex­ plosion einer der 19 Tiefenminen in der Minenschlacht 1917. 4 Bayernwald Voormezelestraat, 8953 Wijtschate (Heuvelland)

7

Bayernwald wurde aufgrund archäolo­ gischer Studien rekonstruiert und zeigt ein Stück des deutschen Schützengra­ bensystems. 5 Lettenberg Lokerstraat, 8956 Kemmel (Heuvelland) Am Lettenberg stehen vier Betonbun­ ker, die von den Briten im Frühjahr 1917 errichtet wurden.

Ossuaire français Kemmel Kemmelbergweg, 8956 Kemmel (Heuvelland) Unten an der westlichen Flanke des Kemmelbergs befindet sich ein franzö­ sischer Soldatenfriedhof. Er besteht aus vier Massengräbern, in denen 5.294 französische Soldaten beigesetzt wur­ den. Nur 57 von ihnen konnten identifi­ ziert werden.

8 Wytschaete Military Cemetery Gedenksäulen für die 16. und die 36. Irische Division Wijtschatestraat, 8956 Kemmel (Heuvelland)

6 Monument aux soldats français Kemmelberg, 8956 Kemmel (Heuvelland) Oben auf dem Kemmelberg finden Sie Den Engel, eine 1932 errichtete Ge­ denksäule für die französischen Sol­ daten, die im April 1918 in der Schlacht um den Kemmelberg gefallen sind. Heuvelland 93


Diese kleinen Säulen geben den Start­ punkt des Angriffs an, den zwei irische Divisionen 1917 auf Wijtschate durch­ führten: die protestantische 36th Ulster Division und die katholische 16th Irish Division. 9 Grab von William Redmond Godtschalckstraat, 8958 Loker (Heuvelland)

Ein gebildhauertes Steinkreuz in einem kleinen Pflanzen- und Blumenbeet. Das ist das Grab des irischen Politikers und Freiheitskämpfers Major William Redmond.

WANDERN

de westhoek

Kraters en mijnen WanDeLroute

wijtschate

Route Krater und Minen (7 km)

7 km

Entdecken Sie die beein­ druckende hügelige Kulis­ se, in der sich am 7. Juni 1917 die Minenschlacht abspielte. Gehen Sie an den Kratern ent­ lang, besuchen Sie die Soldatenfriedhöfe und die vielen Denkmäler. Start Wijtschate

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RADFAHREN   Route Minen­ schlacht (42 km) Diese Fahrradroute schlän­ gelt sich an der ehemaligen Frontlinie des Ersten Welt­ kriegs entlang und führt Sie zu allen Orten, an denen 1917 eine unterirdische Mine explodierte. Die gigantischen Explosionen zerstörten die deutschen Stellungen und hinterließen gewaltige Krater in der Land­ schaft. Bei den darauffolgenden Gefech­ ten und dem anhaltenden Artilleriefeuer er­ oberten britische, irische, australische und neuseeländische Einheiten den Hügel­ kamm Wijtschate-Mesen. Start Heuvelland

MIT DEM AUTO   Route Frontleben (87 km) Siehe S. 133 Die Broschüren zu den Routen sind bei Tourismus Heuvelland oder online auf shop.westtoer.be erhältlich

de westhoek

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km

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THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   Minenschlacht-Tour

Auf den Spuren von … Alphie Hanratty (siehe S. 90)

Tagesprogramm 10.00 – 12.00 Uhr: In Flanders Fields Museum (siehe S. 7) Lakenhallen, Grote Markt 34, 8900 Ypern 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch 14.00 – 14.30 Uhr: Besucher­ zentrum Het Heuvelland (siehe S. 79) Sint-Laurentiusplein 1, 8956 Kemmel (Heuvelland) 14.30 – 15.00 Uhr: Pool of Peace (siehe S. 93) Kruisstraat, 8953 Wijtschate (Heuvelland)

Tagesprogramm 10.00 – 10.30 Uhr: Besucher­ zentrum Het Heuvelland (siehe S. 79) Sint-Laurentiusplein 1, 8956 Kemmel (Heuvelland) 10.30 – 11.00 Uhr: St.-Laurentius-­ Kirche in Kemmel (siehe S. 79) Sint-Laurentiusplein 1, 8956 Kemmel (Heuvelland)

15.30 – 17.00 Uhr: Touristischer Informationspunkt Mesen (siehe S. 99) Markt 1, 8957 Mesen

11.00 – 12.00 Uhr: de Pool of Peace (siehe S. 93) Kruisstraat, 8953 Wijtschate (Heuvelland) 12.00 – 13.30 Uhr: lunch

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14.00 – 14.30 Uhr: Grab von William Redmond (siehe S. 94)

IM FOKUS 41 Gedenkbäume Frontlijn 1915/1917

Godtschalckstraat, 8958 Loker (Heuvelland)

14.30 – 15.00 Uhr: Touristischer Informationspunkt Mesen (siehe S. 99) Markt 1, 8957 Mesen 15.00 – 15.30 Uhr: Friedenspark (siehe S. 108) Armentierssteenweg, 8957 Mesen

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41 Gedenkbäume markieren die Fronten des „Wytschate-Bogens“ und der „Messi­ nes Ridge“, die von Oktober 1914 bis Juni 1917 unverändert blieben. Und genau diese versteinerte Frontlinie wurde durch die Schlacht am Wytschaete-Bogen vom 7. Juni 1917 durchbrochen. Um die alliier­ ten (blau) und deutschen (rot) Frontlinien deutlich in der Kriegslandschaft zu mar­ kieren, erhielt jeder Baum einen Baum­ schutz aus Metall in der entsprechenden Farbe. Im Frühjahr 2015 wurden entlang der historischen Frontlinien von Boezinge bis Sint-Elooi 138 hochstämmige Ulmen gepflanzt. Mit diesen Gedenkbäumen wird der „Kleine Ypernbogen 1914-1917“ blei­ bend in der Landschaft markiert. Dieses Projekt wurde 2017 auf den Frontlinien in Heuvelland und Mesen erweitert.


Sommerausstellung LUX 17 Im Rahmen des Kunstprojekts LUX 17 zei­ gen 7 zeitgenössische Künstler unter dem Titel „(To) construct“ ihre Interpretationen des Themas Konstruktion. Eine wirklich empfehlenswerte Ausstellung in der Kirche in Kemmel mit Arbeiten von Mathieu Lobelle, Nadine Van Imschoot, Nancy Demeester, Joke Cardinael, Bram Terreyn, Trees leroy und Christophe Dehaene. Die Ausstellung läuft vom 1. Juli bis 27. August 2017.

ESSEN UND TRINKEN Redmond’s Irish Pub Was Gemütlichkeit bedeutet, brauchen Sie den Iren bestimmt nicht zu erklären und wie ein Guinness schmeckt, weiß sogar der größte Trauerkloß. Fügen Sie noch ein paar Austern und ein Liedchen auf dem Dudel­ sack hinzu und you’re in heaven! Der Pup hat sich auf Fischgerichte spezialisiert.

NEUES BUCH Franky Bostyn

Zero Hour

7/06/1917

0 ondergrondse strijd om de heuvelrug Wijtschate-Mesen

Der Militärhistoriker Franky Bostyn berich­ tet über die unterirdische Kriegsführung im Vorfeld der Minenexplosionen. Zwischen Hill 60 im Norden und Ploegsteertbos wur­ den 15 Stätten unter die Lupe genommen. Das Buch erscheint beim Verlag Uitgeverij Davidsfonds und ist auch im Besucher­ zentrum Het Heuvelland erhältlich.

Dikkebusstraat 135 8958 Loker (Heuvelland) +32 (0)57 44 81 01 Weitere kulinarische Adressen in Heuvelland und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

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Poperinge

Ypern

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Komen­ Waasten

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Mesen

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MESEN

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TOURISTISCHER INFORMATIONSPUNKT (TIP)

Der TIP auf dem Markt in Mesen ist der Aus­ gangspunkt für jeden Besuch der kleinen Friedensstadt. Er befindet sich im ehema­ ligen Rathaus. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde restauriert und gilt als Beispiel der Architektur des Wieder­ aufbaus. Sie erhalten dort eine Übersicht über die Geschichte Mesens im Laufe

BESUCHER­ INFORMATIONEN Touristischer Informationspunkt (TIP) Markt 1 8957 Mesen

WEITERE INFORMATIONEN +32 (0)57 22 17 14 info@mesen.be www.mesen.be Täglich: 8.30 – 17.30 Uhr

der Jahrhunderte, bei der jedoch der Erste Weltkrieg im Mittelpunkt steht. Was ge­ schah im Vorfeld der Kämpfe? Wie gingen die neuseeländischen Truppen in der Mi­ nenschlacht vor? Warum hat der Irische Friedensturm so einen großen symboli­ schen Wert? Diese Themen und noch viel mehr werden hier näher beleuchtet. Neben dem TIP gibt es in Mesen und Um­ gebung weitere Gedenkstätten und Über­ reste des Ersten Weltkriegs, die einen Be­ such wert sind wie der Irische Friedenspark, das Neuseeländische Denkmal und das London Scottish Monument. Im Friedens­ glockenspiel hängen 50 Glocken. Es spielt jede Viertelstunde Hymnen und Volksmusik aus den Ländern, die am Krieg beteiligt wa­ ren. Außerdem gibt es hier drei Soldaten­ friedhöfe des Commenwealth: Messines Ridge British Cemetery (1.503 Gräber), Bethleem Farm East (43 Gräber) und Beth­ leem Farm West Cemetery (166 Gräber). Mesen 99


AUSSTELLUNG TOURISTISCHER INFORMATIONSPUNKT

100 NEW ZEALAND FACES OF MESSINES

100 Gesichter – 100 Geschichten Der Erste Weltkrieg hatte schwerwiegende Folgen für das kleine Neuseeland. 100.000 Männer der etwas mehr als eine Million zählenden Bevölkerung zogen auf die an­ dere Seite der Welt, um dort „ihrem Land zu dienen“. 18.000 von ihnen verloren dabei ihr Leben, 40.000 kehrten schwer verwun­ det nach Hause zurück. Jede neuseelän­ dische Familie war auf irgendeine Weise von diesem Krieg betroffen. Die Ausstellung im TIP zeigt 100 sorgfältig ausgewählte Geschichten, die zusammen 100  Mesen

der neuseeländischen Gesellschaft in die sen bewegten Zeiten ein Gesicht verleihen. Jedes „Gesicht/jede Geschichte“ ist irgend­ wie mit der Minenschlacht am 7. Juni 1917 verbunden, bei der es der neuseeländi­ schen Division zusammen mit anderen alli­ ierten Truppen gelang, den Mesenbogen von den Deutschen zurückzuerobern und auf diese Weise die Front zu begradigen. Die erfolgreiche Operation wurde sehr gut vorbereitet. Unter den deutschen Stellun­ gen wurden 19 unterirdische Minen verlegt und zur Explosion gebracht. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, besuchen Sie den TIP in Mesen.


Auf den Spuren von… Samuel Frickleton Samuel Frickleton wurde 1891 in Slamannan in Schottland geboren. 1908 wanderte seine Familie nach Neuseeland aus, wo er dann als Bergmann arbeitete. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs trat er zusammen mit seinen vier Brüdern in die Armee ein. Er war kurz an den Angriffen der Briten in Gal­ lipoli beteiligt, wurde dann aber im Novem­ ber 1915 aus medizinischen Gründen für untauglich erklärt und nach Hause zurück­ geschickt. Im April 1916 trat er erneut in die Armee ein und kam dann zum 3rd Battalion New Zealand Rifle Brigade. Am 7. Juni 1917 nahm das Bataillon an der Minenschlacht teil. Bei der Eroberung von Mesen wurde Frickleton leicht verwundet, setzte aber den Angriff fort. Als die neuseeländischen Truppen aufgehalten wurden, schaltete er eigenhändig zwei deutsche Maschinengewehrposten aus. Für seinen Mut erhielt er ein Victoria Cross, den höchste britischen Militärorden. Im weiteren Verlauf der Offensive wurde er ein zweites Mal verwundet und kehrte danach nicht mehr auf das Schlachtfeld zurück. Er überlebte den Krieg und starb 1971. In der Nähe der St.-Nikolaus-Kirche in Mesen steht eine Gedenkplatte, die an ihn erinnert.

Auf der anderen Seite der Welt Neuseeland war seit 1840 eine Kolonie des Briti­ schen Reichs, 1907 erhielt die Insel eine Art Selbst­ verwaltung in Form einer Dominion. Neuseeland war aber weiterhin vom Mutterland abhängig. Landwirt­ schaftliche Produkte wie Wolle, Fleisch und Milch­ produkte fanden im großen Britischen Reich einen guten Absatzmarkt. Der lebensnotwendige Export geriet jedoch bei Ausbruch des Krieges in Bedräng­ nis. Daher rührte die besonders starke neuseelän­ dische Unterstützung Großbritanniens, das für den Schutz der Seewege sorgte und so den lebensnot­ wendigen Handel sicherte. Der Krieg bedeutete je­ doch auch, dass 58 % der verfügbaren Arbeitskräfte Mesen 101


von der Armee vereinnahmt wurden. Dem­ zufolge sank die Produktion und die Preise stiegen. Nur durch den Einsatz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und den bleibenden Export nach Großbritannien konnte ein Zu­ sammenbruch der neuseeländischen Wirt­ schaft verhindert werden.

Zuerst freiwillig und dann gezwungenermaßen Anfangs herrschte die Überzeugung, der Krieg könne problemlos und in Windeseile gewonnen werden. Die Rekrutierung von Freiwilligen verlief daher völlig reibungslos. Die langen Listen der Gefallenen, die stei­ genden Lebensmittelpreise und das stän­ dig wachsende Gefühl der eigenen Identität (siehe S. 107) sorgten jedoch schnell dafür, dass der Zustrom stagnierte. Ende 1915 lancierte die Regierung ein „nationales Re­ gistrierungssystem“, aus dem hervorging, dass noch weitere 200.000 Männer für ei­

102  Mesen

ne Teilnahme an der New Zealand Expedi­ tionary Force in Betracht kamen. Um die nö­ tige Anzahl von Männern in der NZEF zu gewährleisten, wurde 1916 die Wehrpflicht eingeführt.

Nicht mit dem Gewissen vereinbar Einige Neuseeländer widersetzen sich die­ ser Wehrpflicht. Obwohl einige vor allem aus religiösen Gründen vom Wehrdienst freigestellt worden waren, landeten unge­ fähr 2.600 Kriegsdienstverweigerer im Ge­ fängnis. Verurteilte Kriegsdienstverweige­ rer verloren für 10 Jahre ihr Wahlrecht und wurden als Arbeitnehmer bei staatlichen Einrichtungen ausgeschlossen. Nur einige wurden gezwungenermaßen an die Front geschickt und versuchten dort mit einer Hungerration zu überleben. 1917 beschloss der Verteidigungsminister, dass alle Män­ ner, die behaupteten, den Kriegsdienst aus


Gewissensgründen zu verweigern, aber nicht offiziell als solche anerkannt worden waren, sich zum Dienst an der Westfront melden mussten.

Baxters Gewissen Einer der Männer, die als Kriegs­ dienstverweigerer an die Front ge­ schickt wurden, war der 1881 gebo­ rene Achibald Baxter. Im Frühjahr 1918 landete er in Abeele und Dik­ kebus. Dort stellte er fest, dass viele Soldaten nicht wussten, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollten. Sie behandelten ihn mit einer Mischung aus Faszination, Verachtung, Sym­ pathie und Gleichgültigkeit. Im Som­ mer wurde er für verrückt erklärt – was er selbst mit Nachdruck ab­ stritt – und zurück nach Neuseeland geschickt. Er übernahm daraufhin wieder die Leitung seines Bauern­ hofs in Otago und starb dort 1970.

Deutsche Gemeinschaften Die wichtigste Auswanderungswelle nach Neuseeland fand in den 1870er Jahren statt. Ein von der Regierung ausgearbeite­ tes Immigrationsprogramm lockte vor al­ lem deutsche und skandinavische Arbeiter nach Neuseeland. Die Neuankömmlinge bauten Bahnlinien und entwaldeten den Bush. Später wagten auch viele kinderrei­ che Familien die weite Reise. Sie bildeten das Rückrad des ländlichen Lebens und der Landwirtschaft in Neuseeland. In diesen über die ganze Insel verteilten Gemein­ schaften war es normal, Deutsch zu spre­ chen. Im Ersten Weltkrieg wurde das Zu­ sammenleben auf die Probe gestellt. Die vielen Todesopfer und die grausamen Ge­ schichten in der Presse erzeugten eine ne­ gative Stimmung gegenüber allem, was Deutsch war.

Mesen 103


Antideutsche Hysterie Eines der Opfer der Hetze gegen die Deutschen war George William von Zedlitz. Der Deutschamerikaner kam 1902 nach Neuseeland und arbeitete dort als Professor für moderne Spra­ chen. Ab 1912 war er auch offizieller Dolmetscher der neuseeländischen Regierung. Bei Anfang des Krieges teilte von Zedlitz mit, als freiwilliger Helfer des Roten Kreuzes nach Deutschland zurückkehren zu wollen. Dieses Vorhaben kam bei den Neu­ seeländern nicht gut an. Infolge des Alien Enemy Teachers Act verlor von Zedlitz im Oktober 1915 seine Profes­ sur am Victoria University College. Nach dem Krieg wurde er rehabilitiert.

Die Maori Trotz des Widerstands auf britischer Seite erhielten die Maori – die Ureinwohner Neu­ seelands – die Gelegenheit, sich ab Ende 1914 freiwillig zum Dienst beim Einheimi­ schen Kontingent zu melden, das auch als Maori-Kontingent bezeichnet wurde. Nach den Gefechten in Gallipoli und an der West­ front rückte ab Februar 1916 ein Maori-­ Pionierbataillon in den Vordergrund. Das Arbeitskorps legte während der Minen­ schlacht im Juni 1917 über 4,5 km Schüt­ zengräben an und hatte dabei 17 Tote und 155 Verwundete zu beklagen. Als die Anzahl Freiwilliger bei den Maori ab­ nahm und das Bedürfnis an frischen Sol­ daten stieg, führte die neuseeländische Regierung den Wehrdienst auch für diese 104  Mesen

Bevölkerungsgruppe ein, wenn auch nicht für alle Stämme, sondern nur für diejeni­ gen, bei denen sich keine oder nur weinige freiwillig gemeldet hatten. Die Maßnahme


führte 1917 dazu, dass viele Maori in Mili­ tärlager eingesperrt wurden, wo sie ihre Strafe für die Kriegsdienstverweigerung ab­ sitzen mussten. Dadurch entstand ein tie­ fes Misstrauen zwischen den Stammes­ mitgliedern und der neuseeländischen Regierung, das erst in den 1990er Jahren aufgehoben wurde. Wie viele Maori aktiv am Krieg teilgenommen haben, ist nicht genau bekannt. Viele von ihnen dienten nicht in den „einheimischen“ Einheiten, sondern in den „weißen“ Divisionen der NZEF oder bei der Australischen Armee.

The All Blacks Genau wie Australien war auch Neusee­ land als Sportnation bekannt. Nationalsport war dort natürlich Ruby. Die Ruby-Mann­ schaft All Blacks gehörte zur Weltspitze. Mit Ausnahme einiger Wettkämpfe und

Turniere zwischen Soldatenmannschaften der alliierten Länder fand im Ersten Welt­ krieg jedoch keine nationale Rugby-Meis­ terschaft statt. Man war der Meinung: Wer fit genug ist, um zu spielen, der ist auch fit genug, um zu kämpfen. 13 Mitglieder der All Blacks verloren ihr Leben im Dienst der Armee. Der bekannteste unter ihnen war David Gallagher, der die Mannschaft von 1905-1906 als Kapitän anführte. Er fiel am 4. Oktober 1917 in Passendale. Für die All Blacks-Meisterschaft wurden bereits vor dem Krieg Mannschaften aus weißen Neuseeländern und Maori zusam­ mengestellt. Auch in der Armee sorgten gemischte Einheiten für ein größeres ge­ genseitiges Verständnis. George Sellars (1876) – Maori und All Black – trat 1915 in das Auckland Regiment ein. Er starb am 7. Juni 1917 bei der Schlacht um Mesen, Mesen 105


während er einen verwundeten Kamera­ den auf dem Rücken wegtrug. Nach ihm verloren noch zwei weitere All Blacks ihr Leben in der Minenschlacht: Reginald Tay­ lor und Jim McNeece. Sellars Name wurde in das Denkmal Messines Ridge New Ze­ aland Memorial in Mesen eingemeißelt.

Frauen an und hinter der Front Wie überall auf der Welt änderte sich auch die Rolle der Frau in der neuseeländischen Gesellschaft. Frauen übernahmen wäh­ rend des Krieges nicht nur die Aufgaben der Männer auf dem Arbeitsmarkt, sie engagierten sich auch zu Hause und an der Front als Freiwillige. So dienten u. a. 106  Mesen

550 Krankenschwestern in Übersee in den Militärlazaretten an der Front. Viele von ihnen wurden Opfer des Krieges. 10 Kran­ kenschwestern ertranken nach einem Tor­ pedoangriff auf das Lazarettschiff Mar­ quette im Oktober 1915. Es arbeiteten auch schätzungsweise über 500 neuseeländi­ sche Frauen als Freiwillige in Kranken­ häusern in England, Frankreich und Bel­ gien. Einige von ihnen wurden für ihre Arbeit mit der Königin Elisabeth-Medaille ausge­ zeichnet. An der Heimatfront sorgte der Krieg für eine große Welle der Solidarität mit u. a. Poor Little Belgium. Allerlei Orga­ nisationen strickten warme Schals, sam­ melten Geld ein und schickten Pakete mit Lebensmitteln.


An die Arbeit Mary Mulcahy (1892-1966) war eine der vielen neuseeländischen Frauen, die aufgrund der Kriegsum­ stände die Ärmel hochkrempelte. Sie fand Arbeit in der Verwaltung der Wehrdienstpflichtigen, wo sie Listen von geeigneten Kandidaten führen und die Auslosung der Wehrpflichtigen vorbereiten musste. Ihr Mann wurde in der Schlacht bei Mesen im Juni 1917 verwundet und litt jahrelang an einem Shell–Schock. Als er wieder zu Hause war, übernahm Mary die Pflege ihres Mannes.

Welche Kiwis? Durch ihre Teilnahme am Ersten Weltkrieg entwickelten die Neuseeländer eine eigene Identität. Weit weg von zu Hause wurden sie sich ihrer Eigenheit stärker bewusst. Sie ließen sich am liebsten „Kiwis“ nennen und betrachteten sich als unabhängiges Volk, das nicht länger Bestandteil des britischen Imperiums sein wollte. Nach dem Krieg unterzeichnete Neuseeland den Friedens­ vertrag von Versailles als unabhängige Nation. Ihren Namen haben die Neuseelän­ der dem Lockruf des Kiwimännchens zu verdanken.

Mesen 107


WAS KANN MAN IN MESEN ALLES MACHEN ? Leie

Heuvelland 2

1

Touristischer Informationspunkt (TIP) Mesen Markt 1, 8957 Mesen Dieser Informationspunkt regt die Be­ sucher dazu an, die kleine Stadt Mesen zu erkunden.

2 St.-Niklaus-Kirche

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Die ehemalige Klosterkirche stammt eigentlich aus dem Jahr 1057, musste aber nach der Zerstörung im Ersten Weltkrieg 1928 völlig neu wiederaufge­ baut werden. In der Nähe der Kirche befindet sich eine Platte zum Geden­ ken an den neuseeländischen Solda­ ten Samuel Frickleton. 3 Irischer Friedenspark Armentierssteenweg, 8957 Mesen

Der Irische Friedenspark ist seit 1998 ein irisches Nationaldenkmal in der Westhoek. Der runde Turm ist ein ty­ pisch irisches Symbol und soll an alle 108  Mesen


Iren erinnern, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Der Friedenspark verweist auch auf die Minenschlacht im Jahr 1917. Jugendliche aus Irland haben sich am Bau des Turms – einem Zei­ chen des Friedens und der Versöh­ nung – beteiligt. 4 Berks Cemetery Extension und Plugstreet 14-18 Experience Rue de Messines 156, 7782 Ploegsteert (Komen-Waasten) Nur 15 km von Ypern entfernt liegen der Soldatenfriedhof Berks Cemetery Ex­ tension, das Memorial to the Missing (Denkmal für die Vermissten) und das Besucherzentrum Plugstreet 14-18 Ex­ perience.

de westhoek

Siehe S. 74

de westhoek

14-18

Die Broschüren für die Routen sind über shop.westtoer.be erhältlich.

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6

routes

ESSEN UND TRINKEN

Markt 23, 8957 Mesen +32 (0)476 79 18 30

Lernen Sie die kleinste Stadt des Landes mit der Rundgang-App Messines Walk kennen. Folgen Sie auf Ihren Smartphone oder Tablet den neuseeländischen Trup­ pen bei ihrem Angriff auf das besetzte Mesen am 7. Juni 1917. Sie können die App im Apple App Store oder im Google Play Store downloaden.

Mijnenslag

Route Pionier (75 km)

Café du Centre

WANDERN

FIETSROUTE 14-18 - CYCLE ROUTE 14-18 ITINÉRAIRE CYCLISTE 14-18 - FAHRRADROUTE 14-18

MIT DEM AUTO

Café Saint Sébastien Ieperstraat 3, 8957 Mesen Weitere kulinarische Adressen in Mesen und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

RADFAHREN

43 km

Route Minen­ schlacht (42 km) Siehe S. 94

Mesen 109


THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   Auf den Spuren von … Samuel Frickleton (siehe S. 101)

ANZAC Day, findet an dieser Stelle ein Dawn Service (eine Zeremonie am frühen Morgen) statt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Soldatenfriedhof Polygon Wood Cemetery.

Tagesprogramm 10.00 – 11.00 Uhr: Touristischer Informationspunkt Mesen (siehe S. 99) Markt 1, 8957 Mesen 11.00 – 12.00 Uhr: Besuchen Sie die St.-Niklaus-Kirche und den New Zealand Memorial Park 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch 14.00 – 15.00 Uhr: Im Polygonwald zeugen nicht nur die Überreste der Bunker aus dem Ersten Weltkrieg von den heftigen Gefechten, sondern auch der Com­ monwealth-Soldatenfriedhof But­ tes New British Cemetery. Das New Zealand Memorial erinnert an die 383 Soldaten der neuseeländischen Division, die hier ihr Leben verloren. Auf dem Friedhof steht auch ein Denkmal für die 5. Australische Di­ vision. edes Jahr am 25. April, dem 110  Mesen

Lange Dreve 5, 8980 Zonnebeke

Die Gedenksäule für die neuseeländische Division im Weiler ’s Gra­ventafel erinnert an die Rolle der neuseeländischen Division in der Schlacht bei Broodseinde am 4. Oktober 1917. Dieser Angriff der ANZAC-Truppen sorgte dafür, dass die Alliierten in der zweiten Phase der Offensive erfolgreich vorrücken konnten. Nichtsdestotrotz blieb der Angriff aufgrund unzureichender Vorbereitungen einige Tage später wieder stecken. ’s Graventafelstraat, 8980 Zonnebeke (Passendale) 15.00 – 16.30 Uhr: Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke)


IM FOKUS Memorial to the Missing In Ploegsteert, zwischen Mesen und der französischen Grenze, befindet sich der Soldatenfriedhof Berks Cemetery Extension und das Memorial to the Missing (Denkmal für die Vermissten). Das Denkmal ist den 11.447 Soldaten des Commonwealth ge­ widmet, die in Folge der täglichen Schar­ mützel und kleinerer Angriff starben, die zur Unterstützung der großen Offensiven dien­ ten. Keiner dieser Soldaten hat ein mit sei­ nem Namen versehenes Grab. An jedem 1. Freitag des Monats wird dort um 19.00 Uhr der Zapfenstreich Last Post gespielt. Rue de Messines 156, 7782 Ploegsteert (Komen-Waasten)

Plugstreet 14-18 Experience Nur 15 km von Ypern entfernt liegt direkt hinter dem Memorial to the Missing seit 2013 das Besucherzentrum „Plugstreet 14-18 Experience“. Es wurden hochtech­ nologische Mittel eingesetzt, um den Be­ suchern auf eine interaktive Weise die wichtigsten Monumente des Ersten Welt­ kriegs in der Region Komen-Waasten vor

Augen zu führen. Auch die schwierige Be­ ziehung zwischen den Bürgern und Solda­ ten wird dabei näher beleuchtet. Im Osten lag Komen, das sich in den Händen der Deutschen befand, und im Westen Ploeg­ steert, wo die Briten stationiert waren. Na­ türlich erhält auch die Schlacht bei Mesen – und dabei vor allem die Rolle der austra­ lischen Truppen – große Aufmerksamkeit.

Rue de Messines 156, 7782 Ploegsteert (Komen-Waasten) +32 (0)56 48 40 00 info@rememberplugstreet.com www.plugstreet1418.com 01.04. – 30.09.: 10.00 – 17.00 Uhr Am Wochenende: 10.00 – 18.00 Uhr 01.10. – 31.03.: 10.00 – 17.00 Uhr Am ersten Freitag des Monats: 10.00 – 19.00 Uhr (Zapfenstreich Last Post)

Mesen 111


Veurne Diksmuide

LANGEMARKPOELKAPELLE

Hooglede

Alveringem

Houthulst Staden

Lo­ Reninge

LangemarkPoelkapelle

Vleteren

Poperinge

Ypern

Heuvelland Mesen

112  Langemark-Poelkapelle

Kortemark

Zonne­ beke


Langemark-Poelkapelle war vier Jahre lang Schauplatz des ersten Weltenbrandes. Die Ortschaft liegt zwischen dem Kanal Ypern-IJzer und dem schwer umkämpfen Hügelrücken zwischen Westrozebeke und Wijtschate und war Bestandteil des Ypern­

BESUCHER­ INFORMATIONEN Guynemer-Pavillon

Brugseweg 126-128 8920 Langemark-Poelkapelle

WEITERE INFORMATIONEN Tourismus Langemark-Poelkapelle Kasteelstraat 1 8920 Langemark-Poelkapelle +32 (0)57 49 09 41 toerisme@ langemark-­poelkapelle.be www.langemark-­ poelkapelle14-18.be

bogens (Ypres Salient). Nach vier Jahren war die Ortschaft vom Erdboden ver­ schwunden. 100 Jahre später organisiert die Gemeinde allerlei Aktivitäten zum Ge­ denken an den Ersten Weltkrieg. Im brandneuen Guynemer-Pavillon wird eine zweiteilige Ausstellung gezeigt, in der die Besucher mehr über die Franzosen und die militärische Luftfahrt erfahren. Der Anteil der französischen Armee erwies sich in der Dritten Flandernschlacht bei der überwiegend britischen Offensive als be­ sonders wichtig. Obwohl sich die französi­ schen Streitkräfte 1917 in einer tiefen Krise befanden, konnten sie durch ein etwas be­ hutsameres Vorgehen bis zum Houthulster Wald vorrücken. Auch Flugzeuge wurden 1917 auf eine bis dahin noch nie dagewe­ sene Weise eingesetzt. Die anfangs nur mit Observierungsaufgaben betraute Luft­ waffe entwickelte sich zu einem integralen Bestandteil der Kriegsführung.

Langemark-Poelkapelle 113


AUSSTELLUNG  GUYNEMER-PAVILLON

DIE FRANZÖSISCHEN TRUPPEN IN DER DRITTEN FLANDERNSCHLACHT

Unter Druck Die Schlacht um Verdun im Jahr 1916 hat­ te der französischen Armee schwer zuge­ setzt. Aufgrund der hohen Verluste und der vielen operationellen Fehler kam es zu Pro­ testen. Die Zahl der desertierenden oder rebellierenden Soldaten stieg dramatisch. Der sprichwörtliche Tropfen war die miss­ lungene Schlacht bei Chemin des Dames, eine von dem neuen französischen Ober­ befehlshaber Robert Nivelle geleitete Of­ fensive am 16. und 17. April 1917. Die vie­ len sinnlosen Todesopfer zermürbten die Soldaten. Der nun schon drei Jahre dau­ ernde Krieg ohne Aussicht auf Frieden hat­ te sie völlig entmutigt.

Wende durch Pétain In diesem Augenblick übernahm General Pétain das Ruder. Er wollte nicht nur die Moral der Truppen aufpolieren, sondern auch die französische Gefechtsstrategie ändern. Es wurden keine großangelegten Offensiven mehr durchgeführt. Pétain wollte auf die vollständige Entfaltung der Kampf­ 114  Langemark-Poelkapelle

kraft der amerikanischen Truppen warten. Er verbesserte die Lebensumstände der Soldaten und sorgte für mehr Mitbestim­ mung bei taktischen Entscheidungen auf dem Schlachtfeld. Außerdem führte er eine Verjüngung des Generalstabs durch und entließ einige unfähige Offiziere.

Incontournable Die Unterstützung der Franzosen war für das Gelingen der Offensive, die der briti­ sche Feldmarschall Sir Douglas Haig in Flandern vor Augen hatte, unentbehrlich. Den Franzosen wurde eine von den Deut­ schen nur schwach bemannte Zone auf der linken Flanke der britischen Truppen zuge­


wiesen. Die Wahl fiel auf die 1. Armee, die größtenteils aus Einheiten aus dem Nor­ den Frankreichs zusammengestellt worden war, in denen es keine Meuterei gab. Den Oberbefehl hatte General Anthoine. Er stellte seine Truppen ab 13. Juni 1917 an der 7,5 km langen Front zwischen Noord­ schote und Boezinge auf.

Deutsche Argusaugen Auf der Gegenseite verfolgte die IV. Deut­ sche Armee unter der Leitung von General Sixt von Armin die französischen Truppen­ entwicklungen mit Argusaugen. Genau wie die Franzosen verfügten auch die Deutschen in diesem Sektor über eine beträchtliche Menge an Artillerie: rund 200 bis 300 Ge­ schütze, die Hälfte davon Kanonen mit einem mittleren bis schweren Kaliber. Die Deut­ schen sahen nicht tatenlos zu und began­ nen sofort mit einem sehr präzisen Beschuss.

Der Plan für August-September Der französische Plan bestand aus mehre­ ren aufeinander folgenden Operationen im Sektor Het Sas. Das Ziel war eine Linie zwi­

schen De Blankaert und dem Houthulster Wald. In Phase 1 sollten die ersten beiden deutschen Linien im Osten von Ieperlee eingenommen werden. Nach der Konsoli­ dierung des eroberten Geländes startete Phase 2, ein Angriff der dritten Linie und des Geländes südlich von Martjevaart-­ Sint-­Jans­­­-beek, sowie die Eroberung der „Halbinsel“ Poesele.

Die erste Operation (Phase 1) Im Vorfeld des Angriffs bereitete die Artille­ rie das Gelände vor. Zwischen dem 26. und 30. Juli schossen die Franzosen zwischen 80.000 und 100.000 Granaten pro Tag ab, darunter auch Gasgranaten. Am 31. Juli 1917 war es dann soweit: Um 3.50 Uhr be­ gann der Angriff. Kurz zuvor hatte man 54 Fußgängerbrücken über die Ieperlee ge­ legt. Obwohl es den deutschen Artilleristen gelang, einige Übergänge zu zerstören, er­ reichten die französischen Truppen ohne große Verluste das Ostufer, wo sie auf die völlig zerschossenen und unbemannten deutschen Linien trafen. Die Deutschen hatten sich inzwischen in ihre tiefer gele­ genen Verteidigungslinien zurückgezogen. Langemark-Poelkapelle 115


Um 9.00 Uhr erreichten die Franzosen das anstrebte Ziel, den Tranchée Kortekeer bzw. die dritte deutsche Linie. Kaum eine Stunde später nahmen sie sogar Bikschote ein. Der gesamte deutsche Widerstand rund um das Dorf war gebrochen. Inzwischen begann es stark zu regnen. Die Deutschen versuchten, das verlorene Gelände zurück­ zuerobern, die Gegenangriffe schlugen jedoch fehl oder blieben im Schlamm ste­ cken. Am ersten Tag der Offensive verloren 116  Langemark-Poelkapelle

die Franzosen 1.050 Mann (Tote, Verwun­ dete und Vermisste).

Die Fortsetzung (Phase 2) Der nächste Angriff war für den 16. August vorgesehen und hatte als Ziel den Martjes­ vaart, den Sint-Jansbeek und den Broen­ beek. Zuerst schalteten die Franzosen jeg­ lichen Widerstand auf der Halbinsel Poesele aus, danach folgte ein Angriff am frühen


Ergebnis

Morgen. Ein paar Stunden später standen einige kleine Bäche unter französischer Kontrolle. Auf der linken Flanke nahmen die Fusiliers Marins die Halbinsel Poesele und Drie Grachten ein (siehe dazu Hout­ hulst, Drie Grachten-Gelände, S. 137).

Oktober-Offensiven Die neuen Ziele waren der Houthulster Wald und danach die „Halbinsel“ Luigem. Am 9. Oktober 1917 begann Phase 1 mit einem Angriff am frühen Morgen. Der Vor­ marsch durch das schlammige, zerschos­ sene Gelände verlief schwierig, die deut­ schen Verteidiger verkauften ihr Fell sehr teuer. Die Franzosen kamen bis an den Weiler Veldhoek. Trotz des stürmischen

Die 1. Französische Armee erreichte die jeweils angestrebten Ziele und das sogar mit relativ geringen Verlus­ ten: 8.527 Männer wurden verwun­ det, 1.625 Soldaten fielen. Bei den Gefechten machten die Franzosen 1.500 deutsche Gefangene, darunter 30 Offiziere. Es wurden 6 bis 7 Milli­ onen Granaten abgeschossen. Wetters erreichten sie am 22. Oktober dann doch den Rand des Houthulster Waldes. Sogleich begannen die Vorbereitungen für einen neuen Angriff. Die Deutschen wurden mit Tausenden von Granaten beschossen. Am 26. Oktober rückten die französischen Truppen weiter vor und überquerten prob­ lemlos den Sint-Jansbeek. Die Franzosen hatten durch das Maschinengewehrfeuer der deutschen Batterie in Aschhoop aller­ dings große Verluste erlitten. Es dauerte bis zum Mittag, bevor ein Durchbruch erzwun­ gen und die Halbinsel Luigem erobert wer­ den konnte. Damit war der Auftrag der fran­ zösischen Armee in Flandern erfüllt.

Unbeschreiblich Ambroise Harel nahm an den ersten Angriffswellen am 31. Juli teil. Er beschrieb den schwierigen Vormarsch. Seine Einheit erreichte schon am Nachmittag den Broenbeek, wo ein großer Bunker stand. Die Umgebung wurde zu diesem Zeitpunkt heftig bombardiert. Harel suchte zusammen mit einigen anderen französischen Solda­ ten Schutz in dem Bunker. Plötzlich fiel eine Granate durch die Türöffnung und explodierte: « Ce fut un moment indescriptible ! J’étais tombé à la renverse, sur mes pieds un homme expirait, les jambes coupées ; un cri horrible était poussé par l’ensemble des mourants. L’abri n’était plus qu’un véritable charnier d’êtres humains, les parois étaient toutes maculées de sang. »

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AUSSTELLUNG GUYNEMER-PAVILLON

1917, EIN WENDEPUNKT FÜR DIE LUFTWAFFE

In den Kinderschuhen

Enorme Fortschritte

Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs wurden Flugzeuge nur zur Beobachtung eingesetzt. Während des Krieges wuchs jedoch der Aufgabenbereich der Luftwaffe. Wer den Luftraum kontrollierte, konnte ohne Behin­ derungen das Gelände verkennen, den Gegner beobachten und seine Artillerie genau ausrichten. Die Piloten flogen be­ reits schnell in Gruppen. Auch die Bewaff­ nung der Flieger entwickelte sich rasant. Nach der Ausrüstung mit Maschinenge­ wehren ließen die ersten Luftgefechte nicht lange auf sich warten.

Ab Ende 1916 kam es in der deutschen Luftwaffe zu großen Veränderungen. Neue Einheiten erhielten bessere Flugzeuge und die Piloten eine bessere Ausbildung. Die Anzahl der Flugplätze der 4. Deutschen Armee in Flandern stieg von 11 auf rund 50 im Jahr 1917. Auch das britische Royal Flying Corps wurde beständig, aber weni­ ger schnell erweitert. Mitte 1917 verfügten sowohl die Briten, als auch die Franzosen über Flugzeuge, die den Kampf mit den deutschen Piloten nicht zu scheuen brauch­ ten. Am 26. Juli 1917 – am Vorabend der Dritten Flandernschlacht – fand ein großes Gefecht über dem Polygonwald statt. Rund 100 Maschinen waren daran beteiligt.

118  Langemark-Poelkapelle


Unterstützung beim Angriff Ab 1917 bestimmten die Flugzeuge die Positionen und Ziele der eigenen Bodent­ ruppen und lokalisierten die feindlichen Angriffsschleusen. Nach Einführung der drahtlosen Funktelegrafie konnten die In­ formationen von den Flugzeugen direkt an die Hauptquartiere durchgegeben werden. Die Kommunikation der Bodentruppen mit den Flugzeugen war nicht so einfach. Die Positionen wurden mit Lichtsignalen oder weißen Tüchern angegeben. Die Piloten antworteten mit Leuchtraketen oder einer Sirene. Manchmal wurde auch eine Ta­ sche mit Berichten hinuntergeworfen.

Freund oder Feind? Die Bodentruppen wurden auch in anderer Hinsicht von den Jagdfliegern unterstützt: Sie beschossen die feindlichen Stellun­ gen mit Maschinengewehren und warfen kleine Bomben ab. Bereits am ersten Tag

der Dritten Flandernschlacht zwang das schlechte Wetter, tief hängende Wolken und der Rauch der Kanonen die Piloten dazu, tiefer zu fliegen als gewöhnlich. Freund und Feind waren dann schwer zu unterschei­ den. Obwohl die Jagdflieger ein leichtes Ziel für die Bodengeschütze waren, übten sie doch eine demoralisierende Wirkung auf den Gegner aus und ermutigten die angreifenden Infanteristen dazu, weiter vorzurücken.

Auf den Spuren von … Georges Guynemer Georges Guynemer (1894-1917) hatte ein großes Interesse an Mechanik und wollte unbedingt Pilot werden. Bei Ausbruch des Kriegs meldete er sich als Mechaniker bei der französische Luftwaffe. Dort stieg er schnell zum Piloten auf. Nach der Teilnahme an den Offensiven in Verdun und an der Somme (1916) wurde Guynemer mit seiner Kampfeinheit nach Dünkirchen versetzt, um von dort aus die Dritte Flandernschlacht zu unterstützen. Er war aufgrund seiner 48 Abschüsse inzwischen eine Berühmtheit geworden. Über Flandern schoss er fünf weitere Flugzeuge ab, bevor ihm der 11. September 1917 zum Verhängnis wurde. Guynemer wurde höchstwahrscheinlich von dem deutschen Piloten Kurt Wissemann – über Poelkapelle abgeschossen. Seine Leiche hat man nie gefunden.

Langemark-Poelkapelle 119


An einer Trosse Auch die Luftobservation und – Fotografie befand sich in voller Entwicklung. Skizzen wurden durch Luftaufnahmen ersetzt. Für

Auf den Spuren von… Werner Voss

Der deutsche Pilot Werner Voss (1897 – 1917) wurde auf Wunsch von Manfred von Richthofen der Jagdstaffel 10 zugeteilt. Am 23. Sep­ tember 1917 hatte der junge Pilot bereits 13 Flugzeuge über Flandern abgeschossen. Um 18.25 Uhr ent­ deckte Voss eine Patrouille von zwei britischen Flugzeugen und schoss im Sturzflug feuernd auf sie zu. Die bri­ tische Schwadron 56, die in der Nähe operierte, sah, dass die beiden briti­ schen Flugzeuge in Schwierigkeiten waren, und griff den Belagerer an. Der 20-jährige Voss wurde abge­ schossen und vor Ort beigesetzt. Auf dem Soldatenfriedhof in Langemark wird seiner gedacht. 120  Langemark-Poelkapelle

die Interpretation der Bilder – die übrigens von essenzieller Bedeutung war – benö­ tigte man jedoch neue Erkenntnisse. Die Luftaufnahmen boten bei der Vorbereitung einer Offensive die notwendigen Informa­ tionen für das Erstellen eines Angriffsplans und halfen der Infanterie dabei, die ge­ steckten Ziele schnell zu erkennen. Die Truppen rückten fortan mit Kenntnis der Landschaft und der feindlichen Truppen­ konzentrationen vor. Die Armee setzte nicht nur Flugzeuge, sondern auch Fesselbal­ lons zur Beobachtung der feindlichen Artil­ leriestellungen ein. Die Beobachter gaben ihre Informationen über ein Telefon durch. Ein Fesselballon konnte lange Zeit am sel­ ben Ort hängen bleiben.

Deutsche Drachenballons in der Luft Die zigarrenförmigen Fesselballons waren eine Erfindung des deutschen Majors von Parseval aus dem Jahr 1885. Der soge­ nannte Drachenballon wurde mit schnell entflammbarem Wasserstoffgas gefüllt, das den Ballon leicht in der Luft hielt. Bei der Mobilisierung verfügte jede deutsche Ar­ mee über eine Luftschiffer-Abteilung mit zwei Fesselballons, zwei Materialwagen, rund 120 Pferden, einer motorisierten Win­ de, einem Funkwagen und 180 Mann. Die Trosse war an der Vorderseite des Ballons befestigt. Das Ruder wurde von der Rück­


Wussten Sie das? Im Gegensatz zu den Flugzeugpiloten konnten sich die Luftschiffer in den Fesselballons mit einem Fallschirm retten. Die ersten Fallschirme waren in einer Hülle ver­ packt, die an den Trossen des Ballons befestigt war. Der Luftschiffer trug einen Brustpanzer, der mit dem Fallschirm verbunden war. Sobald er sprang, löste sich der Fallschirm durch das Gewicht des Mannes aus der Hülle. Durch Ziehen an einer Kordel öffnete sich dann der Fallschirm.

seite getragen und vom Gewicht des Beobachtungs­ korbs an Ort und Stelle gehalten, der auch an der Rückseite befestigt war. Der Korb konnte zwei Be­ obachter tragen.

Französische Caquots Ende 1914 setzen auch die Alliierten Beobachtungs­ ballons ein, es handelte sich dabei aber um Kugel­ ballons, die in großer Höhe ein Spielball des Windes wurden. Der französische Ingenieur Albert Irénée Caquot wusste, dass der Entwurf des deutschen Drachen besser war und entwickelte daraufhin einen französischen zigarrenförmigen Fesselballon. Anfang 1915 wurde der „Caquot“ von den Franzo­ sen eingesetzt. Frankreich stellte diesen Ballon auch für alle anderen alliierten Truppen an der Westfront her.

Wussten Sie das? So ein Fesselballon schien ein leichtes Ziel für die Jagdflieger zu sein, aber das stimmte nicht. Die Flugzeuge mussten den Ballon aus einer so geringen Entfernung angreifen, dass sie selbst eine leichte Beute für die Flugabwehrkanonen wurden. Außerdem konnte die Druckwelle, die bei der Explosion des Ballons entstand, für starke Turbulenzen sorgen. Sogenannte Balloon Busters wie der Belgier Willy Coppens hatten sich auf das Abschießen von Beobachtungsballons spezialisiert. Langemark-Poelkapelle 121


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WAS KANN MAN IN LANGEMARK-POELKAPELLE ALLES MACHEN ?

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Guynemer-Pavillon Brugseweg 126-128, 8920 Poelkapelle Der brandneue Pavillon verdankt sei­ nen Namen dem legendären französi­ schen Piloten Georges Guynemer.

2 Guynemer-Monument Guynemerplein, 8920 Poelkapelle Denkmal für Georges Guynemer. Ein Storch verweist auf den Namen der Ein­ Heuvelland heit, in der der französische Pilot diente.

Mesen 122  Langemark-Poelkapelle

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3 The Brooding Soldier Kreuzung Brugseweg / Zonnebeke­ straat, 8920 Langemark-Poelkapelle Das Denkmal Canadian Forces Memo­ rial St. Julien, besser bekannt als „der Kanadier“ oder „The Brooding Soldier“, erinnert an die Rolle der kanadischen Soldaten in der Zweiten Flandern­ schlacht im Jahr 1915. Damals verlo­ ren 2.000 Soldaten ihr Leben beim ersten Gasangriff. ie Le

A19


4 Deutscher Soldatenfriedhof Klerkenstraat, 8920 Langemark Da an dieser Stelle in der Ersten Flan­ dernschlacht 1914 viele junge deutsche Soldaten fielen, erhielt dieser deutsche Sammelfriedhof den Namen „Studen­ tenfriedhof“. Heute liegen dort über 44.300 deutsche Soldaten. Die Hälfte von ihnen wurde in einem Kameraden­ grab in der Nähe des Eingangs beige­ setzt. 5 Poelcapelle British Cemetery Brugseweg, 8920 Poelkapelle Commonwealth Soldatenfriedhof mit 7.500 Gräbern. Die meisten dort beige­ setzten Soldaten fielen im Herbst 1917. Der Friedhof wurde erst 1919 angelegt.

RADFAHREN   Giftgas-Route (41 km) Am 22. April 1915 wurden die alliierten Truppen zwischen Steenstraete und Lan­ gemark mit Chlorgas aus 6.000 Flaschen angegriffen. Rund 5.000 Soldaten und Zi­ vilisten verloren dabei ihr Leben und viele Tausende hatten ihr Leben lang mit den Folgen zu kämpfen. Start Langemark-­Poelkapelle Die Broschüre zur Route ist bei Tourismus Langemark-Poelkapelle oder online auf shop.westtoer.be erhältlich

de westhoek

Gifgas FIetSroute 14-18 - cYcLe route 14-18 ItInÉraIre cYcLISte 14-18 - FaHrraDroute 14-18

ESSEN UND TRINKEN ’t Oud Gemeentehuis

’t Oud Gemeentehuis beherbergt ein B&B und eine Brasserie mit Tearoom. Sie können dort auch echte Vespas mieten. Es herrscht dort eine entspannte und kinderfreundliche Atmosphäre. Bei schönem Wetter können Sie draußen auf der Terrasse sitzen. ’t Oud Gemeentehuis Guynemerplein 5, 8920 Poelkapelle +32 (0)494 63 30 91 www.guesthouse-poelkapelle.be Weitere kulinarische Adressen in Langemark-Poelkapelle und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

41 km

Langemark-Poelkapelle 123


THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   Auf den Spuren von … Georges Guynemer (siehe S. 119) Tagesprogramm 09.45 – 10.45 Uhr: Guynemer­ monument (siehe S. 122) Guynemerplein, 8920 Poelkapelle Guynemer-Pavillon (siehe S. 113) Brugseweg 126-128, 8920 Poelkapelle

14.45 – 15.45 Uhr: Monument aux Soldats Français Auf dem Gipfel des Kemmelbergs steht seit 1932 eine Gedenksäule für die gefallenen französischen Soldaten. Sie kämpften hier im April 1918 in der Schlacht um den Kem­ melberg. Das Denkmal symboli­ siert die römische Siegesgöttin Viktoria und wird deshalb auch oft „Der Engel“ genannt. Kemmelbergweg, 8956 Kemmel (Heuvelland) Französischer Soldatenfriedhof ‚Ossuaire français‘ (siehe S. 93)

11.15 – 11.45 Uhr: Drie Grachten (siehe S. 137) Drie Grachtensteenweg, 8650 Merkem (Houthulst) 12.00 – 12.20 Uhr: Carrefour des Roses 1929 weihten französische Vetera­ nen das „Carrefour des Roses“ – ein Denkmal für die Kameraden, die bei dem deutschen Gasangriff am 22. April 1915 ums Leben gekommen waren – ein. Langemarkseweg, 8900 Ypern 12.30 – 13.00 Uhr: Französischer Soldatenfriedhof Saint Charles de Potyze (siehe S. 37) Zonnebeekseweg 385, 8900 Ypern 13.00 Uhr: Lunch

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Kemmelbergweg, 8956 Kemmel (Heuvelland)


Auf den Spuren von … Bernhard Johann te Löken

Einer der gefallenen Soldaten, die hier bei­ gesetzt wurden, war Bernhard Johann te Löken. Der Weber aus der deutschen Stadt Rheine war 29 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern, als er 1914 in die Armee eintrat. Er nahm mit seiner Einheit an der Dritten Flandernschlacht teil und war an dem wenig erfolgreichen Gegenangriff am 20. September 1917 beteiligt. In der dar­ auffolgenden Nacht wurde te Löken durch feindlichen Artilleriebeschuss schwer ver­ wundet. Er starb am 21. September 1917.

11.00 – 12.00 Uhr: Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery (siehe S. 46) Tynecotstraat 22, 8980 Passendale (Zonnebeke) 12.15 – 12.45 Uhr: Deutscher Kommandobunker Der deutsche Kommandobunker aus dem Jahr 1916 zeigt, wie fach­ gerecht die Deutschen ihre Bau­ werke und Stellungen anlegten. Das Gelände ist frei zugänglich. Gaverstraat, 8980 Zandvoorde (Zonnebeke) 13.00 Uhr: Lunch 14.30 – 16.30 Uhr: In Flanders Fields Museum (siehe S. 7) Lakenhallen, Grote Markt 34, 8900 Ypern 16.45 – 17.30 Uhr: Bayernwald (siehe S. 93)

Tagesprogramm 10.00 – 10.45 Uhr: Deutscher Soldatenfriedhof Langemark (siehe S. 123)

Klerkenstraat 84, 8920 Langemark

Voormezelestraat 2, 8953 Wijtschate (Heuvelland)

Achtung: Karten sind nur bei Tourismus Heuvelland erhältlich!

Langemark-Poelkapelle 125


Veurne Diksmuide

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BESUCHERZENTRUM LIJSSENTHOEK CEMETERY

Im Besucherzentrum erfahren Sie alles über die Geschichte von Lijssenthoek. Auf dem Ackerland befand sich im Ersten Weltkrieg ein großer Komplex von Evaku­ ierungslazaretten mit angrenzendem Fried­ hof. Sie können die digitalisierten Logbü­ cher lesen und eine Vielzahl von Figuren kennenlernen, die mit diesem Gelände

BESUCHER­ INFORMATIONEN Besucherzentrum Lijssenthoek Cemetery

Boescheepseweg 35a 8970 Poperinge Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr Eintritt frei Barrierefrei

verbunden sind. Der Kalender präsentiert jeden Tag eine andere Geschichte und stellt eine Verbindung zwischen dem Be­ sucherzentrum und dem Soldatenfriedhof her. Sie können sich auch den Animations­ film über die Entwicklung von Lijssenthoek und einen Stop Motion Film über die nicht enden wollenden Aktivitäten auf den Bahngleisen und in der näheren Umge­ bung ansehen. Auf dem Soldatenfriedhof Cemetery fanden fast 11.000 Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Das sind knapp 3 % der Kranken und Verwundeten, die über Lijs­ senthoek in Gebiete weit hinter der Front evakuiert wurden. Das Informationsmodul befindet sich in einem Stellwerk des Besucherzentrums.

WEITERE INFORMATIONEN Tourismus Poperinge

Grote Markt 1 8970 Poperinge +32 (0)57 34 66 76 toerisme@poperinge.be www.toerismepoperinge.be Poperinge 127


INFORMATIONSMODUL BESUCHERZENTRUM LIJSSENTHOEK CEMETERY Remy Siding

Der Ausbau

Der Lazarettkomplex, der im Ersten Welt­ krieg auf den Ackern von Bauer Remi Quaghebeur errichtet wurde, erhielt den Namen Remy Siding. Siding bedeutet wört­ lich „Haltestelle”. Von hier aus wurden die Kranken und Verwundeten, die man von der Front geholt hatte, mit Lazarettzügen zu den Basiskrankenhäusern im Norden Frankreichs abtransportiert.

Die ersten verwundeten Soldaten kamen im Mai 1915 nach Remy Siding. Die Einrichtun­ gen auf dem Gelände waren zu dieser Zeit noch sehr begrenzt. Es gab nur ein franzö­ sisches Evakuierungslazarett. Einen Monat später kamen die Briten und erweiterten das Gelände 1916 mit zwei kanadischen Eva­ kuierungslazaretten. Im Sommer 1917 be­ stand Remy Siding aus vier Evakuierungs­ lazaretten mit einer Gesamtkapazität von

Wussten Sie das? Die Evakuierung der Verwundeten verlief über ein trichterförmiges System. Soldaten, die an der Front verwundet oder krank geworden waren, wurden zuerst zu den Erste-Hilfe-Posten gebracht und dann in einem Evakuierungslazarett – einer Casualty Clearing Station (CCS) – gesammelt. Der Weg dorthin dauerte unter normalen Umständen ungefähr 3 Stunden, nachts brauchte man aber oft doppelt so lange. Vom Evakuierungslazarett ging es dann weiter in nahegelegene Erholungs­ lager, Militärkrankenhäuser im Hinterland oder Reha-Kliniken im Heimatland.

128  Poperinge


4.000 Betten. Die Lazarettbaracken und – Zelte erstreckten sich über rund 25 ha. Das ist eine Fläche so groß wie 50 Fuß­ ballplätze.

Die Stille vor dem Sturm Wussten Sie das? Bei Kriegsbeginn waren die Evaku­ ierungslazarette noch mobile Einhei­ ten. Ab 1915 wurden sie in Gebiete außerhalb der Stadt verlegt, die rund 20 km von der Front entfernt waren. Eine gute Zugänglichkeit und die Anwesenheit von Gleisen waren dabei von ausschlaggebender Bedeutung. Diese neue Vorgehens­ weise wurde zuerst bei Remy Siding in die Tat umgesetzt.

Ab März 1917 erhielten die diensthaben­ den Ärzte die Mitteilung, dass in nächster Zukunft große Militäroperationen geplant seien. Die Evakuierungslazarette mussten sich auf einen nahenden Strom von Ver­ wundeten vorbereiten. Es wurden mehr Zelte aufgebaut, das Personal wurde ver­ stärkt und es gab extra medizinisches Ma­ terial. Am 3. Juni 1917 notierte Doktor Davey, der Kommandant der kanadischen CCS Nr. 2 Folgendes: „Die bedrohliche Stille um uns herum ist so drückend, dass die Explosion einer zufälligen Granate in Poperinge einen

Einige Zahlen Nachfolgend einige Zahlen über die medizi­ nischen Einrichtungen in der Umgebung von Poperinge am 21. Juli 1917: 15 Casualty Clearing Stations verteilt über Dozinghem, Brandhoek, Remy Siding, Mendinghem und Bandaghem. Mit insgesamt 20.000 Betten, 1.300 Zelten und 60 Baracken. Medizinische Vorratsdepots in Dozinghem, Proven und Poperinge. Mobile Laboratorien in Remy Siding, Dozinghem, Mendinghem und Poperinge. Röntgeneinheiten in Remy Siding und Dozinghem. Motorisierte Lazarettkonvois in Proven, Wippenhoek Farm, in der Nähe von Remy Siding, Poperinge, Winnezele, Steenvoorde und Herzele.

8 Lazarettzüge in den Bahnhöfen von Hazebroek und Saint-Omer, 2 in Dozinghem, 2 in Bandaghem, 2 in Mendinghem, 1 in Remy Siding. 57 zusätzliche Chirurgenteams. 40 zusätzliche Gesundheits­offiziere. 275 zusätzliche Mitarbeiter des Royal Army Medical Corps. 25 bis 35 Krankenschwestern pro Evakuierungslazarett. Poperinge 129


überraschenden Kontrast bildet.” Die Ge­ rüchteküche lief auf vollen Touren: „Morgen­ abend werden die Bombardierungen zu­ nehmen. Danach beginnt die „große Show” am 28. Juli.” Voller Vertrauen schrieb Dok­ tor Davey am 30. Juli: „Die extra Vorberei­ tungen für die CCS sollten es uns ermög­ lichen, die Evakuierung der Verwundeten problemlos vorzunehmen, es sei denn, die Offensive misslingt und fordert eine außer­ gewöhnlich hohe Anzahl von Opfern. Ab­ dominale Fälle, gebrochene Schienbeine, Kopfwunden, Patienten mit Vergiftungser­ scheinungen oder Shellschock müssen in Spezialkliniken überwiesen werden. Das gilt auch für die Opfer von Tränengas. Wir verfügen über acht Teams, die Operationen durchführen, und sieben zusätzliche Ge­ sundheitsoffiziere, darunter ich selbst.”

In der Umgebung Remy Siding war der größte Lazarettkom­ plex in der Region, in einem Radius von 15 km gab es aber noch einige andere Zen­ tren. Im Vorfeld der geplanten Sommer­ offensive 1917 hatte sich die Leitung der britischen Streitkräfte für den Ausbau und die Ausrüstung der Evakuierungslazarette eingesetzt.

Die Erstversorgung Am 31. Juli erlebte Lijssenthoek mit 6.895 Neuaufnahmen einen seiner schwersten Tage. Es wurden 582 Operationen durch­ geführt. Auch andere Evakuierungslaza­ rette in der Gegend wie Proven mussten im Akkord arbeiten. Innerhalb von 24 Stun­

Die Einzige Nellie Spindler, eine Krankenschwester im Lazarett an der Brandhoek, wurde am 21. August 1917 bei einem Beschuss von einem Granatensplitter im Rücken getroffen und erlag wenig später ihren Verletzungen. Sie war die einzige Frau, die feierlich auf dem Friedhof Lijssenthoek beigesetzt wurde. 130  Poperinge


den hatten die Poperinger Lazarette fast 13.000 Aufnahmen bearbeitet. Die Lazarett­ züge sorgten für die Evakuierung ins Hin­ terland. 8 Züge fuhren nach Remy Siding, 7 nach Mendinghem und 4 nach Do­ zinghem. Im Verlauf von nur einer Woche versorgten die 15 CCS fast 22.000 Ver­ wundete. 817 von ihnen schafften es nicht.

Sicher? Am Freitagabend, den 17. August 1917 um 21.20 Uhr warfen feindliche Flugzeuge acht Bomben ab. Zwei davon waren Volltreffer auf dem Gelände von CCS Nr. 17. Die Verluste waren groß. Nur wenige Meter von der Offi­ ziersmesse und der Abteilung für Leicht­ verwundete entfernt flogen Scherben durch die Luft. Dabei wurden 42 Menschen ver­ wundet. 14 Mitglieder des Personals und 10 verwundete deutsche Kriegsgefangene verloren ihr Leben.

Die Toten liegen ganz in der Nähe Der Friedhof spiegelt die Kriegsgewalt im Ypernbogen wider. Die Verwundeten wur­ den in ein Feldlazarett gebracht. Wer es nicht schaffte, wurde vor Ort beerdigt. Mit einer Verzögerung von zwei bis drei Tagen wuchs der Friedhof im gleichen Verhältnis wie die Arbeit im Lazarett und spiegelte so­ mit auch das Geschehen an der Front wi­ der. Der Soldatenfriedhof Lijssenthoek mit seinen 10.784 Grabsteinen ist heute der größte Lazarettfriedhof der Welt. Er wurden dort Soldaten aus über dreißig verschie­ denen Nationen beigesetzt.

Auf den Spuren von … The Seabrooks Die drei australischen Brüder Sea­ brook traten 1916 in die Armee ein. Nach ihrer Ausbildung wurden sie dem 17th Infantry Battalion A.I.F. (2. Australische Division) zugeteilt. Am 20. September 1917 wurde ihre Einheit zum ersten Mal in der Schlacht am Mesenweg eingesetzt. Noch bevor William Keith die Front erreichen konnte, wurde er durch einen Granateneinschlag bei Hellfire Corner schwer verwundet. Man brachte ihn nach Lijssenthoek, wo er am nächsten Tag starb und beerdigt wurde. Theo Leslie und George Ross erreichten zwar die Front, fielen aber noch am selben Tag. Die Namen beider Brüder wurden in das Menen­ tor eingemeißelt. Trotz der Mitteilung und des Erhalts der drei death plaques war ihre Mutter bis zu ihrem Tod im Jahr 1929 davon überzeugt, dass George Ross noch lebte, aber sein Gedächtnis verloren hatte. Poperinge 131


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Lijssenthoek Military Cemetery – Besucherzentrum Boescheepseweg 35a, 8970 Poperinge Von 1915-1920 befand sich im Weiler Lijssenthoek das größte Evakuierungs­ lazarett des Ypernbogens. Heute spie­ gelt dieser Soldatenfriedhof des Com­ monwealth die Folgen des Großen Krieges wider. Das Besucherzentrum erzählt die Geschichte dieses einzig­ artigen Kriegsschauplatzes.

2 Talbot House Gasthuisstraat 43, 8970 Poperinge

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Für Hunderttausende von Soldaten be­ Mesen deutete dieser Ort „a home away from home“. Hier konnten sie ein wenig Menschlichkeit, Ruhe und Frieden fin­ den. Über eine halbe Million Soldaten besuchten zwischen 1915 und 1918 das Talbot House. 3 Hinrichtungsplatz – Todeszellen Guido Gezellestraat, 8970 Poperinge Im Innenhof des Poperinger Rathauses erinnert ein Hinrichtungspfahl an die Exekutionen, die hier im Ersten Welt­ krieg stattfanden. In den angrenzenden Todeszellen verbrachten die verurteilten Soldaten ab 1916 ihre letzte Nacht.

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RADFAHREN

EVENT IM FOKUS

Route POP (41 km)

– VIVE LABEUR China in Poperinge 1917 – 2017 Ausstellung – Stadtfestival

Sie entdecken mit dem Fahrrad Poperinge – oder POP wie es die Briten zu nennen pflegten – die erste Haltestelle auf dem Weg zur Hölle. Dort entfernten die Soldaten Schlamm und Blut von ihren Uniformen, ließen ihre Wunden ver­ sorgen oder fanden trotz­ pop dem den Tod. Die Stadt wurde von fremden Trup­ pen überspült, die sich hier ein paar Tage ausruhten. Einige von ihnen wurden hier auch bestraft.

Eine Veranstaltung der Stadt Poperinge, i.Z.m. dem Kurator Gautier Platteau. Mit Unterstützung von Tourismus Flandern und GoneWest.

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Thema?

37 km

Start Poperinge

MIT DEM AUTO   Route Leben an der Front (87 km) Sie erkunden das Frontgebiet zwischen Poperinge und Heuvelland und erfahren mehr über Poperinge, die Minenschlacht im Jahr 1917 in Mesen-Wijtschate und die Schlacht um den Kemmelberg im Jahr 1918. Start Poperinge de westhoek

Die Broschüren zu den Routen sind bei Tourismus Poperinge oder online auf shop.westtoer.be erhältlich.

LIFe at tHe Front LIttLe parIS anD tHe GateWaY to HeLL

tourISt car route

14-18 poperinge - heuvella nd 87

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Im Sommer 1917 kamen die ersten chi­ nesischen Arbeiter in Poperinge an. Sie arbeiteten im Dienst der britischen Armee und blieben bis 1920. Die Chinesen wohnten in separaten Lagern und lebten dort nach eigenen Sitten und Gebräu­ chen. Die Ausstellung Vive Labeur er­ zählt ihre Geschichte und zeigt außer­ dem Werke der Fotografen Stephan Vanfleteren und Sanne Dewilde, die in China nach den Wurzeln der chinesi­ schen Arbeiter im Ersten Weltkrieg ge­ sucht haben. Die Journalistin Lieselotte Poperinge 133


Vandamme zog durch die Westhoek und sammelte starke chinesische Kriegs­ geschichten. Am Samstag, den 2. und Sonntag, den 3. September 2017 erhält das Poperinger Stadtfestival Cyrus einen speziel­ len China-Look. Unter dem Motte China back in town werden ein chinesisches Buffet, Drachenumzüge, Teezeremonien, ein Pop-up-Chinaladen, Kalligrafiework­ shops, Musik und Auftritte chinesischer Akrobaten veranstaltet. TIP: Außerdem findet die Premiere des chinesischen Schattenspiels Last Post – eine Produktion der Theatermacherin Lize Pede – statt. Auch der kanadische Film von Jordan Paterson über das China Labour Corps wird zum ersten Mal in Europa gezeigt. Weitere Informationen Ausstellung 01/07 bis 17/09/2017 Gasthuiskapel Poperinge Stadtfestival 2 – 3/09/2017 Verschiedene Veranstaltungsorte in Poperinge

ESSEN UND TRINKEN Restaurant ’t Jagershof Bankelindeweg 58 8972 Krombeke (Poperinge) +32 (0)57 33 55 25

’t Jagershof liegt in der Nähe der Sixtus-­ Wälder und des Schlossgeländes De Lovie. Sie können dort sowohl kleine Häppchen, als auch umfangreiche Gerichte bestellen. Auf dem Dachboden befindet sich eine ein­ zigartige Sammlung von Objekten, Unifor­ men und Dokumenten, die ein Bild vom Ersten Weltkrieg in dieser Region skizzie­ ren. Den Leitfaden bilden dabei die Tage­ buchfragmente der beiden Mönche aus dem St.-Sixtus-Kloster.

Weitere Informationen   www.poperinge14-18.be

Weitere kulinarische Adressen in Poperinge und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de 134  Poperinge


THEMATISCHE TAGESPROGRAMME   Auf den Spuren von … The Seabrooks (siehe S. 131) Tagesprogramm 10.00 – 12.00 Uhr: Memorial Museum Passchendaele 1917 (siehe S. 45) Berten Pilstraat 5, 8980 Zonnebeke 12.00 – 13.30 Uhr: Lunch 13.30 – 14.30 Uhr: Polygonwald (Siehe S. 71)

Lange Dreve 5, 8980 Zonnebeke

15.00 – 15.30 Uhr: Das Menentor Dieses Monument ist das bekann­ teste Kriegsdenkmal des Common­ wealth in Flandern. Die Namen von 54.896 gefallenen Soldaten wurden in die Steinplatten eingemeißelt. Darunter befinden sich auch die Namen der Brüder Theo Leslie und George Ross Seabrook.

Menenstraat, 8900 Ypern

16.00 – 17.00 Uhr: Soldatenfried­ hof Lijssenthoek Military Cemetery Besuchen Sie das Grab von William Keith Seabrook Boescheepseweg 35, 8970 Poperinge

Suchen Sie weitere Anregungen für einen Tagesausflug? Surfen Sie dann zu www.flandersfields.be/de/1917. Dort finden Sie alle von uns empfoh­ lenen Routen!

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Koekelare

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BELGISCHER SOLDATENFRIEDHOF & DRIE GRACHTEN

In Houthulst befinden sich zwei Informati­ onsmodule: eines im Houthulster Wald am belgischen Soldatenfriedhof und eines bei Drie Grachten. Das Modul im Houthulster Wald – der auch Vrijbos genannt wird – zeigt, wie sich der

BESUCHER­ INFORMATIONEN Belgischer Soldatenfriedhof Poelkapellestraat 44 8650 Houthulst

Drie Grachten

Ieperleedijkstraat 8650 Houthulst

Munitionsgebrauch auf die Landschaft da­ mals und heute ausgewirkt hat. Im Ersten Weltkrieg befand sich in diesem Wald eine umfangreiche deutsche Artilleriestellung. Nach dem Krieg wurde ein nahegelegenes Gelände als Vernichtungsplatz für Spreng­ körper eingerichtet. Auch heute noch sind die Mitarbeiter von DOVO-SEDEE, dem Dienst für die Räumung und Vernichtung von Sprengkörpern, damit beschäftigt, Kriegsmunition zu räumen und zu ent­ schärfen. An Drie Grachten befindet sich ein Modul mit Informationen über die Eroberung der Stellung durch das französische Bataillon Fusiliers Marins in der Dritten Flandern­ schlacht im Sommer 1917.

WEITERE INFORMATIONEN Tourismus Houthulst

Markt 17, 8650 Houthulst +32 (0) 51 46 08 94 toerisme@houthulst.be www.houthulst.be Houthulst 137


INFORMATIONSMODUL BELGISCHER SOLDATEN­FRIEDHOF

MUNITION 1917-2017

Wussten Sie das?

Erobern und zurückerobern Am 20. Oktober 1914 viel der Houthulster Wald in feindliche Hände. Die Deutschen bauten ihn im Laufe der Jahre zu einem befestigten Bollwerk um, in dem auch eine Menge (schweres) Geschütz aufgestellt wurde. In der Dritten Flandernschlacht ver­ suchten die Briten und Franzosen, den Vrij­ bos erneut zu erobern. Sie gingen dabei gnadenlos vor: Mit andauerndem Grana­ tenbeschuss und Bomben – auch aus der Luft – wurde der Angriff vorbereitet. Dabei feuerten sie 4,2 Millionen Geschosse auf die ganze Frontlinie der Offensive ab. Die Deutschen beantworteten den Beschuss, aber ihre Kanonen versanken im Laufe der Zeit in dem durch den andauernden Be­ schuss aufgeweichten Boden. Die Muniti­ onslieferungen blieben im Schlamm ste­ cken und die Sicht wurde durch die vielen abgeknickten oder umgefallenen Bäume behindert. Trotzdem gelang es den Alliier­ ten nicht, den Houthulster Wald einzuneh­ men. Das Gebiet war inzwischen völlig zer­ stört und in einen Sumpf verwandelt worden. Der Boden war voller Sprengkörper, von denen ein Teil nicht gezündet hatte. 138  Houthulst

Im Ersten Weltkrieg wurden ungefähr 1,5 Milliarden Granaten abgefeuert. 25 % davon sind nie explodiert und 5 bis 10 % enthielten giftige Stoffe. Nach dem Krieg fand man bei der Begradigung von 1 ha Bodenfläche bis zu 5.000 Kilo Sprengkörper oder Überreste davon. An einigen Orten in der Westhoek kamen mehr als 5 Sprengkörper pro Quadratme­ ter zum Vorschein. Auch 100 Jahre später findet man hier immer noch regelmäßig verrostete Exemplare.

Mit aller Macht Nach dem Krieg hatte die Sanierung des Bodens im Frontgebiet höchste Priorität. Schützengräben, Minenkrater und Gra­ natenlöcher wurden zugeschüttet und das Kriegsgerät entfernt. Die meiste Arbeit ver­ richtete die belgische Bevölkerung selbst. Die zurückkehrenden Bürger wollten ihre


Die Regierung räumt auf

Region so schnell wie möglich wieder in Ordnung bringen. Bezahlte Arbeiter waren extra motiviert, weil sie einen hohen Preis für jedes gefundene Stück Metall erhielten. In den Jahren 1920-1921 arbeiteten rund 30.000 Mann im Frontgebiet. Unter diesen Umständen ließen sich Unfälle nicht ver­ meiden. Bauern, die ihre Äcker bestellten, oder Bürger, die ihre Gärten umgruben, lie­ fen Gefahr, auf ein Kriegsgerät zu stoßen. Wenn sie selbst den Kupferring mit Ham­ mer und Meißel aus der Granate schlagen wollten, begaben sie sich in Lebensgefahr. Auch die zurückgelassenen Munitions­ depots und die überall herumliegenden Sprengkörper stellten eine große Gefahr für übermütige Erwachsene und neugieri­ ge Kinder dar.

Die Regierung erkannte, dass sie trotz des enormen Einsatzes der Bevölkerung auch selbst etwas tun musste. 1920 rich­ tet sie einen Dienst zur Vernichtung von Munition ein, der die Aufräumung struk­ turell und im großen Maßstab in Angriff nehmen sollte. Ende 1920 wurde zu die­ sem Zweck ein Vernichtungsgelände im Vrijbos eingerichtet. Man erkannte jedoch schnell, dass die Arbeit länger als ein Jahr dauern würde. Sowohl der Dienst, als auch das Gelände im Vrijbos erhielten einen dauerhaften Charakter.

Auch heute noch? DOVO-SEDEE ist auch heute noch mit der Aufräumung der Munition aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auf belgischem Grundgebiet beschäf­ tigt. Der Dienst muss pro Jahr durch­ schnittlich 3.500 Anrufe bearbeiten und rund 250 Tonnen Munition ab­ holen. Bei 10 Tonnen handelt es sich um sogenannte „problematische Munition“ aus der Westhoek, die auch als „eiserne Ernte“ bezeichnet wird.

Wussten Sie das? In der Region Ypern haben chine­ sische Arbeiter und in der Region Staden französische Kolonialtrup­ pen aus Indochina bei der Räumung der Sprengkörper mitgeholfen. Auch deutsche Kriegsgefangene und belgische Hilfstruppen der Pioniere wurden zur Räumung des Geländes eingesetzt. Houthulst 139


INFORMATIONSMODUL

DRIE GRACHTEN

Drie Grachten ist der Name für einen Ort in Merkem-Houthulst, an dem sich drei Was­ serläufe – die Ieperlee, der Kanal YpernIjzer und der Martjesvaart – sowie die Straße Noordschote-Luigem kreuzen. Im Ersten Weltkrieg war die Kreuzung Drie Grachten zweimal Schauplatz heftiger Ge­ fechte. Zwischendurch beobachteten beide Parteien einander und versuchten immer wieder, einander weh zu tun.

Wussten Sie das? Auch die französischen Marinesoldaten waren in der Westhoek keine Unbekann­ ten. In den ersten Tagen des Krieges ver­ teidigte die Brigade unter dem Befehl von Admiral Ronarc’h die Stadt Diksmuide gegen die vorrückenden Deutschen. Sie hielten zusammen mit den belgischen Truppen zwar lange, aber dennoch ver­ geblich stand. Die Verluste waren so groß, dass die Einheit aufgelöst wurde. Ein Jahr später – im November 1915 – bildeten die Überreste ein Bataillon, das unter dem Befehl des Hauptmanns der Reserve Maupeou d’Ableiges im Som­ mer 1917 an der Dritten Flandern­ schlacht teilnahm. bar, weil sie auf einem erhöhten Fahrdamm angelegt worden war. Die französischen Kolonialtruppen (Zuaven) versuchten von ihrem Brückenkopf in Drie Grachten aus, die deutschen Truppen zurückzudrängen. Dieser Versuch schlug jedoch genau wie der deutsche Gegenangriff fehl. Im Früh­ jahr 1915 gelang es den Deutschen dann aber doch, eine Offensive mit der Einnahme von Drie Grachten abzurunden.

Herbst 1914 Zu einer ersten Konfrontation kam es im Oktober 1914 in der Schlacht an der Ijzer. Die vorrückenden Deutschen nahmen den Weiler Luigem ein, der zu einer Halbinsel geworden war, nachdem die Belgier große Landstriche geflutet hatten. Die Straße nach Noordschote war aber noch befahr­ 140  Houthulst

Ein versteckter deutscher Vorposten Von 1915 bis Mitte 1917 waren Drie Grach­ ten, Luigem und Merkem Bestandteil des deutschen „Ruhesektors“. An der Ostseite des Kanals Ypern-IJzer verlief ein Schüt­ zengraben in südlicher Richtung. Insgesamt bestand Drie Grachten aus einer 400 m lan­ gen Feuerlinie mit Geschützstellungen für Maschinengewehre und 27 Bunkern, die


gräben zwischen den Bunkern mit Sand­ säcken und Betonplatten befestigt.

Französischer Erfolg 1917

insgesamt 300 Soldaten beherbergen konn­ ten. Die Bunker waren 3 bis 4 m lang und 2,5 m breit. Die Mauern waren 1 m dick und bestanden aus Stahlbeton. Das Dach wurde mit Schienen verstärkt und die Schützen­

Die Lage änderte sich erst im Sommer 1917, als es den französischen Marine-­ Füsilieren im Rahmen der Dritten Flan­ dernschlacht gelang, den Vorposten an der Brücke von Drie Grachten einzuneh­ men. Das Bataillon Fusiliers Marins gehör­ te zum 1. Armeekorps der französischen Armee unter General Lacapelle und be­ stand aus vier Kompanien von Tirailleuren (Schützen) und einer Kompanie Maschi­ nengewehrschützen. Am 30. Juli 1917 wur­ den die Franzosen von der Küste in das Kantonnement in Oost-Vleteren verlegt, wo sie sich parat halten sollten. Am 16. August eroberte eine Abteilung der 4. Kompanie der Fusiliers Marins unter dem Befehl von Jean Dubois allen Erwartungen zum Trotz den für uneinnehmbar gehaltenen Brü­ ckenkopf von Drie Grachten.

Auf einer empfindlichen Platte Die französische Eroberung von Drie Grachten blieb durch die Aufnahmen von Kriegsfotografen wie Paul Castelnau nicht unbemerkt. Sie bezeugten im Dienst der französischen Armee mit ihren Fotos das Kriegsgeschehen. Ihre Bilder wurden auch als Propagandamaterial für die Kriegsmaschinerie verwendet. Der Sieg bei Drie Grachten war für die Franzosen ein ganz besonderer Erfolg. Das Foto, das Castelnau von den „Helden von Drie Grachten“ machte, ist bemerkenswert, denn es ist in Farbe. Dieses als autochrome Foto­ grafie bezeichnete Verfahren war damals eher selten. Houthulst 141


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WAS KANN MAN IN HOUTHULST ALLES MACHEN ? ze

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Belgischer Soldatenfriedhof Poelkapellestraat, 8650 Houthulst Dieser Soldatenfriedhof am Rand des N Houthulster Waldes ist nach8 dem Ersten Weltkrieg entstanden und zählt 1.723 Gräber belgischer Soldaten. Die meis­ N38 ten Soldaten, die hier beigesetzt wurden, fielen am 28. oder 29. September 1918. Ieper

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38

3 Friedensmühle Molenweg 10, 8650 Klerken (Houthulst) Die Mühle steht auf einer 43 m hohen A 9 Anhöhe 1und wurde von den Deutschen als Beobachtungsposten eingerichtet. Zonnebeke Nach Renovierungsarbeiten ist die Mühle jetztN8wieder zugänglich. Sie haben dort eine herrliche Aussicht über das ehemalige Frontgebiet. A19

2 Drie Grachten Drie Grachtensteenweg, 8650 Merkem (Houthulst) RADFAHREN   Auf diesem Gelände sind keine Über­ reste des Ersten Weltkriegs mehr vor­ Route Deutsches Hinterland eie handen, es befand sich an dieser Stelle L (52 km) aber ein wichtiger Vorposten. Im No­ Die Route führt Sie durch einen Teil des vember 1914 eroberten die Deutschen ehemaligen Operationsgebiets, d. h. durch das Gebiet von den französischen Zu­ Heuvelland das Gebiet, das sich direkt hinter der deut­ aven und bauten es zu einem Bollwerk um. 1917 eroberten französische Mari­ Mesenschen Front befand. Machen Sie kurz Halt bei einigen herrlichen panoramischen Aus­ nesoldaten nach heftigen Bombardie­ sichtspunkten. Die Friedensmühle in Kler­ rungen die Stellung. 142  Houthulst


ken, die Kirche in Hooglede und das Pan­ orama Stadenberg lagen während des Krieges auf strategisch interessanten An­ höhen. Die Route führt auch an einigen eindrucksvollen Zeugen des Krieges in diesem deutschen Hinterland vorbei: dem deutschen Soldatenfriedhof in Hooglede, dem belgischen Soldatenfriedhof in Hout­ hulst und der Vrijbos-Route, dem ehemali­ gen Versorgungsweg zur Front.

ESSEN UND TRINKEN De BOOT vzw

Start Houthulst, Hooglede oder Staden

MIT DEM AUTO   Niemandsland (68 km) Die Route führt Sie in das Gebiet, das zwi­ schen den Alliierten und dem feindlichen Sektor lag, bzw. in das Niemandsland zwi­ schen Langemark und Diksmuide. In die­ sem Bereich der Front setzten die Deut­ schen am 22. April 1915 zum ersten Mal Chlorgas ein. In Langemark entstand der Mythos von deutschen Jugendlichen, die sich für ihr Vaterland aufopferten. Bei der Schlussoffensive 1918 eroberten belgische Soldaten den Vrijbos in Houthulst. Diksmui­ de blieb vier Jahre lang ein gefährlicher Frontbereich. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der durch Beschuss völlig zerstörten Stadt. Für die flämischen Kriegs­ veteranen wurde die „Pilgerwiese“ zu einem Ort des Gedenkens. Start Diksmuide Die Broschüren zu den Routen sind bei Tourismus Houthulst oder online auf shop.westtoer.be erhältlich.

Die Boote von De BOOT liegen auf dem Kanal Ypern-IJzer an der Driegrachten-­ Brücke in Merkem, einem touristischen Knotenpunkt zwischen Ypern (14 km), Diksmuide (10 km), Houthulst (10 km) und Lo-Reninge (8 km). Von hieraus können Sie die Region mit dem Fahrrad, dem Sonnenboot oder Kanu, zu Fuß, mit dem Planwagen oder mit einem Maulesel erkun­ den. De BOOT bietet maßgeschneiderte geführte Touren und Arrangements zum Thema Erster Weltkrieg und Ökologie an. Im Sommer ist die Bar täglich geöffnet. Dort können Sie das exklusive Hausbier Tisnatindebroeken probieren. Bei De BOOT sind auch verschiedene Wander- und Fahr­ radkarten erhältlich. Ieperleedijkstraat 1a, 8650 Houthulst (Merkem) +32 475 21 43 20 www.deboot.be

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Weitere kulinarische Adressen in Hout­hulst und Umgebung finden Sie auf www.flandersfields.be/de

Houthulst 143


LANGFRISTIGE VERANSTALTUNGEN 24/04 – 11/11

Ypern – Menentor & In Flanders Fields Museum Rückkehr der Löwen

stellung im In Flanders Fields Museum über die Geschichte der Löwen.   www.toerismeieper.be

05/05 – 15/09

Langemark-Poelkapelle – Rathaus

Ausstellung – Wilhelm Morgner Der deutsche Expressionist Wilhelm Morgner verlor sein Leben 1917 auf dem Schlachtfeld bei Langemark. Er war kaum 26 Jahre alt. Trotzdem hinterließ er ein beeindruckendes Oeuvre, in dem seine Bewunderung für u. a. Vincent Van Gogh deutlich zutage tritt.   www.langemark-poelkapelle14-18.be Lange Zeit flankierten zwei auf Sockeln aufgestellte Löwen aus Kalkstein eine der beiden Eingangstore zur Festungsstadt Ypern. Im Ersten Weltkrieg zogen die al­ liierten Truppen durch dieses Tor auf die Schlachtfelder hinaus. 1936 schenkte Ypern die „Wächter” der australischen Regierung. Seitdem stehen sie am Eingang des Aus­ tralian War Memorial in Canberra. 2017 werden sie vorübergehend in ihre Heimat­ stadt zurückkehren, wo sie dann auf der Brücke am Menentor bewundert werden können. Möchten Sie mehr darüber wis­ sen? Besuchen Sie dann die kleine Aus­

144  Langfristige Veranstaltungen

06/05 – 01/07

Poperinge – Talbot House

Ausstellung – The Pool of Peace Der Spanbroekmolen-Krater entstand am 7. Juni 1917 in der Minenschlacht durch die Explosion einer unterirdischen Mine. Heute ist der Krater ein tiefer Teich mit einem Durchmesser von 129 Metern in einem ma­ lerischen Fleckchen Natur. Er erhielt den treffenden Namen „The Pool of Peace”.   www.talbothouse.be


01/07 – 10/11

01/07 – 17/09

Zonnebeke

Poperinge – Gasthuiskapel

Tag for Remembrance-Projekt

Jeder kann im MMP1917, dem Besucher­ zentrum des Soldatenfriedhofs Tyne Cot Ce­ metery, oder auf www.passchendaele2017. org eine persönliche Friedensbotschaft hin­ terlassen. Eine Auswahl dieser Mitteilungen wird auf Tags graviert und zu einem dau­ erhaften Kunstwerk verarbeitet, das einen Platz im Passchendaele Memorial Park oder im Memorial Museum Passchendaele 1917 erhält.   www.passchendaele2017.org

Ausstellung

– VIVE LABEUR

Im Sommer 1917 kamen die ersten chine­ sischen Arbeiter in Poperinge an. Sie ar­ beiteten im Dienst der britischen Armee, wohnten in separaten Lagern und lebten dort nach eigenen Sitten und Gebräuchen. Neben einem historischen Teil bietet die Ausstellung Vive Labeur auch einen zeit­ genössischen Blick auf dieses Ereignis. Fotografen wie Stephan Vanfleteren und Sanne Dewilde reisten nach China und begaben sich dort auf die Suche nach den Wurzeln der chinesischen Arbeiter im Ers­ ten Weltkrieg. Lieselotte Vandamme sam­ melte in der Westhoek starke chinesische Kriegsgeschichten.   www.poperinge14-18.be

Einzigartiger Besuch der Anlagen von DOVO-Poelkapelle Am 2. Juni, 7. Juli, 25. August, 8. September, 13. Okto­ ber und 10. November 2017 können Besucher zum allerersten Mal die Demontageanlagen des Minen­ räumdienstes DOVO am Rand des Houthulst-Waldes besichtigen. Interessenten müssen sich jedoch vorher anmelden. Nur Inhaber einer Lehrerkarte und Mitglieder eines Historikervereins kommen in Betracht. Es sind nur 120 Besucher pro Tag zugelassen. Melden Sie sich deshalb bitte rechtzeitig an. @  14-18@warheritage.be Langfristige Veranstaltungen 145


KALENDER JUNI 06/06

Ypern – CC Het Perron

Richard Howard-Spaziergang & Konzert Made In The Great War von Sam Sweeney’s Fiddle In den 1990er Jahren kaufte sich Sam Sweeney eine neue Geige mit der Inschrift „R.S. Howard 1915”. Das Instrument war unfertig geblieben, da der Hersteller 1916 in den Krieg ziehen musste. Nachforschun­ gen führten Sweeney zu den Schlachtfel­ dern bei Ypern und dem Soldatenfriedhof Woods Cemetery in Zillebeke, wo er das Grab von Richard Howard fand. Daraus entstand das erzählerische Konzert Made in the Great War, das Sweeny am Vor­ abend des 100. Todestages von Richard Howard in Ypern selbst aufführen wird. Vor dem Konzert findet der Spaziergang „Auf den Spuren von Richard Howard” statt.   www.acci.be (Konzert) www.vriendeniff.be (Spaziergang)

07/06 – 04.10 Uhr

Loker (Heuvelland) – Redmond’s Pub

William Redmond-Spaziergang Spaziergang zum Gedenken an William Redmond, den irischen Nationalisten und 146  Kalender

Politiker, der am 7. Juni 1917 als Major ei­ nen Teil der irischen Truppen beim Angriff auf Wijtschate anführte. Redmond wurde dabei schnell tödlich verwundet. Sie gehen rund 10 km an den Minenkratern vor Wijt­ schate entlang zum Lindenhoek und dann über den Kemmelberg bis zu Redmonds Grab in Loker.   www.vriendeniff.be

07/06

Mesen, Comines-Warneton und Heuvelland Gedenkfeiern zu 100 Jahre Minenschlacht

08.00 Uhr: Gedenkfeier Neuseeland (Messines Ridge Cemetery, Mesen) 11.00 Uhr: Gedenkfeier Australien (Strand Military Cemetery, Comines-Warneton) 14.00 Uhr: Gedenkfeier Irland/Nordir­ land/GB (Irischer Friedenspark, Mesen) 16.00 Uhr: Abschlusszeremonie Irland, Nordirland/GB (Wytschaete Military 19.30 Uhr: Abschlusszeremonie Neusee­ land (New Zealand Memorial in Mesen)   www.zerohour.be


10/06 – 18.30 Uhr

Heuvelland – Lagerhaus an der kreuzung KemmelsewegVierstraat Zero Hour: Musikalische Gedenkkonzerte

Internationales Gedenkkonzert mit Musi­ kern aus Australien, Neuseeland, Irland, (i.Z.m. Nordirland/Großbritannien) und Flan­ dern (Ozark Henry & Wannes Cappelle), i.Z.m. der Koninklijke Harmonie Ypriana.   www.zerohour.be

JULI 24/07

Ypern

90 Jahre Menentor

10/06 – 22.00 Uhr

Heuvelland – Kemmelseweg Kraterfront

100 Jahre nach der Minenschlacht findet jetzt mitten in der historischen Kraterland­ schaft von Heuvelland das Skulpturen- und Klanghappening „Kraterfront” statt. Der live aufgeführte Soundscape wird von der ka­ nadischen Formation Godspeed You! Black Emperor gespielt. Fluoreszierendes Blau, weißgelbes Kerzenlicht, historische Skulp­ turen und eine vernarbte Landschaft bilden die Basiselemente der Skulptureninstalla­ tion der Künstlerin Shelbatra Jashari.

Veranstaltung der Commonwealth War Graves Commission i.Z.m. The Last Post Association und der Stadt Ypern anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Menentors.   www.cwgc.org

29 – 30/07

Zonnebeke – Schlossgelände Passendale Themenwochenende

Museumswochenende mit viel Aufmerk­ samkeit für die „Living History“. Über 100 Statisten aus dem In- und Ausland stel­ len die Geschichte der Truppen in der Schlacht bei Passendale auf anschauliche Weise dar.   www.passchendaele2017.org

www.gonewest.be & www.kraterfront.be

Kalender 147


30 – 31/07

Ypern & Zonnebeke

Offizielle Gedenkfeier 100 Jahre Schlacht bei Passendale – Dritte Flandernschlacht

35.000 Namen auf dem gleichnamigen Denkmal dort gerichtet. Um der Veranstal­ tung beiwohnen zu können, war eine vor­ herige Reservierung Pflicht. Das MMP1917 und die Gemeinde Zonnebeke bieten allen, die keine Karte bekommen konnten, ein Alternativprogramm an. Am frühen Morgen findet der geführte Spaziergang Dawn Walk (8 km und 12 km) zum Schlossgelände in Zonnebeke statt. Danach folgt ein freier Besuch des Museums. Mittags können Sie auch ein Picknick genießen und die Ge­ denkfeier auf dem Tyne Cot Cemetery auf einer großen Leinwand verfolgen.   www.toerismeieper.be www.passchendaele2017.org

31/07 – 05.30 Uhr

Langemark-Poelkapelle – Welsh National Memorial Park Am 31. Juli 1917 leiteten die britischen Truppen die Schlacht bei Passendale ein. Die Gefechte forderten eine halbe Million Todesopfer und sorgten für eine nur 8 km weite Verschiebung des Frontverlaufs. Hun­ dert Jahre später veranstaltet die britische Regierung i.Z.m. einer Vielzahl anderer Partner eine Reihe offizieller Gedenkfeiern. Am Sonntagabend, dem 30. Juli 2017 fin­ det in Ypern um 20.00 Uhr eine besonde­ re Ausgabe des Zapfenstreichs Last Post unter dem Menentor statt. Danach folgen Konzerte und eine Multimedia-Projektion auf der Yperner Tuchhalle. Am nächsten Tag wird im Rahmen einer Zeremonie um 13.00 Uhr die Aufmerksamkeit auf Zonne­ beke, die 12.000 Grabsteine auf dem Sol­ datenfriedhof Tyne Cot Cemetery und die

148  Kalender

Dawn Service für die 3rd Battle of Ypres-Passchendaele Campaign Gedenkfeier am frühen Morgen.   www.langemark-poelkapelle14-18.be

31/07 – 10.00 Uhr

Ypern (Boezinge) – Artillery Wood Cemetery Gedenkfeier Hedd Wyn

Der walisische Dichter Hedd Wyn kam am ersten Tag der Dritten Flandernschlacht ums Leben und wurde auf dem Soldaten­ friedhof Artillery Wood Cemetery beige­ setzt. In der Nähe seines Grabes steht auch sein Denkmal.   www.langemark-poelkapelle14-18.be


31/07 – 16.00 Uhr

Langemark-Poelkapelle – Welsh National Memorial Park Walisische Zeremonie

AUGUST 19/08

Zonnebeke – Schottisches denkmal am Frezenberg Gedenkfeier

Gedenkfeier der walisischen Regierung für die Waliser. Sie können der Zeremonie nur beiwohnen, wenn Sie im Besitz einer Karte sind.   www.langemark-poelkapelle14-18.be

31/07 – 18.30 Uhr oder 19.30 Uhr

Ypern (Boezinge) – Artillery Wood Cemetery Gedenkfeier Francis Ledwidge

Der irische Dichter Francis Ledwidge kam am ersten Tag der Dritten Flandernschlacht ums Leben und wurde auf dem Soldaten­ friedhof Artillery Wood Cemetery beige­ setzt. In der Nähe seines Grabes steht auch sein Denkmal. Organisation  VIFF i.Z.m. der irischen Botschaft und dem irischen Francis Led­ widge Cottage Museum   www.vriendeniff.be

Gedenkfeier für die gefallenen Soldaten schottischer und südafrikanischer Herkunft, die vom 31. Juli bis 20. August 1917 bei Passendale an der Dritten Flandernschlacht teilnahmen. Die Gedenkfeier findet am Fre­ zenberg in Zonnebeke statt. Dort steht auch das schottische Denkmal, das 2007 in An­ wesenheit von rund 1.200 Menschen feier­ lich eingeweiht wurde.   www.passchendaele2017.org

19 – 20/08

Zonnebeke – Schlossgelände

Schottisches Themenwochenende The Long Road to Passchendaele Das Themenwochenende beginnt mit ei­ ner Gedenkfeier am schottischen Denkmal auf dem Frezenberg in Zonnebeke (siehe S. 72). Am Samstagabend um 20h15 fin­ det auf dem Schlossgelände eine interna­ tionale Musikparade statt, bei der Dudel­ sackbands ein Licht- und Klangspektakel begleiten. Am Sonntag ab 11 Uhr sind auch schottische Themenaktivitäten wie High­ land Games, Raubvogeldemonstrationen, Verkostungen schottischer Spezialitäten usw. geplant.   www.passchendaele2017.org

Kalender 149


SEPTEMBER

15 – 16/09

2 – 3/09

A Symphony of Trees van Piet Swerts

Poperinge

Chinesisches Stadtfestival Vive Labeur

Das Poperinger Stadtfestival Cyrus widmet sich dem Thema China back in town mit einem chinesischen Buffet, Drachenum­ zügen, Teezeremonien, einem Pop-up-­ China-­Laden, Kalligrafie-Workshops, Musik und chinesischen Akrobaten. Außerdem findet die Premiere des chinesischen Schat­ tenspiels Lastpost (Lize Pede) und die erste europäische Aufführung des kanadischen Films Tricks on the dead von Jordan Pater­ son über das China Labour Corps statt.   www.poperinge14-18.be

08 – 10/09 – Gedenkfeier 11/09

Langemark-Poelkapelle

Themenwochenende zum Gedenken an Guynemer Le Centenaire

Der französische Pilot Georges Guynemer verschwand am 11. September 1917 spur­ los am Himmel über Poelkapelle.   www.langemark-poelkapelle14-18.be

150  Kalender

Ypern – St.-Martins-Kathedrale

Das Symfonieorkest van Vlaanderen, David Angus, Lee Bisset und Thomas Blondelle bringen eine Hommage an Ypern und den Dichter und Komponisten Ivor Gurney.   www.toerismeieper.be

26/09

Zonnebeke – Buttes New British Cemetery

Dawn Service & erster Pflanztag des Friedenswald-Projekts Vor 100 Jahren bildete der Soldatenfried­ hof Buttes New British Cemetery die Ku­ lisse blutiger Gefechte. Die 5. Australische Division eroberte damals den Polygonwald. Auf dem Friedhof liegen über 500 Austra­ lier. Deshalb veranstaltet die australische Regierung dort i.Z.m. dem MMP1917 und der Gemeinde Zonnebeke einen Dawn Service. Am frühen Morgen bringen Shutt­ lebusse die Teilnehmer zum Black Watch Corner. Dort beginnt ein Spaziergang durch den Polygonwald zum Friedhof. Wenn Sie der Zeremonie beiwohnen möchten, ist eine vorherige Reservierung Pflicht. Auf dem Schlossgelände in Zonnebeke können Sie an diesem Tag auch an zahlreichen The­ menaktivitäten teilnehmen.   www.passchendaele2017.org


26/09

Zonnebeke – Polygonwald Friedenswald

OKTOBER 06/10 – 14.00 Uhr

Menen (Wevelgem) – Deutscher soldatenfriedhof

Gedenkfeier 100 Jahre Menenwald 07-08/10

Menen

Gedenkwochenende   Volksbund | www.volksbund.de

06 – 08/10

Langemark-Poelkapelle

Panzer-Event – Die Schlacht um Poelkapelle Im Rahmen des Friedenswald-Projekts wird 2017 – 100 Jahre nach der Schlacht bei Passendale – für jeden gefallenen Solda­ ten mit einem bekannten Grab ein Baum auf den beiden Friedhöfen im Polygonwald – dem Buttes New British Cemetery und dem Polygon Wood Cemetery – gepflanzt. In der Mitte des Waldes wird ein Denkmal für alle Vermissten errichtet. Der Friedens­ wald soll die Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkriegs wachhalten. Es sind zwei symbolische Pflanztage – am 26. September und am 12. Oktober – vorge­ sehen. Jeder kann über Online-Registrie­ rung einen Baum für einen gefallenen Sol­ daten pflanzen.   www.passchendaele2017.org

Im Rahmen dieser Veranstaltung wird ein Panzer von Sint-Juliaan nach Poelkapelle fahren.   www.langemark-poelkapelle14-18.be

Kalender 151


12/10

14/10

Zonnebeke

Zonnebeke – Tyne Cot Cemetery

Neuseeländische Gedenkfeier Am 12. Oktober 1917 bereitete sich die neu­ seeländische Division darauf vor, Bellevue Spur und den nördlichen Teil von Passen­ dale einzunehmen. In weniger als vier Stun­ den zählten die Neuseeländer 2.700 Ver­ luste, darunter 846 Tote. Die Front konnte dabei kaum 400 m vorgeschoben werden. 100 Jahre später erinnern die neuseelän­ dische Regierung, das MMP1917 und die Gemeinde Zonnebeke an diesen blutigen Tag. Die Gedenkfeier beginnt mit einer Zeremonie auf dem Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery und endet mit einem Sun­ set Service auf dem Buttes New British Cemetery. Das MMP1917 organisiert the­ matische Aktivitäten auf dem Schlossge­ lände in Zonnebeke.   www.passchendaele2017.org

12/10

Zonnebeke – Polygonwald Friedenswald

Zweiter Pflanztag des Friedenswald-­ Projekts (siehe S. 151).   www.passchendaele2017.org

13/10 – 20.00 Uhr

Zonnebeke – Konzertzelt

Gonewest Literarisches Happening Künstler Flip Kowlier ist inspiriert von David Jones   www.gonewest.be 152  Kalender

Silent City Meets Living City

Der Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery ist die wichtigste Gedenkstätte zur Erin­ nerung an die Schlacht bei Passendale. Aufgrund der fast 12.000 Gräber und der 35.000 Namen vermisster Soldaten ist der Tyne Cot Cemetery der weltweit größte Soldatenfriedhof der Commonwealth War Graves Commission. Die Gemeinde Zon­ nebeke und das MMP1917 organisieren auf dem Tyne Cot Cemetery einen Augen­ blick der Stille und des Nachdenkens. Bei einer bewegenden Klang- und Licht-Vor­ stellung werden die Teilnehmer die Grab­ steine und die Namen auf dem Tyne Cot Memorial beleuchten, um ihnen auf ange­ messene Weise die Ehre zu erweisen. Die Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmel­ dung beim MMP1917 möglich.   www.passchendaele2017.org


14/10

10/11 – 20.00 Uhr

Zonnebeke

Brussel – Flämisches Parlament (De Schelp)

Gonewest. Tom Barman and Guests

Am 14. Oktober 2017 gedenkt GoneWest der Schlacht bei Passendale. Tom Barman, der Sänger der Gruppe Deus, bringt ein abendfüllendes Konzert mit Gästen (u. a. aus Großbritannien und dem Common­ wealth). Dabei sollen nicht nur neue Werke zum Thema Erster Weltkrieg gespielt, son­ dern auch mit bekannten und bestehenden Stücken von u. a. seiner Band Taxiwars experimentiert werden.   www.gonewest.be

NOVEMBER 10/11

Passendale (Zonnebeke) Kanadische Gedenkfeier

Die kanadische Eroberung der Ruinen von Passendale am 10. November 1917 be­ deutete das Ende der Schlacht bei Pas­ sendale. Das MMP1917 und die Ortschaft Zonnebeke organisieren in Zusammenar­ beit mit der kanadischen Regierung eine offizielle Gedenkfeier. Die Gedenkfeier be­ ginnt mit einer besonnenen Zeremonie am Crest Farm Canadian Memorial, danach folgt ein Fackelzug durch den Canadalaan. Der Zug legt auch die Strecke der letzten 100 Meter des blutigen Angriffs zurück und endet an der Kirche in Passendale.   www.passchendaele2017.org www.lastpost.be

Lesung zum 11. November Jedes Jahr laden das Flämische Friedens­ institut, die Friedensstadt Ypern und das In Flanders Fields Museum am Vorabend des Waffenstillstandstags einen renom­ mierten Sprecher ein. Früher waren u. a. bereits Robert Fisk, Erwin Mortier, Jan Terlouw, Philipp Blom und Christine Van den Wyngaert hier zu Gast. Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung ist jedoch Pflicht.   www.vlaamsvredesinstituut.eu

11/11 – 20.00 Uhr

Brügge – Concertgebouw

Benjamin Brittens War Requiem gespielt vom European Union Youth Orchestra

Das War Requiem, Opus 66, von Benja­ min Britten ist ein nicht-religiöses Requiem. Es gehört zu den eindrucksvollsten klas­ sischen Kompositionen des 20. Jahrhun­ derts und ist vier Kriegsopfern gewidmet.   www.concertgebouw.be

Kalender 153


11/11

12/11

Ypern & Zonnebeke

Passendale (Zonnebeke)

99 Jahre Waffenstillstand

11.00 Uhr: Besonderer Zapfenstreich Last Post unter dem Menentor, Ypern 14.00 Uhr: Gedenkfeier 103 years Black Watch Corner. The Black Watch in Flanders, Zonnebeke 15.00 Uhr: Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof Tyne Cot Cemetery, Zonnebeke 16.30-18.00 Uhr: Konzert The Great War Remembered in der St.-Martins-­ Kathedrale, Ypern 19.30-21.00 Uhr: Konzert The Great War Remembered in der St.-Martins-­ Kathedrale, Ypern   www.toerismeieper.be www.passchendaele2017.org

154  Kalender

Poppies’ run – In memoriam Alex Decoteau

Decoteau nahm 1912 für Kanada im 5.000 m-Lauf an den Olympischen Spielen teil. Er fiel 1917 beim Angriff auf die Anhöhen rund um das völlig zerstörte Dorf Passen­ dale. Das MMP1917 und der Sportverein Zonnebeekse Loopvrienden organisiert zu Ehren Decoteaus einen Laufwettkampf von 5 km, 10 km und 16 km. Zu der 10 Meilen langen Strecke gehört auch ein 5.000 m langer „Alex Decoteau Run” durch das his­ torische Schlachtfeld mit musikalischer Umrahmung und visueller Unterstützung.   www.passchendaele2017.org Weitere veranstaltungen zum geden­ ken an den ersten weltkrieg finden sie auf www.flandersfields.be/de, www.gonewest.be


WEITERE VERÖFFENTLICHUNGEN de westho ek

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Weitere Veröffentlichungen 155


IMPRESSUM Verantwortlicher Herausgeber Stefaan Gheysen, Westtoer APB, Brugge

Texte Yannick Van Hollebeeke (In Flanders Fields Museum, Ypern), Karen Derycke (Memorial Museum Passchendaele 1917, Zonnebeke), Annemie Morisse (WO1-cel Stad Poperinge), Franky Bostyn und Steven Reynaert

Koordination und Redaktion Petra Gunst (Tekst & Beeld bvba), Stephen Lodewyck, Kim Wybauw, Emmely Boudry

Gestaltung Karakters bvba, Gent

Druck Goekint Graphics, Oostende

Übersetzung Sabine Reifer

Ausstellungen LeMondeDumas, Gent

Fotografie Lizenzfreie Bilder: S. 107 (unten) Ambroise Harel (Mémoires d’un poilu breton – Editions Ouest-France): S. 117 (unten) Archibald Baxter (London: Gollancz): S. 103 (links) Australian Medical History: S. 128 Australian War Memorial (AUS): cover, S. 2, 9, 13 (oben), 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24,

156  Impressum

25, 27-29, 31, 53, 55 (links), 57, 59, 61, 62, 63, 66, 85, 121 (unten), 144 Barton P., Doyle P., Vandewalle J. (2005). Beneath Flanders fields: tunnels en mijnen, 1914-18. (S. 92): S. 83 Bernard Deneckere: S. 120 (links) BDIC, Album Valois (F): S. 65, 114 (unten), 119 (unten), 133, 141 (oben) Blog gibsonsaroundtheglobe.blogspot.com: S. 99 Brasserie De Volksbond: S. 77 (rechts) Canadian Museum of History (CA): S. 76 Canadian War Museum (CA): S. 64 Commonwealth War Graves Commission: S. 69 (unten) De Zonnebeekse Heemvrienden: S. 48 (detail), 58 Deutsches Historisches Museum (D): S. 13 (unten) Don McCullin: S. 91 (oben) Duke University Library: S. 139 (oben) Frank Miller: S. 91 (unten) Franky Bostyn: S. 80, 81, 82, 86, 97 (links) Glenn Reddiex: S. 102, 103 (rechts) Ian Alderman: S. 33 Imperial War Museum (VK): S. 88 (Q 6384), 101 (Art.IWM PST 13684), 110 (Q 68299), 130 (oben) (Q 5987), 150 (Q 106079) In Flanders Fields Museum, Ieper: S. 115, 117 (oben) James E. Edmonds, Cyril Falls. History of the Great War: based on official documents. Military operations : France and Belgium, 1917 (Vol. II), London, MacMillan and Co., 1948: S. 14 Koen Cornelus: S. 143 (oben) Koninklijk Museum van het Leger en de Krijgsgeschiedenis: S. 140 Kris Jacobs: S. 45 (oben) Library of Congress (USA): S. 10, 11, 30, 87, 89 Lijssenthoek Archiv: S. 130 (unten)


Memorial Museum Passchendaele 1917, Zonnebeke: S. 46, 47, 49, 50, 52, 55 (rechts), 56, 60, 67, 68, 69 (oben), 71, 72, 77 (links), 148 Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden (m.d.a Patrick Brion): S. 138 (oben) Milo-profi Fotografie: S. 41 Ministère de la Culture, Médiathèque de l‘architecture et du patrimoine (F): S. 141 (unten) Ministère de la Défense, Memoire des Hommes (F): S. 116 Ministerie van Defensie, DOVO-SEDEE (Compagnie Poelkapelle): S. 32, 139 (unten) National Library of New Zealand (NZ): S. 100, 104 (unten) New Zealand Ministry of Culture and Heritage (NZ): S. 107 (oben) New Zealand Rugby Museum (NZ): S. 105, 106 New Zealand Truth (28 August 1915): S. 104 (oben) Ontario Archives: S. 129 (unten) Plugstreet 14-18 Experience: S. 111 Privatsammlung Brian Hanratty: S. 90, 95 (rechts) Privatsammlung Familie Redmond: S. 94 Privatsammlung Rebecca Lisle: S. 75 Privatsammlung Schilders: S. 129 (oben) Privatsammlung Stefanie Remberg: S. 125 (oben) Privatsammlung Wayne Sheen: S. 131 Provincial Archives of Alberta: S. 154 (rechts) Provincie West-Vlaanderen: S. 8 & 38 (Instappunt Zuid), 35, 147 (links) Redmond’s Irish Pub: S. 97 Scott Polar Research Institute, University of Cambridge: S. 26 Sigfried Debaeke: S. 138 (unten) Stephan Vanfleteren: S. 133 & 145 (rechts) Toerisme Heuvelland: S. 79, 93 (unten)

Toerisme Houthulst: S. 137 (unten) Toerisme Ieper: S. 8 & 37 (Instappunt Noord), 40 (unten), 43, 96 (rechts), 147 (rechts) Toerisme Langemark-Poelkapelle: S. 151 (rechts) ’t Oud Gemeentehuis: S. 123 Universitätsbibliothek Heidelberg (D): S. 12 (Lustige Blätter, 1917) US National Archives (NARA-USA): S. 118 Westtoer Wilfried Deraeve: S. 120 (rechts), 121 (oben) Wilfried Manhaeve: S. 152 www.westhoekverbeeldt.be (Privatsammlung): S. 54

Der Herausgeber hat sich bemüht, die Urheberrechte den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend zu berücksichtigen. All jene, die trotzdem irgendwelche Urheberrechte geltend machen können, richten sich bitte an den Herausgeber.

Gesetzliche Depotnummer WD/3029/2017/22 Every effort has been made to ensure that all the information published in this guide was as correct as possible at the moment of going to press. The responsible publisher cannot be held liable for any errors in respect of details such as addresses, telephone numbers, dates, opening times, etc., nor for any consequences arising therefrom. © 2017. All rights reserved. Nothing from the publication can be reproduced, stored in an automatic data file or made public, in whatever manner or by whatever means, whether electronically, mechanically or by copying, without the prior written permission of the responsible publisher. All texts and photographs remain the property of this publisher at all times.


Frank Hurley

BESUCHERBROSCHÃœRE

03.06.2017 > 31.12.2017 YPERN | ZONNEBEKE | HEUVELLAND MESEN | LANGEMARK-POELKAPELLE POPERINGE | HOUTHULST


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