Am Meer 08 2013

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Pavel-Fotolia

auf Spurensuche im Watt ÜBER DIE GRÖSSTEN, SCHNELLSTEN UND BEQUEMSTEN SCHNECKENARTEN DER NORDSEE Glitzerndes Wasser in den regelmäßigen Rillen des warmen Wattbodens, dazu das Kreischen der Möwen und eine salzige Brise – ein Wattspaziergang gehört bei uns an der Nordseeküste zu den schönsten Erlebnissen. Schaut man in der auf den ersten Blick leer und tot anmutenden Wattlandschaft genauer hin, so entdeckt man winziges Leben, emsiges Treiben, aber auch geduldiges Warten auf die Rückkehr des Wassers. Eine Vielzahl von Spezialisten hat sich diesen schwierigen Lebensraum erobert und hinterlässt dabei überall im Watt ihre Spuren. Im Spülsaum finden wir bunte Muscheln, zierliche Schneckenhäuser und zerbrechliche Krebspanzer – ideale Souvenirs aus dem Urlaub. Gerade bei den Schneckenhäusern entpuppt sich ein vermeintlich leeres Gehäuse jedoch nicht selten als noch bewohnt. Die Strandschnecke beispielsweise zieht sich bei Niedrigwasser in ihr Haus zurück und verschließt es mit einem festen Horndeckel, der am Ende ihres Fußes angewachsen ist. Bis zu vier Wochen hält sie es so auf dem Trockenen aus. Mit einem Trick können wir die Schnecke aus ihrem Haus hervorlocken: Indem wir sie langsam hin und her schwenken, ahmen wir den Wellenschlag nach. Mit etwas Geduld lässt sich so manche Schnecke davon täuschen und kommt heraus, um auf Nahrungssuche zu gehen. Insgesamt leben in der Nordsee etwa 60 unterschiedliche Schneckenarten – nicht nur Gehäuseschnecken, sondern auch Nacktschnecken. Da sich das trübe Wasser hier kaum zum Schnorcheln oder gar Tauchen eignet, bekommt man die meisten davon jedoch nur im Aquarium zu Gesicht. Lediglich 4 Arten hinterlassen mehr oder weniger zuverlässig ihre Spuren an unseren Stränden:

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Strandschnecken, Wattschnecken, Wellhornschnecken und Pantoffelschnecken. Möchten Sie gezielt nach den hübschen Kalkgehäusen suchen, eignen sich am besten Brandungsstrände wie die Helgoländer Düne oder Stellen, an denen Sand aufgespült wird – hier findet man manchmal auch besondere Exemplare aus dem tieferen Meer. Nach den Strandschnecken müssen Sie jedoch nicht lange suchen, sie begegnen Ihnen meist schon beim Einstieg ins Watt. Zu hunderten sieht man sie manchmal auf den Treppen, Steinen und Pfählen sitzen, wo sie auf Hochwasser warten. Die ca. 2,5 cm großen, kegelförmigen Gehäuse sind gräulich bis bräunlich und könnten auf den ersten Blick für kleine rundliche Steine gehalten werden. An das Leben in der Gezeitenzone sind die Schnecken bestens angepasst, das gelegentliche Trockenfallen schadet ihnen nicht. Ihre harten Schalen schützen sie vor vielen Fressfeinden – nicht aber vor der Silbermöwe, die die Schnecken im Ganzen herunterschluckt und mit ihrem Muskelmagen zermalmt. Das Schutzverhalten der Strandschnecke vor Fressfeinden können Sie sogar selbst überprüfen, indem Sie das Sonnenlicht über der Schnecke verdecken, etwa wie wenn ein Vogel über der Schnecke landet – blitzschnell ziehen sich die kurzen Fühler dann wieder ein und die empfindliche Schnecke zieht sich in ihr sicheres Haus zurück. Das Sonnenlicht hilft der Strandschnecke gleichzeitig, sich zu orientieren, um nach der Nahrungssuche auf dem Meeresgrund immer wieder an ihren Ausgangsort zurückzukehren. Mit ihrer Raspelzunge, der Radula, die mit kleinen Zähnchen besetzt ist, weidet sie Algen und Bakterien vom


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