Weekend Magazin Vorarlberg 2012 KW 47

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„Menschen wollen Kontrolle über ihr Leben haben, auch wenn es unkontrollierbar ist. Abergläubische Handlungen schaffen eine Illusion der Kontrolle.“ Ulrich Berger Institut für Angewandte Psychologie, Universität Wien

Prüfung getragen. Julia Offe, Spezialistin für Parawissenschaften, erklärt das Phänomen so: „Auch wenn Rituale nicht immer helfen – das ­Gehirn sorgt durch selektive Wahrnehmung dafür, dass man sich nur an die wirk­ samen Momente erinnert.“ Sieben Jahre Pech? Früher wurden Spiegeln Zauberkräfte zugeschrieben.

Alte Symbole. Dieser als Selbstschutz sehr sinnvolle Mechanismus der menschlichen Psyche führt aber auch zu absurden Annahmen des kollektiven Gedächtnisses – dem Aberlauben laut Wikipedia ein Begriff, der „abwertend auf Glaubensformen und religiöse Praktiken angewandt wird, die nicht den eigenen, meist orthodoxen Lehrmeinungen, entspre-

chen“. Sieben Jahre Pech soll zum Beispiel der haben, der einen Spiegel zerbricht. Das lässt sich darauf zurück­ führen, dass Spiegeln früher enorme Zauberkräfte zugeschrieben wurden (und sie darüber hinaus materiell wertvolle Gegenstände waren). In manchen Gegenden war es üblich, den Spiegel bei einem Todesfall zu verhängen. Ansonsten würde es, so der Aberglaube, bald eine zweite Leiche geben. Schwarze Unglücksboten. Besonders viele abergläubische Vorstellungen ranken sich auch um schwarze Katzen: Wem eine solche in der Früh über den Weg läuft, sagt man, werde bald Unglück haben. Unglück droht laut Handbuch des deutschen Aberglaubens aber auch, wenn man eine zugelaufene

Freitag, deR 13.

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inem Freitag, dem 13. sagt man nach, dass er besonders prädestiniert dafür sei, einfach nur Pech zu bringen. In den USA gibt es oft keinen 13. Stock oder in Fluglinien keine 13. Sitzreihe. In der christlichen Tradition wird der Freitag allgemein als Unglückstag gesehen, da an diesem Tag Jesus gekreuzigt wurde. Die Zahl 13 folgt der „Glückszahl“ 12 (12 Apostel, 12 Monate, 12 Tierkreiszeichen etc.); im Volksmund wird sie deshalb auch als „Dutzend des Teufels“ bezeichnet. Tatsächlich gilt die Kombination „Freitag der 13.“ erst seit der Veröffentlichung des gleichnamigen Romans von Thomas William Lawson im Jahr 1907 als Unglücksdatum.

schwarze Katze wegjagt. Dieser Aberglaube gründet sich darauf, dass Katzen früher mit Hexen und dem Teufel assoziiert wurden. Was übrigens nicht nur ihren Augen geschuldet ist, die im Finstern bedrohlich leuchten, sondern auch ihrer Fähigkeit, sich geräuschlos anpirschen zu können. Auch beliebt: Dreimal auf Holz zu klopfen, damit eine positive Aussage sich nicht ins Negative verkehrt. Möglich ist, dass sich dieser Aberglaube aus einem alten Seefahrerbrauch herleitet: Einst hatte jeder Matrose das Recht, vor dem Anheuern am

Mastfuß auf das Holz zu klopfen, um sich ein Bild über den Zustand des Schiffs zu machen. Eine andere Erklärung: Durch das Klopfen auf Holz wollte man früher böse Geister fernhalten, die einem das Glück neiden. Magisches Kleeblatt. Apropos Glück: Der Glücksbringer schlechthin ist in Mittel- und Südeuropa und den USA schon seit dem 17. Jahrhundert das vierblättrige Kleeblatt. Glück bringt es jedoch nur dann, wenn man es zufällig findet und weiterschenkt. Ein Mädchen, das sich ein vierblättriges Kleeblatt unter den Kopfpolster legt, sieht

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ereits in der Antike vertraute man auf Aussagen der Sterndeuter und Orakel. In Rom war es Aufgabe der Auguren, die Zukunft aus dem Flug der Vögel zu lesen. Ausschlaggebend dabei waren u. a. die Flugbahn und Ruf. Flog zum Beispiel eine Eule von rechts an, bedeutete dies Glück, von links ­jedoch eher Unglück. Weissagungen und Orakel standen damals ­jedoch noch nicht im Gegensatz zur Religion,

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sondern dieser gleichbedeutend gegenüber. Erst ab der frühen Neuzeit begann die Kirche zwischen Glauben und Aberglauben (im Sinne von falschem Glauben) zu unterscheiden. Viele Symbole, die wir heute als Glücks- oder Unglückssymbole kennen, wie etwa schwarze Katzen, Spiegel, Salz usw. stammen aus dieser Zeit.

Fotos: istockphoto/thinkstock, zoonar/thinkstock,

Aberglaube vs. Religion


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