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Die Geographie des Justistals
Das Justistal ist in verschiedener Hinsicht ein sehr spezielles Bergtal. Nördlich des Thunersees gelegen, ist es von der anderen Seeseite her sehr gut einsehbar. Von Aeschi ob Spiez aus sieht man das ganze Tal hindurch von Merligen unten bis an dessen Abschluss durch die Sichle. Und genau diese Sichle ist auch von der anderen Seite im Nordosten von weither sichtbar. Man sieht sie nicht nur vom Eriz und auch nicht erst vom bernischen Schangnau aus, sondern bereits von den Entlebucher Gemeinden Wiggen und Marbach.
Speziell ist auch, wie das Justistal von zwei mehreren Kilometern langen Bergketten links und rechts eingerahmt wird. Diese flankierenden Bergkämme des Sigriswiler Grates und des Güggisgrates (Niederhornkette) verlaufen wie das Tal von Nordosten in Richtung Südwesten bis an den Thunersee. Namentlich der Sigriswiler Grat, der die Aussenseite gegen das Mittelland bildet, ist von weither sichtbar. Bedeutende Gipfel des Sigriswiler Grates sind von Südwest nach Nordost die Spitze Fluh (1658mü.M.), die Merra (1954mü.M.), der Hauptgipfel Sigriswiler Rothorn (2051 m ü.M.), das Mittaghorn (2014 m ü.M.), die Schaflägerzähne (1952mü.M.) und die Burst (1969mü.M.), welche die linke Seite der Sichle flankiert.
Der ebenso markante Güggisgrat erstreckt sich über rund 6 km nach Nordosten bis zur Einsattelung vom Oberberg. Die Gipfel des Güggisgrates sind von Südwest nach Nordost das Niederhorn (1950 m ü.M.), Hausberg von Beatenberg, der Hauptgipfel Burgfeldstand mit 2063mü.M. und das Gemmenalphorn (2061mü.M.).
Beide Bergketten sind im Übrigen ähnlich hoch. Der höchste Punkt der Niederhornkette liegt beim Burgfeldstand auf 2063 m ü.M. Ihn erreicht man relativ einfach mit der Seilbahn, welche vom Beatenberg bis aufs Niederhorn führt. Das Sigriswiler Rothorn, mit 2051m Höhe der höchste Gipfel des Grates, ist nur geübten und trittsicheren Berggängern vorbehalten. Es bietet einen grandiosen Ausblick bis weit ins Mittelland. Das Justistal ist also eigentlich der Trog zwischen den beiden parallel verlaufenden Bergketten des Sigriswilergrats und der Niederhornkette, auch Güggisgrat genannt.
Sichle bildet markanten Abschluss und Übergang ins Eriz
Beeindruckend ist, wie gleichmässig das Justistal geformt ist. Die fast perfekt runde Form der Sichle zieht sich mehr oder weniger durch das ganze Tal hindurch. Der Talboden ist dabei in drei Teile gegliedert. Die Sichle, welche eigentlich ein Pass ist, der vom Eriz ins Justistal führt, ist am tiefsten Punkt 1679 Meter über Meer hoch. In Richtung Justistal geht es zunächst etwa 300 Meter hinunter, wobei die Alp Oberhofner als hinterste Hütte noch etwas oberhalb des Talbodens liegt. Die Alphütte der Alp Sigriswiler, die zur Hälfte auch noch den Oberhofnern gehört, liegt dort, wo der Talboden abflacht. Von da an geht es mehrere Kilometer lang fast flach weiter, entlang den verschiedenen Unterstafeln der Alpen, die wie Perlen auf einer Schnur eine nach der anderen aufgereiht sind. Erst nach der Alp Püfel geht es wieder steiler bergab. Durch einen Wald erreicht man den Spycherstutz bei der gleichnamigen Alp Spycherberg. Dort liegen auch die Käsespeicher der sieben hinteren Alpen auf dem Platz, auf dem der Käseteilet stattfindet. Von den Käsespeichern an geht es noch einmal bis zur Alp Grön etwas sanfter weiter. Beim Wegkreuz bei der Alp Grön gehen heute Strassen in drei Richtungen: in Richtung Beatenberg und in Richtung Sigriswil sowie eine dritte steil nach unten in Richtung Merligen. Das Tobel in Richtung Merligen nennen die Einheimischen seiner Steilheit wegen auch «Hölle».
Meist ziemlich in der Mitte des Tals verläuft auch das einzige Oberflächengewässer: Der Grönbach entspringt auf einer Höhe von rund 1610 Metern über Meer unterhalb des Übergangs Sichle zwischen den Gipfeln von Burst und Schibe. Der Bach fliesst dann ins Tal hinunter und trifft beim Oberhofner und Sigriswiler auf die ersten Alpen. Wenig später wird die Alphütte Grosser Mittelberg passiert und auch an Klein Mittelbärgli fliesst der Bach vorbei. Nach der Grönhütte verabschiedet sich der Grönbach dann in ein bewaldetes Tobel, aus welchem er erst in Merligen wieder austritt. Zum Abschluss seiner Reise fliesst der Bach mitten durch das Dorf und mündet dann auf 558 m in den Thunersee.
Über den Bärenpfad steil hoch zum Niederhorn
Der Talboden ist flach und geht dann auf beiden Seiten in immer steilere Weiden über, bis kaum mehr Gras und Bäume wachsen. Weiter oben gegen den Sigriswilergrat und den Güggisgrat tritt der nackte Fels zu Tage und bildet steile Felsbänder, an denen nur an wenigen Stellen ein Durchstieg für Wanderer möglich ist. Der berühmteste Pfad an der Bergflanke des Güggisgrates ist der Bärenpfad, der wohl seinen Namen nicht von ungefähr trägt. Der Pfad zum Niederhorngrat ist keine ganz gewöhnliche Wanderung: Hier geht es richtig steil hinauf, zum Teil auch über Leitern. Von der Alp Püfel auf 1270 Meter über Meer geht es auf 1927 Meter hoch. Wer trittsicher und schwindelfrei ist und Lust auf eine richtig abenteuerliche Wanderung hat, kann so den Weg aufs Niederhorn unter die Füsse nehmen. Die steilen Felshänge auf beiden Seiten des Tales in Verbindung mit dem eher instabilen Gestein bilden auch eine grosse Gefahr für Mensch und Tier. Nicht umsonst sieht man etwa im Bereich der Alp Grön, aber eigentlich auch im ganzen Tal an den Flanken immer
Das Niederhorn und das Justistal aus der Luft.
Bild: Bruno Petroni

Die den Besuchern des Justistals wohl bekannteste Ansicht bietet sich vom Püfelboden aus über den Talboden bis an die Sichle, welche links von der Burst und rechts von der Schibe begrenzt wird.
Bild: Therese Krähenbühl

Auch das ist die Sichle. Dieses Mal jedoch von der Erizer Seite her gesehen mit den markanten «Sieben Hengsten» links anschliessend.
Bild: Samuel Krähenbühl



Die Karrenfelder von Seefeld auf einer historischen Aufnahme.
Bild: Ernst Konrad Schiller
wieder grössere und kleinere Felsbrocken und Steine liegen. Manchmal kommen auch richtig grosse Felsbrocken runter. Die Steine aus den Weiden zu sammeln gehörte schon seit alters her zu den Aufgaben, welche im Rahmen der Pflichttagwerke durch die Alpgenossenschafter zu erfüllen waren. Auch im Winter werden die steilen Hänge zur Gefahr. Schon mehrere Alphütten wurden durch Lawinen zerstört. Mehr dazu in den Kapiteln zu den einzelnen Alpen.
Auch für die Erschliessung des Tals bietet die spezielle Geographie mit den beiden steilen Bergketten, welche bis praktisch an den Thunersee hinabgehen, einige Probleme. Der einfachste natürliche, wenn auch ziemlich steile Einstieg führt von Merligen hinauf in die Alp Grön. Aber Merligen selber war bis ins 19. Jahrhundert schlecht ans Verkehrsnetz angeschlossen und nur über den See gut erreichbar. Deshalb waren die Fuss oder Karrwege den steilen Bergflanken entlang von Sigriswil und Beatenberg ins Tal von grosser Bedeutung. Vom Dorf Sigriswil her führte der Weg über Endorf und Wiler wieder etwas runter ins Rotbühl und mündete erst beim Kienigraben in den anderen Weg, der von Schwanden und Oberhusen ungefähr dem Verlauf der jetzigen Strasse nach führte. Nach der Vereinigung der beiden Routen führte der Weg aber nicht etwa über den Aussichtspunkt Wyssental wie heute, sondern unten herum. Wer die genannten Örtlichkeiten etwas kennt, kann sich vorstellen, dass der damalige Weg auch ein ziemliches Auf und Ab war. Dank diesen Wegen war immerhin der Auf- und Abtrieb des Viehs relativ einfach, wenn auch nicht ganz gefahrlos, möglich. Denn es ging beidseits des Weges steil hoch und runter. Zudem fielen – und fallen übrigens auch heute noch – immer wieder Steine runter. Doch erst im 20.Jahrhundert wurden die Karrwege ins Justistal zu richtigen Strassen ausgebaut. Hierbei spielten die Interessen der Armee im Zusammenhang mit dem Bau des Réduits im 2.Weltkrieg eine wichtige Rolle. Asphaltiert wurden die Strassen gar erst in den Siebzigerjahren.
Geologisch gehört das Justistal zum Emmental
Gemäss der Einteilung im Geographischen Lexikon der Schweiz gehört das Justistal samt den umkränzenden Bergen zu den Emmentaler Alpen. Dies, obschon politisch das Gebiet seit jeher zum Oberland gehörte und sich die Sigriswiler mehr als alle anderen Bewohner des Verwaltungskreises Thun als richtige Berner Oberländer sehen. Die Gebirgsgruppe der Emmentaler Alpen ist recht gross und umfasst Teile der Kantone Bern, Luzern, Ob- und Nidwalden. Sigriswilergrat und Niederhornkette sind nur der südwestlichste Teil einer dominierenden Bergkette, die von Südwesten nach Nordosten zieht. Nördlich dieser Kette befindet sich ein flacheres Becken zum Mittelland hin. Nach etwa sechs Kilometern folgt zwischen den beiden der Bergkamm der Sieben Hengste. Dieser wird nach drei Kilometern durch den Grünenbergpass vom Gebirgsstock des Hohgants getrennt. Nach weiteren sieben Kilometern trennt das tiefe Tal der Emme den Gebirgsstock der Schrattenfluh ab. Mit der Waldemme endet dieser Stock nach sechs Kilometern und es schliessen sich mehrere niedrigere und kleinere Kämme im Nordosten an, darunter die Beichlen.
Die Aussicht von hinten im Tal in Richtung Niesen.
Bild: Hans Zeller, Oberhofen

Das Justistal gibt es dank Afrika
Wie genau die Alpen entstanden sind, das wissen wir erst seit etwa 100Jahren, als die Plattentektonik entdeckt wurde. Die Alpen erwuchsen aus der Kollision zweier kontinentaler Platten – der Europäischen Platte im Norden und der Adriatischen oder Afrikanischen Platte im Süden. In diesem Fall taucht nicht mehr die eine Platte unter die andere ab, sondern es entsteht eine Knautschzone, in der sich die Plattenränder verdicken. Eine solche Verdickung ist etwa die Kette der Berner Alpengipfel. Als vor 300Millionen Jahren die Europäische und die Afrikanische Platte auseinanderdrifteten, füllte sich zwischen ihnen ein Ozean auf, die Tethys. Vor 160Millionen Jahren schwammen dann Zonen mit geringer Dichte wie grosse Korken auf der Erdkruste. Sie tauchten als Inseln im TethysMeer auf und unterteilten dieses in Halbinseln und Tröge. So entstanden laut den Theorien der Geologen etwa der Walliser Trog, südlich davon weitere Meeresbecken.
Von ihnen geht die geologische Unterteilung der Alpen in mehrere Zonen aus: in die Südalpen, die der Afrikanischen Platte entstammen, in das Penninikum, das dem TethysMeer entsprang, und in das Helvetikum, das die Bergzüge auf der Höhe des europäischen Plattenrandes umfasst. Vor 100 Millionen Jahren bewegten sich dann aus ungeklärten Gründen die Europäische und die Afrikanische Platte wieder aufeinander zu. Dabei wurden die österreichischen Alpen und das Engadin aufgefaltet. 50 Millionen Jahre später wurden der PiemontLigurische Ozean, dann auch der Walliser Meerestrog aufgefüllt.
Nun war die Zeit reif für Eiger, Mönch und Jungfrau sowie Matterhorn oder Dufourspitze. Vor 35Millionen Jahren krachten nämlich die europäische und die afrikanische Kontinentalplatte in Zeitlupe ineinander. Dabei wurde das heutige Relief der Westalpen ausgebildet. Der Sockel des Matterhorns, wissen die Geologen, stammt aus dem TethysMeer, die Spitze aufgesetzt hat ihm aber die Afrikanische Platte, die auf die Europäische Platte zu liegen kam.
Nördlich und südlich lagerte die Erosion während der Kollision der zwei Kontinentalplatten Geschiebe ab und gestaltete zwei Flachgebiete: das Mittelland und die Poebene. Im letzten Akt der Alpendramaturgie richteten sich noch die Voralpen mit Eriz, Gurnigel und Guggershörnli auf – ebenso der Jura. Wenn wieder so viele Millionen Jahre vorbei sein werden, wie schon zur Auffaltung nötig waren, dann sind die heute schroffen und spitzen Alpen von Wind, Wetter und Temperaturschwankungen abgehobelt zu Rumpfgebirgen. So wie die viel älteren Vogesen oder die Gebirgsrücken Australiens.
Mit den Gesteinsschichten lässt sich auch eine andere Besonderheit der Region ums Justistal erklären. Die Gegend ist reich an Karstgebieten und Höhlen. Fremdartig schön, bizarr, scharfkantig, grau bis blendend weiss, von jeglicher Vegetation scheinbar blank geschrubbt: Solche von Karren durchzogene Kalkformationen sind am ausgeprägtesten an der Südostflanke der Sieben Hengste sowie im Innerbergli südwestlich des Hohgantgipfels zu bestaunen, aber auch im Seefeld, im Burgfeld oder auf der Gemmenalp blinken da und dort ähnliche Gebilde auf. Nicht nur oberirdisch hat sich das Wasser über tausende Jahre in den Kalkstein der Karstlandschaft gefressen. Auch im Untergrund sind bis zehn Meter
lange Röhren, Zugänge zu riesigen Höhlen oder gletscherspaltenartige Kluftkarren entstanden. Einen faszinierenden Kontrast bilden Bergföhren und Farne, die aus einzelnen Vertiefungen emporwachsen.
Die Beatushöhlen
Die bekannteste, wenn auch nicht die grösste Höhle in der Region überhaupt ist aber die Beatushöhle in Sundlauenen. Hier beginnt mit den Wandermönchen Beatus und Justus auch die Geschichte des Justistals. Dank dieser Sage und der touristischen Erschliessung des äussersten Teils der Höhle für Besucher ist dieses Höhlensystem sehr bekannt. Doch davon später mehr. Wir wollen hier zunächst der Entstehung der Beatushöhlen nachgehen. Am besten vergleicht man die Situation mit der Schichtung einer Schwarzwäldertorte. Man muss sich zudem vorstellen, dass diese Schwarzwäldertorte leicht in Richtung Thunersee geneigt ist. Und unter der Schwarzwäldertorte liegt eine harte Kuchenplatte. Diese «Kuchenplatte» heisst in diesem Falle Kieselkalk (Untere Kreide) und ist rund 150 bis 200 Meter «dick», oder «mächtig», wie es die Geologen nennen. Der Kieselkalk formt die mauerartigen Wände, mit denen der Beatenberg am See abschliesst. Er wird im Balmholz gebrochen und ist ein beliebtes Baumaterial. Der Kieselkalk vom Balmholz ist ein stahlgraues bis schwarzgraues Hartgestein mit scharfkantigem Bruch, hoher Druck und Abriebfestigkeit sowie sehr guter Verwitterungsbeständigkeit. Deshalb sind schon alle in irgendeiner Form mit diesem Stein in Berührung gekommen. Oder zumindest darübergefahren. Denn der Kieselkalk aus dem Balmholz ist ein beliebter Bahnschotter.
Über dem Kieselkalk liegt der Mergel, der bereits weicher ist als der Kieselkalk darunter. Hier beginnen die ersten Gänge und das Wasser sammelt sich. Denn der harte Kieselkalk darunter lässt kaum Wasser durch. Doch richtig durchlöchert ist die nächste Schicht darüber, der Schrattenkalk. Dieser hat eine Mächtigkeit von 150 bis 330Meter. Dies ist ein sehr reiner Kalk, in dem sich die meisten Höhlen befinden. Versuche mit gefärbtem Wasser konnten die Einzugsgebiete der verschiedenen Höhlensysteme aufzeigen. Das Gebiet der St.BeatusHöhle erstreckt sich vom Thunersee bis zum Gemmenalphorn und ist im Westen vom Justistal, im Osten von der HohgantSundlauenenVerwerfung abgeschlossen. Die Beatushöhlen sind zwar das bekannteste, da auch touristisch erschlossene Höhlensystem. Das grösste ist es jedoch nicht. Das Einzugsgebiet des Höhlensystems der Sieben Hengste ist mit einer Oberfläche von ungefähr 30 km2 noch grösser. Es beginnt nördlich des Gemmenalphorns und reicht bis in die Schrattenfluh.

Das Justistal vom Dampfschiff Blümlisalp aus aufgenommen.
Bild: Samuel Krähenbühl


Der Güggisgrat auf einem grandiosen PanoBild vom Schafloch aus fotografiert.
Bild: Roman Gimmel
Der Ausgang des Schaflochs heute.
Bild: Roman Gimmel

Das Schafloch
Neben den bereits genannten Höhlen gibt es noch eine weitere sehr bekannte Höhle. Im Sigriswilergrat befindet sich eine ehemalige natürliche Eishöhle, das Schafloch. Dessen natürlicher Zugang geht von der Justistalerseite oberhalb der Alp Flühlauenen und unterhalb der Schafläger in das Sigriswiler Rothorn hinein. Das Schafloch wurde am 5.September 1822 vom späteren General GuillaumeHenri Dufour besucht, der darüber einen Bericht veröffentlichte. Im Jahr 1884 wurde die Höhle von Berner Ingenieuren vermessen. Zu der Zeit war die Höhle vergletschert, wie auf alten Fotos von Dr.Ernst Konrad Schiller, dem Urgrossvater der beiden Autoren dieses Buches, dokumentiert wird. Im 2.Weltkrieg wurde das Schafloch dann durch den Grat hindurchgebrochen und zur militärischen Befestigung ausgebaut. Dadurch schmolz das ewige Eis im Schafloch für immer. Mehr dazu im Kapitel «Das Justistal im 2.Weltkrieg».
Dr. Ernst Konrad Schiller, * 20. April 1873, †18. Dezember 1947. Schiller wuchs als Spross einer Küfer- und Weinhändlerdynastie aus Töss bei Winterthur als jüngster von drei Brüdern auf. Er studierte Philosophie, vornehmlich an der Universität Bern, und schloss sein Studium 1903 mit einer Dissertation mit dem Titel «Das mystische Leben der Ordensschwestern zu Töss» ab. Seine Liebe zu den Bergen und hier namentlich auch den Karstgebieten zog ihn immer wieder ins Alpsteingebiet, aber auch in die Gegend von Sigriswil. Beruflich war er als Zeitungsredaktor beim «Bieler Tagblatt» und bei «Der Bund», aber auch als Lehrer in verschiedenen Schulen und Internaten im In- und Ausland tätig. 1909 heiratete er die gebürtige Deutsche Hanna Margaretha Dorothea Mann. Zusammen hatten sie zwei Töchter (Anna Magdalena und Magdalena Hanna) sowie einen Sohn, Ernst Rudolf Schiller (1915 -1972). Dieser wiederum war der Vater von Margaretha Dorothea Schiller, der Mutter der beiden Autoren. 1910 kaufte das Ehepaar Schiller ein altes Bauernhaus in Oberhuse im Ortsteil Wiler und gründeten dort ein Zöglingsinstitut, in dem sie Knaben aus gutem Hause, aber mit sozialen Problemen, betreuten und ausbildeten, mit einem Fokus auf handwerkliche und körperliche Tätigkeit. Zum Fotografieren kam Schiller durch den Zürcher Fotografen Emil Listenow. Seine Sujets waren hauptsächlich die Bergwelt seiner neuen Heimat Sigriswil, aber auch seiner zweiten Lieblingsregion Alpstein. Zusammen mit Dr. Adolf Schaer-Ris gab er 1929 das Sigriswiler Heimatbuch heraus, wobei Schaer-Ris die Texte verantwortete und Schiller Bilder lieferte. Die mittlerweile teils über 100-jährigen Glasplatten blieben im Familienbesitz erhalten und wurden für dieses Buchprojekt erstmalig professionell digitalisiert. Besonders spektakulär und einzigartig sind seine Bilder des Schaflochs, damals noch mit ewigem Eis, das wohl schon seit der letzten Eiszeit in der Höhle verblieb. Das ewige Eis wurde durch die Festungsarbeiten im 2. Weltkrieg zerstört, was Schiller in seinen alten Tagen sehr bedauerte.

Vor dem Bau des Militärstollens im 2.Weltkrieg war das Schafloch eine Eishöhle.
Bild: Ernst Konrad Schiller

Das Eis war vermutlich seit der letzten Eiszeit nie geschmolzen.
Bild: Ernst Konrad Schiller