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Einleitung

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Vorwort

Vorwort

Links und rechts steile Felswände, welche nach unten immer grüner und flacher werden. Auf dem schmalen Stück flachen Talbodens windet sich der Grönbach. Abgeschlossen wird das Tal hinten von einer bogenförmigen Krete, deren Name «Sichle» perfekt ihre Form beschreibt. Wenn ein Künstler aus seiner inneren Vorstellung ein perfektes Tal malen würde, dann würde es dem Justistal ähneln. Auch deshalb, weil es sich mit seinen idealen Formen von der südlichen Thunerseeseite bei Aeschi gut einsehbar präsentiert. Aber auch auf der anderen Seite ist zumindest die Sichle als Talabschluss vom luzernischen Entlebuch her sichtbar. Schon allein diese natürliche und von weither sichtbare Schönheit des Bergtales, das bis zur Krete der Niederhornkette vollständig auf dem Boden der Gemeinde Sigriswil liegt, trägt viel zu dessen Berühmtheit bei. Doch im ganzen Land und darüber hinaus bekannt ist das Justistal dann doch vor allem wegen seiner Alpwirtschaft mit dem berühmtesten «Chästeilet» der Welt, der in der Regel am Freitag vor Bettag stattfindet. Einheimische betonen jeweils stolz, dass der Justistaler Chästeilet der älteste und mit Ausnahme der oberen und unteren Zettenalp, die ebenfalls in der Gemeinde Sigriswil liegen, der einzig echte Chästeilet sei. Denn hier geht es nicht in erster Linie um den Käsehandel, sondern um die Aufteilung der Käse unter die Alpgenossenschafter. Das zu Grunde liegende Prinzip und Regelwerk ist nicht einfach zu verstehen. Das tut aber der riesigen Popularität des Chästeilets keinen Abbruch. Zahlreich strömt das interessierte Publikum aus nah und fern jeweils im Herbst in das Tal, um dem uralten Brauchtum beizuwohnen. Doch der Alpsommer im Justistal ist weit mehr als nur der Chästeilet. Er beginnt bereits im Februar mit der Berggemeinde, bei der Beschlüsse der Alpgenossenschafter für die neue Alpsaison gefällt werden. Und er endet erst im November mit der Bergrechnung, wo die Alpgenossenschaften mit den Bewirtschaftern abrechnen. Doch das Justistal ist noch viel mehr. So hat das Tal eine musikalische Seite. Und in der Zeit des 2.Weltkriegs war das Justistal eine letzte Bastion gegen eine Eroberung. Auch über diese Facetten des Justistals und noch viel mehr dazu wird in diesem Buch berichtet.

Durch die Sichle hindurch sieht man ins Eriz, Schangnau und ins luzernische Entlebuch.

Bild: Samuel Krähenbühl

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