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Literaare: Das Unspektakuläre des Alltags

«Mich fasziniert das Unspektakuläre des Alltags»

Der Autor, Kabarettist und SlamPoet Christoph Simon ist bekannt für seinen schrägen Humor und präzisen Sprachwitz. Am 27. November liest der zweifache Schweizermeister im Poetry Slam und Gewinner des Salzburger Stiers an der Thuner LiteraareHerbstlese.

Christoph Simon, lange waren Sie als Romanautor bekannt. Seit 2012 treten Sie mit Ihren Texten auf der Bühne auf.

Wie kam es zu diesem Schritt? Es war vielmehr ein fliessender Übergang als ein Bruch. Ich habe schon zuvor Lesungen gehalten und unterschiedliche Bühnenformate ausprobiert, die an mich herangetragen wurden. Nach meinem Atelierstipendium in New York 2012 präsentierte ich an den PoetrySlams aber nicht mehr Auszüge aus meinen Büchern, sondern schrieb berndeutsche Kurztexte eigens für die Bühne.

Sie mögen also beides – einsames

Schreiben und Scheinwerferlicht. Ja, das hätte ich nie gedacht. Ich wusste ja nicht, wie das wird und ob es mir gefällt, den ganzen Tag Lampenfieber zu haben und für Auftritte manchmal auch lange unterwegs zu sein. Davor und weniger vor dem eigentlichen Bühnenauftritt hatte ich Respekt.

In Ihren Geschichten beschreiben Sie Situationen und Figuren aus dem Alltag. Ist es eine Mischung von tatsächlich Er-

lebtem und Fiktion? Oft verdrehe ich eine reale Situation oder betrachte sie von einer anderen Seite. Die Figuren fliessen ineinander. In meinen Geschichten forme ich verschiedene Materialien aus der Realität und Fiktion zu etwas Eigenem.

Sammeln Sie permanent irgendwelche

Begebenheiten? Ich habe immer ein Notizbüchlein dabei. Mich fasziniert das Unspektakuläre des Alltags und das Spiel mit den Dimensionen. Ich reduziere meine Geschichten oftmals auf eine kleine Begebenheit des Alltags und beschreibe sie ausführlich, zum Beispiel eine Situation vor dem Glascontainer oder im Pendlerzug.

Haben Sie in Ihren Texten eine Lieblingsfigur? Es ist eigentlich immer diejenige Figur, an der ich gerade arbeite. Aktuell ist

Bild: Christoph Simon liest an der Literaare-Herbstlese aus drei seiner Bücher.

es ein QuartierStrolch, der meint, er könne stets alles besser als die anderen, und damit den Leuten auf den Geist geht. Er verkörpert anstrengende Seiten meiner Persönlichkeit und sagt Dinge, die ich in der Realität nicht zu sagen wage.

Und was haben Sie für die «Herbstlese»

bereit? Ich lese aus drei in diesem Jahr erschienenen Büchern: «Die Dinge daheim», einem Gedichtband und «Der Suboptimist».

Interview: Marianne Flubacher Bild: Michael Isler

Literaare «Herbstlese»

Samstag, 27. November 2021

Frachtraum Thun Christoph Simon liest um 13 Uhr. Mehr Infos: www.literaare.ch

www.christophsimon.ch

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