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Ortsplanungsrevision: Einblick in
from TM Nr. 6 / 2017
by WEBER VERLAG
«Wir breiten den Teppich für die städtische Entwicklung aus»
Die Ortsplanungsrevision ist eines der grössten aktuellen Projekte der Stadt Thun. Mit ihr werden die Weichen für die künftige städtebauliche Entwicklung gestellt. Gemeinderätin Marianne Dumermuth und Stadtplanerin Susanne Szentkuti geben Einblick in den aktuellen Stand der Arbeiten – im Interview und an der nächsten öffentlichen Veranstaltung
Warum braucht Thun überhaupt eine Ortsplanungsrevision (OPR)?
Marianne Dumermuth: Wir breiten mit der OPR den Teppich aus für die städtische Entwicklung der kommenden Jahre. In der Raumplanung gilt es, die planungsrechtlichen Grundlagen (Zonenplan und Baureglement) regelmässig an die geänderten Rahmenbedingungen und Gesetze anzupassen. Susanne Szentkuti: Es ist wichtig, dass die Stadt Thun auch in Zukunft als gesunde Stadt dasteht und im Wettbewerb mithalten kann. Thun soll weiterhin eine Stadt sein, in der man gerne wohnt und arbeitet. Um die raumplanerischen und städtebaulichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, braucht es eine Gesamtbetrachtung, die wir im Rahmen der OPR vornehmen.
Open House vom 25. November 2017
Was
Wann
Wo Infos unter
Öffentlicher Anlass, der Einblick in die laufenden Arbeiten der Ortsplanungsrevision ermöglicht. Der Stand der Arbeiten wird in Form von Zukunftsbildern präsentiert. Samstag, 25. November 2017, von 10 –16 Uhr Konzepthalle 6, Thun www.ortsplanungsrevision.ch Facebook: Ortsplanungsrevision Thun Twitter: OPR_Thun
Die OPR am Architekturforum
29. November, 18.30 Uhr, Konzepthalle 6, Thun Mit Stadtpräsident Raphael Lanz und Gemeinderätin Marianne Dumermuth, www.architekturforum-thun.ch
Welche Chancen bietet die OPR für die Thunerinnen und Thuner?
Susanne Szentkuti: Die hohe Lebensqualität unserer Stadt bleibt erhalten und wird noch gesteigert. Synergien sollen künftig besser genutzt werden, indem wir kurze Wege anbieten (Arbeit – Wohnen oder Wohnen – Freizeit) oder indem wir lebendige Quartiere und Zentren entstehen lassen.
Sie beschäftigen sich seit zwei Jahren mit dem Projekt. Wie sieht
der aktuelle Stand der Arbeiten aus? Marianne Dumermuth: Wir haben definiert, was Thun für seine Entwicklung benötigt. Es geht darum, die Themen Wohnen und Arbeiten, Landschaft und Natur, öffentliche Nutzung von Stadtraum, Erschliessung und Verkehr, Umwelt und Energie und vieles mehr aufeinander abzustimmen. Planen heisst nicht Bauen. Bei einer OPR werden nicht konkrete Projekte berücksichtigt, sondern vor allem Themen identifiziert und Rahmenbedingungen gesetzt. Susanne Szentkuti: Wir aktualisieren bestehende Grundlagen und erarbeiten wo nötig neue.
Zum Beispiel? Marianne Dumermuth: Eine wichtige Grundlage ist das Baureglement. Darin gibt es Bestimmungen, die nicht mehr zeitgemäss sind oder der übergeordneten Gesetzgebung widersprechen. So stossen zum Beispiel Familien, die ihr Haus ausbauen möchten, heute zum Teil an Grenzen, weil die Ausnützung zu stark beschränkt ist. Das neue Baureglement wird so formuliert, dass eine zeitgemässe Entwicklung stattfinden kann.
Welches sind die grössten Herausforderungen bei der OPR? Susanne Szentkuti: Auf der gleichen Fläche mehr Nutzfläche zu schaffen und gleichzeitig die Wohn- und Lebensqualität zu erhalten oder gar zu steigern. Das Wachstum muss primär auf den bereits eingezonten Flächen erfolgen. Dies will auch die übergeordnete Gesetzgebung so. Wir müssen herausfinden, wo wir zusätzlichen Wohnraum und die Voraussetzung für neue Arbeitsplätze schaffen können. Marianne Dumermuth: Wir sind überzeugt, dass die Siedlungsentwicklung nach innen einen Mehrnutzen für die Stadt bedeutet. Dies zu vermitteln, ist eine grosse Herausforderung, weil Siedlungsentwicklung nach innen noch oft negativ aufgefasst wird.
Wie soll die Siedlungsentwicklung nach innen konkret aussehen? Marianne Dumermuth: Wir schaffen beispielsweise die Voraussetzung, dass sich gewisse Teile von Thun in dichter und urbaner
Gemeinderätin Marianne Dumermuth (rechts) und Stadtplanerin Susanne Szentkuti vor dem Innopark, der im Sinne der Siedlungsentwicklung nach innen erweitert wird.
Bauweise als Stadt weiterentwickeln können, während gleichzeitig die Identität der zum Teil eher dörflichen Quartiere mit der Schaffung von Quartierzentren gestärkt wird. Dies geschieht mit entsprechenden Bestimmungen im Zonenplan und Baureglement. Susanne Szentkuti: Einen grossen Mehrnutzen der Siedlungsentwicklung nach innen sehen wir im Erhalt und der Schaffung von Frei- und Erholungsräumen. Diese werden künftig zudem besser erreichbar und erlebbar sein.
Wo werden die zusätzlichen Menschen dereinst wohnen? Susanne Szentkuti: Wir stellten fest, dass das beabsichtigte Wachstumsziel von 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern grundsätzlich innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets erfolgen kann. Die Ausnahme bildet die Einzonung des Siegenthalerguts als neues Wohnquartier. Damit das Ziel der verdichteten Bauweise erreicht werden kann, passen wir wie gesagt das Baureglement und den Zonenplan entsprechend an. Diese Anpassungen beinhalten etwa grössere Gebäudehöhen oder eine höhere Ausnutzungsmöglichkeit. Dies wird allerdings nicht flächendeckend erfolgen, sondern sehr gezielt. Es betrifft nicht nur die Wohnzonen: Auch in den Arbeitszonen haben wir viel bestehendes Nutzungspotenzial festgestellt. Dieses gilt es mit geeigneten Massnahmen auszuschöpfen, bevor neue Flächen eingezont werden können.
Sieht Thun in Zukunft ganz anders aus? Susanne Szentkuti: Nein! Wir wollen Thun nicht völlig verändern. Die Stadt wird in den zentralen und gut erschlossenen Lagen städtischer. Etwa entlang der Frutigenstrasse oder im Gebiet der Expo. Auch die Quartiere entwickeln sich weiter. Es sollen attraktive Aussenräume und Orte entstehen, die von der Bevölkerung mehr in Besitz genommen werden. Einzelne Gebiete transformieren sich, neue Strukturen entstehen – etwa entlang der Gwattstrasse. Es gibt aber auch Gebiete, die bewusst so belassen werden, wie sie heute sind.
Kann sich die Bevölkerung in den Prozess der OPR einbringen?
Marianne Dumermuth: Ja. Der Rückhalt der Bevölkerung ist dem Gemeinderat ein grosses Anliegen. Deshalb informieren wir laufend über den Stand der Arbeiten mit Medienmitteilungen, einer Infozeitung, einem eigenen Internetauftritt und via Facebook und Twitter. Zudem veranstalten wir unter dem Titel «Open House» öffentliche Anlässe, an denen wir Einblick in den Stand der Arbeiten geben und die Meinung der Thuner Bevölkerung abholen.
Wie verarbeiten Sie diese Rückmeldungen aus der Bevölkerung?
Susanne Szentkuti: Wir nehmen sie auf und werten sie aus. So sehen wir, welche Themen die Thunerinnen und Thuner beschäftigen und worauf wir ein besonderes Augenmerk legen müssen.
Das nächste «Open House» findet am 25. November statt. Was wird da thematisiert? Susanne Szentkuti: Wir präsentieren den aktuellen Stand des Stadtentwicklungskonzeptes STEK 2035. Anhand von Bildern und Illustrationen zeigen wir der Bevölkerung, wo sich Thun entwickeln soll und wie diese Entwicklung aussehen könnte.
Wie geht es danach weiter? Susanne Szentkuti: Danach folgt eine spannende Phase: Das Stadtentwicklungskonzept STEK 2035, die strategische Leitlinie der OPR, wird ausgearbeitet, der Zonenplan gezeichnet und das Baureglement verfasst.
Interview Beatrice Gerber, Simone Tanner Bild Rolf Eicher