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Leidenschaft Musik: Interview mit
from TM Nr. 5 / 2016
by WEBER VERLAG
«Das Schönste ist, wenn ich merke, dass den Leuten meine Musik gefällt.»
Veronica Fusaro in ihrem Studio.
Diesen Frühling hat Veronica Fusaro am m4music- schrittweise passiert, bis ich angefangen habe, meine eigenen Festival gleich zwei Preise gewonnen: den ersten Songs zu produzieren. Preis in der Sparte Pop sowie die HauptauszeichBei deinen Songs ist wirklich alles «self-made», vom Text über die nung «Demo of the Year». Wir haben mit ihr über Melodie bis hin zur ganzen Produktion. Songs geschrieben habe die Leidenschaft für die Musik, Inspiration, Vorbil- ich schon sehr früh – die ersten waren in Italienisch. Anfangs habe der und Zukunftspläne gesprochen. ich mich mit der akustischen Gitarre begleitet, da ich noch keine Idee hatte, wie man beispielsweise Melodien einspielt und Effekte einfügt. Irgendwann habe ich mir ein Programm runtergeladen, Veronica Fusaro, du hast am diesjährigen m4music-Festival gleich mit dem man Melodien einspielen und das Schlagzeug programzwei Preise gewonnen – eine beeindruckende Leis- mieren konnte, und mir ein kleines MIDI-Keytung! Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen? «Es ist also alles board gekauft. So hat man quasi seine eigene Veronica Fusaro: Musik war schon von klein auf wichtig für mein Leben. Dass ich auf einer Bühne schrittweise Band zuhause. stehen will, ist mir aber später, nämlich in der 7. passiert… » Deine Texte sind geprägt von einer Spannung Klasse am Bandfestival, klargeworden. Es war mein zwischen Einsamkeit, Aussichtslosigkeit und Unerster Bühnenauftritt damals. Ich hatte vier Jahre Gitarrenunter- sicherheit einerseits, andererseits drehen sie sich ums Kämpfen, richt und am Gymnasium Gesangsstunden. Es war klassischer Ge- das Greifen nach den Sternen und das Wachsen an Herausfordesangsunterricht – nicht wirklich mein Ding. Ich habe jedoch im rungen und Rückschlägen. Wo holst du dir die Ideen für deine Nachhinein festgestellt, dass mir der Unterricht technisch gese- Texte? Meine Texte sind eigentlich alle aus dem Leben gegriffen hen doch viel mit auf den Weg gegeben hat. Es ist also alles und behandeln Dinge, die mich beschäftigen. Ich denke, dass vor

Links Andenken an die Auftritte. Rechts Veronica Fusaro beim Einstudieren eines neuen Songs.

allem die Thematik des Erwachsenwerdens (was ja Unsicherheit unter einen Hut? Natürlich ist beides wichtig, und das Studium auslöst), aber auch das Überwinden dieser Unsicherheit eine wich- interessiert mich sehr, aber die Musik steht definitiv an erster tige Rolle in meinen Songs spielen. Man könnte sagen, dass jede Stelle. Ich werde sehr wahrscheinlich eher Teilzeit studieren – das Lebensphase passende Songs hervorbringt, und je nach dem, wie funktioniert ja ziemlich gut an der Philosophischen Fakultät, an man sich fühlt, sind die Songs dann traurig oder eben auch nicht. der man sich die Dinge meistens selber einteilen kann. Ich wäre Gibt es auch Orte, die dich inspirieren, oder solche, wo du besser musikalisch etwas Grösseres ergeben würde. Songs schreiben kannst als an anderen? Oft schreibe ich im Zug, das beruhigt mich irgendwie (lacht). Oder zuhause – entweder im Dann würdest du also, wenn du die Möglichkeit hättest, alles auf Keller, wo ich auch alle meine Songs produziere, oder in Italien bei die Karte Musik setzen? Ja. Aber es ist halt immer sehr riskant, von meiner Grossmutter. Meistens kommen die Ideen einfach unge- Anfang an so zu denken und keinen Plan B zu haben, da man nie fragt, weshalb ich auch immer mein Notizbuch dabei habe. weiss, ob und wann sich eine Möglichkeit ergibt. Aber wenn sie da Kommen wir auf deinen jüngsten Erfolg zurück: Was «Oft schreibe hat sich seit dem m4music-Festival für dich verändert? Das war DER grosse Event in diesem Jahr. Obwohl ich ich im Zug.» Zum Schluss: Wenn du die Möglichkeit hättest, auf irgendeiner grossen Bühne deiner Wahl zu schon vorher Musik gemacht habe, war es doch diese spielen, wo wäre das und weshalb? (lacht) Ein Auszeichnung, die alles ins Rollen gebracht hat. Ich muss sagen, grosser Traum wäre der Madison Square Garden in New York, weil dass ich ziemlich überrascht war. Dass meine Songs anschlies- dort alle meine grossen Idole schon gespielt haben. Aber wenn ich send im Radio gespielt wurden, hat auch viel bewirkt. Es ist toll, realistischer denke, wäre ich auch schon sehr glücklich, wenn ich wenn Leute extra an Konzerte kommen, um mich zu hören, oder im Bierhübeli in Bern als Hauptact auftreten könnte – sozusagen mich für Events anfragen. als realistischer zukünftiger Meilenstein.
Du hast nebst dem m4music-Festival unter anderem auch beim BEO-Gesangstalent-Wettbewerb und bei «The Voice of Switzerland» mitgemacht. Würdest du anderen aufstrebenden Musikern
die Teilnahme an Castingshows empfehlen? Ja, aber ich würde Castingshows nicht als Plattform verstehen, um sich mit anderen zu messen, sondern als Plattform dafür, sein eigenes Ding durchzuziehen. Ich habe an diesen Shows teilgenommen, weil es mir einfach Spass macht, auf der Bühne zu stehen. Man lernt andere Musiker kennen und hat ein Publikum. Aber das Wichtigste ist definitiv die Leidenschaft für die Sache selbst.
Deine Leidenschaft hört sich sehr zeitaufwändig an, was in deinem Zwischenjahr nach der Matura kein Problem war. Diesen Herbst hast du jedoch dein Studium begonnen. Wie bringst du beide Dinge
allenfalls auch bereit, mein Studium zu unterbrechen, wenn sich wäre – sehr gerne, und zwar 150 %.
Interview Martina Witschi, Werd & Weber Verlag AG Fotos: Michael Schinnerling
Veronica Fusaro
Ihre Leidenschaft für Musik hat die 19-jährige Thunerin bereits als Kind entdeckt. Da ihr Vater aus Italien stammt, ist sie mit italienischer Rockmusik aufgewachsen. Seit zwei Jahren produziert sie ihre eigenen Songs. Im September hat sie das Studium der Sozialen Arbeit und Sozialpolitik in Fribourg angefangen, ein Feld, das sie wegen des Bezugs zur Gesellschaft, deren Probleme und Herausforderungen interessiert. Die Musik soll aber keinesfalls zu kurz kommen – wir werden also bestimmt noch mehr von dem Gesangstalent zu hören bekommen.