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«Sie hat einen stilvoll schlechten Geschmack»
Schrill, schräg, bieder und verrückt: «Tante ALMA Hotels» in Köln und Bonn
«Sie hat einen stilvoll schlechten Geschmack»
Mit Tante ALMA betritt eine neue, etwas verrückte
Playerin auf die Hotelbühne: schräg und schrill
rollt sie ein wachsendes Marktsegment der Hotellerie auf: Longstay und Shortstay unter einem Dach.
Die 3-Sterne-Locations finden sich zunächst in den
deutschen Universitätsstädten Köln und Bonn –
nächstens auch in Mannheim, München und Frankfurt.
Wann siedelt sich Tante ALMA in der Schweiz an?
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Das Konzept: «Bleiben Sie über Nacht, dann können Sie sich ein gemütliches Gästezimmer aussuchen. Da gibt es immer was zu entdecken. Geschichte zum An fassen. Und überall steht was herum». So würde Tante ALMA es wohl selbst ausdrücken. Überladen, auch mal so richtig kitschig. Nie langweilig. Und CommunitySpace der besonderen Art: Musikzimmer mit Plattenspieler (Vinyl-Sammlung mit über 1000 Platten), Wohnzimmer mit Plüschsofa (bestimmt über 1000 Kissen), Spielzimmer (mehr als 1000 Spielideen) und Küche (mit vermutlich über 1000 Rezepten).
Und ihr persönliches «Rahmenpro-
gramm»: (digitaler) Frühsport pünktlich um 7.15 Uhr auf dem Smart-TV oder ge streamt auf das eigene Endgerät, Kaffeekränzchen mit selbstgebackenem Kuchen pünktlich um 16.00 Uhr, Mittwochabends gemeinsames Spaghetti-Kochen, wer will und Zeit hat und eine Flasche Chianti mitbringt.
Eisern: Am Sonntag, 20.15 Uhr, ist ge meinsame Tatort-Zeit im Wohnzimmer. Trotzdem bieten alle Zimmer heutigen Komfort mit schnellem WLAN, grossem Flatscreen, komfortablem Bett und Bad. Besonders ist auch Tante ALMAs Vertriebsstrategie: der Geschäftsreisende und urbane Nomade auf Städtekurzreise ist genauso willkommen, wie Studenten/ innen auf der Warteliste des Uni-Wohnheims – einige haben sich sogar schon streichen lassen, weil Tante ALMA eben doch einzigartig ist und sogar Sondertarife für ihre Langzeitmitbewohner/innen hat. Die Hotels sind authentisch an jedem ihrer Standorte; das Feintuning für ihre neue Zukunft «à la ALMA» hat die Agentur Going Places aus Hamburg entwickelt, die auch schon erfolgreich Konzepte unter anderem für 25hours hotels und Ninety Nine Hotels umgesetzt hat. «Für ALMA haben wir dutzende Trödler- und Antikmärkte abgegrast. In Corona-Zeiten eine besondere Herausforderung», so Holk Engelbrecht, Managing Director von Going Places. Aber es hat sich gelohnt. ➤

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[01] «Lobby-Lounge» im Stil eines alten Salons aus den 50er-Jahren.
[02] Doppelzimmer.
[03] Details auf der SchlafzimmerKommode.
[04] Kuchen und Kaffee im kleinen Salon nachmittags ab 16 Uhr.
[05] Lesesessel in der Hotel-Lobby.
[06] Aufenthaltsraum im Stil der 60er- und 70er-Jahre.
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Thomas Schlieper, wann kommt Tante ALMA in die Schweiz?
Thomas Schlieper, was steckt konkret hinter der Idee mit Tante ALMA?
Kurz gesagt: Hotel-Bestandsimmobilien sollen ohne grössere Investitionen ein zukunftsfähiges Konzept erhalten – bestehend aus den Trendfaktoren Longstay, Community, Storytelling und Retro.
Welches ist die primäre Zielgruppe?
Hotel-Immobilien können rein funktional oder im schlimmsten Fall auch langweilig sein. Tante ALMA will inspirieren und Impulse geben, die die Kommunikation und Kreativität anregen. Dies geschieht durch ein etwas schrilles Interieur. Also, willkommen sind alle, die diese etwas schrille Welt suchen und wollen – egal, ob sie geschäftlich kommen oder Urlaub machen – oder ob sie eine Nacht oder einen Monat oder auch länger kommen (Longstay).
Das Konzept Tante ALMA polarisiert. Die einen finden es cool, die andern könnten nicht eine Minute in so einem Hotel verbringen. Wie gehen Sie mit dieser Polarisierung um? Und nehmen Sie bewusst in Kauf, dass gewisse Leute das Konzept ablehnen?
Das nehmen wir in Kauf! Die meisten Gäste scheinen sich aber köstlich zu amüsieren.
Woher stammen all die Gegenstände, Möbel, Uhren, Bilder, Kissen, Souvenirs?
Eine sehr kreative Agentur für Inneneinrichtung und Interieur aus Hamburg (Going Places) hat sich mit dem Innendesign à la Tante ALMA befasst. Dazu gehört die gross angelegte und professionelle Beschaffung der Gegenstände über Trödler und Trödelmärkte.
Wie vermarkten Sie die «Tante ALMA Hotels»?
Ganz klassisch über OTAs, im MICESegment durch Pflege der Kontakte zu den lokalen Firmen und natürlich über Website und SocialMedia. Da gibt es Tante ALMA auch als Comic. Darüber hinaus ist Tante ALMA bei vielen bekannten Reiseveranstaltern bereits buchbar. Es gibt auch diverse Arrangements.
Haben Sie die Absicht, auch im Ausland «Tante ALMA Hotels» zu eröffnen, zum Beispiel in der Schweiz?
Ja, wir arbeiten daran. Alle Städte mit grösseren Universitäten sind interessant, zum Beispiel Basel, Zürich, St. Gallen, Luzern oder Bern. Wir bieten langfristige Pachtverträge (10/15 Jahre plus Op tionen) bei bester Bonität und Expertise.
Erste Zwischenbilanz: Verdienen Sie gutes Geld mit den «Tante ALMA Hotels»?
Ja, wäre da nicht die Corona-Krise! Köln und Bonn sind geöffnet, obwohl bis Mai touristische Reisen in Deutschland nicht erlaubt waren. Auch der Geschäftsreiseverkehr läuft derzeit sehr verhalten. Viele Messen in Köln fanden oder finden noch immer nicht statt. Denkt man sich das weg, dann wären wir schon sehr zufrieden!
Thomas Schlieper ist verantwortlich für die beiden Tante ALMA Hotels in Bonn und Köln. Er hat über 30 Jahre Beratungserfahrung in Hotellerie, Gastronomie und Tourismus und war u. a. langjähriges GL-Mitglied der Treugast Solutions Group.
Für Investoren: Tante ALMA schliesst langfristige Pachtverträge oder Managementverträge für Bestands-Hotelimmobilien in Universitätsstädten in Deutschland und Europa ab. Pächterin ist «Tante ALMA Hangout GmbH» mit Sitz in Frankfurt. Gesellschafter der 2020 gegründeten GmbH sind Solutions Holding GmbH, GG Family Holding GmbH und Dormotel Hotelbetriebsgesellschaft mbH.

Geschäftsführer ist Marc J. Schlieper: «Tante ALMA ist interessiert an Objekten in Top-Lagen in Universitätsstädten mit mindestens 30 Zimmern und bis rund 100
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Zimmern Kapazität. Gastronomie macht Tante ALMA in der Regel nicht selbst und sucht sich, wo sinnvoll, dafür passende Partner.»
Tante ALMA – die Geschichte
Unsere Tante ALMA liebt das Leben und ihre Lieben. Manche sagen, die Tante sei etwas schrullig und schrill, aber hat das Herz am rechten Fleck. Zu übersehen ist Tante ALMA nicht. Sie hat einen stilvoll schlechten Geschmack. Sie kann sich von nichts trennen und perfektioniert den Stilmix von sieben Jahrzehnten. Ein Be such bei Tante ALMA schmeckt nach Himbeerdrops und Apfelkuchen und endet meist mit einer grünen Fee aus der Hausbar. Alle lieben ALMA’s Spielesammlung aus den 80er-Jahren. Dazu gibt es Mokka aus der Sammeltasse.
Unsere Tante kennt von jeder ihrer Or chideen den lateinischen Namen und sie liebt Hunde. Die machen ihr aber zu viel Schmutz und so kommen ihr nur Porzellanhunde ins Haus. Bleiben wir über Nacht, so können wir uns eines ihrer gemütlichen Gästezimmer aussuchen. Hier gibt’s immer was zu entdecken. Tante ALMA sagt, es ist Geschichte zum Anfassen. Und die steht überall herum. Kein Regal oder Tisch ohne Nippes. Die Betten sind saubequem und jedes Zimmer hat auch ausreichend Platz für den täglichen Frühsport um 7.15 Uhr. Die Zeit vergeht wie im Flug, ob beim Kaffeekränzchen pünktlich um 16.00 Uhr oder beim gemeinsames Tatort-Abend jeden Sonntag.
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