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Wohin geht die Reise in der Stadthotellerie?

Wer ist Rolf E. Brönnimann?

Der gebürtige Schweizer Rolf E. Brönnimann begann seine Karriere in den 1970er-Jahren an der Hotelfachschule Lausanne (EHL), später arbeitete er unter anderem im Grand Hotel Victoria-Jungfrau in Interlaken, im SAS Palais Hotel Wien und im Bürgenstock Resort. Von 2013 bis Anfang 2020 führte er das 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand Golf & Spa auf der Insel Sylt. Viele Auszeichnungen und Ehrungen belegen Brönnimanns aussergewöhnliche Gast geberqualitäten und seine Passion für die Hotellerie. Das «Savoy» in Zürich führt Brönnimann noch bis zum 31. Dezember 2021. Dann widmet er sich wieder seiner Hotelentwicklungsfirma.

Das 5-Sterne-Superior-Hotel Savoy liegt in Zürich direkt am Paradeplatz, inmitten des Banken- und Geschäftszentrums und der Einkaufsmeile Bahnhofstrasse. Das Hotel verfügt über 104 Einzel- und Doppelzimmer sowie Junior Suiten und Suiten. Vor Rolf E. Brönnimann führte Werner Knechtli das Luxushaus. Aus gesundheitlichen Gründen gab er das Management Anfang 2020 ab.

«Hotelier»-Gespräch mit Rolf Brönnimann, noch bis Ende Jahr General Manager im Hotel Savoy Zürich

Wohin geht die Reise in der Stadthotellerie?

Am 1. Januar 2022 wird das traditionsreiche Hotel «Savoy» am Zürcher Paradeplatz geschlossen. Es wird komplett umgebaut und im November 2023 als «Savoy Mandarin Oriental Hotel» wieder

eröffnet. Der bisherige General Manager, Rolf Brönnimann, verlässt das «Savoy» und wird in Zukunft

neue Hotelkonzepte entwickeln. Ein Gespräch.

INTERVIEW Hans R. Amrein

Rolf Brönnimann, blicken wir kurz auf die vergangenen zwanzig KrisenMonate zurück. 2019 war das beste Geschäftsjahr in der 183jährigen Geschichte des «Savoy» – und dann kam Mitte bis Ende März 2020 die CovidKrise. Wie haben Sie den Beginn der Krise erlebt?

Ja, hier kann man nur sagen, dass ich ins absolut kalte Wasser geworfen wurde – ohne Einführung. Ein Hotel zu übernehmen, ist an und für sich schon eine ziemliche Herausforderung, aber wenn dann noch der Stecker gezogen wird und die Buchungen vollkommen ausbleiben oder storniert werden, wird der Hotelbetrieb zum Blindflug.

Sie haben die Direktion des Hauses am 1. März 2020 ad interim übernommen. Ihr Engagement im «Savoy» dauert noch bis Ende 2021, weil dann das Haus geschlossen und später umgebaut wird. Kann man sagen: Wegen Corona wurden Ihre Pläne komplett über den Haufen geworfen …

Nein, die Inhaberin des Hauses, die Credit Suisse, hatte immer die Absicht, das Haus Ende des Jahres 2021 zu schliessen.

Wie haben Sie eigentlich die Pandemie und die Flaute in der Stadthotellerie bis jetzt überlebt?

Am Anfang der Krise haben wir sofort ein paar Massnahmen ergriffen, zum Beispiel: Überprüfung und Sicherstellung der Li quidität, Änderung der Annullations-Bedingungen, Einstellungsstopp im HR-Be reich, Auslagerung der Marketingabteilung, Stornierung der Verkaufsaktivitäten, Be antragung der Kurzarbeit und viele andere Dinge.

Hatten Sie im letzten Winter 2020/21 und im Frühjahr 2021 überhaupt noch Gäste?

Ja, wir hatten immer Gäste. Die Auslastung des Hauses lag zwischen 15 und 20 Prozent. Als der Bundesrat aber am 22. De zember 2020 entschieden hatte, die Gastronomie schweizweit zu schliessen, mussten wir auch unser Hotel schliessen. Alle Mitarbeitenden wurden in Kurzarbeit ge schickt. Hätte ich damals gewusst, dass die Schliessung der Gastronomie fünf Monate dauert, hätte ich das Hotel nicht geschlossen.

Mussten Sie Mitarbeitende entlassen – aufgrund der Krise?

Wir hatten natürliche Abgänge, die nicht mehr ersetzt wurden. Zudem mussten wir auch ein paar Mitarbeitende entlassen, de nen man jedoch ohnehin eine Kündigung ausgesprochen hätte – auch ohne Corona. Doch die Pandemie hat den Entscheid beschleunigt.

Wie war der vergangene Sommer in Ihrem Haus und in der Zürcher Stadthotellerie?

Ab Juli herrschte eine wesentlich bessere Situation. Dank Gästen aus dem Mittleren Osten hatten die Fünf-Sterne-Hotels in Zürich einen sehr guten Sommer. Wir wa ren an vielen Tagen zu 100 Prozent ausgebucht – und auch die Raten waren auf hohem Niveau.

Auch die Monate August und September waren für viele Zürcher Luxushotels sehr erfolgreich. Es kamen ja nicht nur Gäste aus den Golfstaaten, sondern auch Amerikaner nach Zürich. Wie war oder ist das im «Savoy»?

Seit geraumer Zeit haben wir wieder eine gute Nachfrage – und dies nicht nur aus ➤

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den Golfstaaten, sondern auch aus dem europäischen Raum und den USA, oder den GUS-Staaten. Es reisen wieder vermehrt Gäste in die Schweiz.

Ihre Prognose für die Zürcher Stadthotellerie? Was erwarten Sie in den nächsten sechs bis zwölf Monaten?

(lacht) Leider besitze ich keine Glaskugel! Ich gehe jedoch davon aus, und teile diese Meinung mit diversen Kollegen, dass das Geschäft langsam wieder anzieht. Doch wir werden 2022 noch nicht die herausragenden Zahlen des Geschäftsjahres 2019 erzielen. In den letzten Wochen im Herbst fanden viele Kongresse und Events statt, die Menschen wollen sich wieder physisch treffen und sich austauschen. Das stimmt mich optimistisch.

Die Luxushotellerie werde sich schneller erholen als der Rest, haben Sie kürzlich in einem Referat gesagt. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?

Schaut man sich die Wirtschaftskraft in unseren Märkten an, so bewegt sich diese bereits wieder auf einem guten Niveau. Und Leute, die Geld haben, wollen wieder reisen und sich etwas leisten. Sie litten unter «Reiseentzug». Deshalb geniessen sie jetzt den Luxus und Service in unseren Häusern.

Die traditionelle Luxushotellerie sei gefordert in Bezug auf Prozessoptimierung, Digitalisierung, Automatisierung, Kostenoptimierung, Positionierung usw., haben Sie im erwähnten Referat gesagt. Können Sie das etwas ausführen?

Die Luxushotels sollten alle Prozesse hinterfragen und dort, wo eine sinnvolle Digitalisierung möglich ist, diese auch einsetzen, um den Service am Gast mit entsprechenden Hilfsmitteln zu verbessern und noch mehr zu personalisieren. Debitoren und Kreditoren-Buchhaltung sollten vollkommen digitalisiert werden, aber auch Leistungen aus dem Guest Relation-Bereich kann man heute digitalisieren. Wir müssen die Gäste viel früher abholen – nicht erst beim Check-in. Das gilt für die Stadthotellerie genauso wie für die Ferienhotels.

Sie sagen: Positionierung fängt nicht beim Produkt an, sondern beim Arbeitsgeber. Können Sie diese These etwas ausführen?

Die Aussage «der Schnellere frisst den Langsamen» gilt nicht mehr. Derjenige, der genügend und motivierte Mitarbeitende hat, wird das Rennen machen. Deshalb sage ich: Der Betrieb muss sich bei den Mitarbeitenden positionieren. Es ist eine Tatsache: Hotels, die ein gutes Arbeitsklima bieten und sich um die Mitarbeitenden kümmern, werden auch zufriedene Gäste haben. Gäste, die immer wieder kommen.

Sie fordern auch «neue Arbeitsmodelle». An was denken Sie da?

Hier sage ich «New Work». Die Definition von «New Work» beschreibt nichts anderes als die Veränderungen der Arbeitswelt durch neue Technologien, Digitalisierung, Automatisierung sowie die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Es geht also da rum, diese Neuerungen anzunehmen und im eigenen Hotel im Sinne der Mitarbeitenden einzusetzen.

Das Hotel «Savoy» wird am 1. Januar 2022 geschlossen und später komplett umgebaut. Im November 2023 soll das Haus am Paradeplatz als «Savoy Mandarin Oriental Hotel» wieder eröffnet werden. Was passiert eigentlich mit den heutigen Mitarbeitenden?

Unsere Leute wissen seit dem Dezember 2019 von der Schliessung des Hotels. Aus diesem Grund haben wir frühzeitig auch einen Sozialplan ausgearbeitet und haben allen Mitarbeitenden per Ende Oktober die Kündigung ausgesprochen. Dies wurde jedoch in diversen Informationsanlässen kommuniziert, so dass die Kündigung für niemanden eine Überraschung darstellt.

Sie sind jetzt dann «Schliessungsmanager». Wie sehen Sie diese Rolle und wie lange dauert die Schliessungsphase?

Mein Engagement im «Savoy» war von Anbeginn begrenzt auf den 31. Dezember 2021. Ich bin und war immer InterimsManager. Die Schliessung des Hotels stellt noch ein paar Herausforderungen für uns alle dar, aber wir sind gut vorbereitet.

Was tun Sie nach dem «Abenteuer Savoy Zürich»?

Ich besitze seit genau zwanzig Jahren eine Firma, die Swiss Hospitality Group AG. Das ist eine Beratungs- Entwicklungs- und Management-Firma, die in der Vergangenheit zahlreiche Hotels im In- und Ausland entwickelt hat. Seit gut zwei Jahren arbeite ich an einem neuen Konzept im Bereich «Health Retreat». Da wollen wir im Bereich nachhaltiges Bauen neue Massstäbe setzen – in der Schweiz und in Europa. Zudem bin ich offen für neue Beratermandate im Bereich der Entwicklung von neuen Hotelkonzepten.

Schlussfrage: Wird die sogenannte «CoronaKrise» die Hotellerie in der Schweiz nachhaltig verändern? Oder bleibt mehr oder weniger alles beim Alten?

Ich hoffe sehr, dass nicht alles beim Alten bleibt und dass uns diese Krise wieder einmal vor Augen geführt hat, wie schön un ser Land ist. Die Schweiz muss kein Land für den Massentourismus werden, sondern auf Qualität setzen. Wir müssen mit neuen, innovativen Konzepten punkten – und nicht versuchen, jedermanns Liebling zu sein. Gerade im Bereich des nachhaltigen, ökologischen Tourismus kann die Schweiz eine Vorreiterrolle spielen. 

[01] Rolf Brönnimann, noch bis Ende Dezember 2021 General Manager im «Savoy» am Zürcher Paradeplatz. In Zukunft wird der Hotelprofi neue, innovative Hotelkonzepte entwickeln.

«Wir müssen mit neuen, innovativen Konzepten punkten und nicht versuchen, jedermanns Liebling zu sein.»

ROLF E. BRÖNNIMANN

[02] SDas «Savoy» am Paradeplatz in Zürich. Ab November 2023 wird das Luxushaus unter der Marke «Mandarin Oriental» betrieben. Bis 2023 wird das Traditionshaus komplett umgebaut.

[03] Balkon mit Sicht auf den Paradeplatz.

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Hoteleröffnung: Dorfcharme 2.0

Ein Dorfplatz gilt als Herz eines Ortes. Jenes von Adelboden bringt Hotelier Chris Rosser diesen Winter zum Hüpfen: Bald spazieren

erste Gäste in sein neues Hotel herein, in das er sein Herzblut reingesteckt

hat – auch, weil ihn seine eigene Familiengeschichte damit verbindet.

TEXT Daniela Dambach

Hotel oder Ferienwohnung? Ein Hotel bietet schliesslich komfortable Nicht-wie-zuhause-Services: einfach hinsetzen und sich verwöhnen lassen, einfach den Wintertag geniessen und sich müden Beines ins «gemachte Nest» kuscheln. Das Apartment hingegen trumpft auf mit Flexibilität – beispielsweise beim selbst Kochen – und dem Für-sich-sein-Gefühl. Dank Chris Rosser braucht man sich über diese entscheidende Entweder-oder-Frage am Familientisch nicht mehr länger den ferienwilligen Kopf zu zerbrechen: Sein neues «Apart hotel Adelboden» bietet von beidem so viel, wie man sich gerade wünscht. Für Gäste der 24 komplett ausgestatteten Ferienwohnungen hat er sich individuell zusammenstellbare Hotelservices ausgedacht. «Der Gast bucht die Übernachtung und sämtliche gewünschten Zusatzdienstleistungen flexibel dazu – und dies digital», beschreibt Chris Rosser. Der 40-Jährige, Initiant und Inhaber des Hotels, schiebt gut und gerne auch mal eigenhändig die Schubkarre aus dem Schotterweg, um Menschen auf einen Baustellenrundgang mitzunehmen. Spricht er zwischen Baggern und Betonmischern darüber, was es hier dereinst an Innovationen zu entdecken gibt, ist das Herzblut spürbar, das er in das Projekt gesteckt hat. Schliesslich kennt er den Boden, auf dem sein Hotel im aparten Chaletstil steht, sein halbes Leben lang. Die Eltern des Berner Oberländers übernahen den Hotelbetrieb unter dem Namen «Kreuz», dessen Bau auf das Jahr 1909 zurückgeht, vor über zwanzig Jahren. Doch das Gasthaus geriet wortwörtlich in Schieflage, weil es auf in stabilem Fundament thronte – dem See geschuldet, der sich einst hier ausdehnte. «Trotzdem am Haus festzuhalten, war eine Herzensangelegenheit», so Chris Rosser, dessen (Durchhalte-)Wille zur Veränderung gross genug ist, um ein kleines, klassisches Gasthaus

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mit 28 Betten in ein durch und durch digitalisiertes Apartmenthotel mit 100 Betten zu verwandeln. Nach über einem Jahr Bauzeit steht nun der Moment, in dem erste Gäste in die «Mountain Loft Apartments» einchecken, kurz bevor – mehr noch: Chris Rosser eröffnet im Erdgeschoss eine «Vogellisi Genusswelt»-Boutique mit einheimischen Produkten, die bis spät abends geöffnet ist, falls die «Bettmümpfeli»-Gelüste nach Adelbodner Nusstorte lechzen. Daneben entsteht die Gelateria «Fridas» mit Glace, deren Herstellung gleich hinter der angrenzenden Mauer erfolgt. «So feine Glace hat noch keiner gegessen …», verkündet Chris Rosser derart nachdrücklich, sodass man nichts anderes mehr will, als sich selbst davon zu überzeugen. Doch, vor oder nach dem Besuch im hauseigenen Restaurant «Mister Cordon»? Die diplomatischste Antwort lautet wohl: davor und danach.

Wer sich quer durch die Panaden geknuspert hat, um an den zartschmelzenden Kern zu gelangen, oder einfach mal wieder Lust hat, den Kochlöffel selbst zu

Eröffnung

Am 17. Dezember findet die grosse Eröffnung des «Apart Hotel Adelboden» im Rahmen eines Dorffests statt, mit Programm-Highlights wie einem Weltrekordversuch, spektakulären Shows und Überraschungen.

Apart Hotel Adelboden Dorfstrasse 26, 3715 Adelboden aparthotel-adelboden.ch

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[01] Umtriebiger Umsetzer: Chris Rosser, Initiant und Inhaber des kürzlich fertig gestellten «Apart Hotel Adelboden», überrascht seit über zehn Jahren mit neuartigen Konzepten in der Thunersee-Region.

[02] Heimelige Schale, digitalisierter Kern: Das «Apart Hotel Adelboden» am Dorfplatz beherbergt neben 24 «Serviced Apartments» ein Cordon-bleuSpezialitätenrestaurant, eine Gelateria und eine GenussBoutique, verknüpft mit neusten, digitalen Möglichkeiten.

[03] Halb Hotel, halb Ferienwohnung: Die geräumigen Apartments für bis zu sechs Personen sind zwar komplett ausgestattet, doch können Gäste spontan Service-Angebote via Smartphone dazu buchen.

schwingen, bestellt Sorglos-Food-Packages via App – zum Beispiel am Ende eines beschwingten Skitags schon von der Gondel aus, sodass die Zutaten für das Fondue bei der Ankunft im Hotel schon vor der Zimmertür bereitstehen. Dies ist nur eine der digitalen Annehmlichkeiten, die Chris Rosser ausgeheckt hat: Auch Raum- oder Butler-Services ordert man spielend leicht via Smartphone und sogar die Zimmerschlüssel sind digital. Überdies lanciert Chris Rosser mit der «di gitalen Dorfstrasse» einen Onlineshop mit schmackhaften und schönen Spezialitäten aus der Bergregion, die man sich liefern lässt oder selbst abholt.

Chinoise-Genuss oder Raclette-Plausch? Wer sich ma genknurrend mit dieser Entweder-oder-Frage herumschlägt, hat mindestens zwei Möglichkeiten: Entweder den Aufenthalt verlängern, bis alles gekostet ist. Oder eine Münze werfen – ganz analog. 

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