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Was bringt digitales Check-in dem Hotelier?

Digitalexpertin Anne Schwarz (Sorell Hotels) über den digitalen Check-in-Prozess

Was bringt digitales Check-in dem Hotelier?

In den Sorell Hotels entscheidet der Gast, wie er die verschiedenen

Interaktionen mit dem Hotelpersonal gestalten möchte: persönlich oder digital. Dank der Integration innovativer Systeme ist dies möglich und bietet den Gästen und Mitarbeitenden dabei höchste Flexibilität, sagt die Digitalexpertin Anne Schwarz (33) von den Sorell Hotels.

TEXT Anne Schwarz

Vorbei sind die Zeiten der ausgedruckten Reservierungs-Bestätigungs-Mails, Schlange stehen vor dem Check-in, bis man nach dem Ausfüllen verschiedener Formulare mit einem freundlichen Lächeln die Schlüs selkarte ausgehändigt bekommt. Dieses Prozedere gehört oft zum Standarderlebnis und prägt den Beginn eines jeden Hotelaufenthalts. Mit einem freundlichen Lächeln empfangen zu werden gefällt uns allen – am besten jedoch, ohne die begleitenden langwierigen Prozesse.

Die digitale und intuitive Reise

Und genau hier haben die Sorell Hotels an gesetzt und in Kooperation mit Code2Order ein System im Einsatz, das dem Gast ermöglicht, seine Reise digital und intuitiv zu gestalten. Code2Order nutzt hierzu eine «Progressive Web App» – eine App, die direkt im Internet-Browser geöffnet werden kann, ohne dass man vorab eine App herunterladen muss. Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit SALTO, die zum einen die elektronischen Schliesssysteme als auch die ZutrittsmanagementSoftware zur Verfügung stellen. Durch die Verknüpfung von Code2Order und SALTO hat der Gast somit die Möglichkeit, einen digitalen Schlüssel zu kreieren.

Wie funktioniert der digitale Schlüssel?

Der Gast tätigt seine Reservierung und er hält daraufhin eine Reservierungsbestätigung mit einem Link zu der webbasierten App von Code2Order. Sobald der Gast diese öffnet, kann er dort seine Reservierungsnummer und Koordinaten eingeben und direkt beginnen, seinen Meldeschein auszufüllen. Ob dies bereits im Vorfeld daheim am PC oder über das Handy erledigt wird, ist jedem Gast selbst überlassen. Der Meldeschein wird automatisch an das Property Management System übermittelt. Die Sorell Hotels arbeiten hier mit «Protel Air» zusammen.

Ebenfalls kann der Kunde seine Zahlung schon vorab tätigen. Hier ist gewährleistet, dass eine sichere Schnittstelle zwischen Zahlungsanbieter SIX Payments und Code2Order besteht. Bei der Anreise kann das Check-in direkt online erfolgen. ➤

Anne Schwarz (33) ist seit Juli 2018 bei den ZFV Unternehmungen tätig. Angefangen als Revenue Managerin für 18 Betriebe, begleitet sie seit 2020 als «Director Revenue and Dis tribution» federführend den Aufbau der Systemlandschaft der Sorell Hotels und verfolgt die Trends in der Hotelbranche. Nach ihrem Studium sammelte sie verschiedene Erfahrungen im F&B-Bereich in Fünf-SterneHäusern, bevor sie ihre Affinität zu Zahlen und digitalen Trends in die Hotellerie verschlug. Nach ihrer Tätigkeit im Revenue Management im Hotel Nikko in Düsseldorf führte sie der Weg in die Schweiz zu den Sorell Hotels. Aktuell zertifiziert sie sich an der «WHU Otto Beisheim» im Bereich Strategie und Digitalisierung.

Die digitale Guest Journey mit CODE2ORDER Die digitale Guest Journey mit CODE2ORDER

Digitale Guest Journey mit CODE2ORDER

QUELLE ABBILDUNG: EIGENE DARSTELLUNG / MENSCHEN VEKTOR ERSTELLT VON PIKISUPERSTAR – DE.FREEPIK.COM

Quelle Abbildung: Eigene Darstellung / Menschen Vektor erstellt von pikisuperstar - de.freepik.com

CODE2ORDER Digitale Guest Journey / August 2021 Seite 1 von 2

Die Sorell Hotels haben den digitalen Check-in und Check-out inklusive Meldeschein und digitalem Schlüssel in Zusammenarbeit mit den Partnern CODE2ORDER Salto, Protel und SIX Payments im Einsatz. Ausserdem nutzt das Hotel einen Check-in-Kiosk inklusive Key Card Codierung an der Rezeption. Zusätzlich kann die Zahlung ebenfalls im Check-in oder Check-out-Prozess abgewickelt werden.

Das Zusammenspiel und die tiefe Integration aller Lösungen ermöglicht einen reibungslosen Ablauf der internen Prozesse im Hotelalltag. Hotelgäste profitieren von einem schnellen und zeitgemässen Gästeservice. Alle administrativen Aufgaben, wie beispielsweise das Ausfüllen des Meldescheins oder der Online-Check-in und Check-out können über das eigene Smartphone erledigt werden. Interne Prozesse werden optimiert und vereinfacht und der persönliche Gästeservice wird gestärkt, da das Hotelpersonal wieder mehr Zeit hat. CODE2ORDER ermöglicht es, die Guest Journey ganzheitlich digital abzubilden. Mit den Lösungen digitaler Check-in und Meldeschein, digitaler Check-out, der digitalen Gästemappe und dem Journey Messaging können Hotels den Gästeservice digitalisieren und auf das Smartphone der Gäste bringen – ohne AppDownload. Mit entsprechenden Schnittstellen wird zudem die Web-Türöffnung oder ein Self-Check-in inklusive selbständigem Codieren der Zimmerkarten über einen Check-in-Kiosk möglich.

So geniessen Gäste der Sorell Hotels eine optimale Gastreise, auf der Sie sich bereits vor der Anreise ganz einfach für das eigene Smartphone über die Zusatzleistungen, Hotelangebote, Events und Geheimtipps informieren können. Auf dem Weg ins Hotel können sie dann den Meldeschein über das eigene mobile device ausfüllen und digital einchecken. Bei der Ankunft kann über die Web-Türöffnung das Hotelzimmer mit dem eigenen Smartphone geöffnet werden. Während des Aufenthalts können sich die Hotelgäste ganz einfach über aktuelle Services und Ausflugstipps informieren, direkt einen Tisch im Hotelrestaurant buchen oder die Zimmerreinigung abbestellen. Kurz vor der Abreise können die Gäste dann die Rechnung prüfen und noch offene Beträge online bezahlen. So entsteht eine rundum digitale Gastreise – mit maximalem Komfort für die Hotelgäste.

Alle Lösungen von CODE2ORDER basieren auf der neuesten Technologie der Progressive Web App, die den Zugang über jedes Endgerät ermöglicht. Ohne herkömmlichen App-Download. Aktuell setzen über 2000 Marken-, Individual- und Kettenhotels in über 27 Ländern auf die fortschrittliche Lösung.

Das schnell wachsende Unternehmen CODE2ORDER wurde 2015 von Patrick Luik, Fabian Hieber und Alexander Haußmann mit Sitz in Stuttgart gegründet und bereits mit mehreren Innovationspreisen ausgezeichnet.

code2order.com

Code2Order fragt im PMS die sauberen Zimmer der gebuchten Kategorie ab und die Zuteilung erfolgt – wenn nicht vorab bereits vom Hotelpersonal erledigt – automatisch. Jetzt steht dem Gast in der Code2Order-App ein digitaler Schlüssel zur Verfügung. Mit diesem Schlüssel hat der Gast alle Zugriffsrechte, die er für seinen Aufenthalt benötigt. Die Zugriffsrechte werden über die SALTO-Zutrittsmanagement-Software gesteuert und ga rantieren, dass der Gast wirklich nur sein Zimmer, oder auch die Haupteingangstür öffnen kann. Auch der Check-out wird erleichtert. Zum Beispiel kann der Kunde – wenn noch nicht geschehen – seine Rechnung einsehen und sogar eigenständig seine Rechnungsadresse anpassen.

Und was ist mit persönlichen Kontakten?

So wird dem Gast eine digitale Alternative zu der herkömmlichen Guest-Journey ge boten. Während beim Fliegen mit Handgepäck kaum noch ein Kunde den Check-inCounter benutzt und stattdessen digitale Wege wählt, ist dies in der Hotellerie noch Zukunftsmusik. Gleichzeitig darf das Be dürfnis nach persönlichem Kontakt nicht vergessen werden und ist und bleibt ein wichtiger Teil eines jeden Hotelaufenthalts. Je nach persönlicher Präferenz oder Tagesform variiert dies sehr stark: Nach einer langen Anreise oder einem stressigen Tag möchte man einfach unkompliziert ohne Small-talk in sein Zimmer. Währenddessen schätzt man am Wochenende das Gespräch mit Empfehlungen zu Lokalitäten und individuellen Aktivitäten.

Mitarbeitende von administrativen Aufgaben entlasten

Um der Gastfreundschaft und dem individuellen persönlichen Kontakt mehr Freiraum zu geben, werden auch in der Hotellerie die Online-Ausführungen von Standardprozessen alltäglicher werden. Ich bin überzeugt davon, dass die digitale Erledigung der Formalitäten Normalität wird und somit mehr Freiraum für Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit entsteht – ohne, dass die administrativen Notwendigkeiten dem Aufenthalt den Charme entziehen. Aber nicht nur der Gast, sondern auch der Hotelbetrieb kann vom mobilen Check-in profitieren – und die Mitarbeitenden von administrativem Aufwand entlasten.

VollDigitalisierung im Sorell Hotel Rigiblick

Die Sorell Hotels sind eine sehr heterogene Hotelgruppe. Zum Beispiel bietet das Sorell Hotel Rigiblick sieben Apartments – das Haus besitzt keine Rezeption. In diesem Fall setzen wir auf eine Voll-Digitalisierung. In den Garni-Hotels ohne Nachtdienst und tiefem Traffic am Abend kommt der digitale Schlüssel ebenfalls zum Einsatz. Besonders in der Corona-Krise nutzten wir hier die Möglichkeit, dem Gast seinen Schlüssel digital zu übermitteln. So wird diese Lösung zum Beispiel auch in einem unserer Flagship-Häuser (Sorell Hotel Seidenhof) integriert, welches mit vollem Service im März 2022 nach der Renovation seine Türen öffnet.

Der Fokus bleibt auf der Gastfreundschaft

Über alle verschiedenen Modelle hinweg bleibt der Fokus aber auf der Gastfreundschaft. Die Erfüllung der individuellen Be dürfnisse der Gäste steht nach wie vor im Vordergrund. Die Herausforderung und zeitgleich die Chance besteht für uns da rin, die sich schnell entwickelnden digitalen Lösungen gewinnbringend in unsere Arbeitsprozesse zu integrieren. Auch wenn das bedeutet, sich einem neuen Alltag mit veränderten Abläufen zu stellen, ist es von grosser Wichtigkeit, konstant mit der Entwicklung zu gehen.

Mit diesem Fokus konzentrieren wir uns auf die neusten Trends. Während der erste digitale Schlüssel noch mit komplizierten Anmeldeprozessen und dem Herunterladen von Apps verbunden war, haben sich bereits ein Jahr nach dieser Einführung neue Wege entwickelt. Daher stellen wir sicher, uns weiterhin agil aufzustellen und wenn möglich in der Hotelbranche beim Thema Digitalisierung immer einen Schritt voraus zu sein. 

[01] Der digitale Zimmerschlüssel befindet sich auf dem Smartphone. Mit diesem Schlüssel hat der Gast alle Zugriffsrechte, die er für seinen Aufenthalt benötigt.

SALTO Systems

SALTO Systems ist ein weltweit führender Anbieter von elektronischen Hotelschliesssystemen. Dank modernster Technologie eröffnet das Unternehmen Hoteleigentümer:innen und -betreiber:innen auf der ganzen Welt neue Wege. Die elektronischen Hotelschliesssysteme passen sich massgeschneidert an die individuellen Anforderungen von Hotels jeglicher Art und Grösse an. Neben der Funktionsweise mit RFID-Karten bietet SALTO die Möglichkeit, Türen mit Smartphones via mobile Schlüssel zu öffnen (BLE und NFC).

Die Hotellösungen von SALTO arbeiten nahtlos mit unterschiedlichsten Drittsystemen zusammen, um Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren. Dazu gehören alle relevanten Hotel-PMS und Anbieter von digitalen Hotelservices sowie Raum- und Gebäudemanagementsysteme, Check-in-Lösungen, Kassenabrechnungssysteme und etliche Tourismuskarten – in der Schweiz auch der Swiss-Pass.

saltosystems.com

Neue Hugentobler-Küche und neues Buffet im Resort La Ginabelle in Zermatt

Matthias Abgottspon, was bringt Ihnen die neue Küche?

Das 4-Sterne-Wellness-Resort La Ginabelle in Zermatt hat

im Jahre 2020 sein Angebot mit einem Neubau der Residenz Altiana

vergrössert. Im Zusammenhang mit dem Neubau wurde auch die

Küche komplett neu gebaut. Die Familie Abgottspon liess die Küche von der Hugentobler Kochsysteme AG realisieren. Frage an Matthias Abgottspon: Was bringt die neue Küche dem Betrieb konkret?

Herr Abgottspon, warum haben Sie in Ihrem Hotel eine neue Küche und ein neues Buffet gebaut? Hat sich diese Investition aufgedrängt?

Die neue Küche sowie der neue Restaurantbereich mit dem Buffet waren Teil des Neubaus «Residenz Altiana», der nahtlos an den bestehenden Teil angebaut wurde. Die bestehende Küche befand sich im Un tergeschoss und die Speisen wurden mit einem Warenlift in den 1. Stock befördert. Die Vergrösserung des Restaurantbereichs ermöglichte uns, das Angebot zu erweitern – und nun betreiben wir neben unserem Halbpensions-Restaurant zwei weitere À-la-carte-Stuben. Dieses neue Gastronomiekonzept wäre mit der bestehenden Kü che nicht möglich gewesen.

Weitere Gründe?

Ein weiterer Grund für die neue Küche ist die allgemeine Arbeitserleichterung für die Mitarbeitenden, wenn sich die Küche auf der gleichen Ebene wie das Restaurant be findet. Zusätzlich verbessert es die Kommunikation, wenn die Mitarbeiter persönlich und nicht über das Telefon miteinander kommunizieren, wodurch die Schnittstelle zwischen Service und Küche verbessert wird. Zudem erhoffen wir uns durch die neuen und modernen Arbeitsplätze einen gewissen Vorteil auf dem hart um kämpften Arbeitsmarkt.

Und was ist die Besonderheit des neuen BuffetBereiches?

Für alle Interessierten und Schaulustigen haben wir ein «Küchenkino» eingebaut. Restaurants und Küche trennen eine Glasscheibe, durch die man direkt auf den Herd oder Küche blicken kann. Man sieht, wie die Speisen frisch zubereitet und angerichtet werden.

Sie haben Ihr 4SterneWellness Resort in Zermatt mit einem Neubau vergrössert. Warum dieser Neubau?

Der Fokus in der Residenz Altiana liegt auf «serviced apartments». Die Apartments können mittels Verbindungstüre für bis zu 16 Personen erweitert werden. Durch das vorhandene Hotel können wir diese Apart-

01

ments jedoch auch mit einem kompletten, hotelmässigen Service versehen. Zusätzlich zum neuen Restaurantteil haben wir auch den Wellnessbereich massgeblich vergrössert. Der Neubau gab auch dem bestehenden Hotel eine deutliche Aufwertung, und mit den Apartments können wir ein grösseres Kundensegment ansprechen, damit wir auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind.

Zurück zur Küche. Was bringt Ihnen denn die neue HugentoblerKüche konkret?

Die neue Küche von Hugentobler gibt un seren Köchinnen und Köchen die Möglichkeit, mit Geräten und Maschinen zu arbeiten, die auf dem modernsten Stand und von bester Qualität sind. Man merkt, dass Hugentobler nicht nur den Fokus auf Qua-

lität legt, sondern auch auf Funktionalität. Die Küche wurde genau auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet, damit effizient und ohne grosse Laufwege gekocht werden kann.

Die zeitversetzte Produktion in der Küche ist ein zentrales Thema beim HugentoblerSystem. Arbeiten Sie in Ihrer Küche ebenfalls nach diesem «System»?

Aktuell arbeitet unser Küchenteam nach der «herkömmlichen» Methode. Allerdings besitzen wir einen Schockfroster von Hugentobler, der schon rege genutzt wird und für gewisse Produktionen unverzichtbar geworden ist. Zurzeit arbeiten wir da ran, inwiefern wir die zeitversetzte Produktion bei uns einsetzen können. Es gibt auf jeden Fall Bereiche, in denen diese Methode Kosten und Zeit sparen wird.

Wie haben Sie den Küchenumbau erlebt? Lief alles nach Plan – oder gab es auch Verzögerungen oder andere Herausforderungen?

Die Abschlussphase der Residenz Altiana und somit auch der neuen Küche fiel gerade in die Zeit des ersten Lockdowns sowie des darauffolgenden Sommers. Auf der Baustelle erlebten wir Lieferschwierigkeiten, die die ganze Planung und Fertigstellung nach hinten verschoben. Hugentobler konnte hier stets flexibel reagieren und war dann bereit, wenn es hiess: «Ja, ihr könnt die Küche einbauen.» Nicht zuletzt rührt diese Flexibilität der Firma Hugentobler her, dass sie ein grosses Lager mit ihren eigenen Geräten und Materialien betreibt und hier nicht all zu stark auf andere Lieferanten und Produzenten angewiesen ist.

Wie würden Sie die Zusammen arbeit mit dem HugentoblerTeam umschreiben?

Das Team von Hugentobler verfügt über eine sehr hohe Professionalität. Egal, mit wem wir es zu tun hatten, vom Aussendienst über den Planer bis hin zum Monteur vor Ort, auf Fragen und Anregungen konnte stets mit Lösungen reagiert werden. Bei Schwierigkeiten und Missverständnissen in der Planung wurde stets korrekt und kundenorientiert gehandelt, worüber wir sehr dankbar sind. ➤

[01] Stolz auf die neue Küche (v.l.n.r.): Sandro Loretan, Berater Kochsystemtechnik & Apparate im Wallis (Hugentobler), Matthias und Thomas Abgottspon, Küchenchef Markus Handau.

Frage an die Hugentobler-Experten Matthias Kyburz und Peter Pfister:

Was ist das Besondere im «Resort La Ginabelle»?

Sie haben im Resort La Ginabelle in Zermatt nicht nur eine neue HugentoblerKüche gebaut, sondern auch ein neues Buffet. Was ist grundsätzlich das Besondere bei diesem Umbau?

Matthias Kyburz: Die rollende Planung (teilweise während der Bauphase) und die sportliche Realisation in engen Zeitfenstern.

Wie war denn die Ausgangslage vor dem Umbau im Resort La Ginabelle?

Matthias Kyburz: Die Familie Abgottspon hatte einen Neubau mit zusätzlichen Bettenkapazitäten geplant. Die bestehende Küche war zu klein. Thomas Abgottspon bat uns um ein Angebot einer bereits ge planten Küche.

Neben der geplanten Küche offerierte Hugentobler eine zweite, prozesstechnisch optimierte Variante. Die neue Küche wurde dann nach der optimierten Variante gebaut. Warum?

Matthias Kyburz: Erstens lassen sich mit der optimierten Postenanordnung Arbeitsabläufe effizienter gestalten. Zweitens hatte der Grundriss in der Zwischenzeit schon Änderungen erfahren.

Gibt es Besonderheiten im Bereich Küche und Buffet?

Matthias Kyburz: In der Küche ist jeder Zentimeter genutzt – mehr Technik geht nicht mehr. Planungstechnisch Spitzenklasse, um effizient zu arbeiten. Nebst pulverbeschichteten Möbeln und ästhetisch wunderschönem, geflammtem Stein gibt’s beim Buffet ein weiteres Extra: ein Kühlmöbel für Käse, Fleisch und Fisch. Eine in den Stein eingelegte Glasscheibe gibt den Blick auf den beleuchteten Inhalt frei. Jede Einheit ist – um die Emission der Gerüche zu vermeiden – hermetisch abgeschlossen und verfügt über ein eigenes Klima mit separaten Spezial-CNS-Verdampfern.

Zermatt ist mit dem Auto generell nicht erreichbar, fast alles muss mit der Bahn und mit Elektrofahrzeugen in den Ort transportiert werden. Hat das den Planungs und Bauprozess komplizierter oder aufwändiger gestaltet?

Peter Pfister: Das hat mir am Anfang tatsächlich Sorgen bereitet. Aber sofort wurde klar, dass die Bau- und Transportunternehmen vor Ort Profis sind, die für jede Herausforderung eine Lösung finden. Klar waren mehr Arbeitsschritte notwendig: für Küche und Buffet mussten je vier LKWs zuerst in Täsch auf Motorwagen und dann am Eingang von Zermatt auf E-Transporter umgeladen werden. Wir waren sieben Hugentobler-Leute: vom Monteur über den Planer bis zum Berater, jeder packte mit an. So haben wir fürs Einbringen von Küche und Buffet je einen Tag gebraucht. Die Transportunternehmen haben toll gearbeitet – wir mussten keinen einzigen Schaden verzeichnen.

Hat der Standort Bern aus WalliserSicht auch Vorteile?

Matthias Kyburz: Dieses Projekt hat ge zeigt, dass Hugentobler bei Planung, Montage und Service sehr schnell und unkompliziert vor Ort ist. Auch preislich spielt es keine Rolle, ob wir im Berner Oberland oder in Zermatt eine Küche bauen oder den Service machen.

Kann man sagen, dass die Bedürfnisse des Hotels mit der neuen Küche und dem neuen Buffet nun komplett abgedeckt sind?

Matthias Kyburz: Die Familie Abgottspon hat mit viel Weitsicht und Mut in die neue Küche und Buffetanlage investiert. Der Hotelbetrieb ist fit für die Zukunft, um die wachsende Zahl der Gäste kulinarisch zu verwöhnen. Wir wünschen der Familie besten Erfolg! 

Matthias Kyburz startete als Koch ins Berufsleben. Nach drei Jahren im Aussendienst von Hugentobler wechselte er vor acht Jahren in die Objektplanung, in der Zwischenzeit als Leiter Konzept und Objektplanung.

Peter Pfister brachte 20 Jahre Erfahrung im Bau und in mechanischen Werkstätten mit, als er zu Hugentobler kam. Zuerst war er sieben Jahre als Monteur für das Familienunternehmen tätig, nun als Projektleiter und Planer.

Ivo Christow über Trends und zeitloses Hotel-Design

Es geht immer um Konzept, Story und Gästeerlebnis

Seit 2018 fungiert er bei der Krucker Partner AG als Head of Design und ist Mitglied der Geschäftsleitung.

In dem Innenarchitekturbüro, das

sich vorwiegend auf Hotel- und Gastronomiegestaltung spezialisiert

hat, führt er sein Team mit starkem

Fokus auf Storytelling und Inszenierung. Seine Leidenschaft:

einzigartige und aussergewöhn-

liche Konzepte schaffen.

An welchen Innenarchitekturtrends orientieren sich heutige Hotel- und Gastronomieprojekte? Komfortabel oder individuell, minimalistisch oder opulent, einfach oder luxuriös? Welche Farben, Formen und Materialien prägen uns in der kommenden Zeit? Knallig bunt oder eher zu rückhaltend, kariert oder gestreift? Kantig oder rund? Welche Trends haben uns in den letzten Jahren geprägt, welchen Trends werden wir morgen folgen?

In den letzten Jahren wurde ich immer wieder von Kunden gefragt, ob sie bei der Ge staltung ihrer Räumlichkeiten einem ge wissen Trend folgen, oder eher auf zeitlose Innenarchitektur setzen sollten. Zuerst einmal möchte ich bezweifeln, dass es «zeitlose Innenarchitektur» überhaupt gibt. Denn jegliche Form der Gestaltung obliegt einem gewissen Stil, der zu einer bestimmten Zeit entstanden ist und mehr oder we niger an Popularität gewinnt oder nicht. Ich möchte auch unterscheiden zwischen Modeerscheinungen und Trends. Während Mode sich vorwiegend auf Farben, Formen und Materialien bezieht und eher kurzweilige Ereignisse sind, die immer wieder in abgeänderten Formen auftreten können, sind Trends langwierige Prozesse, die durch unterschiedlichste Begebenheiten entstehen und sich weiterentwickeln. Soziologisch betrachtet, beschreibt ein Trend die Veränderungen und Strömungen unserer Gesellschaft.

Nehmen wir das Beispiel Nachhaltigkeit. Wer meint, dieses Thema wäre ein relativ neuer Trend, irrt sich, denn bereits im 17. Jahrhundert wurde das Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung in Büchern er wähnt. Doch das veränderte Bewusstsein der Bevölkerung in den letzten 20 bis 30 Jahren hat dieses Thema so immer mehr in den Vordergrund gerückt. Gesund und nachhaltig leben liegt heute voll im Trend. Dies spiegelt sich auch in der Innenarchitektur wider. Recycelte Materialien aus PET-Flaschen, alten Fischernetzen oder ähnlichem Material finden wir heute in Vorhängen, Teppichen und Möbeln wieder.

Der exponentielle technische Fortschritt in unserer Kultur hat uns in eine digitalisierte und globalisierte Welt katapultiert. In dieser von Schnelllebigkeit geprägten Zeit streben Menschen ständig nach Neu em, nach Abwechslung, sie suchen Faszination, Begeisterung und Freude. Das Be dürfnis nach Erlebnissen ist gewachsen. Die Erwartungen der Menschen unterliegen einem permanenten Wandel. Wie sollen wir also in dieser Zeit vorrausschauend planen können?

Grundsätzlich gibt es in der innenarchitektonischen Gestaltung drei grundlegende Fragen, die sich alle Hoteliers und alle Gastronom:innen stellen sollten: • 1. Welches Konzept verfolge ich? • 2. Welche Story möchte ich erzählen? • 3. Welches Erlebnis biete ich dem Gast?

Dabei ist es völlig egal, ob ein Hotel oder Restaurant einen traditionellen oder mo dernen, einen klassischen oder doch skurrilen Stil vertritt. Wer alle drei Punkte gut umsetzt, braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, ob trendorientiert oder zeitlos. Bei der Gestaltung von Hotels und Restaurants geht es in erster Linie nicht darum, ob man einem Trend folgen soll, als vielmehr um Konzept, Story und Gästeerlebnis. 

Der Autor

Ivo Christow (Dipl.-Des. Scenography FH und Interior Designer) wirkt seit 2018 bei der Krucker Partner AG als Head of Design und ist Mitglied der Geschäftsleitung. In dem Innenarchitekturbüro, das sich vorwiegend auf Hotel- und Gastronomiegestaltung spezialisiert hat, führt er sein Team mit starkem Fokus auf Storytelling und Inszenierung. Sein Ziel ist es, einzigartige und aussergewöhnliche Konzepte zu schaffen.

krucker-partner.ch

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