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Andrin Schweizer: Warum sich die Gäste im Sorell Hotel St. Peter sofort daheim fühlen?

Wer ist Andrin Schweizer?

Der Architekt Andrin Schweizer (50) ist einer der bekanntesten Schweizer Interior-Designer und verfügt über internationale Erfahrungen im Bereich des gehobenen und LuxusHoteldesigns. Immer wieder entwickelt er dabei gänzlich neue Konzepte für individuelle Anforderungen im Neu- wie auch im Umbau, wie bei den Acasa-Suites in Zürich-Oerlikon, beim mobilen Glamping-Hotelkonzept «Rowing Bushtops» für die Serengeti in Tansania oder auch ganz bodenständig-schweizerisch beim GrimselHospiz. Seine langjährigen Erfahrungen für private Residential-Projekte sorgen immer wieder dafür, dass seine Hotels besonders wohnlich wirken. Der gebürtige St.Galler und Architekt ETH arbeitet mit einem rund 10-köpfigen Team in Zürich.

andrinschweizer.ch

Hoteldesigner Andrin Schweizer über das Sorell Hotel St. Peter in Zürich

Warum sich die Gäste hier sofort daheim fühlen …

Der renommierte Architekt Andrin Schweizer gestaltete im Zentrum von Zürich

ein Hotel, in dem sich die Idee des lauschigen Innenhofs wie ein grüner Faden durchs gesamte Haus zieht. Warum sich Gäste hier sofort daheim fühlen? Das Geheimnis

des Sorell Hotel St. Peter liegt in der Verbindung aus kompromissloser Coziness, viel

fröhlicher Individualität und einem feinen Hauch 80er-Design.

TEXT Andrin Schweizer BILDER Reto Guntli

Der Ort ist selbst für Zürcher gar nicht so einfach zu finden: Das «Haus in Gassen» liegt mitten in der Zürcher Innenstadt zwischen Paradeplatz und Limmat, aber doch etwas versteckt und abseits der grossen Achsen. Das heutige Gebäude entstand 1974 als Personalrestaurant und ist ein ganz und gar typischer Vertreter seiner Zeit: rosé-farbene Waschbetonfassade, dunkelrote Fensterrahmen, nicht sonderlich viel Charme und ein ziemlicher Fremdkörper in der baulichen Umgebung der Zürcher Altstadt.

Städtereisende und Langzeitgäste

Vor gut drei Jahren lud uns die Sorell Hotel-Gruppe des Zürcher Frauenvereins ZFV zu einem Innenarchitektur-Wettbewerb ein. Das Gebäude sollte komplett kernsaniert und zum Hotel umgebaut werden. Es sollte ein Haus werden, das gleichermassen Städtereisende wie auch geschäftliche Langzeit-Gäste anspricht und das klar als Teil der Sorell-Gruppe erkennbar sein und aber gleichzeitig auch Individualität ausstrahlen sollte.

Einzigartig – der begrünte Innenhof

Es war schnell klar, dass das Erdgeschoss, wo bis anhin die Grossküche untergebracht war, zum kleinen Platz beim Hoteleingang hin geöffnet wird und neue, grosse Fenster eingebaut werden. Eine Eigenschaft des Hauses, die grössten Einfluss auf unseren Entwurf hatte, und die für die Zürcher Innenstadt wirklich aussergewöhnlich ist, ist ein begrünter Innenhof, der absolut ruhig liegt und eine Oase der Entspannung ist. Aus diesem Innenhof entwickelten mein Team und ich eine Art «grünen Faden», der sich heute durchs gesamte Haus zieht. So haben wir uns für das übergeordnete Farb- und Materialkonzept des Hotels von den Corporate Identity-Farben (Terrakotta und Aubergine) der Hotelgruppe inspirieren lassen und haben diese mit unterschiedlichen Grüntönen des Innenhofs kombiniert. ➤

Lobby und Bibliothek.

Lobby-Lounge mit Pflanzenwand. GartenSitzplatz.

Fröhliches, unbeschwertes Gartengefühl

In der Lobby und der Bar sorgen jetzt nicht nur grosse Grünpflanzen, sondern auch weitere Elemente wie eine hinterleuchtete Wand mit Pflanzenmotiven im Frühstücksbereich für ein fröhliches, unbeschwertes Gartengefühl. Diese beleuchtete Wand, gefertigt in diagonal verbautem Gitterglas, kompensiert auch den Mangel an natürlichem Licht in der Lobby.

Charakter des Ortes einbeziehen

Es ist uns in unseren Projekten immer ein Anliegen, den Charakter des Ortes in unser Konzept einzubeziehen und dadurch unsere Räume unverwechselbar zu machen. Die etwas schroffe, nicht ganz so einladende Fassade des Hauses hat uns herausgefordert, aber auch inspiriert. So haben wir den groben Waschbeton in der Lobby aufgegriffen und daraus Wandverkleidungen, Büffetelemente und den Front-Desk gebaut.

Teppiche und Tapeten speziell entworfen

Das Pflanzenthema haben wir immer wieder mit diagonalen Grafikelementen überlagert, beispielhaft zu sehen bei den Tapeten in den Fluren oder auch bei den Bildern in den Zimmern und in der Library. Die durch grosses Vertrauen gekennzeichnete Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber machte es möglich, dass wir viele Ausstattungsstücke und Ausbauelemente selber entwerfen konnten. Dank dieser Elemente konnten wir unser Konzept mit grosser Konsequenz bis ins letzte Detail durchziehen. So haben wir beispielsweise sämtliche Teppiche und Tapeten im Haus entworfen und exklusiv für das Hotel St.Peter produzieren lassen. Auch einige Kleinmöbel und dekorative Leuchten wurden nach unseren Entwürfen produziert. Ihre Formensprache fügt sich stets harmonisch in das Gesamtkonzept und erinnert in ihrer fröhlichen Buntheit an die Postmoderne der 80er-Jahre. Diese neu interpretierte Designsprache findet sich überall im Haus wieder. Im gleichen Geist gestalteten wir zum Beispiel auch die diagonal bestickten Wandbespannungen der Sitznischen, welche wir mit der kleinen Stickerei Sonderegger im Appenzellerland gefertigt haben.

«Home away from home»

Eine besonders spannende Herausforderung war die Tatsache, dass sich die Bauherrschaft eine breite Auswahl an Zimmertypen, vom Standard-Einzelzimmer bis hin zur Suite und zum Apartment mit separatem Schlafzimmer wünschte. Viele Zimmer sind auch mit praktischen Kochnischen ausgestattet, die auf Long-StayGäste abzielen. Die öffentlichen Räume im Erdgeschoss und auch der Innenhof sollen für die Gäste multifunktional und zu jeder Tageszeit nutzbar sein. Der Begriff «home away from home» ist zwar arg strapaziert, dennoch ist es uns wichtig, für die Gäste Räume zu schaffen, die eine hohe Aufenthaltsqualität in unterschiedlichen Bereichen bieten.

Den Nerv der Zeit getroffen

Dass wir, zusammen mit unserer Bauherrschaft, mit den ausführenden Architekten und allen Fachplanern und Unternehmern, mit diesem Konzept den Nerv der Zeit getroffen und etwas Besonderes geschaffen haben, bestätigte uns kurz nach der Eröffnung im Sommer 2020 auch HotellerieSuisse, die das Sorell Hotel St.Peter direkt als Design-Hotel qualifizierte. Es ist ein Hotel entstanden, das einen hohen Anspruch an Design hat, dabei jedoch eine ungezwungene Fröhlichkeit ausstrahlt, die Jede und Jeden willkommen heisst. 

«Es ist uns in unseren Projekten immer ein Anliegen, den Charakter des Ortes in unser Konzept einzubeziehen und dadurch unsere Räume unverwechselbar zu machen.»

ANDRIN SCHWEIZER

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