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Felix Suhner: «Wir benötigen jetzt Mut und Optimismus»

Wer ist Felix Suhner?

Der 56-jährige Hotelier und Unternehmer führt die sechs Hotels und Gastronomiebetriebe der «Balance Familie» seit 1994. Seine Grundausbildung begann Suhner mit der dreijährigen kantonalen Handelsschule in Baden und einer anschliessenden Kochlehre im Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz. Diese hat er mit dem besten Abschluss von 5,9 abgeschlossen. Dann besuchte er die Hotelfachschule in Luzern (SHL) und eignete sich vertieftes Know-how im Hotelmanagement an. Sein theoretisches Wissen konnte er in seinen ersten Arbeitsstellen in Cully, Zermatt, Davos und Arosa anwenden. Als Unternehmersohn aufgewachsen, war es ihm stets wichtig, als Geschäftsführer Erfahrungen zu sammeln, bevor er diese Stelle im eigenen Betrieb übernahm. 2016 wurde Felix Suhner mit dem wichtigen Fachaward «Hotelier des Jahres» für seine unternehmerischen Leistungen geehrt.

Felix Suhner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau Rhéane ist Familienmanagerin und daneben ebenfalls im Unternehmen tätig. Die Hobbys des Hotelierpaares sind Bordeaux-Weine sowie Weiterbildungsreisen ins Ausland.

«Hotelier»-Interview mit Felix Suhner, Inhaber der «Balance Familie»

«Wir benötigen jetzt Mut und Optimismus»

Felix Suhner ist einer der erfolgreichsten Schweizer Hotelunternehmer. 2016 wurde er mit dem Fachaward «Hotelier des Jahres» geehrt. Seine «Balance Familie» umfasst aktuell

fünf Hotels und ein Restaurant. Wie führt der 56-jährige Aargauer Hotelprofi sein

Unternehmen durch die Covid-19-Krise? Wie sieht er die nahe Zukunft der Branche?

INTERVIEW Hans R. Amrein

Felix Suhner, die Corona-Krise beherrscht seit Monaten den Tourismus und unseren Alltag, deshalb meine erste Frage an Sie: Wie haben Sie die Krise in Ihrer «Balance Familie» bis jetzt überstanden?

Der Lockdown am 16. März 2020 war ein Schock. Eine behördliche Schliessung aller sechs Balance-Betriebe war für mich bis vor kurzer Zeit undenkbar. Die Ohnmacht, auf äusseren Zwang hin, die Hotels schliessen zu müssen, war wirklich schwierig zu ertragen. Wir mussten Sofortmassnahmen treffen, als erstes die verderbliche Ware verschenken, die Liquidität aller Betriebe sicherstellen und mit allen Hoteliers und Gastgebern das weitere Vorgehen, insbesondere betreffend den Mitarbeitenden und den zu erledigenden Arbeiten, definieren.

Mussten Sie Mitarbeitende entlassen?

Nein, wir konnten in der Lockdown-Phase zwischen 65 bis 80 Prozent der Mitarbeitenden für die Kurzarbeit anmelden und die Verluste dadurch etwas verringern.

Wie hoch würden Sie den Verlust beziffern, der unmittelbar nach dem Lockdown im Frühjahr in Ihren Hotels entstanden ist?

In der gesamten Gruppe hatten wir einen Umsatzverlust von rund 8 Millionen Franken.

Mussten Sie im Frühjahr, so wie die meisten Hotels, auch Kredite des Bundes zur Absicherung der Liquidität in Anspruch nehmen?

Ja, wir haben zur Sicherheit in fünf von sechs Betrieben die Covid-19-Kredite beansprucht.

Und wie waren die Sommermonate 2020 in Ihren Betrieben?

Die Gästestruktur hat sich stark verschoben. So haben wir im «Bereich Seminar» rund 40 Prozent, bei den Banketten rund 35 Prozent Umsatzverluste erlitten und im Gegensatz dazu bei den Hotel-Individualgästen und in der Gastronomie Steigerungen von teilweise über 50 Prozent erzielt. Die drei Sommermonate Juli, August und September konnten insbesondere in unseren Seebetrieben Seerose Resort & Spa und Sonne Seehotel das Jahr noch einigermassen retten. Auch unser Hideaway im Baselbiet, das Bad Ramsach Quellhotel, hatte einen sehr guten Sommer.

Die Pandemie ist noch nicht zu Ende, derzeit (Mitte November) befinden wir uns wieder in einer eher schwierigen Lage, was die Entwicklung der Infektionszahlen betrifft. Spüren Sie derzeit in Ihrer Hotelgruppe so etwas wie einen Negativtrend für die nächsten Wochen vor Weihnachten?

Ja, leider hat der Anstieg der Infektionszahlen und die behördliche Reduktion der Gästeanzahl zu einer erneuten Welle von Absagen geführt. Die zweite Welle schlägt also nochmals zu – und insbesondere die Seminar- und Bankettanlässe bleiben auf sehr tiefem Niveau stehen.

Sie investieren laufend viel Geld in Ihre Betriebe, auch jetzt in diesen Krisenzeiten. Wie schaffen Sie das? Andere Hotels kämpfen derzeit um Ihre Existenz …

Sie können mir glauben: Es ist und bleibt eine Gratwanderung in diesen unsicheren Zeiten! Man benötigt dazu Mut, unverbesserlichen Optimismus und Vertrauen in die eigenen Stärken, um unsere Zukunftspläne weiter umzusetzen. Die Antriebsfeder ist die Freude, neue Dinge zu schaffen und sich stets weiterzuentwickeln. ➤

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Haben Sie – trotz Krise – neue Pläne, Projekte oder Investitionsvorhaben in der Pipeline?

In der Schweiz bewegen wir uns mittlerweile in einem Dschungel von Gesetzen, Verordnungen, Auflagen und Behinderungen, die Investitionen stark behindern und zeitlich sehr verzögern. So haben wir vor drei Jahren mit der Planung der Erweiterung im «Sonne Seehotel» angefangen, vor achtzehn Monaten das Baugesuch eingegeben und erst vor kurzem nun die Baubewilligung erhalten! Den Entscheid zum «Go» haben wir mit Erhalt der Baubewilligung vor einem Monat getroffen. Gerne möchten wir auch das bewilligte Bauprojekt für die Erneuerung der Terrasse und Umgebung im «Seeblick Höhenhotel» umsetzen. Wenn wir nicht wieder in einem zweiten Lockdown landen, stehen die Chancen aktuell noch gut, dies bis im nächsten Sommer umzusetzen.

[01] Felix Suhner nach der Preisverleihung «Hotelier des Jahres 2016».

[02] Seerose & Spa Resort, Meisterschwanden.

[03] Hotel Bad Bubendorf, Baselland.

[04] Hotel Sonne am Sempachersee.

[05] Mürset Restaurants, Aarau.

[06] Seeblick Höhenhotel.

Wann übernehmen Sie weitere Hotels oder Resorts auf der Sonnenseite?

In unseren sechs Betrieben haben wir noch sehr grosses Entwicklungspotenzial, da wir noch angrenzende Landreserven haben. Falls jedoch einer unserer drei, vier Wunschbetriebe zu einem fairen Preis auf den Markt kommen würde, wäre eine Übernahme sicher denkbar.

Schlussfrage: Wird sich die Hotellerie in der Schweiz aufgrund der Covid-19-Krise nachhaltig oder gar fundamental verändern?

Ich stelle aktuell fest, dass sich die Entwicklungen beschleunigen, sei dies negativ oder positiv. Immaterielle Werte zählen immer mehr, auch die gelebte Kultur und die Stabilität und Sicherheit eines Familienunternehmens werden stark wahrgenommen und geschätzt. Dies gibt mir eine gewisse Sicherheit und Zuversicht. Doch es ist denkbar, dass in den nächsten Monaten grössere Veränderungen stattfinden werden. Grosse Hotelmarken werden bleiben oder wieder auftauchen, doch bei den Betreibern der Hotels wird es möglicherweise Änderungen geben. 

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