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Kolumne

Wir Frauen – mehr als nur hübsch anzuschauen

Wenn die Hosengrösse unser Leben diktiert

Tina Heiniger Thun

Liebe Leserschaft, ich liebe gutes Essen, guten Wein und gutes Bier. Ebenso liebe ich Kunst, Kultur, Geschichte, gute Gespräche, Musik und die Natur. Ich bin ein kleiner Hedonist und ich bin sehr, sehr glücklich. Meine Lebensfreude hat sich in den letzten Jahren auch auf meine Hosengrösse ausgewirkt. Eigentlich sollte dieser Fakt keine Rolle spielen. Nun ja, das tut es leider doch. Mein Gewicht interessiert immer noch mehr Menschen als mir lieb ist. Wir leben im 21. Jahrhundert und deshalb sollte frau meinen, dass die Optik unseres Geschlechts eine untergeordnete Rolle spielen sollte. Vorbei die Zeiten, wo wir Damen nur hübsch auszuschauen hatten und panisch versuchen jedes Speckröllchen zu verstecken. Die Realität sieht leider noch immer anders aus. Da ich über die letzten Jahre ein paar Glückspfündchen dazu gewonnen habe, habe ich gemerkt, dass es immer noch gewisse Leute gibt, die diesen Umstand mit bissigen Kommentaren bestätigen müssen. Dies ist nicht nur äusserst unhöflich und manchmal verletzend, sondern immer noch ein Problem unserer Gesellschaft.

Viel mehr als nur hübsch anzuschauen

Eigentlich sollte bekannt sein, was Frauen heute alles leisten und dass wir mehr sind als nur hübsche Hinterteile. Wir sind Geschäftsfrauen, Künstlerinnen, Mütter, Wissenschaftlerinnen und stellt euch vor, oftmals sogar eine Kombination der obengenannten Dinge. Vor alle aber sind wir eins, unperfekte Menschen.

Und trotzdem merke ich, was für ein immenser Druck auf vielen Frauen lastet, die immer noch denken, dass sie nicht genug seien. Nicht schön genug, nicht schlank genug, nicht schlau genug, nicht erfolgreich genug oder begehrenswert genug. Unglaublich traurig der Umstand, dass wir uns immer noch oftmals für unser Erscheinungsbild oder unsere Lebensentscheidungen rechtfertigen müssen.

Deine Karriere ist dir wichtiger als Kinder? Wie egoistisch! Dir ist egal wie viel du wiegst? Wie faul und ungepflegt! Du findest rosa doof und Rüschen auch? Wie unweiblich! Das, liebe Leserschaft ist grosser Mist und imfall immer noch ein grosses Problem für viele von uns. Sorry an dieser Stelle, dass einige von uns Damen besseres zu tun haben, als sich nur um das eigene Aus-

«Lass dich nicht unterkriegen, sie frech und wild und wunderbar!»

Astrid Lindgren

sehen zu kümmern und ihre Kraft und Energie lieber anders investieren als für die nächste Luft-WasserZitronen Diät. Zum Beispiel dafür ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen. Von einem Abenteuer zum nächsten zu hüpfen. Den aktuellen Job zu rocken oder die nächste Generation von starken Frauen zu erziehen.

Vergiss deine Hosengrösse und mach was dich glücklich macht.

Ich persönlich mag schöne Kleider und ich mache mich zu speziellen Anlässen auch gerne hübsch. Aber der Anspruch an die Gesellschaft, als mehr wahrgenommen zu werden, als nur eine aparte Fassade mindert diese Eigenschaft meinerseits keineswegs. Frauen sind nämlich vor allem eins: Komplexe Individuen mit Hoffnungen, Ängsten, Träumen und unendlich vielen Eigenschaften. Auch wenn wir von einem bestimmten Teil der Menschheit immer noch nicht so wahrgenommen werden. Bis es so weit ist, sage ich, vergesst für einmal das Etikett in der Hose, welches euch diktiert, ob ihr attraktiv seid oder nicht und esst diesen Teller Pasta oder geniesst dieses Glas Wein. Denn schliesslich sollte unsere kurze Zeit auf diesem Planeten nicht von Hüttenkäse und Selleriestangen geprägt sein, sondern von Genuss, Abenteuern, Freude und viel Liebe.

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