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Sauberkeit: Interview mit der Abfallbeauftragten Rachel
from ThunMagazin 03/11
by WEBER VERLAG
Abfallbeauftragte Rachel Neuenschwander: «Ich will dem
Rachel Neuenschwander vom städtischen Tiefbauamt ist Abfallbeauftragte der Stadt Thun und Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Engagiert ist sie zur Zeit mit dem Aufbau der neuen Unterflursammelstellen und dem zunehmenden, ärgerlichen Littering.
Rachel Neuenschwander im Beratungsgespräch bei der Unterflursammelstelle vor dem Coop Schönau. Immer mehr Thuner Sammelstellen werden auf das Unterflursystem umgestellt –hier die Unterflursammelstelle Schärmehof.

Rachel Neuenschwander, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an einem Wochenende in der Innenstadt spätabends überall Getränkedosen, Pappdeckel und Zigarettenstummel herumliegen sehen? Ich ärgere mich natürlich über achtlos weggeworfenen Abfall, besonders, wenn in der Nähe Abfalleimer vorhanden sind. Ich will diesem Verhaltensmuster die Stirn bieten und das Bewusstsein für eine saubere Stadt stärken. Unvermeidlich sind natürlich volle oder überfüllte Abfalleimer an Grossanlässen. Da vermögen weder das Strassenreinigungs-Team noch die Abfalleimer dem ganzen Unrat gerecht zu werden.
Wie gehen Sie in Ihrem persönlichen Alltag mit Abfällen um? Selbstverständlich folge ich auch privat dem Grundsatz «Abfälle vermeiden, vermindern und trennen». Ich kaufe bewusst und möglichst ohne viel Verpackung ein. Für mich ist Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema.
Nach grossen Festen und an Wochenenden leisten die Teams des Tiefbauamtes jeweils Grosseinsätze für die Reinigung. Ist der Aufwand dafür grösser als vor zehn Jahren? Ja, der Aufwand des Tiefbauamtes nach festlichen Aktivitäten hat in den letzten Jahren zugenommen. Grund dafür ist nicht nur die Wegwerfmentalität. Heute verpflegt man sich vermehrt unterwegs, und das Volumen der Verpackungen hat zugenommen. Was lässt sich dagegen tun? An Grossanlässen könnte man Mehrweggeschirr einsetzen, wie es andere Städte und Veranstalter bereits erfolgreich prakti zieren. Neben der Tatsache, dass der Aufwand für die Stadt reduziert wird, gibt es für die Veranstalter interessante Werbemöglichkeiten auf bedrucktem Mehrweggeschirr. Es gibt Sportvereine, die dies seit längerer Zeit praktizieren.
Mindestens zehn Unterflursammelstellen für Hauskehricht, Glas, Alu, Blech und Papier werden in Thun bis Ende 2012 eingerichtet. Das Sammelgut wird durch Einwurfsäulen in unter irdische Container eingefüllt. Das System vermindert sowohl Geruchs- wie auch Lärmemissionen und wirkt zudem optisch ansprechender als die oberirdischen Sammelbehälter. Im Sommer wird auf dem Waisenhausplatz in der Innenstadt die nächste Unterflursammelstelle eingerichtet. In Kürze werden auch die Sammelstellen bei der Arena Thun sowie im neuen Selvequartier eröffnet. Die Erstellung einer Unterflursammelstelle ist zwar teurer als die einer konventionellen, doch können langfristig sowohl Sammel- wie auch Reini gungs kos ten eingespart werden.
UNTERFLURSAMMELSTELLEN: ATTRAKTIVER
Littering die Stirn bieten»

Ein zunehmendes Ärgernis im öffentlichen Raum: Littering. Ein durch das Tiefbauamt-Team gesammelter Abfallhaufen. Der Aufwand für das mühsame Entfernen der achtlos weggeworfenen Abfälle steigt seit Jahren.
Wie bringt man die Menschen dazu, Abfälle korrekt zu entsorgen? Es gibt ja in andern Städten teils originelle Formen von Öffentlichkeitsarbeit… Als sehr wichtig erachte ich den Abfallunterricht in Kindergärten und Schulen, um schon bei jungen Menschen das Bewusstsein zu wecken. Die Kinder sind daran äusserst interessiert, und es bereitet ihnen Spass, in spielerischer Art und Weise die Abfallwelt zu erkunden. Kreative Öffentlichkeitsarbeit und persönliche Gespräche führen zu einer positiveren Aufnahme der Botschaft als Bussen und Mahnfinger.
Seit Anfang 2009 richtet die Stadt Thun Unterflursammelstellen ein. Welches sind die Vorteile? Diese neuen Sammelstellen sind 7 mal 24 Stunden zugänglich. Die Lärmemissionen sind sehr viel geringer als bei den alten Containern. Zudem wird bei diesen Anlagen viel weniger «gelittert», weil die Einwurfsäulen schmal sind und nichts versteckt werden kann, so wie wir es bei den Oberfluranlagen leider immer wieder erfahren. Ein riesiger Fortschritt für die Thuner Innenstadt wird die Inbetriebnahme der ersten Unterfluranlage für den Haushaltkehricht noch in diesem Jahr sein. Kommen die neuen Sammelstellen gut an? Haben Sie Rückmeldungen aus der Bevölkerung? Es sind nur positive Rückmeldungen zu den neuen Unterflursammelstellen eingegangen. Dies zeigt, dass die Bevölkerung mit der Handhabung keine Probleme hat und die Sammelstellen schätzt. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt eine Umfrage machen, damit wir konkrete Aussagen bekommen.

Interview: Jürg Alder Bilder: Hans Mischler
LITTERING: STADT SUCHT NEUE WEGE
Littering –wörtlich: Vermüllung –bezeichnet das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall. In Thun und den meisten andern Schweizer Städten und Agglomerationen hat sich dieses Problem in den letzten Jahren stark verschärft. Flaschen, Dosen, Pizza-Verpackungen, Plastikgeschirr, Zigarettenstummel und vieles mehr liegt, insbesondere nach grossen Festen und an Wochenenden, überall in der Innenstadt herum. «Wir suchen nun neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit, um das Problem in den Griff zu bekommen», sagt Gemeinderat Roman Gimmel, Vorsteher der Direktion Bau und Liegenschaften.