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Tee als Muntermacher
TEE
Gesund trinken
Haben Sie schon bemerkt, wie sie in Gärten, an Weg- und Waldrändern spriessen und blühen, die Sommerheilkräuter. Daraus lassen sich richtig gute und gesunde Tees machen.
Text: Blanca Bürgisser

Die grosse Vielfalt an einheimischen Heilkräutern lädt ein zum Sammeln. Mit den frisch gepflückten Blüten können Sie frische Kräuteraufgüsse zubereiten, die nicht nur gut für die Gesundheit sind, sondern auch die nötige Erfrischung für heisse Sommertage bieten.
Tees sind gut für Körper und Seele, das wissen die Menschen schon lange. Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) wendet Kräutertees seit Jahrtausenden an. Und für viele dieser Kräuter muss man nicht weit weg suchen gehen. Viele davon wachsen auch bei uns und können auf dem Balkon oder im Garten angepflanzt werden. Wer sich ein bisschen auskennt, kann sich auf Wiesen und am Waldrand auf die Suche machen.
Die Pflanzen selbst draussen zu pflücken ist ideal, da sie so die meisten Wirkstoffe enthalten und sich am besten eignen für Kräuteraufgüsse. Ein Aufguss mit frischen Kräutern ist besonders fein, man kann sie aber auch zu Sträusschen binden und zu Hause kopfüber an einem trockenen und gut belüfteten Ort zum Trocknen aufhängen. So kann man die Kräuter das ganze Jahr über geniessen. Gelagert werden die getrockneten Pflanzen idealerweise in einem dunklen Glas- oder Keramikgefäss. Plastikbehälter sollten vermieden werden, da die darin enthaltenen Zusatzstoffe auf die Kräuter und ihre Heilwirkung negativ beeinflussen. Auch beim Kauf von Kräutertees im Laden sollten Sie auf Bioqualität achten und wenn möglich ein Teegeschäft aufsuchen, denn die Wirkung eines Tees wird stark beeinflusst von der Verarbeitung und der Lagerung der Kräuter.
Das «natürlich» hat aus der Fülle der Heilpflanzen vier ausgesucht, die im Frühling und Sommer blühen und jetzt gepflückt werden können. Viel Vergnügen beim Sammeln, Brühen und Geniessen!
Ideales Sommergetränk
Tee eignet sich nicht nur für kalte Wintertage, sondern ist das perfekte Sommergetränk. Und es ist tatsächlich so: Warmer Tee bringt an heissen Sommertagen mehr Abkühlung als eiskalte Softgetränke. Denn kalte Getränke muss unser Körper erst erwärmen, bevor die Flüssigkeit ins Blut aufgenommen werden kann. Es wird dem Körper also die Botschaft geschickt, noch mehr Wärme zu produzieren und er gerät noch mehr ins Schwitzen. Weiter reizen zu kalte Getränke den Magen und können Bauchschmerzen oder Durchfall verursachen.
Viel besser sind also warme Getränke. Dadurch schwitzen wir zwar stetig, dafür weniger und unser Körper wird gekühlt, ohne den Kreislauf zu strapazieren. Dies kommt daher, dass sich die Blutgefässe bei warmen Getränken erweitern, und die Flüssigkeit besser aufnehmen können. Achtung, der Tee sollte aber warm und nicht heiss sein, denn sonst kommen Sie richtig ins Schwitzen.
Tee ist ein wahrer Alleskönner, haben Sie doch Lust auf kühle Getränke, können Sie sich ganz einfach Ihren eigenen Eistee machen. Dafür giessen Sie den heissen Tee über Eiswürfel und dieser augenblicklich abgekühlt wird, wodurch der Geschmack nicht verfälscht wird. Wer möchte, kann für zusätzliches Aroma frische Beeren und Früchte hinzufügen.
Richtige Bezeichnung
Wir sprechen umgangssprachlich zwar von Kräutertees, doch da sie keine Blätter der Teepflanze (Camellia sinensis) enthalten, handelt es sich dabei eigentlich um Kräuteraufgüsse und nicht um Kräutertees.


Kamille (Matricaria chamomilla)
Aufgrund ihrer vielseitigen Wirkung zählt die Kamille in Europa seit Jahrhunderten zu den meistgenutzten Heilkräutern.
Wo
Die Kamille liebt warme und sonnige Plätze sowie lehmige und tonige Böden, in der Natur findet man sie u. a. auf brachgelegten Feldern, Schuttplätzen und Äckern.
Wann
Am besten pflücken Sie die Kamillenblüten zwischen Mai und August. Die Blüten lassen sich trocknen und für den Winter aufbewahren.
Aussehen
Die Kamille lässt sich durch ihren intensiven Duft und ihren gelben Blütenboden, der eine abgerundete Kegelform hat, von der Geruchlosen Kamille (Tripleurospermum inodorum) unterscheiden.
Wirkung
Kamille hat vielfältige Heilwirkungen. Kamillentee hilft bei vielen Magen-Darm-Beschwerden wie Gastritis, übersäuertem Magen, Blähungen, Durchfall oder Sodbrennen. Aber auch bei Entzündungen in Mund und Rachen empfiehlt sich Kamillentee zum Trinken ebenso wie zum Gurgeln. Auch Bauchkrämpfe während der Periode lindert die Kamille. Aufgrund der beruhigenden und angstlösenden Wirkung eignet sich Kamillentee zum Trinken vor dem Schlafengehen.
Anwendung
Für eine Tasse Kamillentee nehmen Sie einen Teelöffel Kamillenblüten und übergiessen diese mit 250 ml kochendem Wasser. Damit die Wirkstoffe nicht verloren gehen, lassen Sie den Tee rund 10 Minuten in einem zugedeckten Gefäss ziehen. Danach können Sie den fertigen Kamillenaufguss mit einem Sieb in Ihre Tasse schenken, etwas abkühlen und geniessen. Sie können pro Tag 3 bis 4 Tassen trinken.
Salbei (Salvia officinalis)
Bereits im alten Rom war Salbei bekannt für seine Heilwirkung, daher auch der Name Salvia officinalis, der vom lateinischen Wort für gesund (salvus) stammt.
Wo
Salbei mag sehr sonnige Orte und wächst auf trockenen, sandigen oder steinigen Böden.
Wann
Salbeiblätter bleiben zwar das ganze Jahr über an ihren Zweigen, doch am besten pflückt man sie zwischen Mai und August, da sie zu diesem Zeitpunkt die meisten Wirkstoffe enthalten. Salbei kann getrocknet gut ein Jahr gelagert werden.
Aussehen
Salbei erkennt man gut an seinen gräulichen, leicht filzigen Blättern.
Wirkung
Salbeitee hilft bei Verdauungsbeschwerden, Magen-DarmKrämpfen und fehlendem Appetit. Insbesondere eignet sich der Tee auch gegen starkes Schwitzen und zum Abstillen. Wenn Sie stillen, sollten Sie aus diesem Grund auf Salbeitee verzichten, wenn Sie nicht Abstillen. Salbeitee nützt auch bei Halsweh, Husten, Zahnfleischentzündungen oder Aphten, dafür kann man einen extra starken Salbeitee zum Gurgeln zubereiten. Bei Angst und Stress kann eine Tasse Salbeitee beruhigen.
Anwendung
Für eine Tasse Salbeitee nehmen Sie ein Teelöffel getrocknete Salbeiblätter, bei frischen Blättern verwenden Sie die doppelte Menge. Danach kochen Sie die Blätter zusammen mit 250 ml Wasser auf und lassen die Mischung für 3 Minuten köcheln. Danach können Sie den Aufguss über ein Sieb in Ihre Tasse schenken. Pro Tag sollten Sie höchstens drei Tassen Salbeitee trinken. Für das Gurgeln nehmen Sie die doppelte Menge Salbeiblätter, übergiessen diese mit heissem Wasser und lassen sie 10 Minuten zugedeckt ruhen.


Holunder (Sambucus nigra)*
In früheren Zeiten ging man davon aus, dass Holundersträuche gute Hausgeister beherbergen und vor bösen Geistern, Unwetter und Feuer schützen.
Wo
Holunder wächst an Waldrändern, in Gebüschen sowie nahe von Gärten und Siedlungen, teils sogar an Hauswänden.
Wann
Die Holunderblüten kann man im Juni und Juli pflücken und bei Bedarf für den Herbst und Winter trocknen.
Wirkung
Holunderblütentee stärkt das Immunsystem und wirkt gegen und während Erkältungen. Aufgrund seiner schweisstreibenden und schleimlösenden Eigenschaften hilft der Tee bei leichtem Fieber und Grippesymptomen. Zusätzlich stärkt er die Hals- und Nasenschleimhäute und kann so gegen Niesreiz sowie eine laufende Nase bei Allergien oder Heuschnupfen helfen. Vor allem auch der kalte Holunderblütentee gilt als harntreibend und blutreinigend und soll rheumatische Schmerzen lindern.
Anwendung
Für eine Tasse nehmen Sie zwei Teelöffel getrocknete Holunderblüten und übergiessen diese mit 250 ml kochendem Wasser. Danach lassen Sie den Tee zugedeckt ruhen und giessen ihn dann mit einem Sieb in Ihre Tasse. Am besten trinken Sie den Tee, wenn er noch heiss ist mit etwas Honig. Bei Erkältung können Sie dem Tee neben 1 TL Holunderblüten noch 1 TL Lindenblüten beimischen.
* Auch die Holunderbeeren haben heilende Wirkung, hier konzentrieren wir uns jedoch auf die Blüten.
Weissdorntee gilt in Europa bereits seit dem 19. Jahrhundert als Heilmittel gegen Herzkrankheiten.
Wo
Weissdorn ist an Waldrändern zu finden und wächst in Gebüschen.
Wann
Die jungen Blätter und die Blüten können von Mai bis Juni gepflückt werden und eignen sich zum Trocknen für die kälteren Monate.
Aussehen
In der Schweiz ist der eingriffelige (Crataegus monogyna) und der zweigriffelige Weissdorn (Crataegus laevigata) zu finden. Da beide Arten grosse Heilwirkung haben, ist die Unterscheidung hier nicht notwendig. Die Weissdorn-Büsche erkennt man an ihren weissen Blüten und langen Dornen.
Wirkung
Weissdorn hilft bei vielen Herzproblemen wie chronischer Herzschwäche, Herzschmerzen oder einem krampfhaften Gefühl der Beklemmung. Weissdorntee hilft auch präventiv zur Stärkung des Herzens, vor allem bei starkem Stress und bei älteren Personen als Schutz vor Herzinsuffizienz. Aber auch zu hoher oder zu tiefer Blutdruck wird von Weissdorntee normalisiert.
Anwendung
Für eine Tasse Weissdorntee nehmen Sie einen Teelöffel getrocknete Weissdornblüten und -blätter oder die doppelte Menge frische Blüten, und bereiten diese mit 250 ml heissem Wasser zu. Lassen Sie den Tee vor dem Trinken zugedeckt etwa eine Viertelstunde ziehen. Sie können über zwei bis drei Monate jeweils drei Tassen pro Tag trinken.


E-Bike-Boom: Mehr Bewegungsradius im Alltag und beim Sport
Die E-Bike-Dichte in der Schweiz wächst stetig. Und das nicht ohne Grund: Die Velos mit elektrischem Antrieb bieten mehr Fahrfreude und Bewegungsfreiheit für nahezu jedermann. Die Auswahl an E-Bikes ist riesig und gute Beratung wichtig.
Text: Jonathan Spirig
Die Corona-Krise und ihre gesellschaftlichen Begleiterscheinungen haben einem Hobby enorm Auftrieb verliehen: dem Velofahren. Besonders gewachsen ist hierzulande die Leidenschaft für das E-Bike. Obwohl die Absatzmöglichkeiten durch Lieferengpässe gedrosselt wurden, stieg die Zahl der E-Bike-Neukäufe in den letzten Jahren jeweils zwischen 9 und 29 Prozent.
«Durch den Lockdown 2020 gab es einen starken Drang, sich draussen zu bewegen und zwar individuell und in der näheren Umgebung», berichtet Daniel Bühler, Head of Sales beim grössten Schweizer E-Bike-Fachhändler m-way und der Swiss E-Mobility Group (SEMG). «Dieses Bedürfnis hat sich verfestigt.» Dazu kommen immer mehr Berufspendler*innen, die lieber auf dem E-Bike oder dem schnelleren «S-Pedelec» ins Büro fahren als im Auto oder im ÖV. Und auch Eltern ziehen den Kinderanhänger heute bevorzugt mit elektrischer Unterstützung durch die Stadt.
Mit Faulheit hat das E-Bike-Fahren dabei weniger zu tun. «Es ermöglicht lediglich längere Routen oder Trails mit mehr Höhenmetern zu fahren und wird durchaus als Sportgerät oder eben als Alltagshelfer genutzt», betont Daniel Bühler. Zudem sorgt das E-Bike etwa bei Menschen mit Gelenksproblemen oder älteren Leuten für einen Alltag mit mehr Bewegung und einen grösseren Bewegungsradius. Nur Kinder unter 16 dürfen in der Schweiz nicht aufs E-Bike.
Was es in Sachen E-Bike-Kauf alles zu beachten gilt, erklärt Daniel Bühler im Interview.
Was sind die ersten Überlegungen vor dem Kauf?
Die wichtigste Frage ist, wozu Sie das E-Bike brauchen. Für Einkäufe in der Stadt, für einen längeren Arbeitsweg oder für grössere Touren? Spielt das Gewicht des Velos eine Rolle? Haben Sie grössere Lasten dabei? Nehmen Sie sich für diese Überlegungen Zeit. Notieren Sie Ihre Vorstellungen und scheuen Sie sich nicht, im Fachgeschäft alle Ihre Fragen zu stellen.
Und wenn ich im Fachgeschäft bin, was dann?
Achten Sie darauf, dass der Händler auf dem neusten Stand der Technik ist – was etwa das Vermessen angeht, dass er sich Zeit nimmt und für Testfahrten eine Vorauswahl trifft. Wichtig ist, dass Sie verschiedene Modelle Probe fahren


können, am besten immer auf derselben Strecke. Am wichtigsten finde ich persönlich, dass Sie sich im Geschäft wohl fühlen und dem Personal vertrauen.
Welche E-Bike-Typen gibt es aktuell?
Wir unterscheiden zwischen E-Mountainbikes (voll- oder nur vorne gefedert), City-E-Bikes, Trekking-E-Bikes (Mix zwischen MTB und Citybike), E-Rennrädern, S-Pedelec (Unterstützung von bis zu 45 km/h) und E-Cargo-Bikes.
Mit welchen Ausgaben muss man rechnen?
Ein gutes und verkehrssicheres Modell erhält man ab ca. 2000 Franken, für hochwertige oder für die schnellen S-Pedelecs müssen Sie mit über 5000 Franken rechnen. Wegen des Elektroantriebs und der höheren Geschwindigkeiten müssen Komponenten wie Rahmen, Bremsen und Antrieb solide und verschleissarm verbaut sein. Das hat seinen Preis, macht sich aber langfristig bezahlt.
Und was muss der Elektromotor können?
Grundsätzlich unterscheiden wir Nabenmotor und Mittelmotor. Mittelmotoren sind die Allrounder unter den Antrieben. Durch den zentralen Schwerpunkt vermitteln sie ein gutes Fahrgefühl bei sportlichen oder längeren Stecken. Der Verschleiss ist aber höher. Nabenmotoren sind unauffälliger, leiser und eignen sich für leichtere City- und Pendler-Velos.
Was wiegt eigentlich ein E-Bike?
In der Regel sind es um die 25 Kilogramm. Die ersten Hersteller bieten im Bereich der Mountainbikes (MTB) neu Light-E-MTBs an. Diese wiegen weniger als 20 Kilo. M-way wird diese Bike-Klasse 2023 im Sortiment haben.
Ein Dauerthema ist der Akku – was muss man beachten?
Hier ist das Fahrverhalten besser, wenn der Akku zentral und nicht hecklastig am Gepäckträger positioniert ist. Für E-Bikes mit fest im Rahmen verbauten Akkus sollten Sie einen trockenen und diebstahlsicheren Ort zum Laden haben. Ansonsten empfehle ich einen herausnehmbaren Akku. Der Akku sollte im Ruhezustand niemals für längere Zeit extremen Temperaturen oder extremer Nässe ausgesetzt sein. Beim Kauf sollten Sie auf Markenakkus achten.
Was hat es mit Angaben wie Drehmoment und Wattstunden auf sich?
Je mehr Drehmoment, desto kraftvoller beschleunigt ein E-Bike, je mehr Wattstunden, desto grösser die Reichweite. Für den Alltag und kürzere Distanzen braucht es nicht unbedingt einen Akku mit maximaler Kapazität, der das Velo schwerer und auch teuer macht. Zudem bedeutet ein hohes Drehmoment einen grösseren Verschleiss.
Wie aussagekräftig sind die Angaben zur Reichweite?
Die Reichweite hängt von vielen Faktoren wie Aussentemperatur, Fahrweise oder Beladung ab. Die Angaben im Prospekt gehen von optimalen Bedingungen aus, ein realistischer Wert dürfte etwa ein Drittel darunter liegen. Bei längeren Touren empfiehlt es sich, ein Schnellladegerät mitzunehmen.
Worauf muss ich bei der Ausstattung achten?
Auch hier kommt es wieder auf die Anforderungen an. Es bringt nichts, an der Lichtanlage oder den Bremsen zu sparen, um nachher festzustellen, dass Ihr Velo auf langen Strecken keine Sicherheit und keinen Komfort bietet.
Was ist mit günstigen E-Bikes oder Sonderangeboten?
Bei Auslaufmodellen oder Sonderangeboten vom Fachhandel können Sie nichts falsch machen. Bei Schnäppchen von unbekannten Anbietern wäre ich vorsichtig. Entscheidende Argumente für den Fachhandel sind allerdings der Service und das Angebot an Markenprodukten und Ersatzteilen – derzeit ist gerade dieses Thema heikel, wegen der stockenden internationalen Lieferketten. •
Auch für Komplementär- und Alternativmedizin gilt: Vertrauen ist gut – Patientenschutz ist besser

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Vertrauen in die behandelnde Gesundheitsfachperson ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das optimale Gelingen einer therapeutischen Behandlung. Das gilt für die Schulmedizin genauso wie für die Komplementär- und Alternativmedizin (KAM). – Doch was schafft Vertrauen in komplementär- und alternativmedizinische Therapeut:innen? Und was tun bei Vertrauensbruch?
Text: Maurizio Schianchi
Zum guten Gelingen gesundheitlicher Behandlungen trägt massgeblich das Vertrauen zwischen Gesundheitsfachpersonen und Patient:innen bei. Das verhält sich bei komplementär- und alternativmedizinischen Behandlungsmethoden nicht anders als bei schulmedizinischen. Worauf stützt sich jedoch Vertrauen in diesen Belangen?
Die erste Vertrauensfrage ist eine Frage der Qualifikation
Zu Beginn kann nur die Qualifikation der Gesundheitsfachperson vertrauensbildend sein. In der Schulmedizin signalisiert das Kürzel «Dr. med.» spontan «qualifiziert». Doktortitel gibt es jedoch keine in der Komplementär- und Alternativmedizin (auch Erfahrungsmedizin genannt). Um auch im KAM-Bereich Qualifikationen zu zertifizieren, hat das ErfahrungsMedizinische Register EMR vor über zwanzig Jahren das EMR-Qualitätslabel entwickelt, das seitdem für die meisten Versicherer die Grundvoraussetzung darstellt, um KAM-Leistungen zu vergüten. Das bedeutet nicht, dass Therapeut:innen ohne EMR-Qualitätslabel nicht auch qualifiziert sein können (was unprofessionell handelnde von professionell vorgehenden Therapeut:innen unterscheidet, sehen Sie rechts).
Vertrauen ist aber auch durch Empfehlungen von Vertrauenspersonen aus dem familiären Umfeld gegeben. Und mindestens so oft wird Hinweisen von «Dr. Internet» Gehör und Vertrauen geschenkt. Hier sah und sieht sich das EMR stets in der Verantwortung, fundierte Informationen bereitzustellen und dem Schutz von Patient:innen schliesslich dann auch institutionelle Gestalt zu geben.
Ombudsstelle für die Erfahrungsmedizin
In Beziehungen zwischen Menschen kann es stets zu Differenzen kommen – auch zwischen Gesundheitsfachpersonen und Patient:innen. Bei Konflikten, Unzufriedenheit oder Zweifeln können sich Patient:innen seit 1981 an die Schweizerische Stiftung SPO Patientenorganisation wenden. Das galt jedoch nur für schulmedizinische Belange – bis 2019 SPO und EMR auch eine Ombudsstelle für Erfahrungsmedizin ins Leben riefen.
Die Ombudsstelle ist für Kommunikationsprobleme, zwischenmenschliche Konflikte und vermutete Fehlbehandlungen zuständig. Sie berät bezüglich begleitender schulmedizinischen Behandlungen, bei Fragen zum Datenschutz und zum Umgang mit Patientendokumentationen – anonym und unabhängig. Für Patient:innen EMR-zertifizierter Therapeut:innen ist die erste telefonische Beratung kostenlos.
Auf den ersten Blick ist die Ombudsstelle nur für Patient:innen vorteilhaft. Bei genauerer Betrachtung profitiert aber die gesamte KAM-Branche davon. Die Schaffung dieses Angebots steigert gleichzeitig Reputation und Ansehen der ganzen Berufsgruppe und trägt nachhaltig zur wachsenden Anerkennung und Akzeptanz der Erfahrungsmedizin bei.
Misstrauisch sollten Sie werden, wenn Therapeut:innen
•sogleich wissen, welche Beschwerden Sie haben, ohne Sie untersucht oder zumindest befragt zu haben
•Sie dazu drängen, einer bestimmten Behandlung zuzustimmen
•behaupten, Behandlungen könnten keinerlei Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen
•sogleich Hoffnungen auf vollständige oder umfassende
Heilung wecken
•versuchen, Beziehungen materieller, emotionaler oder sexueller Natur mit Ihnen einzugehen, indem sie Ihr
Abhängigkeitsverhältnis als Patient:in ausnutzen
•sich negativ über schulmedizinische oder andere
Behandlungsmethoden äussern
•verlangen, schulmedizinische Behandlungen abzubrechen oder ärztlich verordnete Medikamente nicht weiter einzunehmen
•damit drohen, Ihre Beschwerden würden sich verschlimmern, wenn Sie deren Anweisungen nicht befolgen
•die Behandlung immer wieder verlängern
•Vorauszahlungen verlangen
Für Konfliktbeilegungen in der Komplementär- und Alternativmedizin verweist das Eidgenössische Büro für Konsumentenfragen BFK auf die Ombudsstelle von SPO und EMR.
In der BFK-Übersicht von Ombudsstellen bzw. Stellen aussergerichtlicher Streitbeilegung unter dem Themengebiet «Erfahrungsmedizin».
Professionell agierende Therapeut:innen
•fragen vor Behandlungsbeginn nach Beschwerden,
Krankengeschichte und schulmedizinischer Diagnose
•klären über Möglichkeiten und Grenzen ebenso wie über
Risiken und Nebenwirkungen der Behandlung auf
•informieren über Behandlungsplan, Kosten, Zahlungsmodalitäten und Versicherungsleistungen
•besprechen mit Ihnen gemeinsam Behandlungsziele und -ablauf
•beantworten selbst kritische Fragen ohne Umschweife
•behandeln Sie stets respekt- und würdevoll und achten
Ihre Rechte
•führen eine Patientendokumentation, die Sie auf Wunsch jederzeit einsehen können
•stellen korrekte Rechnungen, die auch das reibungslose Abrechnen mit Ihrem Krankenversicherer unterstützen
•sind sich der Grenzen ihrer beruflichen Kompetenzen bewusst
•brechen die Behandlung ab, wenn sich keine Besserung zeigt, und leiten Sie allenfalls an andere Therapeut:innen der KAM oder an Ärzt:innen weiter
•beenden die Behandlung, sobald die Behandlungsziele erreicht sind
Und am einfachsten finden Sie solche Therapeut:innen auf www.emr.ch
Das ErfahrungsMedizinische Register EMR prüft Erfahrung, Kompetenzen, regelmässige Fort- und Weiterbildung sowie den Umgang mit Patient:innen von Therapeut:innen der Komplementär- und Alternativmedizin (auch Erfahrungsmedizin genannt) und zeichnet sie mit dem EMR-Qualitätslabel aus.
Die aktuell rund 24'000 EMR-zertifizierten und von den meisten Versicherern anerkannten Therapeut:innen für rund 200 Behandlungsmethoden/Berufsabschlüsse finden Sie am einfachsten und schnellsten mithilfe des Online-Such-Tools auf