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Zimmerpflanzen
from Natürlich April 2022
by WEBER VERLAG
Auch Zimmerpflanzen als bescheidene Mitbewohner brauchen Pflege
Freuen Sie sich auch schon auf den Frühling? Holen Sie sich doch etwas verfrüht frisches Grün in Ihr Wohnzimmer. Doch die Auswahl an Zimmerpflanzen ist gross. Damit Sie die richtige Wahl für sich treffen, zeigt Ihnen «natürlich», auf was es ankommt.
Text: Gabriela Gerber
Vielleicht haben Sie sich heuer vorgenommen, ab jetzt mehr mit Ihren Zimmerpflanzen zu sprechen oder sich zum Erfreuen Ihrer Sinne im Homeoffice pflanzliche Mitbewohner anzuschaffen? Damit liegen Sie voll im Trend. Die Natur im Wohnzimmer feiert ein ebenso grosses Comeback wie die Biodiversitätsgärten in den letzten Jahren. Zimmerpflanzen sehen nicht nur gut aus, verschönern Wohn- oder Büroräume, sondern können auch zur Gesundheit beitragen. Diese grünen Lebewesen produzieren frischen Sauerstoff, befeuchten die Luft und bereichern aufgrund ihrer Ästhetik den menschlichen Geist und Körper. Wir Menschen assoziieren Grün mit der Natur, weshalb die Farbe ein entspannendes sowie beruhigendes Gefühl vermitteln kann. Eins ist klar, mit der richtigen Pflege garantieren Ihnen Zimmerpflanzen auf jeden Fall jahrelange, treue Begleitung.
Zimmerpflanzen schon im alten Ägypten
Die Pflege von Zimmerpflanzen ist grundsätzlich einfach und wird schon seit Jahrtausenden praktiziert. Bereits im alten Ägypten vor über 2000 Jahren stellten königliche Familien Duftpflanzen in ihren Innenhöfen auf. Auf Wandgemälden aus der Zeit der Römer wird gezeigt, wie Zimmerpflanzen gepflegt wurden. Ab dem 16. Jahrhundert kamen zur Zeit des Barocks an europäischen Fürstenhöfen Zitrusfrüchte in Mode, welche zu Zier- und Repräsentationszwecken in Orangerien gehalten wurden. Diese hellen Gewächshäuser dienten dazu, frostempfindliche Pflanzen zu überwintern. Im Schloss Jegenstorf kann die im 19. Jahrhundert errichtete Orangerie beispielsweise noch heute bestaunt werden. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts brachten immer mehr Botaniker*innen und Forschende Pflanzen von ihren Schiffsexpeditionen aus allen Kontinenten dieser Welt nach Europa. Die meisten Zimmerpflanzen stammen ursprünglich aus tropischen Regenwäldern oder angrenzenden Gegenden.
Im Blumenladen der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE werden Sie in Sachen Zimmerpflanzen gut beraten. Gönnen Sie sich doch vor dem Einkauf einen Besuch in unserem Pflanzenschauhaus. Hier laden tropische und subtropische Pflanzen zu einem, die Sinne inspirierenden und anregenden Rundgang ein. Zahlreiche exotische Sukkulenten wie beispielsweise der Schwiegermuttersitz oder schmucke Blattpflanzen wie die Korbmaranten können hier ganzjährig bestaunt werden. Sukkulenten haben ihren Namen von lateinisch «Sucus» für «Saft» und gelten also als besonders saftreich. Zusammen mit vielen Aufsitzpflanzen, sogenannten Epiphyten, zu welchen auch die Orchideen zählen, geniessen hier über 1000 Zimmerpflanzen fachmännische Pflege durch unsere Lernenden, welche von Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern begleitet werden. Als Epiphyten gelten Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. Ein Besuch des Schauhauses lohnt sich in jedem Fall, und zwar ganzjährig. Immer wieder kann beobachtet werden, wie Zimmerpflanzen ihre volle Blütenpracht entfalten. Mit etwas Glück entdecken Sie sogar eine Bananenblüte oder die als Delikatesse geltende Frucht des Fensterblattes (Monstera deliciosa).
Als Neuling die richtige Wahl treffen
Vielleicht sind Sie Neuling in Sachen Zimmerpflanzen oder Sie möchten Ihrer bestehenden Sammlung neue Nachbarn gönnen. Aus tausenden von Arten und Sorten die richtige



Bananenblüte
Wahl zu treffen, ist gar nicht so schwierig. Je nach Ihrem Wissensstand ist es ratsam, schon vor dem Kauf einer Zimmerpflanze über folgende Aspekte nachzudenken:
Der richtige Standort: Die meisten Zimmerpflanzen lieben einen hellen Standort. Sehen Sie jedoch davon ab, Ihre Pflanzen direkt an stark besonnte Fenster zu stellen. Sie könnten Blattverbrennungen erleiden. Achten Sie im Winter darauf, sie nicht zu nahe an der Heizung zu platzieren, da die Luft zu trocken und zu warm ist. Ebenso mögen Zimmerpflanzen keine Zugluft und sollten daher nicht an geöffneten Fenstern stehen.
Wassergaben: Zum entscheiden, wann Sie giessen müssen, machen Sie am besten eine Fingerprobe. Sind die ersten ein bis zwei Zentimeter der Erde angetrocknet, sollten Sie zur Giesskanne greifen. Viele Leute machen den Fehler, zu oft zu giessen. Ich persönlich giesse die meisten meiner über 50 Zimmerpflanzen zu Hause altbewährt einmal wöchentlich. Dies gilt jedoch nicht für Kakteen oder andere Sukkulenten. Diese bekommen nur alle zwei bis drei Wochen eine mässige Wassergabe. Sollten Sie einmal längere Zeit abwesend sein, organisieren Sie am besten eine gut instruierte Giessvertretung.
Topfwahl: Höchstwahrscheinlich wurde Ihre neu gekaufte Zimmerpflanze in einem Kunststofftopf kultiviert. Entscheiden Sie sich zu Hause zum Umtopfen in ein hübscheres Gefäss, sollten Sie der Pflanze vorher ein paar Tage Zeit zur Akklimatisierung in ihrem neuen Zuhause geben. Achten Sie darauf, dass auch der neue Topf über Abzugslöcher im Boden verfügt, da die meisten Zimmerpflanzen keine Staunässe vertragen. Wenn Sie statt dem Umtopfen einen hübschen Übertopf verwenden, gilt besondere Vorsicht. Schütten Sie einige Minuten nach dem Giessen überschüssiges Wasser weg. Sie fördern mit diesem Restwasser nur Wurzelfäule und die perfekte Umgebung für lästige Trauermücken.
Düngergaben und Erdwahl: Neu gekaufte Zimmerpflanzen benötigen über längere Zeit keine Düngergaben. Die Nährstoffversorgung im Topf genügt für die nächsten drei bis vier Monate. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, geben Sie dem Giesswasser nach ein paar Monaten regelmässig
Oeschberg | Im Schauhaus der Gartenbauschule können viele Zimmerpflanzen im kleinen und im grossen Massstab bestaunt werden.
einen Flüssigdünger bei. Im Winter verlangen Zimmerpflanzen nur einen Viertel der Düngergaben vom Sommer. Wenden Sie nur die vorgegeben Dosierungen an. Wenn Sie sich nach ein paar Tagen zum Umtopfen entscheiden, verwenden Sie am besten eine Zimmerpflanzenerde. Am Oeschberg werden viele Erdmischungen noch selbst hergestellt. Achten Sie beim nächsten Kauf darauf, torfreduzierte Erde zu kaufen. Damit tragen Sie zur Schonung der Umwelt und zur Erhaltung von Lebensräumen seltener Pflanzen bei.
Pflegeleichte und genügsame Zimmerpflanzen
• Leuchterblume – Ceropegia woodii • Königsbegonie – Begonia Rex-Gruppe • Bogenhanf – Sansevieria trifasciata • Grünlilien – Chlorophytum comosum • Diverse «Minigrünpflanzen» in kleinen Schalen als
Starterkit (am Oeschberg erhältlich)
Nun wünsche ich Ihnen gutes Gelingen mit Ihren grünen Mitbewohnern. Vergessen Sie nicht, ab und zu lieb zu sprechen, denn die Zimmerpflanzen beklagen sich schliesslich nur, wenn Sie von Ihnen nicht die richtige Pflege erhalten. •
Gabriela Gerber, ist gelernte Staudengärtnerin, kaufm. Angestellte und dipl. Arbeitsagogin. Sie ist als Berufsbildnerin in der Vorlehre Integration an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE tätig. In ihrer Freizeit sammelt sie gerne Pilze, kocht leidenschaftlich gerne und liebt die Natur.
Der Oeschberg bietet unter anderem Lehrstellen für ZierpflanzengärtnerInnen EBA oder EFZ an. Auf der Internetseite www.oeschberg.ch können Sie sich jederzeit gerne informieren.


Was Sie über Zimmerpflanzen wissen sollten
Schaden Zimmerpflanzen im Schlafzimmer?
Ohne Licht kann eine Pflanze nachts keine Photosynthese betreiben. Sie nimmt daher Sauerstoff auf statt wie tagsüber abzugeben. Dies kann im Schlaf nachteilig sein, jedoch kein Grund, keine Zimmerpflanze im Schlafzimmer zu platzieren.
Sind Zimmerpflanzen für Katzen giftig?
Ja, es gibt solche, die für Katzen giftig sind. Hier sind die wichtigsten aufgelistet: Amaryllis, Cyclamen, Philodendron, Efeutute, Einblatt, Weihnachtsstern und Schefflera. Wenn Ihre Katze ständig nach draussen darf, können Sie sie auch nicht rund um die Uhr überwachen und vor Giftpflanzen schützen. In unserem Blumenladen wird übrigens Katzengras angeboten, welches in der Wohnung aufgestellt werden kann. Daran darf Ihr Liebling ohne Bedenken knabbern.
Woher kommen die lästigen Trauermücken in der Wohnung?
Die kleinen schwarzen Mücken, die nur 2-3 mm gross werden, können durch offene Fenster in die Wohnung fliegen. Das adulte Tier kann Ihnen zwar lästig um den Kopf schwirren. Doch das eigentliche Problem sind die Larven. Das Weibchen legt seine Eier gerne in feuchte Erde, also z. B. in zu nasse Zimmerpflanzenerde. Die Larve frisst die Wurzeln der Zimmerpflanze und kann diese zum Absterben bringen. Hier ein paar Tipps, was Sie dagegen tun können:
•Gelbe Klebfallen in der Nähe der Pflanze anbringen. Diese locken die Mücken an und sie bleiben kleben
•Über der Erdoberfläche eine ungefähr 1 Zentimeter dicke
Abdeckschicht aus Sand oder Kiesel verteilen
•Pfanzen von unten giessen, dabei aber darauf achten, dass das Wasser im Untertopf aufgenommen wird und nicht über längere Zeit stehen bleibt (Gefahr, dass die
Wurzeln faulen)
•Bei schlimmem Larvenbefall sollten Sie Ihre Pflanze in frische Erde umtopfen
Was ist besser? Hydro- oder Erdkultur?
Es sind beide Varianten gut geeignet. Im Gegensatz zu Erdkulturen sind jedoch in Blähton oder alternativen Pflanzgranulaten keine Nährstoffe enthalten. Daher muss den Hydrokulturen mit den Wassergaben Dünger zugeführt werden. Alle Pflanzen eignen sich grundsätzlich für Hydrokulturen. Möchten Sie all Ihre Pflanzen in Hydrokulturen halten, spülen Sie vor dem Eintopfen in die Kügelchen die Wurzeln ganz gut ab und entfernen Sie alle Erde. Die umgekehrte Variante, von Hydro- zu Erdkultur, ist ohne Probleme machbar. Der grösste Vorteil von Hydrokulturen ist, dass Sie durch den Wasserstandsanzeiger einen besseren Überblick haben, wann Sie giessen müssen und dies vor allem weniger oft als bei Erdkulturen.