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Heilende Worte
from Natürlich April 2022
by WEBER VERLAG
dich segnen und du sol st ein Segen s Ich will ein
Von guten Kräften wunderbar geborgen
Ist Segnen und Beten noch zeitgemäss? Wir meinen Ja. Worte des Segens können heilend wirkend und Liebe vermitteln.
Text: Eva Rosenfelder Illustration: Sonja Berger
Segnen und Beten, das mag in vielerlei Ohren etwas altmodisch oder allzu «religiös» anklingen. Schade, denn hier findet sich ein Quell der Kraft, der für alle Menschen unabhängig einer Glaubensrichtung zur Verfügung steht.
Wer dereinst um Segen bat, betete zu (einem) Gott oder zur geistigen Welt, je nach Religion. Das «Segnen» überliess man der Kirche auf Grundlage der Bibel, wie z. B. das Segensgebet von Moses für das Volk Israel: «Der Herr segne dich und bewahre dich! Der Herr wende sich dir in Liebe zu und zeige dir sein Erbarmen! Der Herr sei dir nah und gebe dir Frieden!» (4. Moses 6, 24–26)
Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit war das Segensprechen wie auch das Wahrsagen durch «nicht als dazu befugte Laien» – sprich keine Kirchenvertreter – «als verbotene und verdächtige Handlung» bewertet und von staatlichen und kirchlichen Behörden bekämpft und geahndet. Es wurden Verordnungen erlassen gegen «Medikaster und Segensprecher, Zauberer, Wahrsager und Teufelsbeschwörer», so dass das «hochverpoente und verdammliche Laster des Segensprechens ganz ausgerottet werde». Ob von daher eine gewisse Scheu kommt, das Segnen als einen kraftvollen Akt ins persönliche Leben einfliessen zu lassen und für unseren modernen Alltag zu beleben?
Der Glaube an «etwas Höheres» ist in unseren Breitengraden stark in den Hintergrund getreten, vielmehr hat man sich einer Art von «materieller Religion» zugewandt, dem Glauben an die Allmacht der Wissenschaft. Das eine scheint neben dem anderen wenig Platz zu haben.
Stille Wirkkraft
«Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen», schrieben wir uns dereinst ins Poesiealbum, was mich dies als Kind jedes Mal mit Freude erfüllte. «Heile, heile, Säge!», ein weitherum bekannter Segen, dessen kraftvolle Wirkung kaum jemand nicht selbst oder mit seinen Kindern erfahren hat. Er wirkte immer zu 100 Prozent: Der Schmerz war wie weggeblasen. Bekommen wir den Segen oder zumindest die Absegnung für ein neues Projekt, gibt das guten Fahrtwind; ein wohlgemeinter Reisesegen oder Segenswünsche zum Geburtstag nehmen wir ebenfalls gerne an, während ein schiefhängender Haussegen uns schwer zu schaffen macht. «Grüss Gott», bzw. «Grüezi» ist ebenfalls ein Segensspruch, genauso wie das Anstossen mit einem Glas Wein und dem Ausspruch «auf dich!».
In Alltagsfloskeln verwenden wir alte Segenswünsche ohne uns dies gross bewusst zu sein: «Adieu» etwa, was so viel bedeutet wie «Gott sei mit dir», nahe verwandt mit dem arabischen «Salam» oder hebräischen «Schalom», was soviel bedeutet wie «Friede sei mit dir». Was bei uns in wenig bewussten «Relikten» noch vorhanden ist, halten dafür andere Kulturen umso lebendiger. Das indische «Namaste» (Sanskrit = Verbeugung) in der Yogastunde ist uns lustigerweise vertrauter geworden, als eine «gesegnete Mahlzeit», oder ein warmer Händedruck mit einem «Sei gesegnet», wie es vielleicht schon längst verstorbene Grosseltern zu tun pflegten. Gesten, die einfach nur guttun.
Das exotische «Namaste» ist Ausdruck derselben Wertschätzung, dass die Begrüssten in der Göttlichkeit ihrer Seele gesehen und anerkannt werden – ein echter Segen also.
Ein gutes Wort
Das deutsche Wort «segnen», ist eine Verstärkung von «sagen», es stammt vom Lateinischen «benedicere» (Lateinisch: bene = gut, dicere = sagen), also «Gutes sagen, loben, preisen», was den Hauptaspekt des Segnens ausdrückt: Der Segen ist ein gutes Wort, das zu oder über einem Menschen oder eine Situation ausgesprochen wird.
sei mit dirFriede
Der Segen meint es einfach nur gut mit dem angesprochenen Menschen, er will ihn stärken, nähren und vor allem: in keinerlei Weise verändern. Sei gesegnet, als das, was du bist. Anders als Hoffen oder Wünschen beinhaltet der Segen mehr: Er schafft Verbindung zu einer tragenden Kraft, die über uns hinausgeht. Sie soll in den Menschen einströmen und ihn bewahren. Sie soll bewirken, dass er mit seinem Tun in Einklang kommen und mit sich selbst Frieden finden kann. Der Segen ist ein Schutzraum, in dem Geborgenheit spürbar wird; zugänglich alle, unabhängig von Religion, Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze. Ein Segen schliesst niemanden aus, so wie die Sonne, die allen Lebewesen ihre wärmenden Strahlen schenkt. Dieses Geschenk, das wir vom Leben selbst erhalten haben und weitergeben dürfen, erfordert aber auch eine gewisse Demut, denn für einmal geht es nicht um unser Ego oder ums Machen: Segnen ist ganz einfach Liebe.
Eine Einladung, dem Leben mit allen seinen Erscheinungen das Herz zu öffnen und Liebe fliessen zu lassen. Eine Liebe, welche die Freiheit haben soll, so zu wirken wie sie möchte.
Wer segnet, gibt. Ein Geschenk, das auf die Gebenden zurückwirkt und sie ebenfalls erhellt. Das ist das Wunderbare und Unerklärliche daran.
Gedanken und Materie
Erstaunlich, dass gerade grosse Wissenschaftler*innen, wie beispielsweise der grosse Physiker Albert Einstein, als religiöse Menschen bekannt waren und über ihr Forschen zu einer erweiterten Religiosität fanden: «In jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorzustellen vermag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum ersten Mal gedacht werden …»
Die Wahrnehmung, dass es Kräfte geben könnte, die hinter all den Erscheinungen wirken, rückt bei der «Krone der Schöpfung» gern in den Hintergrund. Die menschliche Spezies schreibt sich vor allem eigene «Schöpferkraft» zu, um sich zuweilen vor lauter freien Willen und begnadetem Individualismus ihre eigenen Wurzeln zu kappen. Gerade in diesem Zusammenhang sind die Erkenntnisse der modernen Physik ungemein spannend, die belegen, dass allein die Betrachtung eines Experimentes durch eine*n Versuchsleiter*in selbst schon dessen Ergebnis mitbestimmt. Der amerikanische Nobelpreisträger John Wheeler prägte dafür den Begriff «Beobachter-Universum». So findet etwa eine Person, welche «neutral» das physikalische Verhalten von Licht untersucht je nach ihrer eigenen Erwartungshaltung das Licht einmal als Welle, das andere Mal als Teilchen. Erwartet sie die Welle, dann tritt sie ein, das andere Mal das Teilchen – also immer genau das Ergebnis, das sie im vornherein zu entdecken glaubt. Die Kraft unserer

Kraft des Segnens
•Segnen ist einfach. Wo immer Sie mit dem Herz dabei sind, jemandem helfen, ihre Anteilnahme zeigen, jemanden beschützen oder verteidigen, wirken Sie «segnend».
•Ein Segen ist immer eine klare und direkte Ansage:
«Du schaffst es!», «Viel Kraft», «Gott sei mit dir» (indirekter Befehl).
•Segnen verändert uns selbst, unser Umfeld, sowie unsere Beziehung zur Schöpfung.
•Alles, was es für einen Segen braucht, haben Sie immer dabei: Ein mitfühlendes, warmes Herz und einen achtsamen, bewussten Geist.
•Segnen ist praktizierter Selbstwert. Hören Sie auf zu jammern und zu schimpfen, sondern fragen Sie sich:
Was möchten Sie wirklich? Welchen Segen möchten
Sie verschenken durch Ihr Sein in dieser Welt?
•Segnen zieht Segen nach sich.
•Segnen ist nicht beschränkt auf die menschliche
Perspektive, sondern folgt dem Sinn der Schöpfung.
Gedanken und Worte wirken also auf der Schwingungsebene in einem ganz anderen Ausmass, als wir uns es je vorstellen würden.
Alles schwingt miteinander
Auch in anderen Disziplinen, etwa der Medizin, beobachtete man dieselbe feine Schwingungsebene, so beim «PlaceboEffekt»: Hier ist die Erwartungshaltung aller Beteiligten wesentlich für den Genesungserfolg – ebenso beim «Nocebo-Effekt», wo der Glaube an eine hoffnungslose Situation fatale Auswirkungen haben kann. Dies insbesondere bei einer erfolgten Fehldiagnose, die sich dann selbst bewahrheitet. Was bedeutet das für unser Leben? Nicht nur, dass unsere Erwartungen offensichtlich eine viel grössere Rolle spielen als wir je glaubten, sondern noch viel mehr: Diese Tatsachen zeigen, dass wir nicht getrennt sind von unserer Umwelt, sondern in ständiger Wechselwirkung mit anderen Menschen und mit der Natur. Auf feinste, unsichtbare Weise ist alles verwoben mit allem, was lebt. Oder um es mit Mahatma Gandhis Worten zu sagen: «Ich kann dir nicht weh tun, ohne mich selbst zu verletzen.»
So belegen wissenschaftliche Studien auch längst, dass die scheinbar unbelebte Materie Erinnerungsvermögen hat, was z. B. der Japaner Masaru Emoto mit seinen Wasser-Kristallbildern eindrücklich sichtbar machen konnte. Auch Klang und Schwingung von Wörtern wirken messbar lange nach. Doch dies nicht nur in unserer Umgebung, sondern auch in der eigenen Erinnerung und im Unbewussten – was sich nicht nur die Werbung zunutze macht …
Achtsam sein in alle Richtungen
Ein Segen wirkt über diese unsichtbare Schwingungsebene heilend und gerade darum ist das bewusste Segnen heute wichtiger denn je. Indem wir uns dem Guten zuwenden, bewirkt es dies auch in der Welt, die uns umgibt.
Doch wo Worte wirken, da gilt auch der Umkehrschluss: Wenn wir mit ständigem Klagen, Jammern und Motzen der Unzufriedenheit zu den Umständen dieser Welt unseren «Segen» geben, so kann dieser zum Fluch werden. Ein echter Jammer, denn es ist eine neurologische Tatsache, dass sich unsere Gehirnsynapsen gemäss unseren Gedanken und Worte prägen, sie brüten das aus, was wir ihnen ins Nest legen. Worte haben sehr viel Potenzial – zum Heilen und Vernichten.
Es gilt also achtsam zu bleiben in alle Richtungen, was auch einen guten Bodenkontakt bedingt: «Vertraue auf Gott, aber binde dein Pferd an …», so der Dalai Lama kurz und bündig. Der Selbstverantwortung sind wir auch aller Gebete und Segnungen wegen nicht entbunden. Doch, wer sich auf diese nährende Ebene des Urvertrauens begibt, wird dort immer wieder Kraft schöpfen, und kann sich getrost in die widrigen Winde des Lebens wagen und für diese Welt ein echter Segen sein. •
gefragt:
Gisula Tscharner

Kurzinterview mit Gisula Tscharner
Was unterscheidet ein Gebet und eine Segnung?
Beten ist Kommunikation, man will etwas, erbittet etwas. Segnen ist eine Kraftübertragung, man gibt etwas.
Können alle Menschen natürlicherweise segnen und beten, oder braucht es dafür eine Glaubensrichtung, Kirche, besondere Rituale?
Segnen bedeutet ganz einfach «Gutes sagen», das können wir alle. Dies etwa mit Worten wie «Mögest du gesegnet sein» oder «Du wirst es schaffen». Ein Segenswunsch ist immer verbindlich: «Das grosse Geheimnis behütet und begleitet dich». Wünsche oder Hoffnungen sind schwächer: «Ich hoffe, (wünsche dir), dass du gesund wirst» – im Gegensatz zu: «Mögest du gesund sein!», was einem Segen gleichkommt.
Was gibt einem Gebet oder einem Segen seine eigentliche Kraft?
Man gibt mehr als nur Worte. Unterstützend ist die rituelle Wortfolge, wie im Kindervers «Heile heile Säge». Wichtig ist auch die Wiederholung, aber auch Berührung so etwa mit den Worten «Mögest du stark sein» die Schultern zu berühren. Oder dann auch mit Gesten - schlussendlich ist es immer die Energie, die heilt.
Zur Person
Gisula Tscharner ist ehemals freiberufliche Seelsorgerin und Ritualbegleiterin.
Viel Kraft 17
Rezepte des Monats Mamma mia, ein Gedicht!
Sehnsucht nach etwas Wärme und nach dem «Land, wo die Zitronen blühn»? Jetzt darf beim Kochen und Geniessen etwas Italianita für sonnig-helle Stimmung sorgen. Dieser Klassiker aus dem Süden – mit Mehl vom Schweizer Acker – schmeckt selbstgemacht wie von der Mamma und ganz wie reine Poesie!
RAVIOLI MIT RICOTTAZITRONENFÜLLUNG
für 4 Personen
Teig
200 g Biofarm Dinkelhalbweissmehl 50 g Biofarm Hartweizenmehl 2 Eier 2 EL Biofarm Olivenöl
3 EL Wasser
Füllung
1 Bio-Zitrone, Schale und Saft 250 g Ricotta 1 Eigelb 130 g Greyerzer, gerieben wenig Salz und Pfeffer 1 Eiweiss wenig Salz
Zubereitung
1. Beide Mehle in eine Schüssel geben, gut mischen und danach eine Mulde in die Mitte drücken. 2. Eier, Öl und Wasser in einem Messbecher verrühren und in die
Mitte der Mulde giessen. Flüssigkeit mit dem Mehl von innen nach aussen mit einer Gabel vermengen. 3. Den Teig etwa 10 Minuten kneten bis eine schöne, glatte Kugel entsteht. Die Teigkugel in einer mit einem feuchten Tuch bedeckten Schüssel etwa 30 Minuten bei Raumtemperatur ruhen lassen. 4. In der Zwischenzeit die Füllung vorbereiten. Von der Zitrone die Schale in eine Schüssel reiben und danach eine Hälfte der Zitrone auspressen. Ricotta, Eigelb und Käse dazugeben.
Mit Salz und Pfeffer würzen. Alles gut mischen bis eine gebundene Masse entsteht. 5. Nun den Pastateig sehr dünn auswallen oder durch eine
Teigwarenwalze geben. 6. Mit einer runden Ausstechform (ca. 8 cm Durchmesser)
Raviolihälften ausstechen. Den ausgestochenen Teig mit
Eiweiss bestreichen und etwa einen Kaffeelöffel von der Masse in die Mitte geben. Mit einem weiteren Kreis bedecken und den
Rand leicht andrücken. 7. In einer Pfanne Wasser aufkochen und Salz dazugeben.
Die Ravioli portionenweise im Wasser garkochen. Offeriert von biofarm.ch


Brätzeli

Zubereitung 1. Butter mit einer Prise Salz aufschlagen, Zucker daruntermischen und kurz weiterschlagen. Eier hinzufügen und schlagen, bis die
Masse ein wenig heller wird. 2. Mit Vanilleextrakt, Kirsch und geriebener Zitronenschale verfeinern.
Zum Schluss Mehl unterheben und ca. 20 Minuten zugedeckt kühl stellen. 3. Bretzeleisen erhitzen (dabei Bedienungsanleitung beachten) und mit ganz wenig Öl bestreichen, dies ist nur vor dem ersten Backvorgang notwendig. Aus dem Teig nussgrosse Kugeln formen und portionenweise hellbraun backen.
BRÄTZELI
für 75 bis 100 Stück
125 g Butter, zimmerwarm 1 Prise Salz 125 g Zucker 2 Eier 1 TL Vanilleextrakt 15 ml Kirsch ½ Zitrone (Schale) 225 g Mehl
ALPE-CHUCHI BERNER OBERLAND
Anna Husar, Fr. 39.–weberverlag.ch | ISBN 978-3-03818-148-4