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MENSCHEN

Rudolf Staub fördert die Stadt Thun nicht nur als Geburt

Rudolf Staub: Frauenarzt und Wahl-Thuner. Der Gynäkologe geniesst die hohe Lebensqualität der Stadt. Und unterstützt diese auch gerne: nicht nur als Geburtshelfer vieler neuer Thuner Bürgerinnen und Bürger, sondern auch als Förderer von Vereinen.

Rudolf Staub mit seinem modernen Ultraschallgerät in seiner Praxis.

Rudolf Staub, Sie arbeiten seit vielen Jahren als Frauenarzt in Thun. Was bedeutet Ihnen Ihr Beruf? Rudolf Staub: Sehr viel. Es ist eine abwechslungsreiche Arbeit, eine Auseinandersetzung mit dem Menschen. Sie ist verbunden mit der Suche von Krankheiten sowie deren Behandlung mit kontinuierlich verbesserten technischen Möglichkeiten.

Was hat sich in dieser Zeit in Ihrem Beruf alles verändert? Medizintechnisch einiges. Der medizinische Fortschritt führt dazu, dass wir vieles entdecken, es verstehen lernen und damit auch behandeln können. Aber: Je mehr wir wissen, desto deutlicher wird die Erkenntnis, dass wir eben nicht alles wissen. Denn Menschen sind und bleiben ein Teil der Natur; und die verändert sich, passt sich stetig an. Glücklicherweise lebt meine berufliche Tätigkeit auch von gemachten Erfahrungen und den dadurch gewonnenen Erkenntnissen. Das kann durchaus hilfreich sein.

Weshalb? Aus Erfahrungen entwickelt sich ein Lernprozess, der sich positiv auf Krankheitsverläufe auswirken kann. Wichtig scheint mir aber auch die kritische Auseinandersetzung mit der Erfahrung. Denn Erfahrung kann auch den Fortschritt hemmen.

Haben Sie sich innerhalb der Gynäkologie auf einen oder mehrere Bereiche spezialisiert? Ich wusste bereits früh, dass ich mich auf Frauenkrankheiten und Geburtshilfe spezialisieren will. Im Laufe meiner Tätigkeit habe ich mich mittels Weiterbildungen im In- und im Ausland auf Ultraschall-Untersuchungen spezialisiert. Die jüngste Technik bietet faszinierende Möglichkeiten. So können wir heute dank Ultraschall ein Kind bereits vor der Geburt dreidimensional sehen.

Gibt es Entwicklungen in der Gesellschaft, die einen Einfluss auf Ihre Arbeit als Gynäkologe hatten bzw. haben? Ja, beispielsweise die Medien. Nicht selten haben Sendungen wie beispielsweise «Puls» vom Schweizer Fernsehen unmittelbare Auswirkungen auf meine Besprechungen am darauf folgenden Tag.

Inwiefern? Beiträge in den Medien sind meist vereinfachte Präsentationen von komplizierten Zusammenhängen. Und der Zuschauer projiziert Gesehenes, Gehörtes oder Gelesenes in vereinfachter Form auf sich selbst. Das kann Ängste auslösen, aber auch zu medizinischem Aktivismus führen. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite können aufklärende Informationen oder Erfahrungen, wie sie beispielsweise im Internet zu finden sind, ein Beratungsgespräch auch erleichtern.

Sie arbeiten seit Beginn der Praxistätigkeit als Belegarzt am Thuner Spital. Wie kamen Sie dazu? Es gab damals noch zu wenig Frauenärzte in der Region, als ich mich für Thun entschieden habe. Der persönliche Kontakt zu einem Berufskollegen gab schliesslich den Ausschlag, eine Praxis zu eröffnen und als Belegarzt am Thuner Spital tätig zu werden.

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Was bedeutet Ihnen diese Arbeit am Spital Thun? Das Spital bietet eine wichtige und auch notwendige Infrastruktur für die Ausübung meiner Tätigkeit als Frauenarzt und Geburtshelfer. Zudem ist es ein Vorteil, wenn ich meine Patientinnen beispielsweise über die Schwangerschaft hinaus, also bei der Geburt, begleiten kann. Gleiches gilt auch in anderen Fällen wie etwa bei bösartigen Brusterkrankungen. Auch hier kann sich die persönliche Begleitung der Patientin von der Diagnose bis zur Behandlung und Nachbetreuung sehr positiv auswirken.

Also bringt diese Arbeit vor allem Vorteile für die Patienten… Ja, denn durch das Belegarztsystem können auch Spezialitäten angeboten werden, die in einem reinen Chefärztesystem nicht ohne Weiteres möglich sind. Das Belegarztsystem im Spital Thun funktioniert seit Jahren in den verschiedensten Fachbereichen, vor allem wegen der spitalpolitischen Haltung des CEOs Beat Straubhaar und des Verwaltungsrates der «Spital STS AG». Damit wird auch einer Abwanderung von Patienten in Privatspitäler entgegengewirkt, wo es dieses System auch gibt.

Ihre Frau Marianne ist Grossrätin, Tierschützerin und auch Präsidentin von Thun Tourismus. Was bedeutet Ihnen die Stadt Thun eigentlich? Meine Frau ist durch und durch Thunerin. Für mich als Stadtberner dauerte es seine Zeit, bis ich mich heimisch fühlte. Die hohe Lebensqualität in Thun möchte ich allerdings nicht mehr missen. Heute hege ich gegenüber der Stadt auch Heimatgefühle.

Was gefällt Ihnen besonders an der Stadt und der Region Thun? Da gibt es sehr vieles. Beispielsweise die Heile-Welt-Fassade der Stadt mit dem Schloss oder dem Wocher-Panorama. Auch die Aussicht vom Schadaupark auf den See oder der «Kraftort» Niesen sprechen mich an. Mir gefallen zudem die kurzen Wege in der Stadt: So bin ich zu Fuss in zehn Minuten am Bahnhof, in 14 Minuten im Spital oder in vier Minuten bei der Schadau-Fähre.

In welcher Form engagieren Sie sich für die Stadt Thun? Nachdem meine Frau den politischen Sektor abdeckt, unterstütze ich vorwiegend verschiedene Thuner Vereine und Hoffnungsträger. So beispielsweise auch den FC Thun durch meine Mitgliedschaft im «Club 1898». Ebenso hat der SC Thun meine Unterstützung, bin ich doch Mitglied des «Club 777». Nicht vergessen werden darf, dass ich mich beruflich ebenso für Thun engagiere. Schliesslich habe ich in meiner jahrelangen Tätigkeit als Frauen- und Belegarzt mehreren Tausend «neuen» Thunerinnen und Thunern auf die Welt helfen dürfen.

Haben Sie ob all Ihrem Engagement auch noch Zeit für sich? Ja, aber eher etwas unregelmässig.

Und welchen Freizeitbeschäftigungen gehen Sie in dieser Zeit nach? Ich spiele selber gerne Fussball oder Golf und trainiere zudem meine Fitness. Zuhause geniesse ich vor allem während warmer Tage gerne meinen Garten. In den Ferien gehe ich tauchen, im Winter natürlich auch skifahren.

Haben Sie einen besonderen Wunsch für die Zukunft? Natürlich. Ich wünsche mir Gesundheit und Zufriedenheit sowie –auch wenn es banal klingen mag – ein tiefes Handicap beim Golfspiel.

Interview: Martin Hasler Fotos: Martin Hasler/zvg

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