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Kongress- und Kulturzentrum Thun (KKT): Baustelle

«Man duckt sich etwas und – wow – steht im geräumigen

Eindrücklich präsentiert sich die Baustelle des Kongress- und Kulturzentrums Thun (KKThun) neben dem früheren Schadausaal: Bereits sind die grosszügigen Dimensionen des Foyers und des zusätzlichen Saals zu erkennen. Ein Rundgang mit Projektleiter Georg Müller.

Die Vielfalt in den Unterrichtsformen passt zu der Individualität, wie wir etwas an die Hand nehmen… Die im Februar verschneite Baustelle des KKThun: links Einblick ins neue Foyer, das nach rechts zum neuen Saal gequert wird. Rechts Blick vom Kran ins neue Foyer. Ganz rechts die Stahlträger des Dachs des neuen Saals.

Ein kleines Modell wird gigantische Realität: Was Thunerinnen und Thuner bisher lediglich aus eleganten Grafiken in der Zeitung kannten, wurde in den letzten Monaten unter Einsatz von 4000 Kubikmetern Beton zum Rohbau des KKThun. Georg Müller, Projektleiter bei der Stadt Thun, der Bauherrin, steht an diesem eiskalten Januartag unter offenem Himmel zwischen mete r hohen Betonwänden neben dem Schadausaal: «Hier ist der Haupteingang. Die Decke ist bewusst tief gehalten, man duckt sich etwas, geht weiter und –wow –steht im grosszügigen Foyer», schildert er die psychologische Wirkung der Raumgestaltung. Er weist auf die künftige Garderobe, die Cafeteria, die Toiletten, das Riesenfenster zur Seestrasse, den Cateringbereich. «Nun durchschreitet der Besucher die nächste Kompression» –Georg Müller hält die Hand flach über sich –«und wieder öffnet sich der Raum –wir stehen im neuen Saal!» Tatsächlich –dieses Erlebnis künftiger Theater-, Konzert- oder Kongressbesucher ist auf der Baustelle des KKThun schon heute nachvollziehbar.

Hinter dem bis zu 500 Personen fassenden zweiten Saal ist die Anlieferzone für beide Bühnen, auch für die des bestehenden Saals. «Mit Lärm dämmenden Oberflächen und einer Überdachung wird das nahe Wohnquartier gegen die Geräusche des Einund Ausladens geschützt», bemerkt Müller. Über eine breite

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Markante Garderobetheke und Literatur-Zitate im Foyer

Kunst wird im KKThun nicht nur auf den Bühnen stattfinden, sondern auch im Gebäude, nämlich in Form einer Garderobetheke sowie von Projektionen im Foyer. Sabina Lang (38) und Daniel Baumann (43) aus Burgdorf haben eine städtische Wettbewerbsjury mit einer markanten Garderobetheke, einem fünf Meter langen Kupfer-Messing-Polyeder, überzeugt. «F64» besticht mit seinen 64 Flächen durch ein Wechselspiel zwischen Kunst und Funktionalität. Beim zweiten Siegerprojekt, «en passant» von Chantal Michel (41) aus Kiesen, werden wenig bekannte Zitate von Persönlichkeiten, die in Thun lebten oder die Stadt «en passant» bereisten, auf die Wände des Foyers appliziert. Die Idee ist, dass die Gäste des KKThun die Aussagen «en passant» wahrnehmen und stets neu interpretieren. In Thun wird Kunst im öffentlichen Raum gezielt gefördert. Bei städtischen Neu- und Umbauten wird nur dann eine künstlerische Intervention realisiert, wenn eine hohe Publikumsfrequenz zu erwarten und ein Kunstprojekt passend und wirkungsvoll ist. Finanziert werden die Projekte – etwa alle zwei Jahre eines – meist über 1% der Bausumme.

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Baubilder im Internet

Auf www.thun.ch, «Amt für Stadtliegenschaften» (A bis Z), «Baudienste», «Projekte in Ausführung», «KKThun» werden in regelmässigen Abständen Bilder der aktuellen Baustelle aufgeschaltet.

Foyer des KKThun!»

Rampe gehts nun hinunter in die Tiefgarage für 85 Autos. 41 Säulen aus Stahlbeton sind zu sehen, und einzelne tragen gemäss Müller bis zu 560 Tonnen –das Gewicht eines voll be la-

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Professionelle Betriebsführung für alle Nutzer

Die Thuner Sozialfirma Transfair und die auf Event-Technik spezialisierte Eclipse SA werden für den professionellen Betrieb und die Vermarktung des KKThun verantwortlich sein. Hierzu haben sie die KKThun AG gegründet. Die Firma Transfair, die bereits für das Catering im Schadausaal verantwortlich war, beschäftigt in Thun etwas über 200 Menschen mit einer psychischen Behinderung. Auch die Eclipse SA ist mit Thun vertraut, denn sie hat sich bei Grossanlässen wie der Schweizerischen Künstlerbörse und der Kulturnacht einen Namen geschaffen. Die Stadt Thun und die KKThun AG haben einen Betriebs- und Nutzungsvertrag abgeschlossen. Die Betriebsgesellschaft soll Kongresse und Kulturevents nach Thun holen, umfassende Dienstleistungen für Veranstalter und Publikum erbringen und ein gutes Gastronomieangebot sicherstellen. Lokale und regionale Kulturveranstalter werden von speziellen Tarifen profitieren können. Zur Deckung der ungedeckten Kosten dieser Anlässe erhält die KKThun AG von der Stadt eine Abgeltung von jährlich rund 350000 Franken. Die Stadt wird im Verwaltungsrat der KKThun AG vertreten sein und strategisch mitreden können.

…wie auch zu den unterschiedlichen Hüten und den verschiedenartigen Rucksäcken von uns allen.

denen Riesen-Airbus 380. Am Ende der weitläufigen Garage tauchen wir aus dem Untergrund auf –und stehen wieder beim Haupteingang. Durch provisorische Türen gelangen wir in das altvertraute Foyer des Schadausaals, das, von der Sanierung der Gebäudehülle abgesehen, unverändert bleiben wird. Dem neuen Foyer und Büroräumen der Betriebsgesellschaft (s. Kasten) weichen musste das Treppenhaus in den ersten Stock, den wir nun über eine neue Seitentreppe erreichen. «Gleich neben dem Haupteingang wird ein Treppenturm mit der Anschrift KKThun erstellt», schildert Georg Müller. Dieser und der gesamte Neubau wird mit länglichen Keramikplatten verkleidet, deren genaue Farbe demnächst bestimmt wird.

Etwa 30 Arbeiter von zehn Unternehmungen sind durchschnittlich auf der Baustelle anzutreffen. Bis zur Eröffnung des KKThun im Mai 2011 werden etwa 50000 Arbeitsstunden erbracht worden sein. Georg Müller rechnet um: «Wenn ein Arbeiter den Erweiterungsbau alleine vornähme, bräuchte er dafür 24 Jahre.»

Text: Jürg Alder Bilder: Georg Müller/Hans Mischler

«Die Denkmalpflege soll in hundert Jahren noch Freude

Auf dem Areal der ehemaligen Schadaugärtnerei plant die Bieler Immobilienfirma Espace Real Estate AG die Überbauung «Tre Mondi». Auf den 17000 Quadratmetern soll Mietwohnen im Park möglich und bezahlbar werden. Ein Interview mit den Investoren.

Theodor Kocher, CEO der Espace Real Estate AG Das Projekt beinhaltet drei grosszügige Innenhöfe.

Fragen an Theodor F Kocher, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Espace Real Estate AG (www.espacereal.ch)

Herr Kocher, die Espace Real Estate AG ist in der Branche bekannt als sehr valabler, seriöser Investor. Wie haben Sie sich dieses Image erarbeitet? Bei allen Entscheiden haben die längerfristigen und nachhaltigen gegenüber den kurzfristigen Vorrang. Zudem tun wir, was wir sagen und sagen, was wir tun. Positiv gewertet wird auch, dass wir eine Schweizer Firma sind, die mit Geldern von Schweizer Investoren wie Pensionskassen arbeitet.

Die geplante Überbauung Schadaugärtnerei des Siegerprojekts «Tre Mondi» spaltet die Gemüter. Weshalb? Der Kanton will den Boden einer angemessenen Nutzung zuführen und die Stadt ist interessiert an einem verdichteten Siedlungsbau. Beide wollen eine Siedlung, die ganzheitlich auf die alten Bauten und die Umgebung abgestimmt ist. Das sehen einige Anstösser und politische Kreise anders. Sie möchten, dass das Terrain weder überbaut noch einer anderen Nutzung zugeführt wird. Hier gibt es eindeutig gegensätzliche Interessen.

Und Sie als Investor, was sagen Sie dazu? Die Espace Real Estate ist interessiert an einer nachhaltigen Anlage. Der Grossteil der Wohnungen soll in unserem Eigentum bleiben, deshalb auch das Mietangebot. Wir sind interessiert an einem lagegerechten, gehobenen, energietechnisch nachhaltigen Wohnkomfort mit grosszügigen Aussenräumen. Im Zentrum stehen die drei historischen Gebäude der ehemaligen Schadaugärtnerei. Was geschieht mit ihnen? Die Berner Architekten Aebi&Vincent erhielten für ihr Projekt «Tre Mondi» im Architektur-Wettbewerb von der Jury den Zuschlag. Die alten Gebäude werden, zusammen mit der Denkmalpflege, vollständig saniert und mehrheitlich zu Wohnungen umgebaut. In der Hofgruppe sollen im Erdgeschoss auch Atelierräume entstehen. Bei der Orangerie wird es höchste Zeit für eine Sanierung. Sie zeigt bereits Zerfallserscheinungen.

Ist die Denkmalpflege mit dieser Lösung auch zufrieden? Sie hat das vorliegende Projekt genehmigt und wird dessen Umsetzung begleiten. Dabei entstehen in den alten Mauern Lieb haber-Wohnungen. Wir wollen so bauen, dass die Denkmalpflege auch in hundert Jahren noch Freude daran haben wird.

Und wie sieht es bei der gegenüber liegenden Scherzligkirche aus? Die kantonale Denkmalpflege-Kommission hat sich in einem ausgiebigen Verfahren sehr gründlich mit der Problematik befasst. Auf ihre Intervention haben wir das nächstgelegene Gebäude um eineinhalb Stockwerke reduziert. Die anderen Häuser haben auf die Scherzligkirche keinen Einfluss.

Bleiben das Gelände und die alten, zerfallenden Bauten der Stadtgärtnerei bis zum Baustart in einem Jahr unbenutzt? Bis die Baubewilligung vorliegt, haben wir auf dem Gelände nichts zu suchen. Dann wollen wir das Gelände in zwei Bauetappen aus dem Dornröschenschlaf wecken.

daran haben»

Stadtauswärts nach der Schadaukurve, Alt- und Neubauten vereint.

Fragen an Stefan Ringler, Leiter Bauprojekte der Espace Real Estate AG

Herr Ringler, in einem Projektbeschrieb steht, es entstehe eine grüne Oase. Was darf man sich darunter vorstellen? Damit meinen wir drei grosse Innenhöfe, die teilweise öffentlich begehbar werden. Das Projekt hat im Wettbewerb nicht zuletzt deshalb gewonnen, weil es grosse Teile des Geländes frei lässt. Dies entspricht auch dem Wunsch der Stadtplanung und ist Teil der Qualität und der Gehobenheit.

Dort, wo heute vor dem Schadaupark und der Scherzligkirche geparkt wird, entsteht ein Gebäude. Gehen da Parkplätze verloren oder werden sie ersetzt resp. zusätzlich geschaffen? Heute beinhaltet der Parkplatz 46 Plätze, die aber nicht immer effizient genutzt werden. Bei der Realisation von «Tre Mondi» entstehen ausser den privaten Parkplätzen in der Einstellhalle auch 45 Plätze für die Öffentlichkeit, alle sehr gut beleuchtet und sicher. Zudem wird ein Carparkplatz angelegt, bei Bedarf wäre auch ein zweiter machbar.

Die Schadau ist als heikles Grundwassergebiet mit Schadenspotenzial bekannt. Müssen dagegen spezielle Vorkehrungen getroffen werden? Die geplanten Gebäude liegen nicht oder –im Extremfall –nur gering im Grundwasser. Die gründlichen Abklärungen des Geologen zeigen, dass weder eine Veränderung der natürlichen Verhältnisse noch ein Einfluss auf Nachbarliegenschaften entsteht.

Die neue Bushaltestelle beim Scherzligkirchlein.

Und mit dem Hochwasser, wie sieht es da aus? Wir planen alle Gebäude mit erhöhtem Parterre, wie es im Gebiet üblich ist. Nach Auswertung der Hochwasser von 1999 und 2005 sind sowohl Gebäude als auch Einstellhalle sicher in Bezug auf Auftrieb und Wasserdichtigkeit, auch in Extremsituationen.

Bis der Spatenstich erfolgen kann, wird es noch Gespräche mit den Quartierbewohnern geben. Wie gehen Sie diesen Dialog an? Bei allen Entwicklungen pflegt Espace eine offene und transparente Kommunikation mit den Beteiligten. Beim Projekt «Schadaugärtnerei» wurde diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So wurden z.B. mehrere Informationsveranstaltungen durchgeführt und auf der eigens für das Projekt eingerichteten Homepage www.schadaugaertnerei.ch wird laufend aktuell informiert.

Können sich auch Familien diese bevorzugte Wohnlage leisten? Das ist unser Ziel. Bei einem Mietvergleich sind selbstverständlich die Qualität der Bauten mit Minergiestandard und grosszügigem Aussenbezug zu berücksichtigen.

Weshalb sind Sie so überzeugt von diesem Projekt? Die Idee einer positiven Stadtentwicklung wird hier realisiert. Der Bus fährt direkt ab der Überbauung, die grösstenteils aus Mietwohnungen besteht. Aber auch zu Fuss sind das Zentrum und der Bahnhof gut erreichbar. Ausserdem ist die Belastung durch den Mehrverkehr wesentlich geringer, als dies bei einer öffentlichen Nutzung des Areals sein würde.

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