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Die Thuner Märkte: Frühaufsteher richten Frisches
from Thun Magazin 01/10
by WEBER VERLAG
Frühaufsteher richten Frisches
Egal ob knackiger Kopfsalat, schnittfrische Blumen oder gesundes Obst. Qualitativ hochstehende Produkte werden von regionalen Produzenten Woche für Woche auf dem Thuner Frischwarenmarkt angerichtet.
Der Thuner Wochenmarkt bietet Woche für Woche frisches Gemüse, Obst und regionale Produkte. Gemüsebauer und Frühaufsteher Bernhard Hänni aus Noflen richtet am Marktstand frischen Nüsslisalat aus eigener Bio-Produktion.

Es ist dunkel und kühl. Nur zögerlich wird die Dämmerung durch den erwachenden Tag abgelöst. Es ist nicht nur kühl und dämmrig an diesem Samstagmorgen. In der Thuner Innenstadt ist es ruhig in der Früh. Allerdings nur auf den ersten Blick. Da und dort ist reges Treiben auszumachen. Es sind Landwirte, Gärtner, Obst- und Gemüsebauern, welche vor Tagesanbruch in der Thuner Innenstadt anzutreffen sind. Ziel der Frühaufsteher ist das Bälliz, der Rathausplatz und der Platz vis-à-vis des Thuner Bahnhofs. In Thun ist Märit und «thun!dasmagazin» hat sich unter die Frühaufsteher gemischt.
Biogemüse aus Noflen Einer der Frühaufsteher ist Bernhard Hänni aus Noflen. Seit fünf Uhr in der Früh ist der regionale Bio-Gemüsegärtner am Thuner Märittag auf den Beinen. Er richtet frischen Nüsslisalat auf seinem Marktstand zurecht. «Gestern Nachmittag haben wir diesen Salat geerntet», sagt er. Die Nacht vor dem Auftritt am Thuner Markt ist für Bernhard Hänni und sein Team deshalb ziemlich kurz. «Sämtliche Salate bringen wir erntefrisch auf den Thuner Markt», erklärt der Gemüsegärtner, währenddem eine Mitarbeiterin verschiedenfarbene Rüebli am Märitstand in Szene setzt. Zeit für den Standaufbau bleibt nicht viel. «Es gibt auch unter den Kunden Frühaufsteher», weiss der Marktfahrer, dessen Familie mit ihrem Bio-Gemüsestand seit 1982 auf dem Wochenmarkt in Thun präsent ist. Anfangs noch an der Länggasse 6 und am Rathausplatz und seit vergangenem Sommer am Aarefeldplatz. Rund 60 unterschiedliche Gemüsesorten bringt der Gärtner während der Saison auf den Markt. Produziert nach biologischen Grundsätzen auf dem eigenen Hof in Noflen. Kern von Hännis Produktion ist die ganzheitliche Anbaumethode mit Hilfe von effektiven Mikroorganismen. Diese finden zum Beispiel Verwendung in der Herstellung von Joghurt oder Bier. Beim biologischen Anbau von Gemüse stärken sie das Pflanzenwachstum und steigern die Abwehrkräfte. Auf dem rund 16 Hektaren grossen Betrieb wachsen frisches Gemüse, Kartoffeln und Getreide, welche zum grossen Teil auf dem Markt in Thun Absatz finden.
Dabei werden aktuell 22 Mitarbeitende in 11 Vollzeitstellen beschäftigt. Bernhard Hänni lebt für den Thuner Wochenmarkt: «Als Produzent schätze ich den direkten Kundenkontakt.» Den direktenKontakt zum Produzenten schätzt dagegen eine weitere Frühaufsteherin. «Ich bin rechtzeitig am Markt, weil dann die Auswahl sehr gross ist. Zudem finde ich es toll, direkt beim Produzenten einzukaufen», sagt eine junge Dame, die frisches Biogemüse für die Familie und ihren sechs Monate alten Sprössling auswählt.
«Sämtliche Salate bringen wir erntefrisch auf den Thuner Markt.»
Bernhard Hänni, Gemüsegärtner

Die Kartoffeln stammen vom eigenen Hof, die Eier auch: Hans-Ulrich und Edith Herren sind vom Thuner Wochenmarkt nicht wegzudenken. Seit 1969 setzt die Bauernfamilie auf Direktverkauf.
Kabiskopf zur Hälfte Überhaupt: Kundenkontakt wird am Markt in Thun so oder so grossgeschrieben. Nur ein paar Schritte weiter, im oberen Bälliz, kennt man sich. Marktfahrer und Kunden sprechen sich mit Vornamen an. «Ich kenne die Vorlieben und Wünsche der Kunden», sagt Edith Herren. Die Bäuerin aus Seftigen muss es wissen. Sie gilt als eine der routiniertesten Thuner Marktfrauen. Seit 1969 bedient Edith Herren an ihrem Stand Kundinnen und Kunden Woche für Woche mit knackigem Salat, Karotten, Kohlrabi, Kartoffeln oder Bohnen direkt vom Freiland. Ihr macht es auch nichts aus, kurz vor dem Znüni für eine Kundin einen roten Kabiskopf in zwei Hälften zu teilen. «Das ist eben Markt», sagt sie und reicht zum halben Kabiskopf ein paar Eier dazu. Am Markt unterstützt wird Edith Herren von Sohn Hans-Ulrich. Er führt den Landwirtschaftsbetrieb mit 18 Milchkühen und hilft beim Pflanzen und Ernten des Märitgemüses mit. «Schon als Schüler war ich am Märit aktiv. Es ist wie ein Virus, von dem man nicht loskommt», sagt er. Nicht zuletzt auch deshalb, weil am Thuner Wochenmarkt Kontakte zwischen der Stadt- und Landbevölkerung gefördert werden. «Am Märitstand ist aktuelle Politik ebenso ein Thema wie Gartentipps», so Hans-Ulrich Herren. Apropos Gartentipps: Als langjähriger Direktvermarkter bringt der Landwirt alte Apfelsorten aus eigener Hochstammanlage direkt und ohne Zwischenhandel auf den Thuner Wochenmarkt im oberen Bälliz. Besonders beliebt sind zum Beispiel Glockenäpfel, Sauergrauech oder die Sorte Goldrenette Freiherr von Berlepsch. Vitaminli für den Körper Auf frische Vitamine setzen am Thuner Wochenmarkt indes Therese Howald und Irma Rupp. Die beiden Damen aus der Region geniessen im Bälliz zwei Fruchtdrinks. Zur Apérozeit hat Marktfahrer Horst Wieladt Orangen und Bananen geschnitten, gepresst, gemixt und schliesslich frisch serviert. «Vitaminli», nennt er diesen Saft aus frischen Früchten. «Eigentlich kommt noch die Mangofrucht dazu», erklärt der Marktfahrer und zeigt auf seine Getränkekarte. In seinem Saftlädeli am Märit im Bälliz ist die Getränkekarte Aushang. Der Kundenwunsch hat Vorrang.
«Wer mag, kann je nach Saison auch einen frisch zubereiteten Mixdrink mit gut gereiften Erdbeeren, Ananas oder Äpfeln geniessen», sagt Horst Wieladt. Dank Mixer, Orangenpresse und Zentrifuge sind die frischen Drinks am Märit innert zwei Minuten servierbereit. Horst Wieladt serviert seine vitaminreichen Frucht- und Gemüsekreationen im Bälliz an Stehtischen. Dies hat Vorteile. «Es kommt oft zu Gesprächen zwischen Leuten unter schiedlicher Genera tionen», hat der Marktfahrer festgestellt. Und: «Oft werden dabei Shopping-Tipps ausgetauscht.»

Orangen und Bananen geschnitten, gepresst, gemixt und als Drink im Glas frisch serviert: Marktfahrer Horst Wieladt sorgt im Bälliz für den Vitaminschub.
«Es kommt oft zu Gesprächen zwischen Leuten unterschiedlicher Generationen.» Horst Wieladt, Marktfahrer

Blumig geht es am Marktstand von Rino Odermatt zu und her. Seine Tulpen, Primeln und bunten Frühlingsblumen made in Thun finden Anklang.
Treffen mit Blumen Aus dem öffentlichen Leben sind die Thuner Märkte wirklich nicht mehr wegzudenken. «Am Märit treffen sich Jung und Alt», sagt Rino Odermatt. Der Gärtner aus dem Thuner Lerchenfeld hat an diesem Samstag keine Mittagspause. Seine eigens produzierten Blumen finden Anklang. Auf dem Markttisch stehen Primeli, Tulpen und Narzissen –made in Thun. «Die Schnittblumen werden am Vortag frisch geschnitten und zu bunten Sträusschen und Arrangements verarbeitet», erklärt der Thuner Gärtner. Seit 16 Jahren betreiben Rino und Eveline Odermatt ihren blumigen Marktstand im Bälliz. Und sie bringen auch ganz spezielle Kräuter aus eigener Produktion unter die Leute. So finden sich im Thuner Bälliz zum Beispiel frisches Zitronengras, duftender Silberoriganum, wohlriechender Thymian oder Süsskraut. Genau diese Spezialitäten machen Passanten im Bälliz neugierig. Einige bleiben fragend stehen, andere wollen Auskunft oder schnuppern ganz einfach am frischen Grün. «Arbeiten am Markt ist wie ein Lebenselixier. Es macht einfach Spass», sagt Rino Odermatt. Und weiter: «Der Thuner Markt gleicht einer grossen Familie, weil der Wochenmarkt das breite Angebot der Geschäfte in der Thuner Innenstadt ergänzt.»
Kornelkirsche im Glas Der Thuner Märit ist wirklich ein Lebenselixier. Dies gilt auch für die Kornelkirsche. Die Frucht des Hartriegels ist nicht nur gesund, sie enthält auch dreimal so viel Vitamin C wie Zitronen. Das einheimische Wildgehölz ist hierzulande weit verbreitet und dessen gesunde Frucht ist am Märit in Thun erhältlich. Weil die Kornelkirsche leicht säuerlich-herb schmeckt, werden die roten Früchte frisch verarbeitet angeboten. Zu finden sind sie am Marktstand von Monica Gugger auf dem Rathausplatz. Die Bäuerin aus Heimenschwand verarbeitet die Kornelkirsche zu leckerer Konfitüre im Glas. «Die frischen Früchte werden dabei einfach von Hand durch ein Sieb gezogen», sagt die Bäuerin. Und erklärt: «Damit der Geschmack der Früchte richtig zur Geltung kommt, ist deren Reifegrad sehr wichtig.» Eines jedenfalls ist sicher: Die frischen, hausgemachten Konfitüren von Monica Gugger ziehen an diesem Vormittag auf dem Rathausplatz die Blicke zahlreicher Märitbesucherinnen und -besucher auf sich.
Für die Bäuerin ist es dabei auch kein Problem, da und dort eines ihrer eigens kreierten Rezepte an Passanten weiterzugeben. Und da ist auch noch der Buchholter-Bergkäse. Ebenfalls eine Kreation der Bauern familie Gugger. Der würzige Käse aus dem Thuner Ostamt findet sich gleich neben den hausgemachten Konfitüren. «Wir produzieren diesen Käse frisch und direkt auf unserem Hof von der Milch unserer Kühe», sagt Monica Gugger nicht ohne Stolz. Einen Bummel über den Frischproduktemarkt am Rathausplatz sollte man sich jedenfalls nicht entgehen lassen.

Die Bäuerin Monica Gugger aus Heimenschwand weiss, wie die Kornelkirsche ins Glas kommt, und gibt auch gerne mal ein eigenes Rezept weiter.
«Wir produzieren Käse direkt auf unserem Hof von der frischen Milch unserer Kühe.» Monica Gugger, Bäuerin
Text und Bilder: Stefan Kammermann
MÄRKTE IN THUN
Wochenmarkt: Jeden Mittwoch und Samstag im Bälliz. Frischproduktemarkt: Ökologische und biologische Produkte aus der Region Thun. Jeden Samstag 8 bis 12 Uhr auf dem Rathausplatz. Markt Aarefeldplatz: Jeden Dienstag und Samstag.