Zeit für neue Wege

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Zeit für neue Wege SENKRECHTDie besten Wanderhotels in den Alpen

STARTER Vom Glück in den Bergen

Bis an die Grenze gehen

Mit Kindern unterwegs

Endlich Ruhe. Endlich Berge. Die Gedanken fliegen, der Geist wird frei. Essay über die Lust am Wandern

Höher, steiler, schöner: Unsere Autorin hat sich mit über 60 noch mal ganz neue Ziele gesteckt

Suchspiele, Gipfelgespräche, Frust und Freuden – wer mit der Familie wandern geht, der kann eine Menge erleben

www.wanderhotels.com


Zeit für neue Wege

Raus an die frische Luft! Einatmen. Ausatmen. Die einfachen Freuden des Lebens wiederentdecken. Gipfel erklimmen, auf Almwiesen rasten. Schritt für Schritt leben und Energie tanken: Wandern! Die 72 Hoteliers unserer Wanderhotels kennen alle Schätze ihrer Heimatregion – und garantieren unvergessliche Eindrücke.

Welten entdecken Vogelstimmen am offenen Fenster, funkelnde Sonnen­ strahlen am Frühstückstisch? Keine Frage – so beginnt ein perfekter Wandertag! Für die englische Schriftstellerin Elizabeth von Arnim ist Wandern „die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“ Und dazu gehört auch die Freiheit, im eigenen Tempo zu gehen, denn Wandern ist viel mehr als schlichte Bewegung. Wandern bedeutet, sich selbst besser kennenzulernen, neugie­ rig zu werden, Natur mit allen Sinnen zu spüren – und Respekt vor ihrer Größe zu entwickeln. Der Horizont erweitert sich wie von alleine, wenn man in den Bergen unterwegs ist. Die Wanderhotels liegen in Österreich, in Südtirol und im Schwarzwald. Unsere Hoteliers sind Wanderführer und Erlebnis­ guides in einem – sie zeigen Ihnen ihre Lieblings­plätze und geben ihr Naturwissen gerne weiter. Genießen Sie Wander­ ferien voller Herzlichkeit, Tradition und Qualität. Alles zu diesem Thema: wanderhotels.com

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Die Alpen in allen Facetten erleben Unvergesslich für Gipfelstürmer und Genuss­ wanderer: Der Moment, in dem man einen blauen See vor einer majestätischen Bergkette entdeckt, auf Baumstämmen über einen glasklaren Bach balanciert oder nach einem fröhlichen Wandertag auf einer Alm einkehrt. Alle Wanderhotels liegen an ganz besonderen Plätzen in der Natur. Mit unseren Guides sammeln Gäste glückliche Momente: Sind das etwa tanzende Murmeltiere da oben auf dem Felsen?

Unsere Versprechen + Beste Lage + Alpine Kompetenz und Erfahrung + Geführte Touren + Ausrüstungsservice + Wandertaxi + Wellness + Regionale, gesunde Küche 4

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Die Sinne verwöhnen Viele Wanderhotels bauen Gemüse, Obst und Kräuter selbst an. Sie verarbeiten ihre Produkte tagesfrisch – und servieren eine leichte, regionale Küche.

Genussreif Eine knackige Wanderung und gutes Essen, das gehört einfach zusammen. Alle unsere Gastgeber servieren eine saisonal ausgerichtete, gesunde Küche. Nirgendwo gibt es mehr Biobauern als in Österreich. Und Äpfel, Beeren und Trauben aus Südtirol schmecken wunderbar sonnengereift. Viele unserer Wanderhotels betreiben eigene Landwirtschaft oder sind mit Bauernhöfen in der Nähe eng verbandelt. Unsere Küchenmeister verwandeln die frischen, regionalen Produkte höchstpersönlich in Gourmetmenüs. Spitzenköche sorgen in allen Wanderhotels für feine Genüsse. Lassen Sie sich von der Qualität der alpinen Kulinarik über­raschen. Denn: Die Alpen sind ein riesiger Feinkostladen – und ein Wander­ urlaub ist eine Einladung zum Genuss mit allen Sinnen! Alle Wanderhotels mit Angeboten für Genießer finden Sie unter: wanderhotels.com/kulinarik

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Vorschläge für Anfänger

Was Neues ausprobieren Wollten Sie schon immer mal eigenes Brot backen oder Bilder in Öl malen? Wollten wissen, ob Yoga oder doch eher das Alphorn genau Ihr Ding ist? Einige unserer Wanderhotels haben ganz verschiedene Angebote für Anfänger – trauen Sie sich!

Wissen sammeln

Natur spüren – und verstehen! Wie entsteht aus Holunderblüten ein Dessert? Wie verständigen sich Vögel untereinander, wie erlernt man Vogelstimmen? Welche Kräuter helfen bei welchen Beschwerden? Und: Wie kann man jodeln lernen? (Wenn man’s denn will …) In unseren Naturerlebnisund Wildkräuterschulen können Gäste ganz entspannt Naturwissen erfahren und sich dabei erden. Einzige Voraussetzung: Seien Sie offen für Neues! Die Kräuterexpertinnen und Kräuterexperten unserer Wanderhotels erklären, welche Schätze die Natur in der Wildnis bereithält und wie man diese zu feinen Speisen, Getränken und heilsamen Anwendungen verarbeiten kann. Bei den Führungen, Workshops und Ausflügen der Naturerlebnisschule spüren Gäste die Welt der Berge mit allen Sinnen. Mehr zu diesen Themen finden Sie unter: wanderhotels.com/entdeckungen

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Abtauchen – alpine Wellness

Die Seele streicheln Wo wundersame Kräfte walten: Unsere Wellnessoasen und Kräuterstuben bieten genau die richtigen Zutaten für einen gesunden Tagesausklang.

Berge sind wahre Kraftorte für Körper und Geist: Die Symbiose aus Natur und Bewegung sowie gesunder Ernährung mit regio­ nalen Produkten entspannt und schenkt neue Energie. In all unseren Wellnessbereichen dominieren heimische Materia­ lien. Egal ob im Baumhaus, in der Kräuterstube, im privaten Spa auf 2000 Metern Höhe – genießen Sie nach einem erleb­ nisreichen Tag in den Bergen den Duft nach Zirbe und Berg­ heu, wagen Sie einen Sprung ins Wasser! Einige unserer Wanderhotels haben eigene Naturteiche direkt am Haus.

Unsere Versprechen für Erholungsuchende

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Alle Hotels kombinieren Wanderungen mit WohlfühlAnwendungen und bieten einen umfangreichen Spa-Bereich Qualifizierte Therapeuten, Fitness- und Vitaltrainer sorgen für das Wohl der Gäste Viele Südtiroler Hotels bieten das geprüfte Vitalpina-Wohlfühlkonzept Angebote dazu finden Sie unter: wanderhotels.com/ wellness

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Welten entdecken Wir lassen Sie nicht allein: Einige unserer Wanderhotels verleihen Fahrräder, bieten geführte Touren und jede Menge Service.

Radwandern & Mountainbiken Wer hat Lust auf etwas mehr Tempo? Als Outdoor-Experten bieten ausgewählte Wanderhotels geführte Rad- und Mountainbike-Touren an. Gerade in Trentino, im Vinschgau und in Saalbach Hinterglemm haben Radler schier unbegrenzte Möglichkeiten: E-Biken, Mountain­ biken, Freeriden oder Downhill-Abenteuer – für jede Gangart gibt es passende Angebote. Gut ausgebaute Radwege führen zu beliebten Ausflugszielen, auf abgelegene Almen und in einsame Bergdörfer. Unsere kundigen Guides geben gern Tourentipps für jedes Level.

Unsere Versprechen für Biker

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Lage in unmittelbarer Nähe von Radwegen oder Mountainbike-Routen Abschließbare Abstellräume für Mountainbikes und Fahrräder Organisiertes Rad/MTB-Programm mit zertifizierten Guides im Hotel/im Ort Radverleih im Hotel und im Ort Karten- und Tourenvorschläge Alle Wanderhotels mit Angeboten für Biker finden Sie unter: wanderhotels.com/mountainbiken

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Hotels für Singles und Alleinreisende

Gemeinsam wandern Eine Auszeit, eine kurze Pause vom Familienalltag oder auch der Wunsch, neue Menschen kennenzulernen – beim gemeinsamen Wandern kommen auch Allein­ reisende schnell in Kontakt miteinander. In ausgewähl­ ten Wanderhotels sind Singles besonders willkommen. Hotels für Singles und Alleinreisende unter wanderhotels.com/alleinreisende

Wanderferien mit Vierbeiner

Und der Hund darf auch mit! Hunde lieben ausgedehnte Wandertouren – und gehören ja auch einfach zur Familie. Wohlerzogene Vierbeiner sind in den meisten Wanderhotels gern gesehen. Manche Häuser haben sich sogar auf „Urlaub mit Hund“ spezialisiert und bieten besondere Zusatzleistungen für den besten Freund des Menschen. Alle Wanderhotels, in denen ihr Hund willkommen ist, unter wanderhotels.com/hunde

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Winterwandern in den Bergen Durch tief verschneite Wälder streifen und in der Ferne Rehe sehen. Der Spur des Schneehasen folgen und sich irgendwann in einer Berghütte bei heißem Tee und einer Brotzeit wieder aufwärmen. Im Winter erstarren die Berge zu Eis und Schnee, faszinierende, neue Landschaftsbilder entstehen. Man kann die Stille beim Wandern oder Langlaufen genießen – oder im nächst gelegenen Skigebiet auf gut präparierten Pisten abfahren. Die Skischulen kümmern sich dort kompetent um den Nachwuchs, bieten Kurse für Anfänger und Wiedereinsteiger. Und nach dem Wintersport erwarten Gäste gemütliche Abende im Wanderhotel – mit alpiner Wellness, feiner Küche und herzerwärmend schönen Stunden am Kamin. Alles über Winterferien in den Wanderhotels finden Sie unter: wanderhotels.com/winter

Den Winter erleben Ruhe ist eingekehrt, drinnen wie draußen. Winterurlaub im Wanderhotel – das kann einfach zauberhaft sein. Nun geht‘s auf Winterwanderwegen oder mit Schneeschuhen raus in die Natur.

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… 3798 m hoch ist der höchste Berg Österreichs, der Großglockner am Schnittpunkt von Kärnten, Salzburg und Osttirol.

… Wanderhotels in bester Lage freuen sich auf Sie. Die Gastgeber stellen ihre gesamte alpine Kompe­ tenz und Erfahrung als passionierte Wanderführer zur Verfügung: für Ihre schönsten Wochen des Jahres.

Wussten Sie’s? 1000 + 1

8000

… Antworten auf Ihre Fragen zur alpinen Tier- und Pflanzenwelt, zu Geologie und Geschichte haben un­ sere leidenschaftlichen Hoteliers. Auch mit den Bräuchen und Rezep­ ten für regionale Spezialitäten ken­ nen sie sich gut aus. Löchern Sie Ihre Gastgeber, so viel Sie mögen!

… Fußballfelder misst die größ­ te Hochalm der Alpen: die Seiser Alm in den Südtiroler Dolomiten, nordöstlich von Bozen. Das 56 Quadratkilometer große Hochpla­ teau hat in etwa die Ausdehnung des Starnberger Sees – aber die beeindruckendere Aussicht!

Über 60 heimische Heilkräuter, wie etwa der Alpenwegerich, der gegen Husten und bei Hautproblemen helfen soll, wachsen in den Alpen. In Tees, Salben und bei wohltuenden Anwendungen entfalten sie ihre Verwöhn-Wirkung in den wunderschönen Wellnessbereichen unserer Wanderhotels. 18

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1 Million Tonnen … Äpfel ernten die Südtiroler Apfelbauern pro Jahr. Darunter schmackhafte Raritäten wie den „gelben Fritz“, den „Brixner Platt­ ling“ oder den „Winterkalvill“, an dem einst ein russischer Zar Gefal­ len fand.

1336 gilt als die Geburtsstunde des Wanderns als zweckfreies Gehen. Francesco Petrarca bestieg damals mit seinem Bruder erstmals den 1900 Meter hohen Mont Ventoux. Heute wandern regelmäßig mehr als 44 Millionen Menschen allein in Deutschland. Über 300.000 Gäste machen dabei Urlaub bei den Wanderhotels.

Big

… nennt man die sehenswertesten Arten bei Safaris (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leo­ pard). Die Big 5, die geduldige Wanderer in den Alpen antreffen, sind der Steinbock, die Gämse, das Murmeltier, der Stein­ adler und der Bartgeier. Allesamt zum Glück weniger gefährlich. Der Bär gehört übrigens noch nicht zu den Big Five der Berge.

18+6 … Naturparks und Nationalparks finden sich im Um­ kreis der Wanderhotels in Österreich, Südtirol und dem Schwarzwald – Natur pur, perfekt, um sich zu erholen. Mit jedem Schritt spürt der Wanderer die Kraft und die Ursprünglichkeit der Bergwelt.

… etwa 1400 Kalorien verbraucht eine 40-jährige, normalgewichtige Frau bei einer vierstündigen Bergwanderung. Die tatsächliche Kalorienzahl hängt vom Tempo und der Steigung ab. Klar, Linksüberholer verbrennen mehr Kalorien als Blümchenpflücker.

Noch mehr Informationen über die Wanderhotels gibt’s auf  www.wanderhotels.com/magazin 19


Der Lohn der Stille

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VON STEFAN NINK Fotos:

Gletscher im Blick: Der Wanderweg in Richtung Innerschlöß führt zu einem der schönsten Talabschlüsse in den Ostalpen – hier bei einer Wanderung vom Hotel Outside in Matrei

Was uns beim Wandern durch den Kopf geht: Es gehört Mut dazu, in diesen Zeiten einmal für einen Tag oder für eine Woche den Stecker zu ziehen und bloß noch still einen Schritt vor den anderen zu setzen. Auf den Berg hinauf, im Tal, auf erdigen Wegen oder feuchten Pfaden, ganz gleich – wer wandert, schenkt sich echte Lebenszeit. Gehen Sie mit auf eine philosophische Wanderung.

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» Wandern und Denken haben etwas Meditatives. Beides sind Formen des Unterwegs-Seins, Ausdruck und Abbild unseres Lebens, der Weg­strecke zwischen Geburt und Tod. «

Stille Idylle: Der Prebersee im Lungau unweit des Hotels Steffner-Wallner

Albert Kitzler, deutscher Philosoph in seinem Buch „Vom Glück des Wanderns“

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anchmal hört man nichts als die eigenen Schritte. Keinen Wind, kein Vogelgezwitscher, kein Blättergeraschel, kein Raunen der Baum­wipfel – bloß die eigenen Schritte, sonst nichts. Ihr dumpfes Ploppen auf dem weichen Boden eines Waldpfads, das Klacken, wenn Hartgummisohle auf blanken Fels trifft, ihr Schmatzen, wenn es zuvor geregnet hat und der Boden nun so matschig ist, dass sie für einen Augenblick festzukleben scheinen. Die Stille, die einen manchmal beim Wandern umgibt, fällt einem zuerst überhaupt nicht auf. Wir sind sie nicht mehr gewöhnt. Unsere Welt ist laut, immer und überall. Drau22

ßen dröhnen Autos auf den Straßen und Flugzeuge am Himmel, drinnen plärren Radio, Netflix oder Nachbarkinder, und das Smartphone piepst, bloinkt und zischt sowieso immer und überall. Selbst im angeblich stillen Zimmer ist immer irgendetwas, das im Hintergrund summt oder brummt. Wir haben uns so an die allgegenwärtigen Geräusche gewöhnt, dass wir sie oft überhaupt nicht mehr wahrnehmen, als seien sie völlig normal, als gehörten sie einfach dazu. Und dann sind wir allein auf einem Wanderweg in den Bergen, irgendwo zwischen Tal und Gipfel oder tief in einem Wald, und bemerken plötzlich, dass irgendetwas anders ist. Und dass uns das gut tut.

Wandern schärft die Sinne. Es geschieht nicht von jetzt auf gleich, sondern unmerklich. Oft begleitet das Tosen der Welt einen ja noch eine Zeitlang, hallt von der Straße hinter einem her, steigt aus dem Tal unter einem auf. Irgendwann aber bleibt man stehen und sucht die Baumstämme nach dem Specht ab, den man gehört hat. Oder man bemerkt das leise Glucksen eines Bachs irgendwo im Gras. Ist das erst einmal passiert, strömt plötzlich die ganze große Welt auf einen ein. Überall Töne! Und überall Farben! Und überall Gerüche! Einer der schönsten Momente an einem Wandertag ist – immer wieder aufs Neue – diese plötzliche Erkenntnis, was eine simple Wiese auf

einer Waldlichtung mit einem anstellen kann. Oder ein Tannenhain. Wie die Natur einen dazu bringt, den Blick auf kleinste Details zu lenken, auf einen Schmetterling oder die Bewegung von Blättern im Wind oder den Glanz, den Moos zu einer bestimmten Tageszeit hat. Als wollte sie sagen: Schau mal her, so schön bin ich, wenn du dir nur mal Zeit nehmen würdest, mich genauer anzuschauen. Mich zu riechen. Mir zuzuhören. Solche kurzen Momente: Sie gehören zu den Gründen, warum der Mensch wandert. Natürlich gibt es immer Leute, die andere Motive haben, die in persönlicher Rekordzeit auf die Zugspitze

» Bei jedem Gang in der Natur erhält man weit mehr, als man sucht. « John Muir, schottischamerikanischer Universalgelehrter

wollen oder in möglichst wenig Tagen über die Alpen nach Italien, aber, ganz ehrlich: Das sind Ausnahmen. Genau wie jene, die mit ihren Fitnesstrackern Kilometer sammeln (um am Ende des Jahres ein bunt blinkendes „Dreimal auf den Everest und zurück“-Abzeichen auf ihr Smartphone geschickt zu bekommen). Andere behaupten, sie seien wegen des Gipfelblicks unterwegs, aber auch das sind eigentlich bloß wenige. Wie auch diese kurzen Panorama-Augenblicke eben nur gelegentliche Augenblicke während eines langen Wandertags sind. Den Rest der Tour: wandert man einfach. Setzt einen Fuß vor den anderen, 23


» Wandern ist eine Tätigkeit der Beine – und ein Zustand der Seele. « Josef Hofmiller, deutscher Schriftsteller

» Ich würde nur einem Gedanken trauen, der mindestens zehn Kilometer gewandert ist. « Friedrich Nietzsche, Philosoph

Sonnenaufgang am Mutegg: Tour mit dem Chef des Erlebnishotels Waltershof Blühendes Leben­ am Wanderhotel Gassner 24

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» Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann. « Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller

hundert Mal, tausend Mal, zehntausend Mal. Lässt sich von der Monotonie des immer gleichen Bewegungsvorgangs zuerst beruhigen und später in einen Flow versetzen, der in glücklichen Momenten einer Art Trance ähnelt. Man spürt das steinige Gelände unter den Füßen und die Sonne im Gesicht und den Wind in den Haaren. Und hat manchmal von einer Sekunde auf die andere das Gefühl, dass man versteht, wie alles zusammenhängt: die Ameisen mit dem Gras mit den Bäumen mit den Bergen, das winzig Kleine mit dem schrecklich Großen, die unsichtbaren Moleküle mit dem unfassbaren Kosmos. Dann glaubt man zu spüren, dass sich alles um einen in perfekter Harmonie befindet, und man selbst mittendrin unterwegs ist. Ein Teil des Ganzen, ein Puzzlesteinchen im gigantischen Weltenpanorama. „Wandern ist kein Vergnügen“, hat Hans Jürgen von der Wense einmal geschrieben: „Es ist Gottesdienst.“ Und auch deshalb ist es das beste Therapeutikum, das man sich in dieser außer Rand und Band geratenen Welt nur vorstellen kann. Wandern hilft. Es hilft gegen Bluthochdruck und Gefäßverengung, es hilft bei Diabetes und Schlafproblemen und dem Eingerostetsein im Allgemeinen, und wahrscheinlich wirkt es auch der Demenz und 26

anderen geistigen Verfallserscheinungen im Alter entgegen, Neurowissenschaftler vermuten das jedenfalls ganz stark. Wandern beugt depressiven Stimmungen vor und rückt mit seinen regelmäßigen „Geschafft!“-Momenten auch ein angeknackstes Selbstbewusst­ sein wieder zurecht. Wer es aus dem Tal zu einer Alm hoch oben schafft, weiß: Das Leben besteht aus Etappen, die man nacheinander meistern kann – auch wenn sie einem auf den ersten Blick unbezwingbar erscheinen. Noch ein Zitat: „Ich kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann.“ Das hat Søren Kierkegaard gesagt, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller. Und ein begeisterter Wanderer. Wie übrigens die meisten berühmten Welterklärer seit dem Altertum. Schon die Philosophen der Antike wussten, dass Wandern dabei hilft, auf andere Gedanken zu kommen und zementierte Blockaden im Kopf zum Einsturz zu bringen. Platon und Seneca, später Petrarca und Rousseau und Pascal und Goethe: Sie alle fanden beim Wandern (oder zumindest auf langen Spaziergängen) neue Ideen. Von Friedrich Nietzsche stammt die Aussage, er traue grundsätzlich keinem Gedanken, der nicht mindestens zehn Kilometer weit gewandert sei. Man kann das übrigens selbst bei jeder Tagestour

Sagenhafte Ausblicke: Route vom Vital-Hotel Post zum Schneeberg bei Mühlbach am Hochkönig

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Gut ausgerüstet durch die Dolomiten: vom Hotel Sexten zur Rotwandspitze

Kleine Stärkung: Speck-Jause bei einer Wanderung im Arntal mit dem Wanderhotel Drumlerhof

ausprobieren: Sobald man sich dem gleichmäßigen Takt der eigenen Schritte anvertraut, schweifen die Gedanken allmählich ab. Die drohende Steuererklärung ist dann irgendwann ebenso weit weg wie die anstehende Weisheitszahn-OP. Stattdessen kommt man auf Ideen, die einem auf dem Bürostuhl niemals eingefallen wären. Nicht von ungefähr ist die Metaphorik des Denkens eng mit jener des Gehens verbunden. Deswegen sagt man bei der Lösung von Aufgaben gerne, man gehe „Schritt für Schritt“ vor. Oder folge einem Gedankengang. Vielleicht ist das das innerste Geheimnis des Wanderns: dass es trotzdem so einfach ist. Dass es am Ende nur darum geht, einen Fuß 28

vor den anderen zu setzen, immer und immer wieder. Für viele, die sich in einer hochkomplex gewordenen Welt zurecht finden müssen, ist das eine Erlösung. Beim Wandern kann man den immer schneller getakteten Zeitläufen zumindest für eine Weile entkommen (und wenn man sein Smartphone im Rucksack lässt, auch der so absurden wie elenden Überallerreichbarkeit). Man kann sein Tempo selbst bestimmen und so vielleicht zurück in jenen synchronen Rhythmus finden, den Mensch und Welt früher einmal gemein hatten. Wobei dieses Bedürfnis nach Entschleunigung übrigens nichts ist, was typisch für unser „Muss nur noch kurz die Mails checken“-Zeitalter

wäre. Joseph von Eichendorff hat einmal beschrieben, wie er mit der Eisen­ bahn unterwegs war. Nach wenigen Stationen stieg er aus und lief zu Fuß weiter, weil ihm die Fahrt viel zu schnell ging und er all die Eindrücke, die er beim Blick aus dem Fenster hatte, nicht verarbeiten konnte. Der Dichter lebte im 19. Jahrhundert. „Wanderer kann man nicht werden, man wird als Wanderer geboren“, hat der Naturphilosoph Henry David Thoreau etwa zur gleichen Zeit verfügt, als habe er die Facebookeinträge mit seinem Bonmot und den 1557 Likes bereits vor Augen. Natürlich stimmt die Aussage nicht, natürlich kann man

» Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun. « Friedrich Nietzsche, Philosoph

Wandern erlernen. Jeder kann das, und es ist überhaupt nicht schwer. Man muss nur irgendwann in seinem Leben an einem jungen Morgen den Rucksack packen und aufbrechen. Und dann muss man losgehen, und dann immer weiter. Richtung Horizont, über die Straße in die Felder, in die Wälder, in die Berge. Manchmal wird man dann nichts als die eigenen Schritte hören. Keinen Wind, kein Vogelgezwitscher, kein Raunen der Baumwipfel, kein Blättergeraschel – bloß die eigenen Schritte. Und ein heiteres Summen, das tief aus einem zu kommen scheint. Von dort, wo den Philosophen zufolge die Seele zuhause ist. 29


Große Abenteuer mit Kleinen

Von Höhenflügen, Unterhaltungskünsten und unvergesslichen Momenten: Wer als Familie Bergtouren macht, der kann was erleben. VON CHRISTIANE WÜRTENBERGER

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» Kinder nehmen es beim Wandern locker mit uns auf. «

Wanderhotel Gassner im Nationalpark Hohe Tauern: Familientour ins Obersulzbachtal

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eit etwa zwei Stunden geht es stetig bergauf. Ich liebe Wanderungen seit meiner Kindheit, aber derzeit habe ich einen gewissen Respekt vor Aufstiegen von mehr als 750 Höhen­ metern. Wir schreiben das Jahr 2010, und meine Kondition als junge Mutter ist nicht die beste. Mein Sohn Johann, knapp sechs Jahre alt, liegt derzeit etwa drei Spitzkehren vor mir. Ich muss aufpassen, nicht abhängt zu werden. „Hallo Mama, kannst du noch?“, ruft der Knirps vergnügt von oben herunter und stiefelt dann mit seinen kleinen Wanderschuhen weiter. Er strotz vor Kraft – und auch vor Stolz, dass er bei der Tour überhaupt dabei sein darf. Müdigkeit oder Langeweile? Heute keine Spur davon. Das haben wir Erwachsenen wirk­ lich geschickt gemacht. Bei unseren 32

Klara und Johann mit Hund auf großer Tour vorherigen, eher kleinen Ausflügen hatten er, Schwester Klara (9 Jahre) und Cousine Julia (6 Jahre) nämlich schon ziemlich gequengelt. Dieses Mal jedoch haben wir den Spieß einfach umgedreht und den beiden jüngeren Kindern am Vortag erklärt, sie müss­ ten mit meiner Schwägerin zu Hause

bleiben – wir hätten eine richtig an­ spruchsvolle Bergtour vor. Viel zu schwer für Vorschulkinder! Gerne ein anderes Mal wieder. Der Trick, am Anfang gar nicht als solcher gedacht, funktioniert groß­ artig. Johann und Julia beginnen, für

die Teilnahme an diesem aufregenden Abenteuer regelrecht zu kämpfen. Und wir geben am Ende großzügig nach und erklären ihnen die Bedingungen: 900 Höhenmeter müssen sie schaffen, also ungefähr drei Stunden stramm bergauf gehen – ohne Theater und Ge­ nerve. Nur die Frage, wie weit es noch ist, sei ab und zu erlaubt. Zur Beloh­ nung könnte es oben in der Berghütte dann aber Kaiserschmarrn und Kakao geben. Johann und Julia sind Feuer und Flamme. Und meine große Tochter will hinter den Kleinen nicht zurückstehen.

Man erfährt viel, wenn das Handy im Rucksack bleibt Aus aktuellen Studien weiß man ja, dass es Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren von der Kondition her durchaus mit erwachsenen Ausdauer­ sportlern aufnehmen können – ihre

Muskeln ermüden nämlich langsamer und sie erholen sich schneller von körperlichen Strapazen. An Kraft und Energie mangelt es also selten bei wandernden Kindern. Sie nehmen es locker mit uns auf. Die Kunst besteht eher darin, sie herauszufordern und unterwegs zu unterhalten, damit es ihnen nicht langweilig wird. Wir haben uns in diesen Jahren alles Mögliche ausgedacht: Suchwettbewer­ be, bei denen die Kinder unterwegs bestimmte Blumenarten, besonders geformte Steine oder Blätter finden mussten. Natürlich haben wir auch kleine Staudämme in Gebirgsbächen errichtet und unterwegs Wanderlieder geschmettert. Später gab’s öfter Fotound Filmwettbewerbe. Aber so eine geniale Idee wie das Wanderverbot hatten wir nicht mehr. Funktioniert auch nur einmal, schade eigentlich.

Einige Jahre später verbringen wir ei­ nen Wander- und Badeurlaub, bei dem die halbe Familie flach liegt. Mann und Tochter haben eine Mittelohrentzün­ dung. Mein Sohn, mittlerweile etwa zehn Jahre alt, ist enttäuscht, dass mit der Schwester nichts anzufangen ist, und macht Ferien mit seinem Handy. Irgendwann zwinge ich ihn dazu, mit mir zu einem nahe gelegenen Wasser­ fall zu wandern. Natürlich will er nicht, kommt nach längeren Diskussi­ onen aber doch schlecht gelaunt mit. Was soll ich sagen: Wir haben, nach­ dem Johann den ersten Frische-LuftSchock überstanden hat, einen tollen Mutter-Sohn-Nachmittag und eine der schönsten gemeinsamen Wanderun­ gen. Auch gute Gespräche entstehen unterwegs. Man erfährt eine Menge, wenn man mal länger nebeneinander her geht und das Handy im Rucksack 33


bleibt. Wenn die Kinder sich endlich öffnen und erzählen. Auch das ist für mich eines der großen Wunder beim Wandern. Nicht nur die Gedanken fliegen, es kommen auch oft intensive Unterhaltungen zustande. Noch heute erzählen Johann und ich uns gern von diesem gemeinsamen Erlebnis und lachen über die kleinen Videosequenzen, die damals entstan­ den. Die Tour erwies sich als deutlich weniger harmlos, als ich gedacht hatte. Das freute Johann natürlich, denn er konnte seine Kletterkünste unter Be­ weis stellen, musste seiner Mutter hier

Das Heidi Hotel Falkertsee in Kärnten bietet geführte Fami­ lienwanderungen an

» Mit 17, 18 Jahren­ wollen sie plötzlich doch wieder in die Berge. «

und da sogar Mut zusprechen. Der Weg verlief durch ein kleines Bach­ bett, das Wasser führte, oft mussten wir von Stein zu Stein hüpfen, manch­ mal mehr oder weniger auf allen Vieren kraxeln, wenn wir nicht nass werden wollten. Wirklich gefährlich war’s nicht, ein Abenteuer aber schon, Holzleitern und kleines Abseilen an einem Felsen inklusive.

Vor ein paar Wochen erzählt mir mein Bruder, der neben Julia noch zwei kleine Söhne hat, von seinem Wan­ derurlaub, bei dem er nicht wirklich viel von den Bergen gesehen hat. Er ist etwas enttäuscht, meint aber tap­ fer, er betrachte Familientouren in den Alpen als Invest in die Zukunft. Man müsse da wohl durch, die Kinder früh fürs Wandern begeistern, langsames Tempo und Genöle ertragen, nie über die Baumgrenze hinaus kommen und dabei auch noch den Dauerunterhalter spielen. Dafür könne man dann in ein paar Jahren mit den vor Kraft strotzen­ den Teenagern aufregende Touren un­ ternehmen. Darauf freue er sich schon. Ich fange erst einmal an, schallend zu lachen. Meine Kinder (mittlerweile

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Macht Spaß: Wander­tour mit der ganzen Familie – wie hier beim Wanderhotel Glemmtalerhof in Saalbach Hinterglemm

Hütten­ tour machen. „Das wird voll cool, Mama“, meint sie, als sie in mein erstauntes Gesicht blickt. Erst denke ich nämlich, sie will mich veräppeln. Aber als sie begeistert wei­ tererzählt, sickert es ganz langsam bei mir durch: Sie meint das ernst. Sie will das wirklich machen. Sie freut sich drauf und hat wahrscheinlich schon eine Bedarfsliste angefertigt: Hütten­ schlafsack, Mamas Wanderschuhe aus­leihen, Rucksack, Regenjacke, Funkti­ onsshirts.

15 und 18) winken jedes Mal mitleidig lächelnd ab, wenn sie das Wort Wander­ urlaub hören. Ich erzähle ih­ nen dann, wie sie auf einer Alm in Süd­ tirol gemeinsam mit der Cousine Rad­ schlag geübt haben. Wie wir in Bächen in der österreichischen Alpen baden gingen. Und wie toll die Klettertour in Südfrankreich war. Sie erinnern sich, schauen sich gerne die Bilder von da­ mals an. Aber auf Tour gehen möchten sie nicht mehr. Aus und vorbei.

Meine Tochter plant eine Hüttentour

So ist das also, denke ich: Mit 17, 18 Jahren wandern sie doch plötzlich wie­ der. Wollen in der Natur sein. Land­ schaften erobern, Berge erklimmen, sich herausfordern. Ich finde es nicht schlimm, dass es im Moment (noch) ohne mich ist. Ich freue mich derzeit nämlich ohnehin auf Touren alleine oder mit Mann. Und vielleicht gehen wir in ein paar Jahren ja auch mal wieder generationsübergreifend auf Tour. Aber dann machen wir es an­ dersherum. Dann möchte bitte schön ich zur Abwechslung mal so richtig bespaßt werden, damit ich unterwegs bei der Stange bleibe.

Dachte ich. Bis mir meine Tochter vor ein paar Tagen erklärt, sie wolle mit ihrer Clique im kommenden Som­ mer in den Alpen eine mehrtägige 35


SenkrechtStarter

Manchmal braucht das Leben Herausforderungen. Weil es Zeit ist, dass man etwas Neues ausprobiert – vielleicht auch: Grenzen austestet. Autorin Karin Bernhart erzählt, warum sie sich an immer schwierigere Bergtouren heranwagt, seit die Kinder aus dem Haus sind.

Schwindelerregend schĂśn: Karin Bernhart im Fels 36

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Auf Klettertour am Stuibenfall – mit Steffi Falkner vom Falknerhof im Ötztal

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er Himmel ist stahlblau, es ist sehr still. Die Geräusche aus dem Tal sind längst verstummt, und nur der Wind singt ein leises Lied vom Sommer in den Bergen. Unter mir zieht ein Adler seine Kreise. Aber Moment mal, irgendetwas stimmt an diesem Bild nicht. Wieso ist der Adler unter mir? Mit einem Schlag wird mein Mund trocken, meine Ohren werden heiß, weil es mir wieder bewusst wird: Ich hänge an einem dünnen Stahlseil in einer senkrechten Felswand, unter mir einige Hundert Meter Luft, neben mir die wahrlich Furcht einflößende Ortler Nordwand und vor mir die Schlüsselstelle des Tabaretta Klettersteigs, hoch über Sulden am Ortler. Dieser Klettersteig gilt als einer der schwierigsten in Südtirol, und ich frage mich, was ich hier eigentlich verloren habe. Wie konnte es nur dazu kommen, dass ich, eine zweifache Großmutter mit 60 Jahren an einer solchen Felswand herumturne?

bevor man oberhalb der Payerhütte (3029 Meter) den Ausstieg erreicht. Sollte man dies nicht schaffen, dann hilft nur noch ein Anruf bei der Berg­ rettung Sulden. Der Tabaretta Klettersteig ist einer der wenigen, bei dem es keine Steighilfen – also Eisenbügel oder Leitern gibt. Statt dessen sind Technik und Armkraft gefragt. Hat man von dem einen oder anderen zu wenig, dann hat man spätestens am „gelben Knott“ ein Problem. Und genau da befinde ich mich jetzt. Andrea, die glückliche, hat die schwierige Querpassage schon überwunden und ruft mir aufmunternd zu: „Lass dir Zeit. Setz dich in den Gurt und ruh dich erst mal aus!“ Das habe ich bereits gemacht und bin jetzt außer mit den beiden Karabinern vom Klettersteigset mit

Meine Pulsfrequenz will einfach nicht sinken Das Schild am Einstieg zum Klettersteig hätte mir und meiner Freundin Andrea, ebenfalls glückliche Oma von zwei süßen Enkeln, eine Warnung sein sollen. Stattdessen fanden wir es total witzig, uns gegenseitig vor dem rotweißen Verbotsschild zu fotografieren, auf dem eine Oma mit Krückstock und Dackel an der Leine abgebildet ist. Bereits der Einstieg in den Klettersteig liegt auf 2500 Meter Höhe. Von dort geht es nochmals 500 Höhenmeter mehr oder weniger senkrecht hinauf, 38

Lust auf Höhenflüge? Gute Startplätze für Gleitschirmflieger gibt's zum Beispiel in Sand in Taufers

zwei kurzen Express-Schlingen gesichert. Die Füße habe ich gegen die Wand gestellt, die Arme hängen schlaff herunter und meine Hände brennen wie Feuer. Komischerweise will trotz dieser relativ bequemen Stellung meine Pulsfrequenz nicht sinken, und meine Gedanken gehen in alle möglichen Richtungen. Die entsetzten Gesichter meiner Familie, wenn sie mich jetzt sehen könnten, kann ich mir lebhaft vorstellen, und ich murmele: Recht haben sie! Je oller, je doller! Noch vor wenigen Jahren wäre eine solche Kletterei für mich undenkbar gewesen. Damals hat schon der Blick

in die Tiefe beim Überqueren einer Hängebrücke in mir Schwindelgefühle verursacht. Es begann vor etwas mehr als zehn Jahren, als die Kinder ausgezogen waren und sich vor allem an den Wochenenden eine gewisse Langeweile einschlich, womöglich gepaart mit den ersten beunruhigenden Anzeichen der Wechseljahre.

Wenn die Kinder flügge sind, wird man mutiger Die einen wechseln während dieser Zeit der Veränderung die Frisur, die anderen gleich den Partner. Manch eine verfällt in Lethargie, andere in

hektische Betriebsamkeit. Um die äußeren Anzeichen des Älterwerdens zu bekämpfen, wählen einige die Waffen Skalpell oder Botox, andere probieren es mit viel Sport. Letzteres lag mir schon immer am nächsten, allerdings muss ich zugeben, dass ich in den letzten Jahren die Zügel etwas hatte schleifen lassen. Die gängige Ausrede eines anstrengenden Familienalltags mit kleinen Kindern kam mir immer gelegen. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass gerade Mütter eine von der Natur vorgesehene, eingebaute Bremse haben, wenn es um potenziell gefährliche Sportarten geht. 39


» Gipfel haben für mich etwas Magisches. «

Und anscheinend verschwindet diese Hemmschwelle, sobald der Nachwuchs flügge ist. Bei mir jedenfalls muss es so gewesen sein, denn meine Wanderungen wurden immer länger und anstrengender, mein Blick hinauf zu den Gipfeln immer sehnsüchtiger. Dass die Berge Suchtpotenzial haben, ist all­ gemein bekannt, und ich kann das nur bestätigen. Das Erreichen eines Gipfels und der fast grenzenlose Weitblick, den man von dort oben hat, haben etwas Magisches. Alle Mühe ist überwunden, nun steht man ganz oben und genießt. Eine angenehme, schweigsame Müdigkeit macht sich breit, wenn man glücklich und entspannt im Sonnenschein unter dem Gipfelkreuz sitzt. Eventuelle Sorgen und das alltägliche Gedankenkarussell konnte man entweder im Tal lassen, oder man hat es geschafft, 40

im stetigen, fast meditativen Schritt bergauf seine Probleme zu sortieren. Und, logisch: Hat man dieses Gefühl von innerer Ruhe und Selbstvertrauen einmal gespürt, dann möchte man das immer wieder haben. Ebenso, wie den Adrenalinkick, den ausgesetzte Kletter­ stellen in Gipfelnähe gelegentlich auslösen. Und das Dopamin, mit dem man hinterher belohnt wird.

Karin und Andrea sind ganz oben

Gäste vom Wander­hotel Poppengut am Klettersteig im Stodertal in Oberösterreich

Das Problem: Wie bei jeder Sucht muss auch hier die Dosis immer wieder gesteigert werden, damit man noch den gleichen Effekt auslöst. So ist es wohl nur natürlich, sich immer wieder neue und zunehmend schwierigere Ziele zu suchen. Ich bin froh, dass ich in Südtirol leben darf, wo die schönsten Gipfel vor der Haustür liegen.

Mit jeder Tour entstehen neue, abenteuerliche Pläne Eine ganze Weile war ich damit beschäftigt, diese Gipfel der Reihe nach zu erklimmen. Ein schöner Neben­ effekt: Man trifft Gleichgesinnte und schließt viele neue Freundschaften. Wenn man sommers wie winters in den Bergen unterwegs ist, entstehen mit fast jeder Tour neue, abenteuer­ liche Pläne. Und der, zugegeben, etwas abgedroschene Slogan „Just do it“

wurde im Laufe der Jahre zum Credo für mich und meine liebsten Berg­ kameradinnen. So war ich mit Freundin Andrea nicht nur in Südtirol auf unzähligen Skitouren unterwegs, sondern auch in Grönland, Island, Frankreich, den Pyrenäen und den Abruzzen. Wer im Winter auf Ski und im Sommer zu Fuß die Berge erobert, der kann konsequenterweise auch vor der dritten Alternative, dem Mountain­bike, kaum Halt machen. Der Aktionsradius erweitert sich und statt des mühsamen Wegs bergab saust man ins Tal. Vieles ergibt sich also fast von selbst, ein bisschen was muss man allerdings auch tun. Denn die schönsten Touren sind oft auch die anstrengendsten, und wer sich wegen mangelnder Kondition nur quälen muss, der wird bald

Wie wär's mit Trailrunning? Christian Kirchner geht mit seinen Gästen bei Bramberg ins Gelände

die Lust verlieren. Etwas Training bringt aber nicht nur mehr Freude bei den Touren, sondern auch Sicherheit. Reserven für den Notfall sollte man immer haben, denn sonst kann es in den Bergen schnell gefährlich werden. Trotzdem: Es ist schon irgendwie eine verkehrte Welt, wenn die großen Kinder insgeheim den Kopf schütteln und vor jeder Tour sagen: „Mach nichts Gefährliches, Mama. Und ruf gleich an, wenn du zurück bist.“

"Hey, kleine Omi, alles klar? Kommst du?" Mein Blick schweift über das 360-GradBergpanorama, das von meinem luftigen Aussichtspunkt aus wahrlich atemberaubend ist. Auf einmal werde ich ganz ruhig, ein überwältigendes Glücksgefühl erfasst mich, und ich weiß plötzlich ganz genau, warum

ich hier bin. „Hey, kleine Omi“, ruft Andrea, „alles klar? Kommst du? Ich werde hier drüben auch nicht jünger.“ „Bin unterwegs“, rufe ich zurück und hänge meine Sicherungen weiter. Ein paar Meter noch an der Felswand entlang, dann ist ein sicherer Standplatz erreicht. Konzentriert klettern wir beide weiter und fallen uns nach dem Ausstieg überglücklich in die Arme. Als wir etwas später auf der Aussichtsterrasse der Payerhütte vor einem großen Weißbier sitzen, frage ich Andrea, ob sie nicht auch manchmal denkt, dass wir zwei doch etwas verrückte Omas sind? Nachdenklich meint sie: „Eigentlich denke ich, wir sind eher coole Omas.“ Und was ist, wenn wir so eine Tour eines Tages mal nicht mehr schaffen?“, will ich wissen. „Das ist egal“, meint Andrea. „Heute haben wir’s geschafft. Das ist alles, was zählt.“ 41


DEUTSCHLAND

Bad Tölz

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#wanderhotels

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Die besten Wanderhotels im Überblick NR. HOTELNAME 1 2 3

Redaktion: Cross Media Redaktion, www.cross-media-redaktion.de Fotos: Udo Bernhart (Cover), Udo Bernhart, Joachim Negwer, Carolin Thiersch, Dietmar Denger, Andreas Weise, Herbert Raffalt, Christiane Würtenberger, Karin Bernhart, Helmuth Rier, Archiv Wanderhotels Druck: druck.at, Samson Druck 42

Hirschen Wohlfühlhotel Ski- und Wanderhotel Jägeralpe Hotel Lumberger Hof

4

Verwöhnhotel Chesa Monte

5

Hotel Jägerhof

6

Hotel Falknerhof, am Ursprung

7

Hotel Kirchenwirt, Pitztal

8

Verwöhnhotel Kristall

9

Der Brandstetterhof

Hotel Elisabeth

12

Hotel Waidringer Hof – 1. Tiroler Glückshotel

71

NR. HOTELNAME

V

EN TI E E N Belluno

NR. HOTELNAME

Udine

NR. HOTELNAME

NR. HOTELNAME

13

Natur- und Wanderhotel Outside

28 Hotel Katschberghof

43 Hotel Golserhof

59 Aktivhotel Panorama

14

Wanderhotel Taurerwirt

29 Heidi-Hotel Falkertsee

44 Hotel Zirmerhof

60

15

Wanderhotel Gassner

30 Naturel Hoteldorf Schönleitn  N E U

45 Hotel Belvedere

Tratterhof – The Mountain Sky Hotel

61

Tauber‘s Bio Wander-Vitalhotel

16

Wanderhotel Kirchner

17

Wanderhotel Glemmtalerhof

18

Hotel Tiroler Buam

32

19

Landhotel Schafhuber

20 Vital-Hotel Post 21

Landhotel Alpenhof  N E U

22 Aktivhotel Gasteiner Einkehr 23 Wander- und Ferienhotel Alte Post 24

Ski- und Wanderhotel Steffner-Wallner

Natur- und Wellnesshotel Höflehner

46 Wanderhotel Regina

Familien- & Wanderhotel Matschner

48 Sporthotel Alpenrose  N E U

33 Genießer Schlosshotel Seewirt

49 Cyprianerhof Dolomit Resort

34 Kirchenwirt Sport- & Wanderhotel

50 Wanderhotel Europa

65 Autentic Adler

35 Relax & Wanderhotel Poppengut

51

66 Hotel Vierbrunnenhof

31

36

Aktiv- und Wellnesshotel Traube Post

37 Wanderhotel Vinschgerhof 38 Wander- und Sporthotel Vetzan

47 Hotel Marica

Hotel Icaro

62 Wanderhotel Drumlerhof 63 Alpin Panorama Hotel Hubertus 64

Excelsior Dolomites Life Resort NEU

52 Alpenhotel Rainell

67 Aktivhotel Trenker

53 Hotel Interski

68

54 Posta Zirm Hotel Aktiv- & Vitalhotel Taubers Unterwirt

Wander- und Vitalpina Hotel Magdalenahof

69 Hotel Leitlhof Dolomiten

39 Hotel Sand

55

40 Tonzhaus Hotel & Restaurant

56 Naturhotel Lüsnerhof

71

26 der daberer. das biohotel

41

57 Erlebnisort Gassenhof

72 Hotel-Gasthof Rosengarten

27 Almwellness-Resort Tuffbad

42 Vitalpina Hotel Waldhof

10 Natur- & Wanderhotel Tuxertal 11

J U

O IN T EN TR

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Trento

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Tourismusverein Wanderhotels in Europa e.V., A-9900 Lienz, Südtiroler Platz 2

35

K

Tel. +43 4852 64611 www.wanderhotels.com info@wanderhotels.com

IMPRESSUM

Hallein

R ÖS TE R R E I C H OB E

Hinterstoder 34 Berchtesgaden Füssen GarmischBad 12 Kufstein St. Johann Waidring Partenkirchen Filzmoos Aussee Tauplitz Achensee Tannheim 3 Maria in Tirol BischofsÖSTERREICH Bregenz Reutte Oberstdorf Wörgl 11 hofen 21 8 Kitzbühel Alm Ramsau 32 19 9 20 18 31 Ehrwald 17 L Schwaz Radstadt Zell O R 1 R Schladming Zirl Saalbach am See Sankt Johann A Wattens T I Schoppernau 16 Imst 15 22 Telfs M Spielberg Gerlos 23 im Pongau Warth Mittersill S T E I E R Innsbruck 2 R R A L BER VO S A L Z B U R Dorfgastein 10 G 5 G Bad Gastein 24 Tamsweg Murau 6 Mayrhofen Landeck Bludenz Mauterndorf Matrei Niederthai Turrach 4 Ladis Pitztal am Brenner 28 14 13 Katschberg Fiss Ridnaun 7 Heiligenblut Gaschurn Matrei Kals in Osttirol Pfunds 33 Friesach 62 57 59 Sterzing Obervellach Gmünd 29 O 58 S T TI R OL 66 68 Althofen Falkert 36 Val di Mezzo 60 61 Lienz 65 Graun 25 E N T N R S Ü D T I R K Ä Bruneck Spittal Sillian O LBrixen SCHWEIZ Vernagt 40 St. Andrä 63 69 56 64 Irschen 43 44 Vinschgau 70 55 Dellach Klagenfurt 42 67 Meran Lesachtal 27 26 38 39 Villach Hermagor Feldthurns Vetzan 37 30 52 Lana 51 53 54 45 50 46 Cortina 41 Jenesien Seis Corvara d’Ampezzo 49 St. Ulrich Bozen St. Nikolaus AUL 48 FR I I EN L NET 47 O E V HS C Cavalese SLOWENIEN LI 72

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Salzburg

Tegernsee

25

Wander- & Wohlfühlhotel Landhof Irschen

Erlebnishotel Waltershof

70 Berghotel Sexten Sport & Wellness Hotel Cristallo

58 Hotel Jaufentalerhof 43


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